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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2022

Vom anders sein

Der kleine Raubdrache
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Hinter dem zugleich furchteinflößenden und humorvollen Titel "Der kleine Raubdrache - Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen" verbirgt sich eine ganz goldige Geschichte über einen kleinen Raubdrachen, ...

Hinter dem zugleich furchteinflößenden und humorvollen Titel "Der kleine Raubdrache - Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen" verbirgt sich eine ganz goldige Geschichte über einen kleinen Raubdrachen, der, nun ja, eben doch nicht so gerne raubt wie seine anderen feuerspeienden und raublustigen Gefährten. Diese charmante Prämisse ergänzt die Rahmenhandlung der Geschichte, das es seit Jahrhunderten die ehrenwerte Aufgabe der Drachen sei, Prinzessinnen zu rauben, in ihrem Drachendorf einzusperren (alles sehr vorschriftsmäßig, versteht sich; der Prinzessinnen-Comfort muss zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein), damit die Prinzen endlich verstehen, dass sie ohne ihre geliebte Prinzessin nicht ein glückliches Leben verbringen können. Es ist natürlich selbsterklärend, dass die Prinzen sich dann todesmutig auf den Weg zum Drachengebirge begeben.

Diese durch und durch niedliche, ironische und humorvolle Geschichte stellt ganz schön viele Rollenbilder auf den Kopf. Zusätzlich zum Unterhaltungsfaktor ist es eine Geschichte vom Anders sein, vom mutig sein und zu lernen für sich einstehen zu können. Diese Botschaft wird ganz subtil und mit viel Herz vermittelt. Ergänzt wird die Geschichte durch äußerst niedliche Illustrationen. Ich bin hin und weg!

Das Buch eignet sich hervorragend zum Vorlesen!

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Ganz große Zesel-Liebe!

Grimm und Möhrchen – Frühling, Sommer, Herbst und Zesel
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Hach, war das wieder schön! Nachdem schon der erste Band der Reihe über den Buchhändler Grimm und das kleine Zeselchen Möhrchen große Begeisterung bei mir hervorgerufen hat, kann ich nach Beenden des zweiten ...

Hach, war das wieder schön! Nachdem schon der erste Band der Reihe über den Buchhändler Grimm und das kleine Zeselchen Möhrchen große Begeisterung bei mir hervorgerufen hat, kann ich nach Beenden des zweiten Buches nur sagen, dass dieses dem ersten Band in nichts nachsteht - ganz im Gegenteil, gab es doch noch mehr "Seufz"- und "Hach, wie niedlich"-Momente. Die Autorin Stephanie Schneider weiß, wie sie ihre Leser:innenschaft (egal, ob groß oder klein) mit wenigen, aufrichtigen Worten emotional berühren kann. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Szene, in der das Zeselchen einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreibt, in ganz eigener Interpretation natürlich. Diese sehr rührenden Momente werden jedoch auch immer wieder durch Szenen unterbrochen, die mich haben schmunzeln oder kichern lassen.

Darüber hinaus versteht es die Illustratorin Stefanie Scharnberg versteht, wie sie durch einen sehr charakteristischen Zeichenstil ihre Figuren zum Leben erwecken und mich bezaubern kann. Ergänzt wird das schön gestaltete Buch zudem durch zwei Lesebändchen - in schwarz und weiß, versteht sich.

Eine große Leseempfehlung an alle, die auf der Suche sind nach einem tolle Vorlesebuch für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren. Doch auch die Erwachsenen können sich auf schöne Lesemomente freuen.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Ein unerwartetes Jahreshighlight!

Eine Frage der Chemie
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Mit "Eine Frage der Chemie" hat sich die US-amerikanische Autorin Bonnie Garmus unerwartet und direkt in mein Herz geschrieben. Ich konnte es kaum glauben, dass dies ihr Debütroman sein sollte. Nach dem ...

Mit "Eine Frage der Chemie" hat sich die US-amerikanische Autorin Bonnie Garmus unerwartet und direkt in mein Herz geschrieben. Ich konnte es kaum glauben, dass dies ihr Debütroman sein sollte. Nach dem großen Erfolg und der vielen positiven Kritik wage ich zu hoffen, dass es nicht ihr letzter Roman sein wird.
Dabei hatte ich zunächst aufgrund des Covers erst gar nicht zu besagtem Roman greifen wollen. An dieser Stelle möchte ich kurz anmerken, dass ich das US-amerikanische Cover sehr viel gelungener und passender finde. Glücklicherweise habe ich nach vielen positiven Stimmen dann noch zum Roman gegriffen und wurde mit einem Jahreshighlight belohnt.

Bonnie Garmus erzählt die Geschichte von Elizabeth Zott, die in den 1960er Jahren in den USA versucht, ihre Karriere als studierte Chemikerin in einer von Männern dominierten Welt zu verfolgen. Wie nicht anders zu vermuten, stößt ihre direkte Art, ihre ihren Kollegen oft überlegene Intelligenz, ihr Ehrgeiz, aber insbesondere ihr Geschlecht auf Ablehnung, Neid und Übergriffigkeit im sozial äußerst segregierten Amerika. So geht Elizabeths Leben seine eigenen verschlungenen Wege - doch bis zum Schluss kämpft Elizabeth für ihre Werte und Überzeugungen und bewegt damit nicht nur die Menschen um sich herum, sondern das ganze Land.

Herausragend war neben der Tiefgründigkeit und Emotionalität der Geschichte zudem der Schreibstil von Bonnie Garmus. Stets schaffte die Autorin es mit einer geradezu unterschwelligen Subtilität jeder noch so verstörenden und herzzerbrechenden Situation etwas humorvolles oder gar ironisches abzugewinnen - ein äußerst schwieriger Spagat, aber grandios gemeistert. Wieder und wieder entdeckte ich wie ich bei der Lektüre schmunzeln musste; oft war ich sehr ergriffen. Somit geht eine Herzensempfehlung an alle, die endlich mal wieder einen Roman mit einer starken Protagonistin lesen wollen, die es schafft, einen emotional zu berühren, zum Schmunzeln zu bringen und gleichzeitig noch das ein oder andere über Chemie beizubringen.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Porträt eines Berufes

Die Diplomatin
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Da das Cover mich zunächst überhaupt nicht angesprochen hatte (genau genommen hatte ich diesen Roman aufgrund des blassen und in meinen Augen wenig ansprechenden Covers überhaupt nicht auf dem Schirm), ...

Da das Cover mich zunächst überhaupt nicht angesprochen hatte (genau genommen hatte ich diesen Roman aufgrund des blassen und in meinen Augen wenig ansprechenden Covers überhaupt nicht auf dem Schirm), bin ich erst durch die vielen positiven Stimmen auf diesen Roman aufmerksam geworden - zum Glück, wie ich nur sagen kann!

Im Mittelpunkt dieses politischen Romans steht die deutsche Konsulin Fred. Seit nunmehr 20 Jahren ist sie im Auftrag der deutschen Regierung im Auswärtigen Amt tätig. In Bagdad erlebte sie deutsche Diplomatie hinter Panzerglasscheiben und Stacheldrahtzäunen, in Uruguay diplomatische Irrelevanz und Desinteresse. Nach einer "Zwangsversetzung" nach Istanbul stellt sie ihre Aufgaben und ihre Rolle für die Diplomatie immer mehr in Frage. Bis schließlich ein Ereignis ausgelöst wird, welches sie vor eine wichtige Entscheidung stellt: Diplomatie oder Freundschaft? Diplomatie oder Rechtsstaatlichkeit?

Fred fühlt sich zunehmend gefangen in ihrer Position des Nicht-Handelns, des Abwartens, der Untätigkeit. Geduld war stets das höchste Mantra ihres Berufs. Doch nun führt es ihr vor Augen, welche Auswirkungen diese Haltung in einer zunehmend autoritären Türkei auf ihre Mitmenschen haben könnte. Eine Szene zwischen Fred und einem Freund, der mir diesen Zwiespalt besonders gut vor Augen führte, möchte ich an dieser Stelle kurz zitieren:

"Dass Du neuerdings ein `Wir` bist, macht mich irgendwie völlig fertig."
Fred: "Wenn ich wollte, war ich nur ein Land."

Insgesamt hat mir der Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen; sehr intelligent schildert sie den inneren Konflikts Freds und bringt dabei den trockenen Humor der Protagonistin bestens hervor, sodass ich immer wieder über ihre Abgeklärtheit schmunzeln musste. Alles in allem ein eindrucksvolles Porträt eines doch oft sehr intransparenten Berufes.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Im Gewand der Zeit: eine Hollywood-Ikone zwischen Glamour, Lügen und Geheimnissen

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Evelyn Hugo packt aus: die ganze Wahrheit über ihr Leben, über ihre sieben Ehen, ihre Zeit an der Spitze Hollywoods als Stilikone und Sexbombe der 1950/60/70er Jahre. Und niemand anderes als die kaum bekannte ...

Evelyn Hugo packt aus: die ganze Wahrheit über ihr Leben, über ihre sieben Ehen, ihre Zeit an der Spitze Hollywoods als Stilikone und Sexbombe der 1950/60/70er Jahre. Und niemand anderes als die kaum bekannte Journalistin Monique Grant soll Hugos Memoiren verfassen. Eine große Herausforderung und Ehre zugleich. Doch was sind Hugos hintergründige Motive?

Obwohl der Roman im englischsprachigen Raum als "Hype-Buch" gilt, ging ich ohne große Erwartungen an die Lektüre heran. Doch ehe ich mich versah, hatte ich bereits die Hälfte des Buches verschlungen! Zum einen trug der Schreibstil der Autorin Taylor Jenkins Reid dazu bei, dass ich nur so durch die Seiten flog; das Buch lässt sich einfach sehr flüssig lesen. Zum anderen war die Geschichte so spannend (nicht im Sinne eines spannenden Kriminalromans, sondern eher aufgrund seiner Andersartigkeit - schon lange habe ich nicht mehr ein so originelles Buch gelesen), man wollte unbedingt mehr über Evelyn erfahren und natürlich der unbekannten Verbindung zwischen Evelyn und Monique auf die Schliche kommen. Im Endeffekt hat mich die Auflösung gar nicht sonderlich überrascht und sie war auch bei Weitem nicht das interessanteste Element. Der Roman lebt von Evelyns imposanter und beeindruckender Präsenz, von dem, was sie bereit war zu geben für ihre Karriere und für die Personen, die ihr am Herzen lagen. So wird das Portrait einer Frau gezeichnet, die vor den einschränkenden gesellschaftlichen Wänden ihrer Zeit bereit ist, alles zu geben.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt betrifft die Figur der Monique Grant. Neben Evelyn verblasst sie zu einer unbedeutenden Figur und wirkt bei Weitem nicht so vielschichtig wie Evelyn, und dass obwohl wir die Erzählung im Präsens aus Moniques Perspektive heraus verfolgen. Ich hätte mir hier eine stärkere Präsenz gewünscht, zum Beispiel in ihren Interaktionen mit Evelyn hätte sie mehr Rückfragen stellen oder eine kritische Diskussion aufnehmen können.

Alles in allem war dieser Roman aber eine beeindruckende und spannende Lektüre, die ich unbedingt weiterempfehlen werde.

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