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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ein umfassender Rückblick auf die 1920er

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
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Ich habe aus Büchern schon viel über diese politisch hochbrisante Zeit gelernt, aber dieses Buch hat meinen Horizont noch mehr erweitert, ein großes Lob an die Autoren für die präzisen Recherchen! Man ...

Ich habe aus Büchern schon viel über diese politisch hochbrisante Zeit gelernt, aber dieses Buch hat meinen Horizont noch mehr erweitert, ein großes Lob an die Autoren für die präzisen Recherchen! Man erhält sehr tiefgreifende Einblicke in die Probleme dieser Zeit nach dem ersten Weltkrieg anhand einzelner Schicksale und Beobachtungen. Waren die Menschen zunächst noch froh, den Krieg hinter sich zu haben, und konnten wieder Spaß am Leben empfinden, kam es ganz schnell zu desolaten Zuständen, wie Hunger, Geldentwertung, Wohnungsnot usw.
Sehr schön wird dargestellt, in welch misslicher Lage sich viele Frauen befanden, die meist in völliger Abhängigkeit von ihren Männern lebten, so wurde z.B. Celia das Studieren von ihrem Ehemann verboten!!! Eine Abtreibung durfte nur mit Zustimmung des Ehemannes erfolgen!!! Eine Frau, die allein ins Kino oder in eine Kneipe ging, war äußerst ominös...es gibt noch viele Beispiele. Demzufolge sind die weiblichen Hauptprotagonisten als emanzipiert anzusehen, denn sie sind nicht bereit, sich unbegründet unterzuordnen, sondern haben ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein mit der Zielsetzung eines sinnerfüllten Lebens.
Auch die Aufklärung über körperliche Schutzmaßnahmen, wie z.B. Verhütung, war noch in den Anfängen, so dass die Zahl der Abtreibungen hoch war, meist natürlich illegal. Allen Ernstes wurden Kniebeugen gegen eine ungewollte Schwangerschaft empfohlen! Magda als Ärztin befindet sich in ständigem Dilemma: Abtreibungen sind verboten, aber ihr Herz möchte den Frauen helfen.....
So weit, so gut und sehr interessant. Was mir allerdings gefehlt hat, war ein roter Faden durch das Buch, die einzelnen Szenen wurden aneinandergereiht, teilweise sogar ohne deutlichen Zeilenabstand, so dass man dann plötzlich 'umschalten' musste. Außerdem fehlt mir in weiten Bereichen eine gewisse Spannung, die zum Lesen verlockt. Die Handlung plätschert gemütlich vor sich hin. Da ist z.B. der sogenannte frauenattackierende 'Schlitzer', der einen spannenden Einstieg bietet, dann aber nur noch untergeordnet erwähnt wird. Schade! Daraus hätte man mehr machen können.
Trotzdem ist das Buch lesenswert und informativ, ein Sternchen allerdings abgezogen aus oben genannten Gründen.

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Veröffentlicht am 08.10.2021

Cosy Crime zum Schmunzeln

Hamish Macbeth geht auf die Pirsch
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In diesem Band trifft Hamish auf einen Rivalen, denn er ist ja verliebt in Priscilla, die Tochter des Schlossbesitzers, die aber nun mit einem Verlobten nach Hause kommt, und Hamish ist verärgert. Natürlich ...

In diesem Band trifft Hamish auf einen Rivalen, denn er ist ja verliebt in Priscilla, die Tochter des Schlossbesitzers, die aber nun mit einem Verlobten nach Hause kommt, und Hamish ist verärgert. Natürlich zeigt er dies nicht, aber insgeheim leidet er.

Abgelenkt wird er aber durch einen Mordfall, der während einer Moorhuhnjagd erfolgt und viel Arbeit mit sich bringt, da der Tote sehr unbeliebt war, und viele als Täter in Frage kommen. Der lokale Polizeibeamte Hamish, bekannt für seine ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden, wird wieder aktiv, und wir können mit ihm gemeinsam auf die Suche nach dem Mörder gehen. Da geht es nicht um groß angelegte Aktionen, sondern um feinsinnige Ermittlungen, die schließlich zum Ziel führen, und Hamish sehr erfreuen!

Der Schreibstil ist bildhaft und fließend, so dass es eine Freude ist, das Buch zu lesen. Nebenbei wird die schottische Landschaft beschrieben, auch ein Genuss, was sich auch auf dem Cover zeigt! Am allerbesten sind aber die Charakterisierungen der schrulligen, skurrilen und originellen Protagonisten, die zwar überzeichnet dargestellt werden, aber gerade deshalb immer wieder zum Schmunzeln anregen. Herrlich!

Eine unterhaltsame Lektüre zum Miträtseln, die ich gerne empfehle.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Anna und Marie, zwei unterschiedliche Welten

Wellenflug
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Der Roman berichtet in zwei getrennten Teilen über das Leben von Anna Eisner und Marie Stahmann. Beide Frauen sind durch Familienbande miteinander verknüpft, denn Marie ist die Frau, in die sich Annas ...

Der Roman berichtet in zwei getrennten Teilen über das Leben von Anna Eisner und Marie Stahmann. Beide Frauen sind durch Familienbande miteinander verknüpft, denn Marie ist die Frau, in die sich Annas Sohn Heinrich verliebt, die aber aus einer anderen sozialen Schicht stammt und somit von Anna nicht als Schwiegertochter akzeptiert wird.
Anna ist mir zunächst sympathisch, sie ist aufgeweckt, klug und interessiert sich als Mädchen sehr für den Beruf ihres Vaters, der Tuchhändler ist. Ich hatte erwartet, dass sie gegen die üblichen Rollenzuweisungen ihrer Zeit rebelliert und die Firma ihres Vaters übernimmt. Aber stattdessen heiratet sie in die wohlhabende Familie Reichenheim ein, bekommt viele Kinder, und ihr Leben besteht nur noch aus gesellschaftlichen Verpflichtungen und Sorge um den Erhalt des guten Rufs der Familie. Diesen sieht sie in Gefahr, als ihr Lieblingssohn Heinrich sich in Marie verliebt, die als Garderobiere in einem Varieté arbeitet. Anna bekämpft diese Liaison mit extremer Härte. Überhaupt entpuppt sie sich als strenge Mutter und scheint mit ihrem Leben unzufrieden, da sie sich ihrem Mann stets unterordnet und keine Freiheiten genießt wie ihre Freundin Josephine, die sie darum beneidet. Sie kann es nicht tolerieren, dass Heinrich versucht, den gesellschaftlichen Zwängen zu entkommen, und bekämpft den einstmals so verwöhnten Sohn.
Marie ist allem Neuen aufgeschlossen, aber ihre Beziehung zu Heinrich ist weitgehend durch seine Dominanz geprägt. Zwar hat sie viele Freiheiten und genießt diese, aber sie folgt Heinrichs Entscheidungen, die er allein trifft und wie selbstverständlich erwartet, dass Marie einverstanden ist. Sie geht mit ihm in die USA und dann wieder nach Deutschland zurück, obwohl sie lieber in Erie bliebe. Heinrich möchte nicht, dass sie arbeiten geht, das ist unter seiner Würde. Insgesamt macht sie sich also auch von ihrem Mann abhängig und lebt nicht das aus, was sie eigentlich möchte. Bis sie etwas erfährt, das sie so aus der Fassung bringt, dass sie sich voller Energie für ihren eigenen Standpunkt einsetzt.
Ich finde diese Darstellung der beiden Frauenbilder interessant, aber besonders am Anfang hat mich das Namengewirr sehr gestört. Da wäre eine Auflistung der Personen und ihrer Verflechtungen miteinander hilfreich gewesen, denn das ständige Zurückblättern hat den Lesefluss gestört.
Auch gestört haben mich die ständigen Zeitsprünge, da wären häufigere Jahresangaben sinnvoll gewesen. Am Anfang dachte ich sogar, ich hätte vielleicht eine Seite übersprungen, wenn plötzlich wieder eine neue Tatsache im Raum stand.
Der Schreibstil ist klar und unmissverständlich. Das hat mir gefallen, obwohl bisweilen eine gewisse Monotonie in den Beschreibungen auftauchte. Der historische Hintergrund wurde nur gestreift, mir persönlich hätte ein wenig mehr gut gefallen.
Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten, aber auf Grund meiner Kritikpunkte ziehe ich ein Sternchen ab. Lesenswert ist das Buch auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Der falsche Weg

Dein ist die Lüge
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Dies ist bereits der 12. Fall für Kate Burkholder, die Polizeichefin in Painters Mill, Ohio. Man muss aber nicht die Vorgängerbände gelesen haben, um sich in diesen Fall einzulesen, denn es gibt einige ...

Dies ist bereits der 12. Fall für Kate Burkholder, die Polizeichefin in Painters Mill, Ohio. Man muss aber nicht die Vorgängerbände gelesen haben, um sich in diesen Fall einzulesen, denn es gibt einige Rückblicke, die Kates Vergangenheit beleuchten.
In Ohio hat es heftig geschneit, und der amische Familienvater Adam Lengacher spannt ein Pferd vor den Schlitten, um mit seinen drei Kindern eine Fahrt durch den Schnee zu machen. Die Kinder haben großen Spaß, aber plötzlich entdecken die Vier ein Auto in den Schneeverwehungen. Es gehört Gina Colorosa, die auf der Flucht ist, eine Schusswunde hat, und nun bittet sie Adam die Polizeichefin Kate Burgholder zu informieren, weil sie von ihr Hilfe erwartet. Es stellt sich heraus, dass vor langer Zeit die beiden Frauen Kolleginnen und sogar Freundinnen waren, aber kann, will und darf Kate ihr überhaupt helfen.....? Kate ist auf den falschen Weg geraten, aber will sie diesen wirklich verlassen, wie sie vorgibt?
In einem weiteren Handlungsstrang beobachten wir zwei Kollegen Ginas, die alles daran setzen, sie zu finden und möglichst zum Schweigen zu bringen, denn sie könnte so einiges ans Licht bringen.
Auch in diesem Thriller sind viele Hintergrundinformationen über die Amish Gemeinde enthalten, was ich sehr interessant finde, da die Grundeinstellung u.a. Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit und den Glauben an das Gute im Menschen beinhaltet. Diese Eigenschaften kommen auch in diesem Buch zum Tragen.
Das Buch bietet Spannung und einige Überraschungen, selbst noch zum Ende hin, was mir nicht so gefallen hat, waren die detaillierten Rückblicke in Kates Vergangenheit, nachdem sie ihre Amish Familie verlassen hatte. Das war zeitweise etwas langatmig und hätte etwas gerafft werden können.
Alles in allem: Ich hatte ein schönes Wiedersehen mit Painters Mill und habe das Buch sehr gern gelesen.

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Wahre Freundschaft?

Heldinnen werden wir dennoch sein
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Das Buch erzählt über fünf befreundete Frauen, die sich in den 70er/80er Jahren in einer größeren Clique regelmäßig treffen und ihre Freizeit gestalten. Während eines Geburtstagsbrunchs in der Gegenwart ...

Das Buch erzählt über fünf befreundete Frauen, die sich in den 70er/80er Jahren in einer größeren Clique regelmäßig treffen und ihre Freizeit gestalten. Während eines Geburtstagsbrunchs in der Gegenwart macht eine Nachricht die Runde, die alle erschüttert: Frank, der früher auch einmal dieser Clique angehörte, hat Selbstmord begangen. Durch diese Neuigkeit werden viele Erinnerungen geweckt und Vorfälle, die man gern vergessen wollte, werden wieder lebendig. Denn Frank, der immer und für jeden ein wahrer Freund war, hatte damals ganz plötzlich der Clique den Rücken gekehrt und sich eingeigelt. Natürlich möchte man als Leser die Gründe erfahren, und hier setzt die Spannung ein, die fast bis zum Ende anhält. Immer wieder bekommt man Hinweise, dass zu jenem Zeitpunkt etwas Gravierendes vorgefallen sein muss, das Frank von den anderen trennte. So wirkt das Buch sehr fesselnd.
Das Lesen geht flott voran, denn der Schreibstil ist gut verständlich und übersichtlich. Durch die wechselnden Erzählperspektiven der Protagonisten bekommt man einen guten Überblick über die einzelnen Figuren und ihre Lebensumstände. Sehr hilfreich war eine Vorstellung der Hauptfiguren vorne im Buch.
Grundlegende Frage dieses Romans ist, was man von einer wahren Freundschaft erwarten kann und was die Ursache für einen Bruch sein könnte. Und wenn es zum Bruch kommt, wie lange wird sich das auswirken, vielleicht das ganze Leben lang? Kann man irgendwann vergessen, oder ist dies erst durch Vergebung möglich? Was bedeutet Freundschaft? Unweigerlich fängt man irgendwann an, über die eigenen Freundschaften nachzudenken und ihre Authentizität zu hinterfragen. Das hat mir gut gefallen. Das Buch hat mich über die reine Lesezeit hinaus gedanklich beschäftigt....
Was mir nicht gefallen hat, war das Ende des Buches, wo unbedingt noch aktuelle Themen untergebracht werden mussten und wo jeder Hauptfigur noch ein Sahnehäubchen zufliegt. Das war überflüssig und hätte mit offenen Fragen am Ende mehr bewirkt. Deshalb ziehe ich ein Sternchen ab. Insgesamt jedoch fand ich das Buch unterhaltsam und zum Nachdenken anregend.

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