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Veröffentlicht am 07.08.2017

Kurzrezension

Love & Lies
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Bevor ich diesen zweiten Band gelesen habe, habe ich ein Reread des ersten Bandes Alles ist erlaubt veranstaltet. Diese Bücher würde ich schon fast eher ins Genre Krimi stecken, als in New Adult oder so, ...

Bevor ich diesen zweiten Band gelesen habe, habe ich ein Reread des ersten Bandes Alles ist erlaubt veranstaltet. Diese Bücher würde ich schon fast eher ins Genre Krimi stecken, als in New Adult oder so, zumindest den zweiten Band. Die Entführungssituation ist sowohl im ersten als auch im zweiten Band eben mehr im Vordergrund, als die Beziehungsgeschichte. Klar, es dreht sich hintergründig, also in der Rahmenhandlung, um die Liebe zwischen Kash und Rachel, aber die tatsächliche Handlung geschieht eben eher auf Krimiterritorium – was nichts Schlechtes ist. Ganz im Gegenteil, ich finde das sehr erfrischend. Es ist mal etwas anderes. Besonders gut hat mir in Alles ist verziehen gefallen, wie sich die Charaktere weiterentwickelt haben. Sie sind am Ende des zweiten Bandes vollkommen andere Menschen, als sie es am Anfang des ersten Bandes waren. Ich finde es sehr gut, wenn sich solche Charakterentwicklungen erkennen lassen. Schließlich verändert man sich im echten Leben auch ständig, entwickelt sich weiter und wächst an seinen Aufgaben und an der Umgebung.

Veröffentlicht am 27.09.2023

Absoluter Durchschnitt

Melting my Heart
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Bei New Adult-Romanen aus den USA mit Sport als Kernelement gibt es auf den ersten Blick nur zwei Optionen: Football oder Eishockey. Ich war neugierig, wie Eishockey hier in Melting my Heart mit den Triggerthemen ...

Bei New Adult-Romanen aus den USA mit Sport als Kernelement gibt es auf den ersten Blick nur zwei Optionen: Football oder Eishockey. Ich war neugierig, wie Eishockey hier in Melting my Heart mit den Triggerthemen Mobbing und Essstörung verbunden würden. Auch den omnipräsenten Charakterzug der Protagonistin Row – ein Mauerblümchen – fand ich in dem Kontext spannend.

Lesen lässt sich Melting my Heart sehr flüssig. Die Handlung geht fix voran und es gibt kaum Durchhänger. Ich mag den Schreibstil der Autorin. Allerdings waren die Hauptfiguren für meinen Geschmack gedanklich noch zu sehr in der Teenagerwelt gefangen. Damit meine ich nicht die berechtigten Nachwirkungen von erlebten Traumata und Bewältigungsstrategien, sondern die generelle Reife, die sich im Verhalten und vor allem in den Gedanken der Figuren ausdrückt. Für mich klang vieles mehr nach (aus meiner Mittzwanziger-Perspektive) kindischem Schüler*innen-Drama als nach den Gedanken und Entscheidungen junger Erwachsener. Das hat mich immer wieder etwas aus der Geschichte gerissen.

Ich mochte die Freundschaft zwischen Alexis und Row, obwohl sie sich anfangs etwas befremdlich angefühlt hat. Über die Zeit wurde das aber gut erklärt. Diese beiden sind übrigens diejenigen, die sich mit den oben genannten Triggerthemen herumschlagen müssen. Gray war mir von Anfang an sympathisch. Aber es gibt mehrere Szenen, in denen er diese Sympathie fast zunichte gemacht hätte. Solche Momente hatten übrigens alle Figuren, auch Row (“ich bin nicht so wie die anderen”), mit der ich mich noch am ehesten identifizieren konnte.

Ich habe mich noch nicht recht entschieden, wie ich das finde: einerseits fällt es mir schwer, solche Figuren wirklich zu mögen, andererseits sind echte Menschen auch nicht schwarz-weiß/gut-schlecht/…, sondern haben ihre guten und ihre schlechten Momente. So würde ich auch das Buch als ganzes einschätzen: mal gut, mal schlecht, mal richtig toll, mal langweilig, mal spannend – und insgesamt absoluter Durchschnitt: gute Unterhaltung für zwischendurch, aber nicht außergewöhnlich und ich habe nach dem Lesen nicht mehr oft an die Geschichte gedacht.

Ein paar schöne Zitate habe ich beim Lesen festgehalten:

“Es ist schon witzig, wie alle Leute zu wissen glauben, wie ein bestimmter Typ Mensch auszusehen hat. Als dürfe man nicht selbst entscheiden, wie man sich auslebt. Das hasse ich.” (Position 1700)

Hierzu muss ich nicht viel sagen, denke ich. Das Zitat spricht für sich selbst.

“Aber das College und ihre Noten sind Rows Eishockey.” (Position 3003)

Diesen Satz mag ich sehr. Viel zu oft wird Lernen und Intelligenz auch in Romanen negativ dargestellt, langweilig und eintönig, die Charaktere als graue Maus bezeichnet oder sie verbal in eine Ecke gestellt, weil sie ja nichts trendiges als Hobby haben. Hier wird aber erklärt: Dir ist Sport wichtig, mir sind meine Noten wichtig. Das eine ist nicht besser oder schlechter als das andere – nur eben etwas anderes.

“Worte können verletzen, Taten können verletzen. Aber Missachtung kann das genauso.” (Position 3917)

Das ist mein Lieblingszitat aus dem Buch. Hierzu kann ich nicht viel sagen, ohne zu spoilern, aber die Szene, in der dieser Satz vorkommt, gefällt mir richtig, richtig gut!

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Veröffentlicht am 04.03.2023

Umfangreiches Wissen über geopolitische Grenzen, für meinen Geschmack etwas trocken

Atlas der Unordnung
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Hallo, mein Name ist Henrike und ich stehe auf Landkarten!

Das spannendste am Erdkunde-Unterricht in der Schule war für mich das Herumblättern und Entdecken im dunkelblauen Diercke Atlas. An der Uni habe ...

Hallo, mein Name ist Henrike und ich stehe auf Landkarten!

Das spannendste am Erdkunde-Unterricht in der Schule war für mich das Herumblättern und Entdecken im dunkelblauen Diercke Atlas. An der Uni habe ich freiwillig Vorlesungen zum Thema Kartografie besucht, obwohl das rein gar nichts mit meinem Studium zu tun hatte. (Ich habe es trotzdem geschafft, eine Seminararbeit über Karten in Fantasyromanen zu schreiben!) Ich habe einen alten Miniglobus, auf dem die DDR noch existiert, einen antiquierten Atlas, der buchstäblich auseinanderfällt, und an meiner Wand hängt eine Weltkarte, deren dekorativer Text in Latein geschrieben ist. Kurz gesagt: Karten faszinieren mich fast so sehr wie Lexika! Besonders spannend finde ich sehr alte Karten.

Deshalb habe ich Atlas der Unordnung unbedingt lesen wollen, als ich von dem Buch erfahren habe: sonderbare Grenzen, ein Buch voller Karten mit ganz besonderen Schwerpunkten? Count me in!

Aussehen und Haptik
Als erstes fällt natürlich das Cover und das annähernd quadratische Format vom Atlas der Unordnung auf. Optisch finde ich das Buch sehr ansprechend und das Cover-Design mit den leichten Verschiebungen in den senkrechten Streifen hat mich direkt neugierig gemacht. Allerdings ist das Buch durch das Format nicht besonders handlich – es ist definitiv zum Hinsetzen und in Ruhe Durchblättern gemacht.

Die fünf Kapitel “I – Grenzen als Vermächtnisse”, “II – Meere und Grenzen”, “III – Mauern und Migration”, “IV – Spezielle Grenzen” und “V – Umstrittene Grenzen” beginnen jeweils mit ein paar Seiten Fließtext, die grundlegendes Wissen über verschiedene Arten von Grenzen oder historische Verhältnisse liefern. Ganz am Anfang steht ein einleitendes Kapitel, das die Motivation dieses Buches und die aktuelle geopolitische Situation umreißt.

Die Karten selbst finde ich super gestaltet: anhand von umfangreichen Legenden werden verschiedenste Elemente hervorgehoben – je nachdem, was die jeweilige Karte abbilden und ausdrücken soll. Der Stil ist sehr einfach gehalten, sodass teilweise nur Flächen und Linien enthalten sind. Es geht eben um Grenzen, meistens zwischen Ländern, und nicht um beispielsweise Höhenunterschiede. Durch dieses Abstrahieren und auch durch unterschiedliche Perspektiven und Formen der Karten ergibt sich ein abwechslungsreiches Gesamtbild, das auf jeder farbigen Doppelseite etwas Neues entdecken lässt. Allerdings hat das auch den Nebeneffekt, dass der Atlas der Unordnung nicht immer einheitlich wirkt und seinem Namen alle Ehre macht.

Weil Atlas der Unordnung aus dem Französischen übersetzt wurde, ändert sich natürlich die Textlänge. Weil das Buch ein festgelegtes Layout hat – die Karten und ihre Begleittexte sind immer auf einer Doppelseite – entstehen dadurch große Leerräume in den reinen Text-Kapiteln. Das sieht merkwürdig aus und fühlt sich irgendwie unfertig an. Als Verlag hätte ich mich vermutlich darum bemüht, die Erlaubnis dafür zu erhalten, die Zitate berühmter Leute innerhalb des Buches frei zu verteilen, die jetzt noch vor der Einleitung auf einer Doppelseite zusammengequetscht werden. Das wäre meiner Meinung nach jedenfalls besser als komplett leere Seiten, die aufgrund des Layouts nicht befüllt werden können.

Inhalt
Ich habe das Gefühl, als könnte ich aus dem Atlas der Unordnung sehr viel lernen. So viel, dass ich es gar nicht auf einmal aufnehmen kann. Den Autor*innen unterstelle ich definitiv Fachwissen und Kompetenz auf diesem Themengebiet! Da ich mich schon lange nicht mehr mit geografischen Dingen beschäftigt habe, fehlte mir anfangs die Grundlage, um wirklich alles direkt zu verstehen – manche Fachbegriffe musste ich trotz der Erklärung im Buch googeln – aber je länger und häufiger ich gelesen habe, desto verständlicher wurde mir das Ganze.

Ich fand es spannend, aus historischer oder auch aktueller Perspektive auf unterschiedlichste Grenzen zu schauen und ihre Entwicklung zu sehen. Tatsächlich habe ich zum Beispiel endlich verstanden, was es mit den verschiedenen Zonen der Küstenregionen auf sich hat. Dafür gibt es im Buch eine Art Querschnitt, der aufzeigt, in welcher Entfernung welche Hoheit gilt und wem Bodenschätze oder Güter im Wasser gehören. An anderer Stelle zeigen kleine Schaubilder, welche unterschiedlichen Grenzverläufe es in Flüssen gibt oder welche Mauern in der Vergangenheit aus welchen Gründen gebaut wurden. Dabei sind die Daten sehr aktuell: Sogar die Schutzmaßnahmen während der Corona-Pandemie (zum Beispiel Grenzschließungen) fließen schon in den Atlas der Unordnung ein.

Minuspunkte
Die Karten und kurzen Erklärungstexte fand ich super, aber die restlichen Textblöcke waren, so informativ sie auch sein mögen, mir einfach zu trocken. Natürlich soll der Atlas der Unordnung Wissen vermitteln und erreicht dieses Ziel auch wunderbar. Es ist nur so: Ich habe einen anderen Stil und eine andere Sprache erwartet, lockerer und unterhaltsamer, als es letztendlich der Fall war. Dabei kann ich nicht beurteilen, ob diese Eigenschaft vom Original stammt oder in der Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche entstanden ist.

Ich musste das Buch jedenfalls immer wieder beiseite legen, weil es mich nicht über längere Zeit fesseln konnte. Und meine Motivation, es wieder aufzunehmen und am Stück weiterzulesen, hielt sich auch in Grenzen. Da habe ich lieber durch die Karten geblättert und mal hier, mal da angelesen oder die Symbolik und Legenden zu durchschauen versucht. Für mich wird dieses Buch eine Art Coffee Table Book: ein Buch, das ich viele Monate lang nicht anschaue, aber in der richtigen Laune dann stundenlang darin stöbere.

Der Atlas der Unordnung ist nicht mein erstes Buch aus dem Verlag wbg Theiss, aber er bestätigt leider meinen Eindruck von damals, als ich Winter is Coming. Die mittelalterliche Welt von Game of Thrones gelesen habe: Die Bücher aus diesem Verlag mögen sich an ein breites Publikum mit speziellem Wissensinteresse richten, aber dieses Wissen ist leider auf eine Weise verpackt, die mir persönlich nicht so sehr zusagt. Wenn ich auf so trockene Weise lernen möchte, dann kann ich auch normale Schulbücher in die Hand nehmen. Ich werte dies als zweiten gescheiterten Versuch, mit dem Verlag und seinen Büchern warm zu werden, und gehe in Zukunft etwas distanzierter an ihn heran.

Fazit
Der Atlas der Unordnung bietet viel abwechslungsreiches historisches wie aktuelles geopolitisches Wissen über verschiedenste Arten von Grenzen, wobei der Fokus auf solchen Grenzen liegt, die irgendeine Form der Besonderheit aufweisen: Das sind zum Beispiel Konflikte über Grenzverläufe (ganz aktuell: Russland-Ukraine), Schmugglertunnel unter mehreren Reihen Stacheldraht und Mauern hindurch oder der Schengen-Raum. Für meinen Geschmack sind die Text-Kapitel aber zu trocken und das Buch dadurch zu unangenehm zu lesen. Ich bin wohl einfach nicht das Zielpublikum des Verlags, obwohl ich Karten unglaublich faszinierend finde. Meine Erkenntnis: Das gilt wohl überwiegend für historische Karten.

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Veröffentlicht am 02.01.2023

Unterhaltsame Fantasy mit einer mir neuen Mythologie - aber leider zäh geschrieben

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Um A Song of Wraiths and Ruin gab es einen recht großen Hype, weshalb ich mit großen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Auch das von Westafrika inspirierte Fantasy-Setting, was neu für mich ...

Um A Song of Wraiths and Ruin gab es einen recht großen Hype, weshalb ich mit großen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Auch das von Westafrika inspirierte Fantasy-Setting, was neu für mich ist, fand ich im Vorfeld spannend. Und dass die Beschreibung mich etwas an Throne of Glass erinnert hat, machte die Sache nur noch besser!

Positiv

In der Hoffnung, eine Leseflaute mit diesem so gelobten Buch beenden oder zumindest unterbrechen zu können, bin ich in die Welt von Roseanne A. Brown abgetaucht. Es gab interessantes Worldbuilding mit vielen Elementen aus Mythologie, Magie und royalen Figuren, deren Stammbaum eine wichtige Rolle spielt. Ich habe deutlich gemerkt, dass A Song of Wraiths and Ruin von anderen Kulturen beeinflusst und inspiriert war, als ich es gewohnt bin. Einige Worte habe ich tatsächlich nachgeschlagen, um Gesprächen besser folgen oder mir einen bestimmten mystischen Gegenstand besser vorstellen zu können. Das ist nicht unbedingt nötig, um der Handlung zu folgen, aber für mich gehörte das irgendwie dazu.

Wir folgen der aufmüpfigen Tochter einer Herrscherfamilie, die nach und nach ihre eigene Herkunft und die damit einher gehenden Privilegien zu hinterfragen beginnt. Sie zieht die Geschichten in Zweifel, die man ihr ihr Leben lang erzählt hat und fängt an, politische Manipulation als solche zu erkennen. Dabei werden Intrigen aufgedeckt, Freunde werden zu Feinden und Feinde zu Freunden.

Stellenweise erinnerte mich die Handlung sehr an die griechische Mythologie mit ihrem Styx, an Strange the Dreamer von Laini Taylor und an Kingdom of Smoke von Sally Green. Besonders die Szenen, die aus der Perspektive des zweiten Protagonisten erzählt werden, haben solche Assoziationen bei mir geweckt. Wenn ich die Legenden und Geschichten Westafrikas kennen würde, ließen sich sicherlich auch dazu Verbindungen herstellen. Das geht aber über meinen literarischen Horizont hinaus – mich würden Own-Voice-Rezensionen deshalb sehr interessieren!

Das Cover finde ich absolut klasse und in der Print-Ausgabe hat das Buch einen so beeindruckenden Farbschnitt, dass ich vor dem Lesen überlegt habe, mir zusätzlich zum digitalen Rezensionsexemplar auch das gedruckte Buch zuzulegen. Nach dem Lesen habe ich das nicht mehr vor, aber für Farbschnitt-Sammler*innen ist A Song of Wraiths and Ruin definitiv ein interessanter Kandidat!

Negativ

So interessant die hier geschaffene Weltstruktur und Mythologie, die Charaktere und ihre Handlung auch sein mögen – leider wurde mir das Lesen durch den Schreibstil vermiest. Autorin und/oder Übersetzerin schafften es nicht, mich mehr als zwei, drei Kapitel am Stück ans Buch zu fesseln. Ich habe es ständig unterbrochen, weil ich immer wieder abgeschweift bin und dann nicht mehr wusste, wo die Figuren sich gerade befinden oder welche große Wendung es zuletzt gegeben hatte.

Leider litt darunter auch die Handlung, an die ich mich jetzt, ein paar Wochen nach der Lektüre, schon kaum mehr erinnern kann – wenige Schlüsselszenen ausgenommen. Ich habe zum Lesen dieser gut 500 Seiten mehrere Monate gebraucht, habe immer mal wieder ein Kapitel gelesen. Nicht einmal während einer langen Zugfahrt, auf der ich nichts anderes zu Lesen dabei hatte, konnte mich das Buch länger halten. Stattdessen habe ich eine Serie geschaut, was ich sonst unterwegs sehr selten mache.

Ich vermute, dass der große Hype vorab und meine dadurch stark gewachsenen Erwartungen eine Enttäuschung vorprogrammiert haben, aber das größere Problem war für mich wirklich die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wurde. Schade.

Fazit

Insgesamt ist A Song of Wraiths and Ruin unterhaltsam und kulturell sicherlich eine Bereicherung. Ich habe gern über den Tellerrand geschaut. Leider ist das Buch aber alles andere als kurzweilig und man braucht Geduld, um das Ende zu erreichen. Meine Leseflaute konnte ich leider nicht beenden – dazu eignet sich Romance für mich weiterhin am besten. Ich werde den bereits erschienenen 2. Band nicht lesen.

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Veröffentlicht am 15.06.2022

Tolle Idee, leider viel verschenktes Potenzial

Magic Sparks
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Ganz ehrlich: auf Magic Sparks bin ich in erster Linie durch das Cover aufmerksam geworden. Die Beschreibung ist aber auch nicht uninteressant, weshalb ich mich auf die Lektüre sehr gefreut habe:

[Klappentext]

Erwartet ...

Ganz ehrlich: auf Magic Sparks bin ich in erster Linie durch das Cover aufmerksam geworden. Die Beschreibung ist aber auch nicht uninteressant, weshalb ich mich auf die Lektüre sehr gefreut habe:

[Klappentext]

Erwartet habe ich also Romance in einem übernatürlichen Setting mit Crime-Elementen. Meine Erwartungen waren groß! Eine taffe Ermittlerin in Ausbildung, die sich von übernatürlichen Wesen nichts sagen lässt und ihren neuen Vampir-Kollegen vielleicht gar nicht so unattraktiv findet, das klingt doch super!

Tatsächlich habe ich Magic Sparks an einem Nachmittag durchgelesen. Der Stil ist angenehm zu lesen, aber nicht so richtig fesselnd: es fehlten die Details, um die Geschichte so richtig spannend zu machen. Der Kriminalfall um Emmas Tod wird zu einfach gelöst, wobei es etwas frustrierend war, dass die Figuren wirklich mit der Nase auf die Antwort gestoßen werden müssen, wir Lesende sie aber mehr oder weniger auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert bekommen.

Magic Sparks bleibt also nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich zu oberflächlich für meinen Geschmack. Es wird zum Beispiel ein viel zu großer Fokus auf die Ermittlungsarbeit gelegt, sodass die Eigenschaften und die Welt der übernatürlichen Wesen gar nicht richtig wirken können. Diese Welt wird kaum vorgestellt. Man wird bombardiert mit Alpha, Beta und anderen Rängen der Werwolfclans, aber wie das Alltagsleben aussieht oder wie sich Vampire und Werwölfe verstehen, das bleibt unerwähnt.

Warum gibt es bei der Polizei ein eigenes Department für übernatürliche Wesen? Woher und wie hat die Menschheit von der Existenz dieser Wesen erfahren? Warum sind Vampire und Werwölfe so große Gruppen, aber andere Wesen stehen eher am Rand? Ein Satyr kommt zwischendurch mal kurz vor, es gibt also durchaus mehr als diese beiden Wesen. Das sind spannende Fragen, die hier nicht einmal angekratzt werden. Deshalb fehlt mir ein ganz großer Teil des Worldbuildings in diesem Buch. Zugegeben, es ist der erste Band einer Reihe, aber wenn diese grundlegenden Basisinfos nicht im ersten Band stehen, dann habe ich wenig Lust, die Fortsetzung zu lesen.

Angenehm finde ich, dass die Protagonistin Emma Bellamy, die wegen der inhärenten Macht von wahren Namen unter dem Tarnnamen D’Artagnan agiert, trotz ihres Anfängerstatus fähig und clever ist. Sie lässt sich nicht von vermeintlich höherrangigen Personen unterbuttern, selbst, wenn “das so üblich ist”. Trotzdem ist mir auch ihre Figur zu oberflächlich gezeichnet.





Frustrierend war für mich, dass Emmas eigene übernatürliche Fähigkeit, nach dem Tod einfach weiterzuleben, nicht aufgeschlüsselt wurde. Der Phönix auf dem Buchcover und die beschriebenen Szenen lassen eindeutige Schlüsse zu, aber die Charaktere des Buches kommen einfach nicht drauf. Jedenfalls wird das Wort Phönix nie in den Mund genommen. Garantiert wird es in den Fortsetzungen entsprechend thematisiert, aber ernsthaft, eine so offensichtliche Andeutung, nein, mehrere davon, und dann die Lösung nicht aussprechen? Das hätte besser geschrieben werden können, spannender und befriedigender.

Ende



Entgegen meiner Erwartung schreibt Helen Harper mit Magic Sparks nicht die abertausendste schmachtende und erotische Liebesgeschichte zwischen Mensch und Vampir (das Ende deutet allerdings an, dass in den Folgebänden vielleicht etwas in dieser Richtung entstehen könnte). Diese Beziehung bleibt bis zum Schluss platonisch, von beiden Seiten. Stattdessen bekommen wir eine leider recht oberflächliche Kriminalermittlung mit für meinen Geschmack zu kleinen Fantasy-Anteilen. So, wie das Buch sich optisch und mit Werbetexten präsentiert, fehlt mir die übernatürliche Welt. Bis auf wenige Ausnahmen hätten die Szenen exakt gleich funktioniert, wenn man aus Vampiren und Werwölfen zum Beispiel Mafia-Clans oder verfeindete High Society-Familien gemacht hätte.

Die Ausgabe von Magic Sparks, die ich gelesen habe, wirkt unfertig und eher wie ein Entwurf, dem noch Details hinzugefügt werden sollen. Und die Geschichte erweckt den Anschein, als ob die Fantasy-Elemente nur deshalb hinzugefügt wurden, um einem Mainstream zu folgen. Das finde ich sehr schade, denn eigentlich hätte die Story großes Potenzial. Die Supernatural-Squad, der Emma beitritt, bietet genug Stoff für eine ganze Reihe von Büchern (die ja scheinbar auch geschrieben wurden/werden), wenn man nur dieses Potenzial der Urban Fantasy-Welt nutzt. Ich hoffe, das tun die Fortsetzungen.

Zusammengefasst bin ich enttäuscht davon, wie oberflächlich Helen Harper mit den Fantasy-Elementen und auch mit den Charaktereigenschaften umgeht. Gleichzeitig wurde ich aber besonders von den humorvollen Dialogen zwischen Emma und dem anhänglichen Vampir recht gut unterhalten. Magic Sparks ist damit guter Durchschnitt: eine geeignete Lektüre für Zwischendurch, aber leider mit viel verschenktem Potenzial.

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