Cover-Bild Every (deutsche Ausgabe)
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 592
  • Ersterscheinung: 07.10.2021
  • ISBN: 9783462001129
Dave Eggers

Every (deutsche Ausgabe)

Roman
Klaus Timmermann (Übersetzer), Ulrike Wasel (Übersetzer)

Nach »Der Circle« legt Dave Eggers mit »Every« eine rasante Fortschreibung seines Weltbestsellers vor - ein hochbrisanter Thriller

Der Circle ist die größte Suchmaschine gepaart mit dem größten Social-Media-Anbieter der Welt. Eine Fusion mit dem erfolgreichsten Onlineversandhaus brachte das reichste und gefährlichste – und seltsamerweise auch beliebteste – Monopol aller Zeiten hervor: Every.

Delaney Wells ist »die Neue« bei Every und nicht gerade das, was man erwarten würde in einem Tech-Unternehmen. Als ehemalige Försterin und unerschütterliche Technikskeptikerin bahnt sie sich heimlich ihren Weg, mit nur einem Ziel vor Augen: die Firma von innen heraus zu zerschlagen. Zusammen mit ihrem Kollegen, dem nicht gerade ehrgeizigen Wes Kavakian, sucht sie nach den Schwachstellen von Every und hofft, die Menschheit von der allumfassenden Überwachung und der emojigesteuerten Infantilisierung zu befreien. Aber will die Menschheit überhaupt, wofür Delaney kämpft? Will die Menschheit wirklich frei sein?

Wie schon bei »Der Circle« weiß Dave Eggers wie kein zweiter unsere Wirklichkeit so konsequent weiterzudenken, dass einem der Atem stockt beim Lesen. Man kann nur inständig hoffen, dass die Realität nicht schneller voranschreitet, als Dave Eggers schreiben kann.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2021

Eine langersehnte Fortsetzung

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Als der Circle mit einem der größten Onlineversandhäuser der Welt fusioniert, scheint dessen Monopolstellung endgültig unbestritten. Im abgeschirmten Campus von Every lenken die schlausten Köpfe die Wahrnehmung ...

Als der Circle mit einem der größten Onlineversandhäuser der Welt fusioniert, scheint dessen Monopolstellung endgültig unbestritten. Im abgeschirmten Campus von Every lenken die schlausten Köpfe die Wahrnehmung und den Fortschritt der ganzen Welt. Um die Macht Everys über die Menschen zu brechen, versucht Delaney Wells den Konzern von Innen mit ihren Ideen zum Scheitern zu bringen. Doch immer mehr Menschen verfallen dem Sog des Fortschritts, während die Unantastbarkeit des Privaten und die persönliche Freiheit immer mehr in den Hintergrund geraten. Doch wollen die Menschen wirklich frei sein?

Nach der „Circle“ erscheint nun viele Jahre später die Fortsetzung dieses wundervollen und schockierenden Buches, welche die Vormachtstellung eines Unternehmens wie der Circle noch auf eine höhere Ebene bringt. Als Skeptikerin versucht Delaney das Unternehmen mit immer übertriebeneren Ideen zu Fall zu bringen. Delaneys Charakter würde ich eher als schwankend bezeichnen. Trotz ihres mehr oder weniger undurchdachten Plans Every zu zerstören, beginnt sie den Annehmlichkeiten dieses Lebens zu verfallen und ihre Prinzipien geraten in den Hintergrund. Unterstützt wird sie dabei durch ihren Freund Wes, der Überwachung und Technik ebenfalls ablehnt. Leider bliebt Wes Charakter und Wandel innerhalb des Buches für mich zu blass und unverstanden. Während er am Anfang des Buches als Delaneys Mitbewohner und Mitverschwörer eine wichtige Rolle einnimmt, verfällt er immer mehr Everys Sog und verschwindet quasi aus Delaneys Leben und damit auch aus dem Geschehen. Seine Rolle in der Geschichte bleibt somit für mich unverstanden, da er zur Handlung eigentlich keinen großen Beitrag mehr leistet.

Die Zukunft, die Dave Eggers uns mit Every prophezeit und die die persönlichen Freiheiten jedes Einzelnen auf massive Weise einschränken, ist alles in allem erschreckend. Allein die Tatsache Niemanden gegenüber ehrlich seine Meinung äußern oder ihn auch nur freundschaftlich berühren zu können, fand ich furchtbar. Und dies ist nur der Anfang einer ganzen Reihe von Änderungen, die die Privatsphäre eines Jeden letztlich abschaffen.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, wobei der Anfang der Geschichte nur langsam Fahrt aufnimmt. Der sehr überspitzte und ironische Schreibstil machen das Buch sehr lesenswert. Mit dem Ende der Geschichte bin ich persönlich nicht zufrieden, da die Geschichte jedoch von Beginn an in diese Richtung strebt, wäre ein anderes Ende einfach unglaubwürdig gewesen. Eine erschreckende Zukunftsvision, die zeitweise zu realistisch scheint, um sie als pure Fantasie abzutun.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Darf der Algorithmus dein Leben bestimmen?

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„Sobald sie drin war, wollte Delaney die Maschinerie genau unter die Lupe nehmen, nach Schwachstellen suchen und den ganzen Laden in die Luft jagen. Sie würde den Konzern snowden, sie würde ihn manningen. ...

„Sobald sie drin war, wollte Delaney die Maschinerie genau unter die Lupe nehmen, nach Schwachstellen suchen und den ganzen Laden in die Luft jagen. Sie würde den Konzern snowden, sie würde ihn manningen. Sie würde ihn ausspionieren und dann deep-throaten.“ Das ist das erklärte Ziel von Delaney Wells, die sich den Kampf gegen den Internetgiganten Every zum Lebensziel gemacht hat.

„Every“ beginnt ähnlich wie „Der Circle“: eine junge Frau fängt bei dem Internetmonopolisten an. Doch ist es bei Delaney Wells nicht das große Glücksgefühl, das sie leitet wie bei Mae Holland, sondern ihr Kampf gegen diesen Konzern, der in ihren Augen das Leben so vieler Menschen und vor allem Kinder zerstört hat. Um dies zu beenden, wird sie eine Everyone, eine Mitarbeiterin des Unternehmens, dass sie hasst.

Every ist das Nachfolgeunternehmen vom Circle und wurde so unbenannt, nachdem es den dschungel, das erfolgreichste Internetversandhaus der Welt, gekauft hatte. Dadurch wurde das Unternehmen noch mächtiger und konnte über noch mehr Menschen die Kontrolle übernehmen. Hiergegen kämpft Delaney, da ihr selbst so viel genommen wurde durch die stetige Kontrolle durch diesen Konzern.

Das Motiv, das Dave Eggers seiner Protagonisten gegeben hat, ist gut nachvollziehbar und es ist auch schlüssig, dass sie diesen Feldzug gegen die Maschinerie Every von sehr langer Hand geplant hat. Ihr nerdiger Programmiererfreund Wes passt auch gut ins Bild und auch die anderen Figuren in dieser Geschichte sind gut angelegt. Die Everyones leben so sehr in ihrem kleinen Paradies, dass sie für die Wirklichkeit teilweise gar nicht mehr empfänglich sind und es gibt Szenen in diesem Buch, die das sehr klar machen und auch wieder uns, als Leser:innen einen Spiegel vorhalten.

Gleichzeitig ist es auch wieder gute Unterhaltung, es ist ein bisschen abgedrehter als in „Der Circle“, überspitzter, was mir allerdings besser gefallen hat. Der Begriff „Everyone“ sagt schon soviel aus und dann dieses Verlangen der Everyones ganz besonders en vogue zu sein. Die Szenen mit den eng anliegenden Lycraanzügen auf dem Firmengelände haben schon etwas von Slapstick oder dieses Verlangen danach, alles ganz politisch korrekt zu machen. Es ist teilweise eine Persiflage auf uns und was passiert, wenn man nur in einer einzigen Filterblase lebt – übrigens egal, ob on- oder offline. Denn die Menschen, die in diesem Buch offline leben, tun das natürlich auch ganz extrem. Ein Abbild der Gesellschaft, in der wir leben, es gibt mehr Extreme und weniger gesundes Mittelmaß.

Das Ende hält noch eine kleine Überraschung parat oder eigentlich nicht, aber lies selbst und bilde dir selbst eine Meinung dazu. Mir hat „Every“ noch ein bisschen besser als „Der Circle“ gefallen, auch wenn es teilweise sehr albern wirkte, aber genau das passt zu diesem Buch, zu diesem Konzern und es hält so besser den Spiegel vor. Für mich war es hauptsächlich ein Buch zur Unterhaltung und nicht komplett als Kritik an unserer Gesellschaft. Wenn es darum ginge, wäre es mir zu einseitig, wir lassen uns alle zu sehr leben und hinterfragen zu wenig und nehmen vieles einfach hin.

Das Buch hat mich durch eine gute erzählte Geschichte, Wortwitz und wirklich überzogene Darstellungen völlig bekloppter Ideen, die erschreckenderweise vermutlich wirklich funktionieren würden, überzeugt.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Faszinierend und erschreckend zugleich

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Sieben Jahre nach dem Erfolg des Romans „Der Circle“ des US-Amerikaners Dave Eggers erscheint mit seinem Buch „Every“ die Fortsetzung. Auf dem Vortitel im Buch und der Inhaltsangabe auf dem Schutzumschlag ...

Sieben Jahre nach dem Erfolg des Romans „Der Circle“ des US-Amerikaners Dave Eggers erscheint mit seinem Buch „Every“ die Fortsetzung. Auf dem Vortitel im Buch und der Inhaltsangabe auf dem Schutzumschlag bietet der Autor die folgenden drei Untertitel an: „Endlich ein Gefühl von Ordnung“, „Die letzten Tage des freien Willens“ und „Grenzenlose Auswahl zerstört die Welt“. Die unterschiedlichen Aussagen zeigen, dass es verschiedene Auffassungen von ein und derselben Sache geben kann.

Im Buch dreht sich dabei alles um die digitalen Produkte des Unternehmens Every, das nach dem Aufkauf eines E-Commerce-Riesen durch den Circle entstanden ist. Auf dem Cover ist das neue Logo der Firma zu sehen, das aus drei Wellen um einen vollkommenen Kreis herum besteht, was mehr oder weniger unendliche Möglichkeiten zur sozialen Vernetzung durch Kommunikationssysteme darstellen soll.

Delaney Wells hat verschiedene Gründe, um das Unternehmen Every zu zerschlagen. Daher bewirbt sich die studierte Geisteswissenschaftlerin um eine Anstellung. Bereits in ihrer Abschlussarbeit am College hat sie sich mit der Auslegung des von ihr gewählten Themas auf die Seite von Every gestellt, was ihr jetzt zugutekommt und schon damals ihr Plan war, um Vertrauen zu wecken. Von ihrem weiteren Vorgehen hat sie noch keine genauen Vorstellungen, denn zunächst möchte sie in einer Jobrotation nach Schwachstellen suchen, die sie dann für ihren Zweck ausnutzen kann. Von ihrem Anliegen weiß nur noch ihr Mitbewohner Wes, der ihr bei der Programmierung ihrer Ideen zu neuen Apps hilft und auch eigene Vorschläge beisteuert.

Dave Eggers unterbreitet dem Lesenden ein wahres Feuerwerk an Einfällen für neue digitale Produkte, die von Every hergestellt werden. Auch für nichttechnische Angestellte wie Delaney gibt es genügend Arbeitsplätz im Betrieb. In der ersten Zeit scannt sie zum Beispiel Fotos und Gegenstände, die anschließend vernichtet werden und zukünftig nur noch digitalisiert existent sind. Als Mitarbeiterin merkt sie schnell, dass die Kontrollen der Angestellten bei weitem noch ausgedehnter und raffinierter sind, als sie im Vorfeld recherchiert hat. Dabei werden vom Unternehmen die Bewertungen und Anregungen immer nur als positiv zur Förderung des Miteinanders, der Gerechtigkeit und Klarheit dargestellt. Die Zeit jedes Einzelnen wird aufgrund diverser Apps, die jeder auf seinem Smartphone installiert haben sollte, durch Empfehlungen und Anweisungen permanent optimiert.

Schon kurze Zeit nach ihrer Arbeitsaufnahme kommt Delaney auf den Gedanken, dass sie Every am besten mit unmöglichen Ideen versorgen sollte, für deren Umsetzung das Unternehmen dann an Ansehen in der Öffentlichkeit verlieren wird bis es am Abgrund steht. Im Folgenden versorgt Dave Eggers den Lesenden mit allen möglichen skurril erscheinende Ideen. Er betrachtet sie von mehreren Seiten, so dass der zwiespältigen Anwendungssoftware immer auch Positives abzugewinnen ist. Entsprechende Apps finden sich auch heute schon in unserem Alltag, was mich sehr nachdenklich über die weitere reale Entwicklung stimmte. Natürlich zögert der Autor nicht, die Schattenseiten der Nutzung beispielhaft ausführlich zu belegen und auf die Spitze zu treiben.

Im Roman begegnet die Protagonistin vielen weiteren MitarbeiterInnen bei Every, doch nur für sie selbst und Wes beschreibt Dave Eggers einen ausführlicheren familiären Hintergrund, was ich schade fand. Die meisten der handelnden Personen wirkten recht statisch auf mich. Obwohl Delaney sich ein hohes Ziel gesetzt hatte, strebte sie mehr oder weniger arglos darauf zu. Im letzten Drittel des Buchs nimmt die Handlung dann Fahrt auf und sorgt noch für einige Überraschungen und unerwartete Wendungen.

Mit dem Roman „Every“ hat Dave Eggers die Fortsetzung seines Buchs „Der Circle“ geschrieben, in dem er erneut unsere Gesellschaft mit deren Problemen konfrontiert. In Form der Protagonistin Delaney stellt er sich gegen eine ständige Überwachung und Auswertung von Zahlen, die Applikationen aus unserem Alltag gewinnen, egal ob es körperliche Werte sind oder solche, die mit unserem Tun in Zusammenhang stehen. Gleichzeitig zeigt er aber auch die positiven Seiten solcher Anwendungssoftware. Viele der Ideen des Autors zu Apps wirken realisierbar, was die Erzählung faszinierend und erschreckend zugleich macht. Gerne empfehle ich das Buch an alle weiter, die einen (überspitzten) Blick auf eine mögliche Zukunft unserer Gesellschaft werfen wollen.

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Veröffentlicht am 19.11.2021

Ein Roman, der der Gesellschaft den Spiegel vorhält und zum Nachdenken anregt

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Worum geht‘s? - Klappentext

Der Circle ist die größte Suchmaschine gepaart mit dem größten Social-Media-Anbieter der Welt. Eine Fusion mit dem erfolgreichsten Onlineversandhaus brachte das reichste und ...

Worum geht‘s? - Klappentext



Der Circle ist die größte Suchmaschine gepaart mit dem größten Social-Media-Anbieter der Welt. Eine Fusion mit dem erfolgreichsten Onlineversandhaus brachte das reichste und gefährlichste – und seltsamerweise auch beliebteste – Monopol aller Zeiten hervor: Every.

Delaney Wells ist »die Neue« bei Every und nicht gerade das, was man erwarten würde in einem Tech-Unternehmen. Als ehemalige Parkrangerin und unerschütterliche Technikskeptikerin bahnt sie sich heimlich ihren Weg, mit nur einem Ziel vor Augen: die Firma von innen heraus zu zerschlagen. Zusammen mit ihrem Kollegen, dem nicht gerade ehrgeizigen Wes Makazian, sucht sie nach den Schwachstellen von Every und hofft, die Menschheit von der allumfassenden Überwachung und der emojigesteuerten Infantilisierung zu befreien. Aber will die Menschheit überhaupt, wofür Delaney kämpft? Will die Menschheit wirklich frei sein?
Wie schon bei »Der Circle« weiß Dave Eggers wie kein zweiter unsere Wirklichkeit so konsequent weiterzudenken, dass einem der Atem stockt beim Lesen. Man kann nur inständig hoffen, dass die Realität nicht schneller voranschreitet, als Dave Eggers schreiben kann.

Meine Meinung



Mit „Every“ legt Dave Eggers die Fortsetzung des Weltbestsellers „Der Circle“ vor. Da mir bereits „Der Circle“ Anfang des Jahres gut gefallen hat, war ich umso gespannter, wie es mit dem Unternehmen weitergeht – und Eggers ausgefallene Ideen für dessen Weiterentwicklung haben mich sehr begeistert, aber auch nachdenklich zurückgelassen.

Doch zunächst einmal zum Cover des Buches: Darauf ist das neue Logo von Every abgebildet, welches auch die Weiterentwicklung zum Circle verdeutlicht. Das Cover ist durch das Logo auf dunkelblauem/schwarzem Grund zwar einerseits sehr schlicht gehalten, sticht aber andererseits aufgrund des ungewöhnlichen Logos und eines blau-gelb gestreiften Buchrückens trotzdem ins Auge.

Besonders positiv hervorzuheben ist die Aufmachung des Buches: Auf den Innenklappen des Buches gibt es einen sehr umfangreichen „Klappentext“ darüber, was das perfekte Buch ausmacht, wobei es sich um einen direkten Bezug zum späteren Inhalt und zu Every als Unternehmen handelt, was ich sehr gelungen finde. Außerdem gibt es am Ende des Buches noch ein Inhaltsverzeichnis mit geradezu satirischen Kapitelüberschriften, die sonst nicht über den einzelnen Kapitel stehen, sowie einen Score. Für das gesamte Lesevergnügen lohnt sich also ein Blick über den reinen Text des Buches hinaus!

Nun aber zu der Geschichte an sich: Diese wird zwar grundsätzlich aus der Perspektive von Delaney geschildert, allerdings gibt es an manchen Textstellen ausschweifende erklärende Passagen wie von einem außenstehenden Erzähler, der die Entwicklung zu Every referiert. Der Schreibstil von Dave Eggers ist - wie von dem Vorgängerband gewohnt - sehr flüssig und geradezu einzigartig, denn der Autor versteht es hervorragend, zwar einerseits nüchtern das Geschehen zu schildern und andererseits zwischen den Zeilen Ironie und Satire einzubauen. Trotz des relativ großen Seitenumfangs ließ sich das Buch dank des tollen Schreibstils sehr flüssig lesen und die Geschichte entwickelte von Seite zu Seite einen regelrechten Sog.

Die Hauptprotagonistin Delaney ist ehemalige Parkrangerin und plant nun gemeinsam mit ihrem besten Freund Wes, Every von innen heraus zu zerschlagen, weshalb sie sich bei diesem Unternehmen bewirbt und auch tatsächlich eingestellt wird – und das als entschiedene Technikgegnerin. Einen wirklichen Plan verfolgt Delaney dabei nicht, was ich etwas schade fand. Gemeinsam mit Wes schlägt sie nur immer verrückte Ideen für Apps vor, in der Hoffnung, dass die Gesellschaft aus Empörung über diese neuen Entwicklung bei Every aufbegehrt.

Während ihrer Zeit bei Every rotiert Delaney durch verschiedene Abteilungen, wodurch man als Leser:in sowohl einen schönen Einblick in die verschiedenen Zweige des Unternehmens bekommt als auch einige Mitarbeiter:innen von Every kennenlernt, die in ihrer Eigenart alle sehr unterhaltsam zu lesen waren. Es gab auch kleine Auftritte von Charakteren aus dem Circle wie Bailey, Stenton, Mae und Francis oder Anspielungen auf Mercer, wodurch die Lektüre des Buches noch unterhaltsamer wurde und man mehr über das Geschehen nach dem Ende des ersten Buches erfährt. Besonders zu Anfang des Buches gab es häufig Verweise auf die Onlineplattform dschungel, wodurch Eggers mehr oder weniger subtil auf Amazon und seinen Gründer genauso wie auf dessen Sprachassistenten Alexa verweist. Als Leser:in die direkten Bezüge zur Realität herstellen zu können, hat das Buch zu einer durchaus realistischen Zukunftsversion unserer Welt gemacht.

Das Buch ist also sehr gut konzipiert, doch es gab eine Sache, die ich so nicht erwartet hatte: Das Buch wird zwar als Thriller vermarktet, doch die Spannung wird eher unterschwellig aufgebaut und die zumeist sehr ausschweifenden erklärenden Passagen haben diese dann schnell wieder abflauen lassen. Man sollte bei diesem Buch also keinen Thriller erwarten, sondern einen hochbrisanten und -aktuellen Gesellschaftsroman, in dem Eggers auf besondere Art und Weise die momentanen Entwicklungen gnadenlos weiterspinnt und auf die Spitze treibt. Besonders gut gelungen ist dem Autor dabei, die Entwicklungen völlig logisch und plausibel darzustellen, auch wenn sie sehr extrem sind. Das Buch macht einem geradezu ein wenig Angst, dass es bei uns auch irgendwann so zugehen könnte, wie in dem Buch geschildert.
Eggers hält mit seinem Buch also der Gesellschaft den Spiegel vor und regt zum Nachdenken an, ob sich die Welt wirklich in diese Richtung weiterentwickeln soll.

Das Ende des Buches hat Eggers meiner Meinung nach bewusst eher offen gestaltet, sodass ein dritter Band durchaus möglich wäre. Ich bin jetzt schon gespannt, was sich der Autor noch alles einfallen lässt, denn seine Ideen in diesem Buch waren wirklich genial!

Fazit

„Every“ ist eine gelungene Fortschreibung des „Circles“ und hat mir zumeist besser gefallen als der erste Band. Aufgrund seiner sehr gesellschaftskritischen Handlung regt das Buch sehr zum Nachdenken und zur Reflexion über das eigene Verhalten an. Dabei überzeugen besonders der flüssige Schreibstil und die genialen Ideen, die der Autor in das Buch einbringt. Von mir gibt es trotz einiger Längen eine klare Leseempfehlung und 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Faszinierende Weiterführung von "Der Circle"

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Verlag: Kiepenheuer&Witsch (7. Oktober 2021)
Gebundene Ausgabe: 592 Seiten
ISBN-13: 978-3462001129
Originaltitel: The Every
Übersetzung: Klaus Timmermann und Ulrike Wasel
Preis: 25,00 €
auch als E-Book ...

Verlag: Kiepenheuer&Witsch (7. Oktober 2021)
Gebundene Ausgabe: 592 Seiten
ISBN-13: 978-3462001129
Originaltitel: The Every
Übersetzung: Klaus Timmermann und Ulrike Wasel
Preis: 25,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Faszinierende Weiterführung von "Der Circle“

Inhalt:
Das weltweit beliebteste Unternehmen, der Circle, wurde mit dem größten Onlineshop, dem dschungel, zusammengeführt und nimmt als „Every“ eine überragende Vormachtstellung ein. Every mischt praktisch in allen Belangen des täglichen Lebens mit und überwacht und beeinflusst alles.

Delaney Wells will sich gegen Every wehren und versucht, das Unternehmen von innen heraus zu zerschlagen. Doch je abstrusere Ideen sie vorbringt und Every unterjubelt, umso mehr wird deutlich, dass die Menschen anscheinend ganz zufrieden damit sind, wenn ihr Leben transparent gemacht wird und ihnen alle Freiheiten genommen werden.

Meine Meinung:
Wie schon „Der Circle“ konnte mich auch „Every“ unheimlich fesseln. Das Szenario erscheint so realistisch, dass einem bange wird. Es wirkt zwar alles sehr übertrieben, aber trotz allem nicht unbedingt weit von unserer Wirklichkeit entfernt. Der gläserne Mensch steht vor der Tür; von totaler Überwachung und Entmündigung sind wir nur noch einen Schritt entfernt.

Dabei bietet dieser Roman nur wenig Überraschung. Die Ähnlichkeit zu „Der Circle“ ist unübersehbar, nur eben auf einer anderen Stufe, umfassender, dafür nicht so tiefgründig. Vorkenntnisse braucht man übrigens nicht unbedingt. Man kann dieses Buch auch ohne gut nachvollziehen.

Mit seiner Satire brachte Dave Eggers mich vor allem in der ersten Hälfte des Buches immer wieder zum Schmunzeln, dann wird das Ganze immer ernster und tragischer, kann jedoch aufgrund des einfachen, aber nicht trivialen Schreibstils und der absurd erscheinenden Handlung und witzigen Dialoge bis zum Schluss gut unterhalten.

★★★★☆