Wichtiges Thema unzureichend umgesetzt
Die Rache der SchwabenkinderDas Schicksal der sogenannten „Schwabenkinder“ blieb lange Zeit im Verborgenen – bis sich der junge Schweizer Johannes zum Ziel nimmt, diese zu rächen! Fanatisch steigert sich in die Begleichung alter ...
Das Schicksal der sogenannten „Schwabenkinder“ blieb lange Zeit im Verborgenen – bis sich der junge Schweizer Johannes zum Ziel nimmt, diese zu rächen! Fanatisch steigert sich in die Begleichung alter Schulden hinein und sammelt eine Gruppe radikaler Aktivisten um sich, die in Oberschwaben immer mehr Straftaten gegen die Erben der damaligen Bauern verhängen. Kommissar Steven Plodowski und sein Team ermitteln gegen die Aktivistengruppe – wird es ihnen gelingen, Johannes bis zum großen Showdown an St. Martin aufzuhalten?
„Die Rache der Schwabenkinder“ ist der zweite Band um Kommissar Steven Plodowski. Er beschäftigt sich mit der historischen Gegebenheit der Schwabengänger, leider aber nur sehr oberflächlich. Ich persönlich hätte mir mehr historische Hintergrunddetails zu diesem traurigen Kapitel gewünscht und nicht nur den Fakt, dass es die Schwabenkinder gab. Dann wären für mich vielleicht auch Johannes Beweggründe nachvollziehbarer gewesen, so konnte ich leider überhaupt nicht erfassen, was ihn antreibt. Die Erklärungen über generationenübergreifende Traumata fand ich wenig glaubwürdig.
Auch die Sprache des Krimis hat mich nicht besonders angesprochen, ich fand sie des Öfteren umständlich und zäh zu lesen. Die Dialoge wirken sehr konstruiert, im realen Leben würde niemand so sprechen. Gerade die Gespräche zwischen Andrea-Domenica (was für ein umständlicher Name, über den ich jedes Mal erneut gestolpert bin) und Steven wirken absolut unecht und extrem kitschig und haben mich des Öfteren mit den Augen rollen lassen. Auch insgesamt ging mir die Geschichte für einen Kriminalfall zu langsam voran und ein wirklicher Spannungsbogen war für mich ebenfalls nicht ersichtlich. Auch gab es viele Verweise auf einen vorherigen Fall, bei denen ich mich als Leser oftmals ausgeschlossen gefühlt habe, z.B. wenn auf die Zeit in Bogota verwiesen wurde oder Personen auftauchten, die mir nichts sagten und die auch nicht zum Fortgang der Geschichte beigetragen haben. Steven selbst fand ich auch wenig authentisch, seine Beziehung zu Andrea-Domenica einfach nur seltsam – erst hatten sie ewig keinen Kontakt, um dann teenagerhaft vor sich hin zu Turteln und ständig peinliche Koseworte füreinander zu finden. Das habe ich als vollkommen übertrieben empfunden.
Inhaltlich gestört hat mich, dass die Geschichte auf sehr vielen Zufällen beruht, ohne die keine Lösung möglich gewesen wäre. Beispielsweise begegnen sich die männlichen Kontrahenten mehrmalig, am riesengroßen Stuttgarter Bahnhof läuft Steven gleich zweimal Bekannten über den Weg, den Aktivisten gelingt immer wieder die Flucht, die Ermittlungen bei den teilweise dilettantisch ausgeführten Taten verlaufen absolut schleppend – warum ist niemand auf die Idee gekommen, Fingerabdrücke z.B. bei den Münzen zu nehmen? Auch gab es neben diesen „zufälligen“ Begegnungen einige unrealistische Begebenheiten (wo kamen am Ende die Schweizer her? Warum wussten sie – im Gegensatz zur Polizei – wo Johannes zu finden ist? Warum haben sie das der Polizei nicht gesagt? Und warum hatten sie überhaupt einen Auftritt, wo sie doch letztendlich nichts bewirkt haben?), die mir den Lesespaß leider genommen haben. Ich war ehrlich gesagt froh, als ich mit dem Buch durch war. Am Ende hätte ich mir noch ein Nachwort zur realen Historie der Schwabenkinder gewünscht. So ist dieses sehr wichtige historische Thema leider komplett unter gegangen. Auch wäre eine Landkarte in diesem Fall sehr praktisch gewesen bei den vielen Reisen zwischen Deutschland und der Schweiz. Fazit: Ich fand es sehr schade, dass dieses wichtige Thema leider eher unpassend und nur unzureichend umgesetzt wurde. Mir hat das Buch leider überhaupt keinen Spaß bereitet.