Zu wenig Thrill und zu kitschige Liebesgeschichte - aber insgesamt keine schlechte Idee
BlutpsalmBuchinfo
Sommerburg – eine verschlafene 800 Seelengemeinde, irgendwo im Norden Deutschlands. Ein Dorf, dessen Bewohner so akkurat und tadellos wie aus einer Reklame zu sein scheinen. Bis zu dem Tag, an ...
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Sommerburg – eine verschlafene 800 Seelengemeinde, irgendwo im Norden Deutschlands. Ein Dorf, dessen Bewohner so akkurat und tadellos wie aus einer Reklame zu sein scheinen. Bis zu dem Tag, an dem eine brutale Mordserie den Ort erschüttert und Jonathan, der junge Pastor, sich in eine Prostituierte verliebt. Während die männlichen Bewohner nach und nach tot mit einem Fleischermesser in der Brust aufgefunden werden, zeigen die Einwohner allmählich ihr wahres Gesicht. Und auch Jonathan muss vor seiner Gemeinde zugeben, dass er bei Weitem nicht so fromm ist, wie alle bisher geglaubt haben ... (Quelle: Amazon)
Anfang
Der förmliche weiße Kragen seines dunklen Pastorengewandes saß mal wieder viel zu eng. So eng, als wolle Gott ihm die Luft abschnüren.
Meine Meinung
Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war mir klar, dass ich das Buch lesen wollen würde. Ein Pastor, der sich in eine Prostituierte verliebt - das klingt ja schon spannend. Dann kommen auch noch ein paar Morde dazu - noch besser. Aber wie gehört das jetzt zusammen? Oder sind es zwei getrennte Geschichten in einem Buch?
Sowohl Jonathan, der Pastor, als auch Marlene, die Prostituierte, waren mir von Anfang an sehr sympathisch. Natürlich haben auch beide so ihre Macken, aber man gewöhnt sich an die zwei und fiebert das gesamte Buch über mit ihnen mit.
Was mir zu Beginn sehr gut gefallen hat, war das Miteinander der beiden. Als Leser hat man deutlich gemerkt, wie sich eine sexuelle Spannung und Zuneigung zwischen ihnen aufbaut. Diese Szenen waren wirklich großartig beschrieben! Marlene, die Femme Fatale, und Jonathan, der fromme jungfräuliche Pastor, der oft in einen Konflikt mit sich und seiner Männlichkeit gerät. Doch warum hat es mir nur zu Beginn gefallen? Ich mochte dieses Hin und Her zwischen den beiden wirklich. Immer ein bisschen sexy und verrucht auf der einen, aber zurückhaltend und fromm (aber schwitzend und kaum noch durchhaltend) auf der anderen Seite. Das ändert sich ab dem Punkt, als es nicht nur körperlich, sondern auch emotional wird. Ich bin kein Freund von frühen Liebesschwüren und Kitsch im Sinne von "Ich kann nicht mehr ohne dich sein und würde mein Leben für dich geben". Aber genau das passiert - und hört dann nicht mehr auf.
Das ist jetzt sehr subjektiv. Sicher gibt es tausende Frauen, denen genau das gefällt - mir aber leider nicht. Ab dem Zeitpunkt haben mich diese zuckrigen Zusammentreffen und triefenden Schwüre genervt und mir nur noch Augenrollen, statt wie vorher ein Schmunzeln auf den Lippen entlockt. Schade!
Meredith Winter lässt relativ früh die Bombe platzen, wer die Morde begeht. Das finde ich persönlich ein wenig schade, weil mir besonders das Rätselraten und die Spurensuche immer sehr viel Spaß macht. Allerdings wäre die Geschichte nicht aufgegangen, wenn man es nicht so früh erfahren hätte. Ich muss gestehen, dass ich die Person bis zu dem Zeitpunkt gar nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Insofern hat es mich wirklich überrascht!
Bei dieser einen Überraschung bleibt es nicht. Die Autorin hat einige unvorhergesehene Momente und Wendungen eingebaut, die Spannung versprechen. Zum Ende hin schwächelt das Buch allerdings eine Weile, bis es zum interessanten Finale ansetzt.
Fazit
Ein Buch, das sich für alle Leser eignet, die sich nicht so wirklich an Thriller rantrauen, aber Spannung gemixt mit Liebesgeschichte suchen. Wer allerdings auf ein Buch mit Hauptaugenmerk auf (blutige) Morde hofft, der sollte sich nach einer anderen Geschichte umschauen.
Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht, hatte mir aber etwas anderes darunter vorgestellt. Die Liebesgeschichte war mir zu präsent und die Morde zu sehr in den Hintergrund gerückt. Außerdem konnte ich nicht immer jede Handlung der wirklich sympathischen Protagonisten nachvollziehen. Ein paar Seiten mehr, mit etwas mehr Erklärung, hätten hier geholfen. Statt mehr Seiten hätten alternativ die ausschweifenden kitschigen Liebesschwüre gekürzt werden können, ohne dass es der Geschichte geschadet hätte.