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Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Gemälde

Die Frauen meiner Familie
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Die Kunsthistorikerin Elsa ist Ende 30, arbeitet in München für eine Versicherung und führt eine Fernbeziehung mit einem Universitätsprofessor, der in Potsdam lebt. Als ein Gemälde namens „Mon Amour“ von ...

Die Kunsthistorikerin Elsa ist Ende 30, arbeitet in München für eine Versicherung und führt eine Fernbeziehung mit einem Universitätsprofessor, der in Potsdam lebt. Als ein Gemälde namens „Mon Amour“ von einem Mandanten als gestohlen angezeigt wird, weckt dies Erinnerungen in Elsa. Sie übernimmt den Versicherungsfall, denn sie kennt das Gemälde seit ihrer Kindheit, hat es doch vor langer Zeit in der Wohnung ihrer Großeltern gehangen. Bei ihren Nachforschungen stößt Elsa auf Widersprüchlichkeiten, was die Besitzverhältnisse betrifft. Aber auch die Informationen über die Darstellung des Gemäldes sind ganz andere, als Elsas Großmutter ihr erzählt hat. Immer tiefer gräbt Elsa in ihrer eigenen Familiengeschichte, in alten Fotos und Archiven, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Dabei erfährt Elsa viel über ihre eigene Verwandtschaft, aber auch die Sichtweise auf ihr eigenes Leben verändert sich.
Tanja Weber hat mit ihrem Buch „Die Frauen meiner Familie“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Roman über ein Familiengeheimnis vorgelegt, der durchaus auch ins historische Genre eingeordnet werden könnte. Der Schreibstil ist schön flüssig und vermag den Leser von Beginn an zu fesseln. Die Geschichte teilt sich in zwei Handlungsstränge, der eine erzählt von Elsa, ihrer Arbeit und ihrem Leben in der Gegenwart. Der andere behandelt die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ab 1912 bis ins Jahr 1943 und lässt den Leser am Leben von Elsas Urgroßmutter Anneli und ihrer Familie und deren Weggefährten teilhaben. Auch die damalige Künstlerszene um den „Blauen Reiter“ wird sehr schön in die Geschichte mit eingefügt. Die beiden Handlungsstränge wechseln sich gegenseitig ab, Informationen die man in der Gegenwart erhält, bekommen teilweise ihre Erklärung durch die Vergangenheit. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, doch schraubt er sich während der Geschichte immer mehr in die Höhe. Man kann als Leser gar nicht anders, als immer weiter durch die Kapitel zu laufen, um endlich der Lösung näher zu kommen.
Die Autorin hat besonderen Wert in die Ausgestaltung ihrer Charaktere gelegt und um sie herum eine sehr fesselnde Geschichte gesponnen. Die Protagonisten sind sehr detailliert und authentisch dargestellt und wirken mit ihrem Verhalten, ihren Sorgen und Nöten wie Menschen, die jeder von uns kennt. Elsa ist kein einfacher Charakter, wirkt auch nicht sehr sympathisch, dabei ist sie sehr komplex und vor allem vorbelastet durch ihre eigenen Eltern und das Verhältnis zu ihnen. Elsa hat ihre eigenen Wünsche nie wirklich definiert, gibt sich mit dem zufrieden, was sie hat, bis dieser Auftrag sie vor eine besondere Herausforderung stellt. Sie forscht innerhalb ihrer eigenen Familiengeschichte und entdeckt dabei viele Ungereimtheiten. Erinnerungen jagen durch ihren Kopf, dabei werden auch Wünsche entdeckt, die völlig verschüttet waren, aber die in Elsa eine Entwicklung bewirken, die den Leser erstaunt zurück lässt. Urgroßmutter Anneli wuchs in einer behüteten Familie auf, die allerdings schon zur damaligen Zeit recht fortschrittlich wirkte. Anneli hatte einigen Freiraum, aber auch einen eigenen Kopf, sie ist oftmals stur und eingefahren in ihrer Sichtweise. Obwohl sie sich für so fortschrittlich hält, ist sie doch von Vorurteilen geprägt. Auch die Nebenprotagonisten fügen sich mit ihren eigenen Geschichten und ihren Verwicklungen und Beziehungen untereinander wunderbar in die Handlung ein und bereichern das Gesamtbild des Romans.
„Die Frauen meiner Familie“ ist ein sehr fesselnder Roman um Familiengeheimnisse und die Kunstszene einer vergangenen Zeit. Alle Liebhaber von gut ausgedachten Geschichten, die auch historische Aspekte in sich vereinen, werden an der Lektüre dieses Buches ihre Freude haben. Eine ausdrückliche Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Legende von Cantre'r Gwaelod

Sturm über dem Meer
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Dr. Samantha Goodwin ist als Archäologin an der Universität von Oxford tätig und bereitet sich auf eine Exkursion in Baia vor, doch dann wird sie von ihrem Ex-Geliebten Christopher ausgebremst, der ihr ...

Dr. Samantha Goodwin ist als Archäologin an der Universität von Oxford tätig und bereitet sich auf eine Exkursion in Baia vor, doch dann wird sie von ihrem Ex-Geliebten Christopher ausgebremst, der ihr wegen seiner neuen Verlobten den Auftrag entzieht. Kurzerhand übernimmt Samantha den Auftrag, in dem kleinen Fischerdorf Borth in Wales einen ehemals versunkenen und nun vom Meer freigelegten Wald zu untersuchen und so den Nachweis zu einer alten Burganlage zu belegen, von der in der Legende vom untergegangenem Königreich Cantre’r Gwaelod 600 n. Ch. die Rede ist. Da Samanthas Großmutter Gwen schon ihr lebenlang in Borth wohnt, fühlt sie sich sofort heimisch und macht sich mit ihren zwei Studenten ans Werk. Zu Hilfe bei den Ausgrabungen kommt ihnen der kleine Max, der Sohn des örtlichen Werftbesitzers Luke, der einen antiken goldenen Armreif findet – und einen in Wachstuch geschnürten Toten. Bald stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um Samanthas Großvater Arthur handelt, den Ehemann von Gwen. Erst nach und nach kommt Samantha mit Hilfe von Luke und den Geschichten ihrer Großmutter aus der Vergangenheit den Geheimnissen auf die Spur. Doch irgendjemand möchte unbedingt verhindern, dass die ganze Geschichte ans Licht kommt.
Constanze Wilken hat mit ihrem Buch „Sturm über dem Meer“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt, der den Leser von Anfang an in Atem hält und zu fesseln weiß. Schon gleich zu Beginn die Legende von Cantre’r Gwaelod klingt mysteriös, traurig und unheilvoll. Die Geschichte wird in zwei verschiedenen Handlungsebenen erzählt, zum Einen begleitet der Leser Samantha in der Gegenwart bei ihren Erlebnissen, zum anderen werden die Erinnerungen von Gwen aus den 1950er Jahren mit dem Handlungsstrang wieder lebendig, der sich mit der Vergangenheit befasst. Der Spannungsbogen wird schön aufgebaut und schraubt sich während der Geschichte immer mehr in die Höhe, um den Leser am Ende zu überraschen. Constanze Wilken hat während der Handlung einige Drehungen und Wendungen eingebaut, die den Leser dazu animieren, bei der Lektüre mit zu kombinieren und sich eigene Gedanken über den Ausgang des Geschehens zu machen, was die Spannung noch unterstützt. Die Landschaftsbeschreibungen, die auch mit einer kleinen Karte zu Beginn des Buches unterstützt werden, sind so bildhaft dokumentiert, dass man sich den versteinerten und moosigen alten Baumstammwald sehr gut vorstellen kann ebenso wie die raue Küste von Wales oder den örtlichen Pub.
Auch mit der Auswahl ihrer Charaktere hat die Autorin ein besonders feinfühliges Händchen bewiesen, so wirken die Protagonisten durchweg mit Ecken und Kanten sehr lebhaft und authentisch wie im richtigen Leben, weshalb es dem Leser schnell gelingt, sich mit ihnen zu identifizieren. Samantha ist eine sehr selbstbewusste, aber auch sture Frau, die das Herz am rechten Fleck trägt und sehr an ihrer Großmutter hängt aufgrund ihrer eigenen familiären Situation. Gwen ist eine freundliche alte Dame, die ein hartes und entbehrungsreiches Leben allein mit drei Kindern gemeistert hat und noch heute die Erinnerung an ihren geliebten verstorbenen Mann aufrechterhält. Luke ist ein Pfundskerl, der schon mal schnell aus der Haut fährt, jedoch immer hilfsbereit und interessiert ist. Auch die Nebencharaktere sind alle so wunderbar gestrickt, dass sie mit ihren kleinen Geschichten und Erlebnissen zur Untermalung des Romans beitragen.
Constanze Wilken ist mit „Sturm über dem Meer“ wieder ein außergewöhnlich spannender und sehr fesselnder Roman gelungen, der mit einem geheimnisvollen Familiengeheimnis und einer Liebesgeschichte aufwartet, die man schöner nicht erzählen kann. Absolute Leseempfehlung für alle, die sich durch Worte davontragen lassen wollen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Hölle auf Erden

Sturm im Paradies
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2004. Die 26-jährige Luftrettungsassistentin Rebecca ist bei der Rettung und Bergung des schwerverletzten Amerikaners Marty beteiligt. Nach seiner Genesung lädt er sie und alle Beteiligten zu einem Fest ...

2004. Die 26-jährige Luftrettungsassistentin Rebecca ist bei der Rettung und Bergung des schwerverletzten Amerikaners Marty beteiligt. Nach seiner Genesung lädt er sie und alle Beteiligten zu einem Fest ein, um sein neues Leben zu feiern. Dort trifft Rebecca auf Martys besten Freund Luke, der sich sofort in die junge Frau verguckt. Marty hat für alle Beteiligten noch eine große Überraschung parat, denn er lädt sie alle dazu ein, Gäste auf seiner Hochzeit in Thailand zu sein. Rebecca überlegt, ob sie der Einladung folgen soll, doch dann entscheidet sie sich, die Reise anzutreten, auch um einmal ihrer liebevollen, aber auch manchmal erdrückenden Familie zu entfliehen. Thailand entpuppt sich als Paradies, und Rebecca entspannt sich regelrecht beim Anblick des weiten Horizonts, des Meeres und der wundervollen Vegetation. Aber auch die neue Bekanntschaft von netten Menschen und die Wiederbegegnung mit Luke lassen Rebecca den Urlaub genießen. Am Morgen des zweiten Weihnachtstages, einen Tag nach Martys Hochzeit, fährt Luke mit Freunden zum Tauchen raus aufs Meer, während Rebecca einen Tag am Strand plant. Doch dazu soll es nicht mehr kommen, denn eine riesige Welle, die sich nach einem nächtlichen Seebeben gebildet hat, überrollt das Urlaubsparadies…

ElisabethBüchle hat mit ihrem Buch „Sturm im Paradies“ einen emotionalen und reflektierenden Roman vorgelegt, der den Tsunami vom 26. Dezember 2004 nach einem Erdbeben im Indischen Ozean thematisiert. Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und wunderbar flüssig, der Leser ist von Beginn an der stumme Begleiter von Rebecca und den anderen Protagonisten und muss sich auf ein Gefühlsbarometer der besonderen Art einstellen. Während sich auf der einen Seite langsam eine zarte Liebesgeschichte entspinnt, setzt die Natur zu einem Schlag an, der die Menschheit sehr hart treffen und viel Leid und Schmerz verursachen wird. Die Spannung steigt langsam an, um dann recht schnell steil nach oben zu schießen und den Leser atemlos, unruhig und wie unter Schock weiterlesen zu lassen auf der Suche nach so etwas wie einem Happy End.
Die Charaktere wurden wunderbar ausgestaltet, zeigen Ecken und Kanten, weshalb sie auch so natürlich und authentisch wirken und sich jeder mit ihnen identifizieren kann. Rebecca stammt aus einer großen Familie, fühlt sich oftmals allerdings von all der Fürsorge erdrückt, ist sie doch die einzige, die noch nicht verheiratet ist. Sie hat einen anspruchsvollen Beruf, der sie aus- und erfüllt, aber innen spürt sie oftmals eine Leere, die sie sich wohl selbst nicht so genau erklären kann. Luke ist ein sehr sympathischer Mann, der behutsam und bedacht handelt, dabei hilfsbereit, tatkräftig und offen für alles ist. Marty mag ein exzentrischer Millionär sein, doch er ist gutmütig, großzügig und dankbar, ein neues Leben geschenkt bekommen zu haben. Auch die weiteren Charaktere wie z.B. die schwedische Familie mit den drei Kindern oder auch die einheimischen Hotelbesitzer und ihre Angestellten sind mit ihren Sorgen und Nöten sehr lebensecht beschrieben und leisten innerhalb der Handlung einen wertvollen Beitrag für die sehr realitätsnahe Geschichte.

Der christliche Bezug innerhalb des Romans wirkt unaufdringlich, passt aber sehr gut zur Handlung, in der es um Hoffnung, Liebe und Verzeihen geht. Es geht um die Zweifel der Menschen, warum ihnen dies zugestoßen ist, warum der eine sterben muss, der andere am Leben ist. Viele Menschen haben in dieser furchtbaren Tragödie zum Gebet gefunden, viele hat es auf besondere Art getröstet und ihnen Hoffnung gegeben. Die Hilfsbereitschaft unter den Fremden, die grenzenlose und unermüdliche Unterstützung und das Miteinander zeugen in solch einer Situation vom Guten im Menschen und lässt einen die Hoffnung wiederfinden, sollte sie verloren gegangen sein.

Jeder Mensch wird sich an die Ereignisse erinnern können, denn es gab einfach zu viele Bilder davon überall zu sehen, und auch zu viele Menschen, die verschwanden, starben oder gebrochen zurückgelassen worden sind. Jedes dieser Leben, ob direkt beteiligt durch Verlust oder auf Nachrichten hoffend in der fernen Heimat, ob Einheimische oder Urlauber, ist durch dieses Ereignis für immer gezeichnet und wird diesen Einschnitt nie vergessen. Elisabeth Büchle geht innerhalb ihrer Handlung sehr behutsam, aber auch soweit wie möglich realitätsnah vor. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und gibt auch einiges an Hintergrundinformationen, die dem Leser im Vorfeld vielleicht nicht so bekannt waren.

„Sturm im Paradies“ ist ein Roman, den man lange nicht vergessen wird, besonders wenn man selbst dieses Grauen überlebt hat. Es war heilsam, aber auch beklemmend, es zu lesen. Umso mehr gilt der Autorin der Respekt, dieses Thema so mutig als Handlung gewählt und in seinen Facetten ausgearbeitet zu haben. Absolute Leseempfehlung – Chapeau!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Durch Sturm und Wind, weil wir Schwestern sind

Als wir Schwestern waren
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Hamburg 2013. Simone arbeitet als selbständige Auktionsagentin und lebt mit ihrem Freund Jens in Hamburg. Die Beziehung der beiden ist schwierig, Jens lebt in den Tag hinein, während Simone mit ihrer Arbeit ...

Hamburg 2013. Simone arbeitet als selbständige Auktionsagentin und lebt mit ihrem Freund Jens in Hamburg. Die Beziehung der beiden ist schwierig, Jens lebt in den Tag hinein, während Simone mit ihrer Arbeit für die Kosten aufkommt. Eines Tages bekommt Simone einen Brief mit Bargeld und der Aufforderung, zwei Schrankkoffer und einen Sattel auf einer Privatauktion in Hamburg zu ersteigern. Unterzeichnet ist dieser Brief mit C.C. und enthält keinerlei Adresse. Simone kommt der Aufforderung nach, denn sie braucht jede Einkommensquelle. Als die Koffer und der Sattel an ihre Privatadresse in Berlin angeliefert werden, ist Simone doch neugierig, was die Koffer wohl beinhalten könnten. So öffnet sie diese mit schlechtem Gewissen ihrem Klienten gegenüber, der sich noch nicht gemeldet hat und findet neben bunten Zirkusgewändern in einem Geheimfach einige alte Tagebücher und alte Briefe, manche noch ungeöffnet. Während Simone die Fundstücke durchliest, wird sie immer mehr gefangen genommen von der dort erzählten Geschichte von Elisabeth und Viviane, sie macht sich am Ende auf die Suche nach den eigentlichen Besitzern, denn der Auftraggeber hat sich noch immer nicht gemeldet. Wird sie die rechtmäßigen Eigentümer finden?

Hamburg 1916. Die Schwestern Elisabeth und Viviane Berentsch wachsen behütet in einem gutbürgerlichen Unternehmenshaushalt auf. Beide sind vom Wesen her grundverschieden, doch sind sich die Schwestern eng verbunden. Eines Tages reist die jüngere Schwester Viviane aus und schließt sich der Liebe wegen einem Wanderzirkus an. Fortan wird ihr Name im Elternhaus nicht mehr erwähnt und Elisabeth bleibt allein zurück. Es ist die Zeit des ersten Weltkrieges und Deutschland kommt nicht zur Ruhe…

Marie Jansen hat mit ihrem Roman „Als wir Schwestern waren“ einen sehr unterhaltsamen, berührenden und spannenden Familienroman vorgelegt, der sich über viele Jahrzehnte spannt und in zwei Handlungssträngen erzählt wird. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und bildhaft, der Leser wird mal in das eine Jahrhundert mal in das andere katapultiert und begleitet die Protagonisten auf ihren abenteuerlichen Wegen. Das Einstreuen von Tagebucheintragungen ebenso wie von Briefen geben der Handlung Einblicke in ein Leben des vergangenen Jahrhunderts zu Kriegszeiten. Ebenso ist zu erwähnen, dass sich die Eintragungen und Briefe gegenseitig ergänzen und Fragen, die bei dem einen entstehen, im anderen teilweise beantwortet werden. Der Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, steht dem in der Vergangenheit in nichts nach. Beide wissen zu fesseln und zu begeistern. Die Landschaftsbeschreibungen sind malerisch und sehr detailliert, wer die französische Küste kennt, wird sich schnell heimisch fühlen und vor dem inneren Auge Bilder hervorrufen können, die das Fernweh aufkommen lassen.

Die Charaktere wurden sehr authentisch und lebensecht skizziert, die Protagonisten haben ihre Ecken und Kanten, Sorgen und Nöte, so dass man sich sehr gut mit ihnen identifizieren kann, weil sie glaubhaft wirken. Simone ist eine sympathische Frau, die mit ihrer momentanen Lebenssituation hadert. Sie liebt ihren Beruf, aber ihre Beziehung zu Jens macht ihr zu schaffen, schon lange leben sie nebeneinander her und das Gefühl, von Jens ausgenutzt zu werden, lässt sich nicht vertreiben. Auch ihre eigene familiäre Situation ist schwierig, der Kontakt zur Mutter nur sporadisch und wenig herzlich, ansonsten ist sie auf sich allein gestellt. Die ersteigerten Gegenstände werden ihr Leben verändern und sie mit Dingen konfrontieren, die sie sich nicht hätte vorstellen können. Elisabeth ist eine Frau, die durch eine Krankheit in der frühen Kindheit entstellt wurde und somit ihren Eltern eher als Last gilt, da man sie nicht mehr standesgemäß verheiraten kann. Ihr Leben besteht aus der Erfüllung der Erwartungen anderer, während ihre eigenen Wünsche außen vor bleiben. Als sich ihr doch noch ein wenig Glück am Horizont zeigt, greift sie zu und verteidigt dieses mit allen Mitteln, ohne an die Folgen zu denken. Viviane ist jung und ungestüm, ohne jeden Standesdünkel. Sie will ihr Leben frei gestalten und ergreift die erste Möglichkeit, aus dem elterlichen Käfig auszubrechen und sich für die Freiheit zu entscheiden, auch wenn dieser Weg mit vielen Entbehrungen und schmerzhaften Erfahrungen gepflastert ist. Pascal ist ein sympathischer Mann, der sich erst einmal im Hintergrund hält, dabei hat er mehr zu sagen, als auf den ersten Blick zu ersehen ist.

„Als wir Schwestern waren“ ist ein Roman, der ein lange gehütetes Familiengeheimnis aufdeckt und dessen Folgen bis in die Gegenwart reichen. Ein absolut spannender und unterhaltsamer Schmöker für alle, die dieses Genre lieben und sich in verschiedenen Zeitepochen verlieren können. Unbedingte Leseempfehlung für eine tolle Geschichte, die noch ewig hätte so weitergehen können!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nur, wer sich selbst verzeiht, ist offen für Gott

Zum Schweigen gezwungen
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Bryce Bishop ist Geschäftsmann und besitzt ein Unternehmen für Münzhandel in Chicago. Doch Bryce langweilt sich, denn seine Mitarbeiter sind ausgesprochen fleißig und nehmen ihm jegliche Arbeit ab. Eines ...

Bryce Bishop ist Geschäftsmann und besitzt ein Unternehmen für Münzhandel in Chicago. Doch Bryce langweilt sich, denn seine Mitarbeiter sind ausgesprochen fleißig und nehmen ihm jegliche Arbeit ab. Eines Abends lernt er auf dem Firmenparkplatz Charlotte Graham kennen, die ein Konkurrenzgeschäft neben seinem Laden aufmachen möchte. Aber das ist nicht der eigentliche Grund, dies soll Bryce bald erfahren. Denn Charlotte ist durch eine Erbschaft unermesslich reich und hat ihn mit dem Geschäft nur geködert. Schon bald weiß Bryce gar nicht mehr, wie das Wort „Langeweile“ geschrieben wird, denn Charlotte weiht ihn in kleinen Stücken in den Umfang ihrer Erbschaft, aber auch über ihr eigenes Schicksal ein. Bryce ist von dieser Frau fasziniert, merkt aber auch, dass Charlotte von etwas Dunklem getrieben wird. Ist sein Glaube stark genug, auch Charlotte wieder Vertrauen zu lehren und bedingungslos an Gott zu glauben?
Dee Henderson hat mit ihrem Roman „Zum Schweigen gezwungen“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Roman vorgelegt, den man fast schon im Bereich Krimi einordnen könnte. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und fesselt von der ersten Seite ab, so dass es schwerfällt, das Buch mal aus der Hand zu legen. Die Erzählweise ist oftmals so bildhaft, dass der Leser das Gefühl hat, mit den Protagonisten in einem Raum zu sein und sie zu beobachten. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, aber unterschwellig steigert er sich bis auf die letzten Seiten des Buches. Die Erzählweise der Handlung ist genial, wie eine Puzzlestück entfaltet sich die eigentliche Tragödie erst nach und nach und lässt einem den Atem stocken. Die Charaktere sind sehr interessant angelegt, da treffen alle möglichen Verhaltensmuster aufeinander, die mal sympathisch, mal nervig anmuten, doch allesamt sind begründet. Bryce ist ein gläubiger Mann, der sich in seinem Beruf langweilt. Er vermisst die Leidenschaft, die ihn mal dazu getrieben hat, mit Münzen zu handeln. Deshalb betet er bei Gott um eine Eingebung und die Beendigung der Langeweile. Überhaupt sind Bryce‘ Gebete ein wichtiger Bestandteil der Handlung, sie sind so menschlich, alltäglich und oftmals doch so selbstlos. Seine Zwiegespräche mit Gott erinnern an die eigenen, die man täglich im Stillen führt und sich so manche Hilfe erhofft. Bryce lebt mit seinem Glauben und dies von morgens bis abends, er ist selbstlos, gütig und verständnisvoll, bringt seinen Mitmenschen Respekt entgegen und glaubt an das Positive im Leben. Dagegen ist Charlotte eine gepeinigte Seele, die ihren Glauben verloren hat und nicht mehr auf Gott vertrauen kann aufgrund all der Dinge, die sie erlebt hat. Sie ist auf der Flucht vor sich selbst, dabei wünscht sie sich nichts mehr, als endlich wieder in der normalen Welt anzukommen. Charlotte ist eine eher pragmatische Frau, künstlerisch veranlagt mit einem guten Blick für die täglichen Dinge und die Menschen, die ihr begegnen. Sie vertraut nur sehr schwer, doch sie sieht die Menschen um sich herum mit einem Blick in deren Inneres. Charlotte fühlt sich schuldig und hat das Gefühl, für alle Zeiten Buße tun zu müssen. Auch kann sie sich nicht vorstellen, dass sie geliebt wird um ihrer selbst willen. Das muss sie erst langsam wieder lernen. Auch die anderen Protagonisten passen mit ihren Geschichten sehr gut in die Handlung und machen das Buch dadurch noch viel spannender, denn die Zusammenhänge werden erst viel später sichtbar.
„Zum Schweigen gezwungen“ ist ein spannender, christlicher Roman mit einer Handlung, die jeden Krimileser begeistern dürfte. Besonders schön sind die heimlichen Gebete und die Gespräche über Gott, weil sie so gut in den Zusammenhang passen und wirken deshalb so gar nicht missionierend. Dee Henderson ist ein wirklich gutes Buch gelungen, dass einmal mehr zeigt, dass man Geduld haben muss und dass Gott sich bei allem, was er geschehen lässt, etwas gedacht hat, vor allem das Zeigen von Menschlichkeit, Vertrauen, Liebe und Verzeihen. Absolute Leseempfehlung!