Profilbild von Klusi

Klusi

Lesejury Star
offline

Klusi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Klusi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2022

Gelungene Fortsetzung, wenn auch nicht ganz so stark wie der erste Band

Kein Weg zu weit
0

Dies ist die Fortsetzung zum ersten Band „Weiter als der Ozean“. Die Handlung dreht sich auch hier wieder um die Familie McAlister. Im ersten Band ging es hauptsächlich um die Situation, wie es dazu kam, ...

Dies ist die Fortsetzung zum ersten Band „Weiter als der Ozean“. Die Handlung dreht sich auch hier wieder um die Familie McAlister. Im ersten Band ging es hauptsächlich um die Situation, wie es dazu kam, dass die drei jüngeren McAlister-Kinder nach Kanada verschickt wurden, obwohl sie keine Waisen waren und die Mutter sowie ihre größere Schwester Laura einfach vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Auch hat man damals mehr über das Schicksal der Zwillinge Katie und Garth erfahren. Dieser neue Band dreht sich weitgehend um Grace, was aus ihr geworden ist, denn die Familie hat zehn Jahre lang nach ihr gesucht und konnte nichts über ihren Verbleib erfahren. Grace wurde von einem wohlhabenden Ehepaar adoptiert, aber ihre Adoptiveltern wünschen nicht, dass sie über ihre Vergangenheit spricht, denn sie fürchten um ihren guten Ruf, wenn bekannt würde, dass Grace nicht ihre leibliche Tochter, sondern ein ehemaliges englisches Heimkind ist. Grace stellt heimlich Nachforschungen an, und eines Tages erlebt sie eine Überraschung.

Garth von den McAlister-Zwillingen war im Krieg. Als er zurückkehrt, möchte er nicht nur seine verschollene kleine Schwester wieder finden, sondern er macht sich Sorgen um seine geliebte Emma, die auf der gleichen Farm wie er gearbeitet hat. Während des Kriegs riss der Briefkontakt zwischen ihm und Emma ab, und nach seiner Rückkehr nach Kanada macht er sich auf die Suche nach den beiden jungen Frauen, die ihm nahe stehen.

Die Charaktere, um die es geht, kannte ich, mit wenigen Ausnahmen, bereits aus dem ersten Band. Inzwischen sind zehn Jahre vergangen, und es war schön, zu erfahren, wie es Laura, Katie und Mrs. McAlister inzwischen ergangen ist. Nun stehen aber die Menschen im Mittelpunkt, die man in Band 1 ein wenig aus den Augen verloren hatte. Die kleine Grace hat eine enorme Entwicklung durchgemacht. Sie ist zu einer selbstbewussten jungen Frau geworden, die im Wohlstand lebt, der aber etwas Wichtiges im Leben fehlt, denn sie weiß nichts über den Verbleib ihrer Familie, und von den Adoptiveltern fühlt sie sich nicht hundertprozentig anerkannt. Vor allem bei ihrer Adoptivmutter hat sie das Gefühl, deren Ansprüchen nie genügen zu können.

Die Geschichte ist lebendig erzählt und entwickelt sich spannend. Besonders hat mich Emmas Schicksal berührt, und ich konnte ihre Verzweiflung gut nachvollziehen. Vermutlich war es damals nicht selten, dass sich Menschen auf verschiedenen Kontinenten aus den Augen verloren haben, gerade zu Kriegszeiten. Sowohl Emma als auch Garth stellen Nachforschungen an, haben aber auch beide ihre Zweifel, ob ihre Liebe immer noch auf Gegenseitigkeit beruht. Auch Grace findet ihren Weg, wenn mir das auch manchmal etwas zu glatt und zu schnell ging. Mein liebster Charakter war in diesem zweiten Band Rob, Garth‘s Freund, der selbstlos und treu zu den Menschen steht, die er liebt. Alle Protagonisten haben ein starkes Gottvertrauen gemeinsam. Der christliche Glaube spielt überhaupt im ganzen Roman eine wichtige Rolle.

Manche Ereignisse waren für mich vorhersehbar, und auch diesmal gibt es eine Gerichtsverhandlung, so dass Anwalt Andrew Fraser wieder einen starken Auftritt hat. Der Ablauf dieses Prozesses war m. E. etwas unglaubwürdig, denn alle Verdächtigungen waren eher willkürlich und dürften einen echten Richter kaum beeindruckt haben.

Ich empfehle auf jeden Fall, mit dem ersten Band einzusteigen, denn man sieht vieles klarer, wenn man die Vorgeschichte kennt. Schon dort erfährt man ja, dass Heimkinder aus England in Kanada einen schlechten Ruf hatten, aber dass sich dieser auch über die Jahrzehnte gehalten haben soll, da hatte ich ehrlich gesagt meine Zweifel. Natürlich sind das nur so meine Gedanken, denn wie es in Wahrheit aussieht, das weiß ich nicht.

Insgesamt konnte mich dieser zweite Teil nicht ganz so stark mitnehmen wie Band 1, aber er ist auf jeden Fall sehr lesenswert und bereichernd.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2022

Vom Winter in der Seele eines einsamen Mannes

Winter in Maine
0

Julius Winsome ist ein Einzelgänger. Zusammen mit seinem Hund Hobbes und dem Vermächtnis seines Vaters, das aus über dreitausend Büchern besteht, lebt er in einer einsamen Waldhütte. Er scheint ein zufriedenes ...

Julius Winsome ist ein Einzelgänger. Zusammen mit seinem Hund Hobbes und dem Vermächtnis seines Vaters, das aus über dreitausend Büchern besteht, lebt er in einer einsamen Waldhütte. Er scheint ein zufriedenes Leben zu haben, ist eins mit der Natur, pflanzt Blumen vor dem Haus und füttert die Wildvögel, die an seine Hütte kommen.
Die Idylle endet jäh mit Hobbes‘ Tod, denn der Pitbullterrier wird ganz in der Nähe der Hütte erschossen, und schnell wird klar, es war kein Unfall, sondern geschah mit Absicht.
Dieses Ereignis trifft Julius so hart, dass er daraufhin Handlungen begeht, die so gar nicht zum Bild des belesenen, ruhigen Mannes passen: Auf der Suche nach der Person, die seinen Hund erschossen hat, wird er selbst zum Massenmörder.
Über den Verlauf der Handlung möchte ich gar nicht mehr sagen, denn wie hier eines zum anderen kommt, muss man einfach selbst lesen.
Das Buch ist in der 1. Person aus Julius‘ Sicht geschrieben. Was mich völlig erstaunt hat, ist die Emotionslosigkeit, mit der er seine Geschichte erzählt. Aber auch wenn er keine Gefühle äußert, konnte ich ihn anfangs teilweise verstehen, auch wenn ich seine Taten letztendlich nicht nachempfinden oder gar gutheißen konnte. Im weiteren Verlauf der Handlung ist mir jedoch die Person Julius Winsome völlig entglitten. Zu extrem und konfus waren seine Handlungen, bei denen mir teilweise der rote Faden gefehlt hat. Nur so viel konnte ich aus dem ganzen Chaos herauslesen, es geht nicht allein um den Tod seines Hundes, sondern das Problem liegt viel tiefer und hängt mit dem Verlust einer großen Liebe zusammen.
Mit der Handlung konnte ich mich also nicht hundertprozentig anfreunden, auch wenn sich das Ende dann wiederum stimmig gestaltet hat. Allerdings hat mir der Roman sprachlich sehr gut gefallen. Der Autor beschreibt wortgewaltig und stimmungsvoll die Atmosphäre in seiner Hütte mit den vielen Büchern, in den Wäldern Maines und den Einbruch des Winters in dieser Gegend. Der tolle Schreibstil hat mich mit der streckenweise etwas verstörenden Handlung versöhnt, so dass ich den Roman insgesamt noch gut bewerte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Kurzweiliger Krimi, wobei das Cover wohl das weihnachtlichste Element ist

Leise rieselt der Tod
0

Jennifers Aussichten auf Weihnachten sind eher einsam, denn ihr Lebensgefährte hat sie mit der Begründung verlassen, sie sei ihm zu langweilig. Als ihr Jugendfreund Tom sich bei ihr meldet und sie über ...

Jennifers Aussichten auf Weihnachten sind eher einsam, denn ihr Lebensgefährte hat sie mit der Begründung verlassen, sie sei ihm zu langweilig. Als ihr Jugendfreund Tom sich bei ihr meldet und sie über die Weihnachtstage zu sich einlädt, sagt sie spontan zu. Tom hat sich gerade erst in einem kleinen Dorf als Landarzt niedergelassen und ein altes Haus bezogen und ist dabei, sich häuslich einzurichten. Aus der trauten Zweisamkeit wird jedoch nichts, denn bei ihrem Eintreffen erfährt Jennifer von Tom, dass sich seine ganze Familie für Weihnachten angekündigt hat. Immer noch besser als allein zuhause, denkt sie sich und verfällt in rege Betriebsamkeit, denn Toms Vater besteht auf selbst gebackenem Stollen nach dem Familienrezept. Die Zeit für die Vorbereitungen ist knapp, und als Jennifer vor der Eingangstür von Toms altem Landhaus über eine tote Frau stolpert, ist es mit der Idylle gänzlich vorbei, vor allem weil Tom in den Brennpunkt des Verdachts gerät. Um ihrem alten Freund zu helfen, stellt Jennifer Nachforschungen an, die sie zu einem weihnachtlichen Flirtkurs führen. In diesem Kurs ist vieles nicht so wie es scheint, und so viel sei verraten, es bleibt nicht bei der einen Leiche.

Dieser Weihnachtskrimi ist kurzweilig, amüsant und temporeich. Man findet einige sehr skurrile Situationen vor, und interessanterweise sind die Toten, die es gibt, in weihnachtlicher Verkleidung. Manches ist zwar vorhersehbar, aber dem Lesevergnügen hat dies keinen Abbruch getan.

Die weihnachtliche Atmosphäre blieb für mich, trotz der leckeren Rezepte im Anhang, ein wenig auf der Strecke, und von der versprochenen Romantik war auch nicht viel zu spüren. Trotzdem habe ich den Krimi sehr gerne gelesen und einige vergnügliche Stunden mit der Lektüre verbracht.

Das wunderschöne Cover ist schon ein Highlight und verführt geradezu zum Lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.01.2022

Temporeicher historischer Debütroman

Das Mündel des Apothekers
0

Der Autor erzählt hier die Geschichte einer starken jungen Frau während der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Katharina wächst in Nördlingen als Mündel des Apothekers Riesinger auf. Schon sehr jung wird ...

Der Autor erzählt hier die Geschichte einer starken jungen Frau während der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Katharina wächst in Nördlingen als Mündel des Apothekers Riesinger auf. Schon sehr jung wird sie in eine arrangierte Ehe mit dem unsympathischen Kaufmannssohn Wilhelm Hofmeister gedrängt. Dabei wollte sie unbedingt Ärztin werden. Der plötzliche gewaltsame Tod ihres Stiefvaters lässt nicht nur diesen Traum zerplatzen, sondern er bringt Katharina in schwere Bedrängnis, denn als Frau kann sie Riesingers Erbe nicht antreten. Ihr ungeliebter Gatte ist im Krieg, und sie hat lediglich zwölf Wochen Zeit, ihn zu finden, sonst fällt das Erbe an die Stadt. Hilfe erhält sie von ihrem Jugendfreund, dem Zimmermann Simon Mühlbichler. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Augsburg, denn dort hofft Katharina, etwas über den Verbleib ihres Gatten zu erfahren. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, und es lauern ungeahnte Gefahren auf dem Weg.

Dieser historische Roman weist zahlreiche kriminalistische Elemente auf und entwickelt sich sehr spannend. Die Charaktere sind farbig und sehr lebendig dargestellt, und Katharina muss immer wieder erfahren, dass vieles nicht so ist wie es anfangs erscheint, und immer wieder wird sie von Menschen in ihrem Umfeld enttäuscht. Wie sie sich beherzt durchs Leben schlägt und nicht unterkriegen lässt, liest sich kurzweilig und fesselnd. Man merkt dem Roman an, dass sich der Autor ausgiebig mit Geschichte befasst hat, auch wenn es für mich ein paar Ungereimtheiten gab. Manchmal empfand ich die Ausdrucksweise der Protagonisten doch als etwas zu modern, auch wenn Katharina eine Frau ist, die sich nicht einschränken lassen möchte und gerne tut was sie für richtig hält. Da wird aber beispielsweise im Lauf der Handlung geschildert, dass die Hebamme einen Bachblütentee zubereitet hat. Hier muss ich leider sagen, dass die Bachblüten erst Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt wurden.

Im Handlungsverlauf gibt es einige Zeitsprünge mit rasanten Übergängen, die mich immer ein wenig aus dem Lesefluss gebracht haben, denn ich war noch von einer Szene gefangen, und im nächsten Moment gab es einen spontanen Zeit- und Ortswechsel. So hatte ich nicht nur einmal das Gefühl, dass mich die Geschichte mit ihrem Tempo überholt. Zwischen manchen Ereignisse scheinen im Roman nur wenige Tage zu liegen, wenn man es sich aber genauer überlegt müssen die Zeitabstände viel größer sein. Das wurde nicht immer klar formuliert. Einige Situationen erscheinen anfangs dubios, aber man erfährt ziemlich am Ende die Auflösung dazu, so dass man den Bogen zielgenau zurück spannen kann. Andere Erklärungen wiederum waren für mich nicht so ganz schlüssig.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist dies der Debütroman des Autors, und er ist, trotz der genannten kleinen Kritikpunkte, gut gelungen und unterhaltsam.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.01.2022

Neuauflage des Romans "Die Gottessucherin"

Die Götter der Dona Gracia
0

Erzählt wird die Geschichte der Jüdin Gracia Mendes Nasi, die von 1510 bis 1569 wirklich gelebt hat. Gracia wird als energische Frau beschrieben, die einen steinigen Weg zu gehen hat. Ihr Mann, mit dem ...

Erzählt wird die Geschichte der Jüdin Gracia Mendes Nasi, die von 1510 bis 1569 wirklich gelebt hat. Gracia wird als energische Frau beschrieben, die einen steinigen Weg zu gehen hat. Ihr Mann, mit dem sie gegen ihren Willen verheiratet wird, in dem sie aber später ihre große Liebe findet, stirbt viel zu früh, und Gracia ist auf sich allein gestellt. Ihr Lebensweg und ihre Verdienste um viele Juden, denen sie während der Inquisition zur Flucht verhilft, werden sehr ausführlich und detailreich geschildert. Oft erscheint Gracia als harte Frau, die nicht nur anderen gegenüber, sondern auch zu sich selbst unerbittlich sein kann. Inwieweit das hier gezeichnete Bild der realen Gracia entspricht, kann man nur erahnen, aber ich denke, der Autor hat hier sehr gründlich recherchiert, worauf schon die Detailgenauigkeit des ganzen Romans hinweist. Gracias Handlungen konnte ich nicht immer nachvollziehen, und oft erschien sie mir allzu selbstgerecht, aber sie lebte in einer völlig anderen Welt als wir sie heute kennen, und sie musste sich in vielen Bereichen behaupten, was vermutlich zu einer gewissen Härte in ihrem Wesen führte.

Es ist ein umfangreicher historischer Roman, der ab und zu kleine Längen aufweist, aber insgesamt sehr lesenswert ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere