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Veröffentlicht am 16.10.2022

Eine erstaunlich mutige Frau

Die Spionin
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Die junge Australierin Nancy Wake führt ein luxuriöses Leben im Marseille der späten 1930er Jahre und ist glücklich frisch verheiratet mit ihrem Mann Henri, einem reichen Fabrikbesitzer. Doch dies ist ...

Die junge Australierin Nancy Wake führt ein luxuriöses Leben im Marseille der späten 1930er Jahre und ist glücklich frisch verheiratet mit ihrem Mann Henri, einem reichen Fabrikbesitzer. Doch dies ist nur der äußere Schein, denn Nancy ist ebenfalls eine Kämpferin der Résistance und nutzt ihr harmloses Auftreten dafür, Flüchtlinge über die Grenze zu bringen und die sich immer mehr ausbreitenden deutschen Nationalsozialisten zu sabotieren. Doch dann wird Henri festgenommen und Nancys Leben gerät aus den Fugen. Nun selbst auf der Flucht entsinnt sie einen Plan, Henri aus den Klauen der Gestapo zu befreien, indem sie sich in England als Geheimagentin ausbilden lässt und als eine der raffiniertesten Spioninnen des zweiten Weltkrieges nach Frankreich zurückkehrt.

„Die Spionin“ ist ein historischer Roman, der auf einer wahren Geschichte basiert, der der echten Geheimagentin Nancy Wake. Warum wusste ich bisher noch nichts über diese erstaunliche Frau? Diese Frage geht mir permanent durch den Kopf, dann ich finde ihre Leistung absolut bemerkenswert. Natürlich wurden im Buch reale Ereignisse ausgeschmückt und mit fiktionalen Situationen ergänzt, aber dementsprechend fand ich super, dass das Autorenduo am Ende des Buches ein Kapitel zur Eingrenzung des Gelesenen eingefügt hat, in dem Realität und künstlerische Freiheit nochmals klar voneinander getrennt wurden und weiterführende Literatur zu Nancy Wake angegeben wurde.

Mich hat der Roman von Beginn an gefesselt, so dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, der Schreibstil liest sich flüssig und schnell. Die damaligen Zeiten werden authentisch beschrieben, die Beklemmung der Figuren spürbar und auch brutale Erlebnisse werden schonungslos dargestellt. Ein rundum gelungener Einblick in eine grausame Zeit! Passend dazu gefüllt mir auch das Cover sehr gut und ich fand es sehr schön, dass ein Bild der echten Nancy Wake abgebildet wurde. Meiner Meinung nach sollten viel mehr Menschen von den Heldentaten dieser besonderen Frau erfahren, weshalb ich dieses Buch auch absolut weiterempfehlen kann!

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Raffiniert konstruierter Pageturner

Kaltherz
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Es ist das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann: Clara Lipmann war nur kurz auf der Toilette, doch bei ihrer Rückkehr ist ihre fünfjährige Tochter Marie verschwunden. Es geht keine Lösegeldforderung ...

Es ist das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann: Clara Lipmann war nur kurz auf der Toilette, doch bei ihrer Rückkehr ist ihre fünfjährige Tochter Marie verschwunden. Es geht keine Lösegeldforderung ein, Marie bleibt verschwunden. Um sich von diesem Verlust abzulenken stürzt sich Vater Jakob noch intensiver in seine Karriereplanung und die Ehe der beiden gerät ins Schwanken. Clara möchte so nicht weiterleben und begeht einen Suizidversuch der aber scheitert. Da übernimmt eine neue Kommissarin den Fall: Kim Lansky wurde als letzte Chance in die Vermisstenabteilung versetzt, durch ihre unkonventionellen Ermittlungsmethoden und am Rande der Legalität stattfindenden Alleingänge steht ihr Verbleib im Polizeidienst auf der Kippe. Lansky rollt die Spuren auf und kommt zu Ergebnissen, die sich immer mehr mit ihrer eigenen Geschichte verweben.

Da ich bereits Henri Fabers ersten Thriller verschlungen hatte ich hohe Erwartungen an „Kaltherz“ – und wurde nicht enttäuscht. Auch hier ist dem Autor wieder ein psychologisch raffiniert konstruierter Thriller voller Spannung und Täuschungen gelungen, in dem nichts so ist wie es scheint.

Bereits das Cover gefällt mir sehr gut, die raue Oberfläche liegt haptisch gut in der Hand und lässt mich direkt an die dicken Betonwände eines Gefängnisses denken, dessen Fenster abgebildet ist. Der Titel ist hinter den Gitterstäben verborgen und gibt dem sonst eher schlichten Cover eine Besonderheit – sehr gelungen und ansprechend!

Auch der Schreibstil Henri Fabers ist wieder absolut überzeugend: Er schreibt dynamisch, rasant und fesselnd, so dass die Spannung schnell nach oben getrieben wird. Das Buch besteht aus fünf Teilen, welche jeweils aus kurzen Kapiteln bestehen, welche wiederum durch häufige Cliffhanger am Ende zum Weiterlesen animieren. Das Buch hat mich somit in einen Sog gezogen, ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen. Die Kapitel werden zunächst aus der Perspektive dreier verschiedener Personen erzählt, später kommt noch eine vierte hinzu. Da jedes Kapitel eine entsprechende Überschrift hat kommt man hier auch nicht durcheinander und es bleibt trotz der Komplexität an Personen übersichtlich. Insgesamt sind die Charaktere sind bis in die Nebenrollen sehr vielschichtig und facettenreich angelegt, auch wenn mir kaum eine sympathisch und manche etwas überzeichnet erschienen. Mit Kim Lansky konnte ich so gar nichts anfangen, ihre polternde, unangepasste Art empfand ich als ruppig und in vielen Handlungen als nicht nachvollziehbar.

Überzeugt hat mich jedoch der detailliert durchdachte Plot der Geschichte, den ich als sehr außergewöhnlich empfand. Immer wenn ich dachte, ich hätte eine Spur hat ein neues Ermittlungsergebnis oder ein Ereignis wieder alles durcheinander geworfen, erst nach und nach haben sich alle kleinen Fragmente zu einem stimmigen Bild zusammengesetzt. Neben diesen zahlreichen Twist war insbesondere die Auflösung sehr überraschend, alle für mich offenen Fragen wurden hinreichend geklärt.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der komplexe und raffinierte psychologische Thriller mögen.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Grausame Dystopie, beeindruckendes Buch

The Grace Year
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Wir befinden uns in Garner County, einer Welt, in der die Männer das Sagen haben und an Magie geglaubt wird, die nur grausam unterbunden werden kann. Eine dieser magischen Mythen besagt, dass jungen Frauen ...

Wir befinden uns in Garner County, einer Welt, in der die Männer das Sagen haben und an Magie geglaubt wird, die nur grausam unterbunden werden kann. Eine dieser magischen Mythen besagt, dass jungen Frauen ein Zauber innewohnt, Männer zu manipulieren. Um ihnen diese Kräfte auszutreiben werden alle 16jährigen für ein Jahr aus der Gemeinschaft verbannt und in ein Lager im Wald verbannt. Während dieses sogenannten „Grace Years“ sollen die Mädchen geläutert werden, um danach entweder als unterwürfige Ehefrau oder Arbeiterin nach Garner County zurückzukehren. Das Grace Year ist grausam, nicht alle Mädchen kehren daraus zurück und diejenigen, denen die Rückkehr gelingt, sind gebrochen und sprechen niemals darüber. Deshalb weiß die rebellische Tierney auch nicht was sie erwartet, als ihr Grace Year beginnt – nur, dass sich dringend etwas ändern muss, damit Frauen wie sie mündige Mitglieder der Gesellschaft in Garner County sein können.

Das Cover der Erstausgabe von „The Grace Year“ (auch veröffentlicht unter „Das dunkle Schweigen der Mädchen“, welcher mich persönlich weniger anspricht) sagt zunächst nicht viel über den Inhalt aus, dennoch ist es in seiner Schlichtheit ausdrucksstark. Gut gefallen mir die schimmernden roten Elemente sowie ihre Symbolkraft: Eine Blüte und ein Tropfen Blut in einer Hand, während der unauffällig gehaltene Hintergrund ausschließlich aus Dornen besteht. Gut gefällt mir auch der hochwertige Hardcover-Einband.

Kim Liggetts Schreibstil ist absolut mitreißend! Durch Tierneys Ich-Perspektive kann ich als Leserin sofort mit ihr mitfühlen und sie verstehen. Diese Erzählperspektive verschafft einen tiefen Einblick in die Geschehnisse in Garner County und Tierneys Einstellung dazu. Des Öfteren habe ich beim Lesen mitgefiebert, da die Autorin es nicht nur meisterhaft versteht, Spannung aufzubauen, sondern mich auch emotional tief ergriffen hat. Sie konnte nicht nur eine fiktive Welt schaffen, in die ich voll eintauchen konnte, sondern auch eine Gefühlswelt, die mich mitgenommen hat: Hunger, Kälte, Angst, Schmerz, Perspektivlosigkeit, Hoffnung, Liebe,… ich konnte wahnsinnig gut mitfühlen. Teilweise waren die Beschreibungen so krass, dass ich mir sogar weniger Ausführlichkeit gewünscht hätte – an einigen Stellen habe ich mich doch sehr geekelt. Insofern würde ich das Buch auch nicht unbedingt an Jugendliche geben, es wird sowohl physische, als auch psychische Gewalt lebensecht beschrieben und kann verstörend wirken. Aufgebaut ist es in die einzelnen Jahreszeiten, die Tierney während ihres Gnadenjahrs durchlebt, wobei jedes Oberkapitel einen eigenen Fokus hat, ohne vom roten Faden der Geschichte abzuweichen.

Die Storyline und vor allem das Worldbuilding der Autorin überzeugt: Sie schafft eine Welt, die schockiert, wütend und betroffen macht, aber dennoch so realitätsnah bleibt, dass man sie sich vorstellen kann. Der Anfang des Buches besteht deshalb größtenteils aus dem Kennenlernen von Tierney, ihrer Familie und den Gegebenheiten der Welt und Gesellschaft, in der sie lebt. Die Rolle der Frau und die Angst vor dem bevorstehenden Gnadenjahr werden sehr eindringlich beschrieben und erschüttert. Auch den Dynamiken und Beziehungen der Menschen zueinander wird großer Raum gegeben, damit die Leser die Auswirkungen dieser Welt mit all ihren Traditionen und Glaubensweisen verstehen lernen. Insbesondere die Gruppendynamiken werden auch im folgenden Grace Year treffend und emphatisch dargestellt. Das Buch wird im weiteren Verlauf immer brutaler und die Spannung steigt kontinuierlich an. Die sich anbahnende Liebesgeschichte wirkte auf den ersten Blick deshalb etwas deplatziert und war für meinen Geschmack auch etwas schnell abgehandelt, rückte aber nicht zu stark in den Fokus, als dass sie das Geschehen zu sehr beeinflusst hätte. Zum Glück wurde Tierneys Streben nach Unabhängigkeit und Emanzipation davon nicht beeinflusst. Das Ende hingegen hat mich atemlos hinterlassen: Es passiert wahnsinnig viel und einiges davon kam für mich so unvorhergesehen und überraschend, dass ich nach Luft schnappen musste. Wow, wow, wow! Niemals hätte ich erwartet, dass sich die Story auf den letzten Seiten noch einmal so drehen wird! Der Ausgang war zwar nicht das Happy End, auf das ich hingehofft hatte, aber so sogar viel besser, stimmiger und realistischer – ein toller Twist, den die Autorin hier hingelegt hat! In gewisser Weise endet es zwar traurig, aber dennoch voller Hoffnung, es wird durch das offene Ende Raum für die eigene Phantasie gelassen. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen, auch wenn ich erst einmal Zeit zum Verarbeiten gebraucht habe.

Für mich war „The Grace Year“ ein Buch, das zum Nachdenken anregt und noch lange nachhallt. Es ist erschütternd, fesselnd und heftig, eine gelungene Dystopie zwischen den „Tributen von Panem“ und „The Handmaid´s Tale“. Natürlich gab es auch hier Szenen, die für meinen Geschmack zu schnell abgehandelt waren und offene Fragen zum Konstrukt „Garner County“ und seiner Lebenswirklichkeiten, aber alles in allem haben mich Tierney als rebellische Kämpferin und die gruppendynamischen Entwicklungen im Gnadenjahr-Lager überzeugen können. Ich finde jedoch, dass die Altersempfehlung von 14 Jahren bei so viel Grausamkeit heraufgesetzt werden sollte. Für mich war es aber auf jeden Fall ein Buch, das definitiv Eindruck hinterlassen hat und dessen krasse Story ich nicht vergessen werde.

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Der Wert unserer Erinnerungen

Memories of Summer
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Wir befinden uns im Jahr 2043. Der medizinische Fortschritt ist inzwischen so weit, dass eine Möglichkeit gefunden wurde, Depressionen zu heilen. Diese hat jedoch einen Haken: Menschen werden Kindheitserinnerungen ...

Wir befinden uns im Jahr 2043. Der medizinische Fortschritt ist inzwischen so weit, dass eine Möglichkeit gefunden wurde, Depressionen zu heilen. Diese hat jedoch einen Haken: Menschen werden Kindheitserinnerungen aus dem Gehirn entnommen und Depressiven eingepflanzt, die Erinnerung ist somit aus dem Gedächtnis des Spenders verschwunden. Dem jungen Mika gefällt die Idee, mit seinen Erinnerungen Gutes zu tun, außerdem erhält er durch die Aufwandsentschädigung des Spendens die Möglichkeit sich Dinge zu gönnen, die ihm aufgrund der Armut seiner Familie ansonsten vergönnt geblieben wären. Und was sind schon ein paar Erinnerungen, die er nicht einmal vermisst? Doch eines Tages begegnet er Lynn, einem zerbrechlich wirkendem Mädchen, das unter depressiven Verstimmungen leidet. Lynn freut sich sehr ihren besten Freund aus Kindertagen wieder zu sehen, doch Mika hat keinerlei Erinnerungen an sie. Der Wunsch, seine gespendeten Erinnerungen zurück zu erhalten wächst in Mika und gemeinsam mit Lynn macht er sich auf die Suche nach einer Umkehr des Prozesses – und stößt dabei auf die dunkle Seite der Erinnerungsspende.

Die Idee hinter „Memories of summer“ ist kreativ wie einzigartig und lässt mich anhand einer fiktiven – aber nicht unrealistischen – Geschichte sofort über den Wert meiner eigenen Erinnerungen nachdenken. An sehr vielen Stellen ist es Autorin Janna Ruth gelungen, mich mit ernsten Themen der menschlichen Psyche, der Ethik und Moral und des Zusammenlebens auseinander zu setzen, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Das hat das Buch für mich absolut hervorgehoben, es hat für mich einen großen Alleinstellungswert.

Der Schreibstil ist flüssig und beschreibend, die aufgezeigte Welt ist unserer Gegenwart ähnlich, aber doch einige Jahrzehnte weiter. Die Geschichte wird aus Mikas Ich-Perspektive erzählt, so dass der Leser nah an seinen Gedanken, Sorgen und Ängsten ist und somit auch die Wandlung, die sich in seinem Denken vollzieht, live mitverfolgen kann. Zwischen einzelnen Kapiteln werden teilweise größere Zeitsprünge gemacht, an was ich mich zunächst erst gewöhnen musste, was aber nicht weiter schlimm war.

Bereits der Einstieg in die Story fällt leicht, ich war sehr schnell im Geschehen uns sehr neugierig, was es mit der Erinnerungsspende auf sich hat. Die Idee fasziniert wie schockiert gleichermaßen. Mika und Lynn sind mir als Protagonisten sehr sympathisch, ich kann beide Sichtweisen verstehen, da sie sehr gut argumentiert wurden. Super, dass so beide Seiten - Spender und Empfänger – mit all ihren Emotionen und Gedanken dargestellt werden. Sie führen sowohl tiefgründige Gespräche über moralische Themen, als dass sie einfach Teenager sein dürfen, die sich gegenseitig Halt geben. An einigen Stellen fand ich Mika sehr naiv und ich konnte seine Handlungen nicht immer nachvollziehen. Auch hat gerade gegen Ende die Story noch einmal sehr an Fahrt aufgenommen, was für mich in Teilen dann fast zu schnell ging – es ist zum Ende noch einmal wahnsinnig viel passiert und auf wenig Seiten ein komplett neuer Handlungsstrang hinzu gekommen. Das war zwar wichtig für die Geschichte, hätte meiner Meinung nach aber gerne ausführlicher erzählt werden können. Die Jagd nach den Erinnerungen hat mich überrascht, da ich etwas ganz anderes erwartet hätte - super. Denn so war das Ende absolut passend und stimmig, alles hat einen Sinn ergeben und war nicht rosarot perfekt. Durch das letzte Kapitel wird auch der Kreis zum Titel geschlossen, der hier absolut schlüssig aufgegriffen und erklärt wird – eine ideale Abrundung des gesamten Buches!

Insgesamt ist „Memories of summer“ ein tolles Buch mit vielen Denkanstößen. Die Idee hinter dem Plot ist sehr kreativ und faszinierend, dennoch hat mich die Tiefgründigkeit der Erzählung positiv überrascht. Das Buch hat mich nachhaltig beschäftigt, denn es bietet viel Stoff zum intensiven Nachdenken, insbesondere über die Frage, was ein Mensch ohne Erinnerung, also ohne Vergangenheit ist? Und immer wieder schwingt die moralische Frage mit: Was würde ich an Mikas Stelle tun? Ein Buch, das bewegt.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Verwirrspiel um ein verschwundenes Mädchen

Mörderfinder – Die Spur der Mädchen
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Vor sechs Jahren ist die kleine Leni auf dem Schulweg verschwunden. Ihr Fall, sowie der zweier gleichzeitig verschwundener Kinder wurde nie aufgedeckt und beinahe ad acta gelegt, als ein neuer Fall die ...

Vor sechs Jahren ist die kleine Leni auf dem Schulweg verschwunden. Ihr Fall, sowie der zweier gleichzeitig verschwundener Kinder wurde nie aufgedeckt und beinahe ad acta gelegt, als ein neuer Fall die Republik erschüttert: Wieder sind zwei kleine Mädchen verschwunden, wieder gibt es keinerlei Hinweise auf den Täter. Robert Benz, Lenis Vater, hat den ungeklärten Verbleib seiner kleinen Tochter niemals überwunden. Umso mehr nimmt es ihn mit, dass sich der Fall nun zu wiederholen scheint. Zeitgleich geschehen seltsame Dinge in Benz Umfeld: Lenis Sachen, die damals mit ihr verschwanden, stehen plötzlich wieder an ihrem alten Platz im Flur, er bekommt Anrufe und Drohungen. Die Vergangenheit lässt ihm keine Ruhe und so kontaktiert er Max Bischoff, den ehemals genialsten Fallanalytiker des Düsseldorfer KK11, der dem aktiven Polizeidienst aber inzwischen den Rücken gekehrt hat. Max lässt sich von dem verzweifelten Vater überreden, den Cold Case um Leni wieder aufzunehmen – nichtsahnend, dass er dabei in ein Wespennest sticht…

„Mörderfinder“ von Arno Strobl verfolgt den Weg des ehemaligen Polizisten Max Bischoff weiter und lässt ihn an einem neuen Fall arbeiten. Wer wie ich vorher nicht mit dem Ermittler in Kontakt kam hat hierbei keinen Nachteil, da das Buch geschickt eingebaut alle relevanten Informationen, die für den aktuellen Band notwendig sind, zusammenfasst. Somit hatte ich nicht das Gefühl, dass mir Wichtiges aus den Vorgängerbänden fehlt, meine Neugier auf diese wurde trotzdem geweckt.

Strobls Schreibstil gefällt mir unheimlich gut, er liest sich flüssig und angenehm und entwickelt mit fortschreitender Story einen enormen Sog und ein hohes Tempo. Der Plot ist absolut stimmig aufgebaut und überzeugt durch die ein oder andere überraschende Wendung sowie Cliffhanger am Ende der Kapitel, die zum Weiterlesen animieren. Die Spannung ist permanent hoch und es macht Spaß, gemeinsam mit Max zu ermitteln. An manchen Stellen konnte ich seine Reaktionen allerdings nicht nachvollziehen und auch die ein oder andere Figur war mir persönlich etwas zu blass konstruiert. Des Weiteren mag ich das Cover nicht besonders gerne, ich finde es einfallslos und vor allem stört mich, dass das schwarze Haar darauf nicht mit dem im Buch ständig beschriebenen „blonden Zopf“ übereinstimmt. Insgesamt hat mir aber der temporeiche Thriller sehr gut gefallen und ich freue mich auf weitere Fälle mit Max Bischoff – egal in welcher Rolle.

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