Profilbild von smartie11

smartie11

Lesejury Star
offline

smartie11 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit smartie11 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2022

Der Bannstrahl der Mittagsfrau – viel Kult-Klufti mit ein bisschen Krimi dabei

Affenhitze (Kluftinger-Krimis 12)
0

„Das geht dich einen Scheißdreck an, was ich grad mach, du elendiger Blechdepp, himmelarschkreuzkruzifix­nochamal, du saublödes Malefizdreckshandy!“

Meine Meinung:
In Kluftingers mittlerweile zwölftem ...

„Das geht dich einen Scheißdreck an, was ich grad mach, du elendiger Blechdepp, himmelarschkreuzkruzifix­nochamal, du saublödes Malefizdreckshandy!“

Meine Meinung:
In Kluftingers mittlerweile zwölftem Fall geht es um (ur-)alte Knochen und eine recht frische Leiche – und zu alledem hat auch noch Kluftis Erzfeind Nr.1, Dr. Langhammer, gleich zu Beginn einen standesgemäßen und gewichtigen Auftritt… zefix!

Eines vorweg: Auch der zwölfte Fall hat mich als absoluten Klufti-Fan einmal mehr bestens unterhalten – und zwar von der ersten bis zur letzten Seite! Allerdings tritt in diesem Band der eigentliche Kriminalfall über lange Strecken gefühlt weit in den Hintergrund, während das sichere Gespür des Herrn Interims-Polizeipräsidenten für Fettnäpfchen jeglicher Art, sein hektisches Impro-Management und sein ganz persönlicher Kampf um die Erinnerungsstücke seines Lebens ganz klar im Vordergrund stehen. So begleiten wir unseren Lieblings-Altusrieder entlang der manchmal beiläufig anmutenden Ermittlungen von einer skurrilen Situation zur nächsten. Egal ob „Adipositasgruppe mit Mike“, Jobangebote als „lokaler Comedian mit authentischem Content und kreativem Potenzial“, ungehemmte Wutausbrüche in den „Sozialmedien“ (die dann tatsächlich zu „Klufti for Bundeskanzler!“-Ovationen führen), oder auch Drohnenunglücke und Spanner-Vorwürfe am Kinderspielplatz. Der kreativen Humor-Ader der beiden Autoren sind auch dieses Mal keine Grenzen gesetzt.
Selbstverständlich wird der Fall am Ende aber standesgemäß und plausibel aufgeklärt – mit viel persönlichem Einsatz seitens Klufti. So würde ich dann den Krimi-Plot auch als durch und durch solide, aber nicht herausragend beurteilen. Aber mir persönlich geht es inzwischen bei den Kluftinger-Krimis auch schon lange nicht mehr um ausgeklügelte Krimis mit ein wenig Humor, sondern um sehr viel Humor mit passender Krimi-Beimischung. Für mich als Fan eine wunderbare Leseunterhaltung!

FAZIT:
Klufti ist und bleibt einfach Kult – auch wenn der Krimi-Plot dabei etwas in den Hintergrund rückt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.05.2022

Eva Almstädt kann auch Nordsee – ein gelungener Auftakt für eine neue Reihe

Akte Nordsee - Am dunklen Wasser
0

„Sie atmete auf, als sie an die frische Luft trat. Die Kirchentür fiel unsanft hinter ihr ins Schloss. Sofort änderte sich die Stimmung. Der Wind rauschte in den Blättern und heulte um den Kirchturm. Ein ...

„Sie atmete auf, als sie an die frische Luft trat. Die Kirchentür fiel unsanft hinter ihr ins Schloss. Sofort änderte sich die Stimmung. Der Wind rauschte in den Blättern und heulte um den Kirchturm. Ein Rasenmäher röhrte. Es roch nach Meer.“ (S. 272)

Meine Meinung:
Den meisten Krimi-Liebhabern, und insbesondere den Küstenkrimi-Fans, ist Eva Almstädt mit Sicherheit ein fester Begriff. Während der 17. Band um „Ostsee-Kommissarin“ Pia Korittki noch ganz frisch ist, startet sie mit „Akte Nordsee“ eine neue Krimireihe rund um die patente Anwältin Fentje Jacobsen und verlegt ihren Schauplatz an die Nordsee nach Nordfriesland.

Ein Todesfall, bei dem alles auf Mord hindeutet, ein Hauptverdächtiger mit Filmriss, eine sympathische Protagonistin, ein zu Beginn noch nicht ganz so sympathischer Protagonist und ein ganzer Strauß potenziell verdächtiger Personen. Die Autorin legt einen grundsoliden und sehr vielversprechenden Start ins Buch hin – ganz, wie wir es von ihr gewohnt sind. So präsentiert uns dieser Fall auf rund 400 Seiten einen mehrschichtigen Krimiplot mit einigen Überraschungen und viel Potenzial zum „mitermitteln“. Dazu kommt ein sehr gelungenes Ensemble von Figuren, die (zumeist) grundsympathisch und authentisch rüberkommen, und bei denen auch die Nebencharaktere gut ausgearbeitet sind, wie etwa Nachbar Hauke oder Niklas´ Ex Patty. Selbstverständlich gibt es dazu jede Menge original Küstenfeeling bei Schauplätzen auf der Halbinsel Eiderstädt, „SPO“ und Föhr – und selbst ein in mehrfacher Hinsicht turbulenter Ausflug nach HH fehlt hier nicht.

Freunde des authentischen Küstenkrimis werden mit diesem Buch auf jeden Fall ihre Freude haben, und auch „alte Krimi-Hasen“ können sich hier noch von der ein oder anderen Wendung überraschen lassen!

FAZIT:
Alles in allem ein runder Kriminalfall mit jeder Menge Küsten-Feeling und sympathischen Protagonisten. Also perfekt für den Auftakt einer neuen Reihe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2022

kurzweilig, amüsant und sehr informativ – nicht nur für Hannoveraner*innen!

Hannover
0

Meine Meinung:
Das Image Hannovers ist ja eher – vollkommen zu Unrecht! – etwas blass. Das mag auch daran liegen, dass viele Menschen mit Niedersachsens Landeshauptstadt spontan nicht viel verbinden können. ...

Meine Meinung:
Das Image Hannovers ist ja eher – vollkommen zu Unrecht! – etwas blass. Das mag auch daran liegen, dass viele Menschen mit Niedersachsens Landeshauptstadt spontan nicht viel verbinden können. Mit dem „Heimat-Quiz Hannover“ der Wahl-Hannoveranerin Natascha Manski gibt es nun die Möglichkeit, diese wunderbare Stadt (denn das ist sie zweifellos!) auf eine sehr unterhaltsame Art (näher) kennenzulernen!
Die Spielregeln für dieses Quiz sind denkbar einfach: Reihum nimmt ein Spieler eine der 100 Karten zur Hand und stellt die darauf vermerkte Frage. Wer sie richtig beantwortet, bekommt die Karte, und wer am Ende die meisten Karten besitzt, hat gewonnen. Aber eigentlich geht es hier gar nicht um das „Gewinnen“, sondern darum, einen geselligen Abend mit Familie & Freunden zu genießen und dabei viel Erstaunliches über Hannover zu erfahren.
Wer jetzt denkt: „Super, ich kenne Hannover doch gar nicht!“, hat natürlich nicht ganz Unrecht. Manche der Fragen kann man natürlich nur beantworten, wenn man Hannover schon kennt. Aber es gibt auch viele Fragen, bei denen selbst waschechte Hannoveraner nur mit den Achseln zucken können, und darüber hinaus auch einige Schätzfragen, bei denen alle die gleichen Chancen haben. Dennoch würde ich persönlich empfehlen, dass Quiz entweder nur mit Menschen zu spielen, die Hannover kennen oder eben nur mit Menschen, die es nicht kennen. Im letzteren Fall kann man bei vielen Fragen auch nach dem Prinzip „Wer weiß denn sowas?“ verfahren und gemeinschaftlich drauflos rätseln und hat auf diese Weise auch viel Spaß dabei. Für den Fall, dass die Gruppe doch recht gemischt ist, kann man natürlich zur Chancengleichheit auch entsprechende Teams bilden.
Nun aber noch zu der Fragenauswahl an sich: Sie ist wunderbar abwechslungsreich und immer wieder überraschend – garantiert! Selbst Hannoveraner lernen hierbei ihre Stadt auch von einer ganz neuen Seite kennen. Sehr schön ist auch, dass die Antworten nicht nur platt aus einem Wort oder einer Zahl bestehen, sondern dass Natascha Manski stets eine Erklärung „drumherum“ mit anbietet. Man merkt schnell, dass sie die Fragen mit Bedacht und viel Herzblut ausgewählt, und die Antworten mit gründlicher Recherche unterlegt hat. Sehr gut gemacht!
Neben einem geselligen und unterhaltsamen Spiele-Abend ist aber vor allem eines garantiert: Hannoveraner werden danach einige ganz konkrete Ausflugstipps im Sinn haben und Nicht-Hannoveraner mit Sicherheit den Wunsch, diese schöne Stadt einmal selbst zu besuchen!

FAZIT:
Ein tolles Quiz für einen unterhaltsamen Spieleabend, das garantiert Lust auf Hannover macht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 25.04.2022

Zu Beginn für mich ein bisschen enttäuschend, zum Ende hin aber genial!

Bullet Train
0

„Obwohl er nicht wusste, in was er da hineingeraten war, schien ihm diese Feindseligkeit nicht normal. Nicht, dass in diesem Zug irgendetwas normal wäre, aber diese Szene schoss definitiv den Vogel ab.“ ...

„Obwohl er nicht wusste, in was er da hineingeraten war, schien ihm diese Feindseligkeit nicht normal. Nicht, dass in diesem Zug irgendetwas normal wäre, aber diese Szene schoss definitiv den Vogel ab.“ (ebook, S. 294)

Meine Meinung:
Ich muss zugestehen, dass ich am Anfang ein paar Probleme hatte, in die Story hineinzufinden. Das lag wahrscheinlich an den für mich ungewöhnlichen Namen und den schnellen Perspektivwechseln. Doch nach und nach habe ich in den Plot hineingefunden und konnte die einzelnen Charaktere auseinanderhalten. Ein weiters Problem war allerdings, dass mir keine der Figuren so richtig sympathisch wurde, ich zu keinem Charakter eine „Nähe“ entwickeln konnte. Lediglich Nanao, der stets von Pech und Unglück verfolgte „Marienkäfer“, ist mir im Verlauf des Buches bis zu einem Gewissen Grade dann doch noch sympathisch geworden. Und das ist auch gut so, denn Bücher, in denen ich keine einzige Figur mag, haben es bei mir grundsätzlich eher schwer…
Die Spannung war durchaus von Anfang an gegeben, denn in dem mit Höchstgeschwindigkeit durch Japan rauschenden Shinkansen geht es sehr schnell sehr heiß zur Sache und stets weiß man, dass da noch mehr kommen wird. Zu schicksalshaft und merkwürdig sind die Umstände dieser Zugfahrt, und zu gefährlich und latent explosiv sind die Charaktere, die hier drinnen auf Gedeih und Verderb zusammengepfercht sind. Ebenso, wie der Shinkansen unaufhaltsam seinem Ziel entgegenrast, ist einem von Beginn an klar, dass der Plot – ebenso unaufhaltsam - auf eine oder mehrere Katastrophen zusteuert. Das war von der ersten Seite an spannend und unterhaltsam zu lesen, mutete über weite Strecken aber doch ein bisschen überdreht und überzeichnet an.
Noch nach den ca. ersten zwei Dritteln war ich mir absolut sicher, dass dieses Buch mit viel gutem Willen maximal knappe vier Sterne erreichen wird. Doch je mehr sich der Plot dem großen Finale in Morioka nährte, desto mehr hat mich Autor Kotaro Isaka mit donnerschlagartigen Wendungen überrascht, hat einzelne Puzzlestückchen zurechtgerückt und mich staunen lassen über eine Komplexität des Plots, die ich diesem Buch lange Zeit nicht zugetraut hätte. Auf den letzten Metern hat er es geschafft, mich von seinem Buch voll und ganz zu überzeugen und ihm damit doch noch fünf Sterne in der Endbewertung zu sichern. Sehr gekonnt gemacht, Herr Isaka!

FAZIT:
Ungewöhnlich und absolut überraschend – ein Stoff, an dem Quentin Tarantino seine wahre Freude hätte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.04.2022

A nocturnal freak – ein verzwickter Plot mit tollen Charakteren

Oxen. Noctis
0

„Die kahle Landschaft, die Schneewehen, die Feuchtigkeit, die Kälte, das Ur-Echo der Schreie vom ewigen Kampf auf Leben und Tod, all das vereinigte sich in einem Schauer, der ihn eiskalt durchfuhr.“ (S. ...

„Die kahle Landschaft, die Schneewehen, die Feuchtigkeit, die Kälte, das Ur-Echo der Schreie vom ewigen Kampf auf Leben und Tod, all das vereinigte sich in einem Schauer, der ihn eiskalt durchfuhr.“ (S. 27)

Meine Meinung:
„Noctis“ ist mein erster „OXEN“ aber ich habe auch ohne Vorkenntnisse problemlos ins Buch hineingefunden. Nach einem wahrlich furiosen Thriller-Start mit gleich mehreren Opfern in der weiten Einöde Dänemarks lässt uns Autor Jens Henrik Jensen erstmal zutiefst besorgt bangen…

Im Folgenden entwickelt sich zunächst einmal ein waschechter Krimi-Plot, allerdings ganz ohne Thrill. Unterschiedliche Vorfälle und Tatorte geben den Ermittlern – und auch uns Lesern – Rätsel auf. Die Suche nach Verbindungen und möglichen Motiven gestaltet sich mühsam, ist aber durchaus spannend zu lesen. Insbesondere die sich in sehr kurzer Folge stetig abwechselnden Sichtweisen verschiedener Charaktere – inklusive eines Erzählstrangs aus Sicht des Täters – sorgen für Abwechslung und Tempo, auch wenn es mit dem Fall an sich in der ersten Hälfte des Buches noch nicht so richtig vorangehen mag.

Nach rund der Hälfte des Buches hält der Autor dann eine dramatische Überraschung für uns bereit und verpasst seinem Plot eine komplett neue Richtung. Die Krimi-Gene des Beginns wandeln sich zu einem waschechten Thriller mit 1-A-Pageturner-Qualitäten und lässt uns erneut bangen - bis zum Schluss! Das ist echt Spannung auf Top-Niveau!

Das Grundmotiv dieser Story – traumatisierte Kriegsveteranen – ist an sich kein neues Thema und wurde schon in vielen Büchern und Filmen bespielt. Jens Henrik Jensen verpflanzt dieses Thema aber mitten in das eigentlich beschauliche, kleine Dänemark, und weist damit eindrücklich darauf hin, dass es eben kein reines Problem US-amerikanischer Vietnam-Veteranen ist, sondern ein globales Problem, das leider überall auftritt, wo Menschen den Gräueltaten eines Krieges ausgesetzt werden. Ein – leider! – top aktuelles Thema in unserer heutigen Zeit. Allein dafür, das Thema Krieg und PTBS behutsam, aber nachdrücklich durch einen „Unterhaltungsroman“ weiter bekannt zu machen, vergebe ich gerne einen Extra-Stern.

Als besonders gelungen empfunden habe ich die verschiedenen Charaktere, und es freut mich, dass mit Margrethe Franck und Sally „Stealth“ Finnsen zwei sehr starke und sympathische weibliche Figuren hier dem eigentlichen Protagonisten Oxen fast den Rang ablaufen. Aber auch Axel Mossmann läuft im Verlauf der Story zu ganz großer Form auf

Darüber hinaus war auch der immer wieder eingestreute trockene Humor ganz nach meinem Geschmack („der Ragnar Lodbrok für Arme“ - S. 230).

FAZIT:
Der verzwickte Plot entfaltet sich nur langsam, dann aber gewaltig! Dazu gibt es tolle Charaktere und schnelle Perspektivwechsel. Top Unterhaltung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere