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Veröffentlicht am 13.02.2023

Anna Barbara Gignoux - Kämpferin für Kinderarbeit und Lohndumping

Die Herrin der Farben
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Im Augsburg des 18. Jahrhunderts lernen sich die unkonventionelle Anna Barbara und der farbbegeisterte Johann Friedrich kennen und lieben. Anna hat kein Interesse, ihr Leben mit als einfache Ehefrau zu ...

Im Augsburg des 18. Jahrhunderts lernen sich die unkonventionelle Anna Barbara und der farbbegeisterte Johann Friedrich kennen und lieben. Anna hat kein Interesse, ihr Leben mit als einfache Ehefrau zu verbringen, und Johann träumt von Farben und deren Zusammensetzung. So beschließen die beiden zusammen ein Unternehmen auf die Beine zu stellen. Und so entsteht mit Annas kaufmännischen Geschick und Johanns Kreativität gründen sie eine der ersten Kattundruckereien Augsburgs. Doch die Konkurrenz wird zunehmend größer und Anna Barbara muss sich gegen immer mehr Feinde behaupten.

Erwartungsfroh trat ich an diesen Roman heran, in der Erwartung einen spannenden historischen Roman zu lesen, in dem eine intelligente und unkonventionelle Frau gegen die Widerstände der Gesellschaft kämpft. Allerdings merkte ich recht schnell, dass mir die Geschichte nicht ganz s gut gefällt. Ich fand nicht besonders gut in den Schreibstil hinein und mein Interesse zum Buch zu greifen lässt sich nicht anders als mit mäßig beschreiben. Ein massives Problem hinsichtlich des Formalen Aufbaues des Buches hatte ich damit, dass immer nur einzelne, beinahe schon unzusammenhängende Sequenzen aus dem Alltag, viel mehr aber dem Geschäftstreiben Anna Barbaras geschildert werden. Diese werden unterbrochen durch Zeitsprünge, die oft Monate, manchmal aber auch Jahre beinhalten. So zerpflückt sich die Geschichte von ganz alleine, sodass es einem schwer fällt, dieser bedingungslos zu folgen. Die Zeitsprünge führen auch dazu, dass die Spannung, wird sie einmal aufgebaut, gleich wieder in sich zusammenfällt. Die Geschichte plätschert also nur so vor sich hin, ohne jemals interessante Höhen zu erklimmen.

Hinzu zu diesen Zeitsprüngen kommt, dass das Buch von Logikfehlern nur so strotzt. Es gibt Charaktere, da wird bis zum Ende des Buches nicht geklärt, ob sie nun aus Ludwigsburg oder aus Ludwigshafen am Rhein stammen - nur so als Beispiel. Auch finden sich im Buch ärgerlich viele Rechtschreibfehler, was den Lesespaß durchaus auch getrübt hat.

Dann müssen wir aber auch noch über unsere Protagonistin reden. Denn diese trägt unweigerlich auch dazu bei, warum ich dieses Buch nicht genießen konnte. Erstens bleibt sie am Beginn des Buches so unnahbar und farblos, dass es einem beim lesen wirklich schwer viel, eine emotionale Bindung zu ihr aufzubauen. Mit Fortschreiten des Buches traten aber immer mehr ihre Schattenseiten zu Tage. So ist sie herrisch, egoistisch und verkörpert in vielem einen Antagonisten, wie wir ihn aus anderen Büchern kennen, der gegen das Wohl der Protagonisten arbeitet. Anna Barbara scheint schon fast wie die leibgewordene Kapitalistin. Sie ist nur darauf aus, ihrem Wohlstand und ihre Marktreichweite zu vergrößern - auf Kosten ihrer Angestellten. Diese Angestellten sind hauptsächlich Kinder und und Frauen, weil die sind ja billiger. Und hier findet sich auch schon ein großer moralischer Widerstreit. Denn auf der einen Seite haben wir Anna Barbara, die selbstbestimmt ihre Fabrik als frau in der Männerdomäne führen will, als gleichwerte Verhandlungspartnerin anerkannt werden will. Gleichzeitig aber bedient sie sich genau der Geschlechterrollen, die sie für sich - und nur für sich - abzulegen versucht. Spätestens ab diesem Moment konnte ich unsere Protagonistin nicht mehr ernstnehmen und ihre selbstsüchtigen Handlungen haben mehr und mehr dazu beigetragen, dass ich mich ernsthaft zu fragen begonnen habe, warum man für solch eine Frau solche Bewunderung empfinden kann, ihr einen ganzen Roman zu widmen.

Kurzum, dass Buch hat mich in allen gröberen Aspekten, Handlung, Figuren und sprachlicher Stil, durchwegs enttäuscht. Dementsprechend kann und will ich diesen Roman nicht weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Absolut nicht mein Fall

Der Duft der Kirschblüten
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Durch die Krankheit ihres Vaters übernimmt Clara mehr und mehr die geschäftliche Verantwortung für den Teesalon ihrer Eltern. Finanzielle Vorteile bringen sie zu der Entscheidung, ihren wohlhabenden Jugendfreud ...

Durch die Krankheit ihres Vaters übernimmt Clara mehr und mehr die geschäftliche Verantwortung für den Teesalon ihrer Eltern. Finanzielle Vorteile bringen sie zu der Entscheidung, ihren wohlhabenden Jugendfreud Franz zu ehelichen. Allerdings stellt sich recht schnell heraus, dass Claras ehemals bester Freund einem brutalen und rücksichtslosen Mann gewichen ist. Hinzu kommt noch, dass Clara mehr und mehr Gefühle für den japanischen Handelsreisen Akeno hegt. Doch Clara kann sich nicht einfach aus ihrer verhängnisvollen Ehe befreien, denn damit würde sie das familiäre Teehaus mit in den Untergang reißen.

Ich ging eigentlich ohne große Erwartungen an das Buch heran, erhoffte bzw. erwartete mir kurzweilige Unterhaltung, eine cute Liebesgeschichte, die historisch angehaucht ist. Leider wurden ich auf breiter Front enttäuscht. Da ist zunächst einmal der sprachliche Stil der Autorin. Der Einstieg ins Buch verlief recht holprig, weil ich immer wieder über Satzkonstruktionen und Formulierungen stolperte, die mich ein wenig stutzig machten. Mit der zeit besserte es sich, doch der Schreibstil blieb in meinen Augen nicht mehr als gewöhnlich, und auch im Rest des Buches stieß ich immer wieder auf ein wenig merkwürdige Formulierungen, wie beispielsweise "Schienenbahn". In meinen Augen umso enttäuschender, da die Autorin selbst auch als Lektorin tätig ist. Das ist allerdings bei weitem noch nicht mein Hauptkritikpunkt. Da wäre noch der für meinen Geschmack viel zu konstruierte Plot. Eine Folge von Zufällen und Verkettungen, die ich einerseits zum Teil vorhersehen konnte, und die auf der anderen Seite ein beklemmenden Unwohlsein bei mir auslöste. Als ebenso klischeehaft stellten sich auch die Protagonist:innen bzw, deren Beziehungen zu einander heraus. Clara ist die starke und unabhängige Frau, so weit so gut; Franz der bösartige Ehemann; August der naive und übermännliche Bruder. Man merkt sehr schnell, dass der Facettenreichtum auf der Strecke geblieben ist, wenn jeder der Protagonisten eine einzige Charaktereigenschaft zugeschrieben bekommt. Und am Ende war es auch wenig überraschend, dass jede der Protagonist:innen sich zufälligerweise genau in eine andere wichtigere Figur der Geschichte verliebt hat. Für meinen Geschmack definitiv zu viel Kitsch. Auch ist es so, dass man teilweise sehr wenige Gefühlsregungen und Gedankengänge der Personen mitbekommt, sodass - vor allem Claras Liebe zu Akeno - überhaupt nicht nachvollziehbar ist. Da blieb lange etwas aus, und plötzlich sollen die beiden verliebt sein? Vor allem von Akeno hat man nichts gemerkt, dass er Gefühle für Clara haben soll. Ein weiterer Punkt, der mir aufgestoßen ist, sind, wie unpassend die Protagonist:innen in manchen Situationen reagieren. Cringe, beschreibt das noch am ehesten. Naiv, unpassend, unstandesgemäß, sodass ich mich mit der Zeit fragte, ob unser Figurenpotpourri nicht komplett hirnlos geboren wurde. Zu guter letzt möchte ich noch anmerken, dass das Buch einige kleinere Logikfehler aufweist, zwar nichts gravierendes, dass den Plot beeinträchtigen würde, doch als Aufmerksamer Leser habe ich mich dann doch ab und zu gefragt, ob dieses Buch jemals korrekturgelesen wurde. Da wäre zunächst einmal der Ausflug nach Hamburg zur Beerdigung des alten Stargart, in dem der neue Geldadel per Schnellzug auf den Holzbänken der Dritten Klasse reist. Oder aber auch, dass Claras Nachtzugreise von Amsterdam nach Berlin scheinbar wie im Flug, tagsüber und binnen eines angeregten Gespräches verging.

Wie man sehen kann, bin ich von vorne bis hinten nicht überzeugt und kann das Buch absolut niemanden weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

leider eine Enttäuschung auf voller Länge

Janin
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Die Familie der jungen Charlotte von Neubeck fällt einer politischen Intrige zum Opfern und fortan muss sie sich unter dem falschen Namen Janin Steinborn ihren Lebensunterhalt als Stubenmädchen auf einem ...

Die Familie der jungen Charlotte von Neubeck fällt einer politischen Intrige zum Opfern und fortan muss sie sich unter dem falschen Namen Janin Steinborn ihren Lebensunterhalt als Stubenmädchen auf einem Gut bei Frankfurt am Main verdienen. Nicht nur, dass das komplett unerfahrene Mädchen nun alles von neu auf erlernen muss und ihre Tarnung aufrecht erhalten muss, sie will auch nicht hinnehmen, dass ihre Familie hinter Schloss und Riegel sitzt und macht sich auf die Suche nach rechtlichen Beistand.

Joa! das trifft meine Gefühle nach dem Ende des Buches recht gut. Der Roman ist als erotisch flagellantischer Roman gekennzeichnet, ein Genre, in dem ich mich normalerweise kaum bewege, und so wollte ich Neues ausprobieren. Allerdings habe ich recht schnell gemerkt, dass mir dieser Genremix aus historischen Roman und erotischen Roman nicht zusagt. Angefangen beim Schreibstil, der mir überhaupt nicht zugesagt hat. Ich kam in keinen guten Lesefluss, stolperte immer wieder über Begrifflichkeiten und gesprochene Sprache, die viel zu modern für das 19. Jahrhundert ist, und musste das Buch immer wieder auf die Seite legen und mich anderer Lektüre widmen, um nicht ganz den Geist aufzugeben. Denn obwohl mich das Buch schon ab Anfang enttäuschte, hoffte ich im Laufe der Geschichte auf Besserung. Was mich aber massiv störte, war das Fehlen von Komplexität in Handlung und bei den Protagonist:innen. Die Handlung ist dermaßen geradlinig Erzählt, dass es nur diesen einen Handlungsstrang gibt, eine einzige Richtung in die sich die Geschichte entwickelt. Das Schicksal von Janins Familie und ihr Kampf für Gerechtigkeit hätten Unmengen an Potential geboten, um der Geschichte ein komplexes Gewand zu geben. Allerdings ist Janin nur damit beschäftigt, nicht als Stubenmädchen unterzugehen und verprügelt zu werden. Zwar versucht sie dann einen Anwalt anzuheuern, der sich darum kümmern sollte, dass ihre Familie freikommt, allerdings verläuft hier die Geschichte sehr im Sande:

1. Man erfährt bis zum Ende nicht, wie es um ihre Familie steht und schon gar nicht, warum diese überhaupt inhaftiert ist.

2. Janin wird bekommt die Anstellung von der Besitzerin des Gutes und wird von dieser gedeckt. Warum, das erfährt man auch nie.

Auch mit Janins Charakter konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Einerseits hat sie immer sehr blass auf mich gewirkt, hatte sich charakterlich nicht sehr stark von den anderen beiden Stubenmädchen Elli und Hannah unterschieden. Gefehlt hat mir definitiv ein reflektierter Geist. Janin wächst kaum während der Handlungszeit. Zwar erlernt sie früher oder später die notwendigen Stubenmädchen-Skills, ihr Charakter bleibt aber in festgefahrenen Mustern. Leider muss ich auch sagen, dass sie für mich keine Sympathieträgerin dargestellt hat. Sie war mir zu naiv und unbedacht, was teilweise beim Lesen recht ansträngend war, sich zum Glück aber in Grenzen gehalten hat. Ein Punkt, der mich auch immer wieder innhalten lies, war die fehlende historische Atmosphäre. Zwar hat man die Dampfeisenbahn und die Dienstmädchen, die den ganzen Tag auf Knien durch das Herrenhaus rutschen, aber sprachlich und oft auch von den Beschreibungen - die im Übrigen recht knapp ausfallen - hat mir da einfach sehr viel gefehlt. Das Buch hätte genau so gut im 16. Jahrhundert spielen können, wie zur Zeit des NS-Regimes. Hier hat sich das Setting leider sehr stark verloren.

Leider muss ich wirklich sagen, dass es sehr wenige positive Aspekte an dem Buch für mich gegeben hat.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Ein fehlgeschlagenes Debut

Die Schule der Redner
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Mitte des 13. Jahrhunderts versinkt Mitteleuropa in blutigem Chaos. In dieser Zeit wird Leon, ein Neffe des Habsburgerfürsten Rudolfs damit beauftragt, ein mysteriöses Buch, dass den Schlüssel zu ungeahnter ...

Mitte des 13. Jahrhunderts versinkt Mitteleuropa in blutigem Chaos. In dieser Zeit wird Leon, ein Neffe des Habsburgerfürsten Rudolfs damit beauftragt, ein mysteriöses Buch, dass den Schlüssel zu ungeahnter rhetorischer Macht beinhaltet, in Sicherheit zu bringen. Und so führt Leons Weg ihn in die Schule der Redner bei St. Gallen, in der die Jugend der europäischen Eliten in ihren rhetorischen Fähigkeiten geschult werden. Zunächst fühlt sich Leon hier in Sicherheit, doch rasch muss er erkennen, dass auch hier ihm die machbesessenen Mächte und finsteren Gestalten, die ihm schon außerhalb der Schule nach dem Leben trachteten, auf der Spur sind.

Auf das Buch wurde ich vor allem durch das Cover aufmerksam, da dieses sehr stark den Covern derjenigen Bücher ähnelt, die ich ansonsten gerne lese. Und so hatte ich mir eine vielschichtige Geschichte ähnlich derer von Ken Follett oder beispielsweise Rebecca Gablé. Allerdings musste ich auf den ersten 50 Seiten bereits feststellen, dass das Buch sowohl sprachlich, als auch von der Konstruktion der Charaktere nicht sehr viel mit dem ereignisreichen Epos gemeinsam hatte, den ich mir erhoffte.

da wäre zunächst einmal der Schreibstil. Mein erster Eindruck war, dass dieser recht unausgeklügelt und unausgefeilt, schon fast platt war. Man kann ihm zwar zu gute halten, dass er einen sehr rasanten Rhythmus erzeugt, der einen beim Lesen vorantreibt. Allerdings kam mir der sprachliche Stil je weiter ich in das Buch vordrang immer mehr so vor, als würde ich ein Jugendbuch lesen. So empfinde ich die Sprache in weiten Teilen des Buches als viel zu modern. Begriffe alten vor allem in den Dialogen Einzug, die ich niemals dem 13. Jahrhundert zuordnen würde.

Der Eindruck, mich in ein Jugendbuch verirrt zu haben, vertiefte sich vor allem im Hinblick auf den Inhalt des Buches. Zu fantastisch, zu gewollt, auf schmerzhafte Art und Weise an den Haaren herbeigezogen. Diese Worte beschreiben meine Gedanken glaube ich sehr gut. Abgesehen von einigen wenigen kleineren Seitensprüngen, deren Einordnung sich im Übrigen meist erst hunderte Seiten später ergeben, gibt es nur einen einzigen Plot, nämlich den rund um Leon, den es zu folgen gilt. Dementsprechend ist man bei den Hintergründen zu Verschwörung und Co. auf die Augen Leons angewiesen, erfährt mit ihm. Auch wenn leider dabei nicht alles zu einhundert Prozent verständlich wird. Abgesehen davon wurde ich auch so mit dem Plot nicht ganz warm. Denn oft hatte ich das Gefühl, mich in ein Fantasybuch verirrt zu haben, dass rein zufälligerweise zur Zeit Rudolfs von Habsburg spielt. Zu nennen wären dabei beispielsweise der Angriff der Assassinen, deren Rolle in der Gesamtkonstruktion der Geschichte immer noch ein wenig hochtrabend erscheint, oder aber auch die übernatürlichen Ereignisse wie Kommunikation mittels Äther und Gedanken. Zwar fand ich die Idee hinter den geheimnissen der Sprache sehr anreizend, verlor mich mit Voranschreiten der Geschichte leider immer mehr in Lachen.

Ein weiterer Punkt, der mich massiv gestört hat, ist die Ausarbeitung und Gestaltung der Protagonist:innen. Diese sind in meinen Augen viel zu flach und wenig individuell ausgefallen, Individualität blieb wirklich auf der Strecke. Dementsprechend wurde ich weder mit Leon, noch mit sonst jemanden wirklich warm, da der Blick in die Gedanken- und Gefühlslage wirklich weitestgehend fehlt, hin und wieder dann aber urplötzlich und sprunghaft auftritt. Irritiert hat mich auch, dass manche Charaktere, die bei ihrem ersten Auftreten von fundamentaler Bedeutung erschienen, plötzlich wieder Bedeutungslosigkeit versinken. Cecile sei nur als Beispiel genannt.

Was mich aber am meisten gestört hat, sind Mängel in Logik und teilweise auch in historischen Hintergründen. Es werden das ganze Buch über Situationen und Sachverhalte geschildert, die mir nur die Fragezeichen ins Gesicht getrieben haben. So verschwinden zwei burgundische Prinzen scheinbar spurlos für mehrere Monate. Wir als Leser:innen wissen, dass diese gerade auf der Suche nach Leon sind, der Rest der Welt wusste davon nichts. dementsprechend finde ich es äußerst bedenklich, dass zwei Mitglieder des europäischen Hochadels plötzlich verschwinden, ebenso plötzlich wieder auftauchen und sich niemand, wirklich niemand auch nur ansatzweise Gedanken darum macht, wo die beiden nun eigentlich waren. Ein weiterer solcher Punkt wäre die Hexenverbrennung im Mittelalter (?!), die richtig schön klischeehaft stattfindet, mit Kräuter, Scheiterhaufen und - nicht zu vergessen - roten Haaren. All diejenigen, die sich auch nur ansatzweise mit der Geschichte der Hexenverbrennungen in Europa auskennen, werden wahrscheinlich auf S. 241 das Grausen bekommen. Mal davon abgesehen, dass sich da die Hexenverbrennungsgesellschaft im Jahrhundert geirrt hat, macht es überhaupt keinen Sinn, dass die Mutter der Angeklagten bzw. deren gesamte Verwandtschaft unbescholten des Weges ziehen darf, ungestraft weiter Satans Werk vollrichtet. Hinzu kommt, dass das Urteil bzw. der ganze Prozess von einem weltlichen Adeligen durchgeführt wird, der zur großen Überraschung dann auch noch einer der großen Hauptfeinde des Buches ist. Abgesehen davon warte ich immer noch auf die peinliche Befragung... Diese Hexenverbrennung ist ein Beispiel dafür, dass der Autor generell immer wieder kleine Hintergrundgeschichten zu den Protagonisten einbaut, die komplett an aus dem Zusammenhang gerissen sind absolut keinen Sinn machen und einfach nur dafür da sind, die Leserschaft zu schocken und das Lesetempo anzuheizen. ich verstehe ja, dass man zu solch billigen Tricks greifen muss, wenn die Geschichte alleine nicht viel mehr hergibt, aber nein danke. Hinzu kommt dann beispielsweise noch die Frage, wie ein Mensch, der nie in seinem Leben Berührungspunkte mit einer Kuh bzw. deren Erzeugnissen hatte, der noch dazu aus der untersten Unterschicht stammt, weiß, wie Butter riecht, oder aber auch Kirchenbänke in der Schweiz des 13. Jahrhunderts?

Rundum war das Buch eine einzige Katastrophe für mich und ich kann es absolut nicht weiterempfehlen, da ich, wie man merkt, von keinem einzigen Aspekt des Gesamtbildes auch nur ansatzweise überzeugt bin. Die Geschichte versucht auf Zwang schockierend zu sein, verliert dabei allerdings den Bezug zur Realität. Dementsprechend wäre es wahrscheinlich besser gewesen, das Buch wäre als reiner Fantasyroman konzipiert worden.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

komplett überbewertet

Borgia - Die Verschwörung
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Rom in der Renaissance: Rodrigo Borger sitzt auf dem heiligen Stuhl. Er ist der wohl berüchtigtste und mächtigste Mann seiner Zeit, und auch seine Kinder stehen dem Papst im schmieden von Intrigen und ...

Rom in der Renaissance: Rodrigo Borger sitzt auf dem heiligen Stuhl. Er ist der wohl berüchtigtste und mächtigste Mann seiner Zeit, und auch seine Kinder stehen dem Papst im schmieden von Intrigen und an Skrupellosigkeit nichts nach- So auch sein Sohn Juan. Eines Tages wird dieser dann Tod in einem Abwasserkanal gefunden. Der Papst ist außer sich. Wer hat seinen Sohn umgebracht und warum? Doch die Liste der Verdächtigen ist immense, denn Juan hat sich durch sein egoistisches und gewissenloses Verhalten viele Feinde gemacht, und auch Rodrigo hat sich im Laufe der Jahre viele Feinde gemacht, die nur darauf warten, sich an seiner Familie zu rächen.

Um ehrlich zu sein hatte ich recht hohe Erwartungen an das Buch, da ich gerne mehr über das Italien des ausklingenden 15. Jahrhunderts erfahren wollte. Die Borgias waren für mich schon immer eine sehr mysteriöse und interessante Familie. Dementsprechend erwartete ich mir eigentlich einen spannenden und gut recherchierten historischen Roman, der mich in das Rom der Renaissance-Päpste entführen sollte. Leider wurde ich allerdings in allen Punkten ziemlich enttäuscht. Meiner Meinung nach scheiterte das Ganze in gewissen Teilen schon am Aufbau des Buches. Der Handlungsablauf lief für meinen Geschmack viel zu unstrukturiert ab und ich verlor, vor allem anfangs, komplett den Überblick. Vor allem dadurch, dass es ständig Rückblenden gab, die aber nicht sofort als solche zu erkennen waren. Auch kamen ständig Handlungsstränge vor, die sich innerhalb des Buches gar nicht mehr auflösten und so bei mir für noch mehr Verwirrung sorgten. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass sich diese jetzt noch herrenlosen Handlungsstränge spätestens im letzten Teil der Trilogie auflösen werden, allerdings spricht dass dann nicht für die Reihe, wenn ich im ersten Band komplett verwirrt und hilflos zurückgelassen werde. Enttäuscht haben mich auch der Schreibstil und die Sprache des Buches. Ich fand gar nicht in die Geschichte hinein, da mich der Schreibstil gar nicht fesseln konnte und mir die Handlung seltsam fremd blieb. Auch war der Schreibstiel ziemlich flach und farblos, wodurch für mich die Dekadenz und das Intrigenspiel des Italiens am Anbeginn der Renaissance einfach nicht passend rübergebracht werden konnte. Für mich konnten es die beiden Autorinnen einfach nicht schaffen, die damalige gesellschaftliche und politische Lage angemessen darzustellen. Diese Komponente fehlte einfach, um der Handlung mehr Gewicht zu verleihen. Große Probleme hatte ich auch mit den Charakteren. Einerseits weis ich bis heute nicht, wer nun eigentlich der Hauptcharakter ist, da sich jedes Kapitel scheinbar um eine andere Person dreht, die dann aber im Laufe der Geschichte oft gar nicht mehr vorkommt. Zwar vermute ich, dass Juan Borgia der eigentlich wichtigste Protagonist ist, doch der stirbt ja, und wird dann schließlich für die Handlung der späteren beiden Teile komplett bedeutungslos. Im Generellen blieben mir die Protagonisten seltsam fern, da sie komplett flach und eindimensional gezeichnet sind. Mir sind keinerlei Charaktereigenschaften, weder positive noch negative, aufgefallen, die die Figuren irgendwie einzigartig gemacht hätten. Selbst von der im Klappentext groß versprochenen Skrupellosigkeit konnte ich nicht viel spüren. Kurz gesagt wirkten alle Protagonisten wie ein Einheitsbrei und waren aufgrund ihrer fehlenden Charakterzüge einfach nur unauthentisch. Die Spannung, auf die ich gehofft habe, als ich begonnen habe, das Buch zu lesen, blieb leider auch komplett aus. Die Geschichte zog sich unendlich lang dahin und es kam nur ganz selten zu Stellen, in denen sich ein Spannungsbogen aufbauen hätte können. Allerdings wurden diese Möglichkeiten immer gleich durch einen sofortigen Szenenwechsel zunichte gemacht. Gut fand ich allerdings auf der anderen Seite die Recherchearbeit, die die beiden Autorinnen geleistet haben. Ich gewann einige neue Einblicke ins Italien der damaligen Zeit. Allerdings muss ich sagen, dass die Autorinnen es nicht geschafft haben, diese Informationen gut in die Handlung einzubauen. Alles wirkte gestelzt und behinderte noch zusätzlich den Lesefluss, der ohnehin schon kaum vorhanden war.

Letztendlich war das Buch einfach nicht gut. Es war total langweilig und zäh, die Charaktere waren sehr schwach gezeichnet und die Handlung ging einfach unter. Mir hat der erste Teil der Trilogie gar nicht gefallen und die anderen beiden Bücher nicht lesen. Außerdem kann ich das Buch nicht weiterempfehlen.

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