Profilbild von of_literature_and_life

of_literature_and_life

Lesejury-Mitglied
offline

of_literature_and_life ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit of_literature_and_life über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2022

Willkommen an der Dunbridge Academy!

Dunbridge Academy - Anywhere
0

Schon nach den ersten paar Kapiteln, in denen Emma und Henry am Frankfurter Flughafen ineinander rennen, ist der Funke bei mir übergesprungen - mein Interesse an der weiteren Entwicklung der beiden Hauptfiguren ...

Schon nach den ersten paar Kapiteln, in denen Emma und Henry am Frankfurter Flughafen ineinander rennen, ist der Funke bei mir übergesprungen - mein Interesse an der weiteren Entwicklung der beiden Hauptfiguren war schnell geweckt, wozu auch der angenehme, sehr flüssige Schreibstil von Sarah Sprinz beigetragen hat. Mit Beginn des neuen Schuljahres an der Dunbridge Academy lernen wir sowohl die Lehrer als auch die Mitschüler von Emma und Henry kennen - besonders sympathisch waren mir Tori und Sinclair sowie die Direktorin der Dunbridge Academy, die ihre Entscheidungen - ganz im Gegensatz zum Klischee vieler Internatsgeschichten - nicht nur mit Strenge, sondern vor allem mit viel Augenmaß getroffen hat. Henrys Freundin Grace war bemerkenswert reif und verständnisvoll, auch vor ihr hatte ich großen Respekt.

Neben den mehrdimensionalen Figuren war das Setting sicher der Faktor, der mich am meisten begeistert und in den Sog der Geschichte gezogen hat - vom ersten Moment an konnte ich die Dunbridge Academy nur lieben! Die Mitternachtspartys im Gewächshaus, die Geheimgänge durch altes Gemäuer, aber auch der besondere “school spirit” und der Zusammenhalt der Schüler in schwierigen Situationen - what’s not to love?
Die Entwicklung der Liebesgeschichte empfand ich im Gegensatz zu vielen negativen Rezensionen hier auch nicht als besonders problematisch - kein Schritt wurde von Emma oder Henry überstürzt, alle Phasen der “Beziehungsfindung” wurden
recht realistisch dargestellt. Die Szene mit dem Gespräch zwischen Emma und Grace gegen Ende war ein schönes Detail, um das nochmal zu bestätigen.

Der Plot abseits der Lovestory als Kernhandlung hat mich dagegen nicht ganz überzeugen können. Das Thema Verlust und Trauer wurde zwar sehr treffend dargestellt, ich bin mir aber nicht sicher, ob es diesen Plottwist für die Handlung wirklich gebraucht hätte - er hat für Drama gesorgt und für eine höhere Seitenzahl, aber abgesehen davon kam er mir nicht ganz logisch/zwingend vor. Die Geschichte rund um Emmas Eltern war grundsätzlich gelungen, hätte aber etwas mehr Tiefe vertragen können, sie wurde doch eher knapp abgehandelt. Schließlich haben mich noch einige Ausdrücke irritiert, die mir etwas zu wörtlich aus dem Englischen übersetzt waren: Als Beispiel dafür Seite 173, wo es ein "ikonisches Vogue-Cover" gibt, das "kriminell teuer" war.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.09.2022

solider Roman, aber kein Highlight

Verliebt in deine schönsten Seiten
0

“Verliebt in deine schönsten Seiten” ist in vielerlei Hinsicht ein typisches Sommerbuch - die Handlung setzt zu Beginn des Sommers an, als die beiden Protagonisten erstaunt sind festzustellen, dass sie ...

“Verliebt in deine schönsten Seiten” ist in vielerlei Hinsicht ein typisches Sommerbuch - die Handlung setzt zu Beginn des Sommers an, als die beiden Protagonisten erstaunt sind festzustellen, dass sie am Lake Michigan zwei direkt nebeneinanderliegende Ferienhäuser besitzen und somit Nachbarn auf Zeit sind.

January und Gus könnten auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein - während sie eine erfolgreiche Romance-Autorin mit Happy End-Garantie ist, wird er regelmäßig mit literarischen Größen wie Jonathan Franzen verglichen und vergönnt seinen Hauptfiguren nie dauerhaftes Glück. Die beiden kennen sich vom College, wo sie sich als Rivalen ansahen. “Enemies to Lovers” sind sie in meinen Augen allerdings nicht wirklich, auch wenn das Buch so beworben wird - dafür ist die Rivalität zu mild ausgeprägt und vergeht zu schnell. Schon seit der gemeinsamen Studienzeit hegen die beiden zudem eine starke Faszination für die schriftstellerische Karriere des jeweils anderen und verfolgen diese genau, persönlichen Kontakt hatten sie jedoch seitdem nicht mehr.

Schnell wird klar, dass es für die beiden kein unbeschwerter Sommer am See wird - neben dem Kampf gegen die Abgabe-Deadline spielen dabei auch Probleme rund um Themen wie Kindheitstraumata, die Beziehung zu den eigenen Eltern, aber auch das Ende der eigenen romantischen Beziehung bei beiden eine große Rolle. Hier kann ich ohne Spoilergefahr nicht wirklich viel verraten, aber gesagt sei: Diesen Teil mochte ich wieder besonders gerne, denn er verlieh den Figuren ihre Dreidimensionalität. Mein zweitliebster Aspekt waren definitiv die Einblicke in den Schriftsteller-Alltag: die Vor-Ort-Recherchen, zu denen auch Interviews gehörten, die Tricks, mit denen man eine Schreibblockade überwinden und in den Tunnel der Konzentration zurückfinden kann und so weiter.

Dazu muss man sagen: January und Gus schließen relativ zu Beginn des Sommers einen Deal ab, demzufolge sie den Sommer über die Genres tauschen: Er schreibt eine romantische Komödie und sie einen ernsten, literarischen Roman. Den beiden dabei zuzusehen, wie sie sich in das Genre und damit auch in die Gedankenwelt des anderen einarbeiten, hat mir viel Spaß gemacht.
Warum es dann nur für 4 Sterne gereicht hat? Viele Kleinigkeiten haben für mich nicht ganz gepasst. Der Schreibstil war größtenteils völlig in Ordnung, jedoch gab es einzelne Formulierungen, Vergleiche, Metaphern usw., die ich nicht wirklich gelungen fand. Ähnlich ging es mir mit dem Plot: Während der Anfang und das Ende für mich überzeugend waren, stockt es im Mittelteil immer wieder und die Protagonisten treten aufgrund ihrer fehlenden Kommunikation auf der Stelle - nicht mein liebstes Plot Device. Auch die Übergänge zwischen einzelnen Szenen empfand ich mehrmals als eher abrupt und dadurch irritierend. Alles in allem handelte es aber eher um Kleinigkeiten, weshalb es trotzdem für 4 Sterne gereicht hat🥰

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.08.2022

reizvolle Grundidee, leider mangelhaft umgesetzt

Mit dir hatte ich nicht gerechnet
0

Wenn ich meine Kritik an diesem Buch in einen Satz packen müsste, wäre es wohl: Interessante Grundidee mit spannenden Themen, die leider ihre Wirkung nie auch nur annährend voll entfalten konnte, weil ...

Wenn ich meine Kritik an diesem Buch in einen Satz packen müsste, wäre es wohl: Interessante Grundidee mit spannenden Themen, die leider ihre Wirkung nie auch nur annährend voll entfalten konnte, weil es sowohl dem Plot als auch den Figuren an Details, Tiefe und Ausgereiftheit fehlt😬….

Wir verfolgen die Handlung abwechselnd aus der Sicht von Fiona und der von Sam: In der überaus erfolgreichen Familien-Serie “Birds of California” haben die beiden als Teenager ein Geschwisterpaar gespielt und sich gut verstanden, Fiona war zu diesem Zeitpunkt zudem heimlich in Sam verliebt. Seitdem sind über 10 Jahre vergangen und mit um die 30 befinden sich die ehemaligen Kinderstars, die beide noch immer in Los Angeles wohnen, an völlig unterschiedlichen Punkten der Karriere und des Lebens insgesamt. Während Fiona ihre Schauspielkarriere schon vor Jahren beendet hat und nur noch hobbymäßig Theater spielt, ist Sam voll im Geschäft: Er spielt die Hauptrolle in einer brandneuen Ärzteserie und gibt sich ganz dem Hollywood-Lifestyle hin, der mehr Schein als Sein bedeutet: hohe Kreditkartenschulden, viel zu teure Wohnung, geleaster Luxuswagen….

Alles ändert sich, als Sams neue Serie nach der ersten Staffel schon abgesetzt werden soll: Er steht (nicht nur) finanziell vor dem Nichts. Doch da tut sich für ihn eine rettende Chance auf: Es soll ein Revival von “Birds of California” geben! Der einzige Haken: Damit dies Realität wird, muss auch Fiona mitmachen - was diese völlig ausschließt. Kann Sam sie vom Gegenteil überzeugen?

Auf mich wirkt der Text insgesamt wie eine gute Rohfassung, ein Entwurf, den man sicher noch einige Zeit lang hätte weiterentwickeln müssen, um daraus einen wirklich guten, vollendeten Roman zu machen.

Einen ersten Hinweis darauf gibt schon die Seitenzahl: Natürlich kann es gelingen, auf unter 300 Seiten eine runde Geschichte zu erzählen, doch dafür hätte man sich besser auf eine leichte Feelgood-Story beschränkt und diese schön ausgearbeitet. “Mit dir hätte ich nicht gerechnet” versucht allerdings, auch schwere Themen aus Fionas Vergangenheit einzubinden (für die übrigens eine Triggerwarnung angemessen gewesen wäre), was mir in dieser Kürze schwer möglich scheint.
Der Plot selbst plätschert so dahin, ohne einen wirklichen Spannungsbogen aufzubauen. Sowohl unseren beiden Protagonisten als auch den Nebenfiguren fehlt es an Dreidimensionalität, wodurch bei mir auch kein Gefühl von Nähe zu den Figuren entstanden ist. Der Schreibstil ist grundsätzlich flüssig zu lesen, allerdings ist er stellenweise - zum Beispiel bei Sams inneren Monologen oder auch während der intimen Szenen - etwas unangenehm/cringy😬 Bei mir bleibt der Gesamteindruck, dass dieses Buch nicht gründlich genug durchdacht und/oder später überarbeitet wurde, sodass viele Schwächen es in die endgültige Version geschafft haben...das Leseerlebnis war ähnlich wie einem mittelmäßigen Film: eigentlich sogar ganz witzig, leicht zu konsumieren, aber man weiß eben doch, dass die Qualität nicht ganz da ist🙈

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere