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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2022

Wie erwachsene Kinder mit schwierigen Eltern klarkommen

Stachlige Eltern und Schwiegereltern
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Stachelig! Wie der Titel, so das Coverbild mit Kakteen… Jörg Berger befasst sich in diesem Ratgeber mit der Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern, die, wie jede Beziehung, schwierig sein kann. ...

Stachelig! Wie der Titel, so das Coverbild mit Kakteen… Jörg Berger befasst sich in diesem Ratgeber mit der Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern, die, wie jede Beziehung, schwierig sein kann.

Sieben elterlichen Verhaltensmuster werden vorgestellt: ein Cartoon und eine Checkliste unterstützen die Zuordnung der Eltern in einer der Kategorien. Egal ob es um grenzüberschreitende oder um blendende Eltern geht, die Kapitel sind gut strukturiert und logisch aufgebaut: Anhand Situationsbeispiele wird nach der Checkliste noch klarer, wie das betrachtete Verhalten sich äußert. Danach geht es um mögliche Ursachen, die meisten in der Vergangenheit der Eltern zu suchen sind. Der Autor stellt auch Ansätze und Maßnahmen vor, die man umsetzen kann, um den Wind aus dem Segel des betroffenen Elternteils zu nehmen.

Das Buch erinnert daran, dass man nicht für seine Eltern verantwortlich ist. Als erwachsenes Kind ist es auch wichtig zu akzeptieren, dass nicht alle Beziehungen „gerettet“ werden können. Grenzen setzen oder Abstand halten sind oft die einzigen Lösungen in verfahrenen Situationen. Mit ein bisschen Nachdenken können die Erkenntnisse aus diesem Buch auch in anderen Fällen von schwierigen Beziehungen angewendet werden.

Allerdings ist dieses Buch sehr einseitig: Es setzt voraus, dass die Eltern (oder Schwiegereltern) das Problem sind. Es stellt nie das Empfinden des erwachsenen Kindes in Frage, obwohl in jeder Beziehung zwei Parteien gehören, die aufeinander treffen.
Den Schwiegerkindern wurde nur ein kurzer Kapitel gewidmet. Wegen des Titels hätte ich ein bisschen mehr erwartet.
Zusätzlich irritiert mich, dass in einem der Kapitel Hochsensibilität mit Narzissmus und Borderline gleichgestellt und als psychische Belastung kategorisiert wird.

Fazit: Interessante und verständliche Ansätze und eine nachvollziehbare Struktur. Jedoch teilweise zu einseitig und für Schwiegerkinder nur wenig geeignet.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Wissenswertes über die Lahn mit 100 Fragen entdecken

Lahn
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Die farbenfrohe Box mit modernen Design ist auf jeden Tisch ein Hingucker. Dank der verspielten Darstellungen von berühmten Sehenswürdigkeiten erkennt man schnell, dass es bei diesem Heimat-Quiz um die ...

Die farbenfrohe Box mit modernen Design ist auf jeden Tisch ein Hingucker. Dank der verspielten Darstellungen von berühmten Sehenswürdigkeiten erkennt man schnell, dass es bei diesem Heimat-Quiz um die Lahn geht. Aufgrund vom Format passt er auch sehr gut in der Tasche oder im Koffer und sorgt für Animation bei einer Reise oder einer Party.
Die hochwertigen Quiz-Karten sind vom Design schlichter als die Box. Dafür sind sie gut lesbar. Auf der Vorderseite, eine Multiple-Choice-Frage oder offene eine Frage. Auf der Hinterseite, die Antwort mit weiteren Informationen.
Vielen Fächer und Themen abgefragt: Natur, Geschichte, Geographie, Literatur, Kultur, Kunst, Wissenschaft, Musik, Gastronomie… aber auch ungewöhnliche Anekdoten: Für jeden ist was dabei.
Lahn-Kenner haben einen deutlichen Vorteil und können wahrscheinlich mehr Fragen richtig beantworten. Jedoch hat man dank sehr interessante und erklärungsreiche Antworten auch Spaß, ohne das Flusseinzugsgebiet der Lahn besonders gut zu kennen. Mit diesem Spiel lernt man die Lahn auf einer spielerischen Weise kennen.
Als Mitbringsel hat das Heimat-Quizz Lahn von Nicole Steffens sehr gute Chancen auf Erfolg. Es eignet sich auch perfekt als Geschenk für eine Verabschiedung oder einen Einzug in eine der Städte oder Gemeinden an der Lahn.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Ein gelungener Thriller mit Spannung und unerwarteter Wendung

Die Organmalerin
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„Kann Mord Kunst sein?“ Das ist die Frage, die sich Mila Quirin in ihrem ersten Thriller stellt. Dr. Carlotta Rubens und ihr bester Freund und Polizist Mathias Bloß verfolgen die Spur eines Mörders, der ...

„Kann Mord Kunst sein?“ Das ist die Frage, die sich Mila Quirin in ihrem ersten Thriller stellt. Dr. Carlotta Rubens und ihr bester Freund und Polizist Mathias Bloß verfolgen die Spur eines Mörders, der sein Unwesen in der Stadt treibt und die Leichen seiner Opfer mit Organen bemalt. Was ist sein Motiv und wie kann man ihn finden?

Mila Quirin will mit ihren Büchern, die Leser für den Leiden von Patienten mit Darmkrankheiten sensibilisieren. In diesem Fall leidet ihre Hauptfigur an Morbus Crohn, was ihr Leben auf dem Kopf stellt. Mathias unterstützt sie und versucht sie mit der Mordermittlung aufzuheitern. Subtil geht er mit ihrer Krankheit um, so dass die Krankheit nicht die ganze Zeit im Vordergrund ist und die Spannung sich aufbauen kann. Ein bisschen irritierend fand ich einige Stellen, besonders im mittleren Teil, in der einige anderen Genres sich vermischen. Jedoch kehrt die Spannung zurück nach und nach zurück und erreicht ihren Höhepunkt, wenn der Mörder explizit identifiziert wird.

Mila Quirin gebraucht den Perspektivenwechsel mit Perfektion und überzeugt durch ihren flüssigen und medizinisch angehauchten Schreibstil. Sie hat Charaktere erschaffen, die manchmal ein bisschen blass oder zu brav aussehen. Jedoch wird am Ende einem klar, dass man sich geirrt hat: Ohne diese Polarisierung zwischen Gute und Böse hätte der Roman nicht so gut gewirkt.

Ob Mila Quirin ihren Ziel erreicht, mehr Aufmerksamkeit für Darmkrankheiten zu wecken, wird sich zeigen. Aber sie hat auf jeden Fall einen spannender Thriller mit unerwarteter Wendung erschaffen.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Vom Adagio zum Allegro: Ein Konzert im Theater am Park im Hannover des Ersten Weltkrieges

Das Theater am Park – Stimmen der Hoffnung
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Seit mehreren Generationen betreibt die Familie von Uhlenberg das Theater am Park in Hannover. Die Tochter Leonora ist vom Theater begeistert und träumt davon, selbst auf der Bühne zu stehen oder das Theater ...

Seit mehreren Generationen betreibt die Familie von Uhlenberg das Theater am Park in Hannover. Die Tochter Leonora ist vom Theater begeistert und träumt davon, selbst auf der Bühne zu stehen oder das Theater nach ihrem Vater zu leiten, was überhaupt nicht dem Plan ihres Vaters entspricht. Der Erste Weltkrieg bringt allerdings Pläne durcheinander, so dass auch Leonora eine Chance bekommt, ihre Träume zu verwirklichen.

Die Schnörkelschrift des Saga-Titels und das Coverbild mit dem Theater im Hintergrund spielen auf die Epoche und die Welt der Kunst an. Der flüssige und angenehme Schreibstil der Autorin liest sich gut. Dennoch hätte er für meinen Geschmack noch melodischer sein, da die Liebe für die Musik eine zentrale Rolle in der Geschichte spielt.

Was der Dynamik betrifft, erlebt man als Leser*in ein Crescendo der Ereignisse. Nach einer ersten Hälfte im Tempo Adagio, in der die Autorin nach und nach Informationen zur Familie von Uhlenberg und ihr Theater durchsickern lässt, wechselt es ins Allegro. Die Ereignisse folgen pausenlos aufeinander und wirken dabei immer übertriebener und unglaubwürdiger. Unterhaltende Lesestunden sind damit garantiert. Aber, einige vielversprechenden Elemente der ersten Hälfte, wie die Geheimnisse um den Gründer des Theater, sein Leben und sein letztes Werk, gehen dabei unter.

Hoffentlich wird das Mysterium um Frederik von Uhlenberg in den nächsten Bänden dieser Familiensaga aufgeklärt und seine letzte Partitur taucht wieder auf. Die Eintrittskarte für das zweite Konzert (den zweiten Band) habe ich mir bis jetzt noch nicht besorgt. Dennoch schließe ich es nicht aus.

Fazit: Unterhaltsame Lesestunden durch das Aufeinanderfolgen von Ereignissen, die aber manchmal die Geschichte unfokussiert und unglaubwürdig wirken lassen.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Die Rehabilitation einer gründlichen Wissenschaftlerin

Das verborgene Genie
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Mit diesem Buch ehrt die Autorin Marie Benedict eine vergessene Heldin der Wissenschaft, Rosalind Franklin, die die verdiente Anerkennung für ihre richtungsweisende Forschung an der DNA-Struktur zu ihren ...

Mit diesem Buch ehrt die Autorin Marie Benedict eine vergessene Heldin der Wissenschaft, Rosalind Franklin, die die verdiente Anerkennung für ihre richtungsweisende Forschung an der DNA-Struktur zu ihren Lebzeiten nicht genießen konnte. Rosalind Franklins und Raymond Goslings Ergebnisse, die ein langwieriges Sammeln von übereinstimmenden und unumstößlichen Beweisen erforderten, gelangten durch dubiose Listen in den Händen von genau den Menschen, die ihre wissenschaftliche Stringenz verachteten. Diese von Ruhm und Wettbewerb besessenen männlichen Fachkollegen wurden sogar nach Rosalinds frühzeitige Tod für die Entdeckung der DNA-Doppelhelix mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Da Rosalind Franklin in Forschungszentren auf beiden Seiten des Ärmelkanals gearbeitet hat, werden im ganzen Roman die britische und die französische Wissenschaftskulturen der Nachkriegszeit gegenübergestellt. Die Leser:innen bekommen die Gelegenheit, mehreren berühmten Wissenschaftlern dieser Epoche zu begegnen. Forscherinnen scheinen im Buch in Frankreich bessere Karten als in England zu haben, wobei ich mich frage, ob diese Darstellung nicht teilweise verzerrt ist. Die Frauen in Frankreich haben nämlich über 15 Jahre länger warten müssen, als die Engländerinnen, bis sie z.B. wählen durften.

Das herablassende Verhalten einiger Wissenschaftler gilt nicht nur ihren weiblichen Fachkolleginnen, aber auch der politischen Orientierung und sogar den Disziplinen, in denen die Kollegen tätig sind. Der multidisziplinäre Ansatz in der Wissenschaft ist in dieser Zeit gerade noch in den Kinderschuhen. Jedoch ermöglichte es Rosalind Franklin, von der leblosen Kohle zur DNA und lebendigen Viren zu wechseln. Besonders interessant für mich waren zum einen die zahlreichen Szenen im Labor: Die Leser:innen werden mit Beschreibungen der Techniken und Geräten konfrontiert, die Rosalind Franklin und ihre Fachkollegen angewendet haben. Aufgrund der technischen Begriffen kann es auf einigen Leser:innen abschreckend wirken. Aber, ein Buch über eine versierte Röntgenkristallographin, derer Berufung und Leben einzig die Wissenschaft war, muss sich auf ihre Arbeit konzentrieren.

Die für Romanbiografie ziemlich unübliche Erzählung in der Ich-Form wirkt zuerst erfrischend. Der monotone und emotionslose Schreibstils verbreitet leider im Laufe der Seiten zunehmend Langeweile. Aufgrund der von ihr ausgesuchten Form der Romanbiografie und Ich-Form der Erzählung hätte die Autorin sich mehr mit den inneren Gedanken und Gefühlen ihrer Protagonistin auseinandersetzen können. Auch introvertierte Menschen brodeln in solchen ungerechten Situationen, auch wenn man es ihnen nicht ansieht. Die zahlreichen kurzen Kapitel schaffen es auch nicht, dem Buch Spannung zu verleihen, weil sie oft einzelne Ereignisse oder Szenen darstellen, die nicht miteinander wirklich verbunden sind. Es entspricht dem Unterschied zwischen einzelnen Atomen und Molekülen oder Kristallen.

In Ihrem Nachwort berichtet Marie Benedict über zwei Bücher, in denen Rosalind Franklin in ganz unterschiedlichen Weisen dargestellt wurde. Sie gesteht, dass Anna Sayres Biografie, die nach James Watsons Buch ihre langjährige Freundin Rosalind Franklin rehabilitiert, sie zu ihrer Romanbiografie „Das verborgene Genie“ inspiriert hat. Verglichen mit anderer Romanbiografien präzisiert Marie Benedicts Nachwort leider nicht, welche Abweichungen von der Realität sie sich eventuell für ihre Geschichte erlaubt hat.

Fazit: Die Abweichung zwischen Idee und Umsetzung führte zu dieser zwiespältige Bewertung. Für ihre neue Romanbiografie hat Marie Benedict mit der faszinierenden britischen Röntgenkristallographin Rosalind Franklin, derer Arbeit zur Identifikation der DNA-Struktur geführt hat, in der Theorie eine kluge Wahl getroffen… In der Praxis leidet aber die Erzählung unter literarischen Schwächen, wie dem ziemlich monotonen und emotionslosen Schreibstil der Autorin.

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