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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2023

Spannend bis zur letzten Seite

Labyrinth der Freiheit
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Inhalt

Im dritten und letzten Teil der Romanreihe müssen Artur, Carl und Isi wieder einmal fest zusammenstehen, um dem Schicksal zu trotzen.
Heimtückisch werden die drei Freunde von Auftragsmördern der ...

Inhalt

Im dritten und letzten Teil der Romanreihe müssen Artur, Carl und Isi wieder einmal fest zusammenstehen, um dem Schicksal zu trotzen.
Heimtückisch werden die drei Freunde von Auftragsmördern der nationalistischen Organisation Consul angegriffen und können nur mit knapper Not ihr Leben verteidigen.

Artur, immer noch einer der einflussreichsten Männer der Berliner Unterwelt, nimmt sich vor, die Männer zu finden, die ihnen nach dem Leben trachten. Es beginnt eine Jagd auf Leben und Tod, bei der nicht gewiss ist, wer als Sieger hervorgehen wird. Erst als Artur und sein Erzfeind Falk Boysen sich gegenüberstehen, scheint der Augenblick der Entscheidung gekommen.

Meinung

„Das Labyrinth der Freiheit“ lässt die Leser:innen kaum zu Atem kommen. Ich habe mit den drei Freunden von der ersten Seite an mitgefiebert. Es gibt keinen langsamen Einstieg in die Geschichte, der Roman beginnt gleich mit dem Kampf ums Überleben. Und auch im weiteren Verlauf sieht es selten gut aus für Artur, Isi und Carl, denn ihre Gegner sind ihnen oftmals einen Schritt voraus.

Trotz all den Schwierigkeiten, gibt es auch positive Momente. Besonders habe ich mich über das Wiedersehen von Carl und Gustav Lemmle gefreut, das gerade in einer Phase, in der Carl mit seinem Tun so sehr hadert, unerwartet stattfindet.
Der Perfektionismus vom Regisseur Fritz Lang wird sehr präzise geschildert und ich kann mir gut vorstellen, wie schwierig die Situation bei Dreharbeiten war. Carls schwindende Lust am Filmdreh ist nachvollziehbar, auch wenn seine Arbeit ihm oft einen willkommenen Zufluchtsort bietet.

Doch in dem letzten Teil der Romanreihe, verliert auch der Träumer Carl seine Unschuld. Zu groß ist die Gefahr und zu wichtig die Freundschaft zu Isi und Artur, sodass er diesmal nicht nur von der Seitenlinie zusehen kann.

Der Autor beschreibt in dem Roman auf sehr eindrückliche Weise ein Berlin, das durch Hunger, Not und Korruption geprägt ist. Eine Stadt, in der ein Leben nichts wert ist, und in die trotzdem so viele mit großer Hoffnung kommen. Jeder Charakter im Buch erzählt seine eigene Geschichte, die der Autor mit Liebe zum Detail und großer Empathie wiedergibt. Auf diese Art entsteht ein unvergleichliches Gesellschaftsportrait einer Zeit im Umbruch.

Wie die vorherigen Romane, hat mich auch dieser wieder vollends begeistert. Das Schicksal von Artur, Isi und Carl habe ich drei Bücher lang, die in etwa zehn Jahre umfassen, begleitet und ich muss zugeben, dass es mich traurig stimmte, von den Figuren endgültig Abschied nehmen zu müssen. Die Romane „Schatten der Welt“, „Revolution der Träume“ und „Labyrinth der Freiheit“ kann ich voll und ganz empfehlen, denn jedes der Bücher ist ein Leseerlebnis.


Fazit

Ein durchweg gelungener, bis zur letzten Seite mitreißender Roman.

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Wahrhaftig und humorvoll

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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Ein Roman, leichtfüßig erzählt, voller Humor und angereichert mit Geschichten über ehemalige Berühmtheiten des Showbiz. Es ist 1979 in New York. Im Iran werden US-Geiseln genommen, Carter kostet das die ...

Ein Roman, leichtfüßig erzählt, voller Humor und angereichert mit Geschichten über ehemalige Berühmtheiten des Showbiz. Es ist 1979 in New York. Im Iran werden US-Geiseln genommen, Carter kostet das die Präsidentschaftswahl und John Lennon fängt nach einem extremen Segelturn wieder an Musik zu schreiben.

Mitten in all dem die Familie Winter, mit ihren Problemen und Hoffnungen. Allen voran Anton, der versucht sich aus dem Schatten des Vaters, den Meister der Talkshows, zu lösen und seinen eigenen Weg zu gehen, vom dem er nicht weiß, wie dieser aussehen soll. Die Frage, was man vom Leben will, scheint jede der Romanfiguren, ob fiktiv oder echt, umzutreiben. Anton sitzt dabei in der Zwickmühle. Einerseits möchte er seinem Vater helfen, andererseits will er sich nicht vereinnahmen lassen. Es sind nur kleine Schritte, die Anton wagt, aber er wird zusehends unabhängiger.

Wir erfahren das Buddy nach seinem Zusammenbruch gereist ist, ohne seine Frau, ohne seine drei Kinder. Etwas, das die Familie verarbeiten muss. Denn auch nach Buddys Rückkehr ist nichts mehr, wie es zuvor war, auch wenn sich die Familie bemüht den Schein zu wahren. Tom Barbash findet den richtigen Ton für diese Situation, die auf den ersten Blick recht privilegiert erscheint, und dennoch das innerste der Familie erschüttert hat. Buddy muss nicht nur das Vertrauen der Programmchefs zurückgewinnen, sondern auch das Vertrauen seiner Familie.

Die Charaktere sind wahrhaftig, was den Roman für mich besonders macht. Ich sah die Menschen vor mir, die Winters, ihre Freunde und Nachbarn. Es ist eine feinfühlige Geschichte, über die immer eine Hauch von Tragik schwebt, die mich an vielen Stellen zum Lachen, aber auch zum Nachdenken gebracht hat. Sie nimmt einen mit in eine vergangene Welt, die durch die Erzählung für eine kurze Zeit wieder greifbar wird.

John Lennon spielt eigentlich nur eine Nebenrolle in dem Roman, doch auch er ist auf der Suche nach seiner persönlichen Bestimmung, über die Beatles hinaus. Wirklich präsent ist Lennon erst im letzten Drittel des Buches. In dem Moment, in dem es mit Buddys neuer Show, der Familie Winter, Anton und Lennon aufwärts geht, geschieht der Mord an John Lennon vor dem Dakota Builing. Natürlich weiß man, dass es kommt, dennoch stimmte es mich für einen Augenblick wehmütig.

Fazit

Es ist ein amüsanter Roman, der mit einer fabelhaften Leichtigkeit das New York der 70er und seine bekannten Bewohner aufleben lässt. Es war eine Freude, die Familie Winter erleben zu dürfen.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Skurril, wahrhaftig, tieftraurig, urkomisch, lesenswert

Marianengraben
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Jasmin Schreiber schafft es in ihrem Roman „Marianengraben“ dem Thema der Trauer Raum zu geben und dabei gleichzeitig ihre Leser:innen zum Lachen zu bringen. Die Situationskomik mancher Szenen entwickelt ...

Jasmin Schreiber schafft es in ihrem Roman „Marianengraben“ dem Thema der Trauer Raum zu geben und dabei gleichzeitig ihre Leser:innen zum Lachen zu bringen. Die Situationskomik mancher Szenen entwickelt sich ohne bewusst darauf aus zu sein, einen Lacher zu erzielen. Die Geschichte schwankt zwischen Tragik und hoffnungsreicher Fröhlichkeit.

Es ist eine Gratwanderung, die die Autorin mit viel Feingefühl und Empathie für ihre Figuren meistert. Auch den eigensinnigen Misanthrop Helmut habe ich im Laufe der Erzählung liebgewonnen. Erst nach und nach erfährt man seine Lebensgeschichte und versteht umso mehr sein schrulliges Verhalten. Es ist wunderbar mit jeder Seite zu erleben, wie die zwei sich gegenseitig aus ihrer Lethargie holen. Besonders die grundehrlichen Gespräche über das Leben, das Schicksal oder wie immer man es nennen will, schaffen eine besondere Atmosphäre.

„Marianengraben“ erzählt eine außergewöhnliche Geschichte. Es ist ein gemächlicher Roadtrip, der vom Verlust, aber auch von der Kunst, das Leben so zu nehmen wie es kommt, erzählt.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Lebensklug

Offene See
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Meinung

„Offene See“ ist ein Roman über Sehnsucht, Selbstfindung und über eine ungewöhnliche Freundschaft, die aus einer Zufallsbegegnung entsteht. Es macht Freude Roberts Entwicklung von einem schüchternen ...

Meinung

„Offene See“ ist ein Roman über Sehnsucht, Selbstfindung und über eine ungewöhnliche Freundschaft, die aus einer Zufallsbegegnung entsteht. Es macht Freude Roberts Entwicklung von einem schüchternen Jungen, zu einem redegewandten, jungen Mann zu erleben. Durch Dulcie animiert, beginnt er neue Möglichkeiten für sich zu entdecken, er erkennt, dass sein Lebensweg keinesfalls schon vorgegeben ist, wie er annahm. Vor allem diese Erkenntnis, die langsam in seine Gedanken einfließt, macht ihn selbstbewusster.

Benjamin Myers beschreibt die Wanderschaft seiner Figur in einer bildhaften, schönen Sprache. Die Landschaft Englands und der nie enden wollende Sommer sind wundervoll eingefangen. Ebenso hatte ich ein sehr genaues Bild von Dulcie und dem Cottage vor Augen.

Ich konnte mir diesen wissbegierigen, naturliebenden Robert die ganze Zeit nicht als Bergmann vorstellen und war sehr froh, als Dulcie ihm andere Möglichkeiten eröffnete. Die lebenskluge Frau und der junge Mann, der am Anfang seines Lebens steht, ergänzen sich fabelhaft. Robert hilft Dulcie Frieden mit der Vergangenheit zu schließen. Er bringt nicht nur ihr Grundstück und das Atelier in Schuss, sondern gibt Dulcie auch die Sicht auf die Offene See wieder, die sie lange Zeit nicht ertragen konnte. Ich habe es sehr genossen, ihre Gespräche über das Leben zu verfolgen. Auch mich hat Dulcie mit ihren Lebensweisheit und ihrer Lebenslust zum Nachdenken gebracht.


Fazit

Ein herausragender Roman über eine ungewöhnliche, aufrichtige Freundschaft.

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Still, leise, doch mit großer Kraft

Alte Sorten
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Meinung

Ein außergewöhnlicher Roman über eine ehrliche und tiefgehende Freundschaft zwischen zwei Frauen, die auf den ersten Blick nicht nur der Altersunterschied unterscheidet. Innerhalb von ungefähr ...

Meinung

Ein außergewöhnlicher Roman über eine ehrliche und tiefgehende Freundschaft zwischen zwei Frauen, die auf den ersten Blick nicht nur der Altersunterschied unterscheidet. Innerhalb von ungefähr sechs Wochen entsteht zwischen Sally und Liss eine Verbindung, deren Kraft beim Lesen spürbar wird. Ebenso lebhaft spürte ich auch Sallys unbändige Wut auf die Welt und später ebenso die von Liss, wobei bei Liss zeitweise auch eine große Verzweiflung durchbricht. Denn auch in Liss, die erst einmal sehr in sich ruhend wirkt, hat sich einiges aufgestaut, das durch die Begegnung mit Sally wieder hochkommt.

In herbstlicher Kulisse arbeiten die beiden Frauen Seite an Seite. Durch Liss erfährt Sally viel über Entstehung, aber auch über Vergänglichkeit, vor allem begreift Sally, dass alles seinen Platz und seinen Nutzen in der Welt hat. Besonders der wildverwachsene Obstgarten mit den alten Birnensorten hat es Sally angetan, dort fühlt sie die Ursprünglichkeit der Natur. Diese Erfahrungen verändern Sally, was man als Leser:in hervorragend nachvollziehen kann, denn auch man selbst erlebt beim Lesen des Romans eine gewisse Entschleunigung.

Im Verlauf der Geschichte wird klar, dass die Frauen vieles gemeinsam haben, das eine besondere Freundschaft entsteht, die beide ins Leben zurückholt. Beim Lesen beginnt die Erzählung zu leben. Man riecht förmlich die reifen Birnen, sieht den morgendlichen Dunst über den Feldern liegen und hört das leise Summen der Bienen. Ewald Arenz macht seinen Roman zu einem Erlebnis, seine unprätentiösen Beschreibungen erschaffen Bilder, die der Geschichte eine besondere Note geben. Es ist wunderbar Sally und Liss zu erleben und die aufkommende Nähe zu verfolgen. Ein sehr kluger, einfühlsamer Roman mit viel Lebensweisheit.


Fazit

Still, leise und doch mit großer Kraft ist dieser Roman eine absolute Leseempfehlung.

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