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Veröffentlicht am 05.10.2022

Tolle Ergänzung zum Grishaverse

Demon in the Wood. Schatten der Vergangenheit
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Da es sich hierbei ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Da es sich hierbei um eine Graphic Novel handelt, und bei einer solchen die Gestaltung eine wesentliche Rolle spielt, fließt die Aufmachung von „Demon in the Wood“ ausnahmsweise in meine Bewertung mit ein.

Das ist aber auch gut so, denn die Graphic Novel ist sehr hochwertig gestaltet!
Zwar zeichnet der Verlag das Buch als „Gebundene Ausgabe“ aus, während ich das Buch aus meiner laienhaften Sicht aufgrund der Flexibilität eher als Softcover bezeichnen würde, aber das ändert weder etwas an der Hochwertigkeit noch daran, dass ich den Preis von 18 € für mehr als gerechtfertigt halte. Ich würde sogar sagen, dass die Flexibilität dem Buch eher noch zugutekommt, da es so leichter in der Hand liegt, es sich besser öffnen lässt und man die Zeichnungen besser ansehen kann. Trotz seiner Biegsamkeit ist das Buch darüber hinaus fast so stabil wie ein „richtiges“ Hardcover, insofern sehe ich keine Nachteile.
Auch im Inneren ist die Gestaltung sehr schön. Der farbige, gestochen scharfe Druck der einzelnen Seiten ist ebenso hochwertig wie das Äußere der Graphic Novel. Der Verlag hat zudem sehr dickes Papier verwendet, das nicht nur zur Robustheit des Buches beiträgt, sondern auch dafür sorgt, dass die Zeichnungen nicht durch die Seiten scheinen. All das würde meiner Meinung nach sogar noch einen höheren Preis rechtfertigen!

Der Zeichenstil, der ein bisschen an den der „Avatar: Der Herr der Gezeiten“-Comics erinnert, gefällt mir persönlich super, man erkennt sowohl den Dunklen als auch Baghra auf Anhieb, und Emotionen, Gestiken und Mimiken sind sehr ausdrucksstark dargestellt.
Dabei beweist Dani Pendergast auf jeder Seite sehr viel Liebe zum Detail auch in Bezug auf den Hintergrund; selbst wenn in den einzelnen Kacheln inhaltlich gerade nicht viel passiert, braucht es doch seine Zeit, bis man alle Einzelheiten wahr- und aufgenommen hat. Das macht die Graphic Novel zu einem Kunstwerk, das anzuschauen viel Freude bereitet, auch noch nach dem ersten Lesen.

Bei einer Graphic Novel ist es mir darüber hinaus wichtig, dass Bilder und Geschichte ineinandergreifen, sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. Wenn dem nicht so ist, brauche ich nicht unbedingt visuelle Unterstützung, dann reicht mir eine einfache Kurzgeschichte.
Hier ist es aber gerade so, dass die Kurzgeschichte über den Darkling, die man, soweit ich weiß, ja nun schon etwas länger lesen kann, durch die Zeichnungen von Pendergast in eben diesem Sinne ergänzt wird. Die Figuren, aber auch die Erzählung an sich erhalten durch die graphische Begleitung mehr Substanz und vor allem mehr Emotionalität. Dadurch fällt es auch dem Leser leichter, eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Die Bilder erzählen selbst eine Geschichte, die durch die Worte Bardugos ausgeschmückt werden, und umgekehrt. Die künstlerische Leistung von Dani Pendergast und das literarische Werk von Leigh Bardugo greifen also ineinander und ergänzen sich gegenseitig.


Inhalt:
Anders als viele andere Grishaverse-Fans muss ich zugeben, dass ich kein großer Freund des Dunklen bin. Bereits in der Trilogie ist er ein hervorragend ausgearbeiteter Villain, das stelle ich gar nicht infrage! Auf menschlicher Ebene finde ich ihn allerdings grauenhaft und alleine schon wegen seiner Grooming-Tendenzen nicht nur in Bezug auf Alina, sondern auch bei Zoya und Genya (und bestimmt noch anderen jungen Frauen) sehr unsympathisch.
Trotzdem habe ich mich riesig auf diese Graphic Novel gefreut, alleine schon, weil sie aus der Feder von Leigh Bardugo stammt und eine Ergänzung des Grishaverse ist. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich vorher die Befürchtung hatte, dass durch diese Vorgeschichte die Taten des Dunklen relativiert werden und seine Figur dadurch einen kleinen redemption arc erhält.
Das hätte mir persönlich überhaupt nicht gefallen, zum einen, da es auch die Mahnung der Autorin an die Leser in Bezug auf Charaktere wie seinen relativiert hätte. Zum anderen und vor allem aber, weil in dem Falle dann auch die Charakterentwicklungen von Alina, Zoya und Genya zumindest zum Teil zunichte gemacht würden, da sie ja sehr stark darauf basieren, dass sie es schaffen, sich vom Dunklen zu lösen und sich gegen ihn zu wehren. Das wäre praktisch sinnlos, wenn man aus der Graphic Novel die Message mitbekommen würde, dass der Dunkle und seine Taten „ja doch gar nicht so schlimm“ waren. Dazu würde ihn dann zu einem gewissen Grad viktimisieren und ihn der Verantwortung entziehen.

Darüber hätte ich mir bei Leigh Bardugo aber eigentlich keine Sorgen machen müssen, denn natürlich passiert dies in dieser Graphic Novel nicht. Der Darkling bleibt der Darkling, seine späteren Taten werden nicht relativiert und er ist auch weiterhin der Böse der Geschichte.
Trotzdem schafft die Autorin es, dass man hier mit ihm als Protagonisten sympathisiert, seine Handlungen (auch die späteren) besser nachvollziehen und sich in ihn hineinversetzen kann. Er wird dadurch nicht viktimisiert oder zum Helden gemacht, stattdessen wird er als Bösewicht der Trilogie nahbarer, er wird menschlicher und als Figur insgesamt runder. Durch diese Kurzgeschichte bekommt der Dunkle eine stärkere Basis, einen besseren Hintergrund also. Man versteht nun, wie es dazu kommt, dass er die Zweite Armee und den Kleinen Palast gründet, und man kann sehr gut nachvollziehen, wieso er so extrem und fanatisch in seinen Ansichten ist.
Der Dunkle ist kein Held, aber er ist der Held seiner eigenen Geschichte, und das zeigt diese Graphic Novel sehr gut; sie ergänzt seinen Charakter, statt ihn zu verändern, und auch, wenn man sich nun besser in ihn hineinversetzen kann, bleibt er die gleiche Figur.
Die Gratwanderung zwischen Charakterausbau und Relativierung der späteren Taten der Figur, die zur Charakteränderung führt, der sich Autorinnen bei Vorgeschichten gerade über ihre Bösewichte stellen müssen, ist Leigh Bardugo hier also hervorragend gelungen.


Ähnliches gilt im Übrigen für die Welt des Grishaverse. Ohne irgendwelche Widersprüche zu ihren früheren Werken zu schaffen, gelingt es Leigh mit dieser Kurzgeschichte über den Dunklen, das Universum selbst weiterzuentwickeln. Man bekommt hier einen Einblick darin, wie das Leben für Grisha in Ravka, insbesondere an der Grenze zu Fjerda vor der Sicherheit, die der Kleine Palast und die Zweite Armee für die Grisha bedeuten, gewesen sein muss: Sie waren durchweg auf der Flucht, die Menschen haben ihnen nicht vertraut, sondern sie gefürchtet und deshalb gejagt. Es gab keinen Ort, an dem die Grisha sicher waren. Die Hoffnungslosigkeit dieser Situation und wie es ist, so leben zu müssen, wird hier sehr gut dargestellt.

Darüber hinaus hat mir hier auch sehr gut gefallen, wie diese beiden Aspekte ineinandergreifen: Der Dunkle und die Welt des Grishaverse bekommen nicht nur losgelöst voneinander mehr Kontext.
In dieser Kurzgeschichte wird auch deutlich, wie beides einander bedingt: Die Art der Lebensumstände ist der Grund dafür, aus dem sich der Dunkle als junger Grisha zu dem entwickelt, den wir in der Trilogie kennenlernen, und der dann schließlich mit seinen Handlungen wiederum die Welt des Grishaverse verändert.
Das kennt man aber von Leigh Bardugo: Wieder einmal wird deutlich, wie stark hier alles ineinandergreift, wie riesig, durchdacht und tiefgreifend das Grishaverse tatsächlich ist und wie viel Potenzial dem noch innewohnt. Dies immer wieder aufs Neue zu beweisen, ist eine großartige Leistung, die ein wesentlicher Grund dafür ist, weshalb Leigh Bardugo zu meinen Lieblingsautor
innen zählt!

Abschließend weise ich aber einmal darauf hin, dass man zwar grundsätzlich die Graphic Novel als „nullten“ Teil des Grishaverse sicherlich als erstes lesen könnte, wenn man die Welt in chronologischer Reihenfolge kennenlernen möchte. Ich glaube aber trotzdem, dass es sinnvoller ist, jedenfalls die Trilogie vor dieser Kurzgeschichte zu lesen, da man dann mit der Welt und ihren Regeln etwas vertrauter ist und so auch in der Graphic Novel Vieles mehr Sinn ergibt. Hinsichtlich des Magiesystems und seiner Regeln sowie des Weltenbaus wird hier nämlich nichts erklärt, was aber auch gar nicht Sinn dieser Graphic Novel ist – sie ist eben „nur“ eine Ergänzung des Grishaverse, dafür aber eine sehr starke.


Fazit:
Wie erwartet liefert Leigh Bardugo mit ihrer neuesten Ergänzung zum Grishaverse wieder einmal ein Highlight.
Meine anfängliche Angst, „Demon in the Wood“ könnte auf einen redemption arc für den Dunklen oder eine Relativierung seiner Taten hinauslaufen, bestätigt sich (natürlich) nicht. Zwar sorgt die Graphic Novel durchaus dafür, dass man sich besser in den Dunklen hineinversetzen und mit ihm (oder zumindest seinem früheren Ich) sympathisieren kann. Dies allerdings ohne, dass er anders oder völlig neu charakterisiert wird als in der Trilogie, in der er ohne Zweifel der Bösewicht ist. Er ist kein Held, aber er ist der Held seiner eigenen Geschichte, und das hat Leigh hier wunderbar verdeutlicht.
Darüber hinaus erweitert die Graphic Novel nicht nur seinen Charakter, auch die Welt des Grishaverse bekommt mehr Substanz, und die Reihe wird toll ergänzt!
Schließlich ist die Graphic Novel mit dem ausdrucksstarken, detailreichen Zeichenstil, der die Geschichte visuell unterstützt und erweitert, sowie der hochwertigen Aufmachung seitens des Verlages auch optisch ein Hingucker.
5/5 Lesehasen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2022

Herzchenaugen-Emoji!!!!!!!!!! Flammendes-Herz-Emoji!!!!!!!!!!!!!!!!

Crushing Colors
2

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Es ist soo schön!!! ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Es ist soo schön!!! Finde die Cover der Reihe alle wirklich gelungen, aber „Crushing Colors“ mit seinen babyblau-rosanen Blättern, dem pastellgelben Kontrast im Autorinnennamen und in den Innenklappen und den goldfolierten Sprengseln ist mein Highlight der Reihe.
In der vorderen Innenklappe findet man, wie auch bei den Vorgängerbänden, kurze Steckbriefe zu den Protagonisten. Anders als bei den anderen Büchern ist diese Klappe jedoch von Regenbogenfarben umrahmt, weil beide Protagonisten queer sind, was ich für ein wirklich süßes Detail halte.
Der Titel hat ebenfalls eine sehr schöne Bedeutung, wie auch schon die der anderen Bücher der Reihe.


Meine Meinung:
Nicht nur optisch ist „Crushing Colors“ mein Lieblingsband, inhaltlich hat es das Buch nämlich zu einem der Jahreshighlights dieses Jahr, wenn nicht sogar zu einem Lieblingsbuch geschafft!!! ♥♥♥
Ich bin immer noch völlig aus dem Häuschen, wenn ich daran denke, wie unfassbar gut mir das Buch gefallen hat!!!!!! Deshalb kann ich übrigens auch nicht dafür garantieren, dass die nachfolgenden Worte Sinn ergeben oder mehr Inhalt als „adrlukghdlgvjdjgrjrg“ haben. Denn

ICH. LIEBE. DIESES. BUCH.

Es ist einfach auf jeder Seite perfekt. Es hat sehr viel Humor, es hat spice, es hat banter, es hat eine liebenswürdige Protagonistin, mit der man sich sehr gut identifizieren kann, und deren Ängste sehr nachvollziehbar sind, es hat Brigham Bugley, a.k.a. mein neuer Bookboyfriend No. 1, es ist ein perfekter Abschluss einer wunderschönen Reihe, dessen Ende mich vor Rührung hat weinen lassen.
Es ist im Übrigen auch der Grund dafür, weshalb ich bald wieder neue Post-Its brauche, es gibt nur sehr wenige Bücher, in denen ich so viel markiert habe wie hier. Falls es jemanden interessiert: Hellblau ist für süße Szenen, pink für spicy Szenen, grün für freundschaftlich-schöne, gelb für lustige und orange für Momente, in denen Brig einfach nur heiß ist. Pink, blau und orange habe ich am häufigsten verwendet, nur damit ihr wisst, woran ihr hier seid. 😉

Okay, und jetzt zu den Punkten, aus denen ich „Crushing Colors“ liebe:

1. Summer
Schon in „Burning Bridges“ hat mich Summers Geschichte von denen der Mädels am meisten interessiert. Zwar weiß man in den früheren Büchern noch nicht allzu viel von ihr, aber ihre direkte Art, wie sie sich nicht von anderen beirren lässt und ihr Ding durchzieht, und die Klasse, mit der sie ihren knallroten, unverwüstlichen Lippenstift (welche Marke ist das bitte???? Ich brauche den!) jeden Tag trägt, hat sie von Anfang an zu meinen Lieblingsfiguren gemacht.
Das ändert sich auch jetzt nicht, wo man sie besser kennengelernt hat, eher im Gegenteil.
Anders als sie selbst, die dazu tendiert, schwierige Probleme einfach zu verdrängen, merkt der Leser zu Beginn schnell, dass sie noch einen schwierigen Weg vor sich hat, auf dem sich mit ihrer Familie, ihren Freunden, aber vor allem mit sich selbst auseinandersetzen muss.


2. Die Einbindung ernster Themen
In vielen Bereichen fällt es Summer nämlich sehr schwer, über ihren Schatten zu springen, gerade, was ihre Gefühle angeht. Sie hat sehr hohe Mauern um sich herum errichtet, die sie mittlerweile nicht mehr nur vor Verletzungen schützen, sondern vor allem daran hindern, sich anderen gegenüber zu öffnen und auch mal vulnerabel zu sein. Summer frisst immer mehr in sich hinein, bis eine Explosion schließlich unvermeidbar wird, und der Druck, der sich dabei in ihr aufbaut, ist für den Leser regelrecht spürbar. Die Autorin beschreibt auf eine sehr nahbare, nachvollziehbare Weise, wie es Summer dabei ergeht, dass sie ihre wahren Gefühle vor allen anderen verbirgt, und weshalb es ihr so schwerfällt, sich zu öffnen. Man kann sich unfassbar gut in Summers Lage hineinversetzen und erkennt sich hier und da vielleicht sogar selbst wieder.
Diese Nahbarkeit der Figuren ist eine sehr große Stärke von Tami, die man bereits aus ihren anderen Büchern kennt, und die man auch hier wiederfindet. Das macht die Reihe zu etwas Besonderem.

Tamis Fähigkeit, emotionale Themen auf möglichst sensible und vor allem authentische Art in eine Geschichte zu integrieren, ohne, dass andere Aspekte der Handlung darunter leiden, während diese Themen trotzdem die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen, habe ich schon in meiner Meinung zu den Vorgängerbänden positiv hervorgehoben, und auch zeigt sich also mal wieder, wie gut die Autorin das kann. „Crushing Colors“ ist eben nicht nur sexy, sondern auch tiefgründig und berührend. Ein Buch muss nicht unbedingt beides sein, aber das hier ist das perfekte Beispiel für eines, das auf ausgeglichene Weise eben doch beide Aspekte so vereint, dass eine in sich runde, lebensechte Geschichte entsteht.


3. Found Family ♥
Die Art, wie Tami das found-family-trope praktisch erfunden hat, und man das selbst (oder vor allem) hier, im fünften und letzten Band der Reihe immer noch merkt, ist der zweite Punkt, der die „Fletcher“-Reihe von anderen NA-Werken abhebt, und aus dem ich „Crushing Colors“ so geliebt habe.
Obwohl es hier nämlich offensichtlich um Summer und Brigham geht, trifft man auch immer wieder auf die anderen Figuren der Truppe. Dabei bleibt es nicht bei ein paar gelegentlichen Treffen, bei denen man mittelbar etwas darüber erfährt, wie es den Protagonisten der Vorgängerbände mittlerweile ergangen ist. Stattdessen werden vor allem Ella und Savy als Summers beste Freundinnen, aber auch die anderen in die Geschichte integriert. Die Figuren treffen sich im „Leo´s“, sie verbringen Spieleabende miteinander, sie lernen gemeinsam in der Bibliothek und so weiter, wobei sie einander aufbauen, Ratschläge geben, sich ärgern, Spaß haben und schlicht wie eine große Familie sind.
Eine meiner Lieblingsszenen in diesem Buch ist tatsächlich eine sehr bedeutsame und besondere Situation für Summer mit Ella und Savy, in der nicht nur sie über sich hinauswächst, sondern auch Ella und Savy noch mehr an Substanz gewinnen. Quasi als Bonus ist diese Szene auch noch so herzergreifend, dass sie einen nachhaltig berührt.
Die einzelnen Figuren stehen also nicht nur in ihrem jeweiligen Buch im Fokus, sie werden von Band zu Band mehr ausgebaut, sodass sie schließlich so nahbar und echt wirken, dass man sie fast schon für echte Personen hält (was den Abschied natürlich nur umso schwerer gemacht hat).


4. Enemies/ haters to friends to lovers
Habt ihr vielleicht schon mitbekommen, aber enemies to lovers ist mein Lieblingstrope. Und wie gut Tami das trope hier mit Summer und Brig umgesetzt hat, ist fast schon unverschämt! Wir haben hier alles, was man an diesem trope lieben kann: die tiefe Abneigung der Protagonisten zu Beginn (oder zumindest der Protagonistin, haha), der Grund, aus dem sie zusammenarbeiten müssen – hier die Wette zwischen den beiden überaus sturen Hauptfiguren, was das Ganze nochmal witziger macht –, die langsame Annäherung, die sexuelle Spannung, die bereits von Anfang an förmlich greifbar ist, intime und intensive Momente, erst kribbelnde, dann brennende Liebe. Dazu kommt hier noch die Freundschaft zwischen den beiden, die sich im Laufe der Zeit fast schon schleichend entwickelt, und die die ganze Geschichte nur noch intensiver, mitreißender macht. Ahhh, wenn ich nur daran denke, will ich das Buch am liebsten gleich nochmal verschlingen!!


5. Der Humor: 10/10
Einen großen Anteil daran hat im Übrigen auch der Humor. Die Geschichte wäre nur halb so prickelnd und unterhaltsam, wenn Summer nicht so direkt und Brig nicht so unverschämt wäre, dass sie sich Schlagabtausche liefern und gegenseitig auf die Palme bringen.
Das macht in meinen Augen nämlich einen tragenden Grund dafür aus, aus dem enemies to lovers so reizvoll ist und nicht nur von mir, sondern auch von vielen anderen so gerne gelesen wird: Es macht einfach Spaß, die Protagonisten dabei zu beobachten, wie sie sich gegenseitig aufziehen, an den Rand des Wahnsinns treiben oder sich übereinander lustig machen, das alles natürlich aufgeladen mit sexueller Spannung. Summer und Brig sind da keine Ausnahme, im Gegenteil: Ich würde das Buch jetzt wahrscheinlich sogar als erstes nennen, wenn ich nach Empfehlungen für enemies to lovers mit schlagfertigen Protagonisten gefragt werde (überhaupt generell werde ich das Buch als erstes nennen, egal, was ich gefragt werde. Etwa so: Jemand: „Wie war dein Tag?“ Sofia: „Fast so gut wie ‚Crushing Colors‘.“).
Das ist dem cleveren, trockenen und seeeehr anzüglichen Humor zu verdanken, mit dem die Autorin mit einer natürlichen Leichtigkeit den Leser häufig zum Lachen bringt.


6. Brigham. Bugley.
Freunde. Tami hat mir alle Männer da draußen ruiniert. Brigham Bugley ist groß, blond, muskulös, gutaussehend und hat schöne, starke Männerhände. Darüber hinaus kann er kochen, er hat diesen frechen, unverschämten Humor, der mich jedes Mal kleinkriegt, er ist intelligent, aufmerksam und er merkt sofort, wenn mit Summer etwas nicht stimmt. Er macht viele heiße Dinge, aber das heißeste von allen? Er will die Welt brennen sehen, wenn sie traurig ist. Hallo.
Obwohl er Summer praktisch pausenlos mit Unverschämtheiten reizt, sie stets auf die Palme bringt häufig sexuelle Anspielungen und keinen Hehl daraus macht, dass er sie begehrt, weiß er genau, wo ihre Grenzen sind, und respektiert sie. Darüber hinaus ist er für sie da und hilft ihr, wenn sie ihn braucht, und zwar auch dann, wenn sie das nicht einmal selbst weiß. Er hört ihr zu, er fordert sie heraus und er unterstützt sie, ohne, dass sie ihn darum bitten muss.

„‚Nicht‘, sagte Brigham sanft.
Überrascht blickte ich auf. ‚Was meinst du?‘
‚Dieser Blick. Etwas bedrückt dich, oder?‘
[…] ‚Vorsicht, Schmiercules. Sonst glaube ich noch, dass du ein Mensch bist mit Empathie und allem.‘
‚Du musst nicht mit mir darüber sprechen‘, sagte er beiläufig und steckte seinen Löffel in die Eiscreme. ‚Aber wenn du das möchtest, höre ich dir zu.‘“ (S. 155/448)

Ich könnte meine Schwärmerei über Brig noch ewig fortsetzen, aber ich will euch ja nicht den Spaß verderben. Findet selbst heraus, was ihn so sexy macht.
Fakt ist: Er hat sich ganz nach oben auf den ersten Platz meiner Bookboyfriend-Liste katapultiert, vorbei an Nikolai Lantsov, Lucien Vanserra und alle anderen SJM-Männer. Wenn ich jemals irgendwann einen Brigham Bugley in echt finde, werde ich vor ungläubigem Glück weinen.


Fazit:
Sechs Gründe, aus denen „Crushing Colors“ nicht nur mein Lieblingsband der Fletcher-Reihe, sondern auch ein Jahreshighlight und ein Lieblingsbuch schlechthin geworden ist:

1. Summer, eine Protagonistin, die nach außen so unfassbar stark ist, aber einen schwierigen Weg vor sich hat, die noch viel lernen muss, und mit der man sich so gut identifizieren kann
2. Damit zusammenhängend: Tami kann ernste Themen auf sensible, nahbare Art in die Handlung einbauen, ohne das irgendetwas an der Geschichte an Authentizität oder der Aufmerksamkeit, die es verdient, verloren geht; so auch hier
3. Die Truppe = found family ♥
4. Enemies/ haters to friends to lovers. Muss ich mehr sagen?
5. Der clevere, trockene und sehr anzügliche Humor, der die Beziehung zwischen den beiden nur noch prickelnder und unterhaltsamer macht
6. Brigham Bugley, Sexiness in Person und Bookboyfriend No. 1

Außerdem ist „Crushing Colors“, vor allem der Epilog, der perfekte Abschluss einer wunderschönen Reihe, die ich definitiv noch ein paar Mal rereaden werde. Das Ende vor Rührung zum Weinen gebracht, was bisher noch nie vorgekommen ist.
Und ich habe nur noch sehr wenige Post-Its, also ihr wisst Bescheid.
∞/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Riesige Steigerung und starkes Finale

A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ja, was kann ich hier noch meiner Rezension ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ja, was kann ich hier noch meiner Rezension zum Auftakt hinzufügen? Die Buchgestaltung ist dem Verlag mal wieder grandios gelungen, was nicht nur – aber sicherlich auch! – an dem wunderschönen Farbschnitt liegt, der wunderbar mit dem des ersten Bandes harmoniert.
Darüber hinaus gefällt es mir auch sehr, dass hier das Motiv des Covers und des hinteren Buchdeckels verglichen mit dem Auftakt quasi getauscht haben, sodass sich Malik und Karina, legt man die beiden Bücher nebeneinander, ansehen. Aber auch wenn die Motive auf den Blick identisch zu sein scheinen, fallen einem bei näherem Betrachten winzige Unterschiede auf, die sich auch im Inhalt widerspiegeln, so trägt Malik hier bspw. sehr vornehme, teure Kleidung, während Karina ein Kettenhemd an hat – beides steht symbolisch für die Rolle, die sie in diesem Band einnehmen, und man erkennt darüber hinaus sofort, dass sich, auch wenn es sich um die gleiche Welt handelt, seit dem Beginn der Geschichte so einiges getan hat. Dass sich das alles im Cover widerspiegelt, finde ich toll, und zeigt, dass sich der Verlag mit dem Titel auch wirklich auseinandergesetzt hat!


Meine Meinung:
„A Psalm of Storms and Silence“ ist so eine riesige Steigerung zum Debüt der Autorin!!
Das merkt man bereits auf den ersten paar Seiten. Die Geschichte von Malik und Karina setzt genau dort an, wo sie im Auftakt endet, und entsprechend rasant geht es auch los. Während ich also beim ersten Band noch leicht bemängelt habe, dass mir der Einstieg in „Das Reich von Sonande“ ein wenig zu lange gedauert hat, ist man hier innerhalb kürzester Zeit gefesselt und kann sich dann auch nur noch schwer vom Buch lösen.
Bevor ich APOSAS begonnen habe, hatte ich immer noch einen massiven Buch-Hangover von „Crescent City 2“, und obwohl ich es mit anderen Büchern versucht habe, konnte ich deshalb bis dahin keine neue Fantasy lesen. APOSAS war dann praktisch mein letzter Versuch, und dass ich trotz der Umstände das Buch kurz nach Beginnen kaum aus der Hand legen konnte, spricht für die Sogwirkung, die die Fortsetzung von „A Song of Wraiths and Ruin“ auf mich hatte.

Besonders positiv fällt beim Lesen auf, dass es der Autorin hier wesentlich besser gelingt, ein mitreißendes Erzähltempo zu finden. Zwar wird es zwischendurch immer mal wieder etwas ruhiger und die Figuren sind nicht durchgehend am Kämpfen oder Fliehen, sondern widmen sich auch der Suche nach magischen Artefakten und der Aufgabe, ihre Magie besser kennen- und kontrollieren zu lernen. Allerdings bleibt das Erzähltempo dabei durchgehend gleichermaßen flott, sodass man selbst in den ruhigeren Momenten praktisch nur so durchs Buch fliegt. Sie findet also die perfekte Balance aus actionreichen Szenen, in denen man zusammen mit den Figuren um ihr Leben fürchtet, und Momenten, in denen die Autorin ihre Welt ausbaut, dem Leser das Magiesystem näherbringt und ihren Protagonisten wie auch Nebenfiguren mehr Substanz verleiht.


Auch diese Aspekte der Geschichte hat Roseanne A. Brown im Vergleich zu ihrem Debüt also um ein Wesentliches verbessert!
Gerade hinsichtlich des Magiesystems haben mir im Auftakt noch einige Informationen gefehlt. Zwar fand ich es da bereits schon sehr spannend, allerdings war es für mich noch relativ wenig greifbar. Das ändert sich hier schnell. Nicht nur die Protagonisten, sondern auch der Leser versteht immer besser, wie ihre Magie funktioniert, wo die Stärken von Malik und Karina liegen und wodurch ihre Kräfte beschränkt werden. Man kann jetzt viel besser nachvollziehen, wie Maliks Geschichtenerzählen und Karinas Sturmmagie wirken, was sich natürlich sehr positiv auf das Worldbuilding im Gesamten auswirkt. Im Laufe der Geschichte erkennt man nämlich, dass noch viel mehr hinter dem steckt, was man bisher herausgefunden hat. Erst dann kristallisiert sich heraus, wie sehr die Autorin ihre Geschichte und ihre Welt durchgeplant hat und wie viel Sinn alles macht.
Auch über die Politik von Sonande erfährt man hier viel mehr als im Auftakt, und das hat mir nicht nur deshalb sehr gut gefallen, weil ich politische Fantasy sowieso sehr gerne lese, sondern auch, weil das ebenfalls dazu beiträgt, dass die Welt von ASOWAR runder und echter wird.


Darüber hinaus machen auch die Protagonisten eine großartige Entwicklung durch. Vor allem, wenn man Karina und Malik aus diesem Buch mit den beiden vom Beginn der Geschichte vergleicht, fällt einem auf, wie stark sie sich weiterentwickelt haben. Auch hier spielt die Autorin wieder mit Gegensätzen; diesmal allerdings nicht nur in Bezug auf die beiden Figuren gegenüber einander, sondern auch gegenüber sich selbst. Während Malik zu Beginn von „A Song of Wraiths and Ruin“ noch sehr ängstlich und zurückhaltend ist, erlebt man hier mit, wie er von Farid fast schon korrumpiert wird. Karina demgegenüber muss am Ende von Band 1 fliehen und verliert damit auch ihre politische Macht. Sie muss lernen, nur mit ihren Fähigkeiten für sich einstehen zu können, und das macht ihr Angst. Beide sind dabei nicht die typischen Helden; sie machen Fehler, treffen falsche Entscheidungen und müssen mit den Konsequenzen leben. Sie haben ihre Makel und trotzdem, oder gerade deshalb gewinnt der Leser sie lieb. Auch ihre „schlechten“ Entscheidungen passen zu ihrem Charakter und man kann sie nachvollziehen. Durch APOSAS wird also nicht nur die Welt um Sonande in sich schlüssiger, auch die Figuren werden runder, nahbarer und lebensechter.

Ich habe von Vielen gelesen, dass ihnen die Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten hier zu kurz kam, was ich angesichts dessen, dass Malik und Karina die meiste Zeit voneinander getrennt sind, durchaus gut nachvollziehen kann. Allerdings finde ich, dass gerade das die Dynamik zwischen ihnen ausmacht und dass dadurch ihre starke Bindung zueinander nochmal mehr verdeutlicht wird. Wie auch beim Rest des Buches passt die Art und Weise der Darstellung ihrer Beziehung, für die sich die Autorin entschieden hat, eben zum großen Ganzen.

Als i-Tüpfelchen sorgen die Konversationen zwischen Malik und dem Gesichtslosen König zwischendurch für die nötige Prise Humor, und auch wenn man das anfangs angesichts dessen, dass er der Bösewicht des ersten Bandes ist, nicht erwartet, wächst einem der König deshalb schnell ans Herz. Im Laufe der Handlung merkt man dabei aber auch, dass wie so oft viel mehr hinter ihm steckt, als zunächst vermutet, was ihn zum einen natürlich nur noch sympathischer macht, zum anderen aber ebenfalls zu der bereits erwähnten Schlüssigkeit der Geschichte beiträgt. Ähnliches gilt für die neuen Nebenfiguren Caracal und Ife, die man relativ zu Beginn kennen- und auch schnell liebenlernt – Letzteren besonders für die Kommentare, die schon gefährlich nahe dran sind, die Vierte Wand zu durchbrechen und der Geschichte eine herrliche Portion Ironie verleiht.

„Nachsichtig schüttelte Caracal den Kopf. ‚Du wieder mit deinem Gefasel über Archetypen. Ich bin ziemlich sicher, dass wir es mittlerweile gemerkt hätten, wenn das hier nur eine Geschichte wäre.‘
‚Natürlich würden wir das nicht merken. In guten Geschichten wissen die Protagonisten nie, dass sie sich in einer Geschichte befinden.‘“ (S. 156/560)


Das Ende der Dilogie ist, ohne zu viel verraten zu wollen, wie auch der Rest der Reihe eher unkonventionell und nicht das, was man sonst in YA liest. Es ist kein „klassisches“ Happy End, aber man geht trotzdem zufrieden aus der Geschichte, weil es einfach passt. Hier merkt man ein letztes Mal, dass die Autorin ihre Welt und ihre Figuren sehr gut kennt und alles bis zum Schluss durchdacht hat, denn auch wenn das Ende von „Das Reich von Sonande“ anders ist, als man erwartet, kann ich mir ein alternatives Ende nicht vorstellen.


Fazit:
Riesige Steigerung zum Debüt der Autorin!!
Die Geschichte von Malik und Karina setzt genau dort an, wo sie im Auftakt endet, und entsprechend rasant geht es auch los. Das Erzähltempo bleibt dabei durchgehend gleichermaßen flott, sodass man praktisch durchs Buch fliegt.
Beide Protagonisten machen eine großartige Entwicklung durch, das Magiesystem wird weiter ausgebaut und man erfährt immer mehr über die Geschichte und Politik von Sonande. Das Ende ist unkonventionell und eher bittersüß als happy, aber ich glaube, ein anderes hätte hier auch gar nicht gepasst.
Dass Viele der Ansicht sind, dass die Liebesgeschichte zwischen Malik und Karina hier zu kurz kommt, kann ich nachvollziehen, allerdings finde ich, dass gerade das die Dynamik zwischen ihnen ausmacht und dass dadurch ihre starke Bindung zueinander nochmal mehr verdeutlicht wird.
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2022

Kann ich einen Leo haben, bitte?

With you I hope
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon das Cover des Auftakts ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon das Cover des Auftakts gefällt mir dieses richtig gut! Die dunkelrote Blüte vor dem helleren Hintergrund, die goldenen Sprengseln und der verschnörkelte Titel ergeben zusammen einen Hingucker, der definitiv meine Aufmerksamkeit erregt.


Meine Meinung:
Ach Mensch, was kann ich hier groß schreiben, ohne, dass diese Rezi gleich klingt, wie das Herzaugen-Emoji aussieht? Wobei genau das eigentlich meine Gedanken zu diesem Buch sind.
Um einmal zu umreißen, wie gut „With You I Hope“ mir gefallen hat: Ich habe es einen Tag, nachdem ich den zweiten Band von „Crescent City“ beendet hatte, begonnen und dann auch trotz des größten Bookhangovers meines Lebens relativ zügig verschlungen. Ich habe wirklich gedacht, dass ich nach CC erstmal in eine Leseflaute abrutsche, aber Justine Pust hat es mit Belmont Bay und seinen Bewohnern erfolgreich geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen und von CC abzulenken. Das muss auch erstmal jemand schaffen! :D

Hauptsächlich lag das vermutlich an Leo. Er hat gar nicht lange gebraucht, um mein Herz für sich zu gewinnen. Wie kann jemand nur so CUTE sein?! ♥
Er ist lieb, zuvorkommend, ein bisschen frech, sehr gutaussehend und trägt sein Herz auf der Zunge. Kurz: Ein Bookboyfriend erster Güte! Ich verstehe gar nicht, wieso sich so viele Büchern auf Geheimnisse und Missverständnisse stürzen, wenn Ehrlichkeit und Kommunikation so erfrischend sein können! Natürlich hat auch Leo sein Geheimnis und es gibt auch hier einiges an Drama. Beim Lesen hatte ich allerdings zu keiner Zeit das Gefühl, dass Situationen unnötig überspitzt oder überdramatisiert wurden. Dagegen findet die Autorin genau das richtige Pacing, Konflikte aufkommen zu lassen, die die Situation und auch die Figuren echt wirken lassen, um dann aber zur richtigen Zeit zu einer Lösung zu kommen. Beide Protagonisten haben Verständnis füreinander, wobei vor allem Megan erst noch lernen muss, die Hilfe anderer Leute anzunehmen und sich selbst zu akzeptieren.

Auf dieser Suche begleitet man sie, und sie wächst einem immer mehr ans Herz. Auch wenn man nicht all ihre Handlungen und Reaktionen gutheißen muss, kann man sie doch sehr gut nachvollziehen, da man sich hervorragend in sie hineinversetzen kann. Megan ist eine starke, eigenwillige Persönlichkeit mit so manchen Problemen, aber ihre Liebe für Belmont Bay und vor allem für Mia, sowie ihre Zielstrebigkeit und Sturheit machen sie zu einer Protagonistin, der man gerne folgt.

Zusammen sorgen Megan und Leo für knisternde Slow-Burn-Romance, in der man sich schnell verliert und bei der man die Zeit und die Umgebung vergisst. Megan zeigt einem, wie schwierig, aber auch wichtig es ist, sich selbst vertrauen zu können, und Leo hält einem vor Augen, dass Hoffnung und der Glaube an das, was einem wichtig ist, einen beflügeln können.

Zwei Dinge machen „With You I Hope“ dabei zu einem großen Highlight: Zum einen ist die Art, wie Justine Pust Megans Weg, ihre Enttäuschung, Angst und Wut, aber auch ihre immer wieder aufkommende Hoffnung, ihre Liebe und ihre Entschlossenheit darstellt, so emotional und echt, dass man praktisch keine andere Wahl hat, als auch sie ins Herz zu schließen, mit ihr mitzufiebern, zu lachen, zu weinen und wütend zu werden.
Zweitens: LEO VERLIEBT SICH ZUERST. Und wie!!!!!!!!!!!!!!!! Ugh. Liebe dieses trope. Need I say more?

„In meinem ganzen Leben gab es nie einen vergleichbaren Augenblick. Megan im Regen tanzend, an meiner Seite mit diesem Blick, der jede Sehnsucht in sich aufzunehmen scheint. Falls ich noch eine Chance hatte, mich nicht in sie zu verlieben, so ist sie in diesem Moment vergangen. Ich will sie. Will sie küssen.“ (S. 136/ 363)

Garniert von dem wunderschönen Setting Belmont Bays, das ich ja schon in meiner Rezi zum ersten Band gelobt habe, von dem man hier aber noch ganz andere Seiten kennenlernt, und dem eben bereits angeschnittenen emotionalen, nahbaren, aber auch humorvollen Schreibstil Pusts, ist „With You I Hope“ eine riesengroße Steigerung zu dem ebenfalls bereits guten Auftakt (dessen Figuren man natürlich, als kleinen Bonus, auch hier immer mal wieder trifft) und, wie gesagt, ein Highlight!


Fazit:
Eine starke, eigenwillige, liebenswerte Protagonistin, ein wunderschönes Setting, ein humorvoller, emotionaler Schreibstil, berührende Themen und LEO!!!!!!!! Was will man mehr?
Highlight, und ich freue mich darauf, bald wieder nach Belmont Bay zurückzukehren. ♥
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Cleverer, sarkastischer Justizkrimi – jedenfalls für Juristen

Richter morden besser
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist für mein Empfinden zwar jetzt nicht unbedingt ein Blickfang, aber mit einer typischen Fantasy-/ NA-Leserin, die sonst eher magische oder romantische Cover gewöhnt ist, bin ich da auch wohl die falsche Anlaufstelle. Thematisch trifft es das Buch nämlich durchaus sehr gut, denn durch den Richterhammer, der auf eine zerbrochene Platte aufschlägt, die wiederum auf einer kleinen Blutlache liegt, wird sofort deutlich, dass es sich hierbei um einen Justizkrimi handelt, insofern gefällt mir das Cover also doch ganz gut. Allerdings muss ich pedantischerweise hier natürlich darauf hinweisen, dass ein solcher Hammer eigentlich nur an amerikanische Gerichte gehört, aber das ist vielleicht auch schon Haarspalterei. :D
Den Titel finde ich äußerst amüsant und ebenfalls gut getroffen, was vor allem während des Lesens deutlich wird.

Meine Meinung:
Wer mir länger folgt, weiß, dass ich nach dem Studium und Referendariat (in gefühlten 2390 Jahren) gerne Richterin werden möchte. Dann ist klar, dass ein Buch, dass „Richter morden besser“ heißt, natürlich auf meine Leseliste wandert! :D
Bei diesem Titel erwartet man bereits ein leicht humoriges, sarkastisches Buch, das nebenbei möglicherweise auch das deutsche Rechtssystem ein bisschen auf die Schippe nimmt.
Dass mich „Richter morden besser“ jedoch so gut unterhalten könnte, hätte ich nicht erwartet!

Das liegt hauptsächlich am Protagonisten Richter Siggi Buckmann. Seine zynische, sarkastische und leicht selbstironische Art hat oft für den einen oder anderen Lacher gesorgt und ist der Grund dafür, dass man sich, auch bei einem größeren Altersunterschied und trotz verschiedenster Lebenserfahrung, gut in ihn hineinversetzen und mit ihm sympathisieren kann.
Das wiederum sorgt dafür, dass man von der Handlung mitgerissen wird, einem manche Figuren schnell ans Herz wachsen, man dagegen anderen gegenüber starke Antipathie empfindet.
Einige Szenen berühren, manche lassen einen atemlos eine Seite nach der anderen umblättern und wieder andere sorgen dafür, dass man über die Schwachstellen des deutschen Rechtssystems und der deutschen Justiz fassungslos den Kopf schüttelt.

Das ist der zweite Aspekt an diesem Buch, der mich positiv überrascht hat: Trotz des Humors, mit dem alleine „Richter morden besser“ bereits punkten kann, sorgt der Autor mit seiner nicht ganz so subtilen, deutlichen Kritik an der deutschen Justiz für einen Tiefgang, mit dem ich hier nicht gerechnet hätte. Das Buch ist sehr intelligent geschrieben, zwischendurch muss man durchaus auch mal zwischen den Zeilen lesen, und Vieles erschließt sich einem auch erst bei der Auflösung zum Schluss. Trotzdem fällt es einem nicht schwer, der Handlung und den Aussagen des Buches zu folgen. Der Autor und der Protagonist führen den Leser durch das Geschehen, verstecken hier und da gerade so viel Hinweise, dass man gut mitkommt, und veranlassen den Leser somit zu eigenen Theorien.
Durch die clevere Mischung aus Humor, Emotionalität und Kritik am Rechtssystem wird man also nicht bloß ans Buch gefesselt, sondern auch nachhaltig zum Nachdenken angeregt.

Hier muss ich allerdings auch sagen, dass ich mir gut vorstellen kann, dass „Richter morden besser“ nicht unbedingt etwas für Fachfremde ist. Schleif integriert die inneren Abläufe am Gericht und in Ermittlungsverfahren sehr stark in die Handlung, ohne gesondert darauf einzugehen. Für jemanden, der ohnehin einen wenigstens geringen Durchblick hat, ist das natürlich gut, da die Geschichte so nicht mit unnötigen Erklärungen gefüllt wird, aber jemand, der mit dem Recht sonst keine Berührung hat, gerät hier möglicherweise etwas ins Schwimmen.
Hinzu kommt, dass der Autor in seiner Erzählung viele Jurawitze versteckt hat, die natürlich nicht nur tolle Easter Eggs für (angehende) Juristen sind, sondern gerade auch zum cleveren Charme des Buches beitragen. Bei wem jedoch ein Mord in mittelbarer Täterschaft oder Aussagen wie „Richter morden grundsätzlich nicht.“ (S. 218/304) nichts auslöst, dem entgeht meiner Meinung nach die große Stärke des Buches.
All das ist jetzt keine Kritik – ich stelle an ein Buch, das speziell den Richterberuf und Jura zum Thema hat, nicht den Anspruch, dass es Fachfremden das gleiche spaßige Leseerlebnis besorgt, wie Juristen. Vielleicht ist dem so, aber wenn nicht, dann solltet ihr nicht darüber enttäuscht sein, dass ihr, wenn ihr mit Jura nichts am Hut habt, nicht so viel Spaß an „Richter morden besser“ hattet wie ich. Fachfremden würde ich das Buch daher eher nicht empfehlen – es ist eben an Personen mit gewissem juristischem Hintergrund gerichtet und das merkt man auch.

Wenn ihr jedoch bereits ein wenig mit dem Thema in Berührung gekommen seid, werdet ihr hier eine clevere, humorige Auseinandersetzung mit der deutschen Justiz und dem Rechtsystem bekommen!


Fazit:
Eher keine Empfehlung für Fachfremde, aber dafür lege ich allen (angehenden) Juristen unter euch „Richter morden besser“ umso mehr ans Herz!
Durch gut versteckte Jurawitze, einem frechen Protagonisten mit sehr trocknem, sarkastischem Humor und überraschend viel Tiefgang sorgt dieses Buch für einige sehr unterhaltsame, aber auch nachdenkliche Lesestunden, die auch nachhaltig noch anhalten werden.
5/5 Lesehasen.

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