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Veröffentlicht am 06.12.2022

Maschas goldene Jahre

Die Suche nach Heimat
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Mascha Kaléko hat in Berlin endlich eine Heimat gefunden.
Am 31. Juli 1928 heiratete sie den zehn Jahre älteren Saul Kaléko,
den sie seit 1926 kannte. Ende der 1920er Jahre kam sie mit der künstlerischen ...

Mascha Kaléko hat in Berlin endlich eine Heimat gefunden.
Am 31. Juli 1928 heiratete sie den zehn Jahre älteren Saul Kaléko,
den sie seit 1926 kannte. Ende der 1920er Jahre kam sie mit der künstlerischen Avantgarde Berlins in Kontakt, die sich im Romanischen Café traf.
Dort versuchte sie mit bekannten Größen zusammen zukommen, um ihre Gedichte
bekannt zu machen. Was ihr ja dann auch gelang. Als sie den Musiker Chemjo kennen und lieben lernt, muss sie sich zwischen den Männern entscheiden.
Im Hintergrund warten schon die braunen Schatten.

Dieses warmherzige Buch beschreibt die kurzen, leuchtenden Berliner Jahre der Mascha Kaléko.
Die Schreibweise ist fließend und mitreißend, macht neugierig auf diese außergewöhnliche Frau. Ihr unbedingter Wille, mit ihren Gedichten anerkannt und beruflichen Erfolg zu erlangen.
Vergangene Orte werden wieder lebendig. Das -Romanische Café- z.b., war ein namhaftes Berliner Künstlerlokal.
Dort trafen sich renommierte Schriftsteller, Maler, Schauspieler, Regisseure, Journalisten, Kritiker. Zugleich war es eine Anlaufstelle für werdende Künstler, die erste Kontakte suchten.
Sehnsüchte und Sorgen einer längst vergangenen Epoche leben noch einmal auf.
Die Charaktere dieser Zeit werden wunderbar zum Leben erweckt.
Wir begegnen u.a. Kästner, Tucholsky, Else Lasker-Schüler oder Ringelnatz.
Alle sprühen so vor Leben, dass man das Gefühl hat, sie wahrhaft zu kennen.
Die Ortsbeschreibungen lassen eine längst vergangene Zeit noch einmal auferstehen und laden
in eine Reise in die Vergangenheit ein. Wunderbar recherchiert und umgesetzt.
Das Lebensgefühl dieser Zeit kommt wunderbar auf die Seiten.
Es vermischt sich mit der schrecklichen Zeitgeschichte.
Maschas Kalékos brillante Gedichte, die im heiter-melancholischen Ton die Lebenswelt der
kleinen Leute und die Atmosphäre im Berlin ihrer Zeit widerspiegeln.
Ein warmherziges Buch über eine eigenwillige und starke Frau, die ihren Weg gegangen ist.
Sehr gut recherchiert und umgesetzt.
Ein besonderes Highlight sind die abgedruckten, eindrucksvollen Gedichte nach jedem Kapitel.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 22.11.2022

Großartig erzählt, brillant und schonungslos

Melodie des Bösen
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Paris 1925: Der Klang von Jazzmusik weht durch die schmalen Gassen von Montmartre.
Doch der schöne, klangvolle Schein trügt. Auf dem Friedhof Père Lachaise wird eine
grausame Entdeckung gemacht. Ein menschliches ...


Paris 1925: Der Klang von Jazzmusik weht durch die schmalen Gassen von Montmartre.
Doch der schöne, klangvolle Schein trügt. Auf dem Friedhof Père Lachaise wird eine
grausame Entdeckung gemacht. Ein menschliches Herz wurde vor Frédéric Chopins Grab
niedergelegt.
Julien erinnert sich sofort an seinen einzigen ungelösten Fall.
Als eine weitere Leiche auftaucht, weiß Vioric, dass weitere Tote folgen werden.

Die Autorin schickt den Ermittler Julien Vioric in seinen zweiten Fall.

Auch in diesem Band überzeugt die sehr ausdrucksstarke Schreibweise,
mal erbarmungslos, dann wieder poetisch und wunderschön.

Britta Habekost beherrscht die Kunst, das Lebensgefühl und den Zeitgeist der 1920 Jahre
so wunderbar wiederzugeben. Den avantgardistischen Zeitgeist.
Sie zeigt ein lebendiges Bild dieser Zeit.
Verbindet geschickt Fiktion und Wirklichkeit.
Es geht nicht nur um die Musik, sondern auch um Frauenrechtlerinnen,
Art-déco-Künstler, Surrealisten und um die Action française, die immer wieder
gewaltsame Überfälle organisiert.
Die Atmosphäre und das Leid der Menschen sind greifbar. Man taucht ein in ihr
Schicksal und nimmt Anteil an ihrem nicht sehr einfachen Leben.
Die Charaktere sind sehr stark gezeichnet, wie überhaupt das gesamte Miljö.
Man fliegt förmlich durch die Seiten. Hofft das alles Brutale und unbeschreibliche
einfach nur aufhört. Das Buch zur Seite legen ist so gut wie unmöglich. Es entwickelt
einen Sog, dem man sich wahrlich schwer entziehen kann.
Eine sehr lebendige und auch sehr spannende Reise, die den Leser in eine längst
vergangene Zeit entführt.
Von Beginn an gibt es einen Spannungsbogen, der bis zum Schluss erhalten bleibt.
Ein sehr gelungener Kriminalroman mit zahlreichen Wendungen und immer wieder
überraschend. Bis am Ende die losen Fäden gekonnt verknüpft werden.
Großartig erzählt, brillant und schonungslos. Ein Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Eine Mischung aus Genuss, Spannung und wunderschöner Landschaft

Gardasee-Gold
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Georg Breitwieser, Kommissar aus Traunstein, möchte in diesem Jahr
endlich mal die internationale Fachmesse Vinitaly besuchen.
Dann könnte er bei dieser Gelegenheit auch die schöne Winzerin
Stefania wiedersehen. ...

Georg Breitwieser, Kommissar aus Traunstein, möchte in diesem Jahr
endlich mal die internationale Fachmesse Vinitaly besuchen.
Dann könnte er bei dieser Gelegenheit auch die schöne Winzerin
Stefania wiedersehen. Mit seinem neuen Alfa macht er sich auf
den Weg. Es kommt aber alles anders. Nicht nur, dass er Stefania tot auffindet,
er wird auch noch selbst verdächtigt.

Das wunderschöne Cover lässt schon ahnen, in welche Richtung dieser Krimi geht.
Die Kapitel Vignetten sind hübsch gestaltet und machen es dem Leser
leichter sich zurechtzufinden.
Es gibt sehr viel Lokalkolorit und die Geschichte an sich ist sehr authentisch.
Die Autorin nimmt uns mit in die Welt des Weinanbaus.
Ihre Beschreibungen sind atmosphärisch dicht.
Die Landschaft wird wunderschön und sehr ausführlich beschrieben.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und es fällt schwer das Buch aus der Hand zulegen.
Atmosphärisch dicht und sehr authentisch wird die Ermittlung geführt.

Auch sind alle Elemente, die für einen klassischen Kriminalroman wichtig sind, vorhanden.
Rätselhafte Verbrechen, die psychologischen Momente, die den Verbrecher antreiben,
die guten Milieubeschreibungen.
Die Charaktere sind bis in die Nebenrollen so liebevoll gezeichnet, dass man schnell
Sympathien oder auch Antipathien hegt.
Die Art der Ermittlung ist erfrischend anders.
Das bayerische/italienische Duo Breitwieser und Fontanaro sind sehr sympathische
und eigenwillige Charaktere und ergänzen sich wunderbar.
Stück für Stück wird das Rätsel gelöst.
Ein hervorragendes Hintergrundwissen machen diesen Krimi zu einem Leseerlebnis.
Es geht nicht nur um Wein und Oliven, es geht auch um Skandale betreffs des
Wein- und Oliven-Anbaus. Um Biozertifikate, Pestizide und um chinesische Großproduzenten.
Alles in allem handelt es sich hier um einen klassischen Kriminalroman.
Eine Mischung aus Genuss, Spannung und wunderschöner Landschaft.
Der Spannungsbogen steigt langsam bis zum überraschenden Ende.
Wer einen klassischen Kriminalroman ohne große Action erwartet, wird nicht enttäuscht.
Mir hat dieser Ausflug nach Verona sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

#wennträumewahrwerden

Sommerträume auf Sylt
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Vier Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein können. Als Jugendliche schworen Mado, Lucy, Sonja und Riecke sich immer bei der Erfüllung ihrer Träume zu helfen. Das ist mittlerweile 25 Jahre her und ...

Vier Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein können. Als Jugendliche schworen Mado, Lucy, Sonja und Riecke sich immer bei der Erfüllung ihrer Träume zu helfen. Das ist mittlerweile 25 Jahre her und die vier sind immer noch sehr eng befreundet. Der Alltag allerdings hat sich sehr verändert. Die Träume aber sind geblieben. Die vier beschließen zu ihrem „silbernen“ Freundschaftsjahr noch einmal nach Sylt zu reisen, um ihren Träumen wieder etwas näherzukommen.

Der Leser wird richtig in die Geschichte hereingezogen. Schon nach ein paar Zeilen wird man ein Teil dieser Freundinnen. Lebt und hofft mit ihnen. Möchte gar nicht mehr aufhören, zu lesen. Gefühlvoll und mitreißend wird eine richtig schöne Wohlfühlatmosphäre erzeugt, die sich durch das ganze Buch zieht. Dazu kommen noch die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen. Das gibt einem das Gefühl, direkt vor Ort zu sein. Überhaupt haben die Autorinnen die wunderbare Gabe, den Leser so richtig in den Roman einzubinden. Dazu trägt auch die fließende Schreibweise bei. Die Figuren überzeugen durch ihre unterschiedlichen Charakterzüge. Sie sprühen vor Leben und Energie und zeigen die Stärke, die in jedem einzelnen stecken kann. Am Schluss ist man traurig, dass man Sylt und die vier Freundinnen verlassen muss. Dieser Roman ist wie ein kleiner Urlaub. Kurzweilig und zum Wohlfühlen.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Ein spannendes Katz- und Maus- Spiel

Das zweite Geheimnis
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Seit dem Mauerbau sind zwölf Jahre vergangen.
Ria Nachtmann, die einst als Spionin für den Bundesnachrichtendienst aktiv war, führt ein weitgehend angepasstes Leben in Ostberlin.
Im Frühjahr 1973 bereitet ...

Seit dem Mauerbau sind zwölf Jahre vergangen.
Ria Nachtmann, die einst als Spionin für den Bundesnachrichtendienst aktiv war, führt ein weitgehend angepasstes Leben in Ostberlin.
Im Frühjahr 1973 bereitet sich Ostberlin auf die Weltfestspiele der Jugend vor.
Die DDR will sich offen und bunt präsentieren.
An der Grenze allerdings geht es ganz anders zu. Die Sperranlagen hindern die
Bürger daran, in den Westen zu gelangen.
Als der Grenzsoldat Henning Nowak zu fliehen versucht, gerät auch seine Schwägerin
Ria ins Visier der Staatssicherheit. Denn Ria hat eine enge Verbindung zum
Klassenfeind. Ihre Liebe zum westdeutschen Journalisten hat die ganzen Jahre
überdauert. Die Stasi setzt alles dran, Ria zu überführen. Ein gefährliches Spiel beginnt.

Ostberlin in den 1970er Jahren.
Das Schicksal der fiktiven Protagonisten verwebt Titus Müller
gekonnt mit dem Leben und Wirken der realen zeitgeschichtlichen Figuren.
Die Geschehnisse sind sehr echt und packend beschrieben.
Auch wurde wieder sehr gut recherchiert. Die Atmosphäre und die Sorgen der Menschen sind greifbar. Man taucht ein in ihr Schicksal und nimmt Anteil an ihrem Leben, das nicht immer einfach ist. Ein Leben, das von der Politik und der Stasi sehr bestimmt war. Besonders interessant und sehr packend sind die Passagen, die erklären, wie hinterhältig die eigenen
Bürger ausspioniert wurden. Wie sie als Grenzverletzer behandelt wurden.
Die Charaktere sind bis in die Nebenrollen stark gezeichnet.
Die Schreibweise ist wunderbar und sehr mitreißend.
Man fliegt förmlich durch die Seiten.
Eine sehr lebendige und auch sehr spannende Geschichte, die den Leser in eine völlig andere Zeit entführt. Der Autor hat es auch in diesem Band
wieder geschafft, historisches mit dem erdachten zu verbinden.
Man kann dieses Buch kaum aus der Hand legen. Ein Buch, das dem Leser eine Gänsehaut verschafft und in die menschlichen Abgründe zieht.
Düster und spannend. Ein Lesehighlight!

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