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Raoulchagny

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2023

Aufwühlend und berührend

Young Mungo
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Mungo hat es nicht leicht, nicht nur wegen der ihn umgebenden Armut in den Arbeitervierteln im Glasgow der 1990er-Jahre, sondern weil er anders ist und nicht in diese hypermaskuline Welt hineinpasst. Der ...

Mungo hat es nicht leicht, nicht nur wegen der ihn umgebenden Armut in den Arbeitervierteln im Glasgow der 1990er-Jahre, sondern weil er anders ist und nicht in diese hypermaskuline Welt hineinpasst. Der Konformitätsdruck ist groß und wird insbesondere von seiner Familie auf ihn ausgeübt. Wie sich dies auf Mungo auswirkt und die Vielschichtigkeit seiner Gefühle stellt Douglas Stuart in "Young Mungo" realistisch und tiefgehend dar. Ihm gelingt ein einfühlsames und berührendes Portrait, das sich durch die Stärke und Nuanciertheit von Stuarts Sprache auszeichnet. Gleichzeitig ist es ein äußert brutales Buch, das das Leiden von Mungo detailliert und ungefiltert zeigt. In der homophoben Welt, in der er aufwächst, gibt es nur wenige Lichtschimmer für ihn. Alles in allem ein aufwühlender und starker, sehr gelungener Roman.

Veröffentlicht am 24.09.2022

Empfehlenswert alle Fans von Agatha Christie

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Vom Verlag wurde ein Kriminalroman wie von Agatha Christie versprochen und dies war keinesfalls zu viel versprochen. In der Personenführung und dem Herausarbeiten der Konflikte in der Familie zeigt Seishi ...

Vom Verlag wurde ein Kriminalroman wie von Agatha Christie versprochen und dies war keinesfalls zu viel versprochen. In der Personenführung und dem Herausarbeiten der Konflikte in der Familie zeigt Seishi Yokomizo ein ebensolches Gespür und Geschick, wie es von Christie bekannt ist. So ähnelt beispielsweise die Exposition in den „rätselhaften Honjin-Morde[n]“ auch den Romanen von Agatha Christie, indem der Auftakt eine Reihe von Gesellschaftsszenen mit sich bringt und der Fokus auf den zwischenmenschlichen Konflikten und gesellschaftlichen Dynamiken liegt und weniger auf den individuellen emotionalen Profilen.
Die Figuren bleiben vor allem Schablonen ihrer gesellschaftlichen Stellung und Funktion. Das besondere ist das japanische Setting auf dem traditionsgeprägten Land, das viel wissenswertes über die japanische Geschichte und die japanische Gesellschaft in der Vergangenheit mit sich bringt. Gerade dieser Aspekt hat mir beim Lesen besondere Freude bereitet. An dieser Stelle ist auch das Glossar am Ende des Buches hervorzuheben, dessen Lektüre bereits für sich genommen schon interessant und aufschlussreich ist. Der Fall selbst ist spannend und genretypisch ausgestaltet und wer Freude an Locked-room-mysterys hat, wird auch mit diesem Fall bestens unterhalten werden. Gelungen ist insbesondere auch die Übersetzung. Das Buch liest sich flüssig und angenehm. Insgesamt ist die "Die rätselhaften Honjin-Morde" ein wirklich empfehlenswertes Buch für alle Fans von Agatha Christie.

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Veröffentlicht am 24.09.2022

Gelungener Fantasy-Roman und mehr Repräsentation

Yadriel und Julian. Cemetery Boys
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"Yadriel und Julian" von Aiden Thomas ist nicht nur ein wichtiger Beitrag für eine bessere Repräsentation von trans Jugendlichen, sondern auch ein wirklich gelungener und origineller Fantasy-Roman. Geschickt ...

"Yadriel und Julian" von Aiden Thomas ist nicht nur ein wichtiger Beitrag für eine bessere Repräsentation von trans Jugendlichen, sondern auch ein wirklich gelungener und origineller Fantasy-Roman. Geschickt verknüpft Thomas traditionelle lateinamerikanische Mythen mit Fantasy-Elementen und schafft so einen spannenden und vielschichtigen Kosmos. Die Figurenzeichnung ist nuanciert und durchweg gelungen und so bietet der Roman zweierlei einerseits einen unterhaltsamen Fantasy-Roman und andererseits eine starke Geschichte über einen trans Jugendlichen in unserer Zeit. Der Erzählstil ist flüssig und treibt die Geschichte in einer angenehmen Geschwindigkeit voran. "Yadriel und Julian" ist alles in allem ein wirklich gelungener Roman, der besonders durch seine Vielschichtigkeit besticht. Wirklich lesenswert.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Kunstgespräche

Doppelporträt
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Das wohl bekannteste, wenn auch sehr kurze, Kunstgespräch der Literatur findet sich in Georg Büchners Novelle „Lenz“. Pleijtel hat nun ein wesentlich längeres, aber nicht minder erhellendes Kunstgespräch ...

Das wohl bekannteste, wenn auch sehr kurze, Kunstgespräch der Literatur findet sich in Georg Büchners Novelle „Lenz“. Pleijtel hat nun ein wesentlich längeres, aber nicht minder erhellendes Kunstgespräch mit ihrem Roman „Doppelportait“ vorgelegt. Ging es bei Lenz um die für die Zeit prägende Auseinandersetzung zwischen idealisierender und realistischer Kunst, so geht es bei Pleijtel um die heute nicht minder oft geführte Auseinandersetzung zwischen ernster und unterhaltender Kunst. Es geht aber um noch so viel mehr: Es geht darum, wie Kunst entsteht und wie sehr sie biographisch geprägt ist. Es geht um die die sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten der beiden und wie sie trotzdem Gemeinsamkeiten finden. Pleijtel ist mit ihrem skizzenhaften Stil eine sehr kurzweilige Lektüre gelungen. Sie verknüpft dabei geschickt Biographie und Fiktion und erschafft so ihr eigenes Porträt des Zusammentreffens von Agatha Christie und Oskar Kokoschka."Doppelporträt" ist ein kunstvolles Buch über Kunst, ihr Entstehen und die Menschen hinter ihr.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Lonely in the Big City

Love in the Big City
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Nicht Liebe, sondern vor allem Einsamkeit steht im Mittelpunkt dieses Romans von Sang Young Park. Es geht um Menschen, die mit den gesellschaftlichen Konventionen ringen, sich gegen sie auflehnen und doch ...

Nicht Liebe, sondern vor allem Einsamkeit steht im Mittelpunkt dieses Romans von Sang Young Park. Es geht um Menschen, die mit den gesellschaftlichen Konventionen ringen, sich gegen sie auflehnen und doch nicht von ihnen befreien können. Es geht darum, wie diese gesellschaftlichen Zwänge einem selbstbestimmten Leben im Wege stehen und wie dieses ständige Ringen mit den Erwartungen der Gesellschaft einsam macht. Das betrifft zum einen den Protagonisten Young, an dem die Schwierigkeiten des Lebens von queeren Menschen in einer konservativen Gesellschaft deutlich werden, aber auch seine religiöse Mutter oder seine feierwütige Freundin Jaehee. Doch auch viele andere nur einmal oder mehrmals erwähnte Figuren zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Suche nach ihrem Weg und ihrem Platz in der Gesellschaft einsam macht. Aufgebaut ist der Roman episodenhaft. Eine sich fortbewegende Handlung gibt es kaum. Zwar spricht der Klappentext von der Zukunft des Protagonisten und seinen Zielen, doch das Buch ist großteils rückwärtsgewandt. Zentral sind seine Erinnerungen und die Frage, wie er zu dem wurde, der er ist. Es sind interessante und unterhaltsame, bewegende und nachdenkliche Episoden, die sich aneinanderreihen. In Gänze ergibt sich ein vielschichtiges Gesellschaftsporträt, das vor allem auch in sprachlicher Hinsicht überzeugen kann. Ein vielversprechender Roman, der Lust auf weitere Bücher des Autors macht.

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