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Veröffentlicht am 30.03.2022

Faszination und Flaute gleichermaßen

Blue Seoul Nights
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Als von Kara Atkin die San Teresa-Trilogie erschienen ist, hatte ich zunächst doch etwas Probleme bei dem ersten Band, aber ich habe geahnt, dass es sich lohnen würde, am Ball zu bleiben und das hat sich ...

Als von Kara Atkin die San Teresa-Trilogie erschienen ist, hatte ich zunächst doch etwas Probleme bei dem ersten Band, aber ich habe geahnt, dass es sich lohnen würde, am Ball zu bleiben und das hat sich mit den beiden nachfolgenden Büchern mehr als bewahrheitet, denn beide haben mich mit ihren Paarungen wirklich sehr berührt. Deswegen war ich sehr gespannt, als ihre neue Dilogie angekündigt worden ist. Als ich gelesen haben, dass diese in Südkorea, genauer in Seoul, spielen wird, war ich schon nicht mehr so überrascht, wie ich es noch bei Anne Pätzold war, die ebenfalls deutlich über den Tellerrand hinausgeschaut hat. Deswegen hat es mich sogar im Gegenteil fasziniert, mit Atkin ebenfalls in dieses für mich doch immer noch kulturelle Neuland einzutauchen, da es eben auch eine andere Perspektive ist. Zudem spielt die Dilogie eben vollständig vor Ort, was auch noch einmal ganz andere Möglichkeiten bietet. Während sich Pätzold vor allem auch um K-Pop gekümmert hat, habe ich es hier sehr genossen, auch viel mehr über die Ortschaften, die Konventionen etc. zu erfahren.

Bleibe ich doch beim richtigen Eintauchen in den Inhalt gleich bei der Darstellung von Seoul. Ich habe nicht nachrecherchiert, ob Atkin selbst schon vor Ort war, aber so wie sie mich in eine andere Welt entführt hat, kann das gar nicht anders sein. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass es ihr ganz hervorragend gelungen ist, mich mit auf eine ferne Urlaubsreise zu nehmen und mir mit fiktiven Umständen etwas vertraut zu machen, was ich bis dato gar nicht kannte. Das Schöne ist auch, dass wir komplett in der Perspektive von Jade bleiben, so dass wir stets mit ihr die Neue bleiben und daher immer fleißig weiter das neue Land erkunden können. Aber nicht nur die Landschaft, die Gestaltung der Stadt und Ähnliches nimmt Raum ein, sondern auch die Sprache, wo immer mal wieder kleinere Hinweise eingestreut werden. Das war wirklich sehr spannend und alleine deswegen bin ich schon auf „Golden Seoul Days“ gespannt und was mich dort wohl alles noch erwarten wird.

Wenn wir jetzt zur eigentlichen Geschichte kommen, dann ergibt sich ein etwas ambivalenteres Bild und meine bedingungslose Euphorie ist nicht mehr ganz so ausgeprägt. Insgesamt ist es wieder ein toll zu lesendes Buch, aber die Passagen, wo ich gedanklich wegdriftete und wo ich wirklich eins mit der Geschichte war, das hat sich zu sehr abgewechselt, denn eigentlich will ich durchgängig gefesselt bleiben. Ein Hauptgrund für diesen Eindruck ist sicherlich, dass die Geschichte teilweise zu ereignislos ist. Ereignislos ist nicht automatisch schlecht, weil ich es auch oft genug großartig finden, wenn wirklich emotional in die Tiefe gegangen wird, aber speziell hier bei „Blue Seoul Nights“ hat es mich regelrecht dazu gedrängt, mehr zu erleben. Ich bin zwar wahrlich keine Partymaus, aber die Szene recht am Anfang, als Jade zum ersten Mal aus ist und Hyun-Joon kennenlernt, die war voller Leben. Aber auch die Gemeinschaft der Figuren mit Lauren, David und Co, das hat einfach Lust auf mehr gemacht. Aber je näher Jade Hyun-Joon kommt, desto mehr beschränkt sich diese Geschichte nur noch auf die beiden und alles andere wurde zunehmend ausgeblendet. Jades Erkundungstouren haben wir dann eher nur noch aus Erzählungen denn aus Live-Erlebnissen mitbekommen. Stattdessen waren wir dann in vielen Gedankenspiralen drin, die sich immer wieder wiederholten, ohne dass wir aber entscheidend vorangekommen wären. Deswegen hatte ich an einigen Stellen leider das Bedürfnis, das Geschehen einmal vorzuspulen.

Dennoch bin ich natürlich am Ball geblieben, zumal dann eben mit Suizidalität ein wichtiges Thema angegangen wird, das solche Gedankenspiralen auch braucht, um ihm gerecht zu werden. Man konnte Jades inneren Kampf schon gut nachvollziehen, aber vielleicht konnte ich auch nicht alles mit ihr so mitgehen, weil sie oft inkonsequent wirkte. Wie sie ihren besten Freund Chris stellenweise behandelt hat, das konnte ich nicht einfach mit Trauer für okay erklären lassen. Schließlich haben stellenweise aber auch die Zeitsprünge nicht geholfen, weil Chris gerade noch Geldprobleme hat und im nächsten Moment ist Jade mit zwei Jobs beschäftigt und läuft wie eine lebende Leiche durch die Gegend. Deswegen häufen sich bei mir die Hinweise, dass eher handwerklich diesmal nicht alles gestimmt hat, während die Geschichte eigentlich an sich alles hatte, was man braucht. Erst zum Ende hin würde ich auch dort Kritikpunkte finden, denn Hyun-Joon wurde in eine Ecke gedrängt, die ich glaube ich unfair gegenüber ist und Jade wiederum sprach mehrfach davon, sie sei süchtig nach ihm, um es dann okay zu finden, jahrelang von ihm getrennt zu sein. Hier sollte natürlich auf einen Cliffhanger hingearbeitet werden, aber das war zu gekünstelt. Leider.

Fazit: „Blue Seoul Nights“ ist grundsätzlich ein unterhaltsames Buch, das überzeugend in eine für mich fremde Welt einführt und mich heimisch fühlen lässt. Jedoch ist das Buch handwerklich nicht konsequent genug gestaltet, was sich irgendwann auch auf die Figuren auswirkt. Richtige starke Passagen sind so auch mal mit Flaute abgewechselt, aber dennoch freue ich mich auf den Abschlussband.

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Inhaltliche Delle

Bridgerton - In Liebe, Ihre Eloise
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„In Liebe, Ihre Eloise“ läutet als fünfter Band nun die zweite Hälfte der Bridgerton-Reihe von Julia Quinn ein, die durch die Netflix-Adaption große Bekanntheit erlangt hat. Während ich beim vorherigen ...

„In Liebe, Ihre Eloise“ läutet als fünfter Band nun die zweite Hälfte der Bridgerton-Reihe von Julia Quinn ein, die durch die Netflix-Adaption große Bekanntheit erlangt hat. Während ich beim vorherigen Band, der sich um Colin und Penelope dreht, sehr große Vorfreude hatte, dann aber enttäuscht war, habe ich dem fünften Band rund um Eloise und Phillip eher skeptisch entgegensehen. Beide Figuren sind natürlich auch schon aus der Serie bekannt. Auch wenn ich dir dort dargestellte Eloise wirklich großartig finde, so war Phillip nur kurz zu sehen und irgendwie ist noch so gar kein Funke übergesprungen, an dem ich mich hätte auf dieses Buch freuen können. Dieses Gefühl hat mich beim Lesen dann auch dauerhaft begleitet, wobei ich zugeben muss, dass mich dieser Band nicht so schlecht unterhalten hat, wie ich anfangs gedacht habe.

Einen Großteil der Handlung von „In Liebe, Ihre Eloise“ kennen wir bereits aus dem vierten Band, weil es dort schon einige Andeutungen gibt, wie Eloise exzessiv Briefe schreibt, wie sie schließlich heimlich London verlässt und wie sie schließlich heiratet. Das hat sicherlich auch nicht wirklich zur Vorfreude beigetragen, da so schon viel von der Handlung vorweggenommen worden ist. Dennoch ist es natürlich noch einmal anders, das Geschehen aus der Sicht der Figuren dann zu erleben. Was mir über den gesamten Roman hinweg sehr geholfen hat, das war definitiv Eloise. Das Aktive, das Mutige, was man aus der Serie kennt, das wird einwandfrei transportiert. Dennoch gibt es ein paar Aspekte, die für mich nicht so deutlich durchgekommen sind, wie beispielsweise die Wissbegierde und der Wunsch nach weltgewandter Bildung, der in der Serie schon deutlich betont wurde. Es wird zwar deutlich, dass Eloise gut ausgebildet wurde, aber dennoch ist es mehr ihre innere Unruhe und alles auszusprechen, auch wenn es peinlich wird, was sie auszeichnet. Aber das hat auch gereicht, um sie hier absolut zu mögen, weil sie so unter den Frauenfiguren der Reihe auch einen ganz individuellen Platz findet. Zudem ist es herzallerliebst, wie sie auch mit Phillips Kindern völlig unaufgeregt einen Umgang findet, auch weil sie sich selbst nicht so wichtig nimmt und vor Empathie strotzt.

Definitiv ein ganz eigener Kerl ist auch Phillip, wobei das hier schon nicht mehr so positiv gemeint ist. Ich habe Respekt davor, dass er als kauziger, etwas sonderbarer Typus Mann etwas sehr eigenständiges verkörpert, das auch wunderbar zu seinem abgelegenen Landsitz und allem passt und dennoch ist seine Art für eine Liebesgeschichte riskant. Zwar ist in den Briefen seine sensible Seite durchgeschienen, aber insgesamt wurde zu schnell deutlich, dass er eigentlich nur einen Mutterersatz sucht. Sein Umgang mit Eloise, als sie unerwartet eintrifft, das war schon extrem unhöflich. Später wird zwar versucht, mit seiner eigenen Vaterbeziehung Erklärungen für sein Vaterverhalten zu finden, aber insgesamt war es mir einfach zu wenig, um ihn wirklich als Mann und Menschen ins Herz zu schließen. Es hat sicherlich auch nicht geholfen, dass er nach der Eheschließung nur noch das Eine im Kopf hatte und dass er jegliche Unterredungen abgeblockt hat. Eloise hat zwar manchmal seine Grenzen nicht akzeptiert, aber immerhin erkannt, dass eine Ehe auch Ehrlichkeit und Arbeit braucht und das nicht nur im Bett. Als Paar werden die beiden mir so definitiv nicht lange in Erinnerung bleiben. Zudem ist mit Phillip nun gleich der zweite Mann nach Colin nicht so gut rübergekommen, was mich doch sehr wundert.

Was aber wirklich herrlich gelungen ist, das ist das Einbinden der Bridgerton-Familie und speziell das Ehrengehabe der Brüder, das für einige sehr humorvolle Szenen sorgt. Dazu wird auch Sophie, die Frau von Benedict aus dem dritten Band, gut eingebunden. Dennoch wird es für mich spannend, wie dieser Band für die Serie umgesetzt werden soll. Denn die Serie lebt doch von der Darstellung des Ton und abseits auf einem Landschaftssitz ist das wohl kaum unterhaltsam abzubilden. Dementsprechend würde es mich nicht wundern, wenn die Veränderungen hier sehr deutlich werden würden. Wäre wahrscheinlich auch gar nicht so schlecht, denn die allerbeste Vorlage ist der fünfte Band leider nicht.

Fazit: Die Bridgerton-Reihe von Julia Quinn durchlebt für mich gerade eine Delle, denn nach der Enttäuschung rund um Colin und Penelope hat es für mich mit Eloise und Phillip leider auch nicht so gepasst. Das hatte ich im Vorfeld auch ein wenig befürchtet, weswegen ich froh war, dass ich gerade in Bezug auf Eloise und die Bridgertons im Allgemeinen doch noch genug Positives entdecken konnte, was mich unterhalten hat. Aber Phillip ist definitiv der Schwachpunkt dieses Buchs.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Überraschende Enttäuschung

Bridgerton - Penelopes pikantes Geheimnis
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„Bridgerton – Penelops pikantes Geheimnis“ ist bereits der vierte Band in der Bridgerton-Reihe, die von Julia Quinn verfasst wurde und von Netflix fürs TV adaptiert wurde. Damit haben wir auch schon Halbzeit ...

„Bridgerton – Penelops pikantes Geheimnis“ ist bereits der vierte Band in der Bridgerton-Reihe, die von Julia Quinn verfasst wurde und von Netflix fürs TV adaptiert wurde. Damit haben wir auch schon Halbzeit erreicht, weil acht Geschwister und mit Colin kommt bereits der vierte unter die Haube. Ich speziell habe mich auf diesen Band bereits mit der ersten Staffel der Serienadaption gefreut, die ich vor der Buchreihe für mich entdeckt habe. Nicola Coughlan spielt Penelope, Colins Auserwählte, einfach so grandios, dass ich ihr einfach jedes Happy End der Welt wünschen würde. Zudem hat die Serie bereits mit dem Ende der ersten Staffel das große Geheimnis rund um Penelope gelüftet, während es in der Buchreihe nun wahrlich keine klaren Andeutungen gab. Dieses Wissen hat das Leseprozess natürlich sehr beeinflusst und deswegen war ich mit dem vierten Band nun auf mehrere Sachen gespannt: Wann und wie kommt das Geheimnis raus? Und wie kommen Colin und Penelope zusammen?

Was man der Buchreihe auf jeden Fall lassen muss, das ist die Tatsache, dass die erzählerische Stilistik von Quinn sich schon deutlich dem jeweiligen Paar anpasst, das im Fokus der Handlung steht. So war die Geschichte von Benedict und Sophie deutlich schwermütiger, weil gerade Sophie auch einige schlimme Erlebnisse hatte, die es zu überwinden gilt. Colin und Penelope sind dagegen beide wohlbehütet aufgewachsen. Beide sind nicht ganz glücklich, weil sie ihren endgültigen Platz im Leben noch nicht gefunden haben, aber das ist wohl eher Klagen auf hohem Niveau. Deswegen ist es auch problemlos möglich, diesen Band in einem eher lockeren und lustigen Ton erzählen zu können. Das passt hervorragend auf die gewitzte Penelope, die vor allem mit Lady Danbury ein göttliches Gespann bildet und es passt auch auf den verschmitzten Colin, der ein wenig verfressen dargestellt wird und als Charmeur, der noch jeder Situation entkommt. Es ist auch so wunderbar, weil es genau dem Eindruck entspricht, den Penelope und Colin bereits in der ersten Staffel vermittelt haben, so dass ihr Wesen offenbar perfekt mit der Castingwahl getroffen wurde.

Was nun aber meine Enttäuschung anheizt, das ist dann doch leider das Miteinander der beiden. Auch schon bei Anthony und Kate war die Problematik etwas mitgeschwungen, denn dort wurde schließlich auch schon ständig betont, wie hässlich sie doch sei, so dass ich manchmal das Gefühl hatte, dass Anthony sich seine Anziehung für sie regelrecht schön reden muss. Bei Colin ist es sogar fast noch schlimmer, weil nicht überzeugend rüberkommt, was ihn schließlich an Penelope anzieht. Die beiden reden ein paar Mal miteinander und plötzlich ist es die große Liebe für ihn. Bei Anthony und Kate hat sich wenigstens noch etwas aufgebaut, was dann Überzeugung entwickelt hat, aber hier haben wir Penelope, die alte Jungfer, die auch noch von niemandem als schön bezeichnet wurde und Colin hat sogar im Band davor noch geäußert, dass er sie niemals heiraten würde und diese Wandlung, warum er es irgendwann nicht doch anders sieht, die ist nicht rübergekommen.

Und das liegt wirklich ganz klar an Colin. An Penelopes Gefühlen für ihn gab es nie einen Zweifel, weswegen ihre Handlung absolut passend für sie ist, aber Colin ist eher wankelmütig und schwer zu durchschauen. Zudem weicht der Charmeur zwischendurch einem regelrechten Ekel, der sich selbstgerecht und anmaßen verhält. Das hat mich dann fast schon erschrocken und ich mag es kaum zugeben: abgestoßen. Natürlich gibt es auch romantische Momente zwischen den beiden, wo ich dann endlich das spüre, was ich für die Geschichte durchgehend erwartet hätte, aber es war echt sehr, sehr wenig. Vieles von Colins Verhalten ist auch mit Penelopes Geheimnis verbunden, das er auf eine eher blöde Art und Weise herausfindet. Auch wenn er sie nicht dafür verurteilt, so sorgt es bei ihm für Neid und das sorgt für diese richtig schwachen Charaktermomente, die ich manches Mal sogar als toxisch bezeichnen würde. Hier kann ich wirklich nicht verstehen, was sich Quinn mit Colin gedacht hat und ich kann nur hoffen, dass „Bridgerton“, also die Serienadaption in diese Falle nicht mittappt.

Fazit: Auch wenn ich mich auf Colin und Penelope mit Serienbeginn am meisten gefreut habe, so kommt ich nun traurig zum Endfazit, dass sie bislang erstmal der schwächste Band sind, denn die Liebesgeschichte war nicht überzeugend gestaltet und Colin hat sich teilweise sogar widerwärtig verhalten, was auch nicht mal eben zu entschuldigen ist. Natürlich hatte auch dieser Band tolle Momente sowie einen passenden Erzählstil, aber der Kern der Erzählung war nicht so, wie er muss.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Wohlfühlatmosphäre mit durchschnittlicher Liebesgeschichte

All You Wish For
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Mit „All You Wish For“ entführt uns Samantha Young ins beschauliche England und bietet im Gegensatz zu so manch anderer Reihe von ihr oder im Gegensatz zu diversen Standalones diesmal eher eine „biedere“ ...

Mit „All You Wish For“ entführt uns Samantha Young ins beschauliche England und bietet im Gegensatz zu so manch anderer Reihe von ihr oder im Gegensatz zu diversen Standalones diesmal eher eine „biedere“ und süße Liebesgeschichte. Ich finde es immer wieder schön, dass Young beides kann, denn so ist für jeden Geschmack oder je nach Laune etwas dabei, denn die Autorin kann auch beides gleichermaßen. Zudem ist diese Art von Liebesgeschichte auch passend für das Setting der Geschichte sowie auch den ganzen Handlungen drum herum.

Die Ausgangslage des Buchs finde ich spannend, denn für einige Monate einen Buchladen zu übernehmen, das klingt wirklich reizvoll, wahrscheinlich würde ich mit einem solchen Gedanken tatsächlich länger spielen. Aus dem Nachwort von Young kann man auch entnehmen, dass sie eine solche Annonce tatsächlich gesehen hat und ich kann verstehen, dass das gleich die Inspirationen fließen lässt. Aber auch abseits davon fand ich es nachvollziehbar dargelegt, warum Evie sich von Chicago abwendet, um gen England zu reisen. Wer kennt es in einem gewissen Alter nicht, wo die Erwartungen der Gesellschaft Überhand nehmen und man den Eindruck hat, man müsste schon längst das und das das erreicht haben und verliert sich dabei aber selbst. Deswegen fand ich es toll, dass Evie die Reißleine gezogen hat, um woanders sich selbst zu finden. Zwar war es manchmal anstrengend, wie sehr sie sich in England in die Angelegenheiten anderer eingemischt hat und ich dadurch stellenweise das Gefühl hatte, dass ihre eigene Geschichte irgendwie auf der Strecke bleibt, aber in der Gesamtsicht hat sich auch erklärt, wie sehr das eben ihre Persönlichkeit ausgemacht hat und was sie daraus lernen konnte.

Insgesamt gab es einige Stellen in dem Buch, wo ich merkte, dass ich etwas zur Weißglut getrieben werde, zum Beispiel, wenn Evie immer wieder dasselbe Gespräch mit ihrer besten Freundin führt, zwischen Vorwürfen, Eifersüchteleien und dann doch wieder Liebesbekundungen oder aber wenn Evie eigentlich immer darüber hinwegging, dass Roane das Gespräch gesucht hat. Andererseits fand ich es am Ende wieder extrem gut gemacht, dass die Geschichte viel Selbstreflexion beweist. Nach dem großen Knall liegt zwar zunächst alles in Trümmern, aber die werden auch wieder aufgehoben und neu verarbeitet und Evie stellt sich dann auch den Fehlern, die sie gemacht hat und nicht nur die der anderen. Das hat am Ende das Ruder wieder nötigerweise rumgerissen, denn ja, gewisse Strukturen nerven mich schneller schon mal, vor allem wenn sie wiederholt auftauchen und man am liebsten schreien würde, dass doch alles auf dem Silbertablett bereitliegt.

Zudem ist es leider nicht so, dass die Liebesgeschichte zwischen Evie und Roane mich vollends mitgerissen hat. Durch diese anfängliche Freundschaftsbarriere ist zu lange alles auf Sparflamme, was bedeutet, dass die Liebesgeschichte nicht richtig in Gang kommen wird. Zwar mochte ich beide für sich gerne und auch zusammen hatten sie vor allem später natürlich etwas sehr süßes, aber dennoch war es nicht so ein Wow-Paar, wie ich es von Young aber oft genug bekommen habe. Dennoch hat mich die Offenbarung rund um Roane am Ende überrascht. Trotz gestreuter Hinweise, dass es ein Geheimnis gibt, ist es doch gelungen, das ganze Ausmaß lange geheim zu halten, das war wieder ein Pluspunkt.

Fazit: „All You Wish For“ ist eine durchschnittliche Liebesgeschichte von Young geworden, die in einer tollen Kulisse in England spielt und schnell ein Gefühl von Heimat verbreitet. Auch die sich dort ereignenden Geschichten verstärken dieses Gefühl. Insgesamt ist vieles wirklich sehr gut gestaltet worden, aber gewisse inhaltliche Wiederholungen und leider keine Wow-Liebesgeschichte haben es mir nicht möglich gemacht, höher als eine Durchschnittsbewertung zu gehen. Dennoch eine Geschichte, bei der man wunderbar abschalten kann.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Außergewöhnliche Liebesgeschichte und abstoßender Mittelteil

Layla
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Einleitungen zu Büchern von Colleen Hoover zu schreiben, wirkt für mich immer so wiederholend, weil ich immer nur schreibe, dass ich alles von ihr lese und sie dafür bewundere, dass sie in so vielen unterschiedlichen ...

Einleitungen zu Büchern von Colleen Hoover zu schreiben, wirkt für mich immer so wiederholend, weil ich immer nur schreibe, dass ich alles von ihr lese und sie dafür bewundere, dass sie in so vielen unterschiedlichen Genren schreiben kann, dabei ihre ganze eigene Erzählstimme behält und doch ganz unterschiedlich zu unterhalten weiß. Ja, jetzt habe ich es wieder gesagt, aber dann habe ich doch noch einen Unterschied zu bieten, denn mit „Layla“ habe ich nun erstmals ein Werk von Hoover in Hörbuchformat konsumiert. Das war für mich doch sehr ungewöhnlich, aber ich habe mich auf das von Oliver Wronka gelesene Abenteuer einfach mal eingelassen und es war wirklich extrem ungewöhnlich.

Zunächst beginnt „Layla“ so wie die meisten Bücher von Hoover: es setzt alles gefühlt mittendrin an, man muss sich erst orientiert, aber je mehr man sich einfindet, desto mehr wird man vertraut mit ungewöhnlichen Charakteren, die liebevoll ausgearbeitete Macken haben und die man unbedingt näher kennenlernen will. Also Auftritt Layla und Leeds, die sich auf der Hochzeit von ihrer Schwester Aspen kennenlernen. Innerhalb einer Nacht wird uns dann eine Liebesgeschichte präsentiert, die auf ihre ganz eigene Art und Weise zutiefst romantisch ist und die sofort mitten ins Herz geht. Hier wird einfach direkt deutlich, dass sich zwei Menschen gesucht und gefunden haben. Immer wieder fällt in den Dialogen von Hoovers Charakteren auch auf, dass sie keine normalen Gespräche führen, weil alles von einer Tiefgründigkeit begleitet ist, die eine ganz eigene Ebene zur Verfügung stellt.

Nach diesem Happy End also, das Layla und Leeds gleich in eine feste Beziehung mit Zusammenziehen führt, nimmt die Geschichte aber eine andere Wendung, denn eine eifersüchtige Ex von Leeds verübt einen Anschlag auf sie beide, den sie zwar überleben, der sie in ihren Persönlichkeiten und in ihrer Beziehung für immer verändert. Hier kommt also der Auftritt von einer paranormalen Ebene hinzu, die ich persönlich so in einem Buch noch nie gelesen habe, die also durchaus von Anfang an bei mir Faszination hervorgerufen hat. Ich war extrem gespannt, wohin uns diese Geschichte nun führen würde und wollte immer mehr wissen. Natürlich muss man sich auf eine solche paranormale Vorstellung von Seelenleben erst einmal einlassen, aber als gläubiger Mensch, der nicht streng auf nur das aus ist, was er auch sehen kann, bin ich dafür sehr offen und ich finde auch, dass Hoover eine interessante Version erschaffen hat. Zwar gibt es auch sehr verstörende Aspekte zwischendurch, aber gerade die Idee, dass Seelen verweilen, wenn sie noch etwas auf der Erde zurückhält, das findet man doch oft und Hoover spinnt die Idee einfach etwas weiter.

Dennoch muss ich eingestehen, dass mich „Layla“ zwischendurch etwas verloren hat. Zwar hat die Erzählweise, bei der zwischen den normalen Kapiteln und der „Befragung“ hin- und hergesprungen wurde, sehr ansprechend, aber es war für mich persönlich irgendwann schwerer mit den Figuren. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung, weil besondere Charaktere ein Steckenpferd von Hoover sind. Und eigentlich mochte ich Leeds ja auch schon längst, aber das hat sich dann doch wieder gewandelt. Es war natürlich klar, dass er sich irgendwann in Geist Willow verlieben würde, aber was das aus ihm gemacht hat, das war stellenweise nur noch schwer zu ertragen. Zwar hat Leeds alle halben Kapitel wieder betont, was er doch für ein Unmensch ist (ja, korrekt!), aber es hat dann eben doch nichts an seinem Verhalten geändert. Deswegen habe ich den Inhalt zwischendurch tatsächlich als völlig unnötigen Psychoterror empfunden. Es wurde keine Spannung mehr bei mir aufgebaut, sondern das Bedürfnis, einfach ein paar Tracks vorzuspringen, weil ich das Verhalten nicht leicht zu ertragen fand.

Am Ende nimmt die Geschichte aber noch eine Wendung, die ich eigentlich hätte kommen sehen müssen, denn Hoover schreibt keine Liebesgeschichten, um sie dann selbst mit Füßen zu treten und doch war ich möglicherweise so abgestoßen, dass ich gar nicht mehr in der Lage war, mir selbst Lösungen für den Ausgang des Romans zu überlegen. Doch wie „Layla“ letztlich endet, was damals passiert ist und wie die Lösung für die ewige Zukunft ist, das passt wieder alles, das ist Hoover pur und ich mochte es dann auch tatsächlich wieder. Dennoch habe ich zwischendurch wirklich heftig gezweifelt, ob Hoover mich erstmals völlig enttäuscht zurücklassen wird. Das ist jetzt nicht passiert. Auch „Too Late“ war schon eine sehr heftige Lektüre, aber hier war der langatmige Mittelteil noch mal eine ganz eigene Form.

Mit Wronka als Sprecher bin ich insgesamt zufrieden, weil er für mich sehr schnell zu Leeds geworden ist und weil er auch eine sehr angenehme Stimmfarbe hat. Jedoch ist es mir schon öfters bei männlichen Sprechern aufgefallen, dass ihre Art, Frauenstimmen zu imitieren oft eher lächerlich wirkt. Da störe ich mich jedes Mal von neuem wieder dran und hier ist es besonders ins Auge gefallen, wenn sich Wronka als die labile Layla regelrecht überschlagen hat. Vielleicht ist hier doch die bessere Empfehlung, nicht zu sehr weiblich klingen zu wollen, zumal es ohnehin genug sehr tiefe Frauenstimmen gibt, so dass nicht jede nachempfundene Frau gleich in einer hohen Stimmlage gelegen sein muss.

Fazit: „Layla“ stellt durch die paranormale Ebene für Hoover mal wieder Neuland dar. Auch wenn ich die Idee dahinter insgesamt faszinierend fand, ist es leider so gekommen, dass ich mich in einem größeren Mittelteil sehr von Hauptfigur Leeds abgestoßen gefühlt habe. Zwar passt das Ende für mich, aber es rechtfertigt dennoch nicht das, was davor war. Nur gut, dass alles in allem wieder in eine besondere Liebesgeschichte erzählt wurde, denn ansonsten hätte ich „Layla“ wohl als erste echte Enttäuschung bezeichnen müssen.

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