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Veröffentlicht am 20.06.2022

Genial geschrieben, abgründig, packend!

Kaltherz
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Mein Gott, was für eine Geschichte.
Es sind nur acht Minuten, doch diese acht Minuten haben gereicht, um die kleine Marie aus dem Wagen ihrer Mutter Clara zu entführen. Kommissarin Kim Lansky übernimmt ...

Mein Gott, was für eine Geschichte.
Es sind nur acht Minuten, doch diese acht Minuten haben gereicht, um die kleine Marie aus dem Wagen ihrer Mutter Clara zu entführen. Kommissarin Kim Lansky übernimmt den Fall. Mit ihrer eigenwilligen Art irritiert sie ihre Kollegen und Vorgesetzen und sie wird von einer Dienststelle in die nächste abgeschoben. Der Fall Marie ist ihre letzte Chance, sich als Ermittlerin zu beweisen. Lansky ist hart im Nehmen. Hinter ihrer abgebrühten Art verbirgt sie jedoch ihre Verwundbarkeit und das ist das, was sie so verletzlich macht.
Clara, Maries verzweifelte Mutter kämpft mit Schuldgefühlen und ist voller Selbstmitleid, bis sie es schafft, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Maries Vater, Jakob ist ein Workaholic, ein äußerst intelligenter Mensch, der völlig frei von Gefühlen zu sein scheint. Doch es geht um die kleine Marie. Als Leserin leidet man mit dem Kind.
Hinter dem packenden Cover wartet ein Thriller, der seinesgleichen sucht. Schon beim Lesen der ersten Seiten hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Die kurzen Kapitel ermöglichen ziemlich zeitgleich einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten. Das bringt dem Leser
in den Charakter der einzelnen Menschen sowie ihr Empfinden sehr nahe. Henri Faber ist ein sehr sprachbewusster Autor. Er spielt mit den Wörtern und formuliert Sätze sehr sorgsam aus. Das hat mich fasziniert und sehr beeindruckt.

Durch geschickte und völlig unvorhersehbare Ereignisse bleibt die Spannung sehr hoch. „Kaltherz“ ist ein schlau ausgetüftelter Thriller, bildhaft und emotional erzählt.
Könnte ich mehr als fünf Sterne vergeben, würde ich das gerne tun. Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung an alle Thriller Freunde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.05.2022

Totenkulte der Völker

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Schon immer möchte ich Geschichten aus dem alten Ägypten, am liebsten würde ich selbst mit auf Ausgrabung gehen. Geheimnisse aus der Pathologie und dazu noch Wien im späten 19. Jahrhundert machen das Thriller ...

Schon immer möchte ich Geschichten aus dem alten Ägypten, am liebsten würde ich selbst mit auf Ausgrabung gehen. Geheimnisse aus der Pathologie und dazu noch Wien im späten 19. Jahrhundert machen das Thriller Paket für mich perfekt. Oliver Pötzsch ist zudem ein Garant für allerfeinsten Lesegenuss und ich war gespannt auf mein erstes Zusammentreffen mit Leopold von Herzfeldt.
Der junge Inspektor hat es nicht leicht, er ermittelt in einem kuriosen Fall. Als Professor Strössner, ein berühmter Ägyptologe, im Kunsthistorischen Museum aufgefunden wird, ist er nicht nur mausetot sondern auch nach allen Regeln der Kunst mumifiziert. Als weitere Mitglieder des Wiener Vereins für Altertumskunde ein unerwartetes Ableben erleiden, halt sich das Gerücht, dass es sich um einen uralten Fluch handeln muss. Doch nicht nur das Rätsel um den einbalsamierten Professor muss gelöst werden. In unterschiedlichen Wiener Bezirken werden die Leichen von jungen Männern gefunden.
Leopold von Herzfeldt hat es also nicht leicht. Sein Kollege Loibl ist erst einmal keine große Hilfe und seine Vorgesetzten machen sich gern über seine feine Kleidung lustig. Schlimmer noch ist jedoch, dass er sehr oft antisemitische Äußerungen wegen seiner Herkunft ertragen muss. Ein Lichtblick ist seine Freundin Julia, die mit beiden Beinen im Leben steht und das Herz am rechten Fleck hat.
Oliver Pötzsch beschreibt seine Figuren so echt, dass man glaubt sie persönlich zu kennen. Mein Lieblingscharakter ist aber nicht Leo oder Julia, es ist Augustin Rothmayer. Er ist der kauzige Totengräber des Wiener Zentralfriedhofes. Den Toten näher als den Lebenden ist er bei der Aufklärung von Todesfällen ein Experte. Sein Wissen vergrößert er auch mit dem Studium entsprechender Literatur in der kaiserlichen Hofbibliothek. Da trägt er selbstverständlich seinen besten Anzug, na ja, um genau zu sein,„seinen einzigen Anzug. Er hatte ihn sauber gebürstet, mehrmals ausgeschüttet und auch die Erdflecken an den Knien weggerubbelt.“
Auch die manchen Kapiteln vorangestellten Auszüge von Augustin Rothmayers Handbuch "Totenkulte der Völker" sind faszinierend.
Die wahren historischen Begebenheiten sind wunderbar mit der Fantasie des Autors verknüpft. Überhaupt steckt in diesem Roman viel Liebe zum Detail. Das Cover passt gut zu dem ersten Band der Reihe. Es erinnert mich farblich an eine Kerze. Die Dunkelheit wird von dem warmem gelb der Flamme erleuchtet, der Engel ist der Lichtschein, der auf einen Stadtplan Wiens scheint.
Der Stadtplan in der vorderen Umschlagseite hilft bei der Orientierung und besonders gut finde ich das Personenverzeichnis. Am Romanende überrascht noch das "Wienerisch für Piefkes".
Ich bin begeistert und gebe eine klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2022

Justitia ist blind

Nebelopfer
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Ich habe mich sehr auf den fünften Band der Elbmarsch Krimireihe von Romy Fölck gefreut und war schnell wieder auf dem Paulsen Hof heimisch. Die Charaktere entwickeln sich von Buch zu Buch weiter und man ...

Ich habe mich sehr auf den fünften Band der Elbmarsch Krimireihe von Romy Fölck gefreut und war schnell wieder auf dem Paulsen Hof heimisch. Die Charaktere entwickeln sich von Buch zu Buch weiter und man wird als Leser in ihr Leben miteingebunden. „Nebelopfer“ kann auch ohne Vorkenntnis der anderen Bände gelesen werden. Um richtig „Familienanschluss“ zu bekommen, empfehle ich jedoch mit dem ersten Band zu beginnen.
„Justitia ist blind! Cord Johannsen im Knast. Ich gestehe, im Prozess gegen Cord Johannsen falsch ausgesagt zu haben.“ Das steht auf einem Pappschild, das um den Hals eines Toten baumelt. Er ist kaum auszumachen im Nebel, erhängt an einem uralten Galgenbaum. Bjarne Haverkorn erinnert sich sofort an die schreckliche Familientragödie. Vor fünfzehn Jahren wurde Cord Johannsen für den kaltblütigen Mord an seiner Familie verurteilt und sitzt seitdem im Gefängnis. Der Erhängte sagte damals gegen Cord Johannsen aus. Das Pappschild deutet an, dass er im Prozess gelogen hat. Kurz darauf wird ein weiterer Zeuge getötet, der im Prozess gegen Johannsen ausgesagt hat. Haverkorn und Frida ist schnell klar, dass sie den wahren Täter der Johannsen Morde finden müssen, bevor es weitere Tote gibt.
„Nebelopfer“ behandelt ein äußerst spannendes Familiendrama. Obwohl die Tat unglaublich grausam war, war es doch viel Freude, an Fridas Seite zu stehen und mit ihr in dem Fall zu ermitteln.
In diesem Band liegt der Schwerpunkt auf dem momentan komplizierten Verhältnis zwischen Frida und Torben. Die Verletzung seiner Hände macht ihm zu schaffen und zudem fühlt er sich vernachlässigt, weil Frida aus Sorge um Haverkorn viele lange Stunden arbeitet. Über den Boxtrainer Milan und ihr Mündel Cat erfährt der Leser nur am Rande, dafür werden neue Personen vorgestellt. Der Fall ist fesselnd und ich habe versucht, den Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Die Story ist aber so ausgeklügelt, dass ich bis fast zum Ende gebraucht habe, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Romy Fölck hat es wieder verstanden, mich durch gekonnte Täuschungsmanöver und Wechsel der Perspektiven in die Irre zu führen. Die aufgebaute Spannung wurde bis zum Ende gehalten und hat das Lesen zu einem Genuss gemacht.
Ich war begeistert und warte nun ungeduldig auf den sechsten Band. Von mir eine klare Lese-Empfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 04.03.2022

Ein erschütterndes Sozialexperiment

Der dreizehnte Mann
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Der dreizehnte Mann ist der 2. Band der Justiz-Krimi-Reihe des ehemaligen Strafverteidigers Florian Schwiecker und des Rechtsmediziners Michael Tsokos. Das Insiderwissen und nicht zuletzt die Persönlichkeiten ...

Der dreizehnte Mann ist der 2. Band der Justiz-Krimi-Reihe des ehemaligen Strafverteidigers Florian Schwiecker und des Rechtsmediziners Michael Tsokos. Das Insiderwissen und nicht zuletzt die Persönlichkeiten der beiden Autoren finden sich eins zu eins in den Schlüsselpersonen von Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer wieder.

Der unscheinbare Timo Krampe kommt mit der Journalistin Anja Liebig in Roccos Anwaltskanzlei. Timo wollte mit seinem Freund Jörg einen Skandal von enormer Sprengkraft aufdecken und mit Hilfe der Journalistin an die Öffentlichkeit bringen. Doch jetzt ist Jörg verschwunden und Timo macht sich große Sorgen.

Wenig später obduziert der Rechtsmediziner Justus Jarmer eine Wasserleiche. Es spricht einiges für die Annahme, dass es sich um den ermordeten Jörg handelt. Nun scheint auch Timos Leben in Gefahr. Rocco will Timo helfen und übernimmt das Mandat.

Nach dem Fall Nölting (1. Band) haben sich Rocco und Justus besser kennengelernt. Aus einer beobachtenden Bekanntschaft hat sich ein zunehmend vertrauensvolleres und sehr respektvolles Verhältnis entwickelt. Durch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der beiden kommen die Recherchen im Fall Timo Krampe gut voran. Auch Roccos Freund und Privatdetektiv Tobi Baumann trägt einiges zur Aufklärung bei. Was dabei enthüllt wird, ist wahrlich brisant. Was so unglaublich klingt, ist doch wahr. Durch das Granther-Experiment (in Wirklichkeit das Kentler-Experiment) wurden in Berlin seit Ende der 1960er-Jahre bis Beginn der 2000-er Jahre Pflegekinder von Jugendämtern an Pädophile vermittelt. Jörg und Timo waren Opfer dieses Kindermissbrauchs.

Durch die kurzen Kapitel, die sich in ihrem zeitlichen Ablauf aneinanderreihen, bleibt die Spannung und der Wunsch weiterzulesen ungebrochen. Die Charaktere von Rocco, dem Strafverteidiger mit eigener Kanzlei und ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Justus, dem Rechtsmediziner mit hohen moralischen Ansprüchen, könnten nicht korrekter und anständiger sein.

Das Ende wartet mit einer Wendung auf, die absolut nachvollziehbar ist. Auch die Wahl des Titels, über den ich während der Lektüre immer wieder nachgegrübelt habe, wird schlüssig erklärt.

Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 28.01.2022

Ein heisser Sommer

Todland
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Hätte der schreckliche Terroranschlag in Kopenhagen vor einem halben Jahr verhindert werden können? Junckers Frau Charlotte, die Journalistin ist, erhält einen anonymen Hinweis und konfrontiert Juncker, ...

Hätte der schreckliche Terroranschlag in Kopenhagen vor einem halben Jahr verhindert werden können? Junckers Frau Charlotte, die Journalistin ist, erhält einen anonymen Hinweis und konfrontiert Juncker, der das Verbrechen seinerzeit untersucht hat. Er bestreitet jegliche Kenntnis von einem Tipp, der den Anschlag abblocken hätte können, weil er um sein Leben und um Charlottes Leben fürchtet. Als Charlottes Informant brutal ermordet wird hilft Junckers frühere Partnerin Signe Charlotte bei ihrer Recherche.
Obwohl ich das vorherige Buch „Winterland“ nicht gelesen habe, gelang es mir völlig problemlos mit „Todland“ in den zweiten Fall für Juncker und Kristiansen einzusteigen. Die Handlung ist geradlinig mit einem zügigen Tempo, das mein Interesse geweckt und gehalten hat. Jedes Kapitel liefert weitere Informationen, die Beschreibungen der Umgebung sind anschaulich. Die Charaktere sind lebensnah, ihre Gedanken sind glaubwürdig und ihre Entscheidungen sind nachvollziehbar. Die beiden Autoren Kim Faber und Janni Pedersen haben durch die gut ausgearbeitete Handlung eine packende, nicht loslassende Spannung erzeugt. Es war mir bis kurz vor den letzten Seiten nicht möglich, den Mörder zu entlarven. „Todland“ ist ein gut geschriebener Kriminalroman über einem komplizierten Fall, der den Leser mit einer perfekten Portion Action durch die nervenaufreibende Geschichte führt, ohne den Fokus zu verlieren.
Eine gut geschriebene Geschichte, die echtes Lesevergnügen bietet. Lesenswert!

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