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Veröffentlicht am 06.02.2022

Für Tierfreunde ein Muss - ein rundum gelungenes Tiersachbuch

Wieso? Weshalb? Warum? Tierwanderungen
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Bezieht sich auf die Printausgabe:
Nicht nur Menschen wandern, auch Tiere legen oft erstaunliche Entfernungen zurück. In „Alles über Tierwanderungen“ erfahren Kinder, warum und wie Tiere um die Welt reisen: ...

Bezieht sich auf die Printausgabe:
Nicht nur Menschen wandern, auch Tiere legen oft erstaunliche Entfernungen zurück. In „Alles über Tierwanderungen“ erfahren Kinder, warum und wie Tiere um die Welt reisen: Wohin fliegen Zugvögel? Warum wandern Tiere? Welche Tiere ziehen am Land umher? Warum wandern manche Tiere gemeinsam? Welche Tiere klettern in großer Höhe? Wer kann zwischen Land und Wasser wechseln? Welche Tiere sind im Wasser unterwegs? Wer schwimmt weit durch Meer und Fluss? Wer wandert in Arktis und Antarktis? Wohin ziehen Vögel? Wohin wandern Insekten? Wie beobachten wir Tierwanderungen? Wieso erforschen wir die Tiere? Wo auf der Welt sind Tiere unterwegs? Wie können wir die Tiere unterstützen? All diese Fragen werden beantwortet.
Viele Tierarten wie Gänse, Pinguine, Elefanten, Kröten, Elche, aber auch Insekten wie die Wanderheuschrecke sind im Buch vertreten. Das Buch reist mit den kleinen Leserinnen und Lesern durch die ganze Welt, quer durch alle Kontinente.

Auf jeder Seite finden sich längere Sachtexte, kürzere ergänzende Erklärungen, Illustrationen, Entdeckerklappen oder größere Verwandelbilder. Manche Illustrationen umfassen eine ganze Doppelseite, andere sind kleiner und teilweise in Klappen eingearbeitet. Die Texte sind für Kinder gut verständlich formuliert, der Satzbau ist dabei klar und einfach strukturiert. Die kleinen Leser werden direkt mit „Du“ angesprochen, was den Text lebendig macht. Detailliert und motivierend sind die bunten, oft „bewegten“ Bilder gestaltet. Durch die vielen großen und Klappen erfahren die Kinder viel Überraschendes, die Hände „lesen“ dabei mit. Die kleine Küstenseeschwalbe Kria führt durch das Buch, kommentiert und unterhält mit Sprechblasen. Das Buch eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab vier Jahren, die sicher in der Lage sind, mit den etwas empfindlichen Klappen sorgsam umzugehen. Schulkinder können die Texte schon selbständig erfassen.

Auch Tiere zieht es in die Ferne. Was für ein spannendes Thema! In „Alles über Tierwanderungen“ wird vielfältig beleuchtet und erklärt, dass Tiere ein besonderes Klima und spezielle Umstände benötigen, die ihren natürlichen, individuellen und aktuellen Bedürfnissen entsprechen. Dazu müssen sie oftmals die Umgebung wechseln. Dass es Zugvögeln im Winter bei uns zu kalt ist und sie in Schwärmen weiterziehen, hat wohl jeder schon beobachtet. Dass aber Pinguine in langen Reihen umherwandern, Haie teils 20.000 km zurücklegen und lange Zeit ohne Essen auskommen, in Afrika Mischherden aus verschiedenen Tierarten unterwegs sind oder auf den Weihnachtsinseln riesige Mengen an Landkrabben vom Regenwald zur Küste laufen, ist sicher nicht unbedingt Standardwissen. Hier können auch Erwachsene noch einiges dazu lernen. Tiere haben unglaubliche Fähigkeiten, die immer wieder in Erstaunen versetzen. So wechselt der Aal im Laufe seines Lebens nicht nur mehrmals seinen Lebensraum, er verändert dabei auch wiederholt seine Gestalt. Das Buch ist prall gefüllt mit hochinteressanten Fakten. Einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass manche Inhalte sich wiederholen, so erfährt man beispielsweise auf zwei verschiedenen Seiten, dass bei den Kaiserpinguinen die Männchen brüten, einmal wird der Vorgang etwas genauer, einmal etwas weniger detailliert geschildert. Wie gewohnt ein sehr lehrreiches, ansprechend gestaltetes, buntes, spannendes Wissensbuch aus der beliebten Reihe. Für kleine Tierfans ein absolutes Muss!


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Veröffentlicht am 12.01.2022

Ein zauberhaftes Flüsterpflanzenabenteuer - noch spannender und magischer als Band 1

Lea Lavendel und der magische Honig (Lea Lavendel 2)
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Lea ist sehr aufgeregt. Ihre erste Stunde in Flüstermagie steht kurz bevor. Mit der netten Nachbarin Hortensia hat sie die allerbeste Lehrerin, die sie sich vorstellen kann. Doch dann wird Leas Freude ...

Lea ist sehr aufgeregt. Ihre erste Stunde in Flüstermagie steht kurz bevor. Mit der netten Nachbarin Hortensia hat sie die allerbeste Lehrerin, die sie sich vorstellen kann. Doch dann wird Leas Freude rasch getrübt. Hortensia erhält einen überraschenden Besuch von einer ehemaligen Freundin, die nichts Gutes im Schilde zu führen scheint, kurz darauf wird Hortensia krank. In der Schule hat Lea Streit mit ihrem besten Freund Jannis, Leas Schwester Marga benimmt sich äußerst merkwürdig und dann werden auch noch Jannis Hummeln gestohlen. Wer könnte nur Interesse an Hummelhonig haben?

Autorin Corinna Wieja schreibt aus Leas Sicht in Ich-Form. Sie erzählt klar, lebendig, abwechslungsreich und kindgemäß. Dass sie die Pflanzen wie Gänseblümchen Bella auf sehr unterhaltsame, witzige, ganz eigene „liebeliche“ Art sprechen lässt, sorgt garantiert für viele Schmunzler. Tessa Raths bunte, fröhliche Bilder illustrieren die Geschichte sehr passend, motivieren und machen neugierig. Die Geschichte eignet sich aufgrund der etwas größeren Schrift und der übersichtlichen Kapitellänge zum Selberlesen für Kinder ab acht Jahren, zum Vorlesen für Jüngere ab sechs.

Wie bunt und originell die Figurentruppe ist, lässt sich schon an der Vorstellung der wichtigsten Charaktere auf den ersten Seiten erkennen: Menschen, Pflanzen und Tiere spielen hier gleichermaßen wichtige Rollen.
Da ist zunächst Lea, sie hat ein großes Herz für ihre Mitmenschen und die Natur, hasst Ungerechtigkeiten und möchte anderen immer sehr gerne helfen, auch wenn das manchmal schief geht. Lea ist wissbegierig, aufmerksam, einfallsreich, tatkräftig und aufgeweckt.
Leas Pflanzengefährtin Gänseblümchen Bella hat ihre besondere Flüsterfähigkeit noch nicht entdeckt. Sie pflegt eine individuelle, sehr drollige Ausdrucksweise und steht Lea immer unterstützend und mit Rat und Tat zur Seite, Bella ist eine außergewöhnliche Freundin.
Hortensia Pfeffer mit ihrem phänomenalen Garten weiß alles über Pflanzen, sie kann Lea noch unendlich viel beibringen. So eine freundliche Nachbarin und Lehrerin hätte wohl jeder gerne.
Leas Freund Jannis ist gern wissenschaftlich unterwegs, er erstellt ein Plantidex, katalogisiert akribisch sämtliche Flüsterpflanzen. Jannis ist manchmal etwas zu nett und gutgläubig und lässt sich dann von anderen ausnutzen. Auf Jannis kann kann sich Lea immer verlassen.
Leas Schwester Marga hat tolle, verrückte Ideen, die sie als Erfinderin umzusetzen versucht. Sie ist ziemlich verfressen, was sie diesmal ganz schön in die Bredouille bringt.
Besonders originell sind die Flüsterpflanzen, die auch in diesem Band bedeutende Auftritte haben, die treue Linde Titania zum Beispiel, die so weise ist, oder Jannis Pflanzengefährte Oskar ein unscheinbar wirkender lebender Stein, der eine erstaunliche, sehr überraschende Superpflanzenfähigkeit offenbart.
Ohne gemeine Bösewichte kommt so eine Geschichte natürlich nicht aus. Da müssen die Freunde wirklich gut zusammenarbeiten, um sich speziellen Gegenspielerinnen widersetzen zu können.

Ob Lea und ihre Freunde den Honigdieb stellen? Bei der Suche nach dem Täter erleben sie ein aufregendes, spannendes Abenteuer voller Zauberei. Nebenher erfahren die Leser allerhand Wissenswertes über Pflanzen und Tiere, die auch ohne echte Magie in Wirklichkeit über unglaubliche Fähigkeiten verfügen. Am Ende gibt es noch nützliche, praktische Tipps zur Hummelrettung, Hummeln können übrigens tatsächlich auch echten Honig produzieren.
„Lea Lavendel und der magische Honig“ ist eine interessante, phantasievolle, originelle und lehrreiche Geschichte über echte Freundschaft, sie besticht durch ihre wunderbaren Charaktere. Das Buch motiviert die Leser, sich näher mit der Natur, insbesondere Blumen und anderen Pflanzen zu befassen, macht große Lust auf Frühling, Sommer und Gartenarbeit. Für uns noch besser als Band 1, auch weil uns die tollen Figuren immer mehr ans Herz wachsen. Wir freuen uns schon sehr auf die Fortsetzung, in der sich vielleicht endlich Bellas magische Flüsterfähigkeit offenbart. Allen Tier- und Pflanzenfans können wir diese primelöse Reihe nur allerwärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Jeder ist genug - witziger und origineller Comic mit starker Botschaft

nICHt genug (nICHt genug-Reihe - Band 1)
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Natalies beste Freundin Lily ist weggezogen, Natalie war lange Zeit sehr traurig deswegen. Doch auf ihrer neuen Schule wird Natalie Lily endlich wieder treffen. Natalies Freude darüber währt allerdings ...

Natalies beste Freundin Lily ist weggezogen, Natalie war lange Zeit sehr traurig deswegen. Doch auf ihrer neuen Schule wird Natalie Lily endlich wieder treffen. Natalies Freude darüber währt allerdings nur kurz, Lily hat eine neue beste Freundin und interessiert sich überhaupt nicht mehr für Natalie. Natalie scheint ihr einfach nicht mehr genug. Überhaupt hat Natalie immer öfter das Gefühl nicht genug zu sein: sie ist nicht sportlich, nicht cool und nicht begabt genug. Auch wenn der Start in der neuen Schule Natalie erstmal ziemlich ernüchtert und enttäuscht, stellt sie bald fest, dass sie sich überhaupt nicht verstecken muss und dass sie allerhand auf dem Kasten hat.

Maria Scrivans Comic ist gut verständlich und kindgemäß geschrieben und gezeichnet. Wie aussagekräftig die Illustrationen sind, ist schon am Cover erkennbar: Natalie ist darauf zu sehen, sie ist geknickt und unglücklich, ihr Schatten ist ein gebrochenes Herz. Dieses Bild sagt mehr als tausend Worte. Maria Scrivan trifft mit ihren klaren, prägnanten Comic-Zeichnungen ins Schwarze. Die Seiten sind bunt und abwechslungsreich, mit unterschiedlich großen und kleinen Abbildungen gestaltet. Natalie kommentiert die jeweiligen Bilder in Ich-Form treffend, trocken, selbstironisch und ziemlich witzig. Das Buch ist für Kinder ab acht Jahren geeignet, vermutlich werden sich Mädchen mehr angesprochen fühlen als Jungen.

Vielen Kindern geht es manchmal so, dass sie sich für unzulänglich und untalentiert halten. Natalie bringt dieses bekannte Gefühle präzise und sehr nachvollziehbar zum Ausdruck. Mit Natalie können sich die Leserinnen und Leser bestimmt gut identifizieren. Natalie ist sensibel und übermäßig selbstkritisch, aber eben auch ziemlich kreativ, originell, phantasievoll und vor allem komisch. Dass sie nicht aufgibt, sich viele Gedanken macht und aktiv wird, statt in Selbstmitleid zu versinken, zeichnet sie aus. Manchmal verhält sie sich etwas unbedarft und naiv, was sie aber nur umso liebenswerter macht. Im Gegensatz dazu wirken Natalies ehemalige Freundin Lily und deren neue Freundin Alex extrem unangenehm. Glücklicherweise sind das aber nicht Natalies einzige Klassenkameraden. Da gibt es zum Beispiel noch den niedlichen Derek oder Zoe, die echt schlau und dazu auch noch total nett ist.

Natalie hat ganz schön viel Talent, nach und nach wird ihr das selber klar. Sie entwickelt Selbstwertgefühl und erkennt, sie ist genug, so wie jeder andere auch genug ist. Die Handlung mag etwas einfach sein, die Botschaft des Buchs ist aber ganz stark. Und in Comics geht es nicht nur um die Geschichte, da geht es darum, dass man bem Lesen gut unterhalten wird, was hier definitiv der Fall ist. Komische, originelle Momente hat dieses Buch zahllose zu bieten. Meine zehnjährige Tochter konnte nicht aufhören zu lachen, als sie vom Titelthema eines von Natalie erfundenen Hundemagazins las, nämlich „Dein Tennisball und Du“. Auch Natalies einfallsreiche Vorstellungen und Charakterisierungen der Figuren und ihre Auflistungen haben sie begeistert.
Für uns ein kurzweiliges, unterhaltsames, originelles Comicbuch mit vielen lustigen Momenten und einer wichtigen Aussage: Jeder ist gut, so wie er ist, man muss es nur selbst erkennen. So macht die Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls richtig Spaß. Vor allem Lesemuffel werden sich von Natalies Geschichte motivieren lassen. Hier gibt es für wenig Text viel Unterhaltung. Für alle Mädchen ab acht Jahren uneingeschränkt zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

So lehrreich, informativ, unterhaltsam und witzig kann die tägliche Geschäftsabwicklung sein

Klo-Psychologe
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Menschen verbringen erstaunlich viel Lebenszeit auf dem stillen Örtchen, laut Klappentext täglich bis zu vierzehn Minuten. Was liegt da näher als das Nötige mit dem Nützlichen zu verbinden und sich während ...

Menschen verbringen erstaunlich viel Lebenszeit auf dem stillen Örtchen, laut Klappentext täglich bis zu vierzehn Minuten. Was liegt da näher als das Nötige mit dem Nützlichen zu verbinden und sich während der Geschäftsabwicklung weiterzubilden? In 100 Sitzungen lässt sich durch die Lektüre dieses Buchs fast mühelos ein Diplom in Klopsychologie erlangen. In den Sitzungen geht es um ganz verschiedene Aspekte der Psychologie. Zunächst gibt es eine Einführung mit einer Definition der Psychologie, dann folgen die Kapitel „Tiefenpsychologie“, „Persönlichkeitspsychologie“, „Kognitive Psychologie und Intelligenzpsychologie“, „Kommunikationspsychologie“, „Motivationspsychologie und positive Psychologie“, „Entwicklungs- und Evolutionspsychologie“ und „Organisationspsychologie“. Alles endet wie bei einem echten Studium mit einem Abschlusstest. Zahlreiche Psychologen wie natürlich Siegmund Freud oder Kurt Lewin werden vorgestellt. Zwischendurch sorgen abwechslungsreiche Graphiken für Unterhaltung, da ist so manches Badezimmer berühmter Psychologen skizziert oder es gibt amüsante Filmplakate wie „Der Klopate“ zu bewundern. Außerdem werden immer wieder Multipel Choice Fragen zum Mitmachen angeboten und prägnante Zusammenfassungen von Wissen in Listen, übersichtlichen Tabellen oder graphischen Darstellungen präsentiert.

Der Autor und Diplompsychologe Moritz Kirchner alias Konrad Klever schreibt gut verständlich, direkt, manchmal herrlich flapsig und sehr unterhaltsam. Er spricht seine Schüler/ Klostudenten direkt an. Über Formulierungen wie von „null Bock« bis zu »Jürgen Klopp“, wenn es um die Intensität menschlicher Motivation geht- musste ich immer wieder lachen. Das Buch liest sich wunderbar flüssig, lebendig und überhaupt nicht trocken.

Mir hat das interessante, leichte, sehr unterhaltsame Büchlein, das sich übrigens auch außerhalb des stillen Örtchens prima lesen lässt und die täglichen Sitzungszeiten garantiert verlängert, gut gefallen. Komplexe Themen werden für Laien ansprechend und motivierend aufbereitet. Ich hatte einige Erleuchtungen, weiß jetzt definitiv mehr über dieses interessante Fachgebiet als vorher. Natürlich habe ich mir während der Lektüre über meine Mitmenschen, meine Erfahrungen und mich selbst so meine Gedanken gemacht und bin nun fest davon überzeugt, dass ein wirklich guter Chef über Grundkenntnisse der Psychologie verfügen sollte.
Und auch im Alltag kann so manches, was es hier zu studieren gab, sicher hilfreich sein. Aktives Zuhören zum Beispiel.
Kurzweilig, verständlich und lehrreich, so müssen Sachbücher für mich sein.
Wer sich für Psychologie interessiert, aber Sachbücher oft zu schwer und anstrengend findet, dem rate ich sehr, sich mit „Klopsychologe - in einhundert Sitzungen zum Seelenklempner“ fortzubilden.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Vordergründig ein langsamer Krimi, auf den zweiten Blick ein großartiger Roman darüber, woran unsere Gesellschaft krankt

Der Sucher
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Der Amerikaner und ehemalige Polizist Cal Hopper möchte sein altes Leben hinter sich lassen und sich in einem irischen Dorf neu orientieren. Zunächst scheint er dort die Ruhe zu finden, nach der er sich ...

Der Amerikaner und ehemalige Polizist Cal Hopper möchte sein altes Leben hinter sich lassen und sich in einem irischen Dorf neu orientieren. Zunächst scheint er dort die Ruhe zu finden, nach der er sich so sehnt, die Bewohner heißen ihn freundlich willkommen und integrieren ihn. Doch dann werden wiederholt auf brutale Weise Tiere in der Umgebung getötet. Und Cal stellt fest, dass er beim Renovieren seines neuen Heims beobachtet wird. Von Trey, einem Kind, das eine eindringliche, aber prekäre Bitte an Cal richtet. Cal begibt sich auf die Suche nach einem verschwundenem Jungen, Treys Bruder, und kommt dabei noch anderen Geheimnissen auf die Spur.

Tana French erzählt in Gegenwart, sie schreibt klar und lebendig, schildert was Cal in seiner neuen Heimat erlebt. Oft herrscht seitenlang Schweigen und es wird von Cals einsamen Tagesablauf berichtet, dann wiederum sprechen die Figuren viel in wörtlicher Rede miteinander, was eine besondere Atmosphäre schafft.

Polizist Cal Hopper ist ein wichtiger, interessanter Charakter, den ich über weite Teile sehr gut verstehen konnte. Er hat den Dienst quittiert, weil er das Gefühl hat, seine innere moralische Stimme nicht mehr hören zu können. Er sucht die Abgeschiedenheit, um seine eigene Zerrissenheit zu überwinden. Für Trey wird Cal eine Art Mentor, der sich bemüht, Halt und Orientierung zu vermitteln. Cals wichtiger Grundsatz ist es, mit anderen anständig umzugehen, davon möchte er auch Trey überzeugen. Die sich entwickelnde Beziehung zwischen Cal und Trey wird intensiv, anschaulich und gut nachvollziehbar, ja fast „greif- und spürbar“ dargestellt. Das gefällt mir.

Tana French schreibt in einer klaren, direkten, eindeutigen Sprache und erzählt erstaunlicherweise dennoch so viel zwischen den Zeilen.
Der Sucher“ ist vordergründig ein recht unspektakulärer Krimi mit langsamen Erzähltempo, aber es geht darin doch um so viel mehr als um die Geschichte eines verschwundenen Jungen. Im Roman steckt so viel Grundsätzliches, Aktuelles, Wichtiges. Das Buch zeigt auf, woran unsere Gesellschaft krankt. French befasst sich mit den Herausforderungen der aktuellen Welt, mit den Schwierigkeiten, Orientierung zu finden. Hauptfigur Cals Gedanken kreisen immer wieder konkret um das Wesen der Moral. Er hat in seinem früheren Leben im rastlosen Chicago seinen inneren Kompass verloren, der so wichtig für seinen Beruf ist. Er weiß nicht mehr, was wirklich richtig ist, glaubt es mit dem zu verwechseln, was die Leute für richtig halten. „Nach Cals Auffassung beinhaltet Moral mehr als nur Begrifflichkeiten.“ „Alle sprachen immer nur über Sprache, und am moralischsten war derjenige, der andere Leute am lautesten runterputzte, weil sie die falsche Sprache benutzten.“ Cal bringt seine Vorstellung von Moral klar auf den Punkt: „Moral ist das, was sich nicht ändert. Das, was du tust, ganz egal, was andere Leute tun. Wenn sich zum Beispiel jemand dir gegenüber wie ein Arschloch benimmt, vergisst du vielleicht deine guten Manieren. Vielleicht sagst du, er soll sich verpissen oder du haust ihm sogar eine rein. Aber wenn du dann siehst, dass er in einem brennenden Auto eingeklemmt ist, dann reißt du trotzdem die Tür auf und versuchst, ihn rauszuziehen. Obwohl er ein Arschloch ist. Das ist Moral.“
Die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt, ist in Frenchs Roman für mich ganz zentral.
Tana Frenchs atmosphärische Romane sind eine besondere Klasse für sich. Sie lassen sich leicht und unkompliziert lesen, zeigen erst auf den zweiten Blick, was wirklich unter der Oberfläche in ihnen verborgen ist, wenn man sich nur darauf einlässt. Mich hat die Autorin erneut überzeugt und zum Nachdenken gebracht. Dieses Buch wird mich sicher noch lange beschäftigen.

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