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Veröffentlicht am 24.06.2022

Trügerische Idylle

Als das Böse kam
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Juno ist sechzehn und kennt nichts anders als das zurückgezogene einfache Leben auf ihrer Insel. Seit sie denken kann lebt sie hier mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Boy, ihre ältere Schwester ...

Juno ist sechzehn und kennt nichts anders als das zurückgezogene einfache Leben auf ihrer Insel. Seit sie denken kann lebt sie hier mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Boy, ihre ältere Schwester ist schon seit einigen Jahren tot. Juno und Boy könnten eine unbeschwerte Kindheit verbringen, wäre da nicht der Schatten, der über diesem Inselidyll liegt, die wenig greifbare, aber immer vorhandene Gefahr in der die Familie schwebt, die Fremdlinge, wie die Eltern sie nennen, die die Familie jederzeit finden und töten können.

Der Autor schafft hier ein spannendes Setting, rund um eine Familie auf der Flucht vor ihren Verfolgern. Die Eltern erklären ihren Kindern auf sehr einfache Weise die Situation, der Vater, unbewusst in die Machenschaften der Mafia verstrickt, hat sein Wissen an die Polizei weitergeben und muss nun vor der zu befürchtenden Rache untertauchen. Die Ausgangssituation scheint klar, ebenso wie der weitere Verlauf des Buches, allerdings wird dem Leser, genauso wie Juno schnell klar, hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick aussieht.

Das sich die Geschichte in diese Richtung entwickelt kam für mich vollkommen überraschend, ich fand den Spin aber sehr gut, vielleicht etwas zu früh aufgedeckt, war aber gespannt, wie es nun weitergeht. Leider hielt diese Spannung nicht lange an, was auch etwas mit dem Erzählstil zu tun hat. Wir verfolgen die Ereignisse aus der Sicht der sechzehnjährigen Juno und so naiv und unerfahren wie sie nun einmal ist, wird dann auch die Geschichte erzählt. Das muss man jetzt nicht zwingend negativ sehen. Gerade jüngere Leser, oder solche, die es gern etwas weniger heftig mögen werden das wahrscheinlich genau passend finden. Mir war es aber zu wenig packend, das hätte man noch wesentlich subtiler und hintergründiger, mit mehr Thrill erzählen können.

Die Figuren bleiben leider etwas blass, der Leser bekommt nur wenige Bruchstücke zur Motivation und zur Vergangenheit geliefert, wieder der Erzählweise geschuldet, weil man eben nur das erfährt, was Juno herausfindet. Hier wäre eindeutig noch Luft nach oben gewesen. Die Spannung im Buch ist vorhanden, allerdings hält sie sich auf einem recht gleichbleibenden Level und legt nur kuz vor Schluss etwas zu. Mir, wie gesagt, eindeutig zu wenig. Letztlich ist das Buch ein solider Thriller, gut zum Einstieg in das Genre. Auch wer es etwas ruhiger mag ist hier haber gut aufgehoben.

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Geheimnisse verbinden

Freunde. Für immer.
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Viele Freundschaften überleben ja den Übergang von der Schule ins Berufsleben nicht, man zieht in die Welt hinaus und trifft sich vielleicht noch alle paar Jahre mal zum Klassentreffen. Anders bei Jonathan, ...

Viele Freundschaften überleben ja den Übergang von der Schule ins Berufsleben nicht, man zieht in die Welt hinaus und trifft sich vielleicht noch alle paar Jahre mal zum Klassentreffen. Anders bei Jonathan, Derrick, Keith, Stephanie und Maeve. Die Gruppe ist seit dem College befreundet und das, weil die Fünf ein Geheimnis verbindet.

Die Autorin Kimberley McCreight kennt man in Deutschland bereits durch ihren Thriller "Eine perfekte Ehe", den ich ebenfalls gelesen habe. Bei der Auswahl des Buches war mir das aber erst gar nicht bewusst. Ich habe den Klappentext gelesen und war vom Setting angesprochen. Ein Wochenende in einem Ferienhaus, Ereignisse innerhalb einer kleinen Gruppe von Menschen und ein Todesfall. Klang ziemlich vielversprechend.

Der Einstieg ins Buch beginnt direkt mit der Vorstellung von vielen Figuren, allein bei der Anfahrtszene im Auto wusste ich erstmal lange nicht wer wer ist, obwohl die Kapitel mit dem Namen der Person überschrieben sind, aus deren Sicht die Geschichte gerade erzählt wird. Diese Art der Erzählform bringt den Vorteil, dass man immer die entsprechenden Gedanken und Gefühle der Figuren direkt vor Augen hat und man den Verlauf der Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven verfolgt, allerdings ist es auch manchmal etwas verwirrend. Verwirrend wurde es für mich dadurch, dass ich lange kein konkretes Bild der Figuren vor Augen hatte, das ich dem Namen in der Überschrift zuordnen konnte. Natürlich hat die Autorin ihre Figuren beschrieben, aber von diesen Beschreibungen bleibt bei mir nichts wirklich Prägendes hängen. Generell sind die Figuren oft eher blass und austauschbar, allein der drogensüchtige Keith und der Künstler Finch stechen etwas heraus.

Die Geschichte beginnt quasi direkt mit einer schlimmen Nachricht für die Freunde und im weiteren Verlauf werden dann im Wechsel mit Rückblicken die Ereignisse erzählt. Anfangs ist das durchaus spannend, gerade weil dem Leser schnell klar wird, dass die Gruppe etwas zu verbergen versucht, dass weit in der Vergangenheit liegt. Leider dümmpelt diese Spannung über weite Teile der Story vor sich hin und die Autorin verliert sich etwas in Klischees und Stereotypen, wie zb den weißen Einheimischen, die, die reichen Wochenendgäste hassen, aber gerne ihr Geld nehmen.

Wirklich fesseln konnte mich die Autorin nicht, der Ausgang der Geschichte stand mir recht klar vor Augen, final fehlte eigentlich nur noch das konkrete Wer und Warum und hier lässt es die Autorin nochmal krachen und überrascht mit einem vollkommen unerwarteten Twist. Problem an der Sache, es wirkt leider überhaupt nicht stimmig und logisch, fast ein bisschen wie eine Notlösung aus dem Zwang heraus eine Verbindung herzustellen. Eine Leserstimme beschreibt das Buch als "brillant konstruiertes Puzzle" wobei es mir leider eindeutig zu konstruiert war.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Nicht so meins

The Atlas Six
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The Atlas Six sind eine Gruppe von sechs jungen Menschen, die über aussergewöhnliche magische Fähigkeiten verfügen und die ausgewählt wurden, um in einen Geheimbund aufgenommen zu werden. Es gibt in der ...

The Atlas Six sind eine Gruppe von sechs jungen Menschen, die über aussergewöhnliche magische Fähigkeiten verfügen und die ausgewählt wurden, um in einen Geheimbund aufgenommen zu werden. Es gibt in der Gruppe zum Beispiel eine Telepathin, eine Naturmagierin, oder zwei Physiomagier. Jeder der sechs ist einzigartig und hochbegabt auf seinem Gebiet, doch am Ende des Auswahlverfahrens wird einer von ihnen das Aufnahmeritual nicht überleben.

Olivie Blake legt hier das erste Buch ihrer "Atlas" Trilogie vor. Der Leser lernt nach und nach die Figuren kennen und begleitet sie bei ihren Studien. Anders als beispielsweise in Harry Potter sind hier die magische und die nichtmagische Welt symbiotisch miteinander verbunden. Eine durchaus interessante, aber auch etwas beängstigende Vorstellung. Innerhalb der magischen Gemeinschaft generiert die Autorin einen Konflikt rund um die Nutzung des immensen Wissens aus der sagenumwobenen Bibliothek von Alexandria. Dieser Konflikt wird teils sehr aktionreich und körperlich ausgetragen.

Die Hinweise auf die Bibliothek von Alexandria in der Buchbeschreibung waren es auch, die mich dazu bewogen gaben das Buch zu lesen. Normalerweise habe ich Young Adult nicht auf dem Schirm, obwohl ich Mysterie/Fantasy durchaus gern lese.

Die Geschichte startet recht rasant, die Mischung der Charaktere sorgt für mächtig Zündstoff, allerdings wurde mir das ständige Geplänkel dann irgendwann zuviel, weil ich das Gefühl hatte, es wird immer wieder das selbe Schema abgespult und die Figuren entwickeln sich nicht weiter. Es gibt so diese typischen Stereotypen, der oberflächliche Schöhnling, der nur den eigenen Vorteil sucht, die Fame Fatal, die jeden Mann rum kriegt, das Mauerblümchen, dass es immer Allen recht machen will und so weiter. Alles irgendwie nicht unbedingt neu und mir dann leider nicht interessant genug erzählt.

Streckenweise fand ich das Buch etwas anstrengend zu lesen. Das lag meiner Meinung nach an den vielen Begriffen, die die Autorin für ihre magische Welt verwendet. Viele dieser Begriffe habe ich vorher noch nie gehört und ich bin mir nicht sicher, ob sie extra für das Buch erfunden wurden. Das Lesen fühlte sich für mich dadurch sperrig an. Auch die Beschreibungen der magischen Fähigkeiten der Sechs sind mir oft eher abstrakt rüber gekommen, mir fehlt hier der wissenschaftliche Hintergrund, um auch nur ansatzweise zu verstehen, was die Gruppe für Experimente durchgeführt. Wenn da dann seitenweise über Zeitreise philosophiert wurde, bin ich gedanklich abgedriftet und habe die Seiten dann eher überflogen. In diesen Bereichen hat die Autorin mich leider verloren.

Beim Lesen läuft bei mir Kopfkino und teilweise war dieses Kopfkino hier echt krass, dann aber eben auch wieder eher unspannend, weil ich mir die Dinge anhand der Beschreibungen nicht vorstellen konnte. Die Grundidee der Geschichte finde ich durchaus faszinierend, aber nicht genug, um die Reihe weiter zu verfolgen. Ich habe die ganze Zeit gedacht, dass der Stoff ideal für eine Serie wäre und die würde ich sicher mit viel Vergnügen streamen, schon allein um zu sehen, wie die ganzen magischen Effekte umgesetzt worden sind. Auf der Leinwand ist der Stoff sicher mega, in Buchform allerdings nicht meins.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Gewöhnungsbedürftig

Mit offenen Karten
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Mr. Shaitana ist ein geheimnisvoller Zeitgenosse, seine Partys berühmt, berüchtigt, sein schwarzer Humor ebenfalls. Die Damen lieben sein extravagantes Erscheinungsbild, die Männer sehen ihn eher als Aufschneider ...

Mr. Shaitana ist ein geheimnisvoller Zeitgenosse, seine Partys berühmt, berüchtigt, sein schwarzer Humor ebenfalls. Die Damen lieben sein extravagantes Erscheinungsbild, die Männer sehen ihn eher als Aufschneider und Angeber. Auf seiner neuesten Party gibt es eine illustre Mischung an Gästen, die eine Hälfte besteht aus Ermittlern, ein Inspector, ein Detektiv, eine Krimiautorin und ein Mitarbeiter des Geheimdinstes. Die andere Hälfte Personen, bei denen der Gastgeber überzeugt war, dass sie bereits einmal gemordet haben und dieser Mord unentdeckt geblieben ist. Eine skurile und leider auch gefährliche Mischung, wie sich schon bald herausstellt.

Agatha Christie lässt in diesem Roman wieder ihren belgischen Meisterdetektiv Hercules Poirot ermitteln, unterstützt von einigen Figuren, die auch in anderen Romanen der Autorin Erwähnung finden. Der Fall ist in typischer AC Manier aufgebaut, konstruiert, verschachtelt und wieder verschachtelt. Letztlich ist die Aufklärung wieder alleinig Hercules Poirot zu verdanken, der Leser bekommt zum miträtseln fast keine Chance. Die Autorin legt in diesem Roman eine falsche Spur nach der Anderen und schafft Verbindungen, die alle bedeutungsvoll sein könnten, es letztlich meist aber gar nicht sind. In keinem der Bücher, die ich bisher von AC gelesen habe, habe ich diese Tatsache als so ermüdend und unbefriedigend empfunden.

Ich kannte die Story bereits aus einer Verfilmung, mir ist der Täter nicht im Gedächtnis geblieben, nur die Tatsache, dass ich den Film nicht mochte. Das Buch ist jetzt etwas besser, oder eher anders umgesetzt als der Film, im Endeffekt aber steht für mich fest, es ist keines meiner Lieblingsbücher der Autorin. Wesentlich zu dieser Empfindung beigetragen hat auch die Fixierung der Autorin auf das Bridgespiel, hier ist der Titel des Buches wirklich passend gewählt. Die Autorin schwelgt in den Feinheiten des Spiels, Beschreibungen des Spielablaufs nehmen viel Platz im Buch ein und letztlich trägt es zur Aufklärung des Mordes bei. Für Leser ohne jede Vorkenntnisse sehr, sehr dröge und nervenaufreibend.

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Vergessene Persönlichkeit

Der große Fehler
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Andrew Green wird an einem Freitag den 13. direkt vor seiner Haustür erschossen, das erfährt der Leser schon auf den ersten Seiten des Buches. Nun beginnt die Spurensuche und erzählt dabei vom Leben des ...

Andrew Green wird an einem Freitag den 13. direkt vor seiner Haustür erschossen, das erfährt der Leser schon auf den ersten Seiten des Buches. Nun beginnt die Spurensuche und erzählt dabei vom Leben des Mannes, der New York entscheidend geprägt und gestaltet hat.

Jeder kennt natürlich den Central Park in New York, über seine Entstehung ist das Wissen dann aber wahrscheinlich nicht mehr so groß. Ein wenig erfährt man dann hier im Buch, ist Andrew Green doch der Schöpfer der Parkanlage im Herzen der Stadt. Ich hatte mir zu diesem Punkt irgendwie viel mehr erhofft, aber natürlich liegt hier kein Sachbuch vor und so gibt es die kleinen Einblicke nur am Rande, wenn es in die Geschichte passt. Auch der Mord, der ja eigentlich Anlass für das Buch ist, wird meiner Meinung nach viel zu sehr am Rande abgehandelt, aber es ist ja schließlich auch kein Krimi. Schwierig.

Das Buch lebt am ehesten von den Rückblicken in die Vergangenheit von Andrew Green und zeigt den oft steinigen Weg, hin zu der Person, die letztlich tot auf dem Gehweg liegt. Leider schafft der Autor es nicht mir diese Person sympathisch zu machen, aber vielleicht entspricht das ja auch nicht ihrem Wesen. Es gibt einige Begebenheiten im Leben des jungen Andrew, die durchaus mein Mitgefühl erregen, aber ihn mir dadurch nicht näher bringen. Schade.

Zu den Rückblicken in die Vergangenheit gibt es dann die Kapitel, in denen die Ermittlungen zur Tat im Vordergrund stehen. Wie schon bemerkt ist hier aber wenig Fokus gelegt. Man erfährt als Leser nur recht wenig zum Täter und seiner Motivation und auch die im Klappentext als brillant angekündigte Bessie Davis bleibt eher eine Randfigur während der mehr als merkwürdigen Befragung durch den ermittelnden Beamten. Als einziger Lichtblick bleibt mir die wunderbare Haushälterin im Gedächtnis.

Der Titel des Buches mag anfangs etwas merkwürdig erscheinen, erklärt sich aber sehr bald in der Geschichte und auch das Cover, der landkartenbedruckte Elefant findet seine Berechtigung, allerdings für mich in einer gewöhnungsbedürftigen Erklärung, aber ich bin ja auch nicht für derartige Entscheidungen zuständig.

Letztlich war ich doch etwas enttäuscht von diesem, als "bester amerikanischer Roman des Jahres" bezeichnetem Buch. Dabei liegt das am allerwenigsten am Schreibstil des Autors, denn der ist grandios, überbordend, bildhaft, verschwenderisch mit seinen Worten, aber eben leider dadurch oft auch anstrengend und schwer. Auch die ständigen Zeitsprünge, ohne jegliche Chronologie machen es dem Leser nicht unbedingt leicht mit der Geschichte in Fluss zu kommen. Während einige Abschnitte im Leben Greens bis ins Detail exerziert werden, werden andere lapidar abgehandelt, oder einfach ausgelassen. Ich bin mir nicht sicher, nach welchen Kritikpunkten der Autor hier seine Auswahl getroffen hat.

Natürlich ist das Buch ein Roman, keine Biografie und wenigstens hat der Autor es geschafft, mich für die vergessene Person Andrew Green und sein Schaffen zu interessieren.

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