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Veröffentlicht am 20.10.2021

Spannend, düster und so mitreißend!

Midnight Chronicles - Schattenblick
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Der Sprung in die Geschichte ist bereits sehr vielversprechend, indem das Autorenduo jede Menge Spannung und Action auf die ersten Seiten gebracht habt. Ich meine, wer lässt sich nicht gern von einem temporeichen, ...

Der Sprung in die Geschichte ist bereits sehr vielversprechend, indem das Autorenduo jede Menge Spannung und Action auf die ersten Seiten gebracht habt. Ich meine, wer lässt sich nicht gern von einem temporeichen, ausgeglichenen Kampf mitreißen? Die ideale Ausgangslage, um den Leser sofort ans Geschehen zu fesseln. Und in meinem Fall ist das 100% geglückt. Ich wollte nach diesem fulminanten Start sofort am Ball bleiben, und auch die Ruhe, die danach einkehrt, konnte mich nicht abschrecken. Es wurde sich Zeit genommen, die Hintergründe, Umstände und alle weiteren wichtigen Infos hervorzuheben und zu erklären. Besonders in Anbetracht, dass die Reihe einmal sechs Bände umfassen wird, ist es nur logisch, dass wir zunächst eher langsam an alles heran geführt werden. Und das ist völlig in Ordnung, denn diese Beleuchtungs-Phase dauert nicht zu lange an. Es wird auch zu keiner Sekunde langweilig, sondern einfach tempomäßig etwas gedrosselt. Dabei sind die eingespeisten Fakten äußerst interessant und der ganze Aufbau der Handlung begeistert durch vielschichtige und außergewöhnliche Elemente. Es macht Spaß, alle kennen zu lernen und mit ihnen ihre Aufgaben. Es erfüllt einen, immer tiefer in diese Welt der Hunter in London abzutauchen und den ganzen Wesen, die hier eine Rolle spielen, zu begegnen. Ist dies bewältigt, nimmt die Geschichte auch umgehend wieder an Fahrt auf und die Spannung steigt damit ebenfalls an. Es wird turbulent, mitreißend und es läuft, entgegen meiner Erwartungen nicht alles glatt. Es gab immer wieder unvorhersehbare Wendungen und allgemein wächst die Undurchsichtigkeit des Ausgangs dieses ersten Bandes mit jeder Seite weiter an. Man tappt quasi dauerhaft im Dunkeln, macht sich Gedanken um Zusammenhänge und sucht fieberhaft nach dem „Warum?“. Aber egal, wie lange man überlegt oder wie viele Wege das Rätseln einschlägt, man verirrt sich ständig und landet in Sackgassen. So entschied ich mich irgendwann dafür, mit einfach nur noch überraschen zu lassen und stellte meine eigenen Ermittlungen ein. Und das tat der Geschichte unheimlich gut. Dadurch häuften sich die Wendungen, die Spannung stieg zusätzlich an und dank der geschickt platzierten Richtungswechsel, fiebert man immens mit. Bianca und Laura haben es auch einfach raus, wie man den Leser an die Seiten kettet, indem sie mehrere Geschehnisse anteasern, worauf man sehnsüchtig wartet. Es gab auch, verhältnismäßig viele Rückschläge, die zum Teil sehr brutal ausfallen und für ein Jugendbuch doch sehr unerwartet kamen. Riesiger Pluspunkt!!
Das große Finale dieses ersten Bandes kann sich dann auch wirklich sehen lassen. Actionreich und explosiv, erstaunlich brutal und über genau die richtige Zeitspanne andauernd. Ich rauschte regelrecht durch die letzten Seiten und konnte das Buch schlicht nicht mehr aus den Händen legen, ohne zu wissen, wie es mit Roxy und Shaw zu Ende geht. Ein spannungsgeladenes Ende, das begeistert, Herzrasen verursacht und diesen ersten Band schlicht perfekt abrundet. Man hätte es nicht besser machen können; nicht einmal mit einem fiesen Cliffhanger – den es für mein Empfinden nicht gab. Aber auch das war eine willkommene Abwechslung und ich freue mich dennoch massiv auf den Nachfolger.

Die Gliederung, in Form der zwei unterschiedlichen Perspektiven spielt dem Buch auch ganz klar in die Karten. Wir bekommen so noch mehr Eindrücke von den Figuren geliefert und können so manch Handlung und Gedankengang um einiges besser nachvollziehen. Auch wenn die beiden sich meist in der Nähe des anderen aufhalten und es deshalb quasi nur einen Erzählstrang statt zwei gibt, ist es die perfekte Erzählform für den Auftakt dieser Reihe. Allgemein harmonieren die Schreibstile der beiden Autoren wunderbar miteinander und können uns detaillreich und bildgewaltig durch den Roman führen. Ich kam unheimlich schnell und locker voran, ohne dass dabei etwas dieser einnehmenden Atmosphäre verloren gegangen wäre. Sie umhüllte mich regelrecht und zog mich mitten hinein ins düstere London. Die Infos wurden geschickt ins Geschehen eingewoben und die gesamte Handlung ist verständlich wie logisch zugleich. Besonders gut gefiel mir hier auch der Spagat zwischen actionlastiger Urban Fantasy und Liebesgeschichte; denn beide Teile bekommen ihren Raum, um sich zu entfalten und den Leser zu erreichen. Es war zum Teil wirklich sehr prickelnd; das Knistern dabei deutlich spürbar und alles in allem einfach glaubhaft und realistisch in Szene gesetzt. Aber zugegeben, ich hab auch nichts anderes erwartet, bei diesem Duo!

Als letzten Punkt, den ich abhandeln möchte, geht’s nun zu den Figuren. Obwohl eine große Anzahl an Charakteren vertreten sind, bleibt doch keiner von ihnen auf der Strecke. Jeder, sowohl der wichtigste Protagonist als auch der nebensächlichste Zuschauer, ist ausreichend tiefgründig und greifbar ausgearbeitet und es fällt einem leicht, sich seine Meinung zu ihnen zu bilden. Auch die Vielfalt an Persönlichkeiten beeindruckte mich und es gab für jeden Geschmack garantiert den entsprechenden Lieblingscharakter. So hat mein Herz zum Beispiel, Warden im Sturm erobert.
Doch auch die Protagonisten Roxy und Shaw sicherten sich schon frühzeitig einen Platz in meinem Herzen. Besonders Shaw, der mehr als nur attraktiv ist, hatte ein leichtes Spiel bei mir. Durch seine undurchsichtige Vergangenheit, wächst das Interesse an ihm stetig an und man versucht sich, genau so wie er, krampfhaft daran zu erinnern, was vor der Besessenheit war. Shaw war ein herzensguter Kerl; mit Humor, Charme und dem gewissen Etwas. Sich in Shaw zu verlieben, fällt einfach leicht – weil es so aufmerksam, so empathisch und so mitfühlend ist. Gleichzeitig bringt er aber auch eine Portion Bad Boy mit sich; was sich gut ins Gesamtbild einfügt und ihn so zu einem wahren Book Boyfriend werden lässt.
Roxy hingegen ist eigen; was keineswegs heißt, dass sie keine gute Hauptfigur darstellte. Sie war einfach gezeichnet; gezeichnet vom Leben und dem Erlebten und es wird immer deutlicher, warum Roxy so distanziert und sarkastisch ist. Zum Glück wird man aber unweigerlich warm mit ihr; weil ihre Beweggründe immer nachvollziehbarer werden und sie selbst als Person auch immer mehr auftaut. Es war unheimlich spannend mitzuerleben, wie sehr Roxy für sich, für ihre Lieben und für alles, was ihr wichtig ist, einsteht – aber gleichzeitig auch eine verletzliche Seite an sich hat. Erstaunlicherweise habe ich mich, trotz dessen, dass sie und ich sehr unterschiedlich sind, wunderbar mit ihr identifizieren können, sodass mir auch das mitfiebern und mitfühlen wahnsinnig leicht fiel. Ich mochte Roxy, weil sie eben nicht der Sonnenschein war, den man sonst so in Romantasy-Romanen vorfindet. Sie hatte Tiefgang, Ecken und Kanten und ihre ganz eigenen Probleme. Und das machte sie für mich lebendig und greifbar.
Selbst die Interaktionen untereinander sind wunderbar herausgearbeitet und sehr abwechslungsreich und vielschichtig. So wurde es auch in den eher ruhigen Passagen nie zu langweilig; denn zwischen den Figuren flogen auch mal die Fetzen und nicht jede Anweisung von oben (also von den Chefs) wurde befolgt, sodass es immer wieder Explosivität gab. Und trotzdem wurde nichts überdramatisiert oder überspitzt dargestellt. Sehr schöne Verbindungen, die neugierig machen und Spaß bringen.

FAZIT:
„Midnight Chronicles: Schattenblick“ von Laura Kneidl und Bianca Iosivoni ist ein mehr gelungener Auftakt einer vielversprechenden Reihe. Die Charaktere sind besonders und greifbar, der Stil wunderbar verständlich und atmosphärisch und die Handlung neu, innovativ und erstaunlich actionreich. So macht Romantasy Spaß! Aufgrund der immer wieder auftretenden Ruhe, die mit vielen Infos und wichtigen Fakten gefüllt ist, um die Handlung auch wirklich verstehen zu können, bin ich mir sicher, dass die Folgebände noch viel mehr zu bieten haben. So habe ich mich dazu entschlossen, noch ein wenig Luft nach oben zu lassen. Das Potential fürs „Highlight“ ist aber definitiv gegeben und ich freue mich schon jetzt, auf alles, was noch kommt.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Spannend, actionreich, rasant und zum Teil erschreckend brutal

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
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Der Einstieg fiel mir, wie schon zuvor, recht schwer. Und obwohl es dafür keine wirklichen Gründe gibt, dauerte es seine Zeit, bis ich mich so richtig zurecht fand. Allerdings ist es Sabaa Tahir sehr gut ...

Der Einstieg fiel mir, wie schon zuvor, recht schwer. Und obwohl es dafür keine wirklichen Gründe gibt, dauerte es seine Zeit, bis ich mich so richtig zurecht fand. Allerdings ist es Sabaa Tahir sehr gut gelungen, die Informationen nebenbei einfließen zu lassen. Es geht also sehr zügig los und die Szene, für die sich die Autorin hier für den Start aussuchte, hat es in sich. Sie lässt auch bereits darauf schließen, womit man als Leser noch alles zu rechnen hat: nämlich mit Brutalität und erschreckender Gewalt. Und dabei wird kein Blatt vor den Mund genommen. Es wird genau so erzählt, wie es sich ereignet hat, ohne etwas schön zu reden. Allgemein ist der Schreibstil, auf den man hier trifft, sehr unverblümt und auf den Punkt; sehr düster und bildhaft. Sabaa Tahir erzeugt mit ihren Worten eine völlig neue Welt und lässt die Unterschiede zwischen Ober,- und Unterschicht wahnsinnig deutlich hervortreten. Sie erzählt von Sklaverei und Unterdrückung, von Fabelwesen und dunklen Gestalten mit Masken. Von Freunden, die plötzlich zu Gegnern werden; von Mord und Todschlag, von Blut, Angriffen und Misshandlungen. Dabei entstehen einnehmende, packende Stimmungen, die von mitfühlen bis zu mitfiebern reichen und die Realität für eine geraume Weile verblassen lassen. Diese Geschichte verschlingt einen regelrecht und entführt in die Welt von Elias und Laia.
Gegliedert ist dieses Buch in zwei verschiedene Perspektiven, logischer Weise in Form der Sichten der Hauptfiguren. Und der Kontrast zwischen diesen beiden Blickwinkeln hätte nicht größer sein können. Sie leben in grundverschiedenen Welten, haben absolut nichts gemeinsam. Und gerade das macht die Geschichte endlos abwechslungsreich. Wir switchen zwischen zwei Leben, die sich auf schreckliche Weise begegnen und durchleben die Grausamkeit, mit der Sklaven in dieser Welt behandelt werden; ebenso wie die lebensbedrohliche Prüfungen, die man als Maske bestehen muss.
Als letzten Pluspunkt in Sachen Wiedergabe muss ich auch die beiden Sprecher loben. Ich kannte sowohl die weibliche, als auch die männliche Stimme bereits und kann nur in höchsten Tönen von ihnen schwärmen. Maximilian Artajo und Marie Bierstedt machen einen tollen Job, indem sie die Geschichte verständlich, abwechslungsreich und authentisch erzählen. Beide haben ein breites Spektrum an Betonungen und Stimmlagen und hauchen jeder Szene die perfekte Atmosphäre ein. Großartig gemacht – wie immer.

Man merkt also schon, dass hier zwei absolut unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander treffen. Elias, der als angehende Maske an der Akademie unterrichtet wird. Elias, der diesem Militär-Regime eventuell gar nicht so ergeben ist, wie es eigentlich seine Pflicht wäre. Elias, der ein durch und durch interessanter Charakter ist; nicht nur weil er ist, wie er ist; sondern auch, weil seine Geschichte so viel mehr zu bieten hat, als man anfangs noch annehmen könnte. Hinter der Maske verbirgt sich ein durch und durch sympathischer, authentischer und charakterstarker, junger Mann, den man einfach gern haben muss. Er ist pflichtbewusst, mutig, kompromisslos und kämpferisch, aber auch sensibel, einfühlsam und empathisch. Die Mischung aus den beiden Facetten standen zwar in krassen Kontrast; doch Elias wirkte zu keiner Sekunde flatterhaft, unrealistisch oder unglaubwürdig. Er verkörperte einfach alles, was man sich von einem guten Protagonisten wünscht. Denn neben seinen Eigenschaften überzeugen auch seine Handlungen und Gedankengänge beinah auf ganzer Linie und hauchen ihm zusätzliches Leben ein.
Genau so verhielt es sich mit Laia, obwohl sie ganz andere Wesenszüge aufweist als Elias. Sie ist von niedriger Herkunft, sehr still – aber hinter der Unscheinbarkeit verbirgt sich ein wahres Kämpferherz und so viel Loyalität, dass es schon beinah weh tut. Laia ist durchweg sympathisch und durchlebt so viel grausames, so viel schmerzhaftes, dass man unweigerlich mit ihr mitfiebern muss. Aber gebrochen, das wird sie nie. Sie ist mutig, auf ihre eigene Weise kämpferisch und handelt stets glaubhaft. Es sind Charaktereigenschaften, die man auch bei Elias vorfindet, doch sie sind so unterschiedlich herausgearbeitet, dass sich die beiden auf den ersten Blick – und auch auf den zweiten Blick – überhaupt nicht ähneln. Aber eben das macht sowohl Laia, als auch Elias zu etwas Besonderem. Sie ergänzen die Handlung; tun ihr in so vierlei Hinsichten gut und bringen weitere Facetten mit sich.
Die Charaktergestaltung von Sabaa Tahir ist also großartig, weil sie es schafft, neben all dem Kampf, der Grausamkeit und der Brutalität auch noch Tiefgang ins Spiel zu bringen. Die verleiht den Figuren eine Vergangenheit, und eine eigene Geschichte, die sie in Laufe des Buches erzählen. Und selbst die Nebenfiguren sind erstaunlich detailliert dargestellt, sehr tiefgründig und greifbar. Es gab für jeden Geschmack den passenden Charakter – ob nun der Bösewicht, der heimliche Verbündete, der undurchsichtige Außenseiter, die loyale beste Freundin, die rücksichtslosen Kollegen – einfach alles. Und gerade weil sich viele davon nicht so recht in die Karten schauen ließen, war es noch einmal spannender, dem Geschehen zu folgen.

Von der Handlung habe ich bereits schon einiges erzählt – oder besser gesagt, ich habe einiges dazu verlauten lassen. Und als genau so positiv, wie sich das alles angehört hat, empfinde ich es auch. Schon der Einstieg ist enorm mitreißend, äußerst spannend und wahnsinnig rasant. Und dieses Tempo hält die Autorin über all die 500 Seiten. Sie konzentriert sich hauptsächlich auf die Action, vergisst dabei aber nicht, auch sinnvolle, glaubwürdige Gespräche einzubinden und selbst den Gefühlen gibt sie ausreichend viel Raum. Dabei die Waage zu halten, empfinde ich als sehr schwierig, doch Sabaa Tahir hat es meisterhaft umgesetzt.
Der Verlauf der Handlung kommt gut voran, die Plots sich zahlreich und reihen sich quasi nahtlos aneinander. Die unterschiedlichsten Wendungen kommen überraschend und schupsen die Geschichte in immer wieder wechselnde Richtungen, sodass es duchgängig undurchsichtig bleibt. Und das wiederum teibt die Spannung nach oben. Denn das war es, spannend – von der ersten, bis zur letzten Seite. Es wird, wie es auch sein sollte, immer wieder kurzzeitig ruhiger, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, mal durchzuatmen und sich alles in Ruhe zu überlegen. Es animiert, eigene Ideen zu entwickeln, sich eigene Gedanken zu machen und einfach mitzufiebern und mitzurätseln, ehe es in die nächste Achterbahnfahrt geht.
Gemeinsam mit Elias und Laia erleben wir die schlimmsten Seiten der Menschheit, meistern Prüfungen oder scheitern daran. Wir kämpfen mit ihnen, hoffen und bangen und sind durchweg eins mit ihnen. An ihrer Seite müssen wir Schmerz, Kämpfe, Verluste und Misshandlungen einstecken, aber geben niemals auf. Der Einfluss in Form des Widerstands fand ich auch sehr passend und fügt eine weitere Facette zur Geschichte hinzu. Es wird niemals langweilig, niemals zäh und zu keiner Sekunde ahnt man, worauf alles hinauslaufen wird.
Das große Finale des ersten Bandes ist, wie nicht anders zu erwarten, nach all den Lobeshymnen, einfach phänomenal. Ein regelrechtes Feuerwerk, das sich über mehrere Minuten lang hell und vielschichtig erstreckt. Während man anfangs noch dachte, die Kämpfe sowie die Prüfungen könnten nicht zu toppen sein, beweist uns das Finale, dass das sehr wohl möglich war. Und die Auflösung war schockierend. Die Autorin hat mit diesen Twist nochmal alles bisher Geschehene in Frage gestellt und damit eindeutig Mut bewiesen. Ich persönlich hätte es mir zwar anders gewünscht, doch das Potential, das Band 2 nun bietet, ist immens. Und ich freu mich drauf, die Fortsetzung bald zu lesen/hören.

FAZIT:
„Elias und Laia 01: Die Herrschaft der Masken“ von Sabaa Tahir hat mich noch einmal ganz neu begeistern können. Ich hab so viele Kleinigkeiten wahrgenommen, so viel bemerkt, die mir beim ersten Lesen komplett entgangen waren. Es war wieder eine absolut mitreißende, hochgradig spannende und stellenweise auch sehr brutale Geschichte, die mit dem Wüsten-Setting und der Akademie, die ans Militär erinnert, einfach überzeugt. Durch den angenehmen, bildhaften Schreibstil und die entsprechend passende Wortwahl kommt man unheimlich gut voran und die beiden Portagonisten, die grundverschieden sind, sich aber doch irgendwie ähneln, runden diesen Auftakt schließlich ab. Fürs absolute Highlight hat mir noch eine Brise gefehlt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das im nächsten Band passieren wird.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Perfekter Mix aus Krimi und Weihnachtsroman

Die Weihnachtsdiebin. Eiskalt erwischt
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„Die Weihnachtsdiebin“ ist in unserem Fall die junge Studentin Kira, die als einer von vier Köpfen einer Diebesbande zählt. Sie ist eine durch und durch interessante Persönlichkeit und lernt man erst einmal ...

„Die Weihnachtsdiebin“ ist in unserem Fall die junge Studentin Kira, die als einer von vier Köpfen einer Diebesbande zählt. Sie ist eine durch und durch interessante Persönlichkeit und lernt man erst einmal ihre Hintergründe kennen, so wird auch nach und nach verständlich, wieso sie sich in solche kriminellen Geschäfte verwickeln lässt. Für mich war Kira unheimlich greifbar, sehr glaubhaft und überaus liebenswert. Es fällt einem überhaupt nicht schwer, mit ihr mitzufühlen und mitzufiebern und es macht Spaß, sie bei den Vorbereitungen für den Diebstahl zu begleiten. Außerdem ist es auch total unterhaltsam, wie sie den Museumsdirektor um den Finger wickelt und irgendwann selbst Angst bekommt, vor ihrem Selbstbewusstsein und Courage. Ich musste mehr als einmal kurz schmunzeln, wenn sie mal wieder merkte, dass sie durchaus gut beim Direktor ankam und er doch deutlich mehr Interesse für sie hegt, als sie für ihn – logisch; ist ja schließlich auch alles nur gespielt. Was aber nicht gespielt ist, sind ihre anderen Gefühle, die sehr realistisch und authentisch rüber kamen. Selbst ich spürte das ein oder andere Mal ein gewisses Kribbeln im Bauch, wenn die Autorinnen davon sprachen. Kira war ein durch und durch guter Mensch. Eine junge Frau, die sich mitreißen lässt und stets und ständig mit ihrem Gewissen kämpft. Trotzdem arbeitet sie gewissenhaft, verantwortungsvoll und zielstrebig. Sie überlässt nichts dem Zufall, kann herrlich improvisieren und hält sich ansonsten maßgeblich an den Plan der Gauner. Kira macht nicht alles richtig, hat aber auch keine Probleme damit, ihre Fehler einzusehen und daraus zu lernen und das hat mich doch sehr beeindruckt. Mit Mut, Charme und Humor rundet sie ihr Profil schließlich ab und wird zu einer wunderbar passenden, liebenswürdigen Hauptfigur.
Auch Jan glänzt auf ganzer Linie. Jan ist sympathisch, ehrlich und äußerst charismatisch. Ich fand ihn von der ersten Zeile an sehr anziehend und attraktiv und der Uniform-Bonus war ebenfalls deutlich spürbar. Als Polizist ist Jan durch und durch verantwortungsbewusst, ernst und autoritär – und diese Kontrast zwischen beruflich und privat ist dem Autorenduo echt gut gelungen. Ich fand ihn in beiderlei Phasen authentisch und greifbar, hatte weder Probleme damit, seine Handlungen, noch seine Gefühle nachzuvollziehen und konnte mich wunderbar leicht in ihn hineindenken. Er war es auch, der immer wieder für das oben genannte Kribbeln sorgte und einfach noch mehr Emotionen ins Spiel brachte. Ich litt, fühlte und fieberte mit ihm mit und war vollkommen überzeugt von ihm. Ansonsten gibt’s zum heißen Polizisten mit großem Herz nicht allzu viel zu sagen, außer dass er eine wahnsinnig tolle Besetzung für diesen Weihnachtskrimi darstellt.
Randfiguren gab es einige, und die Vielfalt war groß. Es ist nur schwer vorstellbar, dass man selbst den eher unwichtigen Charakteren binnen 240 Seiten so viel Leben und Tiefe verleihen kann, aber C.K.Zille und Christina Wermescher ist dies gelungen. Ob Museumsdirektor, Straßenpolizist oder Mitglied der Gauner-Truppe – jeder brachte sich ein, trug zum Fortlauf der Geschichte bei und überzeugte durch Greifbarkeit und Lebendigkeit. Nicht weder weckte Sympathie, aber durch die Vielschichtigkeit war ein jeder gern gesehen und eine Bereicherung für den Roman. So war es zum Beispiel Niklas, der durch ganz andere Wesenszüge auffiel und damit unheimlich interessant. Er brachte mich mit seinen Aussagen und seinem Verhalten so oft zur Weißglut; und dann gab es die nette Empfangsdame, die regelrecht beruhigend auf den Leser wirkt.

Der Schreibstil ist, trotz zwei unterschiedlichen Autoren, sehr angenehm und stimmig; leicht zu lesen und atmosphärisch. Ich kam sehr schnell voran und konnte mich in jede einzelne Szene hinein versetzen. Durch bildhafte Beschreibungen an den richtigen Stellen, hat man ein klares Bild der Geschehnisse vor Augen und der Roman wird lebendig. Das war es schließlich auch, was am meisten auffällt: es war, als wäre ich mitten drin statt nur ein aussenstehender Leser und das trotz der gewählten Erzählweise in Form der dritten Person. Ich bin kein großer Fan mehr von dieser Perspektive, aber hier empfand ich es als äußerst passend und „tiefschürfend“. Auch die Dialoge trugen maßgeblich dazu bei, dass die Geschichte der Realität entsprungen schien. Alles war so einnehmend, stimmungsvoll und die Mischung aus besinnlichem Weihnachtsflair und spannendem Krimi war toll ausgearbeitet, wenngleich ich hier doch ein wenig Einseitigkeit bemerkte. Dazu aber gleich mehr. Erstmal hier weiter im Text, obwohl ich eigentlich alles gesagt habe, was ich sagen wollte: ein toller Stil, der Stimmung macht, fesselt und berührt – was will man mehr bei einem Weihnachtsroman?

Und jetzt zurück zur Einseitigkeit. Es handelt sich hier um einen Weihnachtskrimi und die Idee ist unheimlich vielversprechend und voller Potential. Ich war unheimlich neugierig, wie das Ganze abgehandelt und umgesetzt werden sollte und kann jetzt sagen: der Krimi war zwar nicht voller Überraschungen, aber dennoch spannend und glaubhaft. Die Weihnachtsstimmung kam mir dagegen etwas zu kurz.
Wir steigen inmitten eines atmosphärischen Weihnachtsmarkts ins Geschehen ein und gerade da meinte ich, die Aromen von Glühwein, Bratwurst und Schupfnudeln in der eigenen Nase wahrzunehmen und die Brise im Gesicht zu spüren. Die weihnachtliche Musik und das Flair eines Weihnachtsmarkts trugen ebenfalls dazu bei, mich in Hochstimmung zu versetzen. Leider nahm das dann aber recht schnell ab. Es wurde sich immer mehr auf den Krimi-Aspekt konzentriert und auch wenn die Liebe keineswegs zu kurz kam, fehlte es mir ein wenig an dem Weihnachts-Aspekt. Zwar gab es ordentlich Schnee im idyllischen München und eine Weihnachts-Ausstellung im Museum, aber so richtige, einschlägige Stimmung kam bei mir leider nicht auf, zumindest sehr lange nicht.
Der Mittelteil des Buches ist also weniger weihnachtlich, dafür umso spannender und temporeicher. Der Plan der Kriminellen wurde immer offensichtlicher und man fieberte automatisch mit Kira mit. Gleichzeitig aber auch mit Jan, denn er musste diesen Diebstahl um jeden Preis verhindern. Kein Wunder, dass man als Leser sehr hin und her gerissen ist, wem man seine Loyalität denn jetzt schenken sollte und die immer wieder auftretenden Wendungen spielten der Undurchsichtigkeit ebenfalls in die Karten. Ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet, dass dieser Roman mit dem süßen Cover und dem eher unscheinbaren Klappentext wirklich ein solches Maß an Ermittlungsarbeit, Polizei-Präsenz und Spannung mit sich bringen könnte. Aber das Autorenduo hat mich eines besseren belehrt und mich so an die Seiten gefesselt.
Wie schon erwähnt war nicht jede Wendung eine totale Überraschung, aber die Art, wie C.K.Zille und Christina Wermescher das ganze insziniert haben, machte schlicht Spaß! Und auf den Kunst-Diebstahl folgte noch so viel mehr, bishin zum Schusswechsel und einer wilden Verfolgungsjagd. Einfach große Klasse!
Das Ende war dann, im Vergleich zum restlichen Ablauf keine allzu große Steigerung mehr [das wäre ohnehin nur noch schwer möglich gewesen, da noch eins oben drauf zu setzen], und trotzdem ein spektakuläres Finale. Hier trafen Action und Gefühl nochmal ordentlich aufeinander und erzeugten ein regelrechtes Feuerwerk. Die Auflösung war stimmig, beantwortete alle offenen Fragen und ließ mein Herz einfach höher schlagen. Und erst kurz zuvor stellte sich auch endlich wieder die Weihnachtsstimmung bei mir ein. Gerade die letzten Seiten sind herrlich klischeehaft weihnachtlich – also genau so, wie ich es liebe.

FAZIT:
„Die Weihnachtsdiebin“ von C.K.Zille und Christina Wermescher ist einfach mal ein etwas anderer Weihnachtsroman, der Romantik und Besinnlichkeit mit Action, Spannung und Polizei-Arbeit kombiniert. Erstaunlich temporeich und rasant, und trotzdem gefühlvoll. Die beiden Protagonisten bereichern die Geschichte mit so viel Lebendigkeit und Liebenswürdigkeit und sind einfach herzensgute, mitfiebernswerte Persönlichkeiten. Auch der Schreibstil überzeugt in allen Punkten. Fürs absolute Highlight hätte es vielleicht doch die ein oder anderen Überraschung mehr geben können, aber unterhalten haben mich Kira und Jan allemal. Von mir gibt’s ne dicke Empfehlung, die mal was neues ausprobieren wollen und die Nase voll haben von klischeehaften Weihnachtsromanen.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Unglaublich emotionale und tiefgründige Story

Someone New
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Der Sprung in die Geschichte entpuppte sich als äußerst einfach, offenbart aber auch schnell, worauf wir uns als Leser noch einstellen müssen. Zunächst lernen wir Micah kennen, oder Michaela, wie sie mit ...

Der Sprung in die Geschichte entpuppte sich als äußerst einfach, offenbart aber auch schnell, worauf wir uns als Leser noch einstellen müssen. Zunächst lernen wir Micah kennen, oder Michaela, wie sie mit vollem Namen heißt. Die junge Frau tat mir von der ersten Sekunde an total leid, denn ihre Familie war alles andere als angenehm. Absolut abgehobene, versnobte, reiche Leute, die an Arroganz kaum zu überbieten sind. Und obwohl sie ihre Tochter ganz offensichtlich lieben und nur das Beste für sie wollen, wird es mit jedem Treffen schwerer, Mutter und Vater zu ertragen. Micah nimmt das aber zunächst erstmal recht locker, kann sich arrangieren und geht damit erstaunlich gut um. Ganz allgemein ist sie ein total angenehmer, sympathischer Mensch, der so gar nichts von dem glasierten Verhalten ihrer Eltern an den Tag legt. Ich schloss sie unmittelbar nach dem Kennenlernen ins Herz und fieberte und fühlte sehr gern mit ihr mit. Ich fühlte mich wohl an ihrer Seite und konnte mich für ihre Liebe zu Comics und der Kunst ganz allgemein schnell erwärmen. Sie bringt so viel Lebendigkeit mit, dass man meinen könnte, sie wahrhaftig als Freundin bei sich zu haben. Und apropos Freundin: Micah war ihren Liebsten gegenüber so liebevoll und herzlich, so loyal und hilfbereit. Bodenständigkeit, Authensität und Glaubwürdigkeit rundeten ihre positiven Eigenschaften schließlich ab. Aber so wie jeder normale Mensch hat auch sie ihre Fehler – und ihr größter war wahrscheinlich ihre Naivität und das fehlende Rückgrat ihrer Familie gegenüber. Sie musste erst noch einsehen, dass sie bei diesen Leuten auf Granit beisst und lernen, darauf zu pfeifen, was von ihr verlangt wird. Dieser Prozess ließ recht langsam ab, fast gediegen und ich hab lange drauf gewartet, dass sie endlich die Erleuchtung traf.
Julian begegnen wir auch schon sehr früh, aber erst einmal nur flüchtig, ehe er eine tragendere Rolle einnimmt. Und schon beim Kennenlernen wird klar, dass dieser Mann einigen Ballast auf seinen Schultern trägt. Und als wir dann einen Blick hinter die, für Distanz sorgende, Fassade werfen dürfen, offenbart sich erst das ganze Ausmaß an Schrecklichkeit. Julian verbirgt seine Emotionen und sein großes Herz nicht umsonst hinter meterdicken Mauern; er hat triftige Gründe dafür und sein ganzes Verhalten erschließt sich erst mit dem Lüften der Geheimnisse. Und gerade das Tempo, mit dem er sich öffnet – nämlich sehr langsam – gefiel mir unbeschreiblich gut. Auch dass nicht alles wie am Schnürchen läuft und er sich auch immer wieder zurückzieht, sprach für die Echtheit und Greifbarkeit seiner Person. Ebenso war er liebenswürdig, sympathisch und realistisch, humorvoll, großherzig und loyal.
Die Nebenrollen waren zwar nicht alle unheimlich toll, lieb und süß, aber dafür umso greifbarer ausgearbeitet. Es spricht ja auch definitiv für die Autorin, dass die Eltern genau die Gefühle in mir weckten, die beabsichtigt waren. Da war Unglaube, Hass, Wut, Zweifel und eine ganz starke Abneigung. Gleichzeitig gab es auch Charaktere, die so viel Positivität, Toleranz und Sympathie ausstrahlten. Man merkt also, es gab ein breites Spektrum an auftauchenden Persönlichkeiten und sicher ist für jeden Geschmack die perfekte Besetzung da.

Und wo wir bereits bei den Nebenrollen sind, gehen wir gleich einmal zu der Idee/Handlung über – denn die spielen da auch nochmal eine gewisse Rolle. Der Grundgedanke hinter diesem New Adult ist auf den ersten Blick nichts außergewöhnliches, allerdings merkt man schnell, dass hier eine Menge Tiefgang eingebaut wurde und wir uns doch immer mehr vom Einheitsbrei entfernen. Laura Kneidl hat einige tiefschürfende Themen eingebaut, die alle ganz deutliche Messages senden: so gibt es den Part der Homosexualität, ebenso spielt Übergewicht bzw. Body Shaming eine Rolle und über Rassismus wird ebenfalls kurzzeitig gesprochen. Zuletzt wird auch noch eine Teenie-Schwangerschaft thematisiert. Ich muss gestehen, dass ich im ersten Moment etwas überfordert war von all diesen Elementen und manches auch deutlich zu kurz kam. Doch in Anbetracht der Folgebände, kann ich damit doch ganz gut leben. Da die Nebenrollen hier, die mit eben jenen Problemen zu kämpfen habe, die ich gerade aufgezählt habe, in den kommenden zwei Teilen dann eine der Hauptrollen übernehmen, bin ich mir sicher, dass alles nochmal genauer und expliziter behandelt wird. Aber zurück zu „Someone New“:
Die Geschichte rund um Micah und Julian weist, wie schon angeteasert, erstmal kaum Besonderheiten auf: die junge Frau aus reichem Hause, die sich endlich von ihren Eltern abkapseln will, es aber nicht so recht schafft und der junge Mann aus scheinbar ärmlichen Verhältnissen, der durch einen blöden Zufall auf die Frau trifft und sie sich danach näherkommen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Romanen spielt sich der hier eher langsam ab. Der Einstieg ist zwar noch recht turbulent, doch danach geht es Schritt für Schritt weiter und nichts wird überstürzt. Es fühlt sich echt an, die beiden auf ihrem Weg zu begleiten und obwohl eine gewisse Ruhe eingekehrt ist, bleibt es auf emotionaler Ebene doch spannend. Denn das Knistern zwischen Micah und Julian lässt sich nicht leugnen. Beide öffnen sich nach und nach, offenbaren ihre Geheimnisse und es wird nie langweilig. Es gab stets was zu erfahren oder zu entdecken und wenn gerade mal Flaute herrscht, dann wird auf den Wohlfühl-Faktor gesetzt. Es sind vor allen Dingen die Kleinigkeiten, die begeistern und die Geschichte erst richtig rund machen. So hab ich den Kater, der hier auftaucht unheimlich ins Herz geschlossen und auch das Kind der Teenie-Mutter ist herzallerliebst und zuckersüß. Das sind eben die kleinen Feinheiten gewesen, die den Lesespaß nochmal vergrößerten.
Der Schluss haute mich dann schließlich komplett aus den Socken. Ich hätte niemals – ich wiederhole: niemals!! – mit dieser Offenbarung gerechnet. Die ganze Auflösung der Geschichte überraschte und schockierte gleichermaßen. Dabei wurden so viele Hinweise im Laufe der Handlung verteilt, aber ich wäre trotzdem niemals auf die Lösung gekommen. Mir gefiel der Tiefsinn, diese immense Überraschung und die großen Gefühle, die zum Ende hin noch aufkamen. Auch dass sich Laura Kneidl mit einer solch schwierigen Thematik auseinandergesetzt hat und diese in ein Jugendbuch eingewoben hat, spielte dem Buch einen zusätzliches Pluspunkt ein.

Zum Schreibstil gibt’s dann letztlich auch nicht mehr allzu viel zu sagen. Da die Gefühle der Figuren mich problemlos erreichten und fast durchgehend ergreifen konnten, ist schon mal klar, dass Laura Kneidl sehr eingehend und berührend erzählt. Sie schreibt locker, aber atmosphärisch. Setzt auf Emotionen und Lebendigkeit. Ich kam unheimlich schnell und einfach durch das Buch, konnte mir einzelne Szenen aber wunderbar vor Augen führen und mich davon gefangen nehmen lassen. Gerade die Waage zu halten zwischen spannendem Tiefgang und Wohlfühl-Stimmung beherrscht sie sehr gut und kann beide Parts sehr schön in Worte fassen.
Gerade auch die Tatsache, dass rein aus Micah’s Sicht erzählt wurde, machte das Buch noch einmal spannender – denn genau so wie Micah selbst, können wir Leser Julian nur vor den Kopf schauen und wissen oft nicht so recht, woran er gerade denkt, was er fühlt und wieso er das tut, was er tut. Gefiel mir total gut und auch wenn ich sonst mehr der Fan von zwei Perspektiven bin, war es hier genau richtig.

FAZIT:
„Someone New“ von Laura Kneidl hat wirklich das Potential fürs Highlight. Bis auf wenige kleinere Schwächen wie zum Beispiel die Flut an aufgegriffenen Themen ist das Buch nahezu perfekt. Mit einer super stimmigen, abwechlsungsreichen Atmosphäre, gepaart mit einer spannenden Handlung und undurchsichtigen Geheimnissen bringt das Buch alles mit, was ein tolles New Adult Werk haben muss. Zusätzliche Kleinigkeiten lockern den Lesefluss auf und bringen eine Menge Spaß. Für mich nur knapp am Highlight vorbei; aber eine 1000%ige Lese-Empfehlung für alle Fans des Genres und die, die es noch werden wollen. Hat extrem viel Spaß gemacht.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Großartige Dystopie voller Spannung, Action und Gefühlen

Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele
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Suzanne Collins erzählt uns die Geschichte von Katniss wahnsinnig authentisch, bildhaft und mitreißend. Mit bloßen Worten erzeugt sie neben einer Menge Atmosphäre auch so einiges an Spannung. Immer wieder ...

Suzanne Collins erzählt uns die Geschichte von Katniss wahnsinnig authentisch, bildhaft und mitreißend. Mit bloßen Worten erzeugt sie neben einer Menge Atmosphäre auch so einiges an Spannung. Immer wieder wechselt sie die Tempi, sodass es mal ruhiger, mal actionreicher ist. Ich kam unheimlich gut voran, hatte von Anfang an keine Verständnisprobleme und genoss es regelrecht, in diese dystopische Welt abzutauchen. Die Autorin vermittelt sowohl gefährliche Passagen als auch die emotionalen Parts sehr glaubhaft und ergreifend und konnte mich so komplett in ihren Bann ziehen. Besonders gefiel mir auch, dass die Kampfszenen, die hier unweigerlich auftreten müssen, nicht zu derb und brutal dargestellt wurden, sondern kurz und knackig, aber eben trotzdem nicht zu schwammig. Allgemein hatte ich quasi dauerhaft das Gefühl, dass Suzanne Collins immer den richtigen Ton getroffen hat mit ihren Worten. Es wirkt alles super realistisch, wie aus dem echten Leben erzählt und ich konnte mir Charaktere sowie Szenen wunderbar leicht vor Augen führen und mich davon gefangen nehmen lassen.
Dazu die Gliederung, in Form von einer einzigen Sicht; nämlich Katniss‘ Sicht und die angenehm langen Kapiteln; die stets mit einem Cliffhanger enden. Wahrscheinlich hätte mir die Autorin auch etwas von einem Mehlsack erzählen können und ich wäre dennoch gebannt an ihren Lippen gehangen. Aber nein; zu dem ganzen gibt’s eben auch noch eine extrem spannende, innovative Geschichte.

Und das war das Stichwort für den nächsten Part: die Handlung. Schon der Einstieg zeigt uns ein mögliches Beispiel für die Zukunft. Wer weiß; vielleicht wird auch unsere Welt einmal in verschiedene Distrikte unterteilt und vielleicht müssen auch wir irgendwann ums Überleben kämpfen – in einer Arena. Das gesamte Konstrukt, auf dem die Geschichte errichtet ist, überzeugt; denn es sind so viele neuartige, erfrischende und innovative Ideen verbaut, dass man nur staunen kann. Und das, obwohl das Dystopie-Genre nicht erst seit gestern existiert.
Der Sprung in die erste Szene gelang mir ohne größere Probleme. Es beginnt alles noch recht gediegen und wir bekommen zunächst einmal ein paar Seiten lang Zeit, Katniss und ihre Lebensumstände; aber auch die Welt, in der sie lebt, kennen zu lernen. Es passiert trotz Einstiegsphase bereits einiges und es wird schnell klar, dass eine Menge Verantwortung auf den Schultern der 16-jährigen lastet. Sie muss nicht nur ihr eigenes Überleben sichern, indem sie jagen geht; sondern auch das ihrer Familie. Und schon da wird klar: sie ist nicht unerfahren oder naiv; sie ist unheimlich reif und weiß sich zu behaupten.
Doch kaum ist das Kennenlernen vorüber, geht es auch schon los und die Auslosung des diesjährigen Tributs steht bevor. Allein diese Szene bescherte mir bereits Gänsehaut. Und mit eben jener musste ich mich die gesamte Geschichte über abfinden. Denn während diese Szene schon extrem spannend, aber auch beklemmend zu verfolgen war, kehrt keine Ruhe ein – im Gegenteil; es geht los mit den Hungerspielen. Die Spannung hätte an der Stelle wohl nicht mehr größer sein können. Suzanne Collins hat hier die Plots fast nahtlos aneinander gereiht und so immer wieder unerwartete Wendungen und jede Menge Überraschungen erzeugt. In diesem Buch steht der Tod quasi an der Tagesordnung und zu wissen, dass nur einer überlebt, treibt den Spannungsbogen in ungeahnte Höhen. Doch wer jetzt denkt, die Kampfszenen würden ohnehin alle gleich aussehen, der irrt sich. Die Abwechslung innerhalb der Hungerspiele ist überraschend wie grandios zugleich. Nicht immer sind es andere Teilnehmer, die einem nach dem Leben trachten – auch der Zufall spielt eine besondere Rolle.
Der Aufbau dieses ersten Bandes ist schlicht genial und gimpfelt in einem fulminanten Finale, das innerhalb des Genres seinesgleichen sucht. Überraschend und actionreich; aber auch unglaublich mitreißend und packend; so spielen sich die letzten Szenen ab. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es möglich wäre, so eine Undurchsichtigkeit in ein Jugendbuch zu erzeugen; doch die Autorin hat es geschafft, die Handlung immer wieder in andere Richtungen zu lenken und den Leser so gebannt an die Seiten zu fesseln. Wie schon gesagt, war dies sicher nicht meine erste Dystopie; aber in Sachen Handlung/Spannung definitiv eine der Besten. Ich freue mich auf Band 2; denn der Cliffhanger am Ende lässt die Vorfreude ganz schön ansteigen – und auch die Frage „was kommt denn bitte jetzt noch?“.

Als letzten Punkt behandeln wir nun die Charaktere. Ich denke, die gesamte Lobeshymne spricht bereits schon dafür, dass ich Katniss & Co. mochte; schließlich hätte ich niemals so mitgefiebert, wie ich es schlussendlich getan hätte, wenn mir die Figuren nicht gefallen hätten.
Katniss als Protagonistin bereitet eine Menge Spaß; denn sie ist wesentlich reifer und erwachsener, als es für ein 16-jähriges Mädel üblich ist. Sie musste früh lernen, auf sich selbst zu achten – oder besser gesagt: sie musste lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und ihre Familie dabei noch mitzutragen. Und das tut sie, mit einer Hingabe, die überrascht. Katniss ist total hart im Nehmen, kann mit Tod und Verderben sehr gut umgehen und provoziert es ja immer wieder auch selbst, indem sie jagen geht und dabei Tiere erlegt; um etwas Essbares auf den Teller zu bekommen. Doch neben dieser Härte, die sie ausstrahlt, ist sie manchmal doch immer noch der naive Teenager, der ziemlich unerfahren ins im Umgang mit dem anderen Geschlecht und immer wieder verzweifelt. Sie hatte Ecken und Kanten, war alles, nur nicht perfekt – aber eben das machte sie einfach perfekt. Katniss ist loyal, treu ergeben und verantwortungsbewusst. Sie ist im Grunde die perfekte Mischung aus Teenager und Kämpferin. Und beide Seiten wurden von Suzanne Collins toll herausgearbeitet, sodass Katniss dauerhaft glaubhaft und realistisch auf den Leser wirkt. Ihre Handlungen und Gedankengänge sind nicht immer total ausgeklügelt und durchdacht, aber immerzu echt.
Peeta hingegen war ein wenig schwerer zu durchschauen. Er kommt, für einen Protagonisten, erst relativ spät ins Spiel – bekommt aber mindestens genau so viel Aufmerksamkeit wie Katniss. Sich an Peeta’s Seite immer wohl zu fühlen, war nicht unbedingt leicht, aber das machte ihn wiederum sehr interessant. Was führt er im Schilde? Meint er immer das, was er sagt? Was steckt hinter ihm und seinem Verhalten? Man wusste es lange nicht und das machte ihn zu einem spannenden, aber auch passenden Charakter für diese Geschichte. Schlussendlich gefiel auch er mir und sein Herz trug er auch am rechten Fleck; aber das geheimnisvolle blieb lange Zeit erhalten. Peeta war einfach kein offenes Buch, sondern vielschichtig; brachte darüber hinaus aber auch einige wichtige Faktoren mit, die wir schon von Katniss kannten: Kampfgeist, Durchhaltevermögen und eine Menge Mut. Am Ende war es aber wohl seine Bereitschaft, für seine Freunde zu sterben, die mich komplett für ihn einnahmen. So wenig ich in Anfang auch greifen konnte, so nah fühlte ich mich ihm gen Ende.
Als letztes noch ein paar Worte zu den Nebenrollen, obwohl es da gar nicht allzu viel zu sagen gibt. Suzanne Collins hat sich definitiv mehr auf die beiden Hauptcharaktere konzentriert, hauchte nebenbei aber auch dem ein oder anderen „unwichtigen“ Part Tiefe ein. Es gab nicht viele Personen, die ich so richtig ins Herz schließen konnte (logisch, sind ja auch die Konkurrenten der Sympathieträger) aber manche schafften es eben halt doch. Rue wird für immer unvergessen bleiben; genau so wie Effie und Hamish; weil sie einzigartig waren und so nochmal eine neue Brise in das Buch brachten. Gefielen mir also trotz manch Oberflächlichkeiten sehr gut und waren ausreichend detailliert und greifbar ausgearbeitet, um sie mir bildlich vor Augen führen zu können und mir einen Eindruck zu machen.

FAZIT:
„Die Tribute von Panem 01: Tödliche Spiele“ ist eine unglaublich kreative, überraschungsreiche Dystopie, die so gut wie alles bisher dagewesene in den Schatten stellt. Eine absolut spannende, mitreißende und abwechslungsreiche Storyline gepaart mit sympathischen und greifbaren Figuren und einem atmosphärischen, einnehmenden Stil macht diesen Auftakt zu einer nahezu perfekten Unterhaltung. Fürs Highlight fehlte mir, wie so oft, noch der Wow-Effekt; aber da ich den Film bereits kannte, könnte er rein theoretisch auch dadurch verloren gegangen sein. Trotzdem 1000%ige Lese-Empfehlung; auch für alle Nicht-Fans des Genres. Lasst euch überraschen und überzeugen!

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