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Veröffentlicht am 30.05.2022

Spannend, aber nicht ganz so mitreißend, wie der Vorgänger

Gemina. Die Illuminae Akten_02
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Ich muss gestehen, Gemina versauerte ziemlich lange auf meinem SUB. Zuerst war es Opfer meiner Angewohnheit, Bücher, an die ich hohe Erwartungen habe, aufzuheben, um mich länger drauf freuen zu können ...

Ich muss gestehen, Gemina versauerte ziemlich lange auf meinem SUB. Zuerst war es Opfer meiner Angewohnheit, Bücher, an die ich hohe Erwartungen habe, aufzuheben, um mich länger drauf freuen zu können (weird, ich weiß), dann als bekannt wurde, dass die Reihe nicht zu Ende übersetzt werden würde, hatte ich Angst vor einem möglichen Cliffhanger. Doch jetzt wo klar ist, dass Obsidio erscheint (Mai 2022), wollte ich natürlich doch wieder Gemina lesen, muss ja up to date sein 😁

Neuer Band, neue Situation
Das Forschungsschiff Hypatia ist weiterhin mit den Flüchtlingen von Kerenza IV inklusive Kady und Ezra an Board auf den Weg zur Sprungstation Heimdall, um in die Sicherheit des Kerngebiets der Menschheit zu fliehen. Was sie nicht wissen ist, dass Heimdall bereits selbst angegriffen wurde.
In diesem zweiten Band, dessen Rahmenhandlung nun aus einer Gerichtsverhandlung gegen BeiTech besteht, im Rahmen derer das zweite Dossier der Illuminae Akten zu Protokoll gegeben wird, spielen unsere vorherigen Protagonisten Kady und Ezra nur Nebenrollen. Das Autorenduo präsentiert uns stattdessen mit der Sprungstation Heimdall eine neue Kulisse und mit Hanna und Nik neue Protagonisten.

Da wir eine komplett neue Ausgangssituation haben, gibt es wieder eine Art Einführungsphase zu Beginn des Buches. Hier muss ich leider auch schon meinen ersten Kritikpunkt nennen, denn diese Phase empfand ich als viel zu lang. Es vergehen ganze hundert Seiten in denen nichts passiert, außer, dass wir als Leser/in Hanna und Nik und ihr Leben auf Heimdall vorgestellt bekommen. Zur selben Zeit war in Illumiane schon eine Kolonie vernichtet, ein Zombievirus ausgebrochen und wurde ein Raumschiff atomarisiert. Irgendwann tauchen die feindlichen Truppen dann auf und ab da wird es im Hinblick auf die Spannung deutlich besser, doch diese ersten hundert Seiten wahren eher müßig.

Infiltration von Heimdall
Der Mittelteil des Buches gefiel mir am besten. Der Kampf der Protas gegen die Elitesöldner war spannend und wie schon in Band eins halten sich Amy Kaufmann und Jay Kristoff nicht allein mit nur einer Bedrohung auf. Auch hier kommen wieder mehrere Gefahren zusammen, was das abgesehen von einem skrupellosen Kampftrupp noch ist, verrate ich euch aber nicht. Nur so viel wird gesagt, es wird ein bisschen eklig, aber auch weiter spannend. Zum Ende hin wird es dann fast schon etwas zu rasant, sodass in Kombination mit einigen komplexen Ereignissen schon mal Verwirrung aufkommen kann, nach meinem Empfinden hielt sich das aber noch im Rahmen.

Was die Protagonisten angeht, so fand ich sie zwar ganz nett, konnte sie aber nicht so ins Herz schließen, wie Kady oder AIDAN. Zum einen lag es daran, dass viele Muster aus Kadys und Ezras Beziehung einfach wiederholt wurden. Gerade bei den Chatgesprächen war es derselbe Ton, dieselbe Art von Humor, den ich leider oft drüber, überzogen und im Hinblick der Situation unangemessen fand, wobei ich sagen muss, dass diese Neckereien und der mitunter anzügliche Humor auch schon bei Illuminae vorhanden war, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es hier noch unpassender und alberner war, aber vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass ich selbst älter geworden bin, das kann ich nicht so genau sagen.

Fazit:


Das Konzept und die Art die Geschichte zu “erzählen” ist weiterhin großartig und wenn man von einer etwas langen Einführungsphase absieht ist auch die Spannung wieder sehr hoch und lässt die Seiten dahinfliegen. Bei den Charakteren und deren Beziehung wurde mir aber zu sehr das Schema aus Band eins wiederholt, um mich wirklich catchen zu können. Trotzdem ist die Reihe weiterhin gute Unterhaltung und ich will jetzt natürlich auch wissen, was im Finale geschehen wird.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Perfekte Urlaubslektüre

Sex & Vanity – Inseln der Eitelkeiten
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Die High Society is back! Nachdem mich die Crazy Rich Reihe des Autors begeistern konnte, wollte ich natürlich unbedingt auch sein neustes Werk lesen und mich wieder über die Reichsten der Reichen amüsieren.

Urlaubsfeeling ...

Die High Society is back! Nachdem mich die Crazy Rich Reihe des Autors begeistern konnte, wollte ich natürlich unbedingt auch sein neustes Werk lesen und mich wieder über die Reichsten der Reichen amüsieren.

Urlaubsfeeling Pur
In diesem Einteiler entführt uns Kevin Kwan wieder in die Welt der Multimillionäre. Doch statt des schillernden Singapurs bekommen wir dieses Mal die traumhafte Insel Capri und das aufregende New York präsentiert. Das Buch ist in 3 Teile unterteilt, wovon zwei in Capri und einer in New York spielt und gerade die Abschnitte in Capri haben es mir echt angetan. Kevin Kwan hat einfach ein Händchen dafür Fernweh zu erzeugen. Schon bei Crazy Rich sehnte ich mich beim Lesen nach einem Trip nach Singapur (und dem Essen dort) und jetzt lässt er mich von türkisblauen Lagunen, aufregenden Felsenküsten und malerischen Mittelmeerstädten träumen. Wer nach der Lektüre dieses Buches nicht den unbändigen Wunsch verspürt sofort einen Urlaub am Mittelmeer zu machen, muss bereits dort wohnen.

Liebe, Chaos und die Erwartungen der Familie
Kommen wir zur Handlung. Offenbar ist Sex & Vanity eine moderne Adaption des 1908 erschienenen Klassikers “Zimmer mit Aussicht” von E. M. Forster. Ich muss zugeben, ohne Bellas Rezension hätte ich das gar nicht mitbekommen, da das ein Klassiker ist, den ich dann doch nicht kannte. Daher war die Handlung für mich beim Lesen komplett neu. Sicherlich konnte man auch ohne Vorwissen des Originals einige Entwicklungen vorhersehen, aber es hielt sich noch soweit im Rahmen, dass ich diese Vorhersehbarkeit als nicht allzu störend empfand. Zumal es bei Kevin Kwan, selbst wenn man ahnt, was passieren wird, es immer interessant mitzuverfolgen ist, wie genau denn unsere Superreichen auf die jeweilige Situation reagieren. Dieser Reiz wird durch auch in diesem Buch wieder auftauchende schrille Figuren, wie z.B. Rosemary Zao verstärkt. Das Buch macht einfach Spaß, selbst wenn die Handlung nicht allzu komplex ist.

Bei den Charakteren hätte man aber trotzdem noch etwas mehr herausholen können. Während ich die mangelnde Komplexität in der Handlung in Anbetracht, dass dies hier “nur” ein 40 Seiten Einzelband ist, verschmerzen kann, hätte ich mir wenigstens bei Lucy und George schon mehr Hintergrund gewünscht. Gerade George blieb für mich blass und unscheinbar, selbst jetzt nach dem Ende des Romans, kann ich im Grunde nichts über seine Vergangenheit sagen. Bei Lucy hingegen fehlte es mir ein bisschen an Charakterentwicklung. Häufig konnte ich ihre Entscheidungen nicht wirklich nachvollziehen, hier hätte man sich etwas mehr Zeit zur Ausformung ihres Charakters nehmen müssen.
Was mir hingegen gut gefallen hat, war der Konflikt von Lucy zwischen ihrer chinesischen, als auch altem Geldadel Herkunft. Tatsächlich hätte man diesen Aspekt sogar noch mehr ausbauen können, das hätte dem Buch mehr Tiefe verliehen. So bleibt es bei gelungenen Ansätzen.

Fazit:


Mit der phänomenalen Crazy Rich Reihe mag dieser Einzelband nicht mithalten können, dazu fehlt es ihm an Komplexität. Doch zum Ausgleich haben wir hier locker leichte Unterhaltung mit traumhaften Urlaubsflair und dem für Kevin Kwan typischen spitzen Humor. Das perfekte leichte Buch für den Sommerurlaub.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Englands erste Königin nach eigenem Recht

Bloody Mary
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Mary Tudor ist für mich keine Unbekannte. Zum einen belegte ich in meinem Geschichtsstudium mal ein Seminar zu den Religionskonflikten in England in der Neuzeit, wo sie natürlich eine wichtige Rolle einnahm, ...

Mary Tudor ist für mich keine Unbekannte. Zum einen belegte ich in meinem Geschichtsstudium mal ein Seminar zu den Religionskonflikten in England in der Neuzeit, wo sie natürlich eine wichtige Rolle einnahm, zum anderen kam ich mit ihr zumindest als Randfigur auch schon im Roman Der Onyxpalast in Berührung. Königin Mary war mir also schon vertraut, trotzdem war ich sehr gespannt, wie ihr Leben als Graphic Novel adaptiert wird.

Klare Struktur und satte Farben
Was wir hier in Graphic Novel Format vorliegen haben, ist im Grunde eine Biografie. Dementsprechend beginnt Gehrmann bei Marys Geburt und endet bei ihrem Tod. Durch diese chronologische Erzählweise gibt es einen klaren roten Faden und der Geschichte lässt sich leicht folgen, auch von denjenigen, die mit Comics und Graphic Novels noch nicht allzu viele Berührungspunkte hatten. Auch die Panele sind übersichtlich und sehr klassisch, sprich größtenteils in “Ziegelmauerart” angeordnet. Große Splash Panele oder dynamischere Anordnungen kommen kaum vor. Auf der einen Seite fördert auch das die Lesbarkeit für Einsteiger, auf der anderen Seite kommt die Geschichte dadurch öfters etwas zu statisch daher, gerade im Kontrast zu einigen sehr dramatischen Stationen in Marys Leben. Etwas mehr Varietät wäre daher doch schöner gewesen.

Stilistisch fallen einem sofort die satten Farben auf. Die gesamte Graphic Novel ist wunderschön in Aquarell koloriert, was gerade bei den Kostümen seine volle Wirkung entfaltet. Die Zeichnungen an sich haben mir so weit auch ganz gut gefallen. Der Stil ist in der Figurenzeichnung etwas kindlich, dürfte also auch ein jüngeres Publikum ansprechen. Nur die Augen haben mir nicht so zugesagt. Wirken ansonsten die Gesichtsausdrücke lebendig, wirken die Augen leider oft eintönig und leer.

Englands erste Königin
Doch kommen wir zum Inhalt der Graphic Novel. Kristina Gehrmann hat auf alle Fälle gründlich recherchiert, das merkt man sofort und es gelingt ihr auch größtenteils die Fülle an Informationen leicht verständlich zu übermitteln. Selbst wie es zu der anglikanische Reformation im 16. Jahrhundert kam, ein durchaus komplexes Thema, wird gut verständlich erläutert, ich könnte mir die Graphic Novel daher problemlos als Ergänzung im Geschichtsunterricht in Schulen vorstellen.

Was darüber hinaus auffällt ist, dass die Autorin sich sehr viel Mühe gibt die Frau unter der Krone zu studieren. Intensiv beschäftigt sie sich mit Marys Gedanken- und Gefühlswelt. Das ist prinzipiell ein toller Ansatz, denn von Mary Tudor kennt man größtenteils nur Schauergeschichten, es ist also schön, wenn versucht wird eine historische Persönlichkeit von mehreren Seiten zu beleuchten und verstehen zu wollen. Leider schießt Gehrmann jedoch etwas übers Ziel hinaus, denn in dem Versuch die menschlichen Seiten von Mary Tudor aufzuzeigen, kehrt sie ihre Fehler fast komplett unter den Teppich. Während sie den Phasen in Marys Leben, in denen sie vor allem ein Opfer ihr Vaters, dessen Willkür, sowie politischen Intrigen ist, gut dreiviertel des Comics widmet, wird Marys Regierungszeit, in der sie hunderte Menschen verbrennen und/oder hinrichten ließ, geradezu abgehandelt. Und selbst dort, wo die Hinrichtungen und Scheiterhaufen zur Sprache kommen, scheint es, als ob Gehrman sich scheue, die Verantwortung dafür klar bei Mary zu suchen. Natürlich sollte man bei historischen Persönlichkeiten wie Mary Tudor immer die Ursachen untersuchen und alle Seiten betrachten, das darf aber nicht, wie hier, zu einer Verharmlosung der Taten führen.

Fazit:


Bloody Mary: Die Geschichte der Mary Tudor ist eine interessante Adaption des Lebens der ersten englischen Königin nach eigenem Recht. Strukturiert erzählt und bebildert in wunderschönen Aquarellfarben ergründet diese Graphic Novel den Menschen hinter der Königin, wenngleich dabei an manchen Stellen die negativen Seiten ihrer Persönlichkeit außen vor gelassen werden. Zeichnerisch konnten die Augen nicht vollends überzeugen, dennoch empfehle ich Bloody Mary alle, die sich für die englische Geschichte interessieren.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Unterhaltsam, könnte aber tiefgründiger sein

Ich, Ariadne
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Griechische Mythologie ist mein Ding, das werde ich nicht müde immer wieder zu sagen und auch wenn es auch im Jugendbuch Bereich einige herausragende Adaptionen griechischer Mythen gibt, bin ich doch sehr ...

Griechische Mythologie ist mein Ding, das werde ich nicht müde immer wieder zu sagen und auch wenn es auch im Jugendbuch Bereich einige herausragende Adaptionen griechischer Mythen gibt, bin ich doch sehr froh, dass auch die erwachsene Literaturwelt das Thema für sich entdeckt hat und das insbesondere mit feministischem Blick. Saints Ariadne wird dabei in der englischsprachigen Buchbubble meist in einem Atemzug mit Millers Ich bin Circe genannt, mein Jahreshighlight 2021, daher war ich sehr aufgeregt, als ich die Übersetzung entdeckte, doch hielt ich hier ein weiteres Meisterwerk in der Hand?


Auch für Mythologie Einsteiger geeignet
Zuerst wieder der “Ehemlige-Klassische-Archäologie-Studentn-Pingeligkeits-Test”, sorry da müssen alle Mythologie Bücher durch, aber Ich, Ariadne hat nichts zu befürchten, denn die Autorin hat ihre Hausaufgaben gemacht und ich bin mit der Adaption der Originalmythen zufrieden. Es erreicht zwar nicht die Tiefe und Komplexität von Circe (ich weiß, man sollte Bücher nicht an anderen messen, aber wenn der Verlag so offensichtlich an das Buch anknüpfen will, muss man auch leben damit verglichen zu werden), aber man spürt trotzdem, dass die Autorin die Originalmythen gelesen hat und nicht nur aus Halbwissen rund um Theseus geschrieben hat, daher kann ich nicht meckern und für all jene, die in den antiken Mythen nicht so sattelfest sind, wie ich, dürfte es bestimmt auch ganz angenehm sein, nicht von hundert weiteren mythologischen Randfiguren und deren Namen überflutet zu werden. Lediglich in Bezug auf Dädalus und Ikarus bin ich enttäuscht wie kurz und am Rande deren Schicksal abgehandelt wurde, hier hätte man sich doch noch ein paar Seiten mehr nehmen können.


Ariadne und Phädra
Doch kommen wir zur eigentlichen Geschichte. Der Klapptext stellt Ariadne ins Rampenlicht, aber eigentlich haben wir in dem Buch zwei Protagonistinnen, denn neben Ariadnes, bekommen wir als Leser/innen auch die Gedanken und Gefühle ihrer Schwester Phädra vermittelt. Die beiden Schwestern sich dabei von sehr unterschiedlicher Natur. Während Ariadne zurückhaltend, träumerisch und bodenständig ist, ist Phädra extrovertiert, zielstrebig und ehrgeizig. Der Kontrast zwischen den Schwestern ist gelungen dargestellt und hat mir sehr gut gefallen. Zum Teil werden die Schwestern mit ähnlichen Problemen und Situationen konfrontiert, reagieren aber ganz unterschiedlich auf diese. Dies wird insbesondere beim Thema Mutterschaft deutlich und ich finde es richtig klasse, dass die Autorin nicht nur die positiven Gefühle beschreibt, die damit einhergehen, sondern auch dem Stress, der Müdigkeit, der Angst und den Einschränkungen Raum gibt bez. sogar so weit geht fehlende Muttergefühle zu thematisieren, denn ja das gibt es.

"Ich hatte schon viel über die Qualen der Geburt gehört, aber niemand hatte mir gegenüber je das Elend erwähnt, das darauf folgte. Als sie mir das Kind in die Arme legten, war ich verwirrt. […] Ich hatte Schmerzen, war völlig erschöpft. Ich sehnte mich nach Schlaf, mehr als nach allem anderen […] und fragte mich, warum, ales was ich empfinden konnte, eine Mischung aus Verzweiflung und schwachem Mitleid für diesen winzigen, zornigen Säugling war, der so enttäuscht zu sein schien, sich in meiner Gegenwart wiederzufinden."
(Ich, Ariadne von Jennifer Saint, List Verlag, 2021, S.272)

Nicht für jede Frau sind Kinder ein Segen, das sollte und muss die Gesellschaft akzeptieren. Das Aufgreifen dieser Thematik in der Belleristik kann dazu beitragen dies mehr Leuten bewusst zu machen, daher ein großes Lob an dieser Stelle an Jennifer Saint, dass sie diesen Aspekt in ihr Buch eingebracht hat.

Um wieder auf die Schwestern zurückzukommen, muss ich sagen, dass mir im gesamten tatsächlich Phädra besser gefalle hat, als Ariadne. Letztere war mir zwar sympathischer, aber ich fand, dass sie im Vergleich zu ihrer Schwester die geringere Entwicklung durchmacht. Dafür, dass sie im ersten Kapitel noch groß angekündigt, wie Medusa lieber ihre Feinde in Schrecken zu versetzten, als sich wie ihre Mutter zu ducken, bleibt sie bis zum Ende des Buches erstaunlich passiv. Auch hier fällt es mir schwer Ariadne nicht mit Circe zu vergleichen. Beide landen ungerechterweise und von Männern verdammt auf einer einsamen Insel, doch während sich Circe ihre Insel untertan macht, bleibt Ariadne bis zum Schluss nur ein Gast auf der ihren. Ein letzter, anders hindeutender Satz auf der letzten Seite kann an diesem Eindruck auch nichts mehr ändern.


Den Preis, den die Frauen zahlen
Ein Aspekt, der mir wiederum sehr gut an dem Buch gefallen hat, ist, die zutreffende und ernüchternde Sichtweise auf das Schicksal von Frauen in der griechischen Mythologie.

"Damals wusste ich noch nicht, dass ich auf eine grundlegende Wahrheit des Frauseins gestoßen war: Ganz gleich, wie tadellos unser Leben war, die Leidenschaften und Begierden der Männer konnten uns jederzeit in den Ruin stürzen, ohne dass wir etwas dagegen zu unternehmen vermochten."
(Ich, Ariadne von Jennifer Saint, List Verlag, 2021, S.21)

Medusa, Pasiphae, Io, Kalisto … Die griechische Mythologie ist voll von Frauen, die für Dinge bestraft wurden, die Männer getan haben, ganz zu schweigen von nochmal doppelt so vielen Frauenfiguren, die direkt Gewalt von Männern erfahren. Und es sind nicht nur die Götter oder Schurken, die dieses Leid verursachen, auch die Heroen haben, um es salopp zu sagen, gewaltig Dreck am Stecken, allen voran Herakles und Theseus, also ausgerechnet die Heroen, die im antiken Griechenland am meisten verehrt wurden.
Ich finde es daher immer gut, wenn in modernen Adaptionen das Narrativ des glorreichen Helden aufgebrochen wird. Die Ent-Idealisierung von Theseus gelingt der Autorin auch sehr gut, wobei ich mir wahrscheinlich auch gerade deswegen noch mehr Entwicklung bei Ariadne gewünscht hätte, denn in meinen Augen reicht es nicht in einem Buch, die Männer alle, als schlecht darzustellen, um wirklich feministisch zu sein. Vielmehr möchte ich sehen, wie Frauen sich über diese Normen erheben und Einschränkungen überwinden, nicht nur real, sondern auch in ihren eigenen Deckweisen und das kam mir hier eben doch zu kurz. Auch fände ich es immer schöner, wenn es auch positive männliche Figuren gibt, denn wenngleich es manche Gegner glauben mögen, beim Feminismus geht es schließlich nicht darum alle Männer zu verteufeln. Wenn ich schon auf ein Problem hinweise, kann ich mir auch die künstlerische Freiheit nehmen Verbesserungen darzustellen, selbst wenn der Mythos selbst es nicht hergibt.

Fazit:


Ich, Ariadne kann durchaus unterhalten und ist gerade für Mythologie Neulinge einsteigerfreundlich. Zudem greift es einige wichtige Themen auf, wenngleich es mir da manchmal nicht tief und differenzierend genug in die Materie geht und ich mir gerade bei der Protagonistin mehr Entwicklung gewünscht hätte. Dadurch beschert das Buch beschert einem zwar einige amüsante Stunden, ihm fehlt jedoch der letzte Schliff, um lange nachzuhallen, trotzdem würde ich jeden Mythologie-Interessierten raten, sich selbst ein Bild zu machen und empfehle das Buch gerne und guten Gewissens weiter.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Unterhaltsam, aber auch ausbaufähig.

Im Schatten des Fuchses
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Julie Kagawa konnte mich damals mit ihrer Unsterblich Reihe begeistern (Memo an mich: Unsterblich Reihe re-readen und rezensieren). Klar war ich da auch auf ihre neuste Reihe gespannt, zumal ich für asiatische ...

Julie Kagawa konnte mich damals mit ihrer Unsterblich Reihe begeistern (Memo an mich: Unsterblich Reihe re-readen und rezensieren). Klar war ich da auch auf ihre neuste Reihe gespannt, zumal ich für asiatische Setting immer zu haben bin 😁.

Willkommen in Iwagoto
In ihrem neuen Reihenauftakt entführt uns Julie Kagawa in den fernen Osten. Ihr Reich Iwagoto ist deutlich an Japan während der Edo-Zeit orientiert. Dabei zeigt die Autorin, dass sie im Gegensatz zu manch anderen Autoren, die sich dem feudalen Japan als Inspiration bedienen, ordentlich recherchiert hat. Zumindest so weit ich, als jemand der sich zwar intensiv mit Japan auseinandergesetzt hat, aber sonst keinen japanisch kulturellen Hintergrund hat, beurteilen kann. Besonders die Einbindung der japanischen Folklore mit ihren allerhand verschiedenen Yokais hat mir sehr gut gefallen, aber auch sonst vermittelt das Buch angenehmen fernöstlichen Flair, ohne dabei zu künstlich oder aufgesetzt zu wirken.

Typisches YA-Buch
Doch trotz des wirklich schönen Setting und eines typisch Jugendbuch, flotten Schreibstils muss ich sagen, dass sich die ersten 100 Seiten für mich eher zäh gestalteten. Die Handlung braucht lange, um wirklich in Fahrt zu kommen und das erste Drittel des Buches wirkt wie ein ewig langer Prolog bevor es dann endlich losgeht. Das Gefühl verstärkt sich umso mehr, da man in dieser Phase jetzt auch nicht so wahnsinnig viel über die Welt erfährt, sodass man argumentieren könnte, Kagawa möchte den Leserin sanft mit Iwagoto bekannt machen. Nein, stattdessen werden die Charaktere und ihr bisheriges Leben dargestellt, aber um diese Ausgangssituation zu verstehen hätte es auch die Hälfte der Seiten getan.
Irgendwann kommt dann aber glücklicherweise der Punkt, an dem es endlich losgeht und ab da wird das Buch auch ganz unterhaltsam. Leider bleibt die Autorin auf altbekannten und sicherem YA-Terrain. Wer schon viel in diesem Genre unterwegs war, erkennt schnell die typischen Muster, was die Handlung leider ziemlich vorhersehbar machte. Gerade der Verlauf der Lovestory ist ausgelutschter als eine überkochte Nudel. Es ist alles nett geschrieben, aber Überraschungen sucht man vergebens.

Die Kitsune und der Jäger
Warum lande ich trotz der schwächelnden Handlung trotzdem bei 4/ Punkten? Nun, das dürfte zum großen Teil an Protagonistin Yumeko liegen. Das Fuchsmädchen habe ich schnell ins Herz geschlossen. Sie ist fernab von allem in einem Tempel aufgewachsen und dementsprechend etwas naiv und weltfremd, aber es war eine niedliche Naivität und nicht diese “Was bist du doof Naivität” die mir schnell auf den Senkel gehen würde. Dazu mochte ich einfach ihre offene und positive Art. Selbst als alles, was sie kennt, zerbricht, behält sie ihre Lebensfreude. Bei all den hochdramatischen Protagonist
innen mit ach so tragischen Schicksalen in der YA-Welt fand ich das sehr erfrischend und Yumeko konnte mir mehr als einmal ein Lächeln auf das Gesicht zaubern.

Wo wir jedoch bei ach so leidvollen Charakteren wären: mit Tatsumi wurde ich erst sehr spät im Buch warm. Er ist das Musterbeispiel für den düsteren, “mysteriösen” einsamen Wolf mit tragischer Vergangenheit. Mit seinen sich ständig wiederholenden inneren Monologen alla “Ich bin gefährlich, ich habe keiner Wahl, als meiner Bestimmung zu folgen” bla bla bla, erinnerte er mich unangenehm an Sasuke aus Naruto 😒. Zum Glück wurde das, wie gesagt, im späteren Verlauf der Handlung etwas besser, auch wenn er immer noch ziemlich viele YA-Klischees erfüllt.

Fazit:


Im Schatten des Fuchses, ist gerade was die Handlung und Liebesgeschchte angeht, ziemlich klischeehaft und baucht auch etwas, um wirklich in Fahrt zu kommen. Doch dank eines stimmigen Settings und einer herzlichen Protagonistin konnte mich das Buch dennoch gut unterhalten und ich werde die Reihe weiter verfolgen.

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