Profilbild von MeisterYoda

MeisterYoda

Lesejury Profi
offline

MeisterYoda ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MeisterYoda über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2017

Die Welt dreht sich nicht nur um Dich alleine!

Und du kommst auch drin vor
0

Lesen? Da ist man bei Kim an der falschen Adresse. Ebenso fällt auch idie Begeisterung aus, als sie mit ihrer Klasse auf eine Lesung muss. Doch die Autorin Leah Eriksson schafft es tatsächlich, Kim zum ...

Lesen? Da ist man bei Kim an der falschen Adresse. Ebenso fällt auch idie Begeisterung aus, als sie mit ihrer Klasse auf eine Lesung muss. Doch die Autorin Leah Eriksson schafft es tatsächlich, Kim zum Buchkauf zu bewegen: Denn sie erzählt die Geschichte des 15-jährigen Mädchens! Doch wie kann das sein? Zusammen mit Petrowna, seit jeher ihre beste Freundin, versucht Kim an die Autorin ranzukommen und sie dazu zu bewegen, die Geschichte zu ändern. Aber kann man das überhaupt, eine Geschichte ändern?

Kim ist fünfzehn – so wird es beschrieben. Ohne dieses Wissen hätte ich sie auf elf, maximal zwölf geschätzt. Natürlich hat man nicht alle Erfahrung der Welt, aber manche Grundlagen sollte man einfach kennen. Gerade im Gegensatz zu Petrowna, die ein taffes Mädchen ist und die Fäden meist in der Hand hält. Im echten Leben hätte eine solche, ich nenne es mal „geistige Differenz“, für ordentliches Lästerpotenzial gesorgt. Als angesprochene Zielgruppe fällt einem das vielleicht nicht so extrem auf, aber im Vergleich zu Petrownas fast schon erwachsenem Verhalten fand ich Kim sehr kindisch, langweilig und farblos. Die Charakteter sind insgesamt auch nicht oberflächlich, sondern schon ein Stück weit ausgearbeitet, aber irgendwie ist da noch Luft nach oben.

Was hingegen schön rüberkommt ist die Message: Die Welt dreht sich nicht um Dich alleine! Kim nimmt sich sehr wichtig, lässt das auch raushängen und gibt ihren Mitmenschen kaum Platz in ihrem Leben. Der junge Leser soll merken, dass auch andere Menschen ihre Geschichte haben und genauso wichtig sind wie einer selbst. Auch andere Menschen haben Probleme – seine eigenen mögen einem manchmal vielleicht über den Kopf wachsen und unlösbar erscheinen, aber mithilfe von anderen kann das gelingen. Auf Hilfe kann man aber nur zählen, wenn man selber auch ein offenes Ohr für andere hat. Geben und dann erst nehmen!

Veröffentlicht am 01.05.2017

Spannender Deutscher Thriller

Der Näher
1

Martin Abel wird nach Gummersbach versetzt. Dort soll er ungeklärte Fälle vermisster Frauen prüfen. Sein Vorgesetzter will ihn damit aus der Schusslinie ziehen, bis Abel sich seelisch und körperlich von ...

Martin Abel wird nach Gummersbach versetzt. Dort soll er ungeklärte Fälle vermisster Frauen prüfen. Sein Vorgesetzter will ihn damit aus der Schusslinie ziehen, bis Abel sich seelisch und körperlich von den Strapazen der vorangegangenen Falles erholt hat. In Gummersbach sind zwei Frauen verschwunden. Ein grausiger Leichenfund fördert eine Frau zutage, die gerade entbunden hat, während sie in Beton gegossen wurde. Und noch ein schockierendes Detail offenbart die Leiche später in der Rechtsmedizin. Abels Bauchgefühl sagt ihm, dass dieser Fund mit den vermissten Frauen zusammenhängt – die schnellstmöglich gefunden werden müssen, um das schlimmste zu verhindern.

Ich habe die Vorgänger um Martin Abel nicht gelesen und bin super mit der Geschichte zurechtgekommen. Abel ist Fallanalytiker . Er wird als untrainiert und dicklich (wenn nicht sogar übergewichtig) beschrieben, trotzdem gutaussehend und charmant. Manchmal passte das alles nicht in ein Bild, sodass ich irgendwann aufgehört habe, mir Abel bildlich vorzustellen. Seinen Konkurrenten Borchert hingegen konnte ich sofort vor meinen Augen sehen.Seine Art und Weise, mit seinen Mitarbeitern umzugehen, sich auch gegenüber Abel auszudrücken und wie er seine Arbeit macht – all das macht ihn unsympathisch, aber interessant.

Die Rückblenden und Erzählungen aus Sicht des Täters finde ich sehr gelungen, wenn auch unerwartet grausam. Trotzdem gut recherchiert und anschaulich beschrieben. Dazu kam der flüssige Schreibstil, sodass man die Geschichte gut lesen konnte, oder besser: nicht mehr aus der Hand legen konnte! Die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut, aufgelöst, aufgebaut. Ein spannender Thriller, zu dem es eine klare Leseempfehlung gibt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung
Veröffentlicht am 04.04.2017

Heimat vs. Zuhause

Amra und Amir
0

Was passiert, wenn ein junges Mädchen abgeschoben wird - in ein Land, welches sie maximal vom Hörensagen kennt? Dessen Sprache sie nicht beherrscht? Mit dessen Kultur sie sich nicht identifizieren kann? ...

Was passiert, wenn ein junges Mädchen abgeschoben wird - in ein Land, welches sie maximal vom Hörensagen kennt? Dessen Sprache sie nicht beherrscht? Mit dessen Kultur sie sich nicht identifizieren kann?

Amras Eltern siedeln während des Krieges im Kosovo nach Norddeutschland um. Hier werden sie geduldet, das Henkersbeil „Abschiebung“ stets über ihren Köpfen schwebend. Nachdem Amras Vater gestorben ist, bricht bei der Mutter die große Angst davor aus, zurück in die „Heimat“ gehen zu müssen. Diese bestätigt sich auch – die Abschiebungsverfügung lässt nicht lange auf sich warten. Trotz - und auch gerade wegen - ihrer Depressionen schafft sie es, zusammen mit der Hilfe einer befreundeten Mutter, eine dauerhafte Duldung zu erlangen, zumindest bis ihre Tochter volljährig ist. Denn die erfährt von der ganzen schrecklichen Situation nichts und wächst eigentlich gut behütet und glücklich auf. An ihrem 18. Geburtstag jedoch bricht eine Welt für sie zusammen – sie soll "zurück" in den Kosovo. Obwohl ihre zahlreichen Freunde alles tun, um eine Abschiebung zu verhindern, sind die Behörden (ausnahmsweise) schneller. Und im Kosovo angekommen, muss sie um ihr Überleben kämpfen. In einer Kultur, in der Frauen unterdrückt werden und wertlos sind, doch damit will sie sich nicht abfinden. So wird aus der deutschen Amra im Kosovo der junge Mann Amir – der jeden Tag aufs neue für sich kämpfen muss.

Die Geschichte beruht nicht auf wahren Gegebenheiten – könnte sie aber. Wie oft befand sich ein Jugendlicher schon in so einer Situation? Geboren und aufgewachsen in Deutschland, wird man in seine „Heimat“ zurückgeschickt, wo man niemanden kennt, im schlimmsten Fall die Sprache nicht beherrscht und sich nicht mit der Kultur identifizieren kann. Was für eine grauenhafte Vorstellung! In letzter Zeit, auch dank Pegida, hört man viel von Flüchtlingen und Abschiebungen, aber erst nach der Lektüre dieses Buches habe ich mich mit dem Thema intensiver befasst.

Das Buch öffnet einem die Augen, da es aus der Sicht der Betroffenen erzählt. Es gibt zwar auch Wechsel in der Erzählperspektive, der Hauptteil wird aber von Amra bzw. Amir erzählt. Dabei ist alles sehr empathisch geschrieben und beschrieben, aber nicht im Sinne von „kitschig“. Die vollkommene Hilflosigkeit in eine völlig fremden Kultur ist hier absolut nachvollziehbar, und man kann sich gut mit Amra identifizieren. Dennoch schafft es die Autorin, auch objektiv zu bleiben, und einem den Protagonisten nicht aufzuzwingen.

Man sollte dieses Buch allen Menschen ans Herz legen, die sich für eine Abschiebung in Deutschland geborener und integrierter Ausländer stark machen. Warum sollten diese Menschen nicht in Deutschland bleiben dürfen? Die meisten haben hier eine Zukunft, ihre Freunde. Das Land ihrer Eltern mag vielleicht ihre Heimat sein, aber zuhause sind sie in Deutschland.

Dieses Buch sollte zum Nachdenken und Umdenken anregen!

Veröffentlicht am 30.03.2017

So füttert man sein Tier krank

Katzen würden Mäuse kaufen
1

Wer achtet nicht darauf, seinen Tieren nur das Beste zu füttern? Je teurer, desto besser, denkt man. Schön wäre es. Doch leider verrät uns Hans-Ulrich Grimm etwas ganz anderes. Anders als der Name einen ...

Wer achtet nicht darauf, seinen Tieren nur das Beste zu füttern? Je teurer, desto besser, denkt man. Schön wäre es. Doch leider verrät uns Hans-Ulrich Grimm etwas ganz anderes. Anders als der Name einen denken lässt - kein Märchen, sondern die grausame Wahrheit.

Hier werden die Erzeugnisse der Futtermittelindustrie unter die Lupe genommen. Grimm beschreibt in allen Einzelheiten, wie das Futter vom Schlachthof ins Supermarktregal kommt. Dabei geht es doch gerade darum, dass man das alles eigentlich nicht wissen will – sonst könnte man ja nicht mit gutem Gewissen kaufen. Denn warum sonst kämpft man nicht dafür, dass auch bei Tierfutter alle Inhaltsstoffe klar deklariert werden müssen? Unter „tierische Nebenerzeugnisse“ verbirgt sich alles – bis auf Fleisch. Kann es sein, dass man seinem Liebling wirklich Tierabfälle zum Frühstück gibt – nicht für den menschlichen Verzehr geeignet – und sogar Artgenossen?

Warum sehen die „köstlichen, saftigen“ Fleischstückchen alle gleich aus? Ganz einfach: Zucker und Getreide (was Katzen gar nicht verarbeiten können) werden mit tierischen Abfällen gemischt und schön zusammengepresst. Beim Nassfutter kommt noch ein leckeres Sößchen dazu – fertig! Und dafür gibt man Geld aus?!

Traurig, aber (aus eigener Erfahrung) wahr: Tierärzte werden im Studium nicht in der Ernährung ausgebildet. Einzig die Futterindustrieriesen (z.B. Roy* Can*) geben Seminare, in denen natürlich ihr Futter als das Beste verkauft wird. So kommt es, dass bei den „Luxus-“ Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes etc. Trockenfutter verteilt wird – was alles nur noch schlimmer macht.

Wenn jemandem ein Haustier anvertraut wird, sollte man sich mit dem Thema „Ernährung“ auseinandersetzen – das versucht Grimm hier zu vermitteln. Man sollte darauf achten, dass die Zusammensetzung nicht „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ ist, sondern alles eindeutig klassifiziert ist.

Abzug gibt es für den nicht packenden Schreibstil. Viele Dinge werden reißerisch und sehr subjektiv dargestellt. Einige Themen werden nur kurz angerissen und geraten danach in Vergessenheit. Ausserdem wird hier viel kritisiert, aber es werden kein Lösungsansätze (bzw. Alternativen zum industriellen Futter) geboten.

Durch eine Giardien-Infektion unserer Katze habe ich mich intensiv mit dem Thema Katzenernährung auseinandergesetzt und dieses Buch als Einstieg empfohlen bekommen. Seit hier gebarft wird oder zumindest auf eine offene Deklaration geachtet wird, an der man hochwertiges Futter erkennen kann, habe ich ganz andere Katzen zuhause.

Fazit: Nicht überall, wo Grimm draufsteht, ist Märchen drin! Nichts für eine niedrige Ekelschwelle, aber Pflichtlektüre für jeden Haustierhalter!

Veröffentlicht am 19.08.2019

Verwirrspiel

Mein Herz so schwarz
0

Schuld bist Du

Der Journalist Jakob kommt von einer Dienstreise nach Hause in eine leere Wohnung. Der Umzug sollte doch erst am nächsten Tag stattfinden? Er geht von einem Missverständnis aus, doch im ...

Schuld bist Du

Der Journalist Jakob kommt von einer Dienstreise nach Hause in eine leere Wohnung. Der Umzug sollte doch erst am nächsten Tag stattfinden? Er geht von einem Missverständnis aus, doch im neuen Haus findet er weder Frau noch Tochter. Stattdessen fährt er fast Tamara über den Haufen – eine ehemalige Freundin, die ihm sofort anbietet bei der Suche zu helfen. Dann häufen sich die merkwürdigen Ereignisse – allen voran die Kinderleichen, die er auf seinem Horrortrip findet. Wird seine Tochter das nächste Opfer sein? Und was hat es zu bedeuten, dass an allen Orten, wo er eine Leiche findet, die mysteriösen Worte „Schuld bist Du“ findet – allem Anschein nach mit Blut geschrieben?
Den roten Faden hat dieser Thriller im den Worten „Schuld bist Du“. Denn die tauchen überall dort auf, wo Jakob seine Tochter sucht und die Leiche eines schrecklich zugerichteten Kindes findet. Woran soll er schuld sein? Oder geht es gar nicht um ihn? Abwechselnd wird die Suche aus Jakobs Sicht erzählt, dann folgt ein Kapitel einer Unbekannten am Krankenbett eines im Koma liegenden Mannes. Der Autorin gelingt es, die Identität der beiden lange im Unklaren zu lassen, so dass man einfach immer weiter lesen will.
Man konnte als Leser mit Jakob fühlen. Die Spannung wächst parallel zu seiner Verzweiflung, denn weder der Leser noch er wissen, was eigentlich los ist. Seine Gedanken fahren Karussell, und niemand kann ihm helfen, ihn befreien aus diesem Alptraum. Das ist für mich sehr frustrierend gewesen, denn als Leser bin ich dem Protagonisten gerne einen Schritt voraus. So blieb mir nicht anderes über, als immer weiter zu lesen.
Die beiden Handlungsstränge haben anfangs, so scheint es, nichts miteinander zu tun. Bis man die Elemente miteinander verknüpfen kann, steckt man schon Hals über Kopf in der Geschichte. Eine Frau, die über ihre Vergangenheit nachsinnt, und ein Mann, der tote Kinder findet.
Jutta Maria Herrmann ist hier wieder ein Psychothriller mit Klasse gelungen. Anders als bei ihren bisherigen Büchern musste ich doch ab und an wegen der Grausamkeiten schlucken, dennoch haben sie am Ende gut ins Bild gepasst und die Geschichte rund gemacht. Die Hetzjagd quer durch Berlin in einer kalten Nacht ist rasant beschrieben. Man fiebert mit, hofft auf ein Happy End. Die Atmosphäre wird immer dichter, die Spannung immer größer.
Die detailreiche, aber trotzdem nicht hochgestochene Sprache hat die Seiten wieder nur so fliegen lassen. Die Spannung wurde von Anfang an hoch gehalten. Es kommen immer mehr Fragen zur Ausgangsfrage hinzu, so dass man gespannt auf das Finale „hinliest“.
Auch wenn eine Frage am Ende offen geblieben ist (sie ist aber nicht essentiell, ich bin nur neugierig) - ich kann diesen Thriller nur weiterempfehlen und freue mich auf weitere Bücher der Autorin!