Profilbild von franzysbuchsalon

franzysbuchsalon

Lesejury Star
offline

franzysbuchsalon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit franzysbuchsalon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2022

Da ist leider sehr viel Potenzial verschenkt worden

Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mit
0

Buchinfo
USA 1950: Eine Kleinstadt, eine neugierige Telefonistin und ein unerhörtes Gerücht, das ihre ganze Welt verändert

Niemand kennt die Einwohner einer beschaulichen Kleinstadt in Ohio so gut wie ...

Buchinfo
USA 1950: Eine Kleinstadt, eine neugierige Telefonistin und ein unerhörtes Gerücht, das ihre ganze Welt verändert


Niemand kennt die Einwohner einer beschaulichen Kleinstadt in Ohio so gut wie Telefonistin Vivian Dalton. Sie verbindet Telefonleitungen und Leben. Zuhören darf sie zwar streng genommen nicht, doch sie tut es trotzdem. Eines Nachts belauscht sie ein Gespräch und erfährt, dass ihr Mann angeblich mit einer weiteren Frau verheiratet sein soll. Empört will Vivian beweisen, dass an diesem Gerücht nichts dran ist – das wäre ja ein Skandal! Schon bald merkt sie aber, dass in einer Kleinstadt immer ein Geheimnis zum nächsten führt … (Quelle: Amazon)

Anfang
Vivian Daltons alte, abgetragene Stiefeletten stapften knirschend über den festgetretenen Schnee von Freedlander's, während das helle Licht des Kaufhauses bis nach draußen auf den Gehweg fiel, wo es sich mit dem Leuchten dre Straßenlaternen vermischte. Vivian winkte kurz höflichkeitshalber mit einer Handschuhhand Betty Miller zu, die sie durch das beflockte zentrale Schaufenster hindurch entdeckt hatte.

Meine Meinung
Ich mag ja Geschichten über Frauen aus vergangenen Tagen. Das reicht von der Zeit des Mittelalters bis in die 1970er. Ich selbst bin in den 1980ern geboren, weswegen ab einem gewissen Punkt Schluss ist für mich, mit den "vergangenen Tagen".
Serien wie "High Seas", "Velvet" oder "Die Telefonistinnen" sind genau mein Ding. Wegen letzterer dachte ich, dass dieses Buch sicherlich auch nach meinem Geschmack wäre. Leider war es das nur bedingt.

Vivian Dalton arbeitet bei der Telefonvermittlung und hört bei dem ein oder anderen Gespräch mit - was natürlich strengstens verboten ist. Eines Tages belauscht sie ein Gespräch, in dem es darum geht, dass ihr Ehemann auch noch mit einer anderen Frau verheiratet sein soll. War ihr ihr Leben bis dahin zu langweilig, wird es nun aber ordentlich auf den Kopf gestellt.

Die Autorin schafft es, die 50er realistisch aufleben zu lassen. Zumindest so realistisch wie ich es mir vorstellen kann - ich selbst war ja zu der Zeit noch nicht dabei.

Ich hatte mich wirklich wahnsinnig auf dieses Buch gefreut, musste aber zügig feststellen, dass meine Euphorie einen ordentlichen Dämpfer bekommt. Vivian ist mir leider nicht wirklich sympathisch. Ziemlich egozentrisch und immer nur darauf bedacht was "die Leute" denken oder sagen könnten, lauscht sie sich durch die Leben der anderen und nutzt ihre berufliche Position dabei gehörig aus.

Durch Rückblenden erfährt man die Hintergründe zu Vivian und einigen anderen Personen - interessant gemacht hat es die Charaktere aber leider nicht. Ich habe es gelesen und zur Kenntnis genommen, aber das war es dann auch.

Das große Familiengeheimnis, welches so vollmundig im Klappentext angekündigt wurde, lässt leider sehr lange auf sich warten und wird dann nur schleppend enthüllt. Hier wäre eine etwas flottere Erzählweise definitiv von Vorteil gewesen.

Fazit
Das Buch war nicht schlecht, aber leider auch nicht wirklich gut. Man kann es lesen (50er-Fans werden sicherlich ihre Freude an den ganzen kleinen Details haben), verpasst aber auch nichts, wenn man es nicht tut.

Die Protagonistin ist leider keine Sympathieträgerin und die Geschichte schleppt sich stellenweise arg quälerisch dahin.

Veröffentlicht am 09.01.2022

Und wenn sie nicht gestorben ist, beißt Mira sich noch heute auf ihre Unterlippe

Spiele zu dritt
0

Buchinfo
Prickelnd, wild und hemmungslos: Diese Dreiecksgeschichte wird Ihnen den Atem nehmen!

Zu ihrem 32. Geburtstag bekommt Mira Adams von ihrem Freund Ethan eine große Überraschung: sie soll ihre ...

Buchinfo
Prickelnd, wild und hemmungslos: Diese Dreiecksgeschichte wird Ihnen den Atem nehmen!


Zu ihrem 32. Geburtstag bekommt Mira Adams von ihrem Freund Ethan eine große Überraschung: sie soll ihre lang gehegten erotischen Fantasien endlich ausleben! Und das nicht nur mit Ethan, sondern auch mit Miras Ex-Lover Rogan. Ein Wochenendtrip verspricht Ekstase pur, doch alle drei überschreiten derart ihre Grenzen, wie sie es niemals vermutet hätten. (Quelle: Amazon)

Meine Meinung
Die Geschichte um Mira, ihren Freund Ethan und ihren Ex-Freund Rogan ist schnell erzählt.

Da Ethan seine Freundin in den letzten Monaten etwas vernachlässigt hat, möchte er Mira einen schönen Geburtstag bereiten. Er mietet über das Wochenende eine abgeschiedene Hütte im Wald und die beiden genießen es, nur für sich zu sein. Was Mira aber noch nicht weiß: Ethan möchte Miras geheimste Fantasie wahr werden lassen und hat deswegen ihren Ex-Freund eingeladen, das Wochenende gemeinsam mit ihnen zu verbringen, denn Miras Fantasie ist Sex - mit zwei Männern.

Nach anfänglichem Zögern lässt auch Mira sich drauf ein und die Drei verbringen ein Wochenende der etwas anderen Art. Und da das allein der Autorin wohl nicht genug war (Frauen verlangen eben oft nach einer Story zwischen all dem Sex ^^), mischen auch Eifersucht, Besitzansprüche und Untreue mit.

Ich bin ganz ehrlich...bis es endlich mal zu dem Akt an sich kommt, hat es mir persönlich schon fast zu lange gedauert. Dieses ewige Hin und Her (Soll ich? Soll ich nicht?) und die vergangenen Geschichten, die Ethan und Rogan beruflich gemeinsam erlebt haben (jaha...auch die zwei Jungs haben eine gemeinsame Vergangenheit), gingen mir auf den Keks. Ich lese keinen erotischen Roman um etwas über eine alte Freundschaft zu lesen. Wer das will, der guckt auch Pornos wegen der tollen Dialoge.

Und dann endlich ist es soweit! Mira, Ethan und Rogan werden intim. Ich muss zugeben, dass Lacey Alexander wirklich weiß, wie man solche Dinge beschreibt (oder der Übersetzer André Peter) - da geht es ganz schön heiß her. Allerdings habe ich zwei kleine Kritikpunkte.

Ich weiß nicht, ob es an dem Original oder der Übersetzung liegt, aber der Satz "Mira biss sich auf die Unterlippe" kommt einfach viel, viel zu oft! Sie tut es ständig. Ob vor Erregung vor, während oder nach dem Akt, wenn sie überlegt, wenn sie sich freut...Mira beißt die ganze Zeit in ihre Unterlippe. Eigentlich müsste diese Unterlippe offen, blutig und entzündet sein!

Und Mira denkt zu viel! Ständig denkt sie über die Vergangenheit mit Rogan nach, dann grübelt sie über die Gegenwart mit ihm und Ethan und natürlich auch über die Zukunft mit ihrem Liebsten. Das wäre ja nicht tragisch, aber sie tut es während dem unglücklichsten Zeitpunkt - während des Aktes! Und zwar immer wieder. Sie hat nicht einmal Sex ohne sich über diese Dinge Gedanken zu machen und das finde ich auf die Dauer nervig, unpassend und irgendwie unrealistisch.

Es gibt dann auch tatsächlich noch eine weitgreifende Geschichte, die ich hier aber nicht zum Thema machen möchte, da die Spoiler sonst zu groß wären.

Fazit
Ein eigentlich wirklich guter erotischer Roman, der mich aber durch seine Handlung etwas genervt hat und ein paar Schwächen aufwies.

Die Beschreibungen der Sexszenen sind ziemlich gut und jedes Dinglein wird beim Namen genannt - so soll es sein.

Veröffentlicht am 09.01.2022

Super Idee, leider hat mir die Umsetzung nicht ganz so gut gefallen

Das Wunder von Coldwater
0

Buchinfo
Was, wenn das Ende gar nicht das Ende ist?

Es ist ein Abend im Herbst, als bei Tess Rafferty in der kleinen Stadt Coldwater am Lake Michigan das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung ...

Buchinfo
Was, wenn das Ende gar nicht das Ende ist?


Es ist ein Abend im Herbst, als bei Tess Rafferty in der kleinen Stadt Coldwater am Lake Michigan das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung hört Tess die Stimme ihrer Mutter – und lässt vor Schreck den Hörer fallen. Ihre Mutter ist seit vier Jahren tot ... Und Tess bleibt nicht die einzige; auch andere Bewohner erhalten Anrufe von Verstorbenen. Schnell ist die Rede von einem Wunder, und Coldwater rückt in den Fokus der Medien. Immer mehr Menschen glauben an die Anrufe aus dem Himmel. Nur einer nicht: der Pilot Sully Harding ist entschlossen zu beweisen, dass alles ein riesiger Schwindel ist. Aber ist es das? Oder existiert das Wunder von Coldwater wirklich? (Quelle: Amazon)

Anfang
Als der erste Anruf vom Himmel die Welt erreichte, packte Tess Rafferty gerade eine Packung Teebeutel aus.

Meine Meinung
Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war ich sofort angetan von der Geschichte und musste dieses Buch unbedingt lesen. Telefonanrufe von Verstorbenen aus dem Himmel - wie schön wäre es, wenn das wirklich passieren würde? Ich denke jede:r würde sich solche Telefonate mit mindestens einem Menschen wünschen.

Das Buch ist innerhalb der Kapitel in viele kleine Passagen unterteilt und der Leser/die Leserin erlebt die Geschichte aus den Perspektiven der jeweiligen Personen. Dies ermöglicht ein schnelles Vorankommen.

Eine Frau, die Anrufe ihrer Schwester erhält, ein Polizist dessen Sohn gefallen ist und sich nun bei ihm und seiner Exfrau meldet, eine Tochter dessen Mutter anruft, ein Toter, der das Handy seines Arbeitskollegen klingeln lässt und ein Zweifelnder, der seinem 6-jährigen Sohn erklären muss, weswegen die tote Mutter sich nicht bei ihm meldet.

Das Leben geht weiter - so heißt es. Aber das Leben ist kein Brettspiel, und wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, geht das Leben zwar weiter - aber ohne diesen geliebten Menschen.
(Seite 19)

Coldwater wird zum Walfahrtsort vieler Gläubiger, aber auch von Gegendemonstranten und Kritikern. Abgerundet wird das ganze durch YouTube-Videos, Live-Übertragungen in sämtliche Nachrichten und riesige Werbungen für DAS Himmel-Handy. Es ist alles vorhanden, was auch im wirklichen Leben wahrscheinlich passieren würde - gut gemacht.

Dass es bei so einer Geschichte viel um Gott, den Glauben und die Kirche gehen würde, war mir von Anfang an klar. Allerdings war es mir persönlich auf die Dauer einfach viel zu viel. In der Danksagung wird deutlich, dass der Autor selbst sehr gläubig zu sein scheint, was das Ganze erklärt.

Es gibt zwei Geschichten für jedes Leben - die wahre Geschichte und die Version, die von anderen erzählt wird.
(Seite 172)

Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich jeden Menschen aus Coldwater kenne. Es handelt sich um eine kleine Stadt mit wenigen Einwohnern, aber diese wurden scheinbar alle in irgendeiner Form angesprochen. Wirkliche Nähe und Bezug konnte ich weder zu ihnen, noch zu den Verstorbenen aufbauen. Die einzigen Personen, die ich wirklich mochte, waren der zweifelnde Sully, sein Sohn Jules und die Bibliothekarin Liz. Alle anderen sind halt irgendwie so dahin geplätschert.

Zwischendurch kamen immer mal wieder kleine Abschnitte über die Erfindung des Telefons und Alexander Graham Bell. Diese fand ich wirklich interessant, allerdings fingen sie irgendwann an sich zu wiederholen und es kam mir vor, als wenn man versucht hatte, das Buch so um ein paar Seiten zu erweitern. Diese Abschnitte haben mit der eigentlichen Geschichte zwar nichts zu tun, aber immerhin ist das Telefon hier sowas wie der Protagonist und deswegen fand ich es nicht unpassend, sondern irgendwie ganz nett.

Alles in allem konnte mich das Buch leider nicht ganz so überzeugen, wie ich es zu Beginn gedacht habe. Ungefähr ab der Hälfte gab es einen Umschwung und die anfängliche Euphorie für diese Geschichte verflog.

Vielleicht war es mir zu viel Himmel, Glaube und Gott, vielleicht hat mir der wirkliche Tiefgang gefehlt - ich weiß es nicht genau.
Ob es sich um ein Wunder oder um einen Schwindel handelt, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Fazit
Diese Geschichte hätte tatsächlich großes Potenzial gehabt. Die Idee dahinter ist eine wirklich gute, aber mir hat die Umsetzung nicht gefallen. Irgendwann waren mir die Menschen mehr oder weniger egal und ich wollte nur noch wissen, was sich hinter dem Wunder verbirgt.

Ich kann mir aber vorstellen, dass sie für andere Menschen gut und berührend ist, deswegen möchte ich niemandem von diesem Buch abraten - es aber auch keinem empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2021

Eine gute Geschichte, die mich aber leider nicht wirklich fesseln konnte

Radio Girls
0

Buchinfo
Eine unvergessliche Reise in Londons Roaring Twenties

London, 1926, der Krieg ist vorbei, die aufregende Energie der Veränderung flirrt durch die Luft. Die junge Amerikanerin Maisie hat einen ...

Buchinfo
Eine unvergessliche Reise in Londons Roaring Twenties


London, 1926, der Krieg ist vorbei, die aufregende Energie der Veränderung flirrt durch die Luft. Die junge Amerikanerin Maisie hat einen Job bei dem gerade erst gegründeten Rundfunksender BBC ergattert. Sie ist elektrisiert vom hektischen Tempo, den jungen klugen Mitarbeitern und einschüchternden Chefs. Sie entdeckt ihre Leidenschaft für das Radio und trifft auf die außergewöhnliche Hilda Matheson, die Gründerin des beliebten Talk-Programms, die ihr zur Mentorin wird. Als die beiden jedoch eine schockierende Verschwörung aufdecken, müssen sie sich entscheiden: Wie weit gehen zwei engagierte Journalistinnen für die Wahrheit? (Quelle: Verlag)

Anfang
Im Laufschritt schlängelte sie sich zwischen den verdutzten Fußgängern hindurch, doch ihr Verfolger war ihr immer noch dicht auf den Fersen.
All ihre sorgfältige Planung, all die Arbeit, um das Netz zu spinnen und die Fliege zu fangen, hatten diese Wendung nicht einkalkuliert, die Möglichkeit, dass die Papiere in ihrer Tasche so wertvoll waren, dass sie sie jagen würde, um die Unterlagen zurückzubekommen.

Meine Meinung
Wir schreiben das Jahr 1926 und befinden uns in London. So langsam keimt das Radio auf und möchte den Printmedien das Leben schwer machen. Allerdings steckt die BBC noch in den Kinderschuhen.

Maisie hat es geschafft! Trotz mangelnder Referenzen bekommt sie einen der begehrten Jobs beim Sender und darf unter anderem für Hilda Matheson arbeiten, die erste Vortragsdirektorin der BBC. Und während sie sich für das Radio erwärmt, kommt sie einer Verschwörung auf die Spur.

Ich habe mich wirklich gefreut ein Buch über eine gewisse Form des Feminismus und der Emanzipation zu lesen - Ladies in einer "Männerdomäne", das kann ja nur gut werden. Leider hat die Autorin es mir nicht so leicht gemacht.

Ich bin keine Freundin von ewig langen Kapiteln - 30 bis 45 Seiten sind mit persönlich einfach zu viel und frustieren mich schon fast - und die Geschichte muss wirklich richtig toll sein, damit ich darüber hinwegsehen kann. Das war hier leider nicht der Fall.

Wenn ihr mal genau schaut, besteht der Teil, den ihr hier unter "Anfang" findet, aus lediglich zwei Sätzen. Der zweite Satz ist dermaßen verschachtelt und verkompliziert, dass man beim Lesen fast ins Stolpern kommt. Leider nimmt mir auch das den Lesespaß. Ich komme nicht flüssig und zügig weiter, wenn ich zwischendurch immer wieder vorne ansetzen muss, weil ich am Ende nicht mehr weiß, wie dieser Satz eigentlich begann. Ich muss dazu sagen, dass ich mir die Leseprobe vorher nicht durchgelesen habe - hier liegt der Fehler also bei mir. Vermutlich hätte ich das Buch nicht angefragt, wenn ich das vorher gewusst hätte.

Als dritten Minuspunkt muss ich leider die (stellenweise) fehlende Spannung und dadurch auftretende Langatmigkeit erwähnen. An manchen Stellen habe ich quergelesen und Passagen übersprungen, da ich das Buch sonst sicherlich abgebrochen und nicht beendet hätte.

Bei aller Kritik will ich aber auch am Lob nicht sparen. Insgesamt war es eine gute Geschichte, in der Fiktion und Historie gut miteinander verknüpft wurden. Geschichtliche Ereignisse und echte Personen wurden gut in die Handlung eingearbeitet, ohne, dass die Geschichte an sich ausgebremst wurde oder die Geschehenisse erzwungen untergebracht werden mussten.

Die historischen Ereignisse wurden interessant dargestellt, ohne zu sehr auf (emotionale) Effekte abzuzielen.

Die Entwicklung der Maisie Musgrave mitzerleben hat mir sehr gut gefallen. War sie zu Beginn doch eher ein graues Mäuschen avancierte sie im Laufe des Buches zu einer selbstbewussten und politisch engagierten Frau. Die Beschreibungen dieses Weges wirkten auf mich realistisch und nachvollziehbar.

Fazit
Eine Mischung aus fiktiver Geschichte und wahrer Begebenheit über die Anfänge der BBC, Feminismus und Emanzipation.

Mich persönlich konnte die Autorin leider nicht restlos begeistern und auch nicht an die Geschichte fesseln. Wer diese Art von Geschichten mag, sollte sich davon aber nicht entmutigen lassen und sich ein eigenes Urteil bilden. Allerdings empfehle ich einen Blick in die Leseprobe, da der Schreibstil doch sehr speziell ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2020

Ein sehr starker Anfang, der leider in ein kurzes Ende mündet, bei dem sehr viel Potenzial einfach verschenkt wird. Schade!

Cleanland
0

Buchinfo
Die 15-jährige Schilo wohnt in Cleanland – dem Land der Reinen. Dank moderner Technik und strenger Gesetze sind die Menschen hier geschützt vor Krankheiten aller Art. Nur eine einzige registrierte ...

Buchinfo
Die 15-jährige Schilo wohnt in Cleanland – dem Land der Reinen. Dank moderner Technik und strenger Gesetze sind die Menschen hier geschützt vor Krankheiten aller Art. Nur eine einzige registrierte Freundin zu haben, rund um die Uhr überwacht zu werden und die eigene Großmutter nur durch eine Glasscheibe zu sehen – für Schilo ist das in Ordnung, Gesundheit hat nun mal ihren Preis. Doch dann erfährt die Familie ihrer Freundin die Härte des Regimes. Und Schilo verliebt sich in Toko, einen der Cleaner, die nachts Straßen und Gebäude desinfizieren müssen. Da begreift sie, wie hoch der Preis wirklich ist. Was ist wichtiger: die Gesundheit – oder die Freiheit? (Quelle: Lesejury)

Anfang
Die fünf Gesetze der absoluten Reinheit (Gar)

1. Reinheit bietet Schutz
2. Berührung ist gefährlich
3. Abstand führt zu Sicherheit
4. Kontrolle dient der Gesundheit
5. Gesundheit ist wichtiger als Freiheit

Ministerium für Reinheit

Meine Meinung
Ich denke nicht, dass ich extra erklären muss, warum ich dieses Buch gerne lesen wollte. Unsere momentane Situation ganz massiv weitergesponnen - das klingt doch wahnsinnig spannend. Da im Buch selbst immer nur von der "großen Pandemie" gesprochen wird, lässt es sich beliebig auf jede Krankheit in der Form anwenden.

Der Leser begleitet die 15-Jährige Schilo in der sozialen Isolation. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Oma in einer Wohnung in einem Hochhaus. Ihre Mutter arbeitet im Ministerium für Reinheit und ihre Oma sitzt in einem Zimmerlein, das mit einer Glasscheibe von der Küche getrennt ist. In diesem "Raum der Einsicht" sitzt die Oma quasi in einer Quarantäne auf Lebzeit. Sie kommt nicht hinaus und auch niemand zu ihr hinein (bis auf der Cleaner nachts). Diesen Zustand hat sie freiwillig gewählt, da sie auf Grund ihres Alters noch gefährdeter ist als der Rest. Schilos Mutter arbeitet viel und lange und so hat sie nur die Glasscheiben-Gespräche mit ihrer Großmutter oder reale und digitale Treffen mit Samira - Schilos eingetragener Kontaktperson. Lediglich zu dieser Person darf außerhalb der Familie Kontakt bestehen und reale Treffen stattfinden.

Doch wie alle Teenager unternehmen auch die zwei Mädchen gerne Dinge zusammen. So gehen sie regelmäßig joggen (natürlich nur auf vorher gebuchten Routen) oder in die Disco zum Tanzen - auch hier immer mit Protector, Gesundvisier und auf gebuchten Plätzen mit Abstand zu den anderen Gästen. Das versteht sich ja von selbst. Bei einem Besuch in der Disco passiert es - Schilo stürzt und ihr Protector (so etwas wie ein Ganzkörper-Schutzanzug) reißt am Knie. Sofort geht ein Alarm los und da niemand so genau weiß wann das passiert ist, werden alle Gäste der Tanzhalle in Quarantäne geschickt. Nachdem auf den Controllern aber festgestellt wird, dass niemandem etwas passiert ist, wird diese schnell wieder aufgehoben. Was für ein Glück, dass diese Mischung aus Armband und Uhr 24/7 die Vitalwerte überwacht!

Sowohl ihre Oma, als auch Samira sind kleine Rebellen was das System betrifft. So lassen beide zwischendurch den Nachtheiler aus. Dabei handelt es sich um eine Pille, die den Anwender in einen gesunden Schlaf versetzt und mit deren Hilfe sich der Körper viel schneller regenerieren kann. Schilo ist entsetzt als sie davon hört, probiert es aber aus und lernt Toko kennen und lieben. Dabei handelt es sich um den Cleaner, der nachts ihre Wohnung desinfiziert. Leider ist ihnen der Kontakt verboten, da die Cleaner nur eine kleine Stufe über den Bewohnern der Sicklands stehen. Bei den Sicklands handelt es sich um das Pendant zu Cleanland. Dort gibt es keinen Abstand, keine Protectoren, Gesundvisiere oder Desinfektionsmittel. Das bedeutet absolute Lebensgefahr. Oder?

Ausgerechnet dieser Junge bringt Schilos vermeintlich sicheres Weltbild ins Wanken und zeigt ihr neue Wege auf. Wird sie diese beschreiten oder hängt sie doch zu sehr in den Gesetzen der absoluten Reinheit fest?

Ich war so wahnsinnig gespannt auf die Geschichte, dass ich eventuell mit zu großen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Der Beginn hat mir wahnsinnig gut gefallen, auch wenn es ein bisschen gedauert hat, bis ich mir alle beschrieben Hilfsmittel (Protector, Gesundvisier usw) wirklich bildlich vorstellen konnte.

Martin Schäuble tut viel dafür, dass sich der Leser in diese extreme Welt reinfühlen kann. Nach einem etwas holprigem Start lief das Gelesene wirklich wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Ich konnte sehen wie alle mit riesigem Abstand zueinander unterwegs sind (die Straßen müssen da wirklich leer sein) und dabei Anzüge tragen, die ich mir ein bisschen wie diese weißen Maleranzüge vorgestellt habe.
Zu Zeiten von Smartwatches war auch diese Armband-Uhr-Vitalwertchecker-Smartphoneersatz-Mischung kein Hindernis oder auch die Visiere, mit denen manche Menschen momentan (leider) rumlaufen waren klar. Aber auch öffentliche Desinfektionsboxen, die außerhalb der Wohnung überall frei zugänglich und kostenlos stehen, oder die Drohnen, die nachts die Straßen mit Desinfektionsmittel besprühen bildeten sich gedanklich sofort in meinem Kopf ab.

Während all das wirklich wahnsinnig gut und sehr ausführlich beschrieben war, ging es ab dem Moment als Schilo Toko kennenlernt viel zu rasant. Da war dann die Sache mit Toko, aber auch mit Samira und deren Bruder Oskar, Schilos Mutter und ihr eigenes Gefühlschaos mit sich und ihrer Einstellung, was einfach zu konstruiert und zu flach auf viel zu wenig Seiten runtergehauen wurde. Es machte fast den Eindruck, als wenn der Autor zwingend hätte fertig werden müssen und nicht mehr so viel Zeit wie für den Anfang hatte.

Fazit
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, da es unsere momentane Situation extrem weitergesponnen hat. Könnte uns das auch passieren?
Während ich zu Beginn wirklich begeistert war, wurde ab einem gewissen Punkt das ganze Potenzial der Geschichte verschenkt. Anstatt auf dem Niveau vom Anfang zu bleiben, wurde der Autor viel zu flach, konstruierte die Handlung und machte es allen Beteiligten viel zu einfach. Bei manchen Dingen hätte ich mir auch einfach eine Erklärung oder mehr Information drüber gewünscht.
Wäre da einfach "mehr" gewesen, hätte ich sicherlich gerne vier oder fünf Sterne gegeben - das ist so leider nicht möglich. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere