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Veröffentlicht am 04.12.2021

Zwei Schwestern allein im Wald

SCHWEIG!
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Esther, verheiratet, Mutter zweier Kinder, fährt einen Tag vor Heiligabend zu ihrer frisch geschiedenen Schwester Sue in deren einsames Haus mitten im Wald. Sie will ihr nur ein Geschenk bringen und kurz ...

Esther, verheiratet, Mutter zweier Kinder, fährt einen Tag vor Heiligabend zu ihrer frisch geschiedenen Schwester Sue in deren einsames Haus mitten im Wald. Sie will ihr nur ein Geschenk bringen und kurz nach dem Rechten sehen, sich überzeugen, dass Sue regelmäßig ihre Tabletten nimmt, ist diese doch vermeintlich psychisch instabil, angeblich der Hauptgrund dafür, dass das letzte Weihnachtsfest in familiärer Runde eskalierte. Doch aus dem nur kurzzeitig geplanten Besuch wird ein immer längerer als sich zwischen den Schwestern ein zunehmend feindseliges Gespräch entspinnt, dass die toxische Beziehung der beiden offenbart. Zudem tritt zutage, dass Esthers Ehe mit Martin nicht annähernd so perfekt ist wie nach außen hin suggeriert werden soll. Die beiden steigern sich immer weiter in ihre Unterschiedlichkeit hinein, die seit ihrer Kindheit und dem tragischen Tod des Vaters Grund für den tiefen Graben zwischen des Geschwistern ist. Anstatt die Andersartigkeit des jeweils anderen zu akzeptieren werfen sie sich immer wieder Dinge vor, im Vordergrund steht Esther Angewohnheit, ihre Schwester über die Maßen zu kontrollieren und bevormunden und Sues Unwillen dagegen. Geschildert werden die Gespräche in kurzen Kapiteln, wechselnd zwischen den Schwestern, aber auch Martin kommt zu Wort, und es gibt Rückblenden auf das letzte Weihnachtsfest. So ergibt sich für den Leser ein immer vollständiger werdendes Mosaik des verkorksten Beziehungsgeflechtes. Judith Merchant hat hier in sehr flüssigem Schreibstil ein psychologisch tiefgründiges Profil einer Familie gezeichnet, dass einen dermaßen in seinen Bann zieht, dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte. Man hält quasi den Atem an und ahnt die sich anbahnende Katastrophe von Anfang an. Von mir mindestens fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.11.2021

Nicht unbedingt ein Krimi, trotzdem extrem spannend erzählt

Der Sucher
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Dies war mein erstes Buch der Autorin Tana French, aber mit Sicherheit nicht mein letztes! Erwartet hatte ich einen reißerischen Thriller, und bekam stattdessen einen leisen sehr unaufgeregt erzählten ...

Dies war mein erstes Buch der Autorin Tana French, aber mit Sicherheit nicht mein letztes! Erwartet hatte ich einen reißerischen Thriller, und bekam stattdessen einen leisen sehr unaufgeregt erzählten unblutigen Krimi, der von Anfang an eine extreme unterschwellige Spannung an den Tag legt. Wir lernen den Protagonisten Cal Hooper kennen, einen frühpensionierten Kriminalpolizisten, der von Chicago in die irische Einsamkeit flüchtet, nachdem seine Ehefrau ihn verlassen hat. Cal kauft ein herunter gekommenes altes Haus und beginnt dieses langsam und nach und nach zu sanieren. Hierbei hilft ihm ein halbwüchsiger von seiner Familie vernachlässigter Junge namens Trey. Trey vermisst seinen großen Bruder, der vor einiger Zeit von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden zu sein scheint und bittet Cal diesbezüglich um Hilfe, da niemand anders sich um den abhanden gekommenen jungen Mann zu kümmern scheint. Der ehemalige Polizist beginnt daraufhin verdeckt zu ermitteln. In der Gemeinschaft des kleinen irischen Dorfes, in der Call sich schon nach kurzer Zeit gut eingelebt hat, scheint es mehr Geheimnisse zu geben als man auf den ersten Blick ahnt, keiner lässt sich in die Karten gucken. Call beißt bei seiner Suche nach dem jungen Brendon überall auf Granit. Tana French erzählt diese Mischung aus Krimi und Sozialstudie einer Dorfgemeinschaft mit einer gekonnt konstruierten unterschwelligen Spannung, die für den Leser von Anfang an spürbar und dennoch nicht wirklich greifbar ist. Die einzelnen Charaktere sind sehr authentisch geschildert, man kann sich jeden einzelnen Dorfbewohner exakt vorstellen, das macht einen Teil der Qualität des Buches aus! Ich fühlte mich grandios unterhalten, deshalb natürlich die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 24.11.2021

Lisbeth Salander reloaded

Tote schweigen nie
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Im ersten Band der Reihe um die Pathologie Assistentin Cassie Raven lernen wir die Protagonistin kennen, die in der Forensik arbeitet, durch ihr schräges Äußeres, gekennzeichnet von Piercings und Tatoos, ...

Im ersten Band der Reihe um die Pathologie Assistentin Cassie Raven lernen wir die Protagonistin kennen, die in der Forensik arbeitet, durch ihr schräges Äußeres, gekennzeichnet von Piercings und Tatoos, besticht und bei ihrer Arbeit mit den Toten spricht und alles andere als ein Mainstream Charakter ist. Wir befinden uns in der britischen Hauptstadt, und die Autorin erzählt in diesem ersten Teil Wie Cassie in der Leichenhalle plötzlich und völlig unerwartet ihre ehemalige Lehrerin und Mentorin Mrs. Edwards, der sie viel zu verdanken hat, vor sich auf dem Seziertisch sieht. Da die junge Frau auf eine mystische Art und Weise mit den Toten zu kommunizieren scheint, ist sie sich sicher, dass ihre alte Bekannte nicht wie im Totenschein angegeben, eines natürlichen Todes gestorben ist. Mit einem naturgegebenen Spürsinn ausgestattet beginnt Cassie zu ermitteln. Da sie hierbei professionelle Hilfe benötigt, arrangiert sie sich mit der Polizistin Phillida Flyte, die ihr anfangs alles andere als sympathisch ist. Doch der Zweck heiligt die Mittel, und die völlig unterschiedlichen Frauen, Phillida ist im Gegensatz zu Cassie extrem konservativ, spröde und verschlossen, bilden nach und nach ein gutes Team. Der Schreibstil von A. K. Turner ist flüssig und angenehm, ich war sofort in der Geschichte drin und fühlte mich blendend unterhalten. Cassie Raven ist eine skurrile, etwas seltsam anmutende Protagonistin, die mich an die Figur Lisbeth Salander aus Stieg Larssons Millinium Triologie erinnert. Die Autirin hat all ihre Charaktere extrem authentisch geschildert, man schließt die junge Frau schnell ins Herz, für mich ist sie der neue heimliche Superstar der Krimilandschaft, seit Kay Scarpetta habe ich keinen Forensik Roman mehr so gemocht. Das Cover weist zwar eine farblich ansprechende Gestaltung auf, doch verrät es in meinen Augen etwas wenig über den Inhalt der Geschichte. Schon jetzt bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung der Reihe und freue mich auf Neues aus der Feder von A. K. Turner. Von mir gibt es für "Tote schweigen nie" fünf Punkte und eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 17.11.2021

Die eigene Vergangenheit wird man nicht los

Die Schwimmerin
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Inhalt

Elisabeth ist im Zweiten Weltkrieg mit ihrer Mutter in einem Dorf in Süddeutschland evakuiert, sie lebt sich als Teenager hier ein, findet Freunde in der kleinen Gemeinde. Nach Kriegsende geht ...

Inhalt

Elisabeth ist im Zweiten Weltkrieg mit ihrer Mutter in einem Dorf in Süddeutschland evakuiert, sie lebt sich als Teenager hier ein, findet Freunde in der kleinen Gemeinde. Nach Kriegsende geht ihre Mutter sofort, Elisabeth einige Zeit später zurück in die Heimatstadt Düsseldorf. Im zweiten Erzählstrang finden wir uns Anfang der 60iger Jahre wieder, Elisabeth, die sich jetzt Betty nennt, ist glücklich verheiratet, besucht häufig das Schwimmbad, nachdem sie in ihrer Jugend während der Evakuierung das Schwimmen zu einem Hobby gemacht hat. Bei ihrer täglichen Passion im örtlichen Freibad trifft sie auf eine junge Frau, die sie zu kennen scheint. Was verbindet Betty mit ihr, warum versucht sie sie zu erpressen? Nach und nach werden beide Handlungsstränge zusammen geführt, Betty muss sich ihrer Vergangenheit stellen, um in der Gegenwart ihren Weg zu gehen und glücklich zu werden.

Meine Meinung:

Gina Mayer hat hier einen großen Wurf gelandet! Nicht nur, dass sie mit ihrem flüssigen angenehmen Schreibstil das Buch zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis werden lässt. Durch ein wahnsinnig brisantes Thema, das eine große Rolle in Bettys Vergangenheit spielt, packt die Autorin ein heißes Eisen an, das hier in Romanform gekonnt angesprochen wird. Mehr möchte ich dazu an dieser Stelle nicht schreiben, um nichts vorweg zu nehmen. Die Charaktere sind sehr authentisch gezeichnet, man kann sich in die Protagonistin hinein versetzen, besser geht`s nicht!

Fazit:

Ganz großes Kino! Wer ein tiefgründigeres Thema verpackt in einen spannenden Roman auf zwei Zeitebenen lesen möchte, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!



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Veröffentlicht am 17.11.2021

Portait einer herausragenden Frau

Die Frau von Montparnasse
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Caroline Bernard präsentiert uns hier einen Einblick in das Leben der großartigen Frau, Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir. Dies ist angelegt als eine Art Biographie, allerdings in Romanform, ...

Caroline Bernard präsentiert uns hier einen Einblick in das Leben der großartigen Frau, Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir. Dies ist angelegt als eine Art Biographie, allerdings in Romanform, vieles kann genau so gewesen sein, muss aber nicht.

In einer Zeit, in der die Frau in der Gesellschaft oft einzig als Anhängsel des Mannes wahrgenommen wurde, interessanterweise kennen auch viele von uns de Beauvoir nur als Lebensgefährtin an der Seite Sartres, hatte sich die Protagonistin schon in ihrer Kindheit und Jugend gegen gängige Rollenbilder in ihrem Elternhaus zur Wehr gesetzt. Obwohl sie nie wirklich mit ihrem Vater klar kam, durfte sie studieren, weil sie unbeirrt ihren Weg gegangen ist, sich von Anfang an ihrer großen Leidenschaft, dem Lesen widmete. Nichts hätte sie davon abbringen können! Während des Studiums trifft Simone de Beauvoir auf Jean-Paul Sartre, er wird zum Wegbegleiter, Freund, ihrer großen Liebe, und doch verliert die Autorin niemals aus den Augen, wie wichtig es der emanzipierten Frau Simone de Beauvoir war, ihre Eigenständigkeit zu bewahren. Dies führt allerdings auch manchmal zu einer gewissen Zerrissenheit Beauvoirs, auch dies wird von Caroline Bernard großartig dargestellt!

Schon in meiner Jugend, als ich selbst in der Findungsphase meines Lebens steckte, habe ich mehrere Werke von Simone de Beauvoir gelesen, u.a. "Memoiren einer Tochter aus gutem Hause" und "Das andere Geschlecht". Nun kam ich hier nach mehreren Jahrzehnten wieder mit dieser herausragenden Schriftstellerin und Philosophin in Berührung, und siehe da, sie hat in ihrer Faszination auf mich nichts eingebüßt! Selbstverständlich sehe ich heute, wo ich selbst Ehefrau und Mutter bin, das ganze aus einem anderen Blickwinkel. Und doch ziehe ich nach wie vor den Hut vor dieser Frau, die sich vor 100 Jahren so sehr für ihre Geschlechtsgenossinnen einsetzte und einen Grundstein für die (wirkliche) Emanzipation legte.

Caroline Bernard hat hier mit ihrem flüssigen angenehmen Schreibstil eine tolle Romanbiographie vorgelegt. Man kann sich die authentisch geschilderten Charaktere, sowohl Simone de Beauvoir selbst, Sartre, aber auch viele andere Weggefährten, bildlich vorstellen. Ich habe mich großartig unterhalten gefühlt, habe vieles, was ich bereits wusste, aufgefrischt, Neues hinzugelernt und wünsche diesem Buch ganz ganz viele Leser! Von mir (mindestens) 5 Sterne!

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