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Veröffentlicht am 26.07.2022

Auch der 6. Fall spannend bis zum Ende

Inspektor Takeda und das schleichende Gift
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In ihrem 6. Fall müssen Inspektor Ken Takeda und seine Kollegin Kriminalhauptkommissarin Claudia Harms sich mit dem Mord an dem Promi-Rechtsanwalt Klaus-Peter Haffner beschäftigen. Er wurde in seiner Kanzlei ...

In ihrem 6. Fall müssen Inspektor Ken Takeda und seine Kollegin Kriminalhauptkommissarin Claudia Harms sich mit dem Mord an dem Promi-Rechtsanwalt Klaus-Peter Haffner beschäftigen. Er wurde in seiner Kanzlei erschossen. Haffner war 56 Jahre, in zweiter Ehe mit der Architektin Linn Olsen verheiratet und hatte mit ihr eine 7jährige Tochter. Aus erster Ehe hatte er ebenfalls eine Tochter Tanja, die gelegentlich in seiner Kanzlei aushilft. Durch seine Tätigkeit hatte er einige Feinde und auch im privaten Bereich waren nicht alle gut auf ihn zu sprechen.

Sein letzter Fall war die Verteidigung von Jost Weber. Der Schauspieler war wegen Vergewaltigung an einer Kollegin, Yvonne Rheydt, angezeigt worden. Sie hatte zuletzt ihre Anzeige zurückgezogen, nun wurde sie ebenfalls erschossen aufgefunden. Auf den ersten Blick sieht es nach Suizid aus.

Takeda und Harms ermitteln getrennt und können so effizient allen Hinweisen nachgehen. Einer davon führt auch in die Vergangenheit. 1983 wurde eine Mitschülerin von Haffner getötet und aufgrund seiner Zeugenaussage wurde der Täter, Peter Folkerts, zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. 1998 nach einem Wiederaufnahmeverfahren kam er frei. Allerdings läßt dieser Cold Case den pensionierten Kriminalhauptkommissar Hinnerk Mattusek keine Ruhe und er observiert Folkerts beinahe täglich.

Darüber hinaus gibt es etliche Spuren, die die beiden Ermittler verfolgen und die alle viel versprechend klingen. Langsam wird es spürbar - sie nähern sich der Wahrheit und dann begibt sich Claudia Harms persönlich in größte Gefahr und man muß um ihr Leben bangen.


Ich bin seit dem ersten Band ein Fan dieser Reihe. Der Autor hat mit diesem Duo eine besondere Situation geschaffen. Takeda als Austauschbeamter aus Tokio verblüfft immer wieder mit seinen Gedanken und Vergleichen. Mittlerweile ist er sehr gut integriert, spielt nach wie vor sehr gerne auf seinem Saxophon und fühlt sich zu Claudia auch privat sehr hingezogen, was zwischendurch den Ermittlungen einen persönlichen Touch gibt und die Story auflockert. Dieses Duo arbeitet harmonisch zusammen und sie setzen sich auch - mit einem Augenzwinkern - gegenüber ihrem Vorgesetzten durch. Der vorliegende Fall war wirklich nicht einfach zu lösen, denn der Cold Case mußte berücksichtigt werden, ebenso die früheren Mitschüler, die prominenten Mandanten und das persönliche Umfeld. Das alles hat der Autor wieder spannend geschrieben und auch die Atmosphäre so geschildert, daß man als Leser eine genaue Vorstellung vor der jeweiligen Situation hatte. Man merkt, daß ein Krimi auch ohne großes Blutvergießen fesseln kann. Die Charakterisierung des Duos, sowie u.a. die Beschreibung der Teezeremonie hat er sehr gut herausgearbeitet und es war eine Freude mit ihnen den Fall zu lösen. Das Ende läßt auf weitere Bände hoffen.

Von mir bekommt auch dieser Fall eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Ein toller Abschluß der Trilogie

Der Himmel über Amerika – Leahs Traum
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Jacobstown 1917
Der 18jährigen Leah steht die Zeit des „Rumspringa“ bevor. Das ist die Zeit bevor sich junge Leute bei den Amisch auf eigenen Wunsch hin taufen lassen. Leah ergreift begeistert die Chance, ...

Jacobstown 1917
Der 18jährigen Leah steht die Zeit des „Rumspringa“ bevor. Das ist die Zeit bevor sich junge Leute bei den Amisch auf eigenen Wunsch hin taufen lassen. Leah ergreift begeistert die Chance, während dieser Zeit in die Stadt zu ihrer Tante Rachel zu ziehen. Dort lebt auch ihre „englische“ Freundin Grace, die mit ihrer Mutter eine Pension betreibt und durch sie und die ausgeliehenen Zeitschriften erfährt Leah auch einiges über das Leben außerhalb der Amisch-Kultur. Gleich bei ihrer Ankunft bemerkt sie Unterschiede, indem selbst Tante Rachel nicht völlig nach den strengen Amsih-Vorgaben gekleidet ist. Das stellt für Leah schon eine spürbare Befreiung zu den strengen Vorschriften auf dem Lande dar. Ihre Tante besitzt einen Laden, in dem sowohl Amisch als auch die Bewohner des Städtchens, die sog. Engländer, einkaufen, dadurch kommt Leah vermehrt in Kontakt zu ihnen. Leah selbst ist willensstark, neugierig, wißbegierig und auch mutig. Als ihre Freundin sie animiert, gemeinsam in ein Cafe mit Tanz zu gehen, stimmt sie zu. Um aber nicht sofort aufzufallen, muß sie dafür auch ihr Äußeres verändern. Mit Grace geht sie zum ersten Mal anders als sonst gekleidet in ein Cafe. Sie trifft in der Stadt auf sehr viele für sie vollkommen neue Sachen, so sieht sie zum ersten Mal eine Straßenbahn, ein Kino, ein Kaufhaus mit Rolltreppe, eine Bücherei, aber auch Bettler. Die jungen Damen lernen im Cafe die Geschwister Bellamy kennen und bei Richard schlägt ihr Herz höher. Durch ihn kommt sie nun in völlig andere gesellschaftliche Kreise und lernt die Gegensätze kennen. Sie muß nun selbst abwägen, ob sie diesen Verlockungen nachgibt oder ob sie nach ihrer Zeit in der Stadt mit ihren erlebten Erfahrungen wieder zu ihrer Amisch-Gemeinde auf dem Land zurückkehrt.


Ich habe die Vorgängerbände schon begeistert gelesen und dieses vorliegende Buch steht in keinster Weise nach. Es war für mich ein Wohlfühlbuch, das ich in einem Rutsch gelesen habe. Diese tolle, berührende und gut recherchierte Geschichte ließ mich in diese völlig andere Welt abtauchen. Man durfte mit Leah eine sehr wichtige Zeit ihres Lebens mit erleben, die geprägt war von Verboten auf dem Lande und dem völlig anderen Stadtleben. Die Frage war, ob sie wieder in ihre Dorfgemeinschaft mit der gegenseitigen Hilfe und Fürsorge, aber auch den Verboten und der Rückständigkeit bzw. Abkehr der modernen Technik zurückkehrt? Es kamen aber darüber hinaus auch Themen wie der Krieg zur Sprache. Hier wurden die jungen Amisch für ihren Glauben stark benachteiligt und gedemütigt. Sie wurden als Deutsche angesehen, obwohl die eingewanderten deutschen Amisch bereits Generationen zurücklagen. Außerdem wurde auch der Ausbruch der Spanischen Grippe mit in die Geschichte einbezogen.

Von mir bekommt das Buch auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Mord im arktischen Sommer

13° – Tödlicher Sommer
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Es ist Sommer in der Arktis, mit 13 Grad sowie Dauerhelligkeit startet die Saison mit der Ankunft des ersten Kreuzfahrtschiffes mit asiatischen Touristen. Das Leben der 2300 Bewohner ist dadurch geprägt, ...

Es ist Sommer in der Arktis, mit 13 Grad sowie Dauerhelligkeit startet die Saison mit der Ankunft des ersten Kreuzfahrtschiffes mit asiatischen Touristen. Das Leben der 2300 Bewohner ist dadurch geprägt, daß es keinen Tag-/Nachtrhythmus im herkömmlichen Sinne gibt, alle sind immer aktiv und unterwegs. In Pyramiden, einer früheren Bergarbeitersiedlung im russischen Teil, wird in einer Hotelkühltruhe eine Mumie gefunden und von den dort ursprünglich gelagerten Lebensmittel fehlt jede Spur. Im Hauptort Longyearbyen wird der Koch vermißt. Ob es da wohl einen Zusammenhang gibt? Der pensionierte, norwegische Kommissar, Trond Lie, der eigentlich auf Spitzbergen ist, um den Enkel Bjarne zu hüten, und die junge holländische Musherin Frida van Namen nehmen sich der Sache an. Und es soll noch ein ganz persönlicher Fall für Trond werden. Die Gouverneurin stammt aus Finnland, der stellvertretende Leiter des Fremdenverkehrsamtes ist ein Afghane, Laden-/Hotelbesitzer aus Thailand, Billigarbeitskräfte stammen aus Asien, eine Journalistin aus Deutschland und der Vater von Frida ebenfalls aus Holland, also alles in allem eine multikulti Truppe.

Außer dem Kriminalfall werden verschiedene Themen eingewoben, so z.B. Massentourismus, Menschenhandel, aber auch asiatische Triaden, dadurch blieb die Spannung durchgängig erhalten und es war stets interessant. Aber darüber hinaus gibt es auch durchaus Action-Szenen bis am Ende wird alles aufgeklärt werden kann.




Es war mein erstes Buch der Autorin und für mich als Neueinsteigerin war es aber überhaupt kein Problem in die Geschichte zu finden. Bemerkenswert ist intensive Recherche der Autorin, deshalb konnte sie die Atmosphäre samt Wettergefühl, Dauerhelligkeit etc. derart authentisch und lebendig beschreiben – Chapeau! Toll fand ich dabei z. B. auch die Beschreibung des Flaschenhauses. Als Leser lernt man zuerst sehr viele Figuren kennen, die man für sich zuordnen muß. Ich habe sie bereits zu Beginn in Schubladen für sympathisch/unsympathisch bzw. gut/böse gesteckt und daran hat sich bis zur Auflösung nicht viel geändert. Zwischentöne gab es für mich keine. Die Story wird spannend und anschaulich erzählt, so daß ich immer Bilder vor Augen hatte. Das fand ich sehr beeindruckend, denn dieser Teil der Welt ist mir absolut unbekannt. Das Nachwort der Autorin fand ich nochmals sehr informativ und sollte unbedingt gelesen werden.

Ich werde auf jeden Fall Band 1 noch lesen und bin schon jetzt auf einen Nachfolgeband gespannt, denn sie hat bestimmt noch viel zu erzählen.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Vielversprechender Start einer neuen Reihe

Akte Nordsee - Am dunklen Wasser
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Hauptfiguren in diesem Krimi sind die Rechtsanwältin Fentje Jacobsen und der Journalist Niklas John.

Fentje, 29 Jahre, lebt zusammen mit ihren Großeltern und der Nichte Sofia auf einem Bauernhof und betreibt ...

Hauptfiguren in diesem Krimi sind die Rechtsanwältin Fentje Jacobsen und der Journalist Niklas John.

Fentje, 29 Jahre, lebt zusammen mit ihren Großeltern und der Nichte Sofia auf einem Bauernhof und betreibt von dort aus auch ihre Rechtsanwaltskanzlei. So kann sie ihre betagten Großeltern bei der Arbeit unterstützen, vor allem da die Großmutter Anfänge von Demenz zeigt. Die 15jährige Sofia frischt den Haushalt etwas auf. Eines Morgens findet Fentje auf der Schafswiese den benommenen Tobias Asmus. Der junge Mann weiß nicht, wie er dahin gekommen ist, von seinem Auto gibt es auch keine Spur. Deshalb bringt Fentje ihn zu seiner Freundin, Sabine Dierks. Die finden sie aber erhängt an einem Baum. Was ist hier geschehen? Tobias wird von der Polizei sofort als Tatverdächtiger verhaftet und Fentje übernimmt seine Verteidigung, weil sie ihm seine Ahnungslosigkeit abnimmt.

Auf der anderen Seite lernt man Niklas John kennen, freier Journalist, wohnhaft in St. Peter Ording. Sein Chef fleht ihn verzweifelt um einen Artikel an, da das Team derzeit schwach besetzt ist und die Druckabgabe naht. Er erfährt von der toten Lehrerin Sabrina Dierks und macht sich an die Recherche.

Das klingt jetzt alles nach simpler Ermittlungsarbeit und anschließender Lösung, aber ganz so einfach gestaltet es sich nicht. Die Autorin hat noch diverse andere Themen mit einfließen lassen, so daß die Angelegenheit größere Kreise zieht.


Ich kenne die Autorin bereits seit Jahren durch die Reihe um Pia Korritki, die ich begeistert gelesen habe. Eva Almstädt schreibt ihre Regionalkrimis flüssig, spannend und unterhaltsam. Die Atmosphäre der See beschreibt sie bildhaft, man möchte bei jedem ihrer Bücher am liebsten gleich hinfahren. Ihre zwei Hauptfiguren werden sehr menschlich und ihre Verhalten authentisch beschrieben. Auch die Zickerei zu Beginn wirkt glaubhaft, die Oma und ihre Kuppelversuche waren so richtig zum Schmunzeln. Auch die Beschreibung der High Society fand ich gelungen. Am Ende die Auflösung war schlüssig und ließ keine Fragen offen.

Mir hat dieser Startband ein richtiges Lesevergnügen bereitet, ich empfehle ihn sehr gerne weiter und warte gespannt auf einen Band 2!

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Komplexe Story

Betrug
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Úrsúla Aradóttir ist aus den Krisengebieten der Welt zurück in Island. Eigentlich sollte sie sich erholen und die grausamen Bilder bzw. Erfahrungen für sich verarbeiten als sie überraschenderweise als ...

Úrsúla Aradóttir ist aus den Krisengebieten der Welt zurück in Island. Eigentlich sollte sie sich erholen und die grausamen Bilder bzw. Erfahrungen für sich verarbeiten als sie überraschenderweise als Parteilose befristet für ein Jahr als Innenministerin ernannt wird. Ihr Vorgänger ist aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig zurückgetreten. An ihrem ersten Arbeitstag wird sie von einer Mutter angesprochen, deren Tochter vergewaltigt wurde – angeblich von einem Polizisten - und die Akten scheinen im Ministerium verschwunden zu sein. Sie verspricht, der Sache nachzugehen. Aufgrund vieler anderer Themen gerät dies etwas in den Hintergrund.

Als Leser begegnet man außer ihren engsten Mitarbeitern, dem Premierminister, dem Staatssekretär, ihrem Chauffeur/Leibwächter Gunnar, aber auch der Putzfrau Stella, und einem Penner, der sie von früher kennt, als sie noch ein junges Mädchen war. Úrsúla bekommt von einem Unbekannten diverse Zettel untergejubelt auf denen sie immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird, daß sie sich mit dem Teufel einläßt. Die Frage ist, wer ist der Schreiber und wer soll der Teufel sein.

Es werden hier noch verschiedene Baustellen aufgemacht und parallel weiter verfolgt. Als Leserin war ich geneigt, des Öfteren gedanklich Warnungen auszusprechen bzw. eine Person auf den rechten Weg zu bringen.


Bisher hatte ich von der Autorin noch kein Buch gelesen, das wird sich aber nach diesem Thriller bestimmt ändern. Sie schreibt flüssig und packend. Es bleibt vor allem durch die komplexe Story immer spannend. Úrsúla Aradóttir fühlt sich irgendwann als Marionette und genau diesen Eindruck hatte ich auch. Den Abschluß des Buches bildet dann ein ganz spezieller Coup, das fand ich sehr gelungen. Die Hauptfigur ist nicht einfach, sie ist zerrissen zwischen dem Erlebten, ihrem Privatleben und der jetzigen Tätigkeit. Vor allem aber die Nebenfiguren – und hier besonders Stella - fand ich facettenreich und interessant.

Diesen Thriller empfehle ich gerne weiter!

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