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Veröffentlicht am 25.01.2023

Besser als der erste Teil

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
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Im zweiten Band der Reihe um Gut Erlensee geht es um Cäcilia, die im ersten Band als Halbwaise und Patentochter des Familienvaters auf das Gut kam. Im zweiten Band kämpft sie um ihre Anstellung als Lehrerin ...

Im zweiten Band der Reihe um Gut Erlensee geht es um Cäcilia, die im ersten Band als Halbwaise und Patentochter des Familienvaters auf das Gut kam. Im zweiten Band kämpft sie um ihre Anstellung als Lehrerin und ihre Liebe zu dem jungen Physiker Jakob, die ihr das Lehrerinnenzölibat eigentlich unmöglich macht. Auch ein schreckliches Geheimnis aus ihrer Vergangenheit macht ihr das Leben schwer. Im ersten Teil der Reihe musste sich Margarethe, die älteste Tochter der Familie auf Gut Erlensee mit ähnlichen Schwierigkeiten herumschlagen, auch sie kämpfte für ihr Recht als selbständige Frau, die arbeiten geht und sich ihren Mann selbst aussuchen möchte. Während sich der Roman dabei die ganze Zeit im Kreis um diesen Konflikt drehte, so bietet der zweite Band eine klarere Handlungsführung mit Spannungsbogen, die den Leser einigermaßen mit durch die Geschichte nimmt. Allerdings ist auch hier sehr klar vorhersehbar, was passieren wird. So kann der Leser bereits aus Band 1 sehr sicher vermuten, welches Familiengeheimnis sich hier wie lösen wird. Und auch schon vor Erscheinen des dritten Bandes lassen sich recht klare Vermutungen anstellen, um wen es darum geht, wie diejenigen den herben Schicksalsschlag am Ende von Band 2 verkraften wird und wer sie dabei tröstet. Auch die Liebesgeschichte im 2. Band leidet ein wenig unter Rührseligkeit und Herzschmerz. Dabei sind die sprachlichen Bilder zum Ausdruck der Gefühlswelt manchmal recht kitschig.
Wer auf ein wenig Herzschmerz steht, wird aber ganz gut unterhalten und kann sich für ein paar nette Lesestunden an den idyllischen Erlensee träumen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2022

Viel Herzschmerz, sonst aber eher wenig

Modehaus Haynbach – Momente des Glücks
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Hauptfigur dieses Bandes aus der Reihe „Modehaus Haynbach“ ist Gigi, eine Freundin der beiden Haynbach Schwestern Viktoria und Mabelle, die mit gebrochenem Herzen aus Paris zu den Schwestern nach München ...

Hauptfigur dieses Bandes aus der Reihe „Modehaus Haynbach“ ist Gigi, eine Freundin der beiden Haynbach Schwestern Viktoria und Mabelle, die mit gebrochenem Herzen aus Paris zu den Schwestern nach München flieht und den Männern abschwört, nur um sich dann entscheiden zu müssen, ob sie ihrem Herzen trauen kann, dass für den Schaupieler Leo Fürst oder für den italienischen Geschäftspartner des Modehauses schlägt.

Die Figuren sind ganz sympathisch, vielleicht etwas überspannt. Sie wünschen sich von ihren Partnern, was sie selbst nicht können: stark sein, klare Entscheidungen treffen und dazu stehen ohne Zögern und Zweifel. Damit sind sie – trotz aller Offenheit und Berufstätigkeit – nicht unbedingt Musterbilder der Emanzipation.

Die Schauplätze sind durchaus stimmungsvoll, wobei dem warmen, lebensfrohen Italien gegenüber dem etwas überkandidelten München klar der Vorzug zu geben ist und für ein wenig Urlaubsflair sorgt.

Was mir persönlich fehlt, ist eine deutlicher historische Atmosphäre, gelebtes Zeitkolorit. Zwar fallen ein paar Namen und Titel damaliger Schauspieler, Filme oder Musiktitel, wird ein Zeitungsartikel zur Rolle der perfekten Hausfrau angeführt, tauchen italienische Gastarbeiter auf und wird der Grundstein zur Berliner Mauer gebraucht. Doch bleiben dies alles Randnotizen, die den Leser nicht wirklich in eine bestimmte Epoche eintauchen lassen.

Und am meisten vermisse ich eine Handlung, die den Leser in ihren Bann zieht. Es geht immer wieder um Gefühl, um Liebeskummer, um Beziehungskummer, um Erziehungskummer. Zarte Bande werden geknüpft und wieder durchschnitten, verletzter Stolz, Sehnsucht, Angst vor Einsamkeit nehmen viel Platz ein. Aber es passiert nicht viel. Immer wenn die Geschichte an Dramatik gewinnt, so z. B als Sophie, Mabelles 13jährige Tochter, spurlos im Münchener Nachtleben verschwindet oder als Richard, Mabelles und Viktorias Bruder, auf einmal in Ostberlin durch den beginnenden Mauerbau festsitzt, wird die Spannung drei Seiten später recht banal wieder aufgelöst.

Wer Herzschmerz mag und modebegeistert ist, kann sein Leserhirn hier gern in Urlaub schicken. Wer an Familiensagas eher die lebendige Geschichte schätzt, wird in anderen Buchreihen besser aufgehoben sein.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 18.04.2022

Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht, sie liebt ihn ...

Das Glück riecht nach Sommer
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Ina hat ihr altes Leben aufgegeben, die Beziehung ist zerbrochen, den Job an der Klinik in Husum hat sie geschmissen. Sie nimmt einen zweiten Anlauf in Hamburg: Dort will sie als Ärztin arbeiten oder nicht? ...

Ina hat ihr altes Leben aufgegeben, die Beziehung ist zerbrochen, den Job an der Klinik in Husum hat sie geschmissen. Sie nimmt einen zweiten Anlauf in Hamburg: Dort will sie als Ärztin arbeiten oder nicht? Dort will sie in der WG ihrer Freundin Filiz einziehen, bis sie etwas Eigenes gefunden hat, oder nicht? Dort lebt Tim, auch Arzt und ihr einstiger Mentor im Praktikum, den sie liebt oder nicht? Dort trifft sie auf Sebastian, ihren alten Schulfreund, mit dem sie eine Beziehung eingeht oder nicht? Sollte sie vielleicht doch zurückkehren zu ihrer Familie an der Nordseeküste in der Nähe von St. Peter-Ording und sich um ihre kranke Schwester kümmern oder doch nicht? Viele Fragen stellen sich Ina auf dem Weg in ihr neues Leben, auf die es eine Antwort zu finden gilt. Dabei helfen ihr die Begegnungen mit ihren alten Freunden und Bekannten, aber auch neue Bekanntschaften, die sie der WG von Filiz macht und in einem kleinen verwahrlosten Schrebergarten, der mit zur WG gehört und den auf Vordermann zu bringen ihr einige eigenwillige Nachbarn in der Schrebergartenkolonie tatkräftig helfen.
Zum Glück sind die meisten Fragen, die sich Ina stellen, eher Luxusprobleme, da sich ja auch immer gleich eine Alternative findet. So muss der Leser sich nicht allzu große Sorgen um sie machen und kann das nette Schrebergarten- und WG-Ambiente mit seinen kauzigen Bewohnern genießen und sich von der Story treiben lassen. Dazu gibt es ein paar nette Verwicklungen und abwechslungsreiche Nebenschauplätze, garniert mit einer guten Prise hippem Hamburger Lifestyle, von der Basilikumlimo über das Paddeln auf der Außenalster bis hin zum Take-That-Konzert in der Elbphilharmonie. Was will man mehr für eine Zugfahrt zum Städtetrip nach Hamburg oder anderswohin oder für einen Nachmittag im Strandkorb an der Nordsee oder anderswo.

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Ein Familienausflug in den Diplomatendschungel

Die Diplomatenallee
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Heike, jetzt verheiratet und Mutter zweier Kleinkinder, wurde einst von Professor Buttermann, seines Zeichens Experte für Graphologie, aus schwerer Kindheit gerettet und in die Geheimnisse der Handschriftenkunde ...

Heike, jetzt verheiratet und Mutter zweier Kleinkinder, wurde einst von Professor Buttermann, seines Zeichens Experte für Graphologie, aus schwerer Kindheit gerettet und in die Geheimnisse der Handschriftenkunde eingeführt. Nach einem tragischen Zwischenfall im Institut, in den auch Heikes Bruder involviert ist, gibt sie ihre Karriere auf und zieht sich ganz ins Private zurück, wo sie mit ihrem Mann Peter einen Schreibwarenladen führt, der im Politikerviertel von Bonn gelegen ist. Solange bis sowohl der BND als auch die Stasi um Heikes überragende Fähigkeiten als Graphologin buhlen, geht es doch darum, dass die Ständige Vertretung der DDR in Bonn, die 1974 gegründet wird, ihre Mitarbeiter mit Hilfe ihrer Handschrift auf Loyalität überprüfen lassen will. Und der BND hat berechtigtes Interesse daran, mögliche Spion in den Reihen der StäV zu ermitteln. Heikes Familie und auch ihr Bruder werden zum Spielball der Machenschaften von Agenten. Und welche Rolle spielt dabei Professor Buttermann?
Die historischen Hintergründe und auch das Bonner Lokalkolorit stellen für mich die lesens- bzw. liebenswerten Seiten des Romanes dar. Die Rolle der StäV und der Graphologie in der BRD der 70er Jahre sind – wie die Autorin im kurzen historischen Nachwort selbst schreibt – eher unbekanntes Terrain und damit sehr reizvoll als Romanhintergrund.
Was für mich nicht so ganz passt und von daher bisweilen – unfreillig (?) - eine komische Wirkung erzielt, ist die Gestaltung der Figuren, die hier auf die harte Welt der Agenten trifft. Nehmen wir z. B. den Mann von Heike, Peter, auch von sich selbst als „Pipimädchen“ bezeichnet, der seine Familie beschützen will, in einen dubiosen Unfall einer Mitarbeiterin der StäV verwickelt wird und dann sogar in ein Handgemenge mit Schusswaffe, bis er sich schließlich zu seinem recht skurilen Freund Ilja zurückzieht. Auch Heike, ein durch ihre Kindheitserlebnisse traumatisierte Frau, die Angst vor ihrer eigenen Handschrift hat und sich nur nach Familiennormalität sehnt, will nicht recht zu der Frau passen, die als Doppelagentin agiert und zum Schluss bei nächtlichen Oberservationen im Eingang eines Parkhauses der Wohnblocks in der Pariser Straße, in der die Mitarbeiter der StäV Quartier genommen haben, fast ums Leben kommt.
Die Agentenstunts in dieser Roman fügen sich nicht wirklich in das Geschehen. So war ich mir beim Leser oft unsicher, ob ich in einem Agententhriller gelandet bin oder in einer Persiflage – gewollt oder eben unfreiwillig.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Wein, Weib und Gesang

Gretas Erbe
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Wein: Greta wird groß auf dem Weingut der Familie Hellert, das stets um seine Existenz ringt und in Konkurrenz zu dem Weingut der Freudenbergs steht, dem das Glück sehr viel holder zu sein scheint. Wer ...

Wein: Greta wird groß auf dem Weingut der Familie Hellert, das stets um seine Existenz ringt und in Konkurrenz zu dem Weingut der Freudenbergs steht, dem das Glück sehr viel holder zu sein scheint. Wer wird am Ende die Nase vorn haben?

Weib: Nicht nur als Frau, sondern auch als uneheliches Kind und als Waise, da ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben und der Vater unbekannt ist, hat Gretas es schwer. In der Familie Hellert, weil sie eher Dienstmagd, Kindermädchen und Arbeiterin ist, denn Ziehtochter. In der Gesellschaft der 70er Jahre, weil diese den Frauen, die Selbstbestimmung, beruflichen Aufstieg, finanzielle Unabhängigkeit und eine eigene Meinung für sich einforderten, mehr als kritisch gegenüberstanden. So darf Greta doch nicht das lang erstrebte Abitur machen, sondern wird von ihrem Ziehvater zur Weinbauschule geschickt, um der Familie als billige Fachkraft zu dienen. Denn wirklich dazu gehören tut Greta nicht. Erst am Ende des ersten Teils dieser Reihe scheint sich ihr Schicksal zu wenden: was wird sie anfangen mit der ersehnten Freiheit?

Gesang: Dafür steht Robert, der zweitälteste Sohn der Hellerts, auch einer, der sich nicht in die Familien fügen will. Statt einer Banklehre macht er lieber Musik und strebt nach einer großen Karriere, sodass es zum Bruch mit der Familie kommt. Er verliebt sich in Elsa. Aber sie ist noch nicht volljährig und er finanziell nicht abgesichert. Hat ihre Liebe eine Zukunft?

Die Atmosphäre der 70er Jahre fängt der Roman gut ein, sei es gesellschaftlich – die Sternkampagne: Ich habe abgetrieben, sei es kulturell – siehe die Playlist am Ende des Buches, sei es historisch - das Attentat bei den Olympischen Spielen in München, sei es alltags- und sittengeschichtlich – so z. B. die elektrische Trockenhaube, die es der Hausfrau ermöglicht, sich die Haare bei Verrichtung ihrer hausfräulichen Pflichten schön zu machen.
Der Stil ist gut lesbar, die Figur von Greta sympathisch und die Ereignisse in der Familie Hellert mit den vier Kindern neben Greta, die zum Teil schon ihre eigenen Familien gründen vielseitig und unterhaltsam. Das Buch hält sein Versprechen auf gute, kurzweilige Unterhaltung. Am Ende kommt auf Greta eine schwere Entscheidung zu, die aber offenbleibt. Ein guter Cliffhanger zum Weiterlesen von Band 2!

Dass die Figuren insgesamt etwas sehr klischeehaft sind, vor allem die Familie Hellert mit Ausnahme von Robert, dem Musiker, und Matse, dem sehr weiblichen Nesthäkchen, allesamt geifernde Spießbürger und Sittenwächer in bigottester Art und Weise, hat eher ein komische als eine störende Note. Als ironisch übertriebenes Sittengemälde lassen sie sich herrlich komisch betrachten.

Etwas ermüdend ist die ziemlich gefühlsduselige Beziehung zwischen Robert und Greta, die sich immer gegenseitige Liebe schwören, aber doch nicht zu einander finden. Da wäre nach meinem Geschmack etwas weniger Hin und Her mehr gewesen.

Wer nach guter Unterhaltung und Abwechslung und einer Auszeit vom Alltag sucht, ist mit dem Roman „Gretas Erbe“ gut beraten. Eine Familiensaga im Winzermilieu vor dem Hintergrund der 70er Jahre ist da auch mal eine willkommene Abwechslung zu den vielen anderen Familiengeschichten in Romanform.

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