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Veröffentlicht am 04.08.2019

Green Hall

Green Hall
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"Green Hall" von Colleen Bennet erschien (TB) im R.G. Fischer Verlag, Frankfurt, 2018.

Die Geschichte wie auch der Buchtitel sprach mich durchaus an; ebenso die Idee zum Buch, der Inhalt jedoch konnte ...

"Green Hall" von Colleen Bennet erschien (TB) im R.G. Fischer Verlag, Frankfurt, 2018.

Die Geschichte wie auch der Buchtitel sprach mich durchaus an; ebenso die Idee zum Buch, der Inhalt jedoch konnte mich leider sehr wenig überzeugen.

Inhalt:

"England 2015 - beruflich verschlägt es die junge Innenarchitektin Amely nach Green Hall, dem früheren Stammsitz der Beaumonts. Das Adelsgeschlecht ist ausgestorben und das Herrenhaus stand jahrzehntelang leer. Nun wird Green Hall durch einen neuen Besitzer wieder zum Leben erweckt. Das Herrenhaus umgibt jedoch ein ungelöstes Geheimnis, welches die Menschen der Grafschaft nicht vergessen haben. Als überzeugte Städterin gerät Amely in das beschauliche Dorfleben von Woodbridge und trifft die Liebe ihres Lebens. Amelys leidenschaftliche Gefühle und die realen Umstände ziehen sie in einen emotionalen Strudel. Ohne es zu wollen, verstrickt sie sich in das Geheimnis von Green Hall und das Schicksal seiner ehemaligen Bewohner."
(Quelle: Buchjournal/Verlagstext)

Meine Meinung:

Nach ihrer Ankunft inspiziert Amely Woodwick im Auftrag ihres Chefs das alte Herrenhaus Green Hall, das 60 Jahre leer stand. Der erste Hinweis darauf, dass sich etwas Geheimnisvolles, bis heute nicht Aufgeklärtes zu Beginn des 20. Jahrhunderts ereignete, erfährt der Leser durch den alten Postboten Holmes Little, der von der geplatzten Hochzeit im Jahre 1912 erzählt, bei der die Braut spurlos verschwand und der Pfarrer aus dem Fenster stürzte, was er nicht überlebte... War er zuvor bei der Braut, Lady Emeline, wie eine Zofe es behauptet hatte?

Die Hauptprotagonistinnen sind zum einen in der Gegenwart Amely - wie auch der Besitzer von Green Hall, der sich zwecks Veränderungen der Innenausstattung eng mit ihr absprechen wird, Merrick True-May, dessen unwiderstehlichem Aussehen Amely schon sehr bald verfallen wird. Zum anderen lernen wir Familie Eltringham kennen; wobei Lady Margaret bei der Geburt ihrer Tochter Emeline starb und der Earl, Milton Eltringham, seine zweite Frau - Meghan - ehelichte, die von zweifelhafter Herkunft war... Letztere ist dem Leser wie auch ihr Sprößling zutiefst zuwider, da sie sehr herablassend mit dem Personal verfährt; regelrecht boshaft zu nennen ist. Daher war die verstorbene erste Frau des Earl sehr beliebt im Dorf - wie auch ihre Tochter Emeline... Um das Schicksal dieser Frau geht es hauptsächlich in diesem Roman, der leider sehr viele Interpunktionsfehler wie auch sprachliche Schnitzer aufweist, die ich in dieser Art noch in keinem Roman las (als Beispiel: "dieser... oder jener war schwer am Schuften; .... schwer beschäftigt"). Letzteres zähle ich zur Umgangssprache, hat jedoch in einem literarisch anspruchsvollen Text nichts zu suchen.

Es werden Stereotype bedient, der Roman enthält Längen und sehr viele sich wiederholende Redensarten und Ausdrücke, die mich ziemlich nervten: Wie bereits angedeutet, ist Mr. True May sehr gutaussehend und Amely, die junge Innenarchitektin, schwankt nun emotional sehr zwischen jener Anziehungskraft, die von ihm ausgeht ("er roch wieder so betörend") und der Rückkehr in ihr städtisches Leben, das sich sehr von jenem in Woodbridge unterscheidet. Es beginnt ein fast unerträgliches Katz- und Mausspiel, das jeden Keim von Romantik für mich leider erstickte. Die ständigen Wiederholungen und Verklärungen taten dabei ihr Übriges: Feministischen LeserInnen kann ich "Green Hall" daher überhaupt nicht empfehlen.

Ein Lichtblick waren die Zwillinge der Pension, in der Amely eine Bleibe während der Arbeit in Green Hall fand: Ben und Jason sind auf ihre natürliche, kindliche Art und ihre Abenteuerlust dem Geheimnis des alten Haues auf der Spur, als sie einen alten gemauerten Gang entdecken, in dem sie einen alten Brautschleier sowie einen zierlichen Schuh finden...

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, wobei mir die Vergangenheit etwas besser gefiel, da sie zeitweise an "Downton Abbey" erinnert; die Person des Butlers mit Mr. Carsen Ähnlichkeit aufweist und auch die Hausdame Ms. Watson dem weiblichen Pendant gleichnamiger BBC-Produktion gleicht.

Fazit:

Leider konnte mich der Roman weder in stilistischer Hinsicht noch vom Inhalt her überzeugen: Durch sprachliche "Schnitzer", viele Interpunktionsfehler, einer verklärten und aktuell nicht mehr tragbaren Sichtweise auf weibliche Gefühle (wobei die Autorin sicher Romantik erzeugen wollte, was m.E. jedoch leider durch Übertreibungen völlig schiefging) und sehr mäßiger Spannung wie auch Vorhersehbarkeit kann ich "Green Hall" nicht empfehlen und nur 2,5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Wundersames Sommer-Inselmärchen auf Spiekeroog

Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg
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Vorneweg muss ich sagen, dass ich in diesem Genre (Liebesroman, Sommerroman, Unterhaltungsliteratur/Frauen) schon wesentlich Besseres - und Überzeugenderes gelesen habe, daher meine nicht sehr positive ...

Vorneweg muss ich sagen, dass ich in diesem Genre (Liebesroman, Sommerroman, Unterhaltungsliteratur/Frauen) schon wesentlich Besseres - und Überzeugenderes gelesen habe, daher meine nicht sehr positive Bewertung, die ich aber im Einzelnen gerne beschreiben möchte:


Zum Inhalt dieses Romans gibt es bereits viele Rezensionen und ich stelle daher meine Kritikpunkte in den Fokus: Die Buchidee finde ich im Grunde sehr gelungen, die Umsetzung jedoch konnte mich nicht überzeugen.

Die Hauptprotagonistin ist eine junge Journalistin, die als letzten Auftrag vom "Komet", einer Zeitung, für die sie arbeitet, nach Spiekeroog fahren soll, um dort Bengt zu interviewen, einen Ornithologen, der die Brandseeschwalbe beobachtet und sehr karg und abgeschieden auf der Insel lebt. Frieke weiß, dass ihr Vater auf der Insel lebt und ist ihm bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen. Auf Spiekeroog angekommen, stellt sie fest, dass er ihr natürlich sofort über den Weg läuft - und Bengt Journalisten und deren digitale Interview-Möglichkeiten rundheraus ablehnt. Da sie aber gerne komplizierte Aufträge erhält, die sie stets mit Bravour ausführt, hält sie dies keineswegs ab, das Interview durchzuführen, zumal es sich bei dem Ornithologen um einen gutaussehenden und sympathischen Mann handelt...

Sie wohnt über einer Buchhandlung, die von Ebba und Willem seit lange erfolgreich geführt wird - und Ebba sogleich erkannte, dass sie "die Gabe" besitzt: Folglich wird Frieke zur Nachfolgerin auserkoren, die den Buchladen übernehmen soll, wenn Ebba und Willem endlich in ihr irisches Cottage ziehen.

Was sich aus dieser Rahmenhandlung ergibt, ist sehr vorhersehbar, teils konstruiert und einfach märchenhaft dargestellt. Einzig "der olle Hansen" (Friekes Vater) und das Buchhändlerpaar erhalten Sympathienoten: Frieke war während des ganzen Romans zerrissen und es ging in mich nervender Weise immer darum, ob sie nun nach Spiekeroog gehört - oder nicht. Der Ausflug nach Boston mit Harald, ihrem Freund, war ebenso vorhersehbar - und wirklich "zu tief in die Tinte gegriffen" (ein schöner Ausdruck im Original im Literarischen Quartett vom 26.06.18 zu hören ;) hat Julie Peters, als sie von "Baby-Demenz und Schwangerschafts-Demenz" sprach - die sich bei Emma, einer Freundin von Frieke, ausgebreitet haben soll... Ebenso unverständlich ist es, dem Leser zu suggerieren, dass eine professionelle Journalistin einem Interviewpartner ihre Lebensgeschichte erzählen würde: Sorry, aber da standen mir alle Haare zu Berge.

Es wirkt alles sehr "bemüht", jedoch der Romanverlauf ist denkbar vorhersehbar, konstruiert, klischeebeladen und unrealistisch. Eine der für mich sehr wenigen Stellen, die mir positiv auffielen, war Friekes Beisein bei ihrem sterbenden Vater, dem sie ihre Lebensgeschichte noch erzählt...

Ende gut, alles gut: Frieke wird Buchhändlerin, erbt den Buchladen und wird Eigentümerin eines alten Kapitänshauses auf Spiekeroog - das Sahnehäubchen aber auf dem Inselkuchen (den jener sehr gut backen kann) ist Bengt, mit dem sie fortan zusammenlebt. "und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben beide noch immer glücklich zusammen auf Spiekeroog.".
Leider kann ich bei diesem Unterhaltungs- und Sommerroman nur 2 Sterne geben, einen halben für das schöne Cover obendrauf, aber dies ist das Äußerste. Dem Aufbau-Verlag werde ich dennoch treu bleiben, da ich schon sehr viele gute Bücher aus diesem Verlag las. Der Autorin aus besagten Gründen eher nicht.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Serverland - ein futuristisches IT-Szenario....

Serverland
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"Serverland" von Josefine Rieks erschien als HC, gebunden im Hanser-Verlag, 2018. Es handelt sich um eine fiktive und futuristische Geschichte, die in den nachfolgenden Jahrzehnten spielt, in Berlin und ...

"Serverland" von Josefine Rieks erschien als HC, gebunden im Hanser-Verlag, 2018. Es handelt sich um eine fiktive und futuristische Geschichte, die in den nachfolgenden Jahrzehnten spielt, in Berlin und den Niederlanden verortet ist und seinen LeserInnen eine Post-Internetära beschreibt, da das Internet seit Langem abgeschaltet wurde....


Inhalt:

Reiner, der Mitte 20 ist und bei der Post arbeitet, sammelt alte Laptops und versucht, sie wieder zum Laufen zu bringen. Er lädt sich am liebsten Spiele herunter wie "Grand Theft Auto" (das ich kenne und gräßlich finde), Lara Croft u.a. Jedoch stürzen alle downloads nach einigen Minuten ab und so versucht er, der ein durchaus technisches Geschick aufweist, nach Verbesserungsmöglichkeiten. Ein Freund aus Schulzeiten, Meyer, kommt auf ihn zu und lädt ihn ein, mit nach Holland zu fahren, da es dort wohl in stillgelegten Industriebrachen alte Serverhallen gibt und er Reiner durchaus zutraut, jene wieder zum Laufen zu bringen. Dort angekommen, treffen beide auf einige Jugendliche, die ebenfalls an der Idee interessiert sind, alte Videos von YouTube wieder zum Leben zu erwecken und vor allem eine Welt, in der virtuell alles "geteilt" wird. Es entwickeln sich Gruppen, man schafft ein Plenum und es gibt Konkurrenzdenken und Beziehungen untereinander, die das ganze Vorhaben nicht eben vereinfachen. Jede Menge Haschisch und 6packs werden konsumiert und Reiner nimmt sich eine berufliche Auszeit, um den Servern zuleibe zu rücken und das technische Material aufzutreiben. Er lanciert durch seine Fachkenntnis durchaus zu einem Leader, fühlt sich jedoch im Grunde einsam....

Meine Meinung:

Anfangs hatte ich Mühe, überhaupt in diese skurrile Geschichte hineinzukommen. Vieles ist sehr vage - und bleibt es auch. Auch die Figuren wie Reiner oder Meyer empfand ich als bruchstückhaft, da die nüchterne Sprache nicht darauf angelegt ist, viel von den Protagonisten preiszugeben. Der Ich-Erzähler Reiner spricht im Roman immer von "den Jugendlichen", was ich als sehr distanziert empfand, da er ja im gleichen Alter ist und kaum der Adoleszenz entwachsen sein dürfte. Er und die Gruppe ist auf jeden Fall auf der Suche nach der Idee des Teilens, den Werten einer gerechteren, globalisierten Welt, was als Maxime deklariert wird. Andererseits wird nicht erklärt, weshalb das Internet von der Regierung abgeschaltet wurde - ob es ein Energieproblem gab? In Holland und den USA scheint dieses Problem jedenfalls nicht zu existieren oder nicht in dem Maße, denn dort gibt es Jugendbewegungen, "Rebellen", die das gleiche Interesse haben und sich daher zusammenschließen, um das Internet wieder herzustellen. "Niemand musste sich einsam fühlen" heißt es im Roman: Gab es demzufolge nach dem Abschalgten eine Vereinzelung, ja Vereinsamung der Gesellschaft? All diese Fragen muss man sich als LeserIn selbst beantworten. Der Roman lässt dies offen. Zeitweise hatte ich das Gefühl, dass Reiner emotionale Probleme hatte, sich fürchtete, dass die revolutionäre Idee in der uninteressierten Masse untergeht und unter einem Gefühlschaos litt, das auch seine Beziehung zu Frauen miteinschloss.

Fazit:

Eine faszinierende, interessante Romanidee, die für mich leider viel zu konturlos blieb und viele Fragen offen lässt, die den Leser ratlos zurücklassen. 2,5 Sterne
Interessieren würde mich dennoch, wie Programmierer und Experten aus der IT-Branche diesen Roman lesen - und bewerten. Womöglich ganz anders?

Veröffentlicht am 06.09.2022

Idee zum Buch: sehr gut - Umsetzung: mangelhaft....

Acht perfekte Morde
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Peter Swanson "Acht perfekte Morde" erschien (tb, 2022, 348 S.) im blanvalet-Verlag.

(Gute) Kriminalromane und (Psycho)thriller gehören zu meinen Lieblingsgenres. Doch weder Peter Swanson noch die "Acht ...

Peter Swanson "Acht perfekte Morde" erschien (tb, 2022, 348 S.) im blanvalet-Verlag.

(Gute) Kriminalromane und (Psycho)thriller gehören zu meinen Lieblingsgenres. Doch weder Peter Swanson noch die "Acht perfekten Morde" konnten mich hier überzeugen: Leider konnte ich beim Lesen dieses Romans, der weder von einem guten Kriminalroman sonderlich viel hat (Spannung fehlte mir komplett!) noch von einem "Thriller", den man hinter den angekündigten Buchdeckeln vermuten sollte, keine positive Resonanz empfinden:

Ich habe selten einen solch' langweiligen, etwas stupiden "Krimi" gelesen. Ich nehme an, dass die anderen Bücher von Peter Swanson (die ich nicht kenne) wohl besser sind als dieses hier:

Am besten fand ich die Buchidee; schade fand ich das Spoilern anderer Werke aus der Kriminalliteratur und an der (etwas wirren) Umsetzung dieser für mich grottenlangweiligen Ich-Erzählung eines Bostoner Buchhändlers fand ich die Umsetzung "alles andere als perfekt". Von mir weder Lese- noch Kaufempfehlung - es gibt wesentlich Besseres im Genre bzw. den Genres Krimi/Thrill. Daher nur 40° und 2 Sterne. Sorry, nix für mich!

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