Profilbild von oOoLeoOo

oOoLeoOo

aktives Lesejury-Mitglied
offline

oOoLeoOo ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit oOoLeoOo über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2022

Fesselnder Roman über ein Leben als Sängerin, Freundin und Affäre

Unser wirkliches Leben
0

Anna ist Aushilfsjobberin, beste Freundin und Mitbewohnerin aber vor allem ehrgeizige Opernsängerin in Ausbildung und Geliebte/ Affäre/ Beziehung eines Mannes. Was genau sie für diesen Mann und der Mann ...

Anna ist Aushilfsjobberin, beste Freundin und Mitbewohnerin aber vor allem ehrgeizige Opernsängerin in Ausbildung und Geliebte/ Affäre/ Beziehung eines Mannes. Was genau sie für diesen Mann und der Mann für sie ist, ist bis zur letzten Seite nicht so ganz einzuordnen.
Nachdem sie bislang zu 100% für ihre Ausbildung zur Opernsängerin gebrannt hat, den Proben dem Gesangsunterricht und den Auftritten mit dem dazugehörigen Lifestyle, rückt Max, nachdem sie ihn in einer Bar kennenlernt immer mehr in den Vordergrund ihrer Prioritäten.
Mit der Zeit sagt sie immer mehr Proben etc. ab um Zeit mit Max zu verbringen, sie zieht bei ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Laurie aus und lässt sich stattdessen eine eigene Wohnung von Max finanzieren. Laurie ist von dem Kerl und der ganzen Beziehung alles andere als angetan und tatsächlich ist Max‘ Einfluss auf Annas Leben nicht gerade positiv…
Mich hat der Roman komplett in seinen Bann gezogen. Man hat die ganze Zeit einen üblen Beigeschmack was Max‘ Intention und Gefühle angeht, aber man kann es nicht greifen. So wie die Opfer von Gaslighting kann man auch als Leser nicht sagen, ob man sich dieses Misstrauen gegen Max nur einredet, weil Laurie offen ihre Abneigung gegen ihn kundtut, weil er Anna ein paar mal zuviel unterstellt wie kindisch sie wäre, weil man das Gefühl hat, dass er sie kaufen möchte , finanziell abghängig machen und sozial isolieren will. All diese Motive könnte man aber auch für ihn auslegen: Laurie ist vielleicht einfach nur neidisch oder sieht alles durch eine pessimistisch-feministische Brille, er möchte Anna vielleicht nur vor Fehlern bewahren und finanziell unterstützen und sozial isolieren tut sie sich eigentlich ja selber, wie das halt normal ist, wenn man verliebt ist.
Sehr gut gefallen hat mir auch der Schreibstil. Durch das Weglassen von Anführungszeichen in der wörtlichen Rede, war der Text flüssiger lesbar, man ist nicht dauernd über die Zeichensetzung gestolpert, sondern die Erzählung ging ohne Stocken in den Dialog über und umgekehrt.
Absolute Empfehlung für diese Geschichte über eine Beziehung, die für die meisten Menschen wahrscheinlich näher an der Realität liegt und aus dem man auf jeden Fall mehr mitnehmen kann als aus den typisch kitschigen, aufpolierten Liebesromanen mit Happy End.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2022

Tiefgreifende Erzählung aus Sicht eines Krebskranken

halbtote schmetterlinge
0

Das Buch handelt von Ambühl, ein Mann mittleren Alters, der mitten im Leben zu stehen scheint bis ihn eine Prostatakrebs-Diagnose aus dem Leben reißt. Einhergehend mit der Erkenntnis, dass sein Leben endlich ...

Das Buch handelt von Ambühl, ein Mann mittleren Alters, der mitten im Leben zu stehen scheint bis ihn eine Prostatakrebs-Diagnose aus dem Leben reißt. Einhergehend mit der Erkenntnis, dass sein Leben endlich sein könnte verabschiedet er sich von seiner alten Beziehung und beginnt mit seiner neuen Liebe diesen schwierigen Lebensabschnitt. Durch die Behandlung geht ihm unter anderem auch seine Libido verloren und das Testosteron-Hormon wird chemisch in seinem Körper unterdrückt, wodurch er länger mit sich hadert: wie er nun auftritt und was ihn nun ausmacht als Mann ohne "Männlichkeit".
Ambühl nimmt einen mit auf eine Reise, die von einer schweren Krankheit teilweise schwer wiegt, doch immer wieder gibt es auch Momente in denen man vergisst, dass er so krank ist. Zusammen mit seiner neuen Frau finden sie ein schönes Ferienhaus indem sie Ruhe und Frieden finden und trotz allem einen schönen und entspannten Alltag zwischen den Behandlungen genießen können.
Ein wunderschönes und doch sehr positives Buch über eine tödliche Krankheit aus Sicht des Betroffenen. Tiefgreifend wird von seinen Gefühlen und immer wieder auftauchende Unverständnis von Außenstehenden sein derzeitiges Sein beleuchtet. Klischeebefreit wird die Aufnahme der Diagnose beschrieben, die unrealistische Vorstellung, dass einem in diesem Moment plötzlich der Sinn des Lebens aufgehen würde, bleibt glücklicherweise unangetastet. Das Ende bleibt offen, so dass jeder hoffen kann...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2021

Eine Lebensgeschichte die Gehör verdient

Schwarzes Herz
0

In „Schwarzes Herz“ erzählt die Autorin über ihr Leben als Frau und, was anscheinend in dieser Gesellschaft noch erschwerend hinzukommt, als schwarze Frau. Sie erzählt über Ihre Erfahrungen in ihrer Kindheit, ...

In „Schwarzes Herz“ erzählt die Autorin über ihr Leben als Frau und, was anscheinend in dieser Gesellschaft noch erschwerend hinzukommt, als schwarze Frau. Sie erzählt über Ihre Erfahrungen in ihrer Kindheit, den vielen Sprüchen, den Blicken, das ständige Abgrenzende wegen ihres „Andersseins“. Auch in der Familie wird ihr dieses Selbstbild vermittelt, sie sie halt anders aus als der Rest der Familie… Als dann ein Mann in ihr Leben tritt, der sie wahrnimmt und annimmt wie sie ist, verfällt sie ihm und wird immer mehr Opfer seiner Machtspielchen, Demütigungen und Gewalteskapaden.
Die Geschichte ist die einer extrem toxischen, gewalttätigen Beziehung aber auch die einer hochgradig frauenfeindlichen und rassistischen Einstellung der Gesellschaft. Nach dem Motto „ist ja nur ein Spruch“ hagelt es abwertende und ausgrenzende Bemerkungen zu ihrer Person, bzw. vielmehr ihrem Erscheinungsbild. Die Autorin liest die eigene Erzählung selbst, offensiv und mutig nimmt sie den/die Hörerin mit in ihr früheres Leben. Szenen, die als Hörerin schon kaum zu ertragen sind erzählt, Jasmina Kuhnke mit klarer Stimme und viel Selbstreflexion.
Ein sehr mitnehmendes und wachrüttelndes Hörereignis, dass ich jedem ans Herz legen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Thema
  • Erzählstil
  • Sprecherin
  • Cover
Veröffentlicht am 29.09.2021

Kritischer Blick einer jungen Erwachsenen

Jung, besorgt, abhängig
0

In dem Buch habe ich quasi eins zu eins meine aktuellen Sorgen und wohl auch die vieler anderer junger Menschen wiedergefunden.
Die Themen werden in Dialogen mit Freundinnen oder Beispielen von eigens ...

In dem Buch habe ich quasi eins zu eins meine aktuellen Sorgen und wohl auch die vieler anderer junger Menschen wiedergefunden.
Die Themen werden in Dialogen mit Freundinnen oder Beispielen von eigens oder im Bekanntenkreis der Autorin erlebten Vorfälle bearbeitet. Dadurch ist man richtig "dabei". Man erinnert sich an all die Gespräche und Diskussionen, die man selber so oder so ähnlich schon mit Freunden geführt hat und an Vorfälle die man ebenso oder ähnlich erlebt hat. Das ist natürlich nicht immer angenehm aber darum geht es schließlich: es muss sich was ändern und das muss jeder begreifen, vor allem aber die entsprechenden Entscheidungsträger.
Das Buch werde ich auf jeden Fall auch meinen Eltern zu lesen geben, die viele meiner Sorgen und Ängste z.b. um die Absicherung im Alter so gar nicht nachvollziehen können.

Fazit:

Ein aufrüttelndes Buch in dem all die kleinen, akzeptierten, alltäglichen Problem und Sorgen in Zusammenhang gebracht werden und greifbar werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2021

Ein Roman der unter die Haut geht

Die Überlebenden
0

Das Cover dieses Buches ist sehr schlicht und neutral gehalten, ganz im Gegenteil zum Inhalt des Buches: Man findet sich in der Lebensgeschichte, vor allem der Kindheit, dreier Brüder wieder. Erzählt wird ...

Das Cover dieses Buches ist sehr schlicht und neutral gehalten, ganz im Gegenteil zum Inhalt des Buches: Man findet sich in der Lebensgeschichte, vor allem der Kindheit, dreier Brüder wieder. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von einem der Brüder, Benjamin, abwechselnd aus der Vergangenheit, der Kindheit, und Gegenwart, dem Erwachsenenalter. Die Zeitstränge nähern sich im Laufe der Geschichte an, sodass sich immer mehr Puzzleteile des Lebens der Kinder zusammenfügen. Eine sehr schöne Erzählweise, wie ich fand.
Man wird mitgenommen in eine Kindheit, die geprägt ist von der Unberechenbarkeit und seelischen Abwesenheit der Eltern. Die Eltern verbringen scheinbar einen Großteil der Zeit miteinander, die eisgekühlte Flasche Wodka immer zwischen sich stehend und mit regelmäßigen „hej“s untereinander aufteilend. So wie der Wodka scheint auch die meiste Zeit über die Stimmung zwischen den Eltern und gegenüber den Kindern zu sein. Kalt und distanziert. Nur gelegentlich unterbrochen durch einen kurzen liebevollen Moment, wie eine Vorleserunde, doch noch öfter unterbrochen durch Streitigkeiten bis zu Handgreiflichkeiten zwischen den Eltern und Ausrastern und Ausfällen gegen die Kinder.
Die Familiendynamik ist durchgehend angespannt, auch zwischen den drei Brüdern. Eines Tages kommt es zu einem Unfall, der die Familie endgültig auseinandertreibt und jeden zurückgezogen in seinem eigenen distanzierten Raum aus unausgesprochenen Gefühlen und Verletzungen zurücklässt…
Passend zur Stimmung die einen beim Lesen der Seiten befällt, habe ich das Buch an einem grauen Herbsttag begonnen zu lesen und auch beendet. Einmal angefangen, konnte ich das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte ist unendlich traurig und schier endlos hoffnungslos und doch versteht der Autor es, in einer Leichtigkeit und mitreißenden Art zu schreiben, dass man nicht mehr loskommt. Der Roman lässt mich demütig und mit drückender Schwere zurück und doch möchte ich das Buch jedem ans Herzen legen. Lange nicht mehr hat mich ein Roman so tief bewegt. Die Geschichte hat kein Happy End aber ein versöhnliche s Ende, das einen wachruft zu überdenken was man selber schon viel zu lange totgeschwiegen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere