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Veröffentlicht am 14.08.2022

emotional mit einer Spur übernatürlich

All the Pieces of My Heart
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„Du bist ihr Ehemann. Gia ist ihr Kind. Und sie ist tot. Dieses Bild sorgt nicht dafür, dass mir ganz warm ums Herz wird. Es sorgt dafür, dass ich mich wie eine… Diebin fühle. Wie eine Betrügerin.“
(Mercedes ...

„Du bist ihr Ehemann. Gia ist ihr Kind. Und sie ist tot. Dieses Bild sorgt nicht dafür, dass mir ganz warm ums Herz wird. Es sorgt dafür, dass ich mich wie eine… Diebin fühle. Wie eine Betrügerin.“
(Mercedes zu Noah in All the pieces of my heart)

Worum geht’s?

Seit ihrer Kindheit waren Mercedes und Noah unzertrennlich. Auch als Cora dazukam, die wunderschön und zerbrechlich war und in jedem den Wunsch weckte, sie zu beschützen. Und weil Cora Noah liebte, verleugnete Mercedes ihre Gefühle für ihn. Seitdem war sie beste Freundin, Brautjungfer, Patentante, der Fels in der Brandung für die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben - bis zu dem Augenblick, als das spröde Fundament ihrer Welt in sich zusammenbricht ... Auch jetzt ist Mercedes für Noah da, doch ihre wahren Gefühle zu offenbaren erscheint nun noch viel unmöglicher als zuvor ...

All the pieces of my heart ist Band 3 der Laws of Love-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, es werden keine Vorkenntnisse benötigt. Das Buch hat minimale Bezugspunkte zu den Vorbänden.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird aus Erzählersicht erzählt. Das Buch beinhaltet triggernde Thematiken wie Depressionen und Suizid.

Meine Meinung

Amy Harmon ist eine der Autorinnen, die sich immer an etwas Neues heranwagt. An das Unbegreifliche. An das Schmerzhafte. In jedem ihrer Bücher gibt es wieder etwas Neues zu entdecken und entsprechend hab ich mich auch drauf gefreut, in diesem Buch wieder etwas Außergewöhnliches zu finden. Dieses Mal geht es um Second Chances, die Verarbeitung von Trauer und Tod sowie als übernatürliches Element die Kommunikation mit Leuten aus dem Totenreich.

Die Geschichte startet ohne große Umwege direkt mit dem großen Ereignis: Cora kommt bei Mercedes vorbei und lässt ihr die kleine Tochter Gia da. Dies ist nicht ungewöhnlich, da Cora und Mercedes beste Freundinnen sind und Mercedes auch die Patentante der kleinen Gia ist. Ungewöhnlich ist dann aber, dass Cora ihre Tochter später nicht abholt beziehungsweise überhaupt nicht zurückkehrt. In großer Sorge versucht Mercedes, Noah – ihren besten Freund und Ehemann von Cora – zu erreichen. Voller Entsetzen muss sie nun aber fahren, dass Cora einen tödlichen Unfall hatte. In Folge dessen beginnt die erste Hälfte des Buches mit Thematiken, bei denen es um Trauer, Verarbeitung der Trauer, Überforderung des nunmehr alleinerziehenden Vaters und den drängenden Fragen um die Todesumstände von Cora geht. In zahlreichen Rückblicken erfährt der Leser, wie sich die drei kennengelernt haben, wie die Verbindung zwischen Noah und Mercedes schon immer übernatürlich stark war und wie es dazu kam, dass sich Noah am Ende doch in Cora verliebte und mit ihr eine Tochter bekam. Es sind schöne Ausflüge in eine gemeinsame Vergangenheit, die dem Leser aber auch (mal mehr, mal weniger) subtil zeigen, wie komplex die Dreierfreundschaft war und wie Cora die gewisse Tendenz hatte, alles haben zu wollen, was Mercedes hatte. Nach und nach zeichnet sich ein Bild von einer liebevollen Frau, die aber auch durchweg manipulative Tendenzen hatte. Und auch hiermit befassen sich Mercedes und Noah in der Gegenwart, was von der Autorin ein starkes Stück ist und mich begeistern konnte. Sonst steht im Fokus, wie Noah und Mercedes versuchen, sich an das neue Leben zu gewöhnen, wie Mercedes schrittweise einen wichtigen Platz in Noahs und auch in Gias Leben einnimmt, aber auch, wie die Schuldgefühle sie belasten, weil sie die Abgründe ihrer Freundin nicht erkannt hat und sie sich wie eine Betrügerin fühlt, jetzt teilweise ihren Platz einzunehmen. Der Leser merkt aber auch zunehmend, dass eigentlich schon immer Mercedes den Platz an Noahs Seite hätte haben sollen. Die erste Hälfte des Buches würde ich als emotional, aber eher seicht bezeichnen. Die Autorin berührt mit ihrem Schreibstil, der gewohnt poetisch ist, aber im Vergleich zu ihren Vorbüchern doch nicht ganz so überladen rüberkommt.

Die zweite Hälfte des Buches hingegen zieht ordentlich an Tempo an. Es kommen einige rätselhafte Elemente zusammen, die für viel Spannung, einige kleinere und größere (aber auch eher vorhersehbare) Twists sorgen. Hier steht dann aber auch die übernatürliche Thematik sehr im Fokus. Noah arbeitet in der Klinik mit einem Jugendlichen, der mit den Toten kommunizieren kann und so Botschaften aus dem Jenseits übermittelt. Es sind Hinweise, die der Leser teilweise schneller deuten kann als die Charaktere, die aber oftmals für relevante Entwicklungen in der Geschichte sorgen. Es gibt zudem einen Obdachlosen, der eine relevante Rolle spielen wird, der auch in irgendeiner Form Botschaften empfängt. An dieser Stelle scheiden sich wahrscheinlich die Geister (Anspielung auf das Buch natürlich komplett ungewollt…) denn jeder muss für sich wissen, wie er mit diesen Erkenntnissen umgeht. Ich fühlte mich unterhalten und mich konnte auch das große Finale des Buches durchaus überzeugen, aber natürlich leidet die Erklärbarkeit des Buches zu 100% darunter, dass es eben keine Erklärung gibt. Hier muss man wissen, ob dies für einen selbst geeignet ist. Ich bin jemand, der eigentlich immer nachvollziehbare Erklärungen braucht, aber es war in Ordnung für mich, weil es irgendwie gepasst hat und ich von der Autorin auch nichts anderes gewöhnt bin. Vielleicht ist es aber auch die Erkenntnis, dass es durchaus Sachen geben kann, die manchmal vielleicht nicht erklärbar sind. Ob man darauf glauben mag oder nicht, sei mal dahingestellt. Jedenfalls ist All the pieces of my heart ein durchaus emotionales, gut gelungenes Buch, bei dem es viel um Schuldgefühle, Hoffnung und Kraft geht, aber auch darum, dass man manchmal Verstorbene auf ein Podest stellen möchte, was nicht existiert. Die Charaktere sind liebenswert und entwickeln sich gut, vor allem Mercedes hat man sofort ins Herz geschlossen mit ihrer liebenswerten und aufopfernden Art. Im Finale gibt es die ein oder andere Enthüllung, die für mich jetzt nicht nötig und vielleicht auch nicht immer so passend war, aber insgesamt hat das alles schon ganz gut zusammengepasst.

Mein Fazit

All the pieces of my heart ist ein Buch, was man nur mögen oder nicht mögen kann. Wie immer arbeitet die Autorin mit übernatürlichen Elementen, die handlungsfördernd sind, sich aber eben auch jeglicher Erklärbarkeit entziehen. Die Liebesgeschichte ist ganz in Ordnung, der Schmerz der Charaktere greifbar und die zweite Hälfte überzeugt mit Spannung und kleineren Überraschungen. Unterhaltsames Buch für Zwischendurch, wenn man nicht für alles eine Erklärung sucht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 14.07.2022

interessante Einblicke, schwache Lovestory

Catching up with the Carters - In your eyes
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„Wir sind so viel mehr als das, was über uns geschrieben wird.“
(Kat zu Aphrodite in Catching up with the carters 1)

Worum geht’s?

Aphrodite steht mit der Reality-Show ihrer Familie »Catching up with ...

„Wir sind so viel mehr als das, was über uns geschrieben wird.“
(Kat zu Aphrodite in Catching up with the carters 1)

Worum geht’s?

Aphrodite steht mit der Reality-Show ihrer Familie »Catching up with the Carters« im Rampenlicht. Die Öffentlichkeit hält sie für ein Party-It-Girl. Wie es in ihr aussieht, weiß niemand. Nur Garett, dessen TV-Dynastie eine Fehde mit den Carters führt, kannte ihre Ängste. Doch ihre Liebe zerbrach in tausend Scherben. Als erneut fiese Dinge über sie geschrieben werden, ergreift Aphrodite die Chance, bei einer Datingshow hinter den Kulissen zu arbeiten und sich eine eigene Karriere aufzubauen. Am Set trifft sie ausgerechnet auf Garett. Ein Blick in seine blauen Augen, auf die Narbe an seinem Kinn, und die bittersüßen Erinnerungen sind zurück – wie auch diese unbeschreiblich tiefen Gefühle. Wenn Aphrodite ihnen nachgibt, könnte es sie endgültig zerstören …

Catching up with the carters – In your eyes ist Band 1 der gleichnamigen Reihe. Das Buch ist grundsätzlich in sich geschlossen, die Rahmenhandlung wird aber wahrscheinlich in den Folgebänden fortgesetzt.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Aphrodite und Garett in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.

Meine Meinung

Als das neue Programm von Harper Collins vorgestellt wurde, war ich auf kein Buch gespannter als auf diese neue Reihe. Als bekennender Fan von Reality Formaten (und ja, ich gucke auch die namensgebende Keeping up with the Kardashians Variante) fand ich die Idee, diese Thematik der Scheinwelt in einem Buch wiederzufinden, wahnsinnig interessant und innovativ. Mit entsprechend hohen Erwartungen bin ich vermutlich auch an das Buch herangegangen und kann sagen: Tolles Buch, aber…

Um das Buch zu mögen, muss man ein Fan von etwas übertriebenen Geschichten sein. Da bin ich mir sicher. Fans von Kleinstadtromance und süßen Friends to Lovers Geschichten sollten vermutlich um das Buch einen Bogen machen. Denn dieses Buch hat Power! Protagonistin Aphrodite kommt aus einem riesigen Familienclan, der mit der eisernen Hand ihrer Mutter Evelyn geführt wird – ich bin mir ziemlich sicher, dass die Parallelen zum TV-Vorbild nicht zufällig sind. Momager Evelyn hat hohe Erwartungen an ihre Kinder und so stolpert der Leser direkt zu Beginn ins Filmset aka. den heimischen Esstisch. Mit ungeschönten Einblicken, sarkastischen Kommentaren und jeder Menge Selbstreflektion lässt Aphrodite den Leser an ihrem Leben vor der Kamera teilhaben – und an ihren Gedanken, wenn die Kameras aus sind. Das Leben als weltbekannte Persönlichkeit ist schwer, überall Paparazzi, Gerüchte und böse Worte. Doch eigentlich will Aphrodite so viel mehr als die Rolle zu leben, die ihr zugeteilt wurde. Und so landet sie durch Kontakte am Set der Sendung Celebrities in Love – einem Bachelor angehauchtem Format. Bei der Arbeit hier begegnet sie Garett wieder, mit dem sie vor einigen Jahren einige innige Freundschaft und auch mehr verbunden hat. Doch Garett gehört zum Familienclan der Edwards, einst beste Freunde der Carters, nunmehr aber medienträchtig verfeindet. Doch als sie nun zusammen arbeiten, kommen Gefühle wieder hoch, die beide längst vergessen haben.

Wow, dieses Buch ist absolut mitreißend. Das gleich vorweg. Von Anfang an hat mich Aphrodite mit ihrer ehrlichen und unverblümten Art begeistern können und die vielseitigen Einblicke, die die Autorin in dem Buch einbaut, sind interessant und gleichzeitig erschreckend. Wie viel Reality steckt eigentlich im Reality TV? Diese Frage hat sich jeder Zuschauer wohl schon einmal gestellt und jeder hat sicher seine eigene Vorstellung davon. In diesem Buch spielt die Autorin jedoch damit: Dadurch, dass Aphrodite am Set von der Datingshow hinter der Kamera arbeitet, bekommt sie Einblicke, die sie ihr eigenes TV-Leben reflektieren lassen. Ich muss gestehen, dass einige Sachen sicher etwas übertrieben sind, während wieder andere Sachen vielleicht noch schlimmer in Wirklichkeit sind. In dem Buch hat die Autorin aber eine gute Mischung gefunden und hat vielleicht in dem ein oder anderen Satz auch einen kleinen erhobenen Zeigefinger gegen die Medien und die Medienkonsumenten erhoben. Denn damit solche Formate funktionieren, braucht es willige Abnehmer. Und der willige Abnehmer bestimmt, welche Erwartungen an Formate gestellt werden. Ich fand es einfach wahnsinnig interessant, wie komplex hier alles aufgebaut wurde: Beeindruckende Einblicke in das vermeintliche Leben der Reality Stars ala Kardashians, unglamouröse Einblicke in das Leben der Produktionsmitarbeiter, die Wirkung von Stille Post und bewusster Manipulation für die Quoten – in diesem Buch ist so viel eingebaut, es gibt immer etwas zu entdecken. Mir hat es wahnsinnig gut gefallen, dass die Autorin sowohl Garett als auch Aphrodite alles hat durchlaufen lassen, was man am Set erleben kann. Kein Starbonus, zumindest nicht wirklich.

Dieses Buch funktioniert auf mehreren Ebenen. Die eine Ebene ist der besagte Einblick in das Leben am Set und den Druck, der auf Kandidaten und TV-Sternchen. Eine weitere Ebene ist der traurige Blick auf das tatsächliche Leben von Aphrodite. Es ist ein Mix aus „spiel die Rolle, die dir zugeteilt wurde“ (und mit zugeteilt meine ich nicht nur von den Medien, sondern von ihrer eigenen Mutter) und den eigentlichen Bedürfnissen von ihr. Es fängt an mit Momenten, wo Aphrodite böse Kommentare liest, sich wieder fragen darf, welche Schlagzeile als nächstes kommt und geht weiter mit Erwartungen, die ihre Mutter an sie stellt. Im Laufe der Geschichte muss Aphrodite an so vielen Stellen feststellen, wie sehr sie manipuliert wird und wurde, wie viel ihr dadurch genommen wurde und leider auch, wie verlogen ihre eigene Familie bzw. ihre Mutter ist. Das Buch kommt mit so einigen Enthüllungen daher, von denen einige erwartbar und vorhersehbar waren, andere wiederum wirklich überraschten und auch einige dabei waren, die man befürchtet hat und für Aphrodite nicht wollte – die dann aber trotzdem passieren. Selten habe ich bei einem Charakter so mitgelitten, aber auf einer ganz anderen Ebene als sonst. Sie tat mir leid, gefangen in einer Welt, die jederzeit Kameras auf sie hält und die das Drehbuch kennt, während Aphrodite nichts davon weiß oder ahnt. Dies gibt der Protagonistin hier aber auch wahnsinnig viel Raum zu wachsen, zu reflektieren und am Ende auch für sich selbst einzustehen. Ihre Entwicklung, ihre Stärke und ihr Vertrauen in sich selbst fand ich wirklich großartig gelungen. In meinen Augen ist die Storyline um Aphrodites Entscheidungen und den Einfluss ihrer Mutter und die Folgen für die Show noch nicht auserzählt, weshalb ich gespannt bin, ob und wenn ja was da noch kommt.

Die letzte Ebene dürfte die Liebesgeschichte zwischen Garett und Aphrodite sein. Ich muss sagen, dass diese Ebene mich nicht ganz überzeugen konnte. Beide haben Vorgeschichte, weshalb es ein wenig Richtung Second Chances geht. Hier geht es vor allem auch darum, dass trotz aller Erlebnisse beide Charaktere wohl nie aufgehört haben, einander zu lieben, auch wenn die Familien verfeindet waren. Diese Romeo und Julia Konstellation wollen sich am Ende die Familien auch zu Nutze machen. Als beide nach drei Jahren am Set aufeinandertreffen, merkt man sofort die Spannungen – sowohl die knisternde als auch die angespannte. Es gibt einige kleinere Blendgranaten, die in meinen Augen vorhersehbar waren und entsprechend wenig Effekt auf die Story hatten. Was es mir aber schwer gemacht hat, war nachzuvollziehen, wieso jetzt auf einmal beide zueinander stehen wollen. Klar, man merkt die Chemie zwischen beiden, aber das große Feuerwerk blieb für mich aus. Generell fand ich, dass Garett sehr untergeordnet in der Geschichte vorkommt, weshalb für mich die Lovestory auch gar nicht so gewichtig war und die Irrungen und Wirrungen diesbezüglich nur auf der Ebene der Verlogenheit der Familien relevant war. Für mich war es nicht schlimm, dass die Liebesgeschichte etwas untergeht, aber andere Leser könnte es vielleicht stören. Mir hat aber das komplette Leben rund um die ganzen Shows und Aphrodites Entwicklung schon so mitgerissen, dass es für mich nur ein netter Bonus war.

Das Buch bringt sehr viel Input mit und wird entsprechend nie langweilig. Man lernt jede Menge Leute kennen, was hinsichtlich der ganzen Namen nicht immer einfach war. Die Einblicke, die man erhält, sind jedenfalls schon ziemlich vielfältig und umfassend. Das muss man durchaus mögen. Mich hat das Buch total in den Bann gezogen und ich habe es wirklich in einem Rutsch durchgelesen, weil es immer wieder etwas zum Entdecken, Staunen und leider auch zum „wusste ichs doch“ Sagen gab. Ich freue mich schon sehr, in den Folgebände in die Carter Familie zurückzukehren und bin gespannt, ob da die Lovestories mehr überzeugen können.

Mein Fazit

Catching up with the carters – In your eyes ist ein starker und interessanter Auftakt in eine neue Reihe, die das Thema Reality TV beleuchtet. Die Einblicke waren vielseitig und sicher auch teilweise erschreckend. Die Protagonistin Aphrodite entwickelt sich stark, Love Interest Garett geht ein wenig unter. Die Liebesgeschichte war für mich nicht unbedingt die Stärke des Buches, das gelungene Drumherum konnte mich aber sehr begeistern. Für Leute, die Reality TV lieben und die kein Problem mit rasanten Geschichten haben.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 14.07.2022

einfühlsam mit Abzügen

Rise and Fall (Faith-Reihe 1)
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„Du weißt doch, dass deine Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben ist. Und ich werde alles dafür geben, dass es ein Happy End gibt.“
(Carter zu Skylar in Rise and fall)

Worum geht’s?

Nach einem ...

„Du weißt doch, dass deine Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben ist. Und ich werde alles dafür geben, dass es ein Happy End gibt.“
(Carter zu Skylar in Rise and fall)

Worum geht’s?

Nach einem One-Night-Stand mit ihrem besten Freund Carter flieht Skylar überstürzt aus der Wohnung. Auf dem Heimweg hat sie einen Unfall, der ihr Leben für immer verändert. Sie wird nie wieder gehen können und sitzt von nun an im Rollstuhl. Carter verlässt am Morgen nach ihrer gemeinsamen Nacht für ein halbes Jahr das Land, um als Musikjournalist mit einer Band durch Europa zu touren. Sky möchte nicht, dass er für sie seinen Traum aufgibt, und so verheimlicht sie ihm den Unfall. Und ihre Gefühle, die weit über eine Freundschaft hinausreichen. Als Carter ein halbes Jahr später zurückkehrt und erfährt, was Sky zugestoßen ist, ist er tief verletzt, dass sie ihm die Wahrheit verschwiegen hat. Können sie wieder zueinander finden, bevor sie sich ganz verlieren?

Rise and Fall ist Band 1 der Faith-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Protagonistin von Band 2 kommt jedoch bereits vor.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Carter und Skylar in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.

Meine Meinung

Best Friends to Lovers, das ist ja eigentlich nicht unbedingt mein Ding. Aber bisher konnte mich Sarah Stankewitz mit ihren Büchern immer sehr begeistern und die Thematik um Sky, die im Rollstuhl sitzt, ist auch für ein Romance Buch eher ungewöhnlich. Daher bestand gar kein Zweifel, dass ich dieses Buch lesen werde. Und ich fand es auch – mit einigen Abstrichen – wirklich toll.

Sky und Carter haben eine lange gemeinsame Vergangenheit. In jungen Jahren lernten sie sich in einer Pflegefamilie kennen, in der beide lebten. Sie wurden beste Freunde, was auch anhielt, nachdem Sky adoptiert wurde und ein neues Zuhause fand. Aus den Kindern wurden junge Erwachsene und noch immer sind sie beste Freunde. Von Anfang an merkt man, dass die beiden vielleicht aber auch mehr sind, diese freundschaftliche Liebe, die sie teilen, ist aber auch so schon mehr als genug, um zu verstehen, was sie einander bedeuten. Dann geschieht aber ein wahnsinniges Unglück. Nachdem Sky und Carter an seinem letzten Abend, bevor er in England mit einer bekannten Rockband auf Tour geht, um ihre Biografie zu schreiben, und somit Sky ein halbes Jahr verlässt, miteinander schlafen, verlässt Sky Carter fluchtartig. Auf dem Nachhauseweg geschieht ein Unfall, der Skys Leben für immer verändern wird. Sie sitzt fortan im Rollstuhl. Weil sie weiß, dass Carter sofort geblieben wäre oder zurückgekehrt wäre, behält Sky dies jedoch geheim. Als Carter nun Monate später zurückkehrt, hat sich Sky an die neuen Umstände gewöhnt – aber für Carter ist es ein großer Schock und auch ein großer Verrat. Werden beide an der neuen Situation wachsen oder zerbrechen?

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Deswegen das für mich wichtigste vorab, was vielen vielleicht anders geht: Sky und Carter hätten kein Liebespaar sein müssen. Für mich hätten sie auch als Freunde vollkommen ausreichend funktioniert. Das gleich vorweg, zur Liebesgeschichte komme ich aber später noch einmal. Mit Rise and Fall hat mich Sarah Stankewitz echt begeistern können. Ich fand es unglaublich faszinierend, wie behutsam und zugleich offen die Autorin die Thematik um Sky, das Leben im Rollstuhl und die hiermit verbundenen Probleme im Leben einbaut. Wirklich, es war für mich ein wahrer Lernprozess und gleichzeitig gab es auch viele Momente, wo man realisiert hat, wie unbedacht man bisher vielleicht durch die Welt gegangen ist. Denn in dem Buch spricht die Autorin immer wieder die Hindernisse im Leben von Sky an, die Grenzen des Rollstuhls und gleichzeitig die bejahende und motivierte Art von Sky, sich nicht ihrem Schicksal zu fügen, sondern dies als Chance zu sehen. Ob es realistisch ist, dass Sky ohne großen Groll ihr Leben im Rollstuhl meistert, darüber kann man sich sicher streiten. Aber die Art, wie sie es meistert, ist bewundernswert. Ich bin der Autorin sehr dankbar für diese Einblicke, die man hier durch Skylars Augen miterleben darf. Ich hatte auch das Gefühl, dass hier nie etwas beschönigt wurde und das führte an vielen Stellen auch dazu, dass ich mit Sky mitgelitten habe und mir schwer ums Herz wurde. Sky ist auch generell ein sehr sympathischer Charakter, der viel Harmonie und Liebe in die Geschichte bringt. Dies hat sich vor allem im Bezug auf ihre Pflegeeltern aber auch ihre Adoptivmutter und ihre Mitbewohnerin Hazel (Protagonistin von Band 2) sowie deren Bruder immer wieder gezeigt. Man konnte sie nur lieben. Auch die Mischung aus Rückblenden auf Skys und Carters Miteinander vor dem Unfall haben sich wunderbar eingefügt, die besondere Verbindung der beiden untermauert und man konnte ihr Miteinander einfach nur lieben.

Liebe. Ein gutes Stichwort. Denn zu diesem Buch gehören zwei Leute. Und Part 2 ist Carter. Carter konnte mich leider nur bedingt abholen. Er ist ein Sturm und Drang-Charakter, der für Sky eindeutig alles tun würde. Anfangs haben beide nur per Videotelefonie Kontakt und er lebt ein gutes Leben mit der Band, kleinere Ablenkungen inklusive. Als er zurückkommt, reißt es ihn den Boden unter den Füßen weg, insbesondere, weil Sky ihm nichts gesagt hat. Doch er fängt sich sehr schnell und zeigt sich von einer liebevollen Seite, die ich manchmal fast schon unangenehm übertrieben fand. Aber so ist Carter vielleicht einfach gestrickt. Die Band spielt am Rande eine Rolle und hat ganz gut in die Geschichte gepasst. Vor allem aber die Schwester vom Bandleader namens Megan bringt nochmal eine Wendung in das Buch, wo ich gestehen muss, dass mich hier doch einiges gestört hat. Es ist nicht die Thematik als solche, aber wie Sky und Carter damit umgehen bzw. wie vor allem Sky Carter dann von sich stößt, weil sie glaubt, dass er so glücklicher wird. Das war mir eigentlich für den Verlauf der Geschichte und der starken Beziehung der beiden zu viel Drama und auch fast unnötig. Der große Punkt ist für mich, dass Sky und Carter nicht zwingend ein Liebespaar hätten sein müssen. Ihre Freundschaft war eigentlich absolut ausreichend. Gleichzeitig führte die Beziehung, das Thema um Megan und Skylars Unfall zu diesem Dramapunkt, der für eine derart solide Verbindung eigentlich nur ein Stolperstein, aber kein Krater sein dürfte. Daher hat mich die Liebesgeschichte mit dem Drama am Ende dann doch etwas verloren.

Mein Fazit

Rise and Fall ist ein schönes, vielseitiges Buch, was vor allem mit einer starken Protagonistin und ihren Erlebnissen im Rollstuhl begeistern kann. Die Liebesgeschichte ist stark, aber auch von einigem Drama geprägt. Einfühlsam erzählt, mitreißend und beeindruckend, aber mit Abzügen in der B-Note!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 05.05.2022

interessant und informativ

Der perfekte Mord?
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Worum geht’s?

Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander ...

Worum geht’s?

Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander Hold. Stevens hat bereits mehrere Bücher im Real Crime Sektor veröffentlicht, bei denen er von seinen Erfahrungen mit der deutschen Justiz berichtet. In seinem Buch „Der perfekte Mord?“ geht es dieses Mal um ausgewählte Fälle, bei denen zwar jemand verurteilt wurde, der Autor aber ausführlich erklärt, wieso es entweder Zweifel an der Täterschaft gibt oder ob vielleicht noch weitere Hinterleute ungestraft davon gekommen sind. Unter der Prämisse „Was, wenn ein Unschuldiger verurteilt wurde, dann würde der wahre Täter ja noch frei herumlaufen“ entführt er den Leser kurzweilig und informativ in echte Fälle, die teilweise Fragen aufwerfen.


Schreibstil

Bei diesem Buch handelt es sich um ein True Crime-Buch, bei dem der Autor wahre Fälle beleuchtet, die zum Teil noch nicht rechtskräftig abgeschlossen sind. Nach einem knappen Vorwort zur Einleitung, bei dem der Autor insbesondere auch seine Intention für dieses Buch erklärt, folgen die 6 Fälle, die kapitelweise aufgearbeitet sind. Innerhalb der Kapitel stellt der Autor den Fall vor, beleuchtet die Beweislage, stellt aber auch immer wieder kritische Fragen an den Leser und beleuchtet das gerichtliche Urteil. Hierbei werden auch immer wieder relevante Themen des Strafrechts eingeführt und vom Autor treffend für Laien erklärt. Das Buch schließt mit einem kurzen Nachwort.

Der Schreibstil ist relativ locker, gut verständlich und der Autor spricht den Leser oftmals auch direkt an, etwa durch (rhetorische) Fragen. Jeder Fall ist für sich einzigartig und zielt auf eine andere Thematik ab (z. B. Hintermänner, falsche Beweiswürdigung, Beweise gegen Beweise). Der Autor war sehr bedacht darauf, alles verständlich und nachvollziehbar zu erklären.

Meine Meinung

Ich oute mich an dieser Stelle wohl als kleines Alexander Stevens-Fangirl. Seitdem mein Chef mir vor einigen Jahren „Sex vor Gericht“ zum Geburtstag geschenkt hatte, habe ich alle weiteren Titel des Autors gelesen oder als Hörbuch gehört. Jedes der Bücher habe ich – auf seine eigene Art und Weise – gemocht, da der Autor mit seiner entspannten und informativen Art sachlich, aber gleichzeitig auch interessant verpackt verschiedene Fälle, Strafrechtsproblematiken und gesellschaftliche Phänomene aufgearbeitet hat. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen auch an dieses Buch. Und ich muss sagen, dass ich dieses Mal irgendwie nicht so 100% überzeugt war wie sonst. Aber wieso?

Nach einem sehr kurzen Vorwort, wo der Autor ein wenig dazu ausführt, was die Idee hinter dem Buch ist, geht es direkt mit dem ersten Fall los. Jeder Fall kriegt wieder ein eigenes Kapitel und bei jedem Kapitel steht eine andere Idee hinter dem vorgestellten Fall. Die Fälle könnten unterschiedlicher nicht sein. So ist bei einem Fall der eigentliche Mord unstreitig, es geht aber darum, ob es eine Auftragstat war und wie die Justiz hiermit umgeht. Bei einem anderen Fall geht es um die Frage, wie Beweiswürdigung von Zeugenaussagen funktioniert und ob 3 gegen 1 auch zu dem Ergebnis führen, dass 3 recht haben. Ein weiterer Fall wirft Fragen zu Alibis und gerichtsmedizinischen Berechnungen auf, während ein anderer Fall die Prämisse „folge dem Geld“ dem Leser erklärt. Jeder Fall war für sich genommen interessant und ich kannte bisher tatsächlich auch keinen der vorgestellten Fälle, was bei True Crime durchaus selten ist.

Der Autor hat sich wahnsinnig viel Mühe gegeben, die Fälle – bzw. die jeweilige Beweislage – für den Leser greifbar, strukturiert und dennoch ergebnisoffen zu schildern. Das gelingt mal mehr, mal weniger. An einigen Stellen merkt man natürlich, welche Position der Autor vertritt, was mich nicht unbedingt gestört hat, zumal das Buch ja auch nicht den Anspruch hat, unvoreingenommen sein zu wollen, immerhin geht es um wahre Fälle eines Strafverteidigers. Ein Großteil der Zweifel war für mich auch absolut nachvollziehbar, anhand von kriminologischen und kriminalistischen Ermittlungstechniken wunderbar erklärt und hat bei mir an vielen Stellen auch zum Nachdenken geführt. Man merkt, dass es dem Autor ein großes Anliegen ist, sich nicht in komplexen juristischen Ausführungen zu verlieren, sondern dem Leser wohldosiert und handfest die Problematiken zu erklären. Zentraler Fokus liegt hierbei einfach auf der Thematik Beweiswürdigung durch das Gericht und die durchaus berechtigte Frage, wie hier eigentlich Sicherheit herrschen kann, wenn es doch eher eine Gefühl- und Pi-Mal-Daumen-Regelung ist, die Richter offenbar bei ihrer Urteilsfindung anwenden.

Naturgemäß ist – wie auch teilweise bei seinen Vorgängerbänden – der Buchinhalt geeignet, einiges an Angst zu schüren, wenn man als strafrechtlich vielleicht nicht unbedingt involvierte Person die Ausführungen liest. Man darf nie vergessen, dass es hier um einen Bruchteil der Fälle geht, die täglich in Deutschland verhandelt werden. Mir hat aber leider vom Gefühl her bei diesem Buch ein wenig die Einordnung durch den Autor gefehlt, dass eben nicht immer so gearbeitet wird, wie hier. In solchen Büchern landen ja nur Grenzfälle, die unproblematischen Themen ja nicht. Das sollte sich der Leser auch stets vor Augen halten. Da dieses Buch für mich im Vergleich zu den bisherigen Werken eher weniger einen wissenschaftlichen Ansatz verfolgt (in den bisherigen Büchern ging es ja häufig um Prozesstaktiken, um Glaubwürdigkeitsbeurteilungen und ähnliches), kam es für mich so rüber, als würde eine gewisse Basis fehlen. Das kann auch daran liegen, weil ich selbst im strafrechtlichen Bereich zuhause bin und entsprechend viele Sachen kenne oder vielleicht auch anders einordne als der durchschnittliche Leser, aber im direkten Vergleich zu den bisherigen Werken war dies für mich eher ein Buch, bei dem ich das Gefühl hatte, der Autor wollte sein Unverständnis und seine persönliche Ansicht niederschreiben. Natürlich gibt es auch sachlichen und fachlichen Kontext, aber es wirkte für mich so, als wäre das für die Fälle weniger entscheidend gewesen. Entsprechend wirkte auf mich auch das Nachwort. Der Autor lässt am deutschen Justizsystem nur bedingt ein gutes Haar. Viele seiner Einschätzungen (insbesondere die, dass in den USA das Jurysystem derartige Urteile verhindert hätte), teile ich etwa in keiner Form. Ich mag kritische Bücher, bei denen auch die Fehler der Justiz aufgezeigt werden, aber irgendwie hat mich das Buch dieses Mal in der Hinsicht nicht greifbar abholen dürfen.


Mein Fazit

Insgesamt ist „Der perfekte Mord?“ erneut ein interessantes Buch des Autors mit durchaus mitreißenden Fällen. Der gewohnt gute Schreibstil des Autors kann auch hier wieder überzeugen. Anders als bei den bisherigen Büchern empfand ich dieses Werk aber als weniger fundiert und mir fehlten irgendwie die tieferen Lehren, die ich aus den anderen Büchern mitnehmen konnte. Einige der Fälle passen für mich auch nicht so ganz zu der aufgeworfenen Frage. Dennoch habe ich das Buch wieder verschlungen und bin gespannt, womit der Autor als nächstes kommt. Das Buch ist gewohnt kurzweilig und in meinen Augen für True Crime-Fans, aber auch Gelegenheitsleser gut geeignet. Gutes Buch für Zwischendurch, aber auf jeden Fall nicht sein bestes Werk!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 05.05.2022

starke Geschichte behutsam erzählt

With you I dream
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„Das ist das Schöne an einem Neuanfang. Du entscheidest, wie es weitergeht.“
(Mias Schwester zu Mia in With you I dream)

Worum geht’s?

Hals über Kopf verlässt die Studentin Mia New York, um einer ...

„Das ist das Schöne an einem Neuanfang. Du entscheidest, wie es weitergeht.“
(Mias Schwester zu Mia in With you I dream)

Worum geht’s?

Hals über Kopf verlässt die Studentin Mia New York, um einer toxischen Beziehung zu entkommen. Bei ihrer Adoptivschwester in der Kleinstadt Belmont Bay in Idaho, umgeben von glitzernden Seen und den Rocky Mountains, will sie zur Ruhe kommen. Stattdessen beschert ihr der mürrische, aber irritierend gutaussehende Conner bald ziemliches Herzklopfen. Doch je näher Mia Conner kommt, desto größer werden ihre Zweifel: Ist sie wirklich schon wieder bereit, sich jemandem zu öffnen? Und was verheimlicht ihr Conner, das ihn immer wieder in die endlosen Wälder Idahos zieht?

With you I dream ist Band 1 der Belmont Bay Reihe und ist in sich geschlossen. Die Charaktere der Folgebände kommen bereits als Nebencharaktere vor.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Conner und Mia in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Mias Erzählanteil überwiegt. Das Buch beinhaltet Thematiken, die triggern können, insbesondere aus dem Bereich häuslicher Gewalt.

Meine Meinung

With you I dream ist mein erstes Buch von der Autorin und ich hatte dementsprechend nicht wirklich Erwartungen. Der Klappentext hatte mich sehr angesprochen und ich hatte irgendwie ein wenig in Richtung von Green Valley gedacht, dass man hier mit Belmont Bay einen süßen, atmosphärischen Ort hat, der zum Entspannen und Träumen einlädt. So ist es auch – aber gleichzeitig ist With you I dream auch so viel mehr.

In dem Buch geht es um Mia, die gerade sehr kurzfristig nach Belmont Bay aufgebrochen ist. Hier lebt ihre Schwester, bei der sie Zuflucht sucht. Wieso, das erfährt der Leser bereits am Anfang zumindest ein wenig: Sie kommt aus einer toxischen und gewalttätigen Beziehung. Wie umfassend und tief das Thema aber am Ende ist, zeigt sich im Laufe der Geschichte. Abtauchen, Luftholen und irgendwie auch Neuanfangen – das sind Mias Ziele. Wie genau, weiß sie noch nicht. Ihr Medizinstudium hat sie aufgegeben, ihren nunmehr Ex ohne Information zurückgelassen und eingeweiht hat sie sowieso nur ihre Schwester. Nun kommt sie in diesem beschaulichen Ort an, wo sich Neuigkeiten schneller verbreiten als ein Lauffeuer. Doch die Einwohner von Belmont Bay sind nicht nur Tratschtanten, sondern auch wahnsinnig liebe Persönlichkeiten. Im Fokus der Geschichte steht hier vor allem Conner, der von vielen angehimmelt wird, aber selbst kein Interesse zeigt. Denn Conner hat einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit, der dazu führt, dass er immer noch an Schuldgefühle zergeht und er sich seitdem kein Glück mehr erlaubt hat. Nun mit Mia in der Stadt gerät aber auch seine kalte Fassade schnell ins Wanken. Werden die beiden ihre Wunden zusammen heilen können?

Bereits Mias Ankunft in Belmont Bay hat das richtige Feeling vorgegeben. Süßer Ort, urige Einwohner, jeder kennt jeden. Die ruhige Atmosphäre, das undramatische Kleinstadtleben – ein wunderbarer Kontrast zu der schweren Geschichte um Mias Vergangenheit. Beide Aspekte ergänzen sich auf großartige Weise, denn durch die seichte Umgebung kann der Leser immer wieder verschnaufen und Mias Erlebnisse sacken lassen. Die Thematik toxische Beziehung/häusliche Gewalt ist gewiss nicht neu, aber ich ziehe vor der Autorin den Hut, wie behutsam und gefühlvoll sie das Thema angeht und dem Leser, der (im Idealfall) mit dem Thema bisher keine Berührungspunkte hatte, die Dimensionen aufzeigt. Es geht hier nicht nur um körperliche Wunden, auch um psychische und seelische Qualen, um Ängste, um Verzweiflung. Es geht um Unverständnis aus dem Umfeld, auch das eigene Unverständnis, wieso man eine derartige Situation nicht verlässt. Das Thema ist so facettenreich und es kam mir so vor, als hätte die Autorin wirklich an alles gedacht. So wird Victimblaming angesprochen, die Hürde wirklich zu gehen, die teilweise unbedarften Äußerungen des Umfelds, die nicht böse gemeint sind, aber teilweise falsch ankommen können. Wirklich der gesamte Handlungsstrang hat mich begeistert und überzeugt. Es hat mich emotional berührt, zum Nachdenken angeregt und wird am Ende auch noch ein wenig dramatisch. Ich mochte, dass die Autorin Mia immer wieder hat struggeln lassen, aber die Botschaft war immer klar: Sie möchte und sie wird es schaffen. Die Geschichte gibt viel Hoffnung.

Die Liebesgeschichte um Mia und Conner war ganz süß. Es ist tendenziell eher eine Slow Burn Geschichte, die sich daraus ergibt, dass beide immer mal wieder aufeinandertreffen und sich gut verstehen, Mia sich in seiner Gegenwart auch wohlfühlt und Conner ihr ein bisschen was von Belmont Bay und insbesondere den Wäldern zeigt. Man merkt, dass ein wenig die Funken fliegen, es ist jetzt aber kein emotionales Feuerwerk und auch so spielt die Liebesgeschichte zwar durchaus eine Rolle, aber man merkt, dass der Fokus eher auf Mias Entwicklung liegt. Natürlich unterstützt die Zeit mit Conner sie dabei, aber für mich war die Liebesgeschichte eben auch nicht der Kernpunkt des Buches. Conner ist ein sympathischer, etwas kantiger Charakter, mit dem man ein wenig warmwerden muss. Er kommt eigentlich etwas zu kurz in der Geschichte, gleichzeitig darf man aber eben die Gewaltigkeit von Mias Geschichte nicht verkennen, sodass Conner für mich lieber untergeordnet ist als dass das Buch vollkommen überläuft, weil zu viel los ist. Conners Geheimnis war etwas unerwartet und interessant, aber auch kein wirkliches Highlight. Es passt jedenfalls alles gut zusammen und gibt ein stimmiges Bild ab. Manchmal wirkt die Geschichte ein bisschen sprunghaft oder gewisse Szenen enden für meinen Geschmack etwas abrupt, aber das hat mich nicht so sehr gestört. Ich denke, man kann sagen, dass es Herzensszenen für die Autorin gab und dann eben das „Drumherum“. So fühlt es sich zumindest an.

Beymont Bay und seine Einwohner sind bezaubernd. Mias Schwester Megan fand ich schon fantastisch und freue mich auf ihre Geschichte. Mia fängt in der örtlichen Hausarztpraxis an bei Chris, der gleichzeitig Conners bester Freund ist. Die Dinner-Besitzer, der ulkige alte Mann, die Stadtzicke Caroline – jeder hat seine Rolle und alles fügt sich stimmig zusammen. Im Buch wird auch viel Shakespeare thematisiert, da die Stadt für ihre Aufführungen bekannt ist, was mich manchmal etwas gelangweilt hat, aber eben gleichzeitig in einigen Punkten auch zu Mia und ihrer Entwicklung beiträgt. Auf jeden Fall freue ich mich schon sehr, in den Folgebänden nach Belmont Bay zurückzukehren.

Mein Fazit

With you I dream hat mich sehr überrascht. Ich hatte eine ruhige, atmosphärische Geschichte erwartet, was hier auch geliefert wird. Mias Geschichte berührt jedoch sehr und die innerliche Zerrissenheit wird von der Autorin sehr greifbar und behutsam dargestellt. Die Liebesgeschichte kann mittelmäßig überzeugen, aber der Schwerpunkt liegt hier auch auf Mias Entwicklung. Tolles Buch, was Lust auf die Folgebände macht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]