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Veröffentlicht am 19.09.2022

Du bist gut so wie du bist - gefühlvoll mit tiefgründigem Plott

Christrosenküsse
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Ich durfte das Buch vorablesen und schon das Cover und der Klappentext haben mich extrem neugierig gemacht. Die Autorin kannte ich bisher noch nicht, aber das hat sich dank dieses umwerfenden Romans umgehend ...

Ich durfte das Buch vorablesen und schon das Cover und der Klappentext haben mich extrem neugierig gemacht. Die Autorin kannte ich bisher noch nicht, aber das hat sich dank dieses umwerfenden Romans umgehend geändert.
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt und mich so tief eintauchen lassen, dass ich alles um mich herum total ausgeblendet habe.
Die Handlung ist geheimnisvoll, emotional und hat mich einige Tränen gekostet, denn Florence, auch Flo genannt, und ihre kleine Schwester Betty mussten schon in jungen Jahren das harte Leben auf den Straßen Londons erleben. Nur durch Zufall gelangen sie auf das Anwesen der Roychesters, doch die Tage sind lang, die Arbeit hart und undankbar. Die Schilderungen der täglichen Abläufe haben mich wirklich erschüttert, der Umgang mit den Bediensteten, der Neid untereinander. Doch Flo würde alles für ihre Schwester tun, weil sie das einzige ist, was sie noch hat, von vielen aber eigenartig gehalten wird und deswegen zusätzlichen Schutz braucht. Die Last erdrückt sie von Tag zu Tag mehr, hinzu kommt der Fund eines mysteriösen sehr bildhaft umschriebenen Tagebuches, was immer mehr Einblicke in die Geheimnisse und pikanten Vorgehen der Familie gibt, die niemals an die Öffentlichkeit dürfen.
Nach und nach ergibt sich aus dem, was Flo erlebt, aber auch was sie kombiniert, ein komplettes Bild, was ihr aber zum Verhängnis wird.
Es ist einfach so raffiniert gestaltet, alleine die Idee und Entwicklung des Tagebuches ist schon so faszinierend. Und was das Thema Romantik angeht, so hat die Autorin es wirklich durchgehend geschafft, die Gefühle, die Stimmung, das Knistern so realistisch zu umschreiben, dass selbst ich ein Kribbeln beim Lesen hatte und des Öfteren die Luft angehalten habe.
Die Charaktere sind klasse dargestellt, egal ob sympathisch oder auch nicht, auch hier wird die jeweilige Atmosphäre passend vermittelt. Unheimlich, dann wieder lustig, romantisch, beängstigend, spannend.
Mein Lieblingscharakter ist die kleine Betty, durch ihre Besonderheit und ihre liebenswerte Art muss man sie einfach lieben. Wie sie ihrer Schwester vertraut, ihre Gefühle versucht rüberzubringen und zutiefst bestürzt ist, wenn mal etwas schief gegangen ist.
Die vielen Wendungen, die dieser Roman nimmt, sind nicht vorhersehbar und bis zum Schluss hofft und bangt man so sehr mit, erlebt aber eine Überraschung nach der anderen. Besonders was es mit dem Titel auf sich hat, ist einfach das i-Tüpfelchen bei diesem winterlichen und historisch klasse umgesetzten Roman und hat mein Herz erst recht zum schmelzen gebracht. Ausgesprochen mitreißender Schreibstil, absolut lesenswert, der das Thema Klassenunterschiede und das "anders sein" eindrucksvoll aufgreift. Auch wenn ein paar kleinere Details und Fragen für mich offen geblieben sind, hatte ich tolles und etwas außergewöhnliches Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Wenn das Leben neue Wege geht - verlier dein Herz auf Sylt - gefühlvoll und romantisch

Der kleine Wintermarkt am Meer
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Ich durfte das Buch vorablesen und hab mich schon seit Ankündigung auf dieses Buch gefreut. Die Autorin kenne ich seit ihrem ersten Buch und habe ihre gefühlvolle Art und ihren besonderen Schreibstil kennen ...

Ich durfte das Buch vorablesen und hab mich schon seit Ankündigung auf dieses Buch gefreut. Die Autorin kenne ich seit ihrem ersten Buch und habe ihre gefühlvolle Art und ihren besonderen Schreibstil kennen und lieben gelernt. Ihre Bücher entführen jedes Mal auf eine der schönsten Insel Deutschlands: Sylt. Trotz des rauen Klimas hat sie ihr eigenes besonderes Feeling und Julia Rogasch fasziniert mit ihren Beschreibungen und fängt den Winterflair der Insel einfach traumhaft ein, so dass sie zu jeder Jahreszeit eine einzigartige Insel ist. Begleiten dürfen wir dieses Mal die Protagonistin Josi, die ihrer Freundin Linnea zu Hilfe eilt, die das Friesenstübchen von ihrem verstorbenen Vater geerbt und alle Hände voll zu tun hat. Um aber den angekündigten Wintermarkt auch unterstützen zu können, braucht sie noch eine Hilfskraft, was Josi aufgrund familiärer Probleme gerade recht kommt. Aufgrund einiger Missverständnisse zwischen Linnea, ihrem besten Freund Erik, der das hiesige Restaurant leitet und seinem besten Freund gibt es etliche Krisen, die überwunden werden müssen und dank Josis heiterer, positiver Art und handwerklichem Geschick nehmen die Planungen für den Wintermarkt ihren Lauf, wenn nicht ständig wieder neue Stolpersteine dazu kämen. Dadurch, dass abwechselnd aus der Sicht von Erik und Josi geschrieben wird, kommt noch mehr Stimmung in die Geschichte, es zeigt ihre Eindrücke und Empfindungen.
Auch wenn es nicht die ganz große Dramatik ist und die Handlung etwas absehbar ist, so geht es um das, was zwischen den Zeilen zu lesen ist und was ich bei der Autorin immer aufs neue liebe. Ich brauche nicht immer einen überladenen Roman, der nur von Krisen und Problembewältigung handelt. Ich mag es auch mal sanfter und gefühlvoller, besonders wenn es um die Menschen und die Eindrücke selbst geht.
Die Charaktere sind authentisch, sie haben alle ihre Päckchen voller Kummer, Sorgen und Zukunftsängste auf die unterschiedlichste Weise zu tragen. Der Umgang damit und wie sie lernen, darüber zu sprechen, ihre Gefühle zu zeigen und nicht immer so lange schwelen zu lassen, bis alles eskaliert. Die Mischung zwischen dem, was ihnen auf der Seele liegt und wie die Insel und die Rückzugsorte Ruhe und einen klaren Kopf verschaffen, hat mich hier besonders begeistert. Dieses Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur, zusammen mit wunderschönen Sätzen, die die Autorin gebraucht, um genau damit ins Herz zu treffen, ist ihr toll gelungen und hat mich an verschiedenen Stellen einfach zu Tränen gerührt.
Ich hätte gern etwas mehr noch von dem Wintermarkt selbst gelesen, der ist ein wenig kurz gekommen, aber das Gesamtpaket ist so gefühlvoll, jedes Mal kann man sich gedanklich auf die Insel träumen und möchte gerne all die Charaktere persönlich kennenlernen, weil sie mit all ihren Macken und Fehlern trotzdem so liebenswert und sympathisch sind. Ich habe mir viele schöne Passagen markiert und kann nur sagen: Danke, dass ich mit der Honigmilch, die mittlerweile ein wichtiges Markenzeichen für ihre Bücher geworden ist, wieder mal auf meine Lieblingsinsel entführt wurde, in Gedanken schweifen und einfach nur genießen konnte.
Das Cover und der Titel sind wieder ein besonderer, passender Hingucker und wirklich schön gestaltet.

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Aus der Vergangenheit lernen, um in der Zukunft zu leben

Findelmädchen
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Ein kleines Missverständnis hat dafür gesorgt, dass ich an dieses Buch kam und ich bin so froh, dass es so geschehen ist. Eigentlich kann ich gar nicht in Worte fassen, was für überwältigende Eindrücke ...

Ein kleines Missverständnis hat dafür gesorgt, dass ich an dieses Buch kam und ich bin so froh, dass es so geschehen ist. Eigentlich kann ich gar nicht in Worte fassen, was für überwältigende Eindrücke und Emotionen dieses Buch bei mir verursacht hat.
Es ist ein Buch der Nachkriegszeit, in der die Geschwister Jürgen und Helga endlich wieder auf ihren Vater treffen, denn der Krieg hatte sie alle auseinandergerissen. Die Zeit des Krieges hat tiefe Spuren hinterlassen, was man sowohl an den Kindern erlebt, bei denen viele Erinnerungen verblasst, ja teilweise ausgeblendet sind, als auch bei all den Menschen, die nach und nach in Köln eine neue Existenz aufbauen.
Helga tut sich etwas schwerer mit dem Neustart, so sehr sie auch mit ihrem Bruder verbunden ist und ihrem Vater eine Chance geben möchte. Doch dieser verhält sich zeitweise merkwürdig, reagiert auf manches irritierend, mit dem Helga einfach nicht zurecht kommt. Immer im Hinterkopf, ein Findelmädchen zu sein, zusätzlich gebremst in ihren Träumen und Zielen, erlebt sie ein Praktikum im Waisenhaus, dass ihr Leben prägt. Helga ist für ihr junges Alter so ein tapferes, aufmerksames und hilfsbereites Mädchen, die trotz all dem Erlebten nie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgibt, die für ihre Ziele eintritt und dennoch so viele unglaublich schlimme und traurige Momente erlebt, die einem als Leser wirklich unter die Haut gehen. Helgas Bekanntschaft mit dem kleinen, bezaubernden Mädchen Bärbel im Waisenhaus und der Umgang dort mit "speziellen" Kindern, bringt die Geschichte so richtig in Fahrt und sie nimmt einen ungeahnten Verlauf. Immer neue Wendungen, die die Schrecken der Macht und des noch nachwirkenden Hasses so knallhart und allgegenwärtig präsentieren und zeigen, wie schnell Menschen sich von etwas mitreißen lassen.
Selten hat mich ein Buch so emotional zerrissen und aufgewühlt, die verschiedensten Gefühle geweckt, als wenn man den Schmerz und den Kummer regelrecht mitfühlen kann.
Besonders viel Gänsehaut hatte ich bei den eingeschobenen Tagebucheinträgen der Mutter, ihre hoffnungsvollen aber manchmal auch verzweifelten Briefe an ihren verschollenen Mann, in der Hoffnung sich eines Tages wiederzusehen.
Der Krieg hat Schatten geworfen, sowohl auf die Stadt selbst, als auch auf die Seelen der Menschen und jeder geht mit ihnen anders um. Manche Charaktere sind gezeichnet durch die Last der Erinnerungen, während andere es zu verbergen suchen, aber doch eingeholt werden. Doch ausdrucksstark wird hier der Gedanke des Verzeihens, des Neubeginns und der Hoffnung gezeigt, dem Mut und der Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, aber auch für das einzutreten, wofür man steht und was einem wichtig ist, unabhängig von den Folgen.
Eine imposante Geschichte zu einer Zeit des Aufbaus, der Hoffnung und Neubeginns, die unvergesslich, berührend und gleichzeitig motivierend ist, um aus der Vergangenheit zu lernen und die Zukunft immer im Blick zu haben.
Vom Ende der Geschichte war ich etwas überrascht, es war für mich nicht ganz abgerundet, aber insgesamt ein lesenswerter Roman sogar mit vielen bekannten Details sowohl an Musik, Zeitungen, Persönlichkeiten und Lebensmitteln aus der Zeit, die damals eine wichtige Rolle gespielt haben, toll integriert wurden und alles etwas aufgelockert haben. Cover und Titel sind gut gewählt, denn auch wenn es inhaltlich schwermütig und emotional wirkt, versteht man am Ende, wie passend es ist.

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Der Schein trügt - ein mitreißender Roman mit geschichtlichem Hintergrund

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein.
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Rezension: Hörbuch Schloss Liebenberg - Hinter dem hellen Schein
Autor/in: Hanna Caspian
Erschienen: 09/2022
Verlag: Knaur
Hörbuch: Argon Hörbuchverlag
Spieldauer: 14:59Std
Sprecherin: Tanja Fornaro
Mein ...

Rezension: Hörbuch Schloss Liebenberg - Hinter dem hellen Schein
Autor/in: Hanna Caspian
Erschienen: 09/2022
Verlag: Knaur
Hörbuch: Argon Hörbuchverlag
Spieldauer: 14:59Std
Sprecherin: Tanja Fornaro
Mein erster Roman der Autorin hat mich angenehm überrascht. Ich hatte die Möglichkeit, sowohl das Buch als auch das Hörbuch zu erhalten und habe es wirklich genossen.
Tanja Fornaro gehört für mich zu meinen Lieblingssprecherinnen, weil sie die Geschichte, obwohl es ja einen großen Teil düstere und skandalträchtige Geschichte Deutschlands zur Zeit Kaiser Wilhelms und dem Fürsten zu Eulenburg behandelt, einfach großartig rüberbringt. All die unterschiedlichen Charaktere sind so authentisch, sie gibt ihnen genau den Hauch von Persönlichkeit, den sie vermitteln sollen - egal ob sympathisch oder nicht. Nichts klingt übertrieben, sie fängt die Momente und Situationen so ein, dass man als Hörer das Gefühl hat, direkt in der Handlung zu sein und den Ort lebendig werden zu lassen. Dadurch werden so viele Emotionen geweckt, die einen schockieren, überraschen, staunen oder auch mitten ins Herz treffen lassen.
Auch diese Erzählung ist eine Mischung aus Fiktion und historischem Ereignis. Diesmal allerdings nicht, wie so oft gewohnt aus der Sicht des Adels sondern des Personals, was dadurch einen noch tieferen Einblick in all die pikanten Geheimnisse gibt, die den Adel ausmachen. Obwohl sich das Personal unsichtbar machen soll, so hat bleiben Augen und Ohren natürlich offen und genau das macht die Geschichte so spannend. Denn auch das Personal intrigiert untereinander und das zusammen mit dem Geschehen am Hof gibt so manche explosive Mischung.
Während interne Reibereien mit dem politischen Geschehen ihren Lauf nehmen, erleben wir auch einige Hintergrundgeschichten aus dem Personal- sowohl Viktors als auch Adelheids familiäre Situation, ebenso wie Einblicke in Heddas Vergangenheit. Diese Hauptprotagonisten tragen eine schwere Last, die sie oft zu erdrücken drohen und immer wieder kommen, auch unverschuldet, Situationen dazu, die sie zur Verzweiflung bringen. Diese Kluft zwischen Armut und Reichtum, dem Hoffen und gleichzeitigen Bangen um Verbesserungen, dem Mut, sich gegen so manche Regel und Gesetze zur Wehr zu setzen und gleichzeitiger Angst, alles zu verlieren. Und gleichzeitig bekommt man auch die politische Unruhe immer mehr mit - das Volk, der Journalismus - die den Adel unter Druck setzen und jeder Skandal dankbar aufgegriffen und als Möglichkeit sieht, endlich Veränderungen zu bringen.
Man benötigt keine Vorkenntnisse, denn es ist alles verständlich und gut recherchiert, so dass man von allem einen guten Einblick und auch Eindruck bekommt.
Das Cover ist schön und elegant gestaltet und fällt sofort ins Auge. Der Titel hebt mit seiner versteckten Andeutung das Interesse, hinter die Kulissen gucken zu wollen und macht neugierig.
Ab und zu hätten es noch ein wenig mehr Emotionen sein können, etwas mehr Spannung und ich hoffe, im 2.Teil kommt die romantische Seite noch etwas mehr hervor, das war hier noch ein wenig holprig und trocken.
Insgesamt war es ein Genuss für die Ohren und eine ausdrucksstarke Erzählung über eine Zeit, die die deutsche Geschichte nachhaltig beeinflusst hat, sehr nachdenklich stimmt, offen und erschütternd die Klassenunterschiede und das Leben in Armut aufzeigt, ebenso wie das Denken und die Vorurteile, die damals vorherrschten. Ein Kampf ums Überleben und für die Rechte der Schwächeren.

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Wenn der Schein trügt - bewegender Dilogie-Auftakt basierend auf deutscher Geschichte

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein
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Rezension: Schloss Liebenberg - Hinter dem hellen Schein
Autor/in: Hanna Caspian
Erschienen: 09/2022
Verlag: Knaur
Paperback: 432 Seiten
Es ist mein erstes Buch von Hanna Caspian und ich bin angenehm ...

Rezension: Schloss Liebenberg - Hinter dem hellen Schein
Autor/in: Hanna Caspian
Erschienen: 09/2022
Verlag: Knaur
Paperback: 432 Seiten
Es ist mein erstes Buch von Hanna Caspian und ich bin angenehm überrascht. Ich mag Erzählungen aus einer Mischung aus Fiktion und historischen Ereignissen. Und genau das hat sie mit dem 1.Teil der Geschehnisse um Schloss Liebenberg überzeugend und eindrucksvoll gemacht. Schon alleine Cover und Titel beeindrucken, weil man einerseits einen Hinweis auf den Inhalt bekommt, gleichzeitig aber auch neugierig gemacht wird, was auch dem Titel zu verdanken ist. Und dieser ist sehr passend gewählt, da es zwar ein wenig an Erzählungen wie Downton Abbey erinnert, hier aber aus der Sicht des Personals erzählt wird und man dadurch einen spannenden, bewegenden Blick hinter die Scheinwelt des Adels erhält. All die Charaktere, ob sympathisch oder nicht, sind so ausdrucksstark und bemerkenswert dargestellt, dass man bei jedem sofort ein bestimmtes Bild im Kopf hat und verschiedene Reaktionen auslöst.
Die Hauptprotagonistin Adelheid, die überraschend ins Schloss geordert wird, ist eine junge, fleißige und kluge Frau, auch wenn sie aus den ärmsten Verhältnissen kommt und mit dieser Anstellung eine große Last der Verantwortung für den Rest ihrer Familie trägt. Viele Szenen erschüttern, wenn man diese großen Unterschiede zwischen Armut und Reichtum so offen miterlebt. Wie eng Verzweiflung mit ständigen Hoffnungsschimmern verbunden ist, die Angst um die Familie, die Arbeit, das Überleben. Gleichzeitig finden Intrigen, Vorgesetzte, die ihre Stellung ausnutzen und vor Demütigungen nicht scheuen, auch ihren Platz.
Die Autorin hat zu diesen Eindrücken des Personals den Skandal um Kaiser Wilhelm und seinen besten Freund den Fürsten zu Eulenburg wunderbar mit eingebaut - all die politischen Bewegungen zu dieser Zeit, wie das Personal damit umgeht, was hinter den Kulissen abläuft und wie sich die Unruhen des Volkes und der Druck der Medien bemerkbar machen.
Selbst wenn man keine geschichtlichen Vorkenntnisse hat, wird man regelrecht mitgerissen. Es ist verständlich geschrieben, auch wenn man sich an etliche Namen gewöhnen muss. Mich haben auch all die Erklärungen und Einblicke in den Ablauf der Tätigkeit begeistert - ob es um die Rangordnung des Personals geht, wie gewisse Dinge gehandhabt werden und wer für was zuständig ist. Wirklich toll recherchiert und genau diese Eindrücke und die Sichtweise des Personals haben das Buch lebendig wirken lassen, so dass auch die politischen Einlagen nicht ganz trocken wirkten.
An manchen Stellen hätte ich mir noch ein wenig mehr Emotionen und Spannung gewünscht und auch einige romantische Ansätze wirkten etwas trocken und unpersönlich.
Doch alles in allem freue ich mich jetzt schon auf die Fortsetzung dieser Dilogie - absolut lesenswert. Eine ausdrucksstarke Erzählung über eine Zeit, die die deutsche Geschichte nachhaltig beeinflusst hat, sehr nachdenklich stimmt, offen und erschütternd die Klassenunterschiede und das Leben in Armut aufzeigt, ebenso wie das Denken und die Vorurteile, die damals vorherrschten. Ein Kampf ums Überleben und für die Rechte der Schwächeren.

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