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Veröffentlicht am 31.08.2022

Eine originelle Story, die zu Überraschen weiß!

P.S. Morgen bist du tot
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Chloe Sevres beginnt ihr erstes Semester an der John Adams University in Washington. Als eine von sieben diagnostizierten Psychopathen wurde sie für eine klinische Studie an der Uni rekrutiert, die Leuten ...

Chloe Sevres beginnt ihr erstes Semester an der John Adams University in Washington. Als eine von sieben diagnostizierten Psychopathen wurde sie für eine klinische Studie an der Uni rekrutiert, die Leuten wie ihr dabei helfen soll, sich besser in soziale Gefüge einzugliedern. Dass die Teilnahme an der Studie vollkommen anonymisiert ist und praktischerweise mit einem Stipendium belohnt wird, kommt Chloe mehr als gelegen. Allerdings will sie aus einem weiteren Grund unbedingt an der John Adams bleiben. Sie muss einen Mord begehen.
In genau 60 Tagen will Chloe ihren akribisch ausgefeilten Plan zur Vollendung bringen, doch bevor sie das große Finale einläuten kann, kommt ihr jemand in die Quere. Innerhalb kürzester Zeit werden zwei Studenten grausam umgebracht. Der ganze Campus ist in Aufruhr, doch nur ein kleiner Kreis von Personen weiß, dass die beiden Opfer an der Studie teilgenommen haben. Statt sich also ausschließlich ihrem eigenen Opfer zu widmen, muss Chloe ein gefährliches Bündnis mit den anderen Psychopathen eingehen, um zu verhindern am Ende selbst zum Opfer zu werden.
Mir hat P.S.-Morgen bist du tot sehr gut gefallen. Der Klappentext hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht und da ich richtig Lust auf einen ausgefallenen Thriller hatte, schien mir dieses Buch die perfekte Wahl zu sein.
Ich habe sehr schnell in die Geschichte hineingefunden, was wegen des starken, flüssigen und einnehmenden Schreibstils wirklich leicht war. Obwohl hauptsächlich aus Chloes Perspektive geschrieben wird, gibt es immer mal wieder interessante Wechsel, sodass man auch andere Teilnehmer der Studie kennenlernen kann. Hier hat sich für mich die Recherchearbeit der Autorin zu Ausprägungen der Psychopathie wirklich bezahlt gemacht. Die Unterschiede zwischen den Studienteilnehmern waren teilweise enorm, aber sehr authentisch und interessant ausgestaltet.
Auch Chloe als eine der Hauptprotagonisten war eine wirklich spannende Figur. Durch ihre kaltschnäuzige und teilweise herablassende Art wirkt sie nicht unbedingt sympathisch, aber ich hatte dennoch keine Probleme mit ihr mitzufiebern und ihre Beweggründe zu verstehen. Tatsächlich hatte es etwas ungemein Erfrischendes eine so andere Protagonistin zu verfolgen.
Die Handlung konnte mich durch ihre vielen unerwarteten Wendungen und unvorhergesehen Kniffe auf jeden Fall mitreißen. Auch hatte sie ein gutes Tempo. Chloes Kapitel beginnen mit einem 60 Tages Countdown, was einerseits die Spannung erhöht und gleichzeitig ein ganz gutes Gefühl für die Zeitlinie gibt.
Dafür, dass der Großteil der Geschichte super durchgeplottet war, fand ich das Ende allerdings ein wenig übereilt und unausgereift. Die finale Enthüllung verfehlt ihren Effekt keineswegs, aber die wenigen Seiten, die darauf noch folgen, haben bei mir eher den Eindruck hinterlassen, als hätte die Autorin schnell zu einem Ende finden wollen.

Alles in allem fand ich P.S. – Morgen bist du Tot wegen seiner komplexen und außergewöhnlichen Charaktere in Kombination mit der ausgefallenen Geschichte wirklich gut. Es ließ sich super lesen und erfüllt in Sachen Spannung und Nervenkitzel alle Anforderungen an einen aufregenden Thriller.

Veröffentlicht am 08.08.2022

Der Titel ist Programm

If we were a movie
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„If we were a movie“ ist der jüngste Roman aus der Feder von Autorin Kelly Oram und entführt seine Leserschaft ins lebendige und künstlerische New York City. Dort Lernen wir Musikstudent Nate kennen. Eigentlich ...

„If we were a movie“ ist der jüngste Roman aus der Feder von Autorin Kelly Oram und entführt seine Leserschaft ins lebendige und künstlerische New York City. Dort Lernen wir Musikstudent Nate kennen. Eigentlich ist sein Leben gerade ganz schön toll. Er hat ein Stipendium für eine Spitzenuni, kann sich endlich voll und ganz auf seine Leidenschaft konzentrieren und selbst die Beziehung zu seiner wunderhübschen Freundin Sophie hat den Umzug auf die Uni überlebt. Nur seine Wohnsituation macht ihm zunehmend zu schaffen. Das eigentlich für zwei Personen gedachte Wohnheimzimmer scheint einfach nicht genug Platz zu bieten für Nate und seine beiden partywütigen, chaos-verbreitenden Drillingsbrüder. Statt in Ruhe an seinen Songs zu arbeiten, versucht er andauernd sich vor der nächsten Katastrophe weg zu ducken.
Doch als es seinen Brüdern gelingt Nates Laptop – mitsamt seiner wichtigen Arbeit – zu zerstören, ist endgültig Schluss mit dem Ducken. Er liebt seine Brüder, aber ab sofort können sie jemand anderem auf die Nerven gehen. Nate wird ausziehen. Da trifft es sich super, dass ein gewisser Jordan auf der Suche nach einem Mitbewohner ist.
Er zögert nicht lang und stürzt sich ins WG Abenteuer. Dass sich Jordan am Ende als Mädchen entpuppt, das für ihr Filmstudium das sonnige LA hinter sich gelassen hat, sorgt freilich für ein paar Probleme mit seiner Freundin Sophie, aber Nate hat genug davon ständig das zu tun, was andere von ihm wollen und beginnt endlich Entscheidungen mal nur für sich zu treffen. Und warum sollte er nicht in einer WG wohnen wollen, in der er sich rundum wohl fühlt, in der er sich kreativ entwickeln kann und in der man seine Leidenschaft fürs Musikmachen versteht? Am Ende sollten ihn die Leute, die ihn lieben und die er liebt doch bei seinem Traum unterstützen...
Meine Meinung zu dem Buch ist eigentlich durchweg positiv. Es war mein Erstes von Kelly Oram, daher war es mir eine Freude ihren Schreibstil kennen zu lernen. Mir hat sehr gefallen wie leichtgängig und humorvoll, gleichzeitig aber auch nahbar und berührend sie schreibt. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Nate erzählt, sodass man besonders ihn sehr gut kennenlernen kann. Es war sehr erfrischend so eine YA-Story mal (nur) aus der Perspektive des männlichen Protagonisten zu erleben. Nate ist eigentlich ein ruhiger, sympathischer Kerl, der voll und ganz in seiner Schaffenskunst aufgeht. Aber weil er so nett und ruhig ist, lässt er sich auch allzu leicht von anderen manipulieren, bzw. tut alles, um es seinen Mitmenschen recht zu machen. Das wiederum ist nicht gut für ihn. Zwischenzeitlich bekommt man den Eindruck, er wäre ein Seil bei dem Tauziehen zwischen Sophie und seinen Brüdern Chris und Tyler, die sich gegenseitig nicht im Geringsten ausstehen können. Es gibt so viel Gezerre um seine Person, dass man im Grunde genommen kaum Gelegenheit bekommt mal zu hören, was Nates Wünsche sind. Das entwickelt sich erst, nachdem er Jordan begegnet.
Sie hört ihm zu und – viel wichtiger – respektiert seine Leidenschaft als das was sie ist, nämlich keine Fixe Idee, sondern eine Vision mit Potential. Denn Nate ist richtig gut in dem was er tut.
Allgemein hat mir Jordan sehr gut als Figur gefallen. Sie ist charmant und direkt, sagt geradeheraus was sie denkt oder fühlt, bleibt aber respektvoll und versucht nicht anderen ihre Meinung aufzudrängen. Ein riesiger Pluspunkt ist auch ihre Affinität für alles Filmische. In jeder Situation fällt ihr eine passende Filmanekdote ein und ich find schön, mit wie viel Liebe zum Detail Kelly Oram diese Leidenschaft ausgearbeitet hat. So entspricht jedes Kapitel einem Filmtitel und dadurch kommt eine ganz bunte Mischung aus älteren Klassikern, ikonischen Romcoms und dem ein oder anderen Geheimtipp zusammen. Einem Film- und Serienjunkie wie mir geht dabei absolut das Herz auf!
Ich fand aber auch, das Jordan – besonders im Vergleich zu Nate – relativ blass bleibt. Man erfährt natürlich einiges über sie, je weiter man in der Geschichte vorankommt und doch habe ich stellenweise etwas Tiefe vermisst. Mehr Details zu ihrem Werdegang, ihrer Vergangenheit, ihren Studienplänen... ich kann den Finger nicht drauflegen, aber irgendwas hat mir gefehlt. Vielleicht hätte es doch nicht geschadet, auch etwas aus ihrer Perspektive lesen zu können.
Sehr gelungen hingegen fand ich die Entwicklungen zwischen Jordan und Nate. Generell bin ich kein besonderer Fan von Handlungen, in denen einer der Protagonisten in einer Beziehung in die Geschichte startet. Hier kann man Nate und Jordan aber wirklich keinen Vorwurf machen. Mir hat gefallen, dass sie sich erst über Wochen als Freunde kennenlernen und einander überhaupt nicht romantisch betrachten. Auch wenn die Szenen an sich unangenehm ausgefallen sind, war Jordan sogar bemüht, sich mit Sophie anzufreunden.
Und nachdem es zum endgültigen Bruch mit Sophie kommt, vergehen wiederum einige Wochen, ehe Nate bemerkt, dass er sich zu Jordan hingezogen fühlt. Alles in allem kann man also durchaus mit den Beiden mitfiebern und ohne schlechtes Gewissen Sophie gegenüber auf ihr Glück hoffen.
Die Geschichte lebt außerdem von den zahlreichen sympathischen Nebenfiguren, von der sonderbaren Pearl, über Colin bis hin zu Nates Dad. Besonders sind natürlich auch Chris und Ty. Obwohl beide zu Anfang nur wenig Sympathiepunkte sammeln können, so machen sie doch eine tolle Entwicklung durch und erschleichen sich doch ihren Weg ins Leserherz.
Eine andere Hausnummer ist Sophie. Mit ihr hatte ich tatsächlich so einige Schwierigkeiten. Wie bereits erwähnt, mag ich Storys mit vergebenen Protagonisten nicht allzu sehr. Das liegt unter anderem daran, dass der ursprüngliche Partner gerne mal überzeichnet dargestellt wird, soll heißen: extra unsympathisch, damit man auch ja darauf hofft, dass er oder sie bald Geschichte sein wird.
Auch wenn ich Sophie nicht als überzeichnet empfunden habe, war sie in meinen Augen doch etwas zu gewollt unsympathisch dargestellt. Ganz zu schweigen von ihrer weiteren Entwicklung und dem Drama, das sie heraufbeschwört. Natürlich hat es die Geschichte ordentlich vorangetrieben, aber ich glaube einfach, alles in allem war mir das ein wenig zu viel des Guten.
Trotz dieser kleineren Kritikpunkte hat mich „If we were a movie“ absolut abholen können. Kelly Oram kreiert eine wundervolle Atmosphäre mit Charakteren, die einem ans Herz wachsen und eine Geschichte, die sich wunderbar runterlesen lässt. Das Buch hat alles, was ein gelungener, mitreißender Roman braucht und bekommt daher auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 18.07.2022

Herausfordernd nüchtern, mit wertvollen Einblicken

Dämmerstunde
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„Dämmerstunde“ von Hwang Sok-Yong ist ein ruhiger, melancholischer Roman, der die Hoffnungen, Träume und tiefgreifenden Erkenntnisse innerhalb einer Gesellschaft erforscht, welche ihre sozialschwachen ...

„Dämmerstunde“ von Hwang Sok-Yong ist ein ruhiger, melancholischer Roman, der die Hoffnungen, Träume und tiefgreifenden Erkenntnisse innerhalb einer Gesellschaft erforscht, welche ihre sozialschwachen Mitglieder rücksichtslos unter Wirtschaftswachstum und Modernisierung zu begraben pflegt. Hwang Sok-Yong ist ein außergewöhnlicher Geschichtenerzähler und erschafft hier ein hervorragendes und generationsübergreifendes Bild der sozialen Strukturen in der Megametropole Seoul.
Erzählt wird die Geschichte aus zwei wechselnden Perspektiven. Zum einen lernen wir die junge Theaterregisseurin Uhi kennen, die sich mit ihren ausbeuterischen Jobs gerade so über Wasser halten kann. Ihr Leben führt sie täglich an den Rand der Resignation, aber sie hat einen Traum, den sie mit eiserner Entschlossenheit verfolgt.
Und dann gibt es noch Bak Minu, der trotz aller Widrigkeiten alles und noch mehr erreicht hat, das er wollte. Doch der alternde Architekt findet Anlass auf sein Leben und seine Entscheidungen zurückzublicken, seine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft in einem neuen Licht zu sehen und beginnt schließlich zu hinterfragen, ob der Preis für seine erfolgreiche Karriere nicht doch zu hoch gewesen ist.
Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Lebenswege; zwei Personen, die sich unter normalen Umständen wohl nie begegnet wären. Aber die Begegnung mit einer alten Liebe und einer neuen Freundin führen diese beiden Wege auf überraschende Weise zusammen.
„Dämmerstunde“ war mein erster Roman von Hwang Sok-Yong und ich habe ihn als anspruchsvolle, aber auch sehr einnehmende Lektüre empfunden. Je länger ich über den Inhalt und das Gelesene nachdachte, umso mehr gefiel er mir.
In seiner Erzählweise ist das Buch sehr direkt und fast schon herausfordernd Nüchtern. Das hat es mir gerade zu Anfang etwas erschwert, Zugang zu den Figuren und der Erzählung zu bekommen. Der Schreibstil unterscheidet sich doch sehr von westlicher Literatur und für jemanden, der wenig bis kaum Literatur aus dem Asiatischen Raum liest, kann dieses Ungewohnte schnell zur Hürde werden. Lässt man sich aber möglichst unvoreingenommen auf diesen schnörkellosen und geradlinigen Schreibstil ein, fällt es sehr leicht, sich von den Worten davontragen zu lassen. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich ins Buch hineingefunden habe, wurde dann aber von der Atmosphäre und Entwicklung irgendwann gepackt.
Der Autor lässt sich Zeit mit seinen Figuren, baut ihre Welt und ihren Werdegänge in hingebungsvoller Ausführlichkeit aus und auch wenn ich zu den Charakteren keine wirklich emotionale Bindung aufbauen konnte, haben mich ihre Lebensgeschichten sehr berührt und mitfühlen lassen. Eingangs war es etwas schwer, die vielen Namen einzelner Figuren auseinander- und dabei den Überblick zu behalten, aber auch das Problem hat sich mit der Zeit gelegt.

Am meisten und wohl auch am nachhaltigsten hat mich aber die subtile Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Missständen innerhalb der Südkoreanischen Gesellschaft beeindruckt. „Dämmerstunde“ erzählt die Geschichten individueller Figuren und zeichnet damit ein eindringliches und äußerst realistisches Bild einer ganzen Gesellschaft. In seinem Nachwort schreibt der Autor: „(...) Reue und Scham einer ganzen Gesellschaft: Beides prägt uns. Ist man aber mittendrin im Geschehen, ist einem nie ausreichend bewusst, wie eng das Individuelle und das Gesamtgesellschaftliche immer schon zusammengehören.“ Man muss eine Menge zwischen den Zeilen des Romans lesen, um zu begreifen, wie sehr er von diesem Gedanken durchdrungen ist. Mir hat sehr gefallen, dass das ein Buch ist, welches einem nicht auf Anhieb all seine Geheimnisse verrät, sondern einem als Leser auch einiges an Überlegungen abverlangt.
Generell würde ich sagen, dass „Dämmerstunde“ vielleicht nicht Jedermanns Buch ist und ein gewisses Maß an Aufgeschlossenheit von seinen Lesern verlangt. Wer allerdings wieder einmal Lust auf eine anspruchsvollere Lektüre hat, sollte an dieser definitiv nicht vorbeigehen. Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann es daher auch guten Gewissens empfehlen.

Veröffentlicht am 04.07.2022

Jugendroman-Volltreffer

Falling in love was not the plan
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„Falling in Love was not the Plan” von Autorin Michelle Quach ist eine sehr gelungene Mischung aus amerikanischer Teenage-Romcom und gesellschaftskritischem Denkanstoß. Es greift schwierige Themen wie ...

„Falling in Love was not the Plan” von Autorin Michelle Quach ist eine sehr gelungene Mischung aus amerikanischer Teenage-Romcom und gesellschaftskritischem Denkanstoß. Es greift schwierige Themen wie Sexismus, Rassismus und allgemeines Vorurteilsdenken gekonnt auf und ist dabei gleichzeitig herzerwärmend, humorvoll und mitreißend.
Im Zentrum der Erzählung steht Eliza Quan, eine amerikanische Teenagerin chinesisch-vietnamesischer Abstammung, die angestachelt von Fleiß und Ambitionen ungebremst auf den Posten der Chefredakteurin der Schülerzeitung zusteuert. Sie ist entschlossen, qualifiziert und bestens geeignet für den Job – und wie vor den Kopf gestoßen, als er an einen Anderen geht!
Ausgerechnet Len DiMartile, der gutaussehende Ex-Baseball Jock soll die Stelle bekommen, für die sie so hart gearbeitet hat, obwohl er erst seit Kurzem bei der Schülerzeitung ist und im Grunde nichts vorzuweisen hat, außer seiner Beliebtheit.
In einem Artikel schreibt sich Eliza all ihren Frust von der Seele, besonders darüber wie sich gelebter Sexismus nach wie vor durch den Schulalltag zieht und das Menschen wie Len dadurch profitieren.
Als der verhängnisvolle Text – der nie dafür bestimmt war von fremden Augen gelesen zu werden – am nächsten Tag auf der Titelseite der Schülerzeitung erscheint, hängt der Schulsegen auf einmal gefährlich schief und Eliza findet sich in einer Rolle wieder, in der sie sich selbst vermutlich nie gesehen hätte. Sie wird zum Kopf der feministischen Bewegung an ihrer Highschool und bekommt endlich eine reelle Chance, für mehr Gleichheit zu sorgen. Und während sie lernen muss, dass es beim Feminismus nicht immer eindeutig schwarz oder weiß, richtig oder falsch ist, findet Eliza schon bald heraus, dass auch Len weitaus mehr ist als nur ein Profiteur der Geschlechter-Ungerechtigkeit.
Mir hat dieses Buch wirklich gut gefallen. Michelle Quachs Schreibstil ist sehr leichtgängig, mitreißend und spiegelt hervorragend die Denk- und Handlungsweise der Protagonistin wider, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird. Sie schreibt außerdem sehr humorvoll und gewitzt, sodass man sich all zu leicht von der zeitgenössischen, romantischen und lustigen Atmosphäre einfangen lassen kann. Auch sprachlich war es sehr ansprechend. Die gewitzte Rhetorik und besonders auch die kulturellen Einflüsse (zB Sprichwörter auf Kantonesisch) haben mir sehr gefallen.
Auch interessant war, dass man es mit Eliza nicht unbedingt mit einer super liebenswerten Protagonistin zu tun hat. Sie ist in der Tat nicht perfekt, aber das macht sie und ihre Entwicklung auch so spannend. Einerseits ist sie scharfsinnig, klug und hat ein nahezu unerschütterliches Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeiten. Andererseits hat sie auch etwas sehr ich-bezogenes, ist schnell damit andere vorzuverurteilen, ohne diese richtig zu kennen und bildet sich sehr viel darauf ein, genau zu wissen, was richtig oder falsch ist. Es ist interessant zu beobachten, dass sie in diese Rolle der feministischen Anführerin der Schulbewegung rutscht, ohne Feminismus in seiner Gesamtheit und in all seinen Nuancen verstanden zu haben (und das hat sie ganz eindeutig nicht, so wie sie teilweise über ihre Mitschülerinnen und Mitschüler urteilt). Aber am Ende des Tages macht das ihre Figur auch so authentisch. Sie macht Fehler, liegt eben nicht immer richtig und muss noch eine Menge lernen. Eliza ist halt noch ein Teenager.
Doch ihre neue Rolle als feministische Anführerin gibt ihr nicht nur die Chance, vielleicht doch den Job zu bekommen, auf den sie so hart hingearbeitet hat, sie zwingt sie auch ihre Eigenbrötlerische, Mit-der-besten-Freundin-zusammen-gegen-den-Rest-der-Welt Haltung zu überdenken. Die vielen Gespräche, die sich dadurch ergeben, besonders die mit Len und Serena helfen ihr im Laufe des Buches sehr dabei zu erkennen, dass es kein genaues Regelwerk gibt, dem man folgen muss, wenn es darum geht, eine Feministin zu sein.
Die Geschichte lebt durch diese vielschichtigen, Makel-behafteten und interessanten Nebenfiguren, die auf die eine oder andere Weise an Elizas Seite landen. Winona hat es mir besonders angetan. Als quasi Stimme der Vernunft hat sie eigentlich immer etwas Wertvolles zu den Szenen beisteuern können.
Die Romanze mit Len fand ich auch sehr süß ausgearbeitet. Len ist ein sehr einnehmender Charakter und Eliza macht es ihm, um ehrlich zu sein, wirklich nicht leicht. Umso schöner ist es zu verfolgen, wie sie einander langsam besser kennenlernen und beginnen, Verständnis für den jeweils anderen aufzubringen. Ich denke, ich hätte es sehr spannend gefunden auch etwas aus Lens Perspektive lesen zu können.
So gut mir die Charaktere und ihre Dynamik untereinander gefallen, insbesondere da die Handlung sich sehr auf sie, ihre Entscheidungen und Gedankengänge konzentriert, so sehr habe ich auch geschätzt, wie nuanciert die Autorin verschiedene gesellschaftsrelevante Themen eingearbeitet hat. Sie präsentiert hier keinen grundlegenden Leitfaden für Feminismus und Sexismus, taucht nicht in die Abgründe aller Kontroversen ein oder nimmt das Patriarchat auseinander, bleibt dabei aber keineswegs oberflächlich und platt. Was sie tut, ist eine sehr reale und nachfühlbare Situation von Alltagssexismus zu kreieren, ohne dabei in Schwermütigkeit zu verfallen.
Alles in Allem fällt mein Fazit zu „Falling in Love was not the Plan“ von Michelle Quach sehr positiv aus und ich kann es gerade jüngeren Lesern nur ans Herz legen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2022

Bin jetzt auch ein Stage Dive Fan

Kein Rockstar für eine Nacht
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„Kein Rockstar für eine Nacht“ ist der Auftaktband zu der vierteiligen Rockstar-Romance-Reihe von Autorin Kylie Scott und erzählt was eine durchzechte Nacht in Vegas so anrichten kann. Mit den Konsequenzen ...

„Kein Rockstar für eine Nacht“ ist der Auftaktband zu der vierteiligen Rockstar-Romance-Reihe von Autorin Kylie Scott und erzählt was eine durchzechte Nacht in Vegas so anrichten kann. Mit den Konsequenzen einer solchen Nacht hat nämlich die Protagonistin Evelyn zu kämpfen, als sie mit dem schlimmsten Kater ihres Lebens und einem fünf-Karat großen Ehering am Finger auf dem Badezimmerboden ihres Hotelzimmers erwacht. Der passende Ehemann dazu lässt auch nicht lange auf sich warten und damit fangen die Probleme an. Evelyn hat niemand geringeren als David Ferris geheiratet und der Gitarrist und Songwriter der erfolgreichen Rockband Stage Dive ist gar nicht begeistert davon, dass seine frisch gebackene Ehefrau scheinbar einen totalen Filmriss hat. Noch weniger begeistert sind nur die tausenden von wütenden Fans des Rockstars, die in Evelyn eindeutig eine Bedrohung für das Wohlergehen von Stage Dive sehen.
Evelyns zuverlässig durchgeplantes Leben hätte kaum schlimmer ins Chaos gestürzt werden können und als das Haus ihrer Eltern bei ihrer Rückkehr von wütenden Fans und gieriger Presse belagert wird, bleibt ihr keine andere Möglichkeit, als den Sturm ausgerechnet an der Seite ihres Ehemanns auszusitzen.
Alles in allem hat mir das Buch wirklich sehr gefallen. Ich wollte schon ewig mal ein Buch von der Autorin lesen und ich bin sehr froh, dass meine Wahl auf dieses hier gefallen ist. Der Schreibstil ist locker leicht, lässt einen quasi durch die Seiten fliegen und besticht außerdem durch seinen humorvollen Einschlag. Geschrieben wir ausschließlich aus der Sicht von Evelyn und so bekommt man sozusagen in Echtzeit mit, was der Wahnsinn des Berühmtseins für einen Einfluss auf das Leben haben kann. Dieser Aspekt hat mir sehr gefallen.
Evelyn und David fand ich als Protagonisten schnell sehr sympathisch und sie haben gut miteinander harmoniert. Nach einem doch sehr unglücklichen Start, entwickelt sich ihre Beziehung schnell in eine neue Richtung und ich fand wirklich schön, wie sich die Dynamik zwischen ihnen allmählich verändert.
Ich hätte es interessant gefunden, auch ein wenig der Handlung aus Davids Perspektive erleben zu können. Seine Figur hat mir sehr gefallen, aber manche Aspekte seines Handelns und Fühlens, ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen, hätten nach meinem Empfinden etwas besser ausgearbeitet werden können. Die letzten Kapitel erklären zwar viel und bieten eine gute Lösung, mir war es allerdings ein wenig zu „einfach“, wie schnell sich alles dann aufgelöst hat.
Erwähnen möchte ich auch noch die tollen Nebencharaktere. Es ist eine dieser Geschichten, bei denen man nicht nur wegen der Protagonisten dranbleiben möchte, sondern auch weil die ganze Atmosphäre der Geschichte so stark von den anderen Figuren mitgetragen wird. Besonders Mal, der Schlagzeuger der Band und Davids ältester Freund, hat es mir sehr angetan und ich möchte jetzt auch unbedingt seinen Teil der Reihe lesen.
Alles in allem konnte ich wunderbar in die Geschichte eintauchen und habe sie in einem Rutsch gelesen, weil ich so problemlos von ihr mitgerissen wurde. Die Charaktere laden zum verweilen ein und machen definitiv Vorfreude auf die anderen Teile der Reihe.