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Veröffentlicht am 01.02.2022

Ein absolutes Wohlfühlbuch mit ganz viel Herz(schmerz)

Dunbridge Academy - Anywhere
5

In Emmas und Henrys Geschichte hineinzufinden hätte mir nicht leichter fallen können. Schon der Prolog konnte mich packen und hat mich zugleich unglaublich traurig gemacht - und ängstlich, weil ich das ...

In Emmas und Henrys Geschichte hineinzufinden hätte mir nicht leichter fallen können. Schon der Prolog konnte mich packen und hat mich zugleich unglaublich traurig gemacht - und ängstlich, weil ich das gesamte Buch darauf gewartet habe, dass noch irgendetwas schlimmes geschieht, wie es auf den ersten Seiten angeteasert wurde. (Spoiler: Es ist mehr als nur irgendetwas und es hat mir praktisch das Herz gebrochen ...)

Abgesehen davon war aber auch der eigentliche Beginn einfach toll. Ich konnte mich sofort mit Emmas Schusseligkeit identifizieren, genauso wie mit Henrys (anfänglicher ...) Abneigung gegen Sport, ups. Wie sich die beiden am Flughafen das erste Mal treffen, ist vielleicht ein wenig klischeehaft, aber gleichzeitig auch wieder nicht. Wie bei dieser habe ich nämlich bei mehreren Szenen in "Dunbridge Academy - Anywhere" festgestellt: Sarah Sprinz ist grandios darin, eigentlich klischeehaft bzw. kitschig wirkende Szenen wunderschön und authentisch zu schreiben. Das ist einer von vielen Aspekten, die ich an diesem Buch geliebt habe.

Die Autorin schafft es einfach, die Gedankengänge und Handlungen der Protagonistinnen nachvollziehbar zu machen, auch wenn sie rational gesehen nicht immer sinnvoll sind. Manchmal denkt man sich vielleicht: "Wiesoooooo?!?!", wenn Emma oder Henry mal wieder etwas nicht sonderlich intelligentes getan haben. Aber wenn ich dann darüber nachgedacht habe, ist mir aufgefallen: Ich kann es verstehen.
Wie die Charaktere hier Fehler machen, die aber nicht komplett aus dem Nichts zu kommen scheinen, nur um die Story etwas spannender zu machen und Drama reinzubringen, fand ich also einfach klasse gemacht.

Spannend war die Handlung aber natürlich. Und Drama gab es auch, definitiv. Insbesondere die zweite Hälfte, wenn nicht sogar erst das dritte Drittel des Ganzen ist praktisch gespickt mit Wendungen, tragischen Ereignissen und mentalen Explosionen, falls man das so sagen kann. Und obwohl ich an sich kein Fan von DramaDramaDrama in New-Adult-Romance-Büchern bin, fand ich diese Fülle an Geschehnissen hier einfach super. Manche Punkte, von denen man vielleicht erst einmal dachte, sie würden noch ganz wichtig, werden mit der Zeit dann doch eher zu einem Randthema. Dafür tritt ein ganz anderes Problem auf die Bildfläche. Es tun sich plötzlich Verbindungen zwischen verschiedenen Konflikten auf und ich fand es, wie gesagt, toll. Hin und wieder kam mir Manches zwar doch ein bisschen konstruiert vor, aber letztendlich hat es nicht groß gestört. Sarah Sprinz macht dann doch wieder etwas authentisches daraus.

Viele Handlungsstränge hängen natürlich auch stark mit gewissen Nebencharakteren zusammen. Die sind nämlich ebenfalls ziemlich interessant. Ob es sich nun um Emmas und Henrys Familien, ihre Freund
innen Tori, Sinclair und co., die Lehrerinnen an der Dunbridge Academy oder um Henrys Freundin Grace handelt: Über sie alle möchte man mehr erfahren.
Ganz besonders bei Grace finde ich es soso schade, dass sie kein eigenes Buch bekommt. Ich habe es nämlich absolut geliebt, dass sie hier so anders dargestellt wurde, als es so oft in Büchern / Filmen der Fall ist: Die zickige, nervtötende Freundin des Love-Interests der Protagonistin, die es loszuwerden gilt. Wie Sarah Sprinz hier mit diesem Klischee gebrochen hat, fand ich klasse. Allgemein werden in "Dunbridge Academy - Anywhere" viele ungeliebte Stereotype vermieden und sollte es doch mal einen scheinbar "ausgelutschten" Trope geben, so schafft es die Autorin, wie oben erwähnt, eigentlich immer, das Ganze dennoch nicht zu einem "Augenroll-Moment" zu machen.

Im Übrigen spielt das Laufen in diesem Buch eine ziemlich zentrale Rolle. Für Emma ist es unglaublich wichtig zu rennen und mit der Zeit wird es möglicherweise auch für Henry immer wichtiger ... Ich mochte diesen Aspekt wirklich gerne und während der zugehörigen Szenen kommt man den Protagonist
innen auch noch einmal viel näher, genau wie sie auch sich selbst und sich gegenseitig besser kennenlernen.
Während man Henry und Emma also mehr und mehr versteht, bekommt man zugleich immer mehr von ihren Charaktereigenschaften mit. Henrys umsorgende, warmherzige und hilfsbereite Art habe ich geliebt, genau wie auch Emmas Mitgefühl, ihre Reflektiertheit und ihre Willensstärke.

Sarah Sprinz' Erzählstil ist flüssig, teilweise tiefgründig und löst einfach eine komplette Wohlfühlatmosphäre aus. Somit konnte ich also überhaupt nicht anders, als mich in der Dunbridge Academy wie zuhause zu fühlen. Ob es nun um die Schlafräume, die Klassenzimmer, den Speisesaal, die Sportanlagen, die Bibliothek oder das Gewächshaus geht: Ich habe alles geliebt! Allein deshalb wird "Dunbridge Academy - Anywhere" wohl ziemlich sicher ein Buch werden, dass ich immer und immer wieder rereaden werde - auch, wenn es mir dabei wahrscheinlich immer und immer wieder das Herz brechen wird (um hier mal ein wenig Drama reinzubringen).

Mein Fazit:

"Dunbridge Academy - Anywhere" ist ein Wohlfühlbuch von der feinsten Sorte, nicht nur was den Schauplatz, sondern auch was die Charaktere anbelangt. Wie Sarah Sprinz mit so vielen Klischees bricht oder sie in etwas Neues verwandelt, war einfach toll zu lesen. Obwohl ich mich nie und nimmer von Henry und Emma trennen will, freue ich mich schon sehr auf Toris und Sinclairs bzw. Olives und Colins Geschichte. Der erste Band der "Dunbridge-Academy"-Reihe war also definitiv ein Highlight - was an meinen ausführlichen Schwärmereien ja auch gut zu erkennen ist .

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Veröffentlicht am 07.11.2021

Ein neues Herzens- und Lieblingsbuch

Felix Ever After
3

Ich weiß gar nicht so genau, wo ich hier beginnen soll, aber ich versuche es einfach mal: "Felix Ever After" hatte mich schon auf den ersten zwanzig, wahrscheinlich sogar nur zehn Seiten, für sich gewonnen. ...

Ich weiß gar nicht so genau, wo ich hier beginnen soll, aber ich versuche es einfach mal: "Felix Ever After" hatte mich schon auf den ersten zwanzig, wahrscheinlich sogar nur zehn Seiten, für sich gewonnen. Der Schreibstil hat es mir sehr einfach gemacht, in das Ganze hineinzufinden. Er erinnert mich ein wenig an den von "The Music Of What Happens", ist aber trotzdem etwas ganz eigenes, besonderes und zudem wunderschön und emotional. Ich habe im Endeffekt zwar nicht geweint, aber Tränen hatte ich mehrmals in den Augen, auch schon kurz nach Beginn und sie kamen immer wieder.

Kacen Callender schafft es einfach, Felix’ Gefühle und auch die der Nebencharaktere authentisch und berührend rüberzubringen und das auf eine Weise, wie ich es sonst noch (fast) nie gelesen habe. Insgesamt ist an dieser Geschichte einfach alles authentisch. Felix lebt in New York, ein Ort, an dem ich noch nie war, bei dem ich wenig Ahnung habe, wie das Leben dort aussieht und dennoch fühlte sich diese Stadt beim Lesen wirklich nah an.

Aber natürlich war das nicht nur beim Schauplatz der Fall. Auch Felix’ Gedanken und (wie gesagt) Emotionen gingen mir wirklich nahe und ich als Teenagerin konnte auch einige meiner eigenen Sorgen und Hoffnungen und sonstigem Kopf-Wirrwarr wiedererkennen. Anderes, das Felix beschäftigt, mich aber nicht, wurde dennoch so rübergebracht, dass ich so gut wie alles nachvollziehen konnte.

Hin und wieder hat Felix auch Dinge gesagt oder getan, die einfach nicht okay waren, Menschen verletzt haben. Er hat Fehler gemacht. Aber ein Fehler im Buch ist das keineswegs. Menschen machen Fehler, Jugendliche erst recht und hätte Felix hier immerzu vollkommen korrekt gehandelt, dann wäre die Authentizität, einer der größten Pluspunkte, die ich "Felix Ever After" gebe, wohl zumindest zu großen Teilen verloren gewesen. Vor allem kam auch gut rüber, wie Felix reflektiert und über sein Handeln nachdenkt. Er merkt, dass er Menschen wehtut, dass er nicht immer ein guter Freund ist und beschönigt es auch nicht.

Felix entwickelt sich mit der Zeit, etwas, das ich in Büchern, insbesondere in Jugendbüchern, wichtig finde. Aber auch diese Entwicklung war wieder authentisch. Felix ist nicht von jetzt auf gleich ein perfekter Mensch, der alles richtig macht. Aber er findet immer mehr zu sich selbst bzw. mehr über sich selbst und auch andere heraus. Das mitzuerleben, war einfach schön. Dadurch verändert sich natürlich auch seine Verbindung zu anderen. Manche Freund-/ Bekanntschaften zerbrechen. Aber manche festigen sich auch. Und manche entstehen ganz neu. Und alles in allem ist es einfach toll.

Wie die Nebencharaktere dargestellt wurden, konnte mich ebenfalls begeistern. Sie wirken (größtenteils) nah, man lernt sie mit Felix immer besser kennen, mag sie, mag sie nicht oder irgendetwas dazwischen. Auf manche Personen war ich durchgehend wütend, manche habe ich mit der Zeit doch mehr in mein Herz geschlossen, als erwartet, manche haben mich geschockt und manche waren einfach da und haben die Geschichte komplett gemacht.

Apropos komplett: Es gibt in diesem Buch auch einen Kreis, der sich kurz vor Ende schließt, während man vorher noch nicht einmal wusste, dass es ihn gibt. Okay, darunter kann man sich jetzt wohl nichts vorstellen, wenn man "Felix Ever After" nicht gelesen hat, aber an sich ist das doch vor allem ein Grund, das Buch zu lesen und herauszufinden, was ich meine, oder nicht? Naja, auf jeden Fall ist dieser sich schließende Kreis schön und irgendwie auch witzig.

Die Liebesgeschichte hat sich immer wieder in eine andere Richtung entwickelt. Zunächst hatte ich eine Vermutung, die sich nicht bewahrheitet hat, dann hatte ich erst einmal gar keine Ahnung mehr, wie sich die Lovestory entwickeln würde, bis ich mir dann sicher war, dass es genau so und so kommen würde … was dann aber doch nicht der Fall war. Auf diese Art ging es dann praktisch immer weiter, aber nicht hüpf, hüpf, randomly von hier nach da, sondern es hat alles Sinn ergeben, konnte mich mitnehmen und mitfühlen lassen.

Das Ende war dann auch wieder perfekt unperfekt – wie das ganze Buch. Es gibt es Happy End, dem mehr als eine überraschende Wendung vorausgeht. Aber das Happy End hat auch Schattenseiten. Es ist nicht plötzlich alles genau so, wie Felix es sich wünscht, aber es ist trotzdem gut. Und vor allem: Man erkennt noch einmal, wie sehr sich Felix selbst, seine Einstellung zu seiner Umgebung, seiner Zukunft, verändert haben.

Und ja, mehrere Szenen im Buch, unter anderem eine Szene am Ende, sind ziemlich kitschig, aber ganz ehrlich: Manchmal ist das echt okay. Und wunderschön. Und lässt mich mit einem breiten Grinsen dasitzen und mich für die Charaktere freuen.

Mein Fazit:

Okay, ich weiß wirklich nicht, wie oft ich in dieser Rezension die Worte perfekt, toll, wunderschön oder ähnliches geschrieben habe und es tut mir wirklich leid, dass dieser Beitrag so übertrieben und vollkommen unrealistisch positiv klingt. Aber ich liebe dieses Buch einfach so sehr, es ist ein absolutes Jahreshighlight, eigentlich sogar mehr und ich kann es wirklich jeder*jedem ans Herz legen, ob jugendlich oder nicht.

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Veröffentlicht am 05.01.2023

Eine facettenreiche Geschichte über die Liebe zu sich und anderen, übers Wachsen und mehr

How do I tell them I love them?
1

"How do I tell them I love them?" ist in erster Linie ein Buch über Liebe, und über ihr Facettenreichtum. Wie kraftvoll dieses Gefühl sein kann, erleben wir in dieser Geschichte besonders durch Lark. Für ...

"How do I tell them I love them?" ist in erster Linie ein Buch über Liebe, und über ihr Facettenreichtum. Wie kraftvoll dieses Gefühl sein kann, erleben wir in dieser Geschichte besonders durch Lark. Für demm ist die Liebe nämlich ein ziemlich schwieriges Thema. Dey hat so viel davon, möchte sie an jeden Menschen geben, ist von ihrer Macht überzeugt. Diese Idealvorstellung stößt aber spätestens dann auf ein paar Hürden, wenn es zu Lark selbst kommt. Denn auch, wenn man weiß, wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben, ist das immer noch verdammt schwer, besonders wenn das eigene Leben gerade ein Wirrwarr aus Verliebtsein und Aufregung, aber auch aus Angst, Schuld und vor allem Ungewissheit ist.

Man erkennt vielleicht schon, dass Gefühle in "How do I tell them I love them?" eine große Rolle spielen. Lark empfindet sehr intensiv, was ich authentisch und nachvollziehbar beschrieben fand und worin in mich auch oft wiederfinden konnte. Dey ist ganz allgemein ein sehr realistischer, ehrlicher Charakter, den man schnell in sein Herz schließt. Dabei ist es dennoch nicht selten so, dass dey Dinge tut, von denen man als Leserin nicht viel hält, sich geradezu aufregt ("Siehst du denn nicht, dass das alles nur noch komplizierter machen wird?? / Nein, das machst du jetzt nicht!! / Merkst du nicht, dass dey nicht gut für dich ist? / ...“). Obwohl das das Lesen zum Teil vielleicht etwas ... anstrengend macht, ist es in meinen Augen ein großer Pluspunkt, den ich dieser Geschichte anrechnen möchte. Denn es ist nun einmal so: Authentische Charaktere machen Fehler. Authentische Charaktere handeln manchmal irrational. Authentische Charaktere verletzen andere und authentische Charaktere hadern mit sich, ebenso wie mit ihren Mitmenschen.

Lark hat also eine Vielzahl an Schwierigkeiten, mit denen dey im Laufe der Story irgendwie umzugehen lernen muss. (Dabei werden auch Themen wie Mobbing oder Rassismus, Queerfeindlichkeit und einiges Weiteres aufgegriffen, also ist es vielleicht keine schlechte Idee, sich vor dem Lesen die Triggerwarnung anzusehen.)
Trotzdem passiert auch Vieles, das mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat (entschuldigt die kitschige Beschreibung). "How do I tell them I love them?" ist nämlich auch eine Geschichte über Freude und Spaß und Glück und darüber, wie glücklich Liebe machen kann.
Larks Weg, auf dem dey das nicht nur realisiert, sondern vor allem selbst zu empfinden beginnt, auf dem dey lernt, dass Liebe - und dabei besonders die zu sich selbst - auch mit Herausforderungen verbunden ist, denen sich zu stellen sich lohnt, ist die Haupthandlung dieser Geschichte. Der fehlt es vielleicht hier und da ein einem roten Faden, einem tatsächlichen Handlungsverlauf. Stattdessen fokussiert sich dieses Buch hier eben auf seine Charaktere.

Was die angeht, habe ich ja bisher nur von Lark erzählt und obwohl dey natürlich im Zentrum der Geschichte steht, lebt sie genauso von ihren Nebencharakteren, die verschiedene Perspektiven aufzeigen, aus denen diese Story betrachtet werden kann. Dabei ist es besonders Kasim, der für Lark wichtig ist und definitiv einen großen Teil deren Gefühlschaos verursacht. Kasim ist dabei aber nicht "nur" ein Love Interest, sondern könnte selbst als komplexer, interessanter Hauptcharakter eines eigenen Buches herhalten (wobei das vermutlich auf so ziemlich jede
n in diesem Buch zutrifft). Hier steckt aber auch ein Kritikpunkt, den ich trotz meiner großen Liebe für diese Story anzubringen habe.
Denn dafür, dass Kasim so eine große Rolle einnimmt, wirkte das Potential, das seine Figur eigentlich bietet, nicht ausgeschöpft. Er kämpft nämlich auch mit Vielem, seinen Charakter umgeben einige Konflikte und Geschichten, was allerdings oft nur angerissen wird, um sich dann wieder auf Lark zu konzentrieren. Das kann ich zwar in der Hinsicht verstehen, dass Lark hier die Hauptperson und somit selbstverständlich den "wichtigsten" Charakter darstellt. Trotzdem hätten Kasim etwas Aufmerksamkeit und somit mehr Ausarbeitung vermutlich nicht geschadet.

Was den Schreibstil angeht, so mochte ich diesen sehr gerne. Die Sprache ist alltagsnah, was das Ganze gut verständlich und leicht zu lesen macht. Trotzdem habe ich mir Zeit gelassen, um die großartigen Zitate, von denen "How do I tell them I love them?" nicht wenige bereithält, nicht zu überlesen und gewissenhaft markieren zu können.
Diese Zitate sind nicht selten Denkansätze zu verschiedenen Themen, mit denen sich Lark beschäftigt. Es geht ums Schreiben, um den Umgang mit den eigenen Emotionen, um unsere Gesellschaft. Zum Teil wirkt das doch etwas gewollt. Auf der anderen Seite mochte ich, dass Lark als jugendliche Person über all diese Themen nachdenkt, dass dey mit deren Freundinnen und Mitschülerinnen darüber diskutiert.

Mein Fazit:

"How do I tell I love them?" von Kacen Callender erzählt eine Geschichte mit vielen Facetten, voller (durcheinandergeratener) Gefühle und vor allem eine vom Wachsen. Auf der einen Seite ein leichtes Jugendbuch über verliebten Teenager, auf der anderen eine Erzählung von den vielen Themen, die Jugendliche, die die Gesellschaft bewegen.

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Ein Wohlfühl- und Comfort-Buch voll Witz und Ehrlichkeit

Fünfzehn Tage sind für immer
1

In "15 Tage sind für immer" begleiten wir Felipe in seinen Winterferien und dabei auch auf seiner Reise zu sich selbst. (Ups, kitschig …) Dabei habe ich ihn schnell ins Herz geschlossen, denn Felipe ist ...

In "15 Tage sind für immer" begleiten wir Felipe in seinen Winterferien und dabei auch auf seiner Reise zu sich selbst. (Ups, kitschig …) Dabei habe ich ihn schnell ins Herz geschlossen, denn Felipe ist einfach die Liebenswürdigkeit in Person. Von der ersten Seite an haben wir mit ihm einen Hauptcharakter, der uns seine Geschichte nicht nur amüsant und unterhaltsam erzählt, sondern dabei auch zu hundert Prozent ehrlich ist. Dadurch, dass Felipe zumindest vor den Leserinnen, aber auch immer mehr vor sich selbst und anderen zugibt, was ihn beschäftigt und ganz allgemein, wer er ist, und das vollkommen offen und nicht selten auch offenkundig verwirrt und unsicher, gehört er zu den authentischsten, nachvollziehbarsten und somit sympathischsten Buchcharakteren, die ich kenne.

Bei den Nebencharakteren ist das natürlich nicht anders. Dabei stehen vor allem Felipes Mutter und natürlich Caio im Vordergrund und beide sind einfach toll. Die Beziehung zwischen Felipe und seine Mãe wirkt zu Beginn vielleicht etwas irritierend, ist aber letztlich einfach süß und charakteristisch für die ganze Geschichte. Für mich kommt unter anderem dadurch immer eine Art positive Grundstimmung rüber, obwohl auch durchaus ernstere Themen behandelt werden.

Dass Caio in meinen Augen ebenfalls eine wundervoll realistische Figur darstellt, überrascht dann wohl niemanden mehr. Als „Love Interest“ der Geschichte erfährt man nicht gleich zu Anfang alles über ihn, sondern lernt ihn gemeinsam mit Felipe nach und nach kennen. Dass Caio in der ersten Szene, in der wir ihm begegnen, mit Kopfhörern auf den Ohren und nicht dem geringsten Interesse für die Außenwelt seine Nase im ersten "Herr der Ringe"-Band vergräbt, sagt wohl schon einiges über ihn aus – und ist auch ein gutes Beispiel dafür, wieso ich ihn sofort leiden konnte.
Neben diesen drei Personen lernen wir aber natürlich noch ein paar andere kennen – sympathische und … weniger sympathische. Die stehen zwar nicht im Fokus der Geschichte, tragen aber ganz klar ihren Teil dazu bei und vervollständigen sie. Insbesondere Beca und Melissa, über die ich aus Spoiler-Gründen nichts Genaueres erzählen möchte, die wir aber im Laufe des Buches kennenlernen, sind einfach genial. Obwohl sie nur vergleichsweise wenig Raum einnehmen, sind ihre Charaktere gut ausgearbeitet und tiefgründig – so tiefgründig, dass ich definitiv nichts dagegen hätte, in einem weiteren Band mehr über sie zu erfahren und gleichzeitig nicht der Meinung bin, dieser Story würde etwas fehlen, weil nicht über jede Einzelheit aus den Leben der zwei berichtet wird.

Dennoch hatte ich das Gefühl, der Geschichte fehle etwas. Der Satz steht hier allerdings vor allem aus Übergangs-Gründen, zuerst habe ich nämlich noch etwas Positives zu sagen:
"15 Tage sind für immer" spricht einige schwerere und zum Teil auch wirklich berührende Themen an. Dabei geht es, wie es im Klappentext schon steht, zum Beispiel um Felipes Dicksein und um Mobbing. Das ist aber lange nicht alles, denn Vitor Martins setzt sich in diesem Buch mit mal mehr, mal weniger alltäglichen Gedanken und Gefühlen, Problemen und Ängsten von Jugendlichen und bestimmt auch vielen anderen Menschen auseinander. Dabei steht die Selbstannahme, die Selbstliebe, im Vordergrund und das auf verschiedenen Ebenen. Neben den bereits in der Inhaltsangabe angeklungenen Punkten, thematisiert der Autor auch Homophobie und psychische Probleme, die Bedeutung von Familie und Freundschaft, und schafft so eine Geschichte, die mich wirklich abholen konnte. Nicht selten konnte ich mich überraschend gut mit Felipe identifizieren, was das Lesen – Kitsch incoming - zu einem ermutigenden, warmen Erlebnis gemacht hat. Und auch die Bereiche, in denen ich mich nicht direkt wiederfinden konnte, werden so offen, so nachvollziehbar und berührend geschildert, dass ich mich nicht selten wie ein Teil der Story gefühlt habe.

Wie angeteasert gibt es im Bezug auf die Handlung aber auch einen Punkt, der mich gestört hat: Das Ende. Da eben einige komplexe, emotionale Themen behandelt werden - sowohl auf Felipes als auch auf Caios Seite –, halte ich es auch für wichtig, das Ganze realistisch „aufzulösen“. Und das kommt mir hier zu kurz. Natürlich ist nicht ganz plötzlich alles Friede, Freude, Eierkuchen und alle Probleme und negativen Emotionen auf einmal weg. Es wird durchaus klar, dass die Charaktere auch nach Ende des Buches noch einen weiten Weg zu gehen haben, aber nicht so, wie die Geschichte es meiner Meinung nach gebraucht hätte. Es kam mir so vor, als wollte der Autor einzelne Konflikte auf den letzten Seiten noch schnell lösen, um dem Ganzen ein Happy End zu verpassen und die Story gut abzuschließen. An sich ist das natürlich nicht schlecht, die „Lösungen“ sind aber keine wirklichen, kein „Jetzt ist alles gut!“, und das wird in meinen Augen nicht ausreichend klargemacht.

Jetzt fällt mir leider kein passender Übergang ein, widmen wir uns also einfach dem Schreibstil. So viel muss ich dazu wohl gar nicht mehr sagen, denn ich habe ja bereits oben klargemacht, was für ein humorvoller Charakter Felipe ist. Da er die Geschichte erzählt, hat sie mich dementsprechend nicht selten zum Grinsen gebracht. Das erzeugt eine locker-leichte, fast sommerliche Stimmung zum Wohlfühlen. Auch fühlt sich der Erzählstil sehr persönlich an, falls man das so ausdrücken kann. Ich hatte das Gefühl, in Felipes Kopf zu sein, ihn tatsächlich zu kennen. Natürlich ist das bei Protagonist
innen eigentlich immer erwünscht, Vitor Martins ist das aber einfach erwähnenswert gut gelungen. Obwohl ich ein großer Fan von ausschweifenden Beschreibungen und Metaphern bin, beweist der Autor hier, dass keine große Poetik nötig ist, um eine Geschichte anschaulich und realistisch darzustellen.

Mein Fazit:

"15 Tage sind für immer" überzeugt mit Authentizität und Offenheit, mit sympathischen Charakteren und einer ebenso locker-leichten, wie auch ernsteren Story. Egal ob ihr ein Buch zum Bingen oder zum Jeden-Tag-ein-paar-Seiten-Lesen sucht, dieses hier ist perfekt, um euch ein gutes Gefühl zu geben. Ich vergebe vier Teetassen.

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Wohlfühlort, Selbstakzeptanz und Herzklopfen

Wie Wellen im Sturm
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Ganz ehrlich: Ich hätte dieses Buch vermutlich nicht so bald nach Erscheinungstermin gelesen, wäre der Schauplatz nicht ein verdammtes Internat an der Nordsee. Ich meine: Internatsstorys haben eben einfach ...

Ganz ehrlich: Ich hätte dieses Buch vermutlich nicht so bald nach Erscheinungstermin gelesen, wäre der Schauplatz nicht ein verdammtes Internat an der Nordsee. Ich meine: Internatsstorys haben eben einfach was, okay? Dahingehend enttäuscht "Wie Wellen im Sturm" auch nicht. Der Strand macht das Setting zu einem Ort, an den man sich gerne hinträumt – und die vielen interessanten, lieben Personen machen Schloss Mare auch sonst zu einem Wohlfühlort. Ob es die Fußballmannschaft ist, die „Queer & Friends“-AG oder Tari: Nicht nur Louise, sondern auch die Leserinnen heißt die Schule willkommen. Dementsprechend freue ich mich auch sehr, dass die Folgebände sich auf einige dieser anderen Figuren konzentrieren werden. Besonders darauf, ein Buch mit Tari als Hauptperson lesen zu dürfen, hoffe ich sehr.

Ich habe mich also vor allem in Nebencharaktere und das Umfeld verliebt. Dennoch ist natürlich Lou der eigentliche Mittelpunkt der Geschichte. Ich gehe davon aus, dass sie für viele Leser
innen ein sehr nachvollziehbarer Charakter ist – so auch für mich. In vielen Punkten habe ich mich selbst in ihren Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen wiedererkannt, egal ob es um ihre Liebe für Fantasy geht, die Angewohnheit, Dinge unnötig zu überdenken oder auch die wohlbekannten Kopfhörer.

Andere Züge ihrer Figur haben dann auch mal das Gegenteil bewirkt. So ist die Tatsache, dass es ihr (zumindest zu Anfang) schwerfällt, sich unter ihren Mitschülerinnen zurechtzufinden, oft in Richtung „ich bin nicht wie andere Mädchen“ abgedriftet. Wenn man ihre Vergangenheit in dieser Hinsicht, die Art, wie sie von ihrem Umfeld behandelt wurde, bedenkt, so finde ich diese Gedanken zwar durchaus verständlich. Dass sie aber letztlich kein sonderlich gesunder oder fairer Weg sind, damit umzugehen, sollte aber auch klar sein. Dementsprechend hat mich das Fehlen einer kritischen Auseinandersetzung, einer Reflexion und Charakterentwicklung hier doch ein Stück weit gestört.

Alles in allem ist Louise aber eine sympathische für diese Geschichte geeignete Protagonistin. Ihre Figur besitzt verschiedene Seiten und Ebenen. Sie alle sind irgendwo charakteristisch für das Genre Jugendbuch und gleichzeitig haben sie einen eigenen Lou-Touch. Ihren Weg ins Internet, in die Fußballmannschaft, die sich entwickelnde Beziehung zu Mika etc. – das alles mit Lou zu durchleben, war schön. Irgendwie hat sich ihre Figur auf den ersten Blick kaum weiterentwickelt, irgendwie aber doch. Denn Wie Wellen im Sturm zeigt in erster Linie ihren Weg zur Selbstakzeptanz - und wie das neue Umfeld ihr dabei hilft.

Im Übrigen werden im Rahmen der eigentlichen Handlung immer wieder Schnipsel aus der von Lou selbst geschriebenen Fantasygeschichte eingeworfen. Ich würde es nicht unbedingt als zustätzlichen Spannungsbogen bezeichnen. Allerdings bringt dieser Aspekt sicherlich noch eine andere Ebene in das Buch. Die Abenteuer (und Liebesgeschichte) einer Drachenreiterin und einer Prinzessin wächst nicht nur als solche ans Herz. Sie fungiert auch fast als fantastische Metapher für Louises Innenleben. Die von ihr geschriebene Figur Kimari, die wir bereits auf Seite eins kennenlernen, hilft Lou, sich selbst zu reflektieren. Sie ist ihr Vorbild und ihre Beraterin und irgendwie auch sie selbst. Das verleiht "Wie Wellen im Sturm" noch eine zusätzliche Prise Herzenswärme und Humor.

Dabei fehlt es besonders an Ersterem nicht. Immerhin enthält die Liebesgeschichte bereits Einiges an Herzklopfen. Nein, es war nicht das Berührendste, Tiefgründigste, das ich je gelesen habe. Ja, die unnötige Abneigung zu Beginn hat mich genervt. Aber es ist eben auch so, dass ich automatisch gelächelt habe, als sich die Lovestory Stück für Stück entwickelt hat. Es ist auch so, dass ich - Spoiler - glücklich gegrinst habe, als Mika doch plötzlich vor Lous Tür stand - Spoiler Ende.

Ich sehe dabei auch, dass einige Handlungspunkte oder Interaktionen konstruiert und beabsichtigt wirken. Um ehrlich zu sein hat mich das manchmal auch aus meinem Lesefluss rausgeholt. Die Geschichte geht zum Teil doch sehr in Richtung heile Welt und baut zugleich unnötige, oder zumindest unauthentische, vorhersehbare Konflikte auf. Andererseits: Es handelt sich immer noch um ein Jugendbuch und um eine Liebesgeschichte. Dass hier der Unterhaltungswert, der Wohlfühlfaktor etc. an erster Stelle stehen und ich nicht alles zu einhundert Prozent nachvollziehen muss, ist absolut okay. Alterstechnisch können jüngere Leser
innen wohl noch stärker mitfühlen und -fiebern. Doch wie gesagt: Ich hatte eine gute Zeit und am Lesen zumeist sehr viel Freude.

Mein Fazit:

Mit "Wie Wellen im Sturm" habe ich mein erstes Buch von Alicia Zett gelesen und ich gehe davon aus, dass es nicht das einzige bleiben wird. Mindestens die übrigen Bände dieser Wohlfühlreihe muss ich nach der guten Zeit, die ich hier (trotz einzelner Kritikpunkte) mit Lou, Mika und Co. verbringen durfte, eigentlich noch lesen.

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