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Veröffentlicht am 10.07.2022

Einfühlsame, warmherzige Geschichte vom sich selbst finden und zu sich stehen

Briefe an Moa
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"Briefe von Moa" von Jenny Fagerlund erschien (HC, geb., 334 S.) im Verlag Dumont, 2022.

"Moa dachte immer, ihre Großmutter Elsa und sie hätten noch alle Zeit der Welt. Doch dann verstirbt Elsa unerwartet ...

"Briefe von Moa" von Jenny Fagerlund erschien (HC, geb., 334 S.) im Verlag Dumont, 2022.

"Moa dachte immer, ihre Großmutter Elsa und sie hätten noch alle Zeit der Welt. Doch dann verstirbt Elsa unerwartet und hinterlässt Moa ihre Wohnung im Zentrum von Stockholm, mitsamt einbem trauernden Königspudel. Aber sie ist noch nicht fertig mit ihrer Enkelin: Mit der Zeit trudeln immer mehr Briefe bei Moa ein. Briefe, in denen ihre Großmutter sie teilhaben lässt an ihrer Lebensgeschichte und ihr ganz konkrete Aufträge erteilt. Die Wohnung renovieren, zum Beispiel. Moa stürzt sich in das Projekt und findet dabei jede Menge über sich selbst heraus - und endlich den Mut, zu sich zu stehen."

(Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:

Diesem sehr flüssig und gut zu lesendem Roman von Jenny Fagerlund, einer schwedischen Autorin, liegt eine sehr schöne Buchidee zugrunde: Die kürzlich verstorbene Großmutter versucht in Form von Briefen, die sie ihrer Enkelin Moa in gewissen Zeitabständen immer wieder zukommen lässt, die Geschicke ihrer geliebten Enkeltochter zum Guten zu wenden. Kurz vor Elsa's Tod hatten beide einen Disput und daher kam es zu keinen weiteren Gesprächen.

Moa's Großmutter ist es wichtig, dass ihre Enkelin ihren eigenen Weg geht, zu sich steht - und ihre eigenen Träume und Wünsche nicht hintenanstellt: Obwohl Moa und ihr Freund anfangs fest entschlossen sind, nach gründlicher Renovierung eine superschicke Wohnung in einem angesagten Stockholmer Viertel zu kaufen, merkt Moa mehr und mehr, dass dies mehr dem Wunsch ihres Freundes (der nicht sehr sympathisch rüberkommt; von Karriere sehr geprägt und oberflächlich erscheint) geschuldet ist denn ihr eigener: Während der Renovierung stößt sie auf Geheimnisse aus dem Leben ihrer Großmutter, die diese nie erzählte, nun aber peu-à-peu in ihren hinterlassenen Briefen preisgibt. Zugleich stellt sie Moa Aufgaben, die diese an ihre frühere Lebenshaltung zurückbringen sollen; kreativ zu sein, zu reiten - und sich selbst und seine Wünsche zu respektieren, gut für sich zu sorgen. Mit der Renovierungsarbeit verliebt sich Moa immer mehr in die Wohnung von Elsa - und auch der große Pudel fasst langsam Vertrauen zu ihr und überwindet seine Trauer immer mehr. Sehr positiv gestaltet sich die Nachbarschaft, wo ein mit Elsa befreundetes älteres nettes Ehepaar Moa sehr herzlich aufnimmt und hofft, dass sie in der Wohnung bleiben wird. Während Ruben, aus beruflichen- und vor allem Karrieregründen immer öfter in Italien, an der Idee festhält, das tolle Appartement gemeinsam zu kaufen, wird sich Moa ihrer eigenen Gefühle immer sicherer, was sie wirklich mag und wie sie leben möchte.

Eine weitere sympathische Figur ist Moa's Freundin Sofia; die beiden trägt eine offene und tiefe Freundschaft, die besonders in schwierigen Momenten hilfreich ist. Der Roman hat kurze Kapitel und ich habe ihn förmlich verschlungen, da es einfach wundervoll ist, eine junge Frau auf dem Weg ihrer Selbstfindung zu begleiten. Der Stil der Autorin ist sehr empathisch, warmherzig, authentisch und bleibt nicht an der Oberfläche der Figuren. So sind mir Moa, Sofia, die Nachbarn und einige andere Figuren sehr ans Herz gewachsen und es machte Spaß, die positive Entwicklung Moa's mitzuverfolgen und zu begleiten. Die Themen sind sehr vielfältig, denen wir in diesem wundervollen Roman begegnen:

Verluste, moderne Beziehungen im Kontext zu Karriere und Beruf; Erbe, Auktionen und wunderbare wertvolle alte Möbel, Einsamkeit im Alter, Kinderlosigkeit, Hobby und Interessen, die man niemals vernachlässigen oder gar aufgeben sollte.

Fazit:

Ein sehr flüssig und wundervoll zu lesender Sommerroman, der Hoffnung gibt, tiefgründig ist und sympathische Figuren beinhaltet: Mir hat diese Reise einer Selbstfindung - hier in Person von Moa - und der Hintergrund der Briefe von Elsa als Romanidee sehr gut gefallen. Daher empfehle ich ihn sehr gerne weiter - und vergebe 5*.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Deftig vegan mediterran

Deftig Vegan Mediterran
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"Deftig vegan mediterran" von Anne-Katrin Weber ist (HC, geb., 182 S.) im Becker Joest Volk Verlag, Hilden erschienen (2022).

Die veganen Rezeptideen der Autorin dürften bereits durch ihre weiteren Werke ...

"Deftig vegan mediterran" von Anne-Katrin Weber ist (HC, geb., 182 S.) im Becker Joest Volk Verlag, Hilden erschienen (2022).

Die veganen Rezeptideen der Autorin dürften bereits durch ihre weiteren Werke so einigen bekannt sein; mich hat Inhalt, Aufmachung, Fotos, Rezeptauswahl und -beschreibung dieses Kochbuchs ebenfalls begeistert. Das "Sahnehäubchen" sind die sehr gelungenen Fotos von Wolfgang Schardt zu Rezepten und Zutaten, die Lust darauf machen, die Lieblingsrezepte, die nach Urlaub schmecken, nachzukochen.


Die mit Preisen ausgezeichnete Autorin widmet sich hier der Verbindung der veganen und mediterranen Küche, in der typische Zutaten wie Hülsenfrüchte, Kichererbsen, auch Bulgur und Polenta sowie mediterrane Kräuter eine große Rolle spielen. Das jeweilige vegane Menü wird zum Abschluss noch mit erfrischendem Eis, sahniger Creme oder Kuchen ergänzt und mit einem Espresso abgerundet.

Die mediterrane Sonnenküche ist hervorragend (zum schnellen Finden) in folgende Kapitel gegliedert:


- Antipasti und Tapas

- Suppen und Eintöpfe

- Gemüse und Hülsenfrüchte

- Pasta und Risotto

- Pizza und Quiche sowie

- Dessert und Kuchen.


Ein Zutaten- und Rezeptregister führen zu den Lieblingsrezepten, die man nach dem Genuss gerne wieder zubereitet. Unseren Geschmack hat ganz besonders die "Türkische Rote Linsensuppe, Spinat-Pide, Griechische Ofenkartoffeln und die leckeren Basilikum-Gnocchi mit gebratenem grünen Spargel" getroffen. Einige andere tolle Rezepte stehen noch auf der Warteliste (wie z.B. im Herbst die "Knusprige Pflaumen-Marzipan Crostata" und auch "Mussaka mit Linsen" in Erinnerung an viele schöne Hellas-Urlaube. Die Rezepte sind allesamt gut erklärt und nachzubereiten. Besonders gefallen haben mir auch die vielen informativen Tipps (und die sensationellen Fotos!) zu den Themen Olivenöl, Knoblauch und mediterrane Kräuter.


Fazit:


Vegane mediterrane Rezepte, dies es in sich haben; nach Urlaub schmecken, gut nachzukochen sind und die nicht nur VeganerInnen glücklich machen dürften, sondern alle, die gerne, gesund und abwechslungsreich essen - und sich hierbei auch mal in den Süden träumen möchten. Von mir eine Empfehlung und die volle Punktezahl!

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Retour à la nature - in lukullinarischem Genuss - Topp!

Gefundenes Fressen
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"Gefundenes Fressen" (in der Natur) von Jan Hrdlicka, Fabio Haebel und Olaf Deharde erschien (HC, geb. 239 S.) im Brandstätter Verlag, Wien, 2022.


Es geht den 3 Freunden und Autoren, die keine Unbekannten ...

"Gefundenes Fressen" (in der Natur) von Jan Hrdlicka, Fabio Haebel und Olaf Deharde erschien (HC, geb. 239 S.) im Brandstätter Verlag, Wien, 2022.


Es geht den 3 Freunden und Autoren, die keine Unbekannten in der Hamburger Gastronomie-Szene sind, darum, interessierten LeserInnen und (Hobby)köchInnen aufzuzeigen, welche Nahrungsschätze die Natur bietet - direkt vor unserer Haustür! Sie zeigen in diesem Kochboch mit Seltenheitswert und nach meinem Ermessen in dieser Form einem absolut gelungenen Alleinstellungsmerkmal im breiten Spektrum der Kochbücher, wie man wilde Zutaten erkennt, sammelt und zubereitet.


"Natürlich" muss man sich hierbei nach Standorten und nach den Jahreszeiten richten; so beginnt dieses auffallend interessante Kochbuch mit vielen leckeren Rezepten auch mit einer Inhaltsangabe, die vom Frühling bis zu den Wintermonaten reicht. Schwerpunkte sind dabei


- Kräuter

- Pilze

- Angeln und

- Wild


So gibt es neben saisonalen, wilden Rezeptzutaten und vielen Gerichten für jeden Geschmack auch Drinks wie "Fichten-Fizz"; Holunderblüten-Bowle mit Korn bis zum Rumtopf Old-Fashioned. Letzterer gefiel mir besonders gut, da er mich an einen Rumtopf meines Vaters erinnert, den er zu Silvester ansetzte und der ähnlichen Inhalts war. Die Schwerpunkte der jeweiligen Gerichte sind Fisch, Kräuter, Pilze und Fleisch ("Gams schön lecker").


Sehr informativ fand ich die jeweiligen Ratgeber und Guides wie


- der kleine Wildpflanzen-Ratgeber

- der Strandsammel-Guide und

- den Pilzsammelguide (auch wenn ich sie lieber trotzdem kaufe)


sowie das Kapitel zur Bevorratung ("den Sommer einfangen") und ganz besonders den kritischen Abschnitt zu "Vom Lebewesen zum Lebensmittel", der veranschaulicht, wie wichtig es ist, Respekt vor Tieren zu haben und auf Bezugsquellen zu achten! Die genannte 'gute Adresse' zum Bezug von Wildfleisch gebe ich gerne hier weiter: http://www.wild-auf-wild.de

Anmerken möchte ich an dieser Stelle, dass sich Menschen vor einigen Jahrzehnten gesünder ernährten (es gab den sonntäglichen Braten und in der Woche oftmals Gemüsegerichte, kein Fleisch!) Da man hier auf Bezugsquellen angewiesen ist, appelliere ich dafür, eher seltener Fleisch zu kaufen und wenn, beim Biomarkt oder direkt beim Jäger (s. Link!) und nicht beim Discounter, der Fleisch aus der Massentierhaltung verkauft, die für sehr viel Tierleid sorgt!

Register zu den Rezepten und Zutaten sowie sehr atmosphärische und gelungene, fantastische Fotos runden dieses hochwertige, außergewöhnliche "Rezepte aus der Natur"-Buch sehr positiv ab.


Fazit:


Den Autoren (und Freunden) ist es hervorragend gelungen, ein Kochbuch voller Zutaten aus der Natur in Form sehr geschmackvoller Rezepte und äußerst ansprechenden, atmosphärischen Fotos zwischen diese beiden Buchdeckel zu packen; ein chapeau von mir und die volle Punktzahl! 5*

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Veröffentlicht am 03.06.2022

E. George hat mit diesem Krimi zu ihrem Stil zurückgefunden....

Wer dem Tode geweiht
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George ist immer wieder in der Lage, sich zu steigern bzw. kein Buch ähnelt dem anderen; wohl findet man/frau jedoch die Figuren wie Lynley und Havers etc. wieder! Auch wenn es manchen Lesern langatmig ...

George ist immer wieder in der Lage, sich zu steigern bzw. kein Buch ähnelt dem anderen; wohl findet man/frau jedoch die Figuren wie Lynley und Havers etc. wieder! Auch wenn es manchen Lesern langatmig erscheint passagenweise, finde ich die Darstellung der Hintergründe sehr gelungen, auch die parallelen Erzählstränge, die letztendlich einen Sinn ergeben! Keinen Sinn hingegen ergibt eine Gesellschaft, in der es außerhalb der Vorstellungskraft der Menschen liegt, dass auch Kinder zu Bösem fähig sind: an Sozialkritik hat George (zurecht!) nicht gespart und zeigt hier auch gute Ideen auf, wo etwas passieren müsste, bevor etwas Boshaftes passiert. Ich habe das Buch soeben ausgelesen und mich trotz schwieriger Thematik (Kinder verüben Morde - bis hin zur Änderung der Identität) auch amüsiert, besonders über die Darstellung der Trunksucht der "Neuen"... - die Fläschchen lagen wie kleine Babys in ihrer Tasche... sowas kann nur Elizabeth George! Nach den beiden letzten Büchern, die ich auch nicht so gut fand wie die 12 ersten, hat sie m.E. zu ihrem Stil zurückgefunden, wie Lynley zur Met - absolut empfehlenswert und 98 Punkte!

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Veröffentlicht am 23.05.2022

Absolut Lesenswertes über sichtbare, unsichtbare und auch sonderbare Grenzen!

Atlas der Unordnung
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Der "Atlas der Unordnung" (UT: 60 Karten über sichtbare, unsichtbare und sonderbare Grenzen) von Delphine Papin/Bruno Tertrais erschien (HC, geb.) im wbg-Theiss Verlag, Darmstadt. Auf 175 Seiten entführt ...

Der "Atlas der Unordnung" (UT: 60 Karten über sichtbare, unsichtbare und sonderbare Grenzen) von Delphine Papin/Bruno Tertrais erschien (HC, geb.) im wbg-Theiss Verlag, Darmstadt. Auf 175 Seiten entführt dieses "Füllhorn an Informationen auf einer faszinierenden Reise durch die Welt" (Zitat Le Figaro).


Dieses Buch hat mich aufgrund seiner Aktualität und meiner eigenen Biografie, - 50 m vor der deutsch-französischen Grenze aufgewachsen zu sein - die anders als in meiner Kindheit nun als EU-Grenze 'durchlässig' ist; Grenzkontrollen wegfallen, sehr interessiert. Über Grenzen zu schauen, andere Sprachräume zu entdecken, kann den eigenen Blick (auch in kultureller Hinsicht) sehr erweitern, bisher "Fremdes", Unbekanntes erleb- und verstehbar machen. Doch sie können auch trennen, abriegeln und isolieren (siehe Nordkorea, Grenze USA-Mexiko, frühere Grenzziehung BRD-DDR usw.) und das Zusammenkommen verschiedener Menschen und Völker erschweren.


Die beiden französischen Autoren unterscheiden hier zwischen geographischen, kulturellen und ideologischen Grenzen; greifen auch Historisches auf, was sehr interessant und spannend aus den Karten zu ersehen ist. Von Kap. I bis C ist eines interessanter als das andere, faszinierend und sehr informativ:


- Grenzen als Vermächtnisse

- Meere und Grenzen

- Mauern und Migration

- Spezielle Grenzen

- umstrittene Grenzen


sind die Hauptkapitel, die sich in zahlreiche Unterkapitel gliedern, welche sich über den gesamten Globus erstrecken. Es wird auch der Frage nachgegangen, "wann ist ein Staat ein Staat": In Zeiten von Unruhen und Kriegen stehen Grenzen gerade jetzt - mitten im Ukrainekrieg und einigen anderen Kriegsgebieten auf der Welt - im Mittelpunkt der Geopolitik.


In diesem Zusammenhang fand ich (Kap. umstrittene Grenzen) "Russlands Comeback" (Wiedereroberung der alten Einflusssphäre) und "Ukraine gegen Moskau" äußerst interessant und politisch aufschlussreich. Auch das "Spinnennetz Chinas" ist sehr gut dargestellt und lässt einen (zumindest mich) aus guten Gründen erschaudern.

"Eine Welt voller Mauern" stellt graphisch die Barrieren dar, die überall auf der Welt vorhanden sind. Die europäischen Grenzen ("Todesfalle Mittelmeer") sind auch aktuell sehr verbesserungswürdig in Sachen Menschlichkeit.


Geschichtlich widmen sich die Autoren auch der wachsenden Zahl der Grenzen und der Verschiebungen im Laufe der Geschichte; auch den kulturellen Kulturkreisen weltweit, die sowohl mit der Geographie als oftmals auch mit Religionen verbunden sind. Auch das Kapitel "Pässe aus aller Welt" - unser aller 'Daseinsberechtigungsschein' - als Türöffner oder auch nicht - gibt zu denken. Der einzigartige, unglaubliche Bild- und Graphikenband endet mit dem Kapitel zur Zukunft Europas, umfasst auch die "50 Linien" (Verteidigungslinien) und zahlreiche weiterführende Literaturangaben.


Fazit:


Ein sehr empfehlenswerter, einzigartiger Bildband mit informativen, prägnant recherchierten, geopolitisch interessanten Inhalten zu Grenzen der Welt, die - menschengemacht - auch absurd sein können. Das Buch macht tatsächliche und auch absurde Grenzen auf faszinierende (und teils auch beklemmende) Weise sichtbar. Chapeau dem Autorenpaar und von mir 5*!


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