Ein Tränen-wegblinzel-und-Seele-zerschmetterndes-Buch, eben eine griechische Tragödie
Inhalt:
Als der zehnjährige Patroklos versehentlich einen anderen Jungen tötet, wird der Prinz von seinem Vater verbannt. Von nun an lebt er bei König Peleus und dessen Sohn Achill, ein Halbgott. Die ...
Inhalt:
Als der zehnjährige Patroklos versehentlich einen anderen Jungen tötet, wird der Prinz von seinem Vater verbannt. Von nun an lebt er bei König Peleus und dessen Sohn Achill, ein Halbgott. Die beiden ungleichen Jungen freunden sich an, werden Waffengefährten und lernen sich lieben. Doch Achill ist es vorherbestimmt, ein großer Held zu werden, eine Legende. Als sich der Trojanische Krieg ankündigt, muss sich Achill entscheiden, ob er alt werden und in Vergessenheit geraten oder als ruhmreicher Held sterben möchte…
Meinung:
Die Geschichte vom Trojanischen Krieg ist bekannt – der Raub der schönen Helena, die zehnjährige Belagerung, das hölzerne Pferd. Ich kannte auch vor dem Buch die Sage gut genug, um zu wissen, was passiert, wer überlebt und wer stirbt. Und genau das hat dieses Buch für mich so unglaublich traurig und herz-und-seele-rausreißend-und-in-alle-himmelsrichtungen-schleudernd gemacht.
Zunächst hat Madeline Miller einen leichten und flüssigen Schreibstil, ohne überflüssige Adjektive, ohne Schnörkel, ohne großes Brimborium. Aber genau das hat die Geschichte für mich so poetisch gemacht. Denn manchmal kann man der Liebe nicht mit seitenweisen Schilderungen gerecht werden, sondern lässt sie in wenigen Worten und zwischen den Zeilen frei.
Bisher stand für mich beim Trojanischen Krieg immer die Liebe von Helena und Paris im Vordergrund, ich war immer so erleichtert, dass die beiden überleben, dass ihre Liebe nicht tragisch endet. Nun kommen Patroklos und Achill daher, deren allmähliche Friends-to-Lovers-Geschichte über ihre Kindheit, ihr idyllisches Erwachsenwerden bis kurz vor das Tor von Troja einfach wunderschön war (bis auf die Augenblicke, die Achills Mutter, die Nymphe Thetis, ruiniert hat). Als dann der Trojanische Krieg anklopft, wäre ich gern in die nächste Zeitmaschine gestiegen, um Homer davon zu überzeugen, dass er einigen Figuren doch bitte, bitte, bitte ein neues Ende schreibt.
Aber vielleicht macht die Tragik die Liebe von Patroklos und Achill erst so intensiv. Ich musste zumindest im Zug mehrmals blinzeln, um nicht loszuweinen. Die Maske verdeckt nur Mund und Nase, kein komplett verheultes Gesicht.
Fazit:
Poetisch, tragisch, wunderschön. »Das Lied des Achill« ging unter die Haut und hat mich auch Tage später noch den ein oder anderen Moment gekostet, in der ich der Geschichte in Gedanken hinterherhing. Das Buch bekommt fünf von fünf Sternen, vielleicht kann man Achill und Patroklos neben Herkules und Perseus damit ein Sternbild basteln. Verdient hätten sie es sich nach dieser Geschichte.