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Veröffentlicht am 13.01.2022

Freundschaft, die das Schicksal nicht trennen kann

Die Fährte des Schicksals
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"Das Leben verlieren ist keine große Sache; aber zusehen, wie der Sinn des Lebens aufgelöst wird, das ist unerträglich." (Albert Camus)
Mitte 19.Jahrhundert: Karl hat es nicht gerade einfach in der Schule. ...

"Das Leben verlieren ist keine große Sache; aber zusehen, wie der Sinn des Lebens aufgelöst wird, das ist unerträglich." (Albert Camus)
Mitte 19.Jahrhundert: Karl hat es nicht gerade einfach in der Schule. Er ist ein Außenseiter, wird gehänselt und verspottet. Doch zum Glück spendet ihm seine Schwester Berta immer wieder Trost und hilft Karl, das Leben anzunehmen. Eines Tages lernt er den um einige Jahre jüngeren Julius kennen. Julius sieht in Karl nicht nur ein Freund, sondern eine Art großer Bruder. Das Schicksal allerdings meint es nicht immer gut mit den beiden. Zwar verfolgt Karl seinen Traum, Lehrer zu werden, doch dann verändert sich einiges für ihn. Julius hingegen verliert durch einen Schicksalsschlag beide Eltern. Bei seinem Onkel findet er zwar ein neues zu Hause, allerdings erwarten ihn dort nur Schläge und Misshandlungen. Bis er eines Tages sogar im Kinderheim für Schwererziehbare landet.

Meine Meinung:
Hinter dem schlichten Cover steckt eine doch ganz andere Geschichte, wie ich sie erwartet hatte. Der Schreibstil ist flüssig, unterhaltsam und in verschiedene Handlungsstränge eingeteilt. Während ich im einen Karls Leben weiter verfolge, erwartet mich in dem anderen Julius Schicksal. Beide Charaktere sind überaus sympathisch dargestellt, sodass ich sofort Mitgefühl mit ihnen habe. Zwar begeht Karl manche Fehler, die er sicherlich hätte anders regeln können, doch schlussendlich kommt irgendwann die Wende. Seine Freundschaft und sein Mitgefühl, das er für Julius hat, finde ich einfach bemerkenswert. Und trotzdem gibt es Zeiten, wo Karl nicht mehr an Julius denkt. Dagegen ist das Verhältnis zu seiner Lieblingsschwester Berta für mich von Anfang an suspekt. Irgendwie habe ich immer den Eindruck, dass es da mehr zwischen den beiden gibt. Julius Schicksalsschlag trifft mich dagegen völlig unerwartet. Damit hatte ich nicht gerechnet, schon gar nicht, dass er dann bei so einem grausamen Onkel landet. Allerdings sind es auch andere Zeiten, in dem diese Geschichte spielt, damals waren Schläge in der Schule und dem Elternhaus fast normal. Doch hier nimmt es allerdings heftiger Dimensionen an, weshalb das Buch sicher auch nicht für jeden Leser geeignet ist. Die Autorin ist hier durchaus nicht zimperlich und schildert alles recht plastisch und ausführlich. Was ich allerdings gut finde im Anbetracht der vielen Misshandlungen, die es täglich gibt. Ebenfalls erschüttern mich die brutalen Szenen im Kinderheim, die mich teilweise sogar zu Tränen rühren. Das Debüt von Julia Scharlie ist kein Wohlfühlroman im herkömmlichen Sinne, den dazu gibt es zu viele heftige Szenen. Allerdings unterhält, fasziniert und erschüttert es einen zugleich, weil es durchaus Begebenheiten aufzeigt, die auch heute noch im realen Leben geschehen. Zudem handelt er von Mut, Freundschaft, Hoffnung und Liebe. Schade nur über das offen Ende bei dem ich nun auf Band zwei warten muss. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2021

Menschenhandel und Prostitution Sklaverei im 21. Jahrhundert

Sterbende Seelen
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"Menschenhandel, die neue Sklaverei unserer Zeit, welche die Menschen in Handelsware verwandelt und sie jeder Würde beraubt." (Papst Franziskus)
Eine blutige Mordserie erschüttert Frankfurt, dabei führen ...

"Menschenhandel, die neue Sklaverei unserer Zeit, welche die Menschen in Handelsware verwandelt und sie jeder Würde beraubt." (Papst Franziskus)
Eine blutige Mordserie erschüttert Frankfurt, dabei führen erste Hinweise Mara Billinsky nach Catania /Sizilien. Hier hat ihr italienischer Kollege Domenico Manzoni schon länger die Gebrüder Solomon im Visier, Menschen-, Drogenhandel und Zwangsprostitution zu betreiben. Dafür werden junge Mädchen aus Afrika unter Vortäuschungen nach Europa geholt. Eine von ihnen ist Azuka jetzt Joy genannt, die nun als Edelprostituierte anschaffen muss. Doch Joy gelingt in Frankfurt die Flucht und wird jetzt gnadenlos von ihren Peinigern gejagt.

Meine Meinung:
In Band sechs der Mara Billinsky Reihe aus Frankfurt geht es diesmal um das Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution. Dieses Thema ist schon seit einigen Jahren aktuell. Man weiß, die Opfer von Menschenhandel werden wirtschaftlich extrem ausgebeutet und meistens unter Zwang, Bedrohung und Gewalt erheblich unter Druck gesetzt. Besonders betroffen sind davon junge Mädchen aus den afrikanischen Ländern oder Ostblockstaaten. Hier in diesem Fall geht es um ein junges Mädchen aus Nigeria, der Arbeit in Europa versprochen wird. Doch stattdessen landet sie von einer Hölle in die nächste, bei der Gewalt und Vergewaltigung an der Tagesordnung steht. Das Joy dabei durch ihre Schönheit für die Peiniger gutes Geld einbringt, spielt eine bedeutende Rolle. Was der Autor über dieses Thema recherchiert hat, erfahre ich dabei hautnah unter dem Handlungsstrang "Mädchen, die auf Reisen gehen". Hier erlebe ich Joys ganzes Martyrium. Es erschüttert und beschämt mich zugleich, was man diesen jungen Mädchen und Frauen antut. Die ausführlichen Kapitel, wie Joy dies alles durchlebt, sind wahrlich brillant ausgearbeitet. Allerdings sind einige Kapitel auch nur was für Leser mit starken Nerven. Da dieses Thema seit Jahren aktuell und brisant ist, ist es meiner Meinung nach umso wichtiger davon hier zu berichten. Dabei bekommen ich wieder Billinskys Charakter und Kampf gegen das Böse zu spüren. Obwohl ich das Gefühl habe, das sie inzwischen deutlich ruhiger und angekommen auf mich wirkt. Außerdem ist ihr Kollege Jan Rosen wieder in den Fall involviert und unterstützt sie, wo er kann. Doch Jan Rosen ist noch immer nicht über den Tod von Anyana hinweg, und er hadert mehr als den je mit seinem Leben und Beruf. Während Mara die Kräfte nie auszugehen scheinen, habe ich das Gefühl, als ob Rosen immer kraftloser und deprimierter wird. Ihr Kampf gegen die Täter führt in höhere Kreise bei der sich Mara die Finger verbrennen könnte. Zudem wartet am Ende noch eine Überraschung, den mit diesem Täter hätte ich nicht gerechnet. Chapeau dem Autor für dieses Buch, für mich eines der besten Folgen dieser Reihe, deshalb eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 05.12.2021

Werden sie den Sammler entdecken und Lucy finden?

Der Totensäer: Thriller
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"Sie musste unbedingt weg von hier. Aber wie? Bisher hatte sie diesen Gedanken verdrängt, weil ein Weglaufen ihr als unmöglich erschien. Auch hatte der Wärter mehrmals verkündet, er werde sie umbringen ...

"Sie musste unbedingt weg von hier. Aber wie? Bisher hatte sie diesen Gedanken verdrängt, weil ein Weglaufen ihr als unmöglich erschien. Auch hatte der Wärter mehrmals verkündet, er werde sie umbringen und in einem Erdloch verscharren, wenn sie es wagen sollte. Aber nun wollte dieser eine Gedanke sie nicht mehr loslassen." (Buchauszug)
Zwei Jahre ist es her, das eines Nachts Hauptkommissar Adrian Speer aus seinem Haus gelockt wurde und dann seine Tochter Lucy entführt wurde. Seither hat der seltsame Unbekannte mit dem Decknamen Sammler Lucy und zwei weitere Mädchen in seiner Gewalt. Bis vor kurzem wussten, sie nicht mal ob Lucy überhaupt noch am Leben war. Doch dann bekommt Adrian, nach so langer Zeit das erste Lebenszeichen von ihr und schöpft neue Hoffnung. Mithilfe seines Partners Robert Bogner gehen sie weiter auf die Suche. Zudem kann Tinas Vater der schon 6 Jahre um seine Tochter bangt, die Ermittler auf eine weitere Spur bringen. Doch dann wird Adrians Familie bedroht und sie müssen in Sicherheit gebracht werden. Jedoch als Adrian entdeckt das Lucys Entführung etwas mit der damaligen DDR Vergangenheit zu tun hat, kommen sie dem Sammler immer näher.

Meine Meinung:
Lange ist es her das ich Teil 1 "Der Todessucher" von den beiden Ermittler Bogner/Speer gelesen hatte und im Ungewissen blieb wie es mit Lucy weitergeht. Umso überraschter war ich dann auf die Fortsetzung des spannenden Falls, bei dem ich gespannt war ob Adrian Speer seine Tochter wiederfindet. Auch diesmal war der Schreibstil wieder sehr unterhaltsam, flüssig und spannend. In mehreren Handlungssträngen fieberte ich sowohl Adrian, als auch mit Lucy mit und hoffte das alles gut ausging. Überrascht war ich, das Lucy schon zwei Jahre bei diesem psychopathischen Monster ausharren musste. Zum Glück war sie nicht ganz alleine, so das die Gefangenschaft für das damalige 11-jährige Mädchen nicht so einschneidend und einsam war. Trotzdem stellte ich mir diese Situation für sie und ihre Familie nicht einfach vor. Kein Wunder das deshalb auch die Ehe von Adrian und Franziska Speer daran zerbrochen ist. Doch die Suche um Lucy offenbart noch ganz andere Details, den dadurch stellten sie fest, dass es eigentlich nicht allein Adrians Schuld gewesen ist, warum man hinter seiner Familie her war. In Robert Bogner hat er wieder einen treuen Freund und Kollegen, der ihm stets zu Seite stand. Diese wird immer wichtiger als Adrian entscheidende Details aus der Vergangenheit herausbekommt. Wieder war es ein interessanter Plot bei dem es um die DDR Vergangenheit, das Verbleiben von Stasi Mitarbeitern und zu dem um die Suche von Lucy ging. Die Charaktere waren wieder sehr realistisch dargestellt. Der engagierte, selbstsichere Adrian Speer war inzwischen durch den Fall gezeichnet. Kein Wunder den so eine Entführung des eigenen Kindes stelle ich mir grausam vor. Dass er dann an manchen Stellen, besonders wenn es um Lucy oder seine Familie ging, mal etwas aggressiver wurde, konnte ich gut verstehen. Der charismatische und wie immer hoch motivierte Robert Bogner hat mir auch diesmal wieder gut gefallen. Ebenso wie die anderen Ermittler die in den Nebenrollen spielten. Den Täter selbst empfand ich als kranken Psychopathen, mit einem Hang zum Egomanen. Schade das man nicht ein wenig mehr von dem Monster in ihm erfuhr, wieso es soweit kam, sondern nur am Rande. Trotzdem konnte mich das Buch überzeugen, auch was den Spannungsbogen anbelangte, der weitestgehend hoch war. Von mir bekommt das Buch eine Leseempfehlung, 5 von 5 Sterne und ich würde mich über einen weiteren Bogner/Speer Fall freuen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2021

Tränen, Salz des Lebens und Wasser der Seele

Der Tränenjäger
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"Ein grausamer Mensch weidet sich an Tränen, er wird nicht durch sie gebrochen." (Publilius Syrus)
Grausame Morde versetzen Berlin in Angst und Schrecken. Die Ermittler Adrian Speer und Robert Bogner werden ...

"Ein grausamer Mensch weidet sich an Tränen, er wird nicht durch sie gebrochen." (Publilius Syrus)
Grausame Morde versetzen Berlin in Angst und Schrecken. Die Ermittler Adrian Speer und Robert Bogner werden zu einer grausam zugerichteten Leiche gerufen. Der jungen Frau wurden beide Beine abgetrennt und sie wurde erdrosselt. Zwar sind die beiden Ermittler froh, dass sie nun keine ungelösten Fälle mehr bearbeiten müssen, doch mit so einer grausamen Tat hatten sie nicht gerechnet. Als weiteren Hinweis finden sie in der Wohnung des Opfers eine rote Rose. Beide sind sich sicher, das war nicht der erste Mord des Täters. Die Spuren führen in die Vergangenheit des Täters. Die Zeit wird knapp, den der Täter tötet eine Frau nach dem anderen. Einem der Ermittler kommt er dabei ganz nah und es entscheiden nur Sekunden über Leben oder Tod.

Meine Meinung:
Das eindrucksvolle Cover mit dem tränenden Auge stellt gut dar, was dem Täter wichtig ist. In Band vier um die Ermittler Adrian Speer und Robert Bogner geht es um einen krankhaften, sadistischen Mörder, der geprägt wird durch eine gewaltvolle Kindheit. Der Schreibstil ist dabei wieder äußerst spannend in drei verschiedene Handlungsstränge eingeteilt. Während wir im einen die Ermittlungen verfolgen, erleben wir in den anderen beiden den Täter in der Gegenwart und in seiner so schwierigen Vergangenheit. Natürlich ist das keine Ausrede, dass jeder, der eine schwere Kindheit hat, zum Täter wird, jedoch hier ist es wirklich der Fall. Ich bin teilweise fassungslos, wie grausam der Vater seinen eigenen Sohn hier behandelt. Doch die ganze Tragweite dieser Familie erfahre ich allerdings als Leser erst so nach und nach. Weiterhin spannend wird es, als er einen der Ermittler beobachtet und jemand aus dieser Familie entführt. Nun zählt für Speer und Bogner jede Sekunde, um ihr Leben zu retten. Auch dieses Mal hat Chris Karlden wieder einen überaus interessanten Fall für sein Ermittlerteam, die ich schon aus den drei vorherigen Bänden kenne. Gemeinsam mit ihrer Kollegin und Computerexpertin Tina Jeschke haben sie es hier mit einem heftigen Fall zu tun, der sie deshalb fordert, weil der Täter so schnell und grausam mordet. Alle Opfer sind junge und ähnlich aussehende Frauen, denen er jeweils ein oder Körperteile abtrennt. Als Merkmal hinterlässt er jeweils eine rote Rose in der Wohnung der Opfer. Außerdem wichtig sind ihm die Tränen, die seine Opfer vor ihrem Tod vergießen, daher der Titel Tränenjäger. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass der Autor seine Taten nicht ganz so detailliert hier darstellt. Den der Fall geht einem schon deshalb an die Nieren, weil man mitbekommt, wie ein unschuldiges Kind zu einem brutalen Mörder heranwächst. Ich blicke dabei nicht nur in die Seele eines kleinen Kindes, sondern ebenso in die Psyche eines Erwachsenen, der zum Mörder wird. Zwar bange ich mit jedem seiner Opfer mit, doch um das Letzte noch mehr. Weiß ich doch, wie schlimm es für ihn wäre, wenn er sie verlieren würde. Man merkt, dass diese Reihe von Mal zu Mal besser wird. Darum freue ich mich auf weitere Bücher dieses Berliner Ermittlerteams. Deshalb gibt es von mir wieder 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle Fans von spannender Literatur.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

Einblick in die verletzte Seele eines Kindes

Das Schweigen brechen
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"Der Schutz von Kindern vor Missbrauch und Gewalt ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Kinder können sich nicht zur Wehr setzen und leiden meist ein Leben lang unter den Folgen sexuellen Missbrauchs." ...

"Der Schutz von Kindern vor Missbrauch und Gewalt ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Kinder können sich nicht zur Wehr setzen und leiden meist ein Leben lang unter den Folgen sexuellen Missbrauchs." (Dr. Christine Bergmann)
Autorin Gisela Föllmi hat in diesem Buch ihre eigenen Lebenserfahrungen von Kindesmissbrauch und Misshandlungen aufgeschrieben. Wer allerdings Schwierigkeiten hat, über Gewalt bei Kindern zu lesen, der sollte lieber Abstand nehmen. Den sie beschönigt hier nichts, was man ihr als Kind wirklich angetan hat. Gisela ist gerade sieben Jahre alt, als sie das erste Mal durch ihren Stiefvater an dessen Arbeitskollegen angeboten wird. Diesem kann er momentan kein Gehalt zahlen und deshalb lässt er es zu, dass dieser Gisela sexuell berührt. Gisela, die ein gut erzogenes Kind ist, gehorcht dem Vater allerdings mit einem unguten Gefühl. Dass diesem Erlebnis viele weitere und noch schlimmere folgen werden, dazu noch mit anderen fremden Männern, ahnt sie da noch nicht. Allerdings am schwersten ist für Gisela, dass sie durch ihre Eltern nicht geschützt wird, im Gegenteil, sie vergehen sich ebenfalls an ihr. Als abhängiges Kind muss sie schweigen, sonst droht ihr Strafe in Form von Prügel oder Liebesentzug. Nach und nach nimmt dabei ihre Seele großen Schaden. Um das Ganze zu verkraften, steckt Gisela alles in den Schlimme-Dinge-Schrank. Dieser öffnet sich erst langsam, als sie 46 Jahre alt wird. Fortan erfährt Gisela, woher ihre ganzen Probleme in ihrem Leben kommen oder warum es ihr bei bestimmten Gerüchen, Begebenheiten oder Begegnungen oft nicht gut geht. Nun wird ihr nach und nach klar, warum sie sich mehrmals das Leben nehmen wollte, ihre Ehe zerbrach und sie keine Kinder bekam. Was Gisela erleben muss, ist so ungeheuerlich und unfassbar, dass es mir an manchen Stellen fast das Herz zerreißt. So kann ich dieses Buch nur lesen, weil ich immer wieder unterbrechen muss, um das Gelesene zu verdauen. Und trotzdem finde ich es wichtig, was die Autorin hier zu Papier gebracht hat. Es ist ein Zeugnis der kleinen Gisela, das sie hier niedergeschrieben hat. Den ihre Vergangenheit kann sie nur eintauchen, wenn sie die Finger auf die Tastatur legt. Dann schreibt ihr Innerstes nieder, was damals geschah. Dass sie beim Lesen danach oft selbst entsetzt ist, was sie da zu Papier gebracht hat, kann ich gut nachvollziehen. Wie viel Kraft es der Autorin abverlangt hat, dieses Buch zu schreiben, kann ich dabei nur erahnen. Die Traumen der Vergangenheit anzusprechen kostet wirklich viel Mut und Energie, doch sie tut es, um endlich ein besseres Leben führen zu können. Den ohne Offenbaren kann die Seele nicht heilen.

Fazit:
Ein Buch, das nicht nur der Autorin, sondern auch dem Leser alles abverlangt. Doch zu sehen, was aus der kleinen Gisela wird, hat mich neugierig gemacht. Es zeigt, wie grausam Eltern sein können. Schade nur, dass der Preis für dieses Buch viel zu hoch ist, so werden diese Erfahrungen nur von sehr wenigen gelesen werden. Trotzdem finde ich, dass es ein sehr wichtiges Buch ist, weil wir einen Einblick in die Seele eines verletzten Kindes blicken dürfen. Ein wirklich starkes Zeugnis von einer mutigen Frau erwartet den Leser.

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