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Veröffentlicht am 15.05.2023

To much drama

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Eine dramatische und sehr atmosphärische Suche nach familiären Geheimnissen, Büchern und dem Teufel, die der Autor zu einer mega spannenden Jagd durch die Nazi-, 2. Weltkriegs- und Zeit des kalten Krieges ...

Eine dramatische und sehr atmosphärische Suche nach familiären Geheimnissen, Büchern und dem Teufel, die der Autor zu einer mega spannenden Jagd durch die Nazi-, 2. Weltkriegs- und Zeit des kalten Krieges verwoben hat.

Die Geschichte wird parallel zu den Zeiten 1933, 1943 und 1970 erzählt, in der jede ihren separaten Erzählenden hat.

Der Erzählton ist sehr getragen und mir zum Teil an Dramatik übertrieben. Dies liegt aber auch an den akribischen Beschreibungen, der Vielzahl der Vergleichen in Personenbeschreibungen und Schilderungen der Kriegsszenarien, die düstere Bilder der damaligen Zeit in filmischer Qualität zeichnen. Hätte ich das Buch gelesen, hätte ich wohl häufiger die Beschreibungen übersprungen, beim Hören gelang mir dies nicht.
Alle drei Erzählende haben eine gute Betonung und geben besonders in den Dialogen den Personen charakteristische Stimmen.

Stück für Stück setzt sich die Geschichte aus vielen Puzzleteilen zusammen und gewinnt immens an Spannung durch die verschiedenen Zeitebenen. Die Erzählung ist sehr dialoglastig, die Charaktere leider stark schwarz-weiß gemalt und durchlaufen nur wenig Entwicklung. Doch die Atmosphäre und die Suspense sind herausragend und nahmen mich schnell gefangen.

Rückblickend hätte ich es wohl lieber gelesen als gehört, auch wenn die Dialoge im Hörbuch eine besonderes Entertainment waren.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Märchenhafte Dystopie mit realer Warnung

Unsre verschwundenen Herzen
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Was ertragen wir alles aus Angst? Eine Geschichte der Zukunft, ein Märchen oder doch eine reale Bedrohung?

In Celest Ng neuem Buch verschwimmen die Grenzen. Die Erzählung bedient sich Bilder totalitärer ...

Was ertragen wir alles aus Angst? Eine Geschichte der Zukunft, ein Märchen oder doch eine reale Bedrohung?

In Celest Ng neuem Buch verschwimmen die Grenzen. Die Erzählung bedient sich Bilder totalitärer Regime, mischt sie mit einer Atmosphäre des Fremdenhasses und der Ausgrenzung und lässt darin einen dreizehnjährigen Jungen nach seiner Mutter suchen, die plötzlich verschwunden ist und über die er nicht mehr sprechen darf.

Die bedrohliche Atmosphäre und der kleine Bird, der sich versucht seine Welt zu erklären, nehmen mich gefangen. Erst war ich irritiert, ob der Erzählweise, die mir so weit weg erschien und sich kaum wörtlicher Rede bedient. Doch die Autorin schafft es, dass mir Bird ans Herz wächst. Seine Sichtweise ist so intensiv, dass ich Gänsehaut bekomme ob der Angst vor der nicht bezeichneten Bedrohung, die ihm nur ein eingeschränktes Leben mit gesenktem Blick ermöglicht. Alle Regeln befolgen! und Niemals auffallen! sind seine obersten Gebote.

In der Mitte der Geschichte wechselt die Perspektive und ich erfahre vom früheren Leben der Eltern, von Familienglück und Liebe, die in der aktuellen Welt keinen Platz mehr haben. Dieser Teil war mir zu langatmig und zu gespickt mit Vergleichen und ähnlichen Stilmitteln. Er fungierte als Rückblick, der Erklärungen bringen sollte, brachte mir jedoch zu viele Wiederholungen. Als wolle die Autorin sichergehen, dass ihre Botschaft auch ankommt und das frau ja auch jedes Detail verstanden hat. Das Lesen wurde zäh und ich habe für eine paar Tage unterbrochen.

Gut, dass ich das Buch dann doch wieder aufgenommen habe. Im dritten Teil nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf, endlich wird agiert und nicht mehr nur erzählt. Es gibt einen regelrechten Showdown, der mich versöhnt. Die Geschichte hängt mir noch eine zeitlang nach - die Anmerkungen der Autorin am Ende zur aktuellen Situation in den USA und den vielen menschenunwürdigen Situationen in der Welt, die Anstoß zu dieser Geschichte gegeben haben, haben dazu beigetragen.

Fazit: Eine märchenhafte Erzählung mit einer ernsten Botschaft, bei der frau etwas Durchhaltevermögen benötigt.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Die Wirkungsweise von Psychotherapie

Monster auf der Couch
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Ein Buch für experimentierfreudige Hobbypsychologen mit kriminalistischer Ader.

Die Optik und graphische Aufbereitung sind absolut phantastisch!- und waren für mich das Kaufargument. Dazu kommt die mega ...

Ein Buch für experimentierfreudige Hobbypsychologen mit kriminalistischer Ader.

Die Optik und graphische Aufbereitung sind absolut phantastisch!- und waren für mich das Kaufargument. Dazu kommt die mega spannende Idee, historischen Monstern eine moderne Psychotherapie angedeihen zu lassen. Das Ganze gekleidet in einen Kriminalfall, in dem der Leser die Rolle des Kommissars einnimmt.

Leider ist dies nicht ganz aufgegangen. Das Buch kommt als Indiziensammlung daher. Aneinander gereihte Therapieprotokollen unterbrochen von E-Mails und Auszüge aus Tagebuch und Lehrbüchern haben keinen verbindende Erzählstrang. Es fühlt sich an, als läge die Ermittlungsakte in meinen Händen, nur gibt es keine Zeugenaussagen, keine Möglichkeit Fragen zu stellen und den Tatort zu begehen. So sind meine kriminalistischen Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Ich folge dem Opfer durch seine Gedankengänge und beobachte die Therapiesitzungen.

Inhaltlich verblassen irgendwann die Fantasy- und Krimi-Elemente und ich werde zum Therapeuten. Als Fan von psychotherapeutischen Prozessen und psychiatrischen Lehren kommt man durchaus auf ihre Kosten. Es war durchaus amüsant, die Monster mit Recourcenberatung und gewaltfreier Kommunikation konfrontiert zu sehen. Doch hatte manches Therapieprotokoll seine Längen und irgendwann ermüdete ich von der immer gleichen Vorgehensweise bei den folgenden Klienten.

Ich musste mich mit einem offenen Ende arrangieren,denn mein kriminalistischer Sinn reichte nicht, um den Fall zufrieden stellend zu lösen.

FAZIT: Ein durchaus interessantes Leseexperiment in wunderbarer Gestaltung, das am Ende leider nicht ganz sättigt.

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Die Befreiung der Eiskönigin oder von der Macht des Schreibens

Hard to say I love you
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Gleich der erste Satz hatte einen Wow-Effekt auf mich und den ganzen Roman über hat mich die Vielfalt die Sprache besonders beeindruckt. Der Autorin ist ein sehr schöner Young-Adult-Roman gelungen, bei ...

Gleich der erste Satz hatte einen Wow-Effekt auf mich und den ganzen Roman über hat mich die Vielfalt die Sprache besonders beeindruckt. Der Autorin ist ein sehr schöner Young-Adult-Roman gelungen, bei dem mich vor allem das Setting des Uni-Workshops für kreatives Schreiben fasziniert hat. Eine charakterstarke Protagonistin, die zum Identifizieren einlädt, und mit der es ein Vergnügen ist, sich in der Geschichte zu verlieren, ein Schreibcoach, der abweisend und mürrisch wirkt, den man unbedingt näher kennenlernen will, und das Ambiente der University of Michigan sind verheißungsvolle Zutaten und auch wenn es vorhersehbar ist, ist der Weg einzigartig bereitet.

Die Geschichte ist überwiegend aus Laylas Perspektive erzählt, die ganz frisch ihr Literaturstudium begonnen hat. Die Autorin hat auf spannende Art und Weise Laylas Vergangenheit, ihre Probleme, Konflikte und ihre Sehnsüchte von mir entdecken lassen. Ich folge Layla auf ihren ersten Schritten ins Studentenleben und lerne sie durch ihre Gedanken und ihre Schreibversuche immer besser kennen. Es gibt eine Reihe von Nebencharakteren, die in meinem Augen etwas zu blass bleiben und zumeist auf ihr Ringen um ihren Love Interest dezimiert werden. Doch dafür trösten mich die Auseinandersetzung mit den Aufgaben und Texten des Workshops. Es ist eine wunderbare Art die verschiedenen Facetten und Geheimnisse der Hauptcharaktere zu entdecken.

Etwas wird mein Genuss leider getrübt, denn aus meiner Sicht wird mit einem sehr sensiblen Thema, das den Mittelpunkt des Konfliktes bildet, zu leichtfertig umgegangen. Ich bin in diesem Punkt sehr sensibel, anderen mag es gar nicht aufstoßen. Wegen der Spoilergefahr habe ich hier auf eine nähere Erläuterung verzichtet.

Das Buch geht unter die Haut. Ich werden Zeuge, wie Layla mit sich ringt, sich überwindet und über sich hinauswächst. Ich habe mit ihr Schmetterlinge im Bauch, Angst, die mir die Luft abschnürt und Knoten so dick wie Taue im Bauch knüpft. Doch die Hoffnung auf ein Happyend treibt mich voran.

Der Weg dahin ist spannend und auch berührend zu lesen und doch habe ich am Ende ein mulmiges Gefühl, weil die Lösung der Konflikte in meinen Augen viel zu einfach dargestellt wird und jeglicher Hinweis auf professionelle Hilfe fehlt. Trotzdem glaube ich, dass dieser Roman vielen wunderbare Lesestunden bereiten wird.

Fazit: Schöne romantische Geschichte mit einem traumhaften Setting, die es sich bei der Konfliktbewältigung etwas zu leicht macht.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Brüchiges Mosaik aus Erinnerungen

In diesen Sommern
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Stück für Stück erinnert sich Teresa an ihre Kindheit und Jugend. Momentaufnahmen des Familienlebens arrangiert um den Vater und seine Gemütszustände. Lachen und Angst gehen oftmals Hand in Hand.

Erzählt ...

Stück für Stück erinnert sich Teresa an ihre Kindheit und Jugend. Momentaufnahmen des Familienlebens arrangiert um den Vater und seine Gemütszustände. Lachen und Angst gehen oftmals Hand in Hand.

Erzählt wird aus Teresas Sicht. Die Erzählweise gleicht Erinnerungsblitzen in Form eines Grundschulaufsatzes. Subjekt, Prädikat, Objekt. Jeder Satz gleichförmig, dazwischen hängt das Ungesagte wie eine dunkle Wolke. Als blättere ich die Fotos in einem mir fremden Familienalbum durch, jede Erinnerung chronologisch aufgereiht ohne persönliche Wertung, kaum eine Emotion auszumachen, und trotzdem spüre ich die Angst, die ihren Platz in den Leerstellen findet.

Beim Lesen habe ich das Gefühl, ich werde nicht richtig satt. Doch die Geschichte formt sich in meinem Kopf. Bis zum Ende weiß ich nicht, ob ich zu viel oder zu wenig hineininterpretiere. Mir fehlen mehr konkrete Aussagen, an denen ich mein Bild festmachen kann und so bleibe ich zurück mit einem bruchstückhaften Mosaik einer Familie, die wortlos gelitten hat und auch am Ende keine Worte für das überstandene Leid findet. Doch je länger das Gelesene zurückliegt, spüre ich wie das Buch mich mit den wortlosen Szenen meiner eigenen Kindheit konfrontiert. Die unausgesprochene Angst ist ein Trigger.

Fazit: Ungewöhnliche Inszenierung einer Familiengeschichte, die den Leser zur eigenständigen Ausformung fordert.

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