Ein malerischer Schreibstil
Das Leben ist ein Fest„Feste gehen nicht zu Ende, sie ziehen nur weiter.“ (S. 16)
Claire Berest hat mit diesem Roman Frida Kahlos Leben auf eine sehr eindringliche, teil schillernde, aber nie verschönernde Art niedergeschrieben. ...
„Feste gehen nicht zu Ende, sie ziehen nur weiter.“ (S. 16)
Claire Berest hat mit diesem Roman Frida Kahlos Leben auf eine sehr eindringliche, teil schillernde, aber nie verschönernde Art niedergeschrieben. Ihr intensiver und von wunderschönen Worten verzierter Schreibstil beeindruckt und erzeugt ein eindrucksvolles Leseerlebnis!
Das Cover: Dieses machte mich erst auf den Roman aufmerksam. Sehr floral mit ansprechenden und bunten Farben, die jedoch nicht zu aufdringlich wirken. Hierbei wurde mit einem Markenzeichen von Frida Kahlo übertrieben gespielt: Den Blumen im Haar. Wie aufgetürmt wurden sie in Szene gesetzt und machen das Cover zu einem Hingucker. Natürlich dürfen auch nicht ihre ikonischen, vollen Augenbrauen fehlen, die direkt darauf hinweisen, dass es sich um die berühmte Malerin handeln muss. Sehr gelungen!
Meine Meinung: Eine Inhaltsangabe ist in meinen Augen an dieser Stelle nicht nötig. Claire Berest hat hier in Romanform das Leben der Frida Kahlo niedergeschrieben. Im Vorfeld war mir bereits Einiges über die Künstlerin bekannt, insbesondere ihre Gemälde. Jedoch muss ich dazusagen, dass ich mich mit ihrem Privatleben nicht allzu intensiv beschäftigt hatte. Natürlich kamen mir Diego Rivera und ihre komplizierte Beziehung zu Ohren, doch eingehender beschäftigt hatte ich mich nicht wirklich damit. Umso gespannter war ich auf dieses Buch. Anfangs noch mit Startschwierigkeiten, fand ich mich schon bald in einem Roman wieder, der sowohl schillernd wie auch erschreckend ist. Wie viele Schicksalsschläge Frida Kahlo einstecken musste, kann man nicht nur in ihrer Kunst zum Leben erweckt sehen, sondern spürt es auch auf den Seiten. Claire Berest erschafft mit ihrem Schreibstil ein Wortfeuerwerk, dem man sich nur schwer entziehen kann. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass ich stets eine gewisse Barriere gespürt habe. So ganz wollte mich die Geschichte nicht die volle Gefühlspalette spüren lassen, wie ich es mir bei einem solch emotionalen Leben und eindrucksvollen Schreibstil gewünscht hätte. Zudem wurde in der deutschen Übersetzung noch das veraltete und klischeebehaftete Wort für indigene Menschen verwendet. Ich kann hier nur für die Übersetzung sprechen, ich weiß nicht, wie es im Französischen gehandhabt wurde. Außerdem muss gesagt sein, dass die Beziehung von Diego Rivera und Frida Kahlo zutiefst kompliziert und ungesund war. So kommt es auch, dass in Streitszenen Slutshaming geschieht. Ebenso ließ mich ein Zitat aufschrecken und ich frage mich, ob dieses wirklich nötig gewesen sei (TW: Vergewaltigung):
„Frida malt, weil sie von Alejandro keine Blumen will, sondern es lieber hätte, dass er sie vergewaltigt [..].“ (S. 44)
Ich stecke nicht so tief in der Materie wie Claire Berest, schließlich beschäftigte sie sich jahrelang und eingehend mit Frida Kahlo, bevor sie den Roman schrieb und womöglich dachte Frida solche Gedanken. Gleichzeitig denke ich mir, ob man bei einem solch sensiblen Thema einen solchen Satz wirklich schreiben muss. Kann man die Heftigkeit von Frida Kahlos Gedanken nicht auf eine andere Art veranschaulichen?
Fazit: Trotz mancher Kritikpunkte konnte mich Claire Berest jedoch von sich und insbesondere ihrem Schreibstil überzeugen. Ich vergebe hier 4/5 Sternen und eine Leseempfehlung.
„[…] Du warst wie ein bunter Schmetterling unter lauter Regenwürmern.“
„Weißt du wie viele Augen ein Schmetterling hat?“
„Nein.“
„Bis zu zwölftausend. Da hat er viele Perspektiven, Diego.“ (Frida Kahlo, S. 90)