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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2022

Skurril, unglaublich witzig, einfach genial

The Stranger Times
1

Hätte ich dieses genial witzige Hörbuch doch mal eher gehört! Es ist eine Mischung aus britischem Humor, Fantasy und einer Prise Krimi. Sprecherin Sascha Icks liest das Buch so dermaßen gut, dass es einfach ...

Hätte ich dieses genial witzige Hörbuch doch mal eher gehört! Es ist eine Mischung aus britischem Humor, Fantasy und einer Prise Krimi. Sprecherin Sascha Icks liest das Buch so dermaßen gut, dass es einfach nur einen riesen Spaß macht ihr zuzuhören. Mit ihren Stimmvariationen schafft sie es den Charakteren Leben und Persönlichkeit einzuhauchen und ist dabei immer angenehm zu hören. Eine weibliche Sprecherin, bei der ich absolut nichts zu meckern habe, das gab es bisher noch nicht!

Ein Blatt wie die „Stranger Times“ ist natürlich kein Arbeitgeber um den sich die Journalisten reißen und so sind die Mitarbeiter hier oft mangels Alternativen oder nach einem steilen beruflichen Abstieg gelandet. Allen voran der übellaunige und ständig vor sich hin fluchende Chefredakteur Vincent Banecroft. Dennoch passen sie perfekt zur Zeitung und auch wenn nicht jeder von ihnen an Übersinnliches glaubt, tun sie alles um die wöchentliche Ausgabe bestmöglich zu befüllen. Obwohl teilweise recht skurril sind die Charaktere toll ausgearbeitet und gerade durch ihre Eigenheiten absolut sympathisch. Die Truppe ist mir schnell ans Herz gewachsen! Obwohl Hannah zwar meist im Mittelpunkt steht finden auch die anderen Charaktere ausreichend Platz in der Geschichte und ihr Teamwork ist nötig um die Probleme vor denen sie recht bald stehen zu lösen. Das hat mir sehr gut gefallen.

Im ersten Drittel ist es nur vereinzelt Übersinnlich, zum Ende hin jagt eine Situation die nächste und es gibt eine Reihe von neuen Erkenntnissen für die Helden und den Leser. Mit Schwung und ohne Vorwarnung landen sie mitten in Manchesters magischer Parallelgesellschaft.

Fazit
Von mir gibt es eine große Lese- und/oder Hörempfehlung! Seit Ben Aaronovitch ist es das Beste was ich im Urban Fantasy Genre gelesen habe! Auf die nachfolgenden Bände bin ich sehr gespannt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.08.2022

Ein Must Read!

Kim Jiyoung, geboren 1982
0

Cho Nam-Joo erzählt in ihrem Buch die Lebensgeschichte einer vollkommen durchschnittlichen südkoreanischen Frau und thematisiert dabei die grundlegende Benachteiligung von Frauen in Südkorea. Die Erlebnisse ...

Cho Nam-Joo erzählt in ihrem Buch die Lebensgeschichte einer vollkommen durchschnittlichen südkoreanischen Frau und thematisiert dabei die grundlegende Benachteiligung von Frauen in Südkorea. Die Erlebnisse ihrer Protagonistin Jiyoung sind distanziert und eher sachlich erzählt, an einigen Stellen berichtet die Autorin aus Statistiken, es ist ein Roman mit Tendenzen zum Sachbuch. Das macht den Inhalt aber nicht weniger beklemmend. Ich kann sehr gut verstehen, warum das Buch in Südkorea Massenproteste auslöste.

Gleich zu Beginn erlebt der Leser Jiyoungs seltsames Verhalten, der Rest des Buches führt dann in ihre Vergangenheit und erzählt von Kindheit und Jugend, der Schulzeit und dem Einstieg ins Berufsleben.

Jiyoung führt ein Leben das von einer gesellschaftlich vorgegebenen Selbstaufgabe geprägt ist. Seit ihrer Geburt hatte sie sich den Männern in ihrem Umfeld unterzuordnen und ihr Leben so zu führen wie diese es von ihr erwarten. Als Kind wurden sie und ihre Schwester dem Bruder gegenüber benachteiligt, der stets besseres Essen erhielt und verwöhnt wurde, während die beiden Mädchen zurückstecken mussten um dem Bruder diese bevorzugte Behandlung zu ermöglichen. Im Studium lernt sie, dass sie zwar Studentenvereinigungen beitreten kann, aber nur um die männlichen Mitglieder zu unterhalten, bei Entscheidungen mitreden darf sie nicht. Wenn sie in der U-Bahn belästigt oder auf dem nächtlichen Nachhauseweg bedrängt wird, fragt der Vater zuerst, was sie falsch gemacht und ob sie das provoziert hat. Es sind viele kleine Stiche die Jiyoung täglich aushalten muss und die schließlich zu ihrer Psychose führen. Gerade, dass die Autorin mit Jiyoung den ganz normalen Durchschnitt zeigt macht das Buch umso stärker, denn es steht nicht für das Leben nur einer einzelnen sondern von tausenden Frauen, es zeigt was in einer ganzen Gesellschaft falsch läuft.

Veröffentlicht am 27.07.2022

Ein Buch das noch lange im Kopf bleibt

Was auf das Ende folgt
1

Schon „Von hier bis zum Anfang“ hat mir sehr gut gefallen, doch Whitakers neuestes Werk (das ja eigentlich sein Debütroman ist) übertrifft das nochmal! Obwohl es um ein Verbrechen geht, darf man aber keinen ...

Schon „Von hier bis zum Anfang“ hat mir sehr gut gefallen, doch Whitakers neuestes Werk (das ja eigentlich sein Debütroman ist) übertrifft das nochmal! Obwohl es um ein Verbrechen geht, darf man aber keinen Thriller erwarten. Es ist ein Buch das Zeit fordert und verdient, der Leser wird mit tollen Charakteren und absolut unerwarteten Auflösungen belohnt. Dafür ist aber Geduld nötig.

Der Großteil des Buches gibt einen Einblick in die Kleinstadt und seine Bewohner. Die einzelnen Kapitel sind in mehrere Abschnitte unterteilt, bei denen aus der Perspektive verschiedener Einwohner geschrieben wird. Dadurch kommen insgesamt sehr viele Personen zusammen und manchmal muss man kurz nachdenken, über wen man gerade liest. Ich habe mich aber trotzdem immer sehr gut zurechtgefunden, konnte allen Handlungssträngen folgen und habe das Beziehungsgeflecht recht schnell verstanden. Die vielen Personen sind nötig, um zu vermitteln, wie die Stadt mit dem Verschwinden des Kleinkinds umgeht und vor welchen privaten Herausforderungen die Bewohner stehen. Recht schnell kann man die Namen auseinanderhalten und hat das Gefühl, diese Menschen zu kennen. Und sie bleiben einem auch nach Beendigung des Buches noch im Gedächtnis.

Da ist beispielsweise der Jugendliche Manny, der von einer Karriere als Kleinstadt-Mafioso träumt und bei einer versuchten Schutzgelderpressung schon mal an der Bürokratie scheitert. Polizist Jim ist noch immer verzweifelt auf der Suche nach Spuren zu Harrys Verschwinden, dabei kann er bald Beruf und Gefühle nicht mehr trennen, ist er doch schon seit langem in Harrys Mutter verliebt. Jared hingegen ist auf der Flucht vor der Vergangenheit und bleibt nie zu lange am selben Ort. Und der stark übergewichtige Jerry ist geistig etwas zurückgeblieben und geht Konversation wie auch den meisten seiner Mitmenschen am liebsten aus dem Weg. Das waren nur ein paar der Personen, es gibt noch einige mehr, jeden mit einer eigenen Geschichte. Aber lasst euch davon nicht einschüchtern, wie gesagt kann man den Überblick gut behalten und jede der Personen ist eine Bereicherung für die Geschichte!

Chris Whitaker vermittelt die Emotionen seiner Protagonisten absolut glaubhaft. Tragik, Dramatik, Liebe - es ist alles dabei, von allem genau in der richtigen Dosierung. An manchen Stellen haben mir allerdings konkretere Beschreibungen des Aussehens der Personen ein wenig gefehlt, nicht bei allen von ihnen hatte ich ein Bild im Kopf.

Mit am besten hat mir gefallen, wie Whitaker mit den Vorurteilen des Lesers spielt. Nur allzu schnell traut man jemandem zu, dass er oder sie ein Kleinkind entführen würde. Stück für Stück erhält man einen Einblick in das Leben der Menschen und steckt sie dabei nur allzu gerne in Schubladen. Am Ende dann löst sich alles auf, nicht nur das Verschwinden von Harry, sondern auch wie falsch man die Menschen doch eigentlich eingeschätzt hat und was wirklich hinter ihren Handlungen lag. Die letzten 150 Seiten habe ich verschlungen, ich musste einfach wissen, wie alles entwirrt und aufgelöst wird, eher konnte ich nicht zu Lesen aufhören!

Fazit
Grandios und fesselnd erzählt, mit einer Vielzahl faszinierender Charaktere. Nur selten schafft es ein Buch gleichzeitig so schmerzhaft tragisch und so erfrischend unterhaltsam zu sein.

Veröffentlicht am 05.07.2022

Inspirierend und Berührend

Fräulein Steiff
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Maren Gottschalk schafft es Margarete Steiff auf beeindruckende Weise zum Leben zu erwecken und beschreibt sie als eine zielstrebige und sehr mutige Frau.

Dabei hatte Margarete es gar nicht leicht. In ...

Maren Gottschalk schafft es Margarete Steiff auf beeindruckende Weise zum Leben zu erwecken und beschreibt sie als eine zielstrebige und sehr mutige Frau.

Dabei hatte Margarete es gar nicht leicht. In jungen Jahren an Kinderlähmung erkrankt ist sie ihr Leben lang auf den Rollstuhl angewiesen. Und das war in der damaligen Zeit eine noch größere Herausforderung als heute. Während die Geschwister und Freunde durch den Garten toben sitzt sie im Leiterwagen daneben. Jede Treppe stellt ein unüberwindbares Hindernis dar, Feinfühligkeit erlebt sie nur selten. Auch die Mutter sieht sie lange nur als Bürde an und erkennt erst spät was in Margarete steckt. Trotzdem bleibt Margarete stets positiv und findet sich ohne Selbstmitleid mit ihrem Schicksal ab.

Und auch wenn sie dafür regelmäßig Kritik einstecken muss fordert sie ihren Anteil am Leben. Sie will nicht im Haus gefangen sein, sie will Tanzveranstaltungen besuchen, sie will zumindest kleine Reisen machen und sie will ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. So wird am Ende aus der Näherin Margarete Steiff eine Unternehmerin und zugleich Gründerin eines weltweit bekannten Unternehmens das bis heute überdauert hat. Das Buch erzählt diesen Werdegang abwechselnd auf zwei Zeitebenen. Der Leser erlebt Margaretes Kindheit, ihr Heranwachsen und wie versucht wird sie von ihrer Lähmung zu heilen. Nach und nach erkämpft sie sich ihre Selbstständigkeit und gemeinsam mit ihren Schwestern erhält sie die ersten kleinen Auftragsarbeiten als Näherinnen.

Der zweite Handlungsstrang spielt 30 Jahre später, hier ist Margarete bereits eine junge Frau und auf dem besten Weg ihre berühmte Firma aufzubauen. Mit einem Elefanten fing alles an, inzwischen sind viele weitere Tiere dazugekommen, ebenso Schaukelpferde oder Stehaufmännchen. Kataloge werden entworfen und gedruckt, nach und nach die Produktionsstätte vergrößert und weitere Näherinnen eingestellt. Auch die Geschichte hinter dem Knopf im Ohr wird aufgedeckt. Ich fand beide Handlungsstränge ungemein spannend und kann gar nicht sagen wie groß meine Bewunderung und mein Respekt für diese starke Frau sind, die sich nie den Lebensmut nehmen ließ.

Fazit
Ein wunderbar lebensbejahendes Buch über eine beeindruckende Frau die sich von ihren körperlichen Beeinträchtigungen nie aufhalten ließ und am Ende eine große Unternehmerin wurde.

Veröffentlicht am 07.06.2022

Hat meine Erwartungen übertroffen

Das U-Boot
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Wow, was für eine Fahrt! Mein Erwartungen an das Buch wurden sogar noch übertroffen, hinter dem eher wenig aussagenden Cover verbirgt sich eine spannende Geschichte! Bevor die große Katastrophe eintritt ...

Wow, was für eine Fahrt! Mein Erwartungen an das Buch wurden sogar noch übertroffen, hinter dem eher wenig aussagenden Cover verbirgt sich eine spannende Geschichte! Bevor die große Katastrophe eintritt dauert es aber etwas, zunächst lernen wir Leah bei ihrer militärischen Ausbildung und Tarik, der mit seiner Familie im Gaza-Streifens lebt, kennen. Beide Geschichten fand ich sehr interessant. Leah nimmt an Patrouillenfahrten und Übungsmanövern teil, hier gibt es auch sehr viele technische Details zum U-Boot, dem militärischen Leben, Waffen und Verhalten an Bord. Das muss einen natürlich interessieren, sonst werden diese Details schnell zu viel, ich fand es aber sehr faszinierend, vor allem die Übungsmanöver im U-Boot gefielen mir, das liest sich wie im Film! Der zweite Protagonist, Tarik, arbeitet als Ingenieur für die Hamas. Durch ihn erhält man einen kleinen Einblick in das muslimische Leben im Gaza-Streifen.

Der Spannungsbogen der Geschichte steigt stetig an, sobald dann die große Katastrophe eingetreten ist konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Wie ein Puzzle fügen sich die Hinweise langsam zu einem großen Bild zusammen und man kann erahnen was eigentlich passiert ist. Die Protagonisten im Buch und der Leser sind hier auf dem gleichen Wissensstand - auch wenn es nicht viel ist, das bekannt ist. Ich finde das realistisch gelöst, denn wenn es nach einer globalen Katastrophe weder Internet noch Kommunikation gibt, dann bleibt erstmal sehr vieles unklar. Zum Ende hin wird das Buch dann fast eine Dystopie, die Ideen wie es mit der Welt nach der vernichtenden Katastrophe weitergeht sind interessant und schlüssig.

Die Wahl der Erzählperspektive fand ich hingegen etwas verwirrend. Leahs Kapitel werden aus der Ich-Perspektive erzählt, Tariks Geschichte ist in der 3. Person geschrieben. Man gewöhnt sich zwar irgendwann an diese von Kapitel zu Kapitel immer andere Erzählperspektive, warum der Autor sich dafür entschieden hat konnte ich aber bis zum Ende nicht nachvollziehen. Eine einheitliche Form hätte mir etwas besser gefallen. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt sind die Dialoge, die immer wieder etwas steif wirkten. Zum Glück ist das nicht durchgängig so und ich konnte letztendlich darüber hinwegsehen.

Fazit:
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses spannende Buch!

Übrigens: die Geschichten von “Das U-Boot” und Leisters erstem Werk “Der Tunnel” führen am Ende zusammen. Ich bin gespannt die Katastrophe in seinem Erstling noch aus einer anderen Sicht zu erleben.