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Veröffentlicht am 24.10.2021

Magisch fesselnd!

Alea Aquarius 7. Im Bannkreis des Schwurs
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Nachdem die Mitglieder der Alpha Cru ihr Gedächtnis wieder erlangt haben, sind sie fester entschlossen denn je, dem heimtückischen Dr. Aquilius Orion das Handwerk zu legen, ehe er auch noch alle Magischen ...

Nachdem die Mitglieder der Alpha Cru ihr Gedächtnis wieder erlangt haben, sind sie fester entschlossen denn je, dem heimtückischen Dr. Aquilius Orion das Handwerk zu legen, ehe er auch noch alle Magischen ihrer Fähigkeiten berauben kann. Doch dazu müssen sie sich aufteilen. Während Alea und Lennox sich auf den Weg zur Loreley begeben, wo sie Aleas Zwillingsschwester Thea vermuten, reisen Tess, Sammy und Ben nach Italien, wo sie der Vorhersage nach Dr. Orion in eine Falle locken werden. Doch der Weg nach Sankt Goarshausen ohne Geld ist schon ein Abenteuer an sich und noch wissen sie nicht, ob sie Thea nicht vielleicht schon verpasst haben werden. Alea sehnt sich nicht nur unendlich danach ihre Zwillingsschwester endlich zu treffen, sie benötigt auch einen Tropfen ihres Blutes, um sich wieder in ein Meermädchen zurück verwandeln zu können. Ob Dr. Orion ihnen wieder heimlich auf der Spur ist, ohne dass sie es merken?

Es war für uns sehr ungewohnt, dass die unzertrennliche Alpha Cru getrennte Wege geht, aber der Weg ist weit und teuer! Außerdem können sie in kleineren Gruppen unauffälliger reisen. Noch ein Zusammenstoß mit Orion und seinem Gefolge müssen sie unbedingt vermeiden, ehe der Tag der Entscheidung in Rom anstehen soll. Alea und Lennox müssen merken, wie schwierig es ist, ohne Geld und ohne Segelboot an ihr Ziel zu gelangen. Doch bereits der Weg zum sagenumwobenen Loreleyfelsen ist ein echtes Abenteuer. Sie begegnen neuen Magischen, von deren Existenz sie bislang nichts ahnten, die aber für das bedrohte Grundwasser umso wichtiger sind. Auch ein weiterer Meerjunge, der seine Andersartigkeit nie ganz begriff begegnet ihnen. Obwohl er sie nicht begleitet, schließt er sich ihrer Mission an. Sowohl die bis dato unbekannten Pudelpfuhler, als auch der Stamm der Adetari konnten uns begeistern. Hier wächst definitiv die Sehnsucht, nach mehr Magie im Leben. Da so ein Segelschiff aber nur wenig Platz bietet, können leider nicht immer alle neuen und wirklich hilfreichen Freunde mit auf die Reise genommen werden. Sie sind aber nicht nur im Geiste bei ihnen, ihnen fällt auch immer wieder ein, wie sie die Cru anders unterstützen können.

Auch wenn in Aleas Geschichte bislang nur wenig Zeit vergangen ist (2,5 Monate), ist die Alpha Cru doch über die 7 Bände gereift, so wie auch ihre Leserschaft. Daher steigt der Anteil romantischer Momente jeglicher Art, denn Liebe kennt keine Grenzen. Nur Sammy ist noch zu jung für solche Gefühlsverwirrung und noch voll und ganz damit beschäftigt, die Welt glücklich zu lachen. Mit seinen überschäumenden Emotionen und seiner blumigen Ausdrucksweise ist der quirlige Kerl hier nach wie vor der absolute Liebling. Das ist bei der Begeisterung für die übrigen Cru-Mitglieder und den faszinierenden Nixenprinzen Cassaras eine echte Leistung. Ja, auch die übrigen Figuren aus den bisherigen Bänden tauchen größtenteils wieder auf. Das freut uns zwar jedes Mal, aber deswegen ist dies wirklich keine Reihe, bei der man mittendrin einsteigen kann. In Aleas Welt muss man unbedingt mit Band 1 einsteigen, dann wird es einen aber nicht mehr loslassen.

Auch dieses Mal hält Tanya Stewner so einige Überraschungen für uns bereit, ganz besonders zum Schluss, aber nach den heftigen Reaktionen auf das Ende von Band 5, der die ganze Alea-Fan-Welt auf den Kopf stellte, ist diese Wendung nicht nur deutlich positiver, sondern lässt die Wartezeit auch hoffnungsvoller überbrücken. Da das Alea Universum inzwischen sehr komplex ist, empfiehlt es sich auch immer, in der Zwischenzeit die Hörbücher zur Vertiefung zu hören, oder die Wartezeit mit der erneuten Lektüre der Vorgängerbände zu verkürzen.

Übrigens steht der Titel von Teil 8 schon fest „Alea Aquarius (8): Der Gesang der Wale“ und das Cover wird wieder ebenso traumhaft schön sein wie dieses und sich ganz in die Reihe einfügen. Ein echter Hingucker im Regal!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Oetinger Verlag und Lovely Books für unser Rezensionsexemplar und ganz besonders bei Tanya Stewner und Jana Freudenberger für die aktive Teilnahme an der Leserunde!

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Auge fürs Detail!

111 Bauwerke in Paris, die uns Geschichte erzählen
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Geheimnisvolle Orte und verborgene Sehenswürdigkeiten abseits der Touristenpfade: Meine Töchter wollten unbedingt einmal nach Paris. Ich habe dort mal 3 Monate gelebt und finde, dass Paris sich am besten ...

Geheimnisvolle Orte und verborgene Sehenswürdigkeiten abseits der Touristenpfade: Meine Töchter wollten unbedingt einmal nach Paris. Ich habe dort mal 3 Monate gelebt und finde, dass Paris sich am besten zu Fuß und mit der Métro erkunden lässt. Natürlich wollten meine Kinder das volle Touriprogramm, aber mein Mann und ich wollten auch mal was Neues sehen. Warum also nicht nach verborgenen Schätzen auf dem Weg von einem Touri-Highlight zum nächsten suchen mit „111 Bauwerke in Paris....“ Dabei sind die Bauwerke von 1 bis 111 durchnummeriert. Jede Nummer erhält eine Seite Informationen, ein einseitige Farbfoto und natürlich die Adresse und die nächsten Métrostationen mit ihren Liniennummern, bzw. Buslinien.

Ja, einige dieser Kleinode sind nicht jedem bekannt, andere wie z.B. die Katakomben Nr. 50 schon. Dennoch lesen sich die Infos zu den Katakomben hier wirklich interessant und da der Eingang im 14. Arrondissement liegt, kann man es auch gleich mit einem guten Essen verbinden (Essenstipps sind hier nicht vorgesehen). Ansonsten sind die Tipps aber wirklich mal was anderes. So wird hier das Kaufhaus „Bon Marché“ Nr. 51 empfohlen, das absolute Lieblingskaufhaus meiner Pariser Ex-Vermieterin! Ich wollte ja gerne einen Besuch in einem der Luxuskaufhäuser, dem bei „Tati“ gegenüberstellen, als Kontrast, aber das Tati wird gerade renoviert! „Tati“ ist das Kaufhaus der Armen, das absolute Billigkaufhaus im 18. Arrondissement, ganz um die Ecke von Sacré Coeur.

Empfohlen wird hier z.B. auch ein Besuch in der Botschafter Residenz dem Palais Beauharnais Nr. 12, dem Palais von Napoleons erster Frau Joséphine Beauharnais, die ihm erst den Zugang zur Noblesse ermöglichte. Diesem Tipp kann ich mich nur anschließen, denn ich durfte dort den Weihnachtsempfang im Jahre 1999 besuchen. Es ist wie ein Eintritt in eine längst vergangene, prunkvolle Zeit – zum Träumen pompös-elegant. Da es bewohnt ist, sind die Informationen zu den Eintrittsmöglichkeiten unumgänglich.

Oder die Nummer 29, das „Institut du monde arabe“ eine architektonische Besonderheit, die mich von außen nie betört hat, deren wahrer Reiz offenbar im Inneren bei Sonnenschein liegt und auch heute noch eine kleine technische Sensation ist.

Der Eintritt ins Panthéon Nr. 78 zum Pendel von Foucault ist leider seit der Restaurierung für Erwachsene recht teuer, für Kinder aber noch immer kostenfrei... Allerdings hat es mich in jungen Jahren auch nicht so beeindruckt ;)

Sehr schön war es in Montmartre im kleinen Garten vor der Nr. 106, der Mauer der Liebeserklärung in 250 Sprachen zu rasten und dabei auf das Bildnis von Dalida zu schauen, die 25 Jahre lang in der Nähe wohnte....

Ich finde die Auswahl eine sehr gelungene Mischung aus Kultur, Technik, Architektur und Kuriositäten. Oft wird auch einfach der Blick auf liebevolle Details wie die Métroeingänge im Jugendstil Nr. 25 gelenkt, mit Informationen, die einem den Blick für das Besondere im Alltäglichen öffnen. Auch für wiederholte Besuche in der Stadt der Liebe kann man immer noch etwas entdecken und beim Lesen kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Die Texte haben nicht nur eine angenehme Länge, sondern lassen sich auch sehr angenehm lesen und bieten dabei doch eine Menge Informationen und bisweilen auch noch unbekannte Querverweise.

Um seine Wege besser planen zu können gibt es hinten Übersichtspläne in denen die entsprechenden Nummern eingezeichnet sind. So kann man, egal wo man in Paris gerade wohnt, für den Ankunftstag einen kleinen Gang durch „sein“ Viertel planen, mit kleinen Besonderheiten, die man ansonsten vielleicht übersehen, oder nicht hinreichend gewürdigt hätte.

Für mich eine Bereicherung für Städtereisen.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Man braucht schon Humor, um eine Frau zu sein!

Es kann nur eine geben
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Urlaub stand an und eine lange Fahrt. Was also hören? Fantasy mag der Vater nicht, die Carolin Kebekus Show aber alle, daher konnte es nur dieses eine Hörbuch geben! Allerdings: für die Ohren einer Zwölfjährigen ...

Urlaub stand an und eine lange Fahrt. Was also hören? Fantasy mag der Vater nicht, die Carolin Kebekus Show aber alle, daher konnte es nur dieses eine Hörbuch geben! Allerdings: für die Ohren einer Zwölfjährigen drehte es sich gerade im letzten Drittel zu viel um Sex. So viel wollte die Jüngste dann doch nicht darüber hören, da hörte der Spaß für sie auf. Ab 14 war es aber kein Problem mehr.

Ja, die Zeit ist reif für Feministinnen, aber bitte solche, die sich gegenseitig unterstützen und fördern, immerhin können das die angry white men ja auch. Selbstverständlich können Männer alles erreichen, sogar in Rudeln, doch warum sollte das Frauen, die immerhin mehr als die Hälfte der Menschheit ausmachen und deutlich mehr als die Hälfte der Arbeit der Weltbevölkerung erledigen nicht auch erreichen? Während der zahlreichen Beispiele quer durch unsere Gesellschaft egal ob Fernsehen, Wirtschaft, Politik, Kirche, Karneval, Bibel oder Märchen wird es ganz klar. So kann es nicht weitergehen! Carolin Kebekus erzählte, dass im TV, immer nur Platz für eine weibliche Komikerin sei, egal wie viele Plätze in der Show vorgesehen wären. Aber manchmal ändert sich etwas, wenn auch nicht so schnell in den öffentlich rechtlichen Sendern, die ja mit unseren Gebühren bezahlt werden und sich nicht selbst tragen müssen. So trat Carolin Kebekus in der ersten Staffel der Comedy Show LoL von Amazon Prime als eine von 3 Frauen unter 10 im übrigen männlichen Comedians auf. Ich wunderte mich die ganze Zeit, warum die Frauenquote so mau sei und tatsächlich, habe ich mich wohl nicht alleine gewundert, denn Staffel 2 war paritätisch besetzt. Es ist also nicht nur Zeit, dass sich etwas tut, es tut sich auch was, vor allem, wenn ernsthafte finanzielle Interessen zu berücksichtigen sind. So ist der traditionelle Kölner Karneval ein reiner Männerklüngel (was fand ich als Kind immer die „Jungfrau“, den Kerl mit der billigen blonden Perücke ätzend, eine reine Altmännerveranstaltung, die ich nicht mehr sehe, seit ich nicht mehr muss, denn mein Opa ist mittlerweile verstorben), die modernere Stunksitzung als Gegenentwurf ist nicht nur inzwischen legendär und deutlich femininer, sondern auch viel besser in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ganz anders als die katholische Kirche, deren Mitglieder in Köln derart scharenweise austreten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis.... aber das kümmert die hohen Herren in Rom nicht, auch wenn das Bistum Köln nach Chicago (ja, die Mafia ist auch ein reicher katholischer Männerverein) das reichste Bistum der Welt ist (und somit deutlich reicher als Rom). Carolin Kebekus legt den Finger in die Wunde, dahin, wo es wirklich weh tut und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Schonungslos spricht sie aus, was mal gesagt werden muss. Interessanterweise thematisiert sie dabei Dinge, die zwar total angesagt sind, aber so tabuisiert, dass ich immer wieder darüber grübelte. So gab es Menstruationstassen sogar bei Aldi und dm zu kaufen, doch außen, befand sich kein Hinweis auf seine Verwendung! Alles was mit inneren biologischen Vorgängen im weiblichen Körper so vor sich geht, wird noch immer tot geschwiegen. Liebe Carolin Kebekus, auch wenn meinen Pubertieren und wahrscheinlich meinem Mann dieser Passus gemeinsam im Auto wohl echt unangenehm war, sind wir nun alle etwas schlauer... Übrigens gibt es für Tampons auch sehr viel praktischere Lösungen, wer nimmt denn die Gesäßtasche, wenn Jeans so kleine praktische Tasche für Unverzichtbares (ursprünglich Taschenuhren?) haben?
Wir sind ja wie Carolin Kebekus auch Rheinländer sprich katholisch und mit dem Karneval aufgewachsen. Allerdings ist es südlicher von Köln deutlich frauenfreundlicher, immerhin gibt es hier die Möhnen und den Weiberfastnacht, weil sich Frauen auch früher nicht aus der 5. Jahreszeit wegschweigen lassen wollten. Übrigens ist dieses Buch ein Sachbuch, weil es wirklich gründlich recherchiert ist und nicht einfach auf Platitüden setzt, nicht nur die Lachmuskeln werden angesprochen, auch der Verstand.

Weitere Themen sind Videospiele, deren wenige weibliche Rollen, ebenso anatomisch lebensunfähig sind, wie die der Barbies oder Zeichentrickheldinnen, der Gender-Pay-Gap, den körperlichen Verfall von Frauen, der bei diesen viel Grund zu Häme bzw. Shitstorms ist, während bei Männern ein Bierbauch und Haarausfall als Zeichen der Männlichkeit keines Kommentars bedürfen. Dabei spricht sie locker flockig; pointiert führt sie die Absurdität der Ungleichheiten vor. Beim Hören schwankt man zwischen Lachen, Kopfschütteln und Nicken. Es ist bisweilen zu traurig um wahr zu sein, zu absurd und dennoch ist es genau so! Man braucht schon Humor, um eine Frau zu sein, warum sich also gegenseitig ausstechen wollen, statt sich zu unterstützen?! Es lohnt sich auf jeden Fall Carolin Kebekus Worte aus ihren eigenen Mund zu hören, statt sie selbst zu lesen. Wer weiß schon besser als sie selbst, wie sie es meint und betont es entsprechend?

Dies ist kein Hörbuch gegen Männer, sondern für mehr Frauensolidarität. Es will zeigen, was Frauen alles möglich ist, wenn sie es wollen, es sich zutrauen und sie sich gegenseitig unterstützen und fördern. Man muss nicht Thomas, Markus oder Michael heißen, um etwas zu erreichen. Frauen sind nicht auf schlecht bezahlte unterstützende Berufe abonniert, auch sie können schaffen, erbauen, kreieren!

8,5 Stunden feministische, kritische und humorvolle Analyse! Hörenswert für Frauen und Männer.

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Catchy

Vergissmeinnicht – Was man bei Licht nicht sehen kann
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Quinn ist ein Mädchenschwarm mit seinen asiatisch schwarzen Haaren und blauen Augen, cool, smart und beliebt. Sie (16) sieht mit ihren blonden Locken und der Stupsnase aus wie ein Rauschgoldengel. Wie ...

Quinn ist ein Mädchenschwarm mit seinen asiatisch schwarzen Haaren und blauen Augen, cool, smart und beliebt. Sie (16) sieht mit ihren blonden Locken und der Stupsnase aus wie ein Rauschgoldengel. Wie passend für die Tochter aus einer streng religiösen Familie! Seit Kindertagen sind sie miteinander im Clinch, wie auch ihre Familien. Doch auf der Party zum 18. Geburtstag von Quinns bestem Freund, wird seine Welt auf den Kopf gestellt. Ein blauhaariges, schönes Mädchen braucht seine Hilfe, glaubt er, doch letztendlich ist er es, der von einem monströsen Wolf und einem Raubvogel auf Beutezug verfolgt wird. Auf der Flucht läuft er vor ein Auto und wird schwer verletzt. Als er auf der Intensivstation erwacht, sieht und hört er Stimmen und Wesen, die anderen verborgen bleiben.

Die Fans mussten lange auf eine neue Triologie von Kerstin Gier warten, doch es hat sich gelohnt! „Vergiss mein nicht“ beginnt langsamer als „Silber – das Buch der Träume“ aber auch schon sehr mysteriös und jenseits der Normalität. Auch wenn diese Geschichte ruhiger daher kommt, ist sie nicht langatmig und auch ich bin mit der ungekürzten Ausgabe absolut glücklich und hatte nicht das Gefühl, dass man da doch ruhig ein paar Stunden hätte herauskürzen können... Ich habe jede Minute davon geliebt! Langsam taucht man immer tiefer in die Welt des Saums (des Übergangs von unserer Welt, in die Welt...?), der Nachfahren und der Arkadier ein. Nicht nur dass, man spürt das Band zwischen Quinn und Mathilda wachsen und immer fester werden, bis ein dummes Missverständnis alles in Gefahr bringt. Ich habe mit der schnell errötenden Mathilda, die sich in ihrer schrecklich scheinheiligen, in Konventionen verharrenden Familie, wie eine Aussätzige/Außerirdische fühlt, mitgelitten. An ihren frömmelnd, übereifrigen Eltern scheinen die Zeichen der Zeit völlig vorüber gegangen zu sein, während ihre Counsinen und ihr Cousin von nebenan, einfach nur petzende, heuchelnde Plagen sind. Dass ihre eigene Schwestern das leuchtende Vorbild der Tugend ist, macht es da auch nicht besser. Was gönne ich ihr da ihre beste Freundin Juli, die Tochter ihrer coolen Tante Berenike, die seinerzeit und auch noch immer, ebenfalls das schwarze Schaf der Familie war. Eine herrliche Anlehnung an Märchen und Klassiker der Literaturgeschichte, die noch durch einige Gestalten verstärkt wird, die den Saum durchwandeln. Quinn hingegen scheint mit seiner Familie einen Volltreffer gelandet zu haben, auch wenn das Einzelkind seine Familie väterlicherseits nie kennengelernt hat. Ein Umstand, der sich nun ändern wird. Aber es soll niemandem zu gut gehen und daher sieht er nicht nur plötzlich Wesen, die sonst keiner wahrnimmt und beginnt nach dem Erwachen auf der Intensivstation an seinem Verstand zu zweifeln, er muss auch noch die Psychotherapeutin des Grauens aufsuchen. Deren Rolle als hinterhältige, doppelzüngige Nervensäge vom Dienst hat mir großen Spaß bereitet.

Richtig klasse finde ich Jasna Fritzi Bauer als pseudo-Rauschgoldengel Mathilda. Schon ihre manchmal kantige, heiser-hauchige Stimme, die absolut nicht verlebt klingt, aber alles andere als bieder oder gewöhnlich, lässt auf die erste Silbe hören, dass dieses Mädchen kein Durchschnitt ist. Timmo Niesner als Quinn klingt jung, sympathisch, bisweilen überfordert. Er spricht lebendig und abwechslungsreich, ich habe ihm wirklich gerne zugehört. Aber es sind die geheimen Abgründe in der Stimme seiner weiblichen Partnerin, die für mich das Hören so aufregend gemacht haben, weil man gleich hört, dass da mehr hinter steckt, als die Fassade erahnen lässt.

Apropos Fassade: dieses Hörbuch darf man ruhig nach seinem umwerfenden Cover, geschaffen von Eva Schöffmann-Davidov beurteilen, denn es ist nicht minder betörend und immer wieder für neue Entdeckungen gut. Wie bereits zuvor bei Kerstin Gier, gibt es auch dieses Mal ein Personenverzeichnis im Cover versteckt. Wer also wider Erwarten den Faden verliert, kann hier schnell einen Blick hineinwerfen. Allerdings ist die Geschichte so geschickt konzipiert, dass ich nie Probleme hatte, mich in all den außergewöhnlichen Figuren zurecht zu finden. Für mich ist es daher eine Möglichkeit auf einen Blick noch mal die diese fremde Welt voller Geheimnisse und Gefahren und auch wahrer Liebe einzutauchen. Dieser Band endet mit einer Szene, die perfekt für eine Verschnaufpause ist. Eine Gefahr ist vorübergehend gebannt, doch es wird weitergehen. Perfekt um den glücklichen Moment auszukosten, solange er anhält und sich auf den zweiten Band zu freuen, denn das es magisch-spannend-romantisch weitergehen wird, ist jetzt schon klar!

Eine magische Mischung aus fantastischem Abenteuer, einer unmöglichen Liebe und catchy Stimme!

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Veröffentlicht am 09.10.2021

Miri Thalheim zwischen Flower Power und Nazi Terror

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen
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Nach Rieke, Sylvie und Flori wird nun die Geschichte der 4. Thalheimtochter Miri, inzwischen Miriam Feldmann erzählt. Berlin 1966 ist eine komplett geteilte Stadt ringsum umgeben von der DDR. Willy Brandt ...

Nach Rieke, Sylvie und Flori wird nun die Geschichte der 4. Thalheimtochter Miri, inzwischen Miriam Feldmann erzählt. Berlin 1966 ist eine komplett geteilte Stadt ringsum umgeben von der DDR. Willy Brandt ist mittlerweile Außenminister. Politisch beginnt es zu brodeln, alles ist im Umbruch, auch die Mode. Das Traditionskaufhaus muss sich verjüngen, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Als Chef-Designerin muss Miri ihren Vater Patriarchen Friedrich davon überzeugen, dass Eleganz und Pastell passé sind, Knallfarben, psychodelische Muster, Miniröcke, Flatterblusen und Chiffon der letzte Schrei. Mit ihrem Mann Scharni und Adoptivtochter Jenny scheint sie nach der Zeit als Jüdin im Untergrund endlich angekommen zu sein, doch dann wird ihr Leben wieder aus der Bahn geworfen: sie ist jetzt, da sie alle Hoffnungen aufgegeben hatte schwanger und sie trifft Moritz wieder, der sie mit seiner Mutter im Krieg vor den Nazis versteckte. Alte Erinnerungen und Gefühle brechen über sie herein, während die Hormone ihren Körper überschwemmen und die Studentenaufstände die Stadt in Aufruhr versetzen. Während Friedrich Thalheim mit diesen Veränderungen überfordert zu sein scheint, kommen seine Töchter besser damit zurecht.

Patriarch Friedrich Thalheim war ein echter Hallodri und so haben seine vier Töchter 3 verschiedene Mütter, sein Sohn Oscar, Sylvies Zwillingsbruder ist inzwischen verstorben. Als Tochter von Friedrichs jüdischer Chefdesignerin kam erst spät ans Licht, dass Miri Sternberg eigentlich eine Thalheim ist. Aufgrund ihrer jüdischen Mutter musste auch sie während des Nazi-Terrors mit Verfolgung und Todesangst Leben. Erfahrungen, die sie bisher tief in sich verschlossen hatte und erst jetzt, Jahrzehnte später nach und nach mit ihren Liebsten teilt. So taucht man mit ihr nicht nur in die trubelige Welt der Studentenrevolten, der politischen Attentate und der Moderevolution ein, sondern teilt mit ihr auch die dunkelsten Stunden ihrer Vergangenheit, in immer wieder eingeschobenen Rückblicken. Das finde ich als Technik für Hörer sehr angenehm, da es so ganz klar ins Bewusstsein ruft, dass beide Welten Teile von Miris Persönlichkeit sind und man nie vergisst, dass die junge Designerin trotz aller Widrigkeiten nicht nur eine Kämpferin ist, sondern auch überlebt hat. Dabei wird Geschichte und Politik geschickt mit persönlichen Erlebnissen der Familie verknüpft. Miri fühlt sich teilweise hin- und hergerissen, zwischen Familie, Beruf, einer Teenagerin und einem Baby. Dabei ist diese Teenagerin adoptiert und dunkelhäutig und tut sich schwer damit, sich selbst und ihren Platz in Welt zu finden. Immer wieder wird Miri klar, dass die andere Hautfarbe Jennys auch bei aller Liebe, diese immer wieder Ausgrenzung und Rassismus erleben lässt. Kein Wunder, dass sie Jimmy Hendrix so verehrt! Selbst dass Ulrike Meinhof die damaligen Zustände in Kinderheimen und Kindergärten kritisch und begründet anprangerte, wird neben den Terroranschlägen miteingeflochten. Ja, Jenny hatte mit dem Kinderheim von Ben Green großes Glück, ebenso wie ihre Freundinnen. Da der Clan inzwischen sehr groß und vielfältig ist, begegnen ihnen die Großen ihrer Zeit und sei es, bei Ausstellungen von Nesthäkchen Flori oder vor der Kameralinse ihres Freundes Banker.

Die Stimme von Tanja Fornaro finde ich erstaunlich reif und erwachsen, allerdings ist Miri inzwischen auch eine gestandene Frau mit eigener Familie und nicht mehr die junge geflüchtete Näherin aus den ersten Bänden. Ihre Stimme klingt unglaublich warm und empathisch und trifft damit genau Miris herausragendsten Charakterzug, denn sie ist die Seele unter den Schwestern, die Ausgleichende, die Vermittelnde. Selbst ihre Kreativität und ihr treffsicherer Stil, ihr Gefühl für Schnitte, stehen hinter dieser Herzenswärme zurück. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man ihre ganze Geschichte kennt.

Autorin Brigitte Riebe hat Geschichte studiert und das hört man der Geschichte auch an. Gekonnt verknüpft sie die Geschicke der Familie Thalheim und dieses mal ganz besonders von Miriam als Jüdin, mit denen des Zeitgeschehens. Aber nicht nur dass, sie stellt auch Querverbindungen und Zusammenhänge her und beleuchtet sie von verschiedenen Perspektiven. So ist Rut Brandt nicht nur ihre Kundin und im Laufe der Geschichte auch die Frau des Bundeskanzlers, sie ist auch Mutter und eine Frau mit Sinn für Mode. Selbst interessante Nebenfiguren bekommen hier eine Seele, so dass die Geschichte einen auch wirklich berührt und nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz erreicht, ohne sentimental zu triefen. Sehr gut gefällt mir, dass die Fäden der drei Vorgängerbände aufgegriffen werden und wir somit auch erfahren, was mit den übrigens Thalheims und all jenen, die um sie herumschwirren geworden ist – egal ob sie uns sympathisch oder unsympathisch waren. Ja, denn auch den Thalheims sind auch Unsympathen mit Charisma begegnet, die immer wieder Unheil stiften, bis sie sich selbst zum Opfer fallen.

Geschichte, die unter die Haut geht. Eine Berliner Familiensaga, mit Herz, Schnauze und Weitblick.

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