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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2022

Gelungener historischer Roman

Die Vertraute
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Inhalt: England 1612: Die Adelige Fleetwood Shuttleworth ist erst 17 Jahre alt, aber schon seit vier Jahren verheiratet. Zu ihrem großen Kummer hat sie schon drei Fehlgeburten erlitten. Jetzt ist sie ...


Inhalt: England 1612: Die Adelige Fleetwood Shuttleworth ist erst 17 Jahre alt, aber schon seit vier Jahren verheiratet. Zu ihrem großen Kummer hat sie schon drei Fehlgeburten erlitten. Jetzt ist sie wieder schwanger. Ihr Mann Richard, Herr über das Anwesen Gawthorpe Hall, hofft auf einen männlichen Erben. Doch Fleetwood befürchtet, diese Schwangerschaft nicht zu überleben. Als ihr zufällig die junge Hebamme Alice Gray begegnet, bittet Fleetwood sie um Hilfe. Sie glaubt fest daran, dass nur Alice ihr helfen kann. Doch gegen Alice werden schwerwiegende Vorwürfe erhoben…

Meine Meinung: Dieser fiktive Roman basiert auf historischen Fakten. Fleetwood, Alice und einige der anderen Charaktere gab es wirklich, ebenso wie die Hexenprozesse von Pendle, die zu den bekanntesten der englischen Geschichte gehören. Allerdings gibt es keine belegten Hinweise auf eine Bekanntschaft von Fleetwood und Alice.
Stacy Hall erzählt diese Geschichte aus der Ich-Perspektive von Fleetwood. Ihr Schreibstil ist bildhaft und lässt sich flüssig lesen. Sie beschreibt das Leben der einfachen Leute ebenso anschaulich wie das der reichen. Auch die Charaktere, die Gebäude und die Umgebung konnte ich mir gut vorstellen.
Fleetwood mochte ich sofort und war ganz auf ihrer Seite. Sie setzt sich über die Konventionen ihrer Zeit hinweg, ist vielleicht manchmal sogar etwas zu emanzipiert für diese Zeit. Sie ist willensstark, mutig und lässt sich nicht so schnell einschüchtern. Um Alice zu helfen, nimmt sie einige gefährliche Strapazen auf sich.
Richard konnte ich nicht so gut einschätzen. Mal ist er liebevoll und besorgt um seine Frau, dann wieder lieblos und fällt ihr in den Rücken. Besonders sympathisch war er mir nicht.
Auch Alice, die aus ärmlichen Verhältnissen kommt und Fleetwood mit ihren Kräutern gegen einige Schwangerschaftsbeschwerden hilft, verhält sich manchmal merkwürdig und ich wusste lange Zeit nicht, ob ich ihr trauen sollte oder nicht.
Ich habe diesen Roman von Anfang an gerne gelesen, auch wenn die Handlung eine Weile braucht, um Tempo aufzunehmen. Das Ende hat mir, bis auf kleine Kritikpunkte (die ich jetzt nicht nennen kann ohne zu spoilern) gut gefallen.
Es lohnt sich auch, den Brief der Autorin und das Nachwort am Ende des Buches zu lesen.

Fazit: „Die Vertraute“ ist zwar kein Highlight für mich, aber ein gelungener historischer Roman mit einer winzigen Prise Mystery, der sich mit der Verfolgung und dem Prozess der Pendle-Hexen beschäftigt und aus der Sicht einer jungen unkonventionellen Adeligen erzählt wird.

Veröffentlicht am 18.01.2022

Frauenmorde in Hamburg

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Inhalt: Hamburg 1910: Anne Fitzpatrick ist eine der ersten Ärztinnen Deutschlands. Unfreiwillig kehrt sie Hals über Kopf nach 12 Jahren in London in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. Sie engagiert sich ...

Inhalt: Hamburg 1910: Anne Fitzpatrick ist eine der ersten Ärztinnen Deutschlands. Unfreiwillig kehrt sie Hals über Kopf nach 12 Jahren in London in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. Sie engagiert sich für Frauen in Notlagen und möchte im Hamburger Hafen ein neues Frauenhaus eröffnen. Doch bevor es dazu kommt, findet die junge Pastorentochter Helene in einem Boot am Quai eine Frauenleiche.
Kommissar Berthold, der bei einem tragischen Unfall seine Frau und seinen kleinen Sohn verloren hat, übernimmt die Ermittlungen. Und schon bald befürchtet er, dass noch weitere Frauen ermordet werden…

Meine Meinung: Das Cover und den Titel des Buches finde ich etwas irreführend, denn Annes Arbeit als Hafenärztin spielt eigentlich eine kleinere Rolle, ich würde eher sagen, dass es sich um einen historischen Kriminalroman handelt. Und gerade das hat mir gut gefallen! .
Hinter dem Pseudonym Henrike Engel steht eine bekannte Autorin, von der ich schon einige Bücher mit Begeisterung gelesen habe. Ihr bildhafter und flüssiger Schreibstil lässt sich schnell und angenehm lesen und sie beschreibt sehr lebendig die Atmosphäre und das Geschehen zu Anfang des letzten Jahrhunderts. Allerdings ist mir die für einen Unterhaltungsroman (auch für einen historischen) häufig die ungewöhnliche Wortwahl aufgefallen. Z.B.: Furor, Behuf, Prälinarien, Anwurf und Ähnliches. Zwar hat sich die Bedeutung der Worte jeweils aus dem Textzusammenhang erschlossen, ließen mich aber trotzdem immer wieder stutzen.
Das „alte“ Hamburg ist ein tolles Setting mit einer düsteren und manchmal sogar etwas unheimlichen Atmosphäre. Obwohl Henrike Engel alles sehr genau beschreibt, hätte ich mir einen Stadtplan im Buchumschlag gewünscht, um mir die jeweiligen Handlungsorte noch besser vorstellen zu können.
Die drei Protagonisten Anne, Berthold und Helene sind gut gewählt und werden authentisch beschrieben, besonders Helene mochte ich gerne. Die verwöhnte, aber auch couragierte Pastorentochter, die noch nicht viel vom realen Leben weiß, aber aus der Enge ihres Elternhauses ausbrechen möchte, durchläuft im Laufe der Geschichte eine große positive Entwicklung. Auch Berthold fand ich sehr sympathisch. Er trauert noch um seine Frau und seinen Sohn, zeigt Ehrgeiz in seinem Beruf, ist dabei aber sehr kollegial und menschlich. Anne wirkt dagegen etwas unnahbar. Sie hat ein Geheimnis, das leider auch am Ende des Buches noch nicht aufgeklärt ist. Das fand ich etwas schade.
In diesem Roman geht es neben den Morden auch um das Thema Frauenbewegung und Annes engagierte Arbeit für das Frauenhaus. Zudem wird der Unterschied zwischen den Gesellschaftsschichten sehr deutlich.
Auch wenn ich schon ab etwa der Hälfte des Buches erahnen konnte, wer hinter den Frauenmorden steckt, habe ich doch gern die Handlung weiterverfolgt.

Fazit: Ein gelungener Auftakt der Serie um die Ärztin Anne Fitzpatrick. Der zweite Teil „Die Hafenärztin. Ein Leben für das Lachen der Kinder.“ erscheint im Mai 2022 und ich freue mich schon zu lesen, wie es mit Anne, Helene und Berthold weitergeht.

Veröffentlicht am 12.01.2022

Voller Zauber und Magie

Die Hexe und der Winterzauber
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„Die Hexe und der Winterzauber“ ist der letzte Teil der Winternacht-Trilogie. Die Handlung schließt nahtlos an den 2. Teil an und ich würde jedem unbedingt empfehlen, die Reihenfolge der Bände einzuhalten.
Katherine ...

„Die Hexe und der Winterzauber“ ist der letzte Teil der Winternacht-Trilogie. Die Handlung schließt nahtlos an den 2. Teil an und ich würde jedem unbedingt empfehlen, die Reihenfolge der Bände einzuhalten.
Katherine Arden hat hier eine ganz besondere Welt erschaffen. Eine Welt voller Zauber und Magie, uralter russischer Mythen und Geisterwesen. Die Atmosphäre des Romans ist durchweg düster und durch den bildhaften Schreibstil der Autorin gelang es mir sehr gut, in diese Welt einzutauchen. Ich fühlte fast die klirrende Kälte, ebenso wie die drückende Hitze und sah die mystischen Wesen vor meinem inneren Auge lebendig werden. Die Handlung ist mal spannend und mal ruhig.
Wasja, obwohl noch keine zwanzig Jahre alt, ist erwachsen geworden. Sie ist zu einer starken, mutigen, aber auch sympathischen jungen Frau und Kämpferin geworden, die über ganz besondere Kräfte verfügt. Aber auch der Winterkönig, sein Zwillingsbruder und Wasjas Bruder Sascha sind wieder dabei, sowie auch viele andere schon bekannte Charaktere.
Dieser dritte Teil vereint die Mystik des ersten Teils und die spannende Handlung des zweiten Teils. Trotzdem hat mir der erste, ruhigere Teil (Der Bär und die Nachtigall), in dem Wasja noch ein Kind ist und ihre ersten Begegnungen mit den Geisterwesen hat, am besten gefallen.

Fazit: Ein ungewöhnlicher Fantasyroman mit tollen Charakteren und einer ganz besonderen Atmosphäre. Wer die zwei anderen Teile der Winternacht-Trilogie mochte, dem wird auch dieses Buch gefallen.

Veröffentlicht am 09.12.2021

Eine berührende Geschichte auf zwei Zeitebenen

Unser Weg nach morgen
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Inhalt: Hamburg 1937 - 1949. Lieselotte, genannt Lilo, wächst zusammen mit ihren drei älteren Brüdern in einer parteitreuen Kaufmannsfamilie auf. Schon lange ist sie in Ludwig, den besten Freund ihres ...

Inhalt: Hamburg 1937 - 1949. Lieselotte, genannt Lilo, wächst zusammen mit ihren drei älteren Brüdern in einer parteitreuen Kaufmannsfamilie auf. Schon lange ist sie in Ludwig, den besten Freund ihres Bruders Hans, verliebt. Doch erst als Lilo 16 Jahre alt ist, scheint es auch bei Ludwig endlich zu funken. Um ihm zu gefallen, begleitet sie ihn nun heimlich nachts auf die verbotenen Tanzveranstaltungen der Swing-Jugend. Tagsüber spielt sie ihren Eltern immer noch das brave BDM-Mädchen vor. Doch dann wird Lilo schwanger und bevor sie mit Ludwig sprechen kann, kommt es zu einer folgenschweren Razzia der Gestapo im Tanzcafè…
Hamburg 2019: Obwohl Neles Traumberuf Erzieherin ist, führt sie seit dem Tod ihres Vaters dessen kleinen Buchladen in Ottensen weiter. Eines Tages bekommt sie von einer älteren Kundin ein Manuskript in die Hand gedrückt: Liselottes Geschichte. Nele beginnt zu lesen und Lilos Geschichte macht ihr Mut, ihr eigenes Handeln zu überdenken und neue Wege zu gehen.

Meine Meinung: Jana Voosen erzählt diesen berührenden Roman auf zwei verschiedenen Zeitebenen, wobei die Geschichte in der Vergangenheit den weit größeren Raum einnimmt.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut. Er ist flüssig, lebendig und auch so bildhaft, dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte.
Die Handlung von Lilos Geschichte beginnt zunächst noch ruhig, fast etwas zu ruhig, nimmt dann aber im Laufe der Zeit immer mehr Fahrt auf, sodass mich das Buch immer mehr fesselte. Unerwartete Wendungen bringen zusätzliche Spannung. Die erst 16 jährige Lilo muss schnell erwachsen werden und entwickelt sich in den folgenden Jahren zu einer starken jungen Frau. Sie muss einige Hürden nehmen, um ihre Ziele zu erreichen. Ich mochte Lilo zwar ganz gern, fand sie und ihre Geschichte aber nicht immer ganz authentisch.
Die Geschichte mit Nele in der Gegenwart ist eher kurz und unspektakulär, auch wenn ich sie ganz nett fand. Und auch Nele war mir ganz sympathisch.

Fazit: Eine berührende Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 28.11.2021

Warmherziger Weihnachtsroman

Das Fest der Weihnachtsschwestern
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Inhalt: Gayle Mitchell musste ihre beiden Töchter alleine großziehen. Vom Ehrgeiz besessen, alles richtig zu machen und Erfolg an die 1.Stelle zu setzen, kamen Liebe und Geborgenheit dabei viel zu kurz. ...

Inhalt: Gayle Mitchell musste ihre beiden Töchter alleine großziehen. Vom Ehrgeiz besessen, alles richtig zu machen und Erfolg an die 1.Stelle zu setzen, kamen Liebe und Geborgenheit dabei viel zu kurz. Inzwischen sind Samantha und Ella erwachsen und hängen sehr aneinander. Die Weihnachtszeit, die Gayle in der Kindheit der Mädchen verabscheut und ignoriert hat, ist den beiden sehr wichtig und jedes Jahr verbringen sie diese Zeit gemeinsam, backen Plätzchen, besorgen Geschenke und schmücken zusammen den Baum. Doch in diesem Jahr meldet sich plötzlich ihre Mutter, die sie seit einem schlimmen Streit vor fünf Jahren nicht mehr gesehen haben und möchte mit ihnen zusammen Weihnachten feiern.
Kann das Weihnachtsfest trotzdem noch schön werden? Zusammen reisen sie ins tief verschneite Schottland.

Meine Meinung: Die Geschichte wird hauptsächlich aus den Perspektiven von Gayle, Samantha und Ella erzählt, so dass man Einblick in ihre Gedanken und ihr Handeln bekommt, was dabei hilft, sie besser zu verstehen. Ausnahmslos alle Charaktere werden sehr warmherzig beschrieben und zusammen mit dem wunderschönen romantischen Setting - das idyllische Anwesen der Familie McIntyre - ergibt das eine angenehme Atmosphäre. Besonders gut haben mir Brodie McIntyre und seine Mutter Mary gefallen, die beide sehr viel Ruhe und Wärme ausstrahlen. Und dann ist da noch Tab, Ellas fast vierjährige Tochter, die gnadenlos ehrlich sagt, was sie empfindet und Gayle damit zum Nachdenken bringt.
Natürlich kommt es zu Spannungen zwischen Gayle und ihren Töchtern, die meiner Meinung nach aber nicht die insgesamt positive Stimmung des Romans zu sehr getrübt haben. Außerdem gibt es humorvolle Passagen und auch die Liebe kommt nicht zu kurz.
In jedem Jahr lese ich den neuesten Weihnachtsroman von Sarah Morgan und wie immer hat er mir auch diesmal wieder gut gefallen. Ich muss allerdings auch sagen, dass die Bücher (vor allem die letzen drei) sich inhaltlich ziemlich ähneln. Ein verschneites romantisches Anwesen und ein Paar (oder Mutter) mit Töchtern, die dort Weihnachten feiern und dabei ihre Differenzen und Probleme lösen. Sogar die Titel ähneln sich. Das hat mich in diesem Jahr etwas enttäuscht.

Trotzdem ist „Die Zeit der Weihnachtsschwestern“ eine warmherzige weihnachtliche Familien- und Liebesgeschichte mit einem tollen Setting.