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Veröffentlicht am 14.03.2022

Universalität des Theaters

Die Feuer
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Während das Umland des australische Melbourne von Buschfeuern verwüstet wird, findet in der Stadt eine Theateraufführung zu einem Werk Samuel Becketts statt. Im Zuschauerraum befindet sich die Literaturprofessorin ...

Während das Umland des australische Melbourne von Buschfeuern verwüstet wird, findet in der Stadt eine Theateraufführung zu einem Werk Samuel Becketts statt. Im Zuschauerraum befindet sich die Literaturprofessorin Margot, die mit ihrer familiären Situation versucht klarzukommen, und Ivy, eine scheinbar starke Persönlichkeit, die dennoch ihre Vergangenheit nicht abschütteln kann. Verfolgt wird die Aufführung aber auch noch von der jungen Platzanweiserin Summer, die immer noch auf der Suche nach ihrer eigenen Identität ist und Tag für Tag aufs Neue mit dieser Konfrontiert wird, mit den Gedanken aber auch bei ihrer Lebensgefährtin ist, die sich durch die Buschfeuer kämpft. Und so reflektieren die drei während dieser Theatervorstellung nicht nur ihr jeweils eigenes Leben, sondern auch den Zustand der Erde und der Gesellschaft.

Stilistisch konnte mich die Autorin schon ganz zu Beginn der Geschichte mit dem ungewohnten Aufbau der direkten Rede überraschen. Meine Neugierde wurde geweckt, was sich sonst noch so im Buch an Überraschungen in dieser Hinsicht verborgen hält. Auch wenn ich dabei nicht enttäuscht wurde, war es vor allem der Schreibstil, der mich durch die Geschichte gezogen hat. Denn sprachlich entsteht eine Sogwirkung, die gepaart mit der linearen, geradlinigen und durchaus drängenden Handlung, aber auch der einzigartigen Einfachheit und Universalität des Settings und des zeitlichen Rahmens - hier entstand für mich durchaus der Eindruck eines Theaterstückes - Potential für einen Pageturner hat. Als solcher hat sich für mich das Buch dann auch herausgestellt. Denn auch die Handlung, vor allem die Reflexion des eigenen Lebens, aber auch der gesamtgesellschaftlichen Situation im Rahmen eines wenige Stunden andauernden Theaterstückes, hat mich wirklich fasziniert. Der mehr oder weniger kritische Umgang mit Identität, Klimapolitik, Familienbildern und Feminismus hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und mich dazu angeregt, das eigene Leben anhand dieser Filter und der im Buch aufgegriffenen Ideen und Gedanken zu reflektieren.

Kurzum hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und ich kann dieses literarische Experiment von Herzen weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Brisantes Thema, nicht nur sprachlich gut umgesetzt

connect
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Die junge Ava scheint ein erfolgreiches Leben als Werbetexterin zu führen. Sie verdient gut, hat Freunde und eine schöne Wohnung, Dinge, an denen in der europäischen Gesellschaft der Erfolg eines Lebens ...

Die junge Ava scheint ein erfolgreiches Leben als Werbetexterin zu führen. Sie verdient gut, hat Freunde und eine schöne Wohnung, Dinge, an denen in der europäischen Gesellschaft der Erfolg eines Lebens festgemacht wird. Doch so glücklich wie man meinen möchte, ist Ava dabei gar nicht. Sie fühlt sich ausgebrannt und hat das Gefühl, im Leben keinen Schritt mehr weiter zu kommen. An diesem Punkt ihres Lebens trifft sie auf Lina, eine ehemalige Studienkollegin, die ihr eine Alternative zu ihrem bisherigen Leben zeigt. Connect: Meditation, Bewusstseinsübungen, das Abgrenzen vom ungesunden westlichen Lebensstil. Begeistert widmet Ava immer mehr und mehr Zeit Connect, verliert dabei allerdings immer mehr und mehr den Bezug zu ihrem bisherigen Leben. Bei Familie und Freundinnen schrillen die Alarmglocken. Denn sie sehen in Connect eine Sekte, aus deren Fängen es gilt, Ava zu befreien, die diesen Versuchen allerdings wenig dankend ablehnt.

Die Autorin arbeitet in ihrem Buch ein äußerst wichtiges Thema auf, nämlich in wie weit das Gesellschaftsbild der Westlichen Welt den Mensch als Individuum ausblutet, und welche Alternative Gesellschaftsszenarien es gibt. So war ich während des Lesens für die Ideen, die Connect verbreitet, recht anfällige, hielt während der Lektüre immer wieder inne und horchte in mich hinein, reflektierte das Gelesene im Bezug auf mein eigenes Leben. So beinhaltet vor allem das erste Drittel des Buches im Hinblick auf Veränderungen, die man im eigenen Alltag machen könnte viele interessante Anregungen. Schleichend zieht sich aber über das Buch der Wandel hin zu einer Sekte, die mit aller Kraft versucht, ihre Anhängerschaft zu kontrollieren. Dabei gibt es aber wie gesagt keine eindeutige Linie in der Beschreibung von Connect, die überschritten wird, und bei der man diese nun deutlich als Sekte bezeichnen könnte. Man bekommt beim Lesen nur mehr und mehr ein beklemmendes Gefühl, je weiter die Geschichte voranrückt. Die Wahrnehmung von Connect hin zur Sekte ist sehr authentisch dargestellt, was auch auf die Protagonist:innen zutrifft. Mir gefällt sehr, dass Ava nicht dieser typische Maincharakter ist, vollgepumpt mit Eigenschaften, die sie sympathisch erscheinen lassen sollten. Sie strahlt eine Ruhe aus, auf die man sich gerne einlässt und ist mit ihren Problemen wirklich sehr Nahe am heutigen Menschen gebaut. Dazu kommt noch der tolle sprachliche Stil der Autorin, der einen sanft durch die Geschichte leitet und begleitet. Denn immer wieder gibt es äußerst poetische Stellen, an denen man beim Lesen gerne innehält.

Rundum ist das Buch gelungen und für mich eine sehr große Leseempfehlung, vor allem, da sich hier mit einem äußerst brisanten Thema kritisch auseinandergesetzt wird, ohne dabei einseitig zu wirken.

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Veröffentlicht am 25.12.2021

Thematisch ein Hochgenuss

Maria Stuart
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Zwei der mächtigsten Frauen ihrer Zeit treffen aufeinander und versuchen, ihrem eigenen Willen nachzugehen, und trotzdem ihren Verantwortungen gerecht zu werden. Ein Balanceakt der Gefühle.

Sprachlich ...

Zwei der mächtigsten Frauen ihrer Zeit treffen aufeinander und versuchen, ihrem eigenen Willen nachzugehen, und trotzdem ihren Verantwortungen gerecht zu werden. Ein Balanceakt der Gefühle.

Sprachlich konnte mich Schiller bereits überzeugen und auch begeistern. Gepaart damit, dass Maria Stuart ein historisch interessantes Thema ist, mit dem ich mich schon ein wenig auseinandergesetzt habe, hatte ich recht hohe Erwartungen an das Stück. Und die konnte dieses Stück vollends erfüllen. Sprachlich auch heute noch gut verständlich, recht schmalzig, aber nicht zu kitschig, und man bleibt immer am Ball und liest weiter. Die letzten Tage Maria Stuarts in ihrer jahrelangen Gefangenschaft werden emotional und anschaulich geschildert, den Leserinnen und Lesern werden auch die historischen Hintergründe dargelegt, wodurch die Gründe für ihre Hinrichtung auch heute noch nachvollziehbar sind. Der historische Aspekt hat also nicht an Aktualität eingebüßt. Abgerundet wird das ganze aber von den unheimlich gut gestalteten Protagonisten. Vielseitig und immer für eine kleine Überraschung gut. Besonders ausgefeilt ist aber der innere Konflikt Elizabeth's I. darüber, ob sie das Todesurteil Maria Stuarts nun unterschreiben soll, oder nicht, und auch mit Maria Stuart haben wir eine wirklich starke Frau. Die beiden konkurrieren auch um die Sympathien der Leserinnen und Leser, wohingegen wir mit Burgleih und Mortimer zwei Charaktere haben, die für die Leserschaft des 21. Jahrhunderts sicherlich nicht gerade Sympathieträger sind. Damit haben wir nicht diese typische Einteilung in eine gute und eine schlechte Seite, sondern beide Interessensparteien weisen eine große Palette an unterschiedlichen Charakterzügen auf.



Alles in allem ist Maria Stuart heute immer noch genau das, was es zu Zeiten Schillers war, ein lesenswertes und gelungenes Historiendrama, das einem die Geschichte Maria Stuarts näher bringt.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Informativer Ausflug ins Reich der Kraken

Faszination Krake
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Kraken sind eine der faszinierendsten Meeresbewohner. So bietet dieses Buch nicht nur eine Fülle an informativen Fakten, sondern auch viele Verknüpfungen zu anderen Wissenschaftsbereichen, in den Weltall ...

Kraken sind eine der faszinierendsten Meeresbewohner. So bietet dieses Buch nicht nur eine Fülle an informativen Fakten, sondern auch viele Verknüpfungen zu anderen Wissenschaftsbereichen, in den Weltall und zum Menschen selbst. Eine perfekte und informative Komposition, nicht nur für Kinder interessant.

Das Cover alleine ist schon ein richtiger Hingucker. Das Design der Covergestaltung zieht sich dann auch noch im Inneren des Buches fort. Text, Bilder und Bilderrätsel für die kleinen Leser:innen wechseln einander ab, lockern das Schriftbild auf und machen das Buch für Kinder besonders interessant.

Toll finde ich auch, dass die Leser:innen aber nicht ununterbrochen mit Wissen vollgestopft werden, sondern der Autor es auch vermag, einen beim Lesen immer wieder zum schmunzeln zu bringen.

Ohne großes Reden: Das Buch bietet eine interessante Abwechslung zu einem wirklich interessanten Thema, kann alleine aber schon mit den Tollen Bildern und Illustrationen überzeugen.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Robert Koch, eine Seuche und die störrischen Politiker

Arzt der Hoffnung
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Im heißen Sommer von 1892 häufen sich in Hamburg immer mehr mysteriöse Todesfälle. Schnell ist Klar: die Cholera ist ausgebrochen. Und so entsendet die Reichsregierung ihren besten Seuchenspezialisten, ...

Im heißen Sommer von 1892 häufen sich in Hamburg immer mehr mysteriöse Todesfälle. Schnell ist Klar: die Cholera ist ausgebrochen. Und so entsendet die Reichsregierung ihren besten Seuchenspezialisten, Dr. Robert Koch. Dieser soll untersuchen, wie es in der Stadt zum Ausbruch der Seuche kam, und weiters diese eindämmen und bekämpfen. Doch der Arzt wird in Hamburg von der dortigen Regierung eher missmutig willkommen geheißen. Für Robert Koch beginnt jetzt nicht nur der Kampf gegen die tödliche Seuche, sondern auch gegen die Ignoranz und Inkompetenz der Hamburger Behörden. Zu allem Überfluss kommt auch noch Hedwig, Robert Kochs Geliebte, in die Stadt, bevor diese abgeriegelt werden kann. Doch die Freude über das Wiedersehen ist getrübt von Robert Kochs Furcht, sie könne sich an der Krankheit anstecken und dem Unmut der Gesellschaft, den das Paar auf sich zieht.


Thematisch ist das Buch in der aktuellen Coronasituation aktueller den jäh. Der Kampf gegen Unwissen und Vorurteile und der Unwillen mancher Leute Menschenleben zu schützen spielt auch in diesem Buch eine Rolle. Vor allem bekommt man aber ein sehr schönes Porträt der Cholera-Epidemie im Hamburg des Jahres 1892 und erfährt einiges über das Leben und die Arbeit des großen Robert Koch. Der sprachliche Stil des Autors trägt die Leserschaft dann auch ganz angenehm leicht, gleichzeitig aber auch wunderbar atmosphärisch und mit einem Blick fürs Detail, durch die Geschichte. immer wieder bekommt man beim Lesen Stellen und Textpassagen präsentiert, die gerade dazu einladen, bei den wunderbaren Beschreibungen zu verweilen, und sich diese zu markieren. Wo der Schreibstil sanft und wunderbar schön ist, wird die Geschichte kontinuierlich weitergetrieben, ein starker Spannungsbogen aufgebaut, der an Anfang und Ende sehr schön abgerundet ist, den Rest des Buches über aber immer weiter steigt und die Geschichte vorantreibt. So lädt das Buch schon direkt dazu ein, die Geschichte in einem Rutsch durchzulesen. Dazu tragen sicherlich auch die wunderbar ausgearbeiteten Charaktere bei. Robert Koch ist unangefochten der Hauptprotagonist, doch auch andere Figuren, wie beispielsweise Hedwig spielen im Buch eine tragende Rolle. Schön ist hierbei, dass nicht nur der Hauptcharakter durch Facettenreichtum und eine individuelle Gestaltung glänzt, sondern auch die anderen Protagonist:innen durch ihr vielschichtiges Wesen überzeugen können. Ein wichtiger Aspekt, der dem Buch eine sehr schöne Note gibt, ist aber das Wissen an historischen Hintergründe, die der Autor mit in die Geschichte einbezieht. Fakten zum historischen Hamburg, über die Cholera und seine Verbreitung oder aber auch über die politischen Zwiste zwischen Hamburg und der Reichsregierung, die mir so nicht bewusst waren. Vollkommen für mich einnehmen konnten aber die Beschreibungen davon, welche Rolle die Wasseraufbereitung und die Abwasserentsorgung in dieser Epidemie spielten.


Kurzum gesagt konnte mich das Buch auf voller Länge begeistern. Ein historischer Roman, bei dem wirklich alle Komponenten stimmen. Und so kann ich sagen, dass Ralf Günther definitiv ein Autor ist, den ich zukünftig auf dem Schirm haben werde.

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