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Veröffentlicht am 30.05.2022

Die Samen der Vergangenheit sind die Früchte der Zukunft. (Buddha)

Die Dorfschullehrerin
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1964. Helene lebt mit Tochter Marie bei ihrer Großtante in Frankfurt und arbeitet dort als Lehrerin. Als sie das Angebot bekommt, nach Kirchdorf zurückzukehren, um dort den Posten der Schulrektorin einzunehmen, ...

1964. Helene lebt mit Tochter Marie bei ihrer Großtante in Frankfurt und arbeitet dort als Lehrerin. Als sie das Angebot bekommt, nach Kirchdorf zurückzukehren, um dort den Posten der Schulrektorin einzunehmen, löst das ein Wechselbad der Gefühle in ihr aus, denn das Dorf erinnert sie nicht nur an ihre große Liebe Tobias, der dort als Arzt arbeitet, sondern auch an ihre Flucht aus der DDR. Doch Helene nimmt die Stelle an und steht schon bald vor großen Herausforderungen, denn Tochter Marie ist über den Umzug gar nicht glücklich. Zudem hat sich Helenes Stiefmutter Christa sehr von allem zurückgezogen und auch ihre beste Freundin Isabella ist in großen Schwierigkeiten. Ein alter Bekannter ihres verstorbenen Mannes macht zudem ihre Vergangenheit wieder sehr lebendig....

Eva Völler hat mit „Was das Schicksal will“ den zweiten Band ihrer Saga um die Dorfschullehrerin Helene Werner vorgelegt, der nahtlos an den ersten Teil anknüpft und neben gut recherchiertem Hintergrund auch mit einer gefühlvollen Geschichte punkten kann. Der flüssige, bildhafte und berührende Erzählstil lädt den Leser zu einer Zeitreise in die vergangenen 60er Jahre ein, als die DDR-Grenze erst zwei Jahre Deutschland in zwei Teile separierte und lässt ihn an Helenes Seite gleiten, um ihren Lebensweg erneut zu begleiten. Das Angebot als Rektorin der Dorfschule verlangt Helene einiges ab, denn die Schulen aus den benachbarten Dörfern sollen zu einer zusammengefasst werden und jeder will dabei mitmischen. Doch diesmal hat Helene den Vorteil, dass man sie schon kennt und schätzt. Die Rückkehr nach Kirchdorf bringt auch die Konfrontation mit dem Arzt Tobias mit sich. Die Beziehung der beiden hat sich aufgrund unterschiedlicher Lebensvorstellungen verlaufen, doch schon bald müssen beide erkennen, dass ihre Gefühle tiefer sind, als sie gedacht haben. Tochter Marie fällt das Einleben in dem Dörfchen wesentlich schwerer, zumal ihr auch die Pubertät einen Strich durch die Rechnung macht. Vor allem aber ist ihr die Beziehung von Helene und Tobias ein Dorn im Auge. Und Helenes Freundin, die Hebamme Isabella erwartet ein Kind von einem farbigen GI, was zur damaligen Zeit ein absoluter Skandal ist. Isabella muss mit allem allein fertig werden, denn der Soldat wurde sofort versetzt, als er eine Heiratserlaubnis haben wollte. Die Autorin bringt ihre Geschichte in den passenden historischen Kontekt, wobei sie nicht nur den örtlichen Dialekt einfließen lässt, sondern auch die damaligen gesellschaftlichen Normen mit einflicht. Sowohl Örtlichkeiten als auch Personen werden so authentisch beschrieben, dass während der Lektüre beim Leser das Kopfkino anspringt und ihn durch ein Wechselbad der Gefühle schickt, während die einzelnen Schicksale verfolgt.

Die Charaktere sind glaubwürdig mit menschlichen Eigenschaften bestückt und überzeugen mit Lebendigkeit. Der Leser sitzt in der ersten Reihe, während die Ereignisse an ihm vorbeiziehen und ihn mithoffen und -fiebern lassen. Helene ist eine freundliche und hilfsbereite Frau, die sich fürsorglich nicht nur um die ihr anvertrauten Schüler kümmert. Marie ist rebellisch, aufmüpfig und egoistisch, was ihrer Pubertät zuzuschreiben ist. Tobias ist ein offener, ehrlicher und fleißiger Mann, der anpackt und keine Herausforderung scheut. Isabella ist eine liebenswerte und optimistische Frau, die sich allerdings momentan in einer ausweglosen Situation befindet und ihr auch Gewissenkonflikte verursacht. Sie muss eine Entscheidung fällen. Zudem spielen Helenes Vater, Stiefmutter Christa, Oma Else, Agnes und auch Herr Feuerbach wieder wichige Rollen, die die Handlung rundum abwechslungsreich gestalten.

„Was das Schicksal will“ ist ein runder Mix aus Familiengeschichte, historischem Hintergrund sowie Liebe und Geheimnissen, die den Leser an den Seiten kleben lassen. Eine unterhaltsame Geschichte wie aus dem realen Leben mit schönem Kopfkino. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.05.2022

Stell dir deine Seele als einen Baum vor, der von der Liebe erschaffen ist und deshalb einzig von der Liebe zu leben vermag. (Katharina von Siena)

Der Baum der Liebenden
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Seit jeher treffen sich verliebte Paare an der alten Eiche im texanischen Oak Springs und hinterlassen auf der Rinde des Baumes kleine Erinnerungen, die auch nach Jahrzehnten noch für alle sichtbar sind.
Regina ...

Seit jeher treffen sich verliebte Paare an der alten Eiche im texanischen Oak Springs und hinterlassen auf der Rinde des Baumes kleine Erinnerungen, die auch nach Jahrzehnten noch für alle sichtbar sind.
Regina Jennings Geschichte erzählt von Bella, die 1868 die Eiche auserwählt hat, um dort an ihrem 18. Geburtstag ihren ersten Kuss zu bekommen. Doch dann entwickeln sich die Dinge ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat…
1891 hat sich Karen Witemeyers Protagonistin Phoebe in den Kopf gesetzt, neben der alten Eiche ein Romantikhotel zu eröffnen. Unterstützen soll sie dabei Barnabas, der allerdings völlig andere Vorstellungen von der Ausführung hat als Phoebe…
Amanda Dykes lässt 1945 Luke aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehren und nach Hannah, der Schwester eines verstorbenen Kameraden suchen, mit der er seit einiger Zeit per Brief verkehrt. Und während sie gemeinsam ein Projekt in Angriff nehmen, trifft die Liebe sie mit Amors Pfeil…
Nicole Deeses Protagonistin Abby kämpft in der Gegenwart darum, dass die alte Eiche nicht der Säge zum Opfer fällt, die für die Erweiterung eines Hotels weichen soll. Ob es Abby gelingt, das Wahrzeichen von Oak Springs noch zu retten?
„Der Baum der Liebenden“ ist eine Sammlung von vier locker aufeinander aufbauenden Liebesgeschichten unterschiedlicher Autorinnen rund um eine alte Eiche als Wahrzeichen für Verliebte durch die Jahrhunderte. Den flüssigen, bildhaften und gefühlvollen Erzählstil haben alle Autorinnen zu eigen und nehmen den Leser sofort in die Handlung ihrer jeweiligen Geschichte mit hinein, wo er unterschiedlichste Protagonistenpaare kennenlernt, in deren Leben die Liebeseiche eine große Rolle spielen wird. Der Handlungsbogen spannt sich von der ersten Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart und lässt die Eiche dauerhaft zur Hauptrolle werden, unter deren Laubkleid sich so allerlei Liebende finden, wenn auch nicht auf den ersten Blick. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass sich einige Protagonisten Jahre später nochmals in der Geschichte einer anderen Autorin wiederfinden, so dass sich das Gesamtbild abrundet und die Verbindung immer wieder klar erkennbar ist. Sowohl Humor als auch Romantik findet sich vor allem in den ersten beiden Kurzgeschichten wieder, während die 3. und 3. Geschichte mehr von Tiefgründigkeit geprägt sind. Der christliche Aspekt war in keiner der Handlungen ausgeprägt.
Die Charaktere sind durchweg liebevoll in Szene gesetzt und lassen den Leser nahe an sich heran, der mit ihnen fühlt, bangt, hofft und fiebert. Meist sind die Hauptprotagonisten wie Feuer und Wasser, was zusätzlichen Pep in die Geschichte bringt. Allesamt sind sympathisch, liebenswert und authentisch.
Mit „Der Baum der Liebenden“ wird dem Leser von vier Autorinnen ein kurzweiliges harmonisches Lesevergnügen zuteil sowie die Huldigung an eine alte Eiche, die in ihren Lebensjahren viel gesehen und viel gehütet hat. Verdiente Leseempfehlung für alle Romantikerinnen!

Veröffentlicht am 22.05.2022

„Nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit.“ (Dietrich Bonhoeffer)

Die Birken der Freiheit
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1914. Rechtzeitig vor der Hochzeit der adligen Wilhelmine von Rahden trifft die Deutsche Luise in Estland ein, um dort als deren Zofe zu arbeiten. Die beiden Frauen hegen schnell ein freundschaftliches ...

1914. Rechtzeitig vor der Hochzeit der adligen Wilhelmine von Rahden trifft die Deutsche Luise in Estland ein, um dort als deren Zofe zu arbeiten. Die beiden Frauen hegen schnell ein freundschaftliches Verhältnis. Wilhelmine würde lieber ein Medizinstudium aufnehmen, als den ihr zugedachten Baron zum Ehemann zu nehmen. Trotzdem macht sie sich in Begleitung von Luise auf den Weg nach Livland, um ihren Zukünftigen kennenzulernen. Als Luise Julius begegnet, ahnt sie nicht, dass es sich hier um den Bräutigam handelt und verliebt sich sofort in ihn. Wilhelmine nutzt die Gunst der Stunde und schmiedet gemeinsam mit Luise einen Plan, damit jede von ihnen das Leben bekommt, das sie sich wünscht. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges könnte alles zunichtemachen…
1989 Estland. Merike begehrt endlich auf gegen ihren despotischen Großvater Andrus und schließt sich mit Hilfe von Lenja der Unabhängigkeitsbewegung gegen Russland an. Zudem spürt sie ein altes Familiengeheimnis auf, das bislang gut gehütet wurde…
Christine Kabus hat mit „Die Birken der Freiheit“ den zweiten Band ihrer Estland-Serie vorgelegt, der dem Vorgänger in punkto Unterhaltung und Spannung in nichts nachsteht. Die Geschichten können unabhängig gelesen werden, denn ihre Handlungen unterscheiden sich voneinander. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einer Zeitreise ein, um zum einen 1914 mit Luise eine abenteuerliche Reise von Deutschland nach Estland anzutreten sowie 1989 auf Merike zu treffen, die sich in Zeiten des politischen Umbruchs von Estland behaupten muss. Der perspektivische Wechsel lässt die Spannung steigen und den Leser den Zusammenhang zwischen den beiden Handlungsebenen erst nach und nach erahnen. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und den historischen Hintergrund fundiert in ihre Geschichte eingewebt. So erlebt der Leser nicht nur den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, sondern erfährt auch von der Freiheitsbewegung Estlands, die sich gegen die russische Führung im Land wehrt und die Unabhängigkeit des Landes erkämpfen will. Auch die farbenfrohen Beschreibungen der Örtlichkeiten sowie deren Geschichte lassen während der Lektüre Bilder im Kopf des Lesers entstehen und vermitteln den Eindruck, er sei direkt vor Ort. Die politische Situation beider Zeitebenen lassen Parallelen zur derzeitigen Lage zu, vor allem aber der damalige Untergang des Eisernen Vorhangs rückt noch einmal intensiv in das Gedächtnis des Lesers.
Die Charaktere sind facettenreich und lebendig in Szene gesetzt und fangen den Leser mit ihren glaubwürdigen Eigenschaften schnell ein, der sich ihnen gern an die Fersen heftet und mitfiebert. Wilhelmine ist eine Frau ohne Standesdünkel mit eigenem Kopf und dem Herz an der richtigen Stelle. Für ihre Freiheit spielt sie mutig ein gefährliches Spiel. Luise ist fleißig und besitzt ein freundliches Wesen, das sich Wilhelmine nur schwer widersetzen kann. Merike wächst über sich hinaus, sie fasst sich ein Herz und steht endlich für sich selbst ein. Großvater Andrus ist ein Tyrann, der nur seinen eigenen Willen gelten lässt. Merikes restliche Familie dagegen ist warmherzig, jedoch besitzt keiner die Stärke, sich gegen Andrus aufzulehnen.
„Die Birken der Freiheit“ können den Leser mit einer gelungenen Mischung aus Historie, unterschiedlichen Zeitebenen sowie Liebe und Familiengeheimnissen überzeugen, der das Buch kaum aus der Hand legen kann. Verdiente Leseempfehlung für eine gut recherchierte und unterhaltsame Geschichte!

Veröffentlicht am 15.05.2022

Radio ist Kino im Kopf. (Carmen Thomas)

Die Radioschwestern
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1927 Frankfurt. Das Radio zieht in immer mehr deutsche Haushalte ein. Gesa Westhof, Margot Nikola und Inge Jacobs, die sich beim Südwestdeutschen Rundfunkdienst beworben haben, lernen sich dort kennen ...

1927 Frankfurt. Das Radio zieht in immer mehr deutsche Haushalte ein. Gesa Westhof, Margot Nikola und Inge Jacobs, die sich beim Südwestdeutschen Rundfunkdienst beworben haben, lernen sich dort kennen und freunden sich schnell an. Jede von ihnen hat einen anderen Traum von einer Karriere, den sie sich verwirklichen wollen. Gesa ergattert einen Job als Werbe- und Hörspielsprecherin und wünscht sich, dass die Zuhörer ihre Stimme überall wiedererkennen, während Inge als Sekretärin für den Intendanten tätig ist und sich insgeheim wünscht, als Sängerin groß rauszukommen. Margot ist Cellistin und als einzige Frau im Rundfunkorchester hat sie bei ihren männlichen Kollegen einen schweren Stand. Sowohl Gesa als auch Inge und Margot müssen sich einigen Widerständen in den Weg stellen, um ihre Träume wahr werden zu lassen…
Eva Wagendorfer hat mit „Klänge einer neuen Zeit“ den Auftaktband ihrer Radioschwestern-Reihe vorgelegt, der den Leser ins vergangene Jahrhundert einlädt, um die Anfänge des Rundfunks und den Kampf von drei starken Frauen für Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung mitzuerleben. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser gedanklich in die 20er Jahre reisen, um dort auf Gesa, Inge und Margot mit ihren Träumen zu treffen. Wechselnde Perspektiven geben dem Leser Einblick in das Leben der Protagonisten, die alle so ihre kleinen Geheimnisse haben, die es aufzudecken gilt. Den Beginn eines jeden Kapitels hat die Autorin liebevoll mit Radionachrichten des Jahres 1927 versehen, deren Inhalt dem Leser zusätzliche Details über die Neuigkeiten liefert, die dem Hörerpublikum zur damaligen Zeit präsentiert wurden. Wagendorfer hat den Zeitgeist der 20er Jahre gut eingefangen und ihre Recherchen über die Anfänge des Hörfunks sehr gut mit ihrer Handlung verwoben. Vor diesem Hintergrund erlebt die Freundschaft der Frauen ihre Hochs und Tiefs, aber die drei halten fest zusammen, unterstützen sich gegenseitig und können sich aufeinander verlassen. Sie alle haben gegen das gesellschaftliche Rollenbild der Frau zu kämpfen, stoßen ständig auf Widerstände und werden von ihren männlichen Kollegen gemobbt oder ausgebremst. Aber gerade ihr Zusammenhalt untereinander verleiht ihnen den Mut, sich tagtäglich immer wieder aufs Neue den Herausforderungen zu stellen und so zu Vorreiterinnen aller Frauen zu werden, die heute das Berufsleben bereichern. Der Roman wird durch ein Nachwort sowie ein Glossar am Ende der Geschichte abgerundet und birgt einige zusätzliche Informationen.
Die Charaktere sind mit Leben versehen und liebevoll ins Bild gesetzt. Ihre glaubwürdigen Ecken und Kanten lassen sie dem Leser schnell ans Herz wachsen, der ihnen auf den Fersen folgt und mit ihnen hofft und bangt. Gesa ist eine offene, liebenswerte und hilfsbereite Frau, auf die man sich verlassen kann. Margot ist eher zurückhaltend und scheu, ihr fällt es sehr schwer, sich gegen ihre Kollegen zu behaupten. Sie hat ein wohlgehütetes Geheimnis, dass ihr zum Verhängnis werden könnte. Inge ist extrovertiert und hat schon ein paar Starallüren. Aber auch Intendant Albert Bronnen, Orchesterdirigent Bienefeld sowie Friedrich Milanski spielen wichtige Rollen rund um das Leben der drei Frauen und beleben die Geschichte zusätzlich.
„Klänge einer neuen Zeit“ ist ein unterhaltsamer Auftaktband mit einem schönen Mix aus lebendigem historischem Hintergrund, drei sehr unterschiedlichen Protagonistinnen, Geheimnissen, Liebe sowie dem Kampf um die Verwirklichung von Träumen in einer von Männern dominierten Zeit. Abwechslungsreich und farbenfroh erzählt – dafür gibt es eine verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.05.2022

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (J. W. v. Goethe)

Die Frauen von New York – Worte der Hoffnung
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1946 Berlin. Die Journalistin Kate Mancini ist mit einer Gruppe männlicher Kollegen in Deutschland, wo sie nicht nur über die Folgen des Krieges berichten soll, sondern auch den Nürnberger Prozessen beiwohnt. ...

1946 Berlin. Die Journalistin Kate Mancini ist mit einer Gruppe männlicher Kollegen in Deutschland, wo sie nicht nur über die Folgen des Krieges berichten soll, sondern auch den Nürnberger Prozessen beiwohnt. Während eines Aufenthaltes in Berlin findet sie mit ihren Kollegen Rick Shearer und Harvey Milton im sowjetischen Sektor ein kleines Mädchen mutterseelenallein und frierend auf den Stufen eines zerbombten Hauses. Kate nimmt die Kleine, die kein Wort spricht, mit in ihr Hotelzimmer, um sie später bei deutschen Bekannten von Rick in Celle unterzubringen, die fortan für sie sorgen werden. Zurück in Amerika findet Kate trotz beachteter und gelobter Artikel als Frau keine Festanstellung als politische Journalistin, während Harvey und Rick schnell die Karriereleiter aufsteigen. Nach vielen Gelegenheitsartikeln über Bikinis und Schminktipps winkt Kate eine Festanstellung beim Fernsehen, wo sie endlich über politische Themen berichten darf. Als sich Rick, der Kates große Liebe ist, einer Verleumdung als Kommunist gegenübersieht und sich einem Gericht stellen muss, wirft Kate all ihre Bedenken über Bord und springt ihm mit einem entlastenden Überraschungsgast zur Anhörung bei…
Ella Carey hat mit „Worte der Hoffnung“ den zweiten Band ihrer „Frauen von New York“-Reihe vorgelegt, der dem ersten Band an Unterhaltungswert und Spiegel der damaligen Zeit in nichts nachsteht. Der flüssige, bildliche und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einer Reise in die Nachkriegszeit ein, wo der der Leser gemeinsam Kate und ihren männlichen Kollegen erst die sowjetische Besatzung in Berlin sowie die Nürnberger Prozesse miterlebt, um dann ihre berufliche Laufbahn in New York mitzuverfolgen. Über einen Zeitraum von 5 Jahren und wechselnde Perspektiven erhält der Leser einen Einblick in das Leben der Frauen zur damaligen Zeit. Während Kate sich ihre berufliche Karriere hart erkämpft und dabei auch Zugeständnisses machen muss, ist ihre Schwester Bianca Ehefrau eines Mannes der gehobenen Gesellschaft und entspricht dem damaligen Klischee, dass Frauen sich nur um die Bedürfnisse ihres Mannes kümmern und als Außenseiterin von der sogenannten Elite nur schwer akzeptiert werden. Der dritte Handlungsstrang spiegelt das Leben von Ricks Mutter Francis wieder, die sich als gebildete und belesene Frau untergeordnet hat und nun unter der Kälte ihres Ehemannes leidet. Die Autorin zeigt den harten Kampf der Frauen auf, die sich in ihrem Beruf doppelt behaupten müssen, um dann doch nur mit schlechtem Gehalt und Geringschätzung abgespeist zu werden. Schlimm ist vor allem, dass Frauen Dummheit, Einfältigkeit und kein Urteilsvermögen in Bezug auf Politik unterstellt wird. Welches Recht nehmen sich Männer, dies ausschließlich für sich zu verbuchen? Die Verleumdung Ricks als politische Schmutzkampagne ist ebenso bezeichnend für die Zeit, denkt man an McCarthy oder Watergate.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen menschlichen Ecken und Kanten lebendig in Szene gesetzt, so dass der Leser sich ihnen gern anschließt, mitfiebert, hofft und bangt. Kate ist eine selbstbewusste, ehrgeizige Frau, die sich trotz des harten Journalistengeschäfts Empathie und Mitgefühl bewahrt hat. Harvey ist ein lieber, freundlicher und verlässlicher Kerl, der oftmals gern über seinen Schatten springen würde, doch nicht kann. Rick ist Journalist mit Leib und Seele, besitzt einen eigenen Kopf, macht sich nichts aus Konventionen und hat ein großes Herz. Bianca wirkt etwas einfältig und vor allem nachtragend, während Frances eine gestandene Frau ist, die ihr Leben auf einmal in Frage stellt. Das Wiederlesen mit den Morellis am Rande macht die Geschichte wunderbar rund.
„Worte der Hoffnung“ überzeugt mit einer gelungenen Darstellung der Rolle der Frau zur damaligen Zeit, mit historischem Hintergrund sowie mit Familiengeschichte und Romantik. Verdiente Leseempfehlung für eine kurzweilige Unterhaltungslektüre!