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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2022

Die Probleme einer Familie

Ursprung
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Kai verliebt sich in Miriam, Miriam liebt ihre Kunst und sich selbst und am Ende entsteht daraus Sui. Sui wird von Kai aufgezogen und kennt ihre Mutter Miriam nicht wirklich. Kai, nun Mitte 40, wird von ...

Kai verliebt sich in Miriam, Miriam liebt ihre Kunst und sich selbst und am Ende entsteht daraus Sui. Sui wird von Kai aufgezogen und kennt ihre Mutter Miriam nicht wirklich. Kai, nun Mitte 40, wird von Sui "verlassen", d.h. sie zieht aus und alles kommt in Bewegung.

Kai hinterfragt sein bisheriges Leben und sucht Kraft in einem Retreat in Indien. Währenddessen zieht es Sui zu ihrer Mutter Miriam, die einen Schutzwall errichtet und sich auch sonst sehr zurückgezogen hat. Auch sie hat noch offene Fragen aus ihrer Vergangenheit und trifft in dieser Einsamkeit eine Person, die Einfluss auf sie hatte.

Ich muss zugeben, dass ich eine ganze Weile gebracht habe, um in die Geschichte hineinzufinden. Es lag weniger am Schreibstil der Autorin, sondern vielmehr an der Kälte, die Miriam verströmte. Es blieb während des ganzen Buches eine Distanz zwischen ihr und mir. Während mich Suis Suche nach ihren Wurzeln eher mitnehmen konnte. Sie ist Dänin mit koreanischen Wurzeln. Jedoch kennt sie keinen ihrer Verwandten aus Korea. Die Reise zur Insel der Perlentaucherinnen war für mich der beste Abschnitt im Buch. Leider kam dieser erst im letzten Drittel des Buches.

Die Probleme der drei Hauptcharaktere werden jeweils aus der Sicht des Charakters, aber auch zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten beschrieben. Man muss sich etwas konzentrieren, um sich zurecht zu finden. Allerdings werden durch die verschiedenen Zeiten und Orte auch kleine Details offengelegt, die teilweise eine Erklärung für die Probleme in der Zukunft geben.

Auch wenn mich das Buch nicht so sehr mitnehmen konnte wie z.B. "Beinahe Alaska" von Arezu Weitholz oder "Der Holländer" von Mathijs Deen aus dem gleichen Verlag, fand ich die Idee dahinter gut.

Veröffentlicht am 07.11.2021

Phasenweise etwas langsam

Die Früchte, die man erntet
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Diesmal hat es gedauert bis Hjorth und Rosenfeldt die nächste Runde bei Bergman & Co. eingeläutet haben. Ich war gespannt und nach dem Lesen auch ein ganz kleines bisschen enttäuscht. Wo ist der bissige, ...

Diesmal hat es gedauert bis Hjorth und Rosenfeldt die nächste Runde bei Bergman & Co. eingeläutet haben. Ich war gespannt und nach dem Lesen auch ein ganz kleines bisschen enttäuscht. Wo ist der bissige, zynische und scharfsinnige Bergman hin? Ich muss mich wohl von ihm verabschieden. Er ist jetzt Großvater und ruhiger, fast schon ein Familienmensch, geworden. Er langweilt sich bei seinen Therapiesitzungen und liebt es seine Enkelin Amanda zu bespaßen. Sein Verhältnis zu Vanda hat sich gebessert und so hofft er auf eine gute Zeit. Wenn die Vergangenheit nicht wäre und sie ihn überrollen wird.

Der Fall war diesmal eher etwas lahm und langatmig. Da waren viele Seiten, die man hätte kürzen können. Erst nach gut der Hälfte des Buches sind die Autoren wieder in ihre alte Spur zurückgekehrt und haben Spannung in das Buch gebracht. Billy. Er schafft es nicht. Kann nicht aufhören. Braucht den Kick und ist dabei alles zu verlieren. Die Schlinge ist umgelegt und zieht sich immer mehr zusammen.

Das Tempo wurde am Ende schneller, die Charaktere fanden zu ihrer eigentlichen Größe zurück und man war wieder im Sog. Was wird geschehen? Wie wird er reagieren und was geschieht mit Bergman? Es gibt zwei Cliffhanger, die es in sich haben. Wie dieses Buch wird wohl auch das nächste Buch sich auf zwei Handlungsstränge konzentrieren. Ich hoffe nur, dass es dann auch beide Handlungsstränge schaffen genügend Spannung zu erzeugen.

Veröffentlicht am 15.03.2021

Eine Wiener Familie

Wir bleiben noch
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Victor Jarno ist nicht der Schnellste. Nein, er ist eher behäbig und verschließt sehr gern die Augen, um nichts wahrnehmen zu müssen. Er will sich mit den Veränderungen der Politik, der Gesellschaft und ...

Victor Jarno ist nicht der Schnellste. Nein, er ist eher behäbig und verschließt sehr gern die Augen, um nichts wahrnehmen zu müssen. Er will sich mit den Veränderungen der Politik, der Gesellschaft und der eigenen Familie nicht auseinandersetzen. Doch dann trifft er seine Cousine und muss sich allem stellen.

Bei der großen Geburtstagsfeier der Oma treffen die verschiedenen Familienzweige aufeinander und die Stimmung ist alles andere als feierlich. Die Gräben sind schon vorhanden, die verletzten Seelen und die verhärteten Fronten werden weiterhin gepflegt. Als Leser saß ich zwischen den Familienmitgliedern und habe mich unwohl gefühlt. Die negative Stimmung, die gereizten Worte und unterschwelligen Angriffe fand ich bedrückend. Der Humor blitzte nur selten auf und dann war er schwarz und aber trotzdem gut.

Der Rechtsruck ist bei dieser Familie angekommen und Victor, der letzte Sozialdemokrat, fragt sich, wie das passieren konnte. Er blickt zurück, in die Vergangenheit, und stellt fest, dass die Gesellschaft gesättigt ist. Während die Nachkriegsgeneration alles aufbauen musste, konnte die nachfolgende Generation konsumieren. Doch sie sind nicht zufrieden, stellen Ansprüche, schauen nach links und rechts und neiden dem Nachbarn das Haus, das Glück und die Zufriedenheit. Aber warum?

Und dann kommt die Cousine Karoline aus dem Ausland zurück. Sie verlieben sich und die Familie zerreißt es endgültig. Die Gräben werden noch tiefer, das Unverständnis noch größer und die Kommunikation wird eingestellt. Die zerstrittenen Mütter sind schockiert und distanzieren sich von ihren Kindern. Das Liebespaar zieht sich zurück, schwelgt im Glück und zieht in das geerbte Haus der Oma. Doch es dauert nicht lange und die dunklen Wolken ziehen auf.

Das Buch liest sich gut und flüssig (bis auf die SMS-Nachrichten). Der Humor des Autors ist speziell und man muss sich erst daran gewöhnen. Ab und an konnte ich auch lachen, aber größtenteils empfand ich die Geschichte beklemmend, traurig und bedrückend. Dieser Familienzwist ist so real beschrieben, dass man fast schon Gänsehaut beim Lesen bekommt. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr werden die Leben der Mütter ausgebreitet. Es tauchen immer mehr Details über Verletzungen auf, die nie angesprochen wurden, aber Narben hinterlassen haben und dafür sorgten, dass man sich entzweit. Es braucht etwas Muße, um in dieses Buch einzusteigen. Die Langsamkeit der Geschichte hat mich etwas ausgebremst. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie bleibt stehen, doch dann ruckelte es weiter.

Ich muss zugeben, dass ich mit den Charakteren nicht so richtig warm geworden bin und am Ende auch ein klein wenig erleichtert war, als ich die letzte Seite umblättern konnte.

Veröffentlicht am 15.11.2020

3-4 Sterne für diese schwer zu lesende, aber interessante Geschichte

Bären füttern verboten
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Rachel Elliott hat eine Geschichte geschrieben, die mit eigenwilligen und doch sehr realistischen Charakteren ausgestattet ist. Die Charaktere sind stark und schwach zugleich. Sie verzweifeln und rappeln ...

Rachel Elliott hat eine Geschichte geschrieben, die mit eigenwilligen und doch sehr realistischen Charakteren ausgestattet ist. Die Charaktere sind stark und schwach zugleich. Sie verzweifeln und rappeln sich wieder auf. Sie schleppen alle ein Paket an Sorgen, unverarbeiteter Vergangenheit und innere Trauer mit sich und doch versuchen sie ihrem Leben etwas abzuringen – einen Sinn, etwas Glück und Liebe. Die Schicksale dieser wunderbaren Charaktere werden im Laufe der Geschichte miteinander verbunden, aber der Weg dahin ist nicht so einfach.

Der Schreibstil von der Autorin ist nicht so einfach zu lesen. Anfangs habe ich nicht wirklich durchschauen können, wer mit wem und warum. Dazu kam, dass auch mal ein Hund aus seiner Sicht etwas erzählte und so die Verwirrung noch etwas größer wurde. Bei diesem Buch muss man sich die Zeit nehmen und einiges am Stück lesen. Für zwischendurch ein paar Seiten (in der Bahn oder Mittagspause) ist dieses Buch weniger geeignet, denn man benötigt einige Zeit bis man in die Geschichte eintauchen kann. Während des Lesens stellte sich bei mir immer wieder eine Art von Traurigkeit ein, denn die Charaktere sind so realistisch und nah, dass man mit ihnen mitleidet und vor allem hofft man, dass es ihnen zum Ende zu besser gehen wird.

Ich mochte die Geschichte, obwohl sie schwerer zu lesen war als andere Bücher. Dafür hatte sie spannende Charaktere, die Tiefgang und starke Emotionen hatten. Es ist, aus meiner Sicht, eine Geschichte, die danach ruft, zweimal gelesen zu werden, um wirklich alles wahr- und aufnehmen zu können, was die Geschichte zu bieten hat.

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Es ist eine etwas skurrile Geschichte, manchmal mit überraschenden Wendungen und amüsanten Passagen.

Regenbeins Farben
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Unter dem Titel "Regenbeins Farben" konnte ich mir so gar nichts vorstellen. Ist es ein Krimi, ein Gesellschaftsroman, eine Liebesgeschichte oder ein Schicksal? Nachdem Lesen weiß ich nun, dass es eine ...


Unter dem Titel "Regenbeins Farben" konnte ich mir so gar nichts vorstellen. Ist es ein Krimi, ein Gesellschaftsroman, eine Liebesgeschichte oder ein Schicksal? Nachdem Lesen weiß ich nun, dass es eine Liebesgeschichte mit leichter Gesellschaftskritik und vier Schicksalen ist. Die Geschichte beweist an vielen Stellen Humor und Ironie, aber stets recht leise, aber wenn man sich eingelesen hat, erkennt man sie schnell. Die Autorin hat einen guten und schön zu lesenden Schreibstil, der gut durch die Seiten trägt.

Ihre Charaktere sind so unterschiedlich und doch miteinander verbunden. Man lernt drei Witwen auf dem Friedhof kennen. Ziva, eine ältere Professorin, die im wallenden Outfit und einer recht direkten und schroffen Art auffällt. Lore, herrlich diese Lore, immer ein Champagnergläschen in der Hand und recht eigen in ihren Ansichten, aber auch sehr reich und gelangweilt. Und dann noch Karline Regenbein, eine begabte Malerin, die jedoch so unscheinbar ist, dass sie sich im Kunstbetrieb nicht durchsetzen kann bzw. will. Sie ist genügsam und ruhig. Diese drei Damen verbindet ein Mann Eduard Wettengel.

Der Reigentanz, der sich dann entwickelt, lässt tief blicken in die Geschichten der Damen und deren Leben, deren Lieben und welche Probleme sie mit dem Regime hatten. Aber auch Eduard Wettengel weiß zu überraschen. Er ist schon zu Lebzeiten der Ehemänner ein Verbindungsglied, der mal hofierend, mal ausgleichend und schlichtend in das Leben der Damen eingreift. Man sollte sich etwas für Kunst und Malerei interessieren, denn dies ist der Dreh- und Angelpunkt bei allen Charakteren.

Es ist eine etwas skurrile Geschichte, manchmal mit überraschenden Wendungen und amüsanten Passagen. Aber es gab auch traurige und eher beklemmende Momente in dieser kurzen Geschichte, die jedoch nie die Oberhand gewinnen konnten.