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Veröffentlicht am 10.07.2022

Langatmige Geschichte mit blassen Protagonisten

Lancelot
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In dieser Neuinterpretation des Sagenkreises rund um König Arthur dreht sich alles um Lancelot, der nach Meinung des Autors sonst in der Literatur meist zu kurz kommt.
Lancelot tritt hier selbst als Ich-Erzähler ...

In dieser Neuinterpretation des Sagenkreises rund um König Arthur dreht sich alles um Lancelot, der nach Meinung des Autors sonst in der Literatur meist zu kurz kommt.
Lancelot tritt hier selbst als Ich-Erzähler auf und berichtet von seinem außergewöhnlichen Leben. Nach dramatischen Ereignissen in seiner Kindheit, deretwegen er seine Heimat an der Nordwestküste des heutigen Frankreich und seine Familie verliert, rettet ihn die geheimnisvolle Nimue. Auf der von ihr beherrschten Insel nahe der Küste Cornwalls erhält er eine militärische Ausbildung und zeigt früh seine besonderen Fähigkeiten, muss sich aber auch mit Rivalen herumschlagen und Liebeskummer ertragen.
Doch es stehen ihm noch größere Abenteuer bevor. Denn es ist vorherbestimmt, dass er eine entscheidende Rolle im Kampf um Britanniens Zukunft einnehmen wird.

Diese Geschichte hat zweifellos interessante Elemente zu bieten, die zwar mehrheitlich altbekannt sind, hier aber doch vielfach auf neue Weise arrangiert wurden.
Dennoch wollte der Funke nicht überspringen.
Dies liegt vor allem daran, dass mir Lancelot als Mensch trotz allem fremd blieb. Obwohl aus seiner Sicht erzählt wird, konnte ich mich nie wirklich in ihn hineinversetzen und mit ihm mitfühlen, weshalb es mir auch öfters schwerfiel, seine Gedanken und Taten nachzuvollziehen. Er bleibt als Figur zu blass, ist zweifellos ein großer Held, hat jedoch keine echte Persönlichkeit. Ähnliches gilt auch für die übrigen Charaktere, die ihren berühmten Namen zum Trotz häufig langweilig wirken.
Außerdem wird die Handlung zu weitschweifig erzählt. So vergehen schon über 400 Seiten, bevor Lancelot überhaupt auf Arthur trifft. Es kommen zu viele Szenen vor, die für den weiteren Verlauf nicht relevant sind. Andererseits werden wirklich spannende Entwicklungen manchmal in nur ein paar Sätzen abgehandelt.
Wie bei diesem Thema zu erwarten, kommen viele Schlachten und sonstige gewaltsame Auseinandersetzungen vor, machen insgesamt wohl den Großteil des Inhalts aus. Der Autor verzichtet dabei aber immerhin auf allzu blutige Beschreibungen.

Fazit: Packende Handlungsstränge oder interessante Charaktere sucht man hier leider vergeblich. Einige der verwendeten Motive hätten sicher Potential und es gibt ein paar originelle Ideen. Insgesamt kann ich dieses Buch aber nicht weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Guter Ansatz, enttäuschende Umsetzung

Das wollte ich Ihnen noch sagen
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Die Idee wäre an sich gut: In diesem Werk sind Gespräche mit Personen versammelt, die auf die eine oder andere Weise an bedeutenden Ereignissen des 20. Jahrhunderts beteiligt waren – beispielsweise der ...

Die Idee wäre an sich gut: In diesem Werk sind Gespräche mit Personen versammelt, die auf die eine oder andere Weise an bedeutenden Ereignissen des 20. Jahrhunderts beteiligt waren – beispielsweise der letzte überlebende Veteran des Ersten Weltkriegs, ein Hitler-Junge, der Befreier von Ausschwitz, Astronaut Buzz Aldrin, Helmut Schmidt, Lech Walesa oder auch die Verpackungskünstler Christo & Jeanne-Claude (letztere repräsentieren als einzige die 1990er-Jahre).
Schon der Titel ist jedoch irreführend: „Das wollte ich Ihnen noch sagen“ erweckt den Eindruck einer gewissen Exklusivität oder eines gewissen Neuigkeitswertes. Es handelt sich bei dem Autor jedoch letztlich nur um einen „normalen“ Journalisten, der im Zuge seiner Tätigkeit eben so manchen interessanten Persönlichkeiten begegnet ist und hier nun darüber berichtet.
Auch das wäre natürlich nicht automatisch schlecht. Doch die Darstellung ist ebenso langatmig wie langweilig, wirklich interessante, überraschende oder gar inspirierende Aussagen sucht man vergeblich.
Die Umstände, wie es zu den Treffen zwischen dem Autor und den jeweiligen Interviewpartnern kam, und das Drumherum ihrer Begegnungen werden zu breit ausgewalzt. Die eigentlichen Interviews sind relativ kurz und bleiben weitgehend an der Oberfläche, wirklich Neues wird hier kaum angesprochen und „schwierigere“ Themen (wie etwa Menschenrechtsverletzungen oder sonstiges Fehlverhalten) werden meist nur gestreift und bald wieder fallen gelassen. Dafür werden Banalitäten ausgewalzt – beispielsweise, dass die letzte Titanic-Überlebende später wenig Kontakt zu ihrem Bruder hatte, weil „seine Frau einfach entsetzlich war. Und das dachten alle.“ oder welche Farbe ein Sofa hat.
Über die meisten der erwähnten Personen und angesprochenen Themen könnte man wahrscheinlich mit einer simplen Google-Suche mehr und aufschlussreichere Informationen erhalten.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Kreative Idee lahm umgesetzt

Der Wolkenatlas
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Dieser Roman umfasst gleich sechs Geschichten, die zu verschiedenen Zeiten spielen und mit verschiedenen Protagonisten besetzt sind.
Sie befassen sich mit einem amerikanischen Notar, der um 1850 von den ...

Dieser Roman umfasst gleich sechs Geschichten, die zu verschiedenen Zeiten spielen und mit verschiedenen Protagonisten besetzt sind.
Sie befassen sich mit einem amerikanischen Notar, der um 1850 von den Chathaminseln nach Hawaii reist und dabei mit widrigen Bedingungen konfrontiert ist und diversen unterschiedlichen Menschen begegnet, mit einem stark verschuldeten jungen Mann, der 1931 als Assistent eines schwer kranken Komponisten anheuert, mit einer Journalistin, die Mitte der 1970er Jahre einen Skandal um ein Atomkraftwerk aufdeckt, mit einem alternden Verleger, der auf der Flucht vor seinen Widersachern vom Regen in die Traufe gerät, mit einer „Duplikantin“, die in der Zukunft als Bedienerin arbeitet, jedoch beginnt, ihr Dasein zu hinterfragen, und mit einem Burschen aus einer weiter entfernten Zukunft, dessen Volk den Untergang der Zivilisation überlebt hat.

Von der letzten abgesehen sind die Geschichten in zwei Teile aufgespalten. Zunächst werden die ersten Teile in zeitlich aufsteigender (von der Vergangenheit in die Zukunft), dann die zweiten Teile in absteigender Reihenfolge erzählt.
Die Idee dahinter ist kreativ, die Umsetzung hat mir jedoch weniger gefallen.
Vor allem die erste Hälfte ist ziemlich langatmig und kaum hatte ich einigermaßen in eine Geschichte hineingefunden, wurde sie schon unterbrochen und von der nächsten abgelöst. Der zweite Besuch an den Schauplätzen ist dann meist ein bisschen spannender, wirklich fesseln konnte er mich aber selten.
Die einzelnen Geschichten für sich betrachtet sind von unterschiedlicher Qualität, immerhin abwechslungsreich gestaltet, aber häufig auch mit Ungereimtheiten gespickt.

Die Art der Zusammenstellung macht das Ganze zwar etwas interessanter, die Verbindungen zwischen den Handlungssträngen sind jedoch nur lose. Sie alle haben auf die eine oder andere Weise mit Freiheit und Unterdrückung bzw Sklaverei zu tun. Auch die Folgen des Fortschritts, der Umgang mit weniger entwickelten Völkern oder religiöse Vorstellungen werden immer wieder thematisiert.
Obwohl dies bisweilen doch zum Nachdenken anregt und es auch sonst ein paar gute Ansätze gibt, konnte mich das Buch in seiner Gesamtheit leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Vorhersehbar und ohne Spannung

Die siebte Zeugin
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Seinen Ausgang nimmt dieser Fall an einem Sonntag im Januar: Der bisher ebenso unauffällige wie unbescholtene Beamte Nikolas Nölting schießt aus heiterem Himmel auf drei Menschen, von denen einer stirbt. ...

Seinen Ausgang nimmt dieser Fall an einem Sonntag im Januar: Der bisher ebenso unauffällige wie unbescholtene Beamte Nikolas Nölting schießt aus heiterem Himmel auf drei Menschen, von denen einer stirbt.
Sechs Monate später beginnt die Hauptverhandlung am Kriminalgericht. Nöltings Anwalt Rocco Eberhardt weiß immer noch nicht, was hinter dessen Tat steckt. Doch er ist fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden.

Dieser Krimi ist der Auftakt einer Reihe um Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr Justus Jarmer, wobei letzterer allerdings nur ein paar Auftritte hat und eigentlich nicht wirklich wichtig für die Handlung ist. Weitaus präsenter ist dagegen Eberharts bester Freund, der Privatdetektiv Tobias Baumann.
Die Ausgangssituation, dass der Täter von Anfang an bekannt ist, die Hintergründe der Tat aber erst aufgedeckt werden müssen, wäre vielversprechend. Gut gefallen hat mir auch, wie hier die Abläufe eines Strafprozesses und dessen gesetzliche Grundlagen geschildert werden. Vor allem die ersten Verhandlungstage werden ganz packend beschrieben.
Die Handlung, die außerhalb des Gerichtsgebäudes spielt, ist dagegen eher eintönig und vorhersehbar. Teilweise stümperhafte „Ermittlungen“ werden mit ein paar Auseinandersetzungen innerhalb von Eberhardts Familie gewürzt.
Auf interessante Wendungen oder sonstige Überraschungen wartet man vergebens. Auch die Aussage der titelgebenden „7. Zeugin“ bringt für den Leser keine neuen Erkenntnisse.
Außerdem weist der Erzählstil keine Raffinesse auf, sondern wirkt stellenweise eher unbeholfen. Bei einer fesselnden Geschichte kann ich über derartiges meist hinwegsehen, das ist hier aber eben nicht der Fall.

Alles in allem bietet dieser Krimi zu wenig Spannung und auch die auftretenden Personen sind eher langweilig und klischeehaft.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Absurde Geschichte vor düsterer Kulisse

Bad Regina
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Dieser Roman spielt im fiktiven, aber offenbar von einem realen Ort inspirierten Bad Regina, einem früher viel besuchten Tourismus-Ziel, das jetzt jedoch dem Untergang geweiht scheint. Verantwortlich dafür ...

Dieser Roman spielt im fiktiven, aber offenbar von einem realen Ort inspirierten Bad Regina, einem früher viel besuchten Tourismus-Ziel, das jetzt jedoch dem Untergang geweiht scheint. Verantwortlich dafür ist der geheimnisvolle Chen, der ein Gebäude nach dem anderen aufkauft, nur um es dann leer stehen zu lassen.
Othmar ist einer der letzten verbliebenen Bewohner. Er geht schon lange keiner Arbeit mehr nach und sein Leben dreht sich hauptsächlich um die Bar Luziwuzi. Dennoch ist er nicht bereit, dem Verfall tatenlos zuzusehen und möchte herausfinden, was Chen vorhat. Damit setzt er unerwartete Ereignisse in Gang.

Der Schauplatz dieser Geschichte wirkt sehr düster und bei den auftretenden Personen handelt es sich ausnahmslos um auf die eine oder andere Weise gescheiterte Existenzen. Grundsätzlich ist diese Ausgangssituation durchaus interessant. Wenngleich vieles übertrieben dargestellt wird, hätte diese Zusammenstellung skurriler Charaktere vor der Kulisse einer untergehenden Welt doch Potential.
Mit der Zeit wird die Handlung jedoch immer absurder und unrealistischer.
Außerdem sorgt der zu abstrakte Erzählstil dafür, dass keine Spannung aufkommt. Obwohl die meisten Ereignisse aus Othmars Perspektive geschildert werden, blieb dieser mir doch fremd.
Dass direkte Rede nicht mit Anführungszeichen, sondern mit einem – gekennzeichnet ist, macht die Lektüre zudem streckenweise anstrengend.

Fazit: Dem Anspruch, eine Art Parabel auf den Untergang Europas zu sein, wird dieses Werk nicht gerecht. Manche Szenen sind zwar ganz witzig, alles in allem ist dies aber nur eine mit so manchen Vorurteilen gewürzte Ansammlung von Absurditäten.

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