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Veröffentlicht am 10.01.2022

✎ Daniela Drescher - Bertie Pom und das große Donnerwetter

Bertie Pom und das große Donnerwetter
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Als ich das Buch entdeckte und den Klappentext las, wollte ich es unbedingt haben.
Als ich das erste Mal reinschaute und den vielen Text sah, war ich mir sicher, dass es für meine 3-Jährige zu viel auf ...

Als ich das Buch entdeckte und den Klappentext las, wollte ich es unbedingt haben.
Als ich das erste Mal reinschaute und den vielen Text sah, war ich mir sicher, dass es für meine 3-Jährige zu viel auf einmal sein wird.

Beim ersten Lesen - ich hatte das Buch ausgesucht - hörte sie auch tatsächlich nur ganz kurz zu und wollte dann ein anderes Werk anschauen. Ich sah meine anfängliche Skepsis bereits bestätigt und dachte einfach, dass wir noch ein wenig warten, bevor es dafür Zeit ist.
Beim zweiten Lesen - sie hat sich aktiv das Buch aus dem Regal genommen - haben wir zusammen die ganze Geschichte angeschaut und hinterher sogar noch darüber geredet. Dabei liegen lediglich ein paar Tage zwischen diesen zwei Ereignissen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Die Illustrationen sind traumhaft: Detailliert, doch nicht überladen. Sie vermitteln auf jeder Seite die entsprechenden Gefühle. Es gibt so viele Kleinigkeiten zu entdecken, sodass wir das Bilderbuch mittlerweile manchmal einfach nur in die Hand nehmen, um über die Zeichnungen zu sprechen. Durch sie fällt es meinem Kind auch leicht, sich allein hinzusetzen und eine Handlung zu erzählen.

Eine kleine Besonderheit gibt es ebenfalls: Der Text hat auf (fast) jeder Seite eine andere Farbe. Sie wurde der jeweiligen Zeichnung angepasst, was sich super ins Bild einfügt.

Doch nicht nur bei den Bildern hat Daniela Drescher ganze Arbeit geleistet.

Bertie Pom ist ein toller Charakter! Die Geschichte ist liebevoll, spannend und lehrreich, ohne mit erhobenem Zeigefinger daher zu kommen.

Der Apfelwicht ist einfach herzallerliebst. Ohne darüber nachzudenken, rettet er seine Freunde und bietet ihnen Unterschlupf vor dem Donnerwetter.

Gekonnt wurden hier Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, gemeinsame Zeit, aber auch Ängste in eine Erzählung gepackt, in die man ganz leicht eintauchen kann.
Schon den Kleinsten wird gezeigt, dass nach jedem Donnerwetter die Sonne wieder raus kommt.

Der Verlag vergibt eine Altersempfehlung ab 3 Jahren. Bei uns war es ein wenig früh, daher denke ich, dass der lange Text eher ab 4 oder 5 Jahren so richtig mit allen Details bei den Kindern ankommt.

Wir würden Bertie Pom gerne noch länger begleiten und hoffen auf mehr Abenteuer des kleines Wichtels.
Auf alle Fälle werden wir uns weitere Bücher der Autorin anschauen.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 08.01.2022

🍰✎ Britta Honeder - Tante Tillys Tod

Tante Tillys Tod
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Als meine Uroma zu Hause starb, war ich 15. Ich begleitete sie bis zu ihrem letzten Atemzug. Sie hatte es sich damals gewünscht, zu Hause sterben zu dürfen. Zuerst waren die Verwandten dagegen. Ich durfte ...

Als meine Uroma zu Hause starb, war ich 15. Ich begleitete sie bis zu ihrem letzten Atemzug. Sie hatte es sich damals gewünscht, zu Hause sterben zu dürfen. Zuerst waren die Verwandten dagegen. Ich durfte noch keine Stimme haben, ich war wohl zu jung. Zum Glück hat man sich letzten Endes doch dazu entschieden, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

In "Tante Tillys Tod" erzählt Lisa, wie sie den Tod ihrer Tante miterlebt.

Dabei wird anfangs kindgerecht erklärt, was Krebs ist, warum Tilly die Haare ausfallen und was ist Lisas Vorstellung 'Bestrahlung' bedeutet. Nichts Kompliziertes und doch auf einer Ebene, die Kinder wirklich einbindet und nicht wegschiebt.

Wir erleben, wie alle der Sterbenden helfen wollen und dabei eins ganz besonders zählt:

"Darum geht es nämlich: da sein. Auch wenn ich oder Mama [...] sonst nicht mehr viel tun können. Da sein geht immer."

Dieses Gefühl hatte ich damals bei meiner Uroma ebenfalls: Sie wusste, dass ihr nicht mehr geholfen werden kann, aber sie wollte in einer ihr vertrauten Umgebung sterben, mit Menschen, die sie kennt. Ihr war es wichtig, dass ich da war, nicht, dass ich etwas Bestimmtes tat.

Im Buch wird auch Lisas Furcht vor dem Tod thematisiert. Ein ganz wichtiger Punkt. Ebenso, dass sie offen mit ihrer Tante darüber redet. (und später auch mit ihrer Mutter und dass beide Erwachsene diese Furcht gleichfalls zugeben) So finden sie Strategien, um sich gegenseitig Mut zu machen.

Einen wunderschönen Gedanken finde ich, dass es ein 'Seelenschmetterlingsparadies' gibt. Das ist ein Regenbogen. Dort sind alle bunten Seelenschmetterlinge von verstorbenen Leuten. Und wenn er am Himmel zu sehen ist:

"Dann kann mich ihr Seelenschmetterling bestimmt gerade besonders gut sehen."

Mit Lisa wird sehr offen kommuniziert. So wird zum Beispiel über Tante Lillys Selbstbestimmung über lebenserhaltene Maßnahmen geredet und was der Sterbenden jetzt gerade wichtig ist.

"Sie findet, dass sie jetzt sterben darf.
Gesund kann sie nicht mehr werden, und vom Kranksein hat sie die Nase voll."

"Tante Tilly-Gesetz
§1 Das Recht des Menschen auf Kuscheln ist unantastbar.
§2 Jeder Mensch darf leben, bis er tot ist."

Zudem legt der Arzt ihr die Fakten auf den Tisch und redet nicht um den heißen Brei herum. Viele Erwachsene denken, sie müssten Kinder schonen, aber genau das ist in meinen Augen falsch. Die Kleinen spüren sehr wohl, wenn etwas nicht stimmt und fühlen sich gegebenenfalls alleine gelassen und ausgeschlossen.

"[...], hat er ganz ehrlich gesagt, dass Tante Tilly wahrscheinlich nicht mehr so lange leben wird. Vielleicht heute oder morgen noch."

"Ich mag unseren Arzt, weil er immer so ehrlich ist und mir echte Antworten gibt.
Bei anderen Erwachsenen merke ich ganz oft genau, dass sie mir irgendwas verheimlichen, weil ich ja "nur" ein Kind bin. Das ärgert mich dann ziemlich und macht mich noch trauriger."

Auch das Abschiednehmen nimmt in dieser Lektüre einen großen Raum ein. Lisa darf vor dem Tod Abschiednehmen - als ihre Tante das noch mitbekommt - und ihr wird hinterher so viel Zeit mit der Toten (allein) eingeräumt, wie sie benötigt. Sie wird dabei jedoch nie sich selbst überlassen.
Beim Aufbahren dürfen Lilly und ihr kleiner Bruder ebenfalls helfen. Dort werden nochmal ehrlich Gefühle angesprochen, die damit einhergehen.

Im Anschluss gibt es einen 'Fachteil für Kinder' und einen 'Fachteil für die "Großen"'.
Im ersteren werden die Kleinen direkt angesprochen. Es wird viel über Gefühle geschrieben, es gibt zwei Mitmachseiten, auf denen gezeichnet werden kann, und vor allem werden die Kinder ermutigt. Ermutigt zu reden, zu fragen und zu den Gefühlen zu stehen.
Im zweiten Teil schreibt die Autorin "Ein Plädoyer für eine lebendige Sterbebegleitung". Etwas, was ich persönlich absolut unterschreiben kann und umsetzen werde, falls es von meinen Liebsten so gewünscht wird. Ich habe es schon einmal erlebt und es ist eines der wichtigsten Ereignisse in meinem Leben bis heute.

Dieses Buch bleibt bei uns, bekommt den Sonderstatus 'Sahnestückchen' verliehen und wird mir zu gegebener Zeit sicher eine große Hilfe sein.
Von mir gibt es auf alle Fälle eine Leseempfehlung an Leute, die sich entweder bereits in dieser Situation befinden oder (kleine) Kinder haben und sich auf eine solche Begebenheit vorbereiten wollen.
Der Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren. Bei entsprechender Begleitung ist dieses Werk auch schon 1, 2 Jahre früher einsetzbar.

"Lieber Tod!
Ich möchte mir ein Beispiel an dir nehmen.
Jedes Lebewesen ist dir recht.
Jedes Lebenswerk ist dir recht.
Jeden lässt du so sein, wie er ist,
nimmst ihn am Ende in den Arm
und machst ihn unsterblich."

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 01.12.2021

✎ Andrea Schomburg - Das Geheimnis der gelben Tapete

Das Geheimnis der gelben Tapete
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Ich habe "Das Geheimnis der gelben Tapete" zufällig bei uns in der Bibliothek entdeckt und fand den Klappentext so ansprechend, dass ich es kurzerhand auslieh und las.

Für Erwachsene ist es natürlich ...

Ich habe "Das Geheimnis der gelben Tapete" zufällig bei uns in der Bibliothek entdeckt und fand den Klappentext so ansprechend, dass ich es kurzerhand auslieh und las.

Für Erwachsene ist es natürlich ein kurzweiliges Buch. Mit seinen knapp 60 Seiten ist es schnell durchgelesen. Vor allem, weil diese paar Seiten ein Geheimnis enthalten, welches es zu enthüllen gilt.

Andrea Schomburg hat einen angenehmen und vor allem fesselnden Schreibstil. Ich war richtig bei Emilia dabei, habe mitgefiebert und mitgelitten. Auch die zwei Ebenen, auf denen die Geschichten spielen, waren nicht zu kompliziert.

Freundschaft ist etwas, was in diesem Alter einen sehr hohen Stellenwert hat. Die Kinder müssen sich noch finden und werden nicht selten enttäuscht. Daher wird es Leserinnen leicht fallen, Emilia in den verschiedenen Situationen zu verstehen.

Das Werk bietet ganz viel Gesprächsstoff in ganz verschiedene Richtungen: Das Jahr 1955; was Mobbing mit einem anrichtet; was Freundschaft wirklich bedeutet. Ideal also für eine Klassenlektüre.
Es ist ein spannender Roman für geübte Erstleser
innen, der zum Nach- und Weiterdenken anregt.

©2021 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 22.11.2021

✎ Adam Kay - Mein verrückter Körper

Mein verrückter Körper – Warum du Popel gefahrlos essen kannst
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Ich kenne Adam Kay nicht. Bzw. habe ich kein einziges seiner Bücher bisher gelesen. Daher waren meine Erwartungen gering: Ich hoffte auf ein lockeres Sachbuch für Kinder über den Körper.

Nun bin ich sicher: ...

Ich kenne Adam Kay nicht. Bzw. habe ich kein einziges seiner Bücher bisher gelesen. Daher waren meine Erwartungen gering: Ich hoffte auf ein lockeres Sachbuch für Kinder über den Körper.

Nun bin ich sicher: Das ist das bisher lustigste Werk, welches ich zu diesem Thema gelesen habe. Und ich hoffe, mein Kind empfindet es irgendwann auch mal so.

Mir gefällt, dass "Mein verrückter Körper" von einem Arzt geschrieben wurde. So kann man - hoffentlich - davon ausgehen, dass man es hier wirklich mit Fakten und nicht mit Meinungen zu tun hat.

Der Autor hat einen locker, leichten Schreibstil, dem man anmerkt, dass hier nicht nur eine Fachperson am Werk ist, sondern jemand, der auch noch Comedian ist. Einzig ein "Witz", der sich durchs ganze Buch zieht, hat nicht so ganz meinen Nerv getroffen. Ich fand ihn irgendwann einfach abgelutscht.

Die Informationen, die Kinder über ihren Körper bekommen, sind nicht staubtrocken vorgetragen, sondern in einer ansprechenden und anschaulichen Art und Weise niedergeschrieben, sodass ich wirklich auch mal längere Zeit am Stück im Buch lesen konnte. Ein Sachbuch ist manchmal echt schwer in die Hand zu nehmen, weil da so viele Fakten auf einen einprasseln, die man dann auch noch irgendwie verarbeiten möchte. In dieser Lektüre wechseln sich Fakten mit Illustrationen und interessanten Einschüben ab.

Es gibt 14 große Kapitel, die selbst nochmal in kleinere Überschriften, "Kays Vragen" und "heiß oder Scheiß" eingeteilt sind. So kann man den Lesestoff entweder von vorne nach hinten einmal durchgehen oder sich erstmal die Körperteile / Organe heraussuchen, die einem am meisten interessieren.

"Mein verrückter Körper" wird vom Verlag für Kinder ab 8 Jahren empfohlen. Zum Alleinelesen absolut perfekt. Wer jedoch neugierige Kleine zu Hause hat, dem kann ich nur empfehlen, bereits mit jüngeren Kindern mal hinein zu schauen. Durch die kindgerechte Sprache verstehen es schon Kinder ab 4 oder 5 Jahren.

©2021 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 17.11.2021

✎ Andrea Behnke - Fell liebt Federn

Fell liebt Federn
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»"Du singst so wundervogelschön", sagt Oura.«

Ein Satz auf der zweiten Seite, der sofort mein Herz berührt hat. Wie süß kann man bitte sein?!?!

Oura, eine Eichhörnchenfrau, und Paro, ein Meisenmann, ...

»"Du singst so wundervogelschön", sagt Oura.«

Ein Satz auf der zweiten Seite, der sofort mein Herz berührt hat. Wie süß kann man bitte sein?!?!

Oura, eine Eichhörnchenfrau, und Paro, ein Meisenmann, müssen sich allerlei Feindseligkeiten stellen, denen sie aufgrund ihrer Liebe ausgesetzt sind.
Mir taten die beiden so unendlich leid ... Mein Herz wollte zerspringen bei all der Ablehnung, die ihnen entgegen gebracht wird. Dabei haben sie niemandem was getan. Sie lieben sich einfach nur.

Klare Bilder, ausdrucksstark, aber nicht überladen - genau richtig für Kinder, um zu verweilen und zum Beispiel Emotionen zu besprechen. Davon gibt es eine ganze Menge. Diese werden eindrucksvoll dargestellt.

An sich ist die Geschichte abgeschlossen. Und doch hat sie ein offenes Ende. Ein Ende, welches man mit Kindern weiterspinnen kann. Das gibt sehr viel Raum zum Nachdenken, zum Darüberreden, zum Reflektieren, ...

Und ich denke, auch manch ein Erwachsener wird innehalten und das Gelesene auf sich wirken lassen. Denn das Buch ist nicht nur auf die Vielfältigkeit der Liebe anzuwenden, sondern auch auf die Vielfältigkeit der Freundschaft, auf die Vielfältigkeit des Individuums allgemein.
Viele Menschen vergessen, dass die Kleinsten nicht mit Vorurteilen geboren werden, sondern dass die Großen diese weitergeben.

Im Anhang gibt der Verlag sehr viel Input. Es gibt "Kreativ-Ideen" und eine Auflistung weiterer Bilderbücher und Fachbücher für Erwachsene

Mir führt das Werk erneut vor Augen, dass ich meinem Kind mitgeben möchte, offen für die Welt zu sein. Ich möchte, dass sie jede Persönlichkeit so annehmen kann, wie er oder sie ist.
Und ich möchte, dass sie ganz oft in ihrem Leben sagen kann:

»"Ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass das seltsam sein könnte."«

©2021 Mademoiselle Cake