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Veröffentlicht am 04.12.2022

Überleben in der Steinzeit

Die dunkle Stunde des Jägers
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Können sechs Kinder allein in der Wildnis Nordamerikas 12.000 Jahre vor Christus überleben? Wie lebten die Menschen damals und was beschäftigte sie? Dieses Buch gibt gut erzählte Antworten.
Inhalt
Nach ...

Können sechs Kinder allein in der Wildnis Nordamerikas 12.000 Jahre vor Christus überleben? Wie lebten die Menschen damals und was beschäftigte sie? Dieses Buch gibt gut erzählte Antworten.

Inhalt


Nach einem Brand, der Ihren ganzen Stamm auslöschte und alles vernichtete, sehen sich Ama, Roqui, Hona, Cato, Ocho und Beri allein den Herausforderungen ihrer Zeit gegenüber. Es ist kein Erwachsener mehr da, der ihnen etwas erklärt, beibringt oder sie beschützt. Alles muss jetzt so klappen: Jagen, Nahrung sammeln, Feuer machen, Werkzeug, Zelte und Kleidung herstellen, u. v. m. Wie gut das jeder von ihnen eine eigene Gabe hat, die er einbringen kann.
Interessant ist, dass sie sich untereinander – wie vorher mit allen Angehörigen ihres Stammes – über eine Art Telepathie, nur in Gedanken, ohne Worte verständigen können, denn wer zu laut ist, vertreibt das Wild oder wird für Raubtiere sichtbar. (Darauf geht der Autor auch in seinem Nachwort noch einmal ein.)
Doch trotz aller Bemühungen scheitern die Kinder, streiten, verfallen in Rangkämpfe und verlieren sogar einen der ihren. Schließlich machen sie sich mit Hilfe eines einsamen Wanderers auf die Suche nach einem neuen Stamm, der sie aufnimmt und schützt.
Hier scheint Morosinotto die erste Brücke zu unserer heutigen Zeit zu schlagen, in der viele Jugendliche ohne verantwortungsbewusste Erwachsene sich in ihren Peer-Groups hilflos gegenseitig ausgeliefert sind.
Die zweite Verbindung zwischen ferner Vergangenheit und heute spricht er selber im Nachwort an. Ama, Roqui, Hona, Cato, Ocho und Beri leben in einer Zeit, in der die großen Tierarten der Eiszeit am Aussterben sind. Die Stämme suchten für ihre Jagden, in denen die Kinder erwachsen werden sollten und das Überleben im Winter gesichert werden sollte, nach den Mammuts in immer weiter entlegenen Gebieten, da es immer weniger von ihnen gab. Über dieses Aussterben gibt es verschiedene wissenschaftliche Meinungen. Heute wissen wir, dass der Mensch am Aussterben vieler Tierarten schuld ist, wie damals vielleicht auch schon, aber ohne sich dessen bewusst zu sein.
Damit die Leserinnen sich besser in die Zeit von damals hineinversetzen können, hat Fabio Visintin einige doppelseitige Schwarz-Weiß-Zeichnungen beigefügt, die die Geschichte gut einfangen. Des Weiteren hat er hinten im Glossar die wichtigsten Tiere und Pflanzen gezeichnet. Darunter stehen die Namen, wie sie sich Morosinotto für den Sprachgebrauch seiner Protagonisten ausgedacht hat. Ein Mammut ist z. B. ein Gigant oder ein Hirsch ein Ästeschädel.
Besonders an dieser Geschichte für Jugendliche ist auch, dass sie kein Happy End hat. Zwar werden Cato, Ama, Ocho und Hona von dem neuen Stamm aufgenommen, aber Roqui wird, als angeblicher Verursacher allen Unglücks, ausgestoßen. Als Hona nach Tagen zu ihm kommt, damit sie zusammen den Mammutbullen, den Roqui aufstöberte und nun verfolgt, jagen können, um erwachsen zu werden, stirbt sie dabei und Roqui bleibt allein zurück.

Fazit


Ein spannendes Abenteuerbuch aus einer fernen Zeit, die uns diese näher bringt. Jedoch ist dieser Roman keine leichte Kost und lässt die Leser
in nachdenklich zurück.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Gärten und Pflanzenjäger im 19. Jh.

Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde
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„Die Gärten von Heligan: Ruf der Fremde“ ist der zweite Band einer Buchreihe über eben diese Gärten in England, Cornwall. Die Autorin Inez Corbi erzählt zwei zeitlich verschobene Geschichten. Eine in ...

„Die Gärten von Heligan: Ruf der Fremde“ ist der zweite Band einer Buchreihe über eben diese Gärten in England, Cornwall. Die Autorin Inez Corbi erzählt zwei zeitlich verschobene Geschichten. Eine in der Jetzt-Zeit (2020) um die junge Frau Lexi, die eine Ausstellung über das 30jährige Jubiläum des Wiederaufbaus der Gärten von Heligan mitplant, und um die Familien Tremayne, denen die Gärten gehörten, und Harrington, deren Leben von April 1815 bis Anfang März 1826 beschrieben wird. Besonderes Augenmerk legt die Autorin hierbei auf die Person des Avery Harrington, der aus persönlichen Gründen nach Indien und Nepal geht und dabei zum Pflanzenjäger wird.
Inez Corbi wechselt in ihrem Roman immer dann die Zeitebenen, wenn Lexi wieder etwas Neues für die Ausstellung recherchiert und herausfindet. Der Leser erfährt dann gleich, wie es sich in der Vergangenheit zugetragen hat, und weiß meist sogar mehr als Lexi.
Dabei verknüpft die Autorin geschickt recherchierte historische Fakten mit Fiktion. So wird die vergangene Zeit für den Leser verständlich dargestellt und begreif- und erlebbar.
Am Ende des Buches zeigt die Autorin in einem eigenen Kapitel klar auf, was historische Fakten sind und was Dichtung ist. Des Weiteren ergänzt sie diese Hinweise mit Quellenangaben, was mir sehr gut gefallen hat.
Sehr hilfreich sind auch die im vorderen Umschlag des Buches eingebettete Karte von Indien und Nepal und die im hinteren Umschlag aufgeführte Zeitleiste.
Ich kannte den ersten Teil noch nicht, hatte aber keine Schwierigkeiten mich in diesen hineinzufinden und die Handlung zu verstehen. Wissenswerte Fakten wurden auch im Text angeführt.
Ein gut recherchierter historischer Roman mit Verstand und Gefühl!

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Der Mut, man selbst zu sein

Du bist der Sturm, du bist das Licht
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Allein mit dem attraktiven, heimlich angebeteten Star des Fußballteams bei einem Schneesturm? Welches Teenager-Mädchen wünscht sich das nicht. Doch hier ist und kommt alles etwas anders, als man sich das ...

Allein mit dem attraktiven, heimlich angebeteten Star des Fußballteams bei einem Schneesturm? Welches Teenager-Mädchen wünscht sich das nicht. Doch hier ist und kommt alles etwas anders, als man sich das denkt. Denn Tegan und Mac sind innerlich sehr verschieden von dem, als was ihr Äußeres sie zu sein scheinen lässt.


Val Emmich baut seinen Spannungsbogen langsam auf. Tegan hat Probleme mit ihrer Mutter und schreibt ihrem Vater Mails. So weit so gut, aber dieser Vater lebt nicht getrennt von ihrer Mutter, sondern verstarb bei einem Unfall. Die Mutter macht sich viele Sorgen um ihre Tochter, die auch noch mit einer verkrüppelten Hand geboren wurde. Tegan erscheint so als schüchterne, unscheinbare Außenseiterin mit wenigen Freundinnen.
Als sie nach einer Auseinandersetzung mit ihrer Mutter in das kleine Edison-Museum, das ihr Vater mit aufgebaut hat, flieht, will sie nur allein sein – egal, ob in dieser Nacht ein Schneesturm tobt oder nicht. Doch irgendwann geht plötzlich die Tür auf und Mac steht da, Star des Fußballteams und Klassenbester, allseits beliebt.
Doch was nun nach bekannter Liebesgeschichte und vorhersehbarer Story klingt, entwickelt sich doch anders, denn Tegan hat vor allen, außer ihrem besten schwulen Freund Neel, verheimlicht, dass sie aus Neid, Rachegedanken und falschem Gerechtigkeitsdenken Mitschülerinnen, Mitschüler und deren Familien über einen Blog diffamiert hat. So z. B. auch Macs Vater, der Alkoholiker ist.
Unter diesem Umstand leidet Mac sehr, vor allem, seit sein Bruder ausgezogen ist. Er hasst Oberflächlichkeiten und fühlt sich deshalb, trotz seiner Beliebtheit, oft nicht dazugehörig. In dieser Nacht wollte sein Vater sich das Leben nehmen und Mac konnte das durch einen anonymen Anruf gerade noch verhindern.
Durch das Zusammensein in dieser Nacht kommen sich die beiden näher und merken, dass sie viel mehr gemein haben, als es von außen her scheint. Doch je mehr sie sich zueinander hingezogen fühlen und je ehrlicher sie zueinander sind, umso mehr weiß Tegan, dass sie Mac die Wahrheit über das sagen muss, was sie getan hat.
Als sie es letztendlich tut, ist Mac so enttäuscht, dass er geht und jeglichen Kontakt abbricht. Tegan ist am Boden zerstört und weiß nicht weiter. Doch dann findet Charlie, der Lebensgefährte ihre Mutter sie – er hat schon die ganze Nacht nach ihr gesucht – und bringt sie nach Hause.
Durch dieses Desaster hindurch bemerkt Tegan aber, was sie an ihrer Mutter und auch an Charlie hat, und beginnt sie endlich richtig wertzuschätzen. Ihre Beziehung zueinander bessert sich in der nächsten Zeit sehr.
Und schließlich findet das Mädchen auch einen Weg, sich bei Mac und seinem Vater zu entschuldigen. Dieser führt sie auch wieder in Macs Herz.
Ein lesenswertes Buch für Jugendliche, dass aufzeigt, wie Mobbing entstehen kann, und dass das Einsortieren von Menschen in Schubladen durch Äußerlíchkeiten nie zu einem guten Ziel führt, sondern nur das bewusste Kennenlernen und Wahrnehmen des Anderen.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Veränderung in rauem Klima

Jeder Tag ein neues Wunder
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Inhalt
Simon Barsch, ein einsamer Rentner, fährt mit der Asche seiner Frau und seiner Haushälterin Milena, die ihn nicht alleine verreisen lassen wollte, los, um eben diese Asche in der Nordsee zu verstreuen. ...

Inhalt
Simon Barsch, ein einsamer Rentner, fährt mit der Asche seiner Frau und seiner Haushälterin Milena, die ihn nicht alleine verreisen lassen wollte, los, um eben diese Asche in der Nordsee zu verstreuen. Seine Frau hatte sich das kurz vor seinem Tod von ihm gewünscht. Milena weiß zuerst nicht, warum Herr Barsch diese Reise unternimmt, weiß aber genau, dass er es alleine mit seinem kranken Bein und all seinen Tabletten nicht schaffen wird. Auf der Reise freunden sich die beiden an, das Dienstverhältnis wird aufgehoben. Außerdem lernen sie noch viele nette und skurrile Menschen kennen und verändern sich beide, so dass die Reise insgesamt ein voller Erfolg wird - ein Roadtrip der besonderen Art.

Zum Buch
Das Buch ist sehr flüssig geschrieben, so dass es sich gut lesen lässt. Die Geschichte fließt dahin und nimmt zum Ende immer mehr Fahrt auf. Milena ist sehr sympathisch beschrieben als zupackende Haushälterin und treusorgende Mutter, die das Heimweh oft auffrisst. Herr Barsch hat seine Kanten und Ecken, ist aber alles in allem als Kind seiner Zeit ein liebenswürdiger alter Herr.
Das Zusammenspiel und die Veränderungen von beiden zu beobachten, macht viel Vergnügen, zumal diese Dinge – bei Herrn Barsch „der Auftrittskünstler“, bei Milena das Locker-Leichte – schon längst in ihnen schlummern und durchschimmern.
Gut gefallen haben mir auch die „Klammern“ der Geschichte: Am Anfang besucht Herr Barsch das Aquarium und hat Kontakt mit einer Tierpflegerin, die ihm schon ein bisschen die Augen öffnet für die Liebe seiner Frau zum Meer und seinen Bewohnern. Am Ende ist er wieder dort und der Kontakt vertieft sich, denn nun kann er diese Liebe seiner Frau ein ganzes Stück weit teilen, nachvollziehen und auch verstehen.
Dazu kommen die Kegelrobben, viel mehr eine, nämlich Herbert. Beim ersten und einzigen gemeinsamen Aufenthalt auf Helgoland haben sie, Simon und seine Frau Anja, eine einsame Kegelrobbe, die damals Seltenheitswert in der Nordsee hatte, auf den Namen seines Bruders getauft. Als Simon nun wieder einer Kegelrobbe begegnet, muss es für ihn einfach Herbert sein, zumal das Fellmuster auch irgendwie stimmt. Als er fast ertrinkt, sind es auch die Robben, die ihn retten.
Der Robbenanhänger „Susi“, den seine Frau einst kaufte und der nun im Auto seiner Tochter hängt, taucht auch am Anfang des Buches und am Ende auf.
So schließt sich der Kreis der Geschichte und doch ist nichts mehr wie am Anfang, denn Herr Barsch – auch der Name ist Programm 😊 – hat sich dem Leben wieder zugewandt und ist viel offener geworden und auch Milena wagt mit David, einem Iren, den sie auf der Reise kennenlernten, in Polen bei ihrer Familie einen Neuanfang.

Fazit
Ein lesenswertes Wohlfühlbuch, das wieder einmal zeigt, dass Menschen sich zum Besseren verändern können, wenn man ihnen Zeit lässt und wir uns gegenseitig versuchen zu verstehen und anzunehmen, so wie wir erstmal sind.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Gefunden im Sommer – Entscheidung im Winter

Der Sommer der Blütenfrauen
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Zum Inhalt:
Drei ganz verschiedene Frauen, aus drei Ländern treffen ungeplant aufeinander. Schnell merken sie, dass sie die Liebe zu guter, besonderer Küche verbindet und trotz aller Unterschiede raufen ...

Zum Inhalt:
Drei ganz verschiedene Frauen, aus drei Ländern treffen ungeplant aufeinander. Schnell merken sie, dass sie die Liebe zu guter, besonderer Küche verbindet und trotz aller Unterschiede raufen sie sich zusammen und bekommen jede ihr Happy end im gemeinsam betriebenen Restaurant auf einem Weingut in der Toskana.
Zum Buch:
Die Geschichte um Rose aus Deutschland, die es aufgrund ihrer Geschichte nirgendwo lange aushält, Marguerite aus Frankreich, von ihrem Mann ausgebootete Restaurantchefin mit viel Liebe zum Selberkochen, und Viola, bald wegen einer jüngeren entlassene Restaurantkritikerin und Journalistin, die vom Charakter alle unterschiedlicher nicht sein könnten, werden liebevoll charakterisiert und ihre Lebensumstände beschrieben. So kann die Leserin sich schon sehr schnell in die Geschichte hineinfühlen und die Protagonistinnen verstehen. Jede kann sich hier wiederfinden. Dabei wechselt die Autorin immer wieder die Perspektiven, so dass man bei jeder der drei am Ball bleibt. Zuerst bewegen sich die Lebenswege von Rose und Marguerite aufeinander zu, später stößt der von Viola auf einer Messe wie zufällig dazu.
Die drei unterschiedlichen Frauen gehen sehr respektvoll und vorsichtig miteinander um, was mir sehr gut auch im Schreibstil gefallen hat.
Alle drei müssen sich durch die Umstände gezwungen entscheiden, wie ihr Leben weiterverlaufen soll, neue Wege müssen beschritten werden. Dabei bleibt es stets spannend, denn ihre Geschichten nehmen erwartete und unerwartete Wendungen.
Fazit:
Ein luftig leichter Sommerroman, gut zu lesen und zu durchleben, mit dem es nicht langweilig wird.

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