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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2022

Charmanter Auftragsmörder wider Willen- Kurzweilig und unterhaltsam

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Mit Witz, Charme, kulinarischen Genüssen und französischem und auch italienischem Flair kann "Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens" von Pierre Martin aufwarten.

Lucien Comte de Chacarasse, Nachfahre ...

Mit Witz, Charme, kulinarischen Genüssen und französischem und auch italienischem Flair kann "Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens" von Pierre Martin aufwarten.

Lucien Comte de Chacarasse, Nachfahre eines alten französischen Adelsgeschlecht, genießt sein Leben als Frauenheld und Besitzer eines gut laufenden französischen Restaurants. Doch sein sorgenfreies Leben endet jäh als sein Vater im Sterben liegt und an seinem Sterbebett Lucien schwören lässt, die besondere Tradition der Familie weiterzuführen. Und die hat es in sich, denn die Chacarasse sind Auftragsmörder. Auch wenn Lucien für dieses besondere Erbe von Kindesbeinen an trainiert hat, konnte er sich der Pflicht, die ihm widerstrebt, bis jetzt entziehen. Schon bald hat jedoch sein Onkel Edmond den ersten Auftrag für ihn und für Lucien beginnt der Versuch ein Auftragsmörder zu sein ohne dabei selbst zum Mörder zu werden.

Locker und unterhaltsam geschrieben folgt man gern Lucien dabei, wie er versucht der Familientradition gerecht zu werden und sein bisheriges unbeschwertes Leben weiterzuführen. Nebenbei wird der Leser in die Kunst des (Nicht)Tötens eingeführt und macht Bekanntschaft mit mehr oder weniger liebenswerten Charakteren. Zu Ersteren zählen die gutmütige aber schwerhörige Rosalie und die mit allen Wassern gewaschene Francine, zu Letzteren Luciens Onkel Edmond.
Die französische Mittelmeerküste, die kulinarischen Genüsse, die kurzen Kapitel und eine wendungsreiche Handlung sorgen hierbei insgesamt für ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Auch wenn nicht jeder Witz zündet und manches zu klischeehaft dargestellt wird, ist dem Autor eine originelle Geschichte mit spannenden Kriminalementen gelungen, die Lust auf mehr macht.

Wer auf der Suche nach einem kurzweiligen, unterhaltsam geschrieben und teilweise absurden Kriminalroman über einen liebenswerten Auftragskiller wider Willen ist macht mit "Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens" nichts falsch. Zu viel Tiefe und Realismus sollte man jedoch nicht erwarten.
Perfekt für Zwischendurch und Liebhabern von Wohlfühlkrimis zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Spannungsarmer aber atmosphärischer und psychologischer Krimi

Der Sturm
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In "Der Sturm" von Jane Harper geht es vor allem um Überlebende. Es geht um Katastrophen und die Menschen, die nach einer Tragödie zurückbleiben. Es handelt von Trauer, Schuld und Reue und darum, wie sich ...

In "Der Sturm" von Jane Harper geht es vor allem um Überlebende. Es geht um Katastrophen und die Menschen, die nach einer Tragödie zurückbleiben. Es handelt von Trauer, Schuld und Reue und darum, wie sich Familien und Freunde mit stillen Vorwürfen oder gar offener Feindseligkeit voneinander entfernen. Der Schwerpunkt liegt auf der Familie und darauf, wie sie einen näher an sich heranziehen und für Stabilität sorgen oder aber auch wegstoßen können.

In dem eher als Spannungsroman mit Krimielementen statt als spannenden Thriller anzusehenden Buch wird die Handlung aus Sicht der Hauptperson Kiernan erzählt.
Kiernan, seine Freundin Mia und ihre kleine Tochter kehren nach über einem Jahrzehnt in die Kleinstadt Evelyn Bay zurück, um seinen Eltern beim Packen des Familienhauses zu helfen. Als die Leiche einer jungen Frau unweit ihres Hauses am Strand gefunden wird, kommen alte Geheimnisse und Lügen an die Oberfläche. Und Fragen über ein anderes junges Mädchen, das während des großen Sturms vor 14 Jahren verschwunden ist, kommen auf.

Langsam wird nach und nach das Rätsel gelöst was vor 14 Jahren wirklich passiert ist. Die Handlung besticht hierbei besonders durch die tiefgehende Charakterzeichnung und dem atmosphärischen Schreibstil. Die Autorin schafft es genau die Stimmung in einer abgelegenen Kleinstadt in Tasmanien einzufangen und wie es sich in einer Kleinstadt lebt. Denn wenn man in einer Kleinstadt lebt, wird nichts jemals vergessen. Kleine Fehler verfolgen einen für immer, klammern sich fest und lassen einen nie mehr los. Es ist definitiv ein Slow-Burn-Krimi, der sich Zeit lässt und erst zum Ende hin richtig an Fahrt aufnimmt und dann etwas zu abrupt endet und manche Aspekte unbefriedigend auflöst.

Nichtsdestotrotz habe ich Gefallen an dem Buch gefunden, da der psychologische Aspekt der Handlung sowie die Themen Schuld, Trauer, Scham und wie sie - unverarbeitet - die Beziehungen beeinflussen können gut herausgearbeitet wurde.

Ein stimmungsvoller Krimi der ruhigen Art.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Fesselndes Buch über Tennis und Frauen in der Sportwelt

Carrie Soto is Back
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Wir schreiben das Jahr 1994 und Carrie Soto, eine der größten Tennisspielerin aller Zeiten, muss mit ansehen, wie ihr Rekord von der sehr talentierten Nikki Chan bei den US-Open gebrochen wird. Daraufhin ...

Wir schreiben das Jahr 1994 und Carrie Soto, eine der größten Tennisspielerin aller Zeiten, muss mit ansehen, wie ihr Rekord von der sehr talentierten Nikki Chan bei den US-Open gebrochen wird. Daraufhin beschließt Carrie, mit 37 Jahren ihren Ruhestand als Tennisspielerin aufzugeben, um ihren Rekord zurückzuerobern, und zwar mit ihrem Vater an ihrer Seite. Als ihr Trainer hat ihr Vater sie immer dazu gedrängt, das Beste aus sich herauszuholen, und Carrie hat diese Einstellung ihr ganzes Leben lang mit sich herumgetragen: Sie muss die Größte sein und darf nicht versagen. Deshalb nennen die Medien sie auch die "Kampfmaschine“. Carrie will sich und allen beweisen, dass sie es noch draufhat, aber um in der Rangliste aufzusteigen und Titel zu gewinnen, muss sie sich deutlich verbessern. Dafür braucht sie die Hilfe von Bowe Huntley, der als Tennisspieler auch noch letzte Erfolge erzielen will, bevor er aufgibt. Bald geht es nicht nur um Titel und Rekorde, sondern um viel mehr für Carrie.

Taylor Jenkins Reid hat mit „Carrie Soto is Back“ eine eindrucksvolle und kurzweilige Geschichte über Tennis, Ehrgeiz und Tatkraft geschrieben, in der es auch darum geht, was es bedeutet, eine Frau zu sein, die alles will, während die ganze Welt ihr dabei zusieht. Carrie ist eigen, abgehärtet und manchmal auch ziemlich egoistisch. Zusammen mit ihrem eisernen Willen und unbarmherzigen Ehrgeiz hat sie sich so nicht nur Freunde beim Publikum und in den Medien gemacht. Doch genau diese Charaktereigenschaften sowie ihre Hingabe an den Tennissport und an die, die sie liebt, machen sie insgesamt zu einer faszinierenden Persönlichkeit, der man gerne folgt und der man beim Lesen die Daumen drückt, als handelte es sich um ein echtes Tennismatch.

Wenn man sich an die Tennisbegriffe und dem eingestreuten Spanisch gewöhnt hat, fliegt man dann sehr schnell nur so durch die Seiten und folgt gebannt Carrie auf und abseits des Tennisplatzes. Besonders die kurzen Kapitel, die eingestreuten Zeitungsartikel und Spielkommentare sorgen für schnelles und unterhaltsames Lesen. Obwohl das Buch über Tennis handelt, muss man hierbei kein Tennisfan sein, um das Buch genießen zu können. Auch hat das Buch eine gewisse Tiefe. Die Charaktere sind gut gezeichnet und Carries Beziehungen, Gefühle und Charaktereigenschaften sowie das Thema Frauen im Sport werden gut durchleuchtet und beschrieben und machen das Buch insgesamt lesenswert.

Wer auf der Suche nach einem fesselnden, leicht zu lesenden und unterhaltsamen Buch mit Tiefe ist, macht mit „Carrie Soto is Back“ nichts falsch.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Das Erbe der Sklaverei in Brasilien - eindrucksvoll erzählt

Die Stimme meiner Schwester
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„Die Stimme meiner Schwester“ von Itamar Vieira Junior ist ein beeindruckender und bewegender Roman über das Erbe der Sklaverei in Brasilien.
Erzählt wird die Geschichte zweier Schwestern, Bibiana und ...

„Die Stimme meiner Schwester“ von Itamar Vieira Junior ist ein beeindruckender und bewegender Roman über das Erbe der Sklaverei in Brasilien.
Erzählt wird die Geschichte zweier Schwestern, Bibiana und Belonísia, die durch ein schicksalhaftes Ereignis in ihrer Kindheit eng miteinander verbunden sind. Beide sind Nachkommen ehemaliger afrikanischer Sklaven und gehören der Gemeinschaft der Quilombolos an. Schauplatz der Handlung ist die fiktive Farm Agua Negra im Nordosten von Brasilien. Allgegenwärtig in der Erzählung ist der Glaube der Quilombolos mit all seinen mystischen Elementen und ihre tiefe Verbindung mit dem Land, auf dem sie leben und arbeiten.

Aufgeteilt in drei Teile, beginnt der Roman damit, dass man Sicht der einen Schwester Zeuge wird, wie die andere sich beim Spielen mit einem Messer aus Versehen die Zunge abschneidet. Erzählt erst aus Sicht der einen, dann der anderen Schwester, folgt man Bibiana und Belonísia beim Erwachsen werden und wie sie das harte Leben auf der Farm meistern. Durch ihre Augen gewinnt man einen Einblick in die Unterdrückung und Ungerechtigkeiten, denen sie als Frauen und als Arbeiter auf der Farm ausgesetzt sind. Im Gegensatz zu Belonísia, die sich mit dem harten Leben arrangiert hat, will Bibiana die Situation nicht länger hinnehmen. Sie beginnt zusammen mit ihrem Ehemann, die anderen Arbeiter von Água Negra zu organisieren und fordert ihre Rechte für das Land ein, auf dem deren Familien jahrzehntelang gearbeitet haben, das ihnen aber nicht gehört. Der Kampf um die Befreiung von Ausbeutung und Knechtschaft hat jedoch einen menschlichen Preis.

„Die Stimme meiner Schwester“ ist ein Roman, der erst nach und nach seine ganze Kraft entfaltet, dann aber einen nicht mehr loslässt. Mittels seines kraftvollen und atmosphärischen Schreibstils versetzt der Autor einen in die Siedlung von Bibiana und Belonísia und vermittelt so ein authentisches und einfühlsames Bild vom Leben der Quilombolos. Ein Roman, der den Unterdrückten eine Stimme gibt und die Frauen in den Mittelpunkt stellt. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Ein Mentor, der einem das Fürchten lehrt

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
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In Chris Carters neuen spannenden Thriller “Blutige Stufen” trifft man auf ein einen Mörder, der sich selbst der Mentor nennt und bei seinen Verbrechen so bösartig und akribisch vorgeht, das nicht nur ...

In Chris Carters neuen spannenden Thriller “Blutige Stufen” trifft man auf ein einen Mörder, der sich selbst der Mentor nennt und bei seinen Verbrechen so bösartig und akribisch vorgeht, das nicht nur die Leser*innen sondern auch die einiges an Grausamkeiten gewöhnten Detective Robert Hunter, sein Partner Detective Carlos Garcia und das restliche Team der UV-Einheit des LAPD an ihre Belastungsgrenze gebracht werden. Der Mörder lebt von der Angst seiner Opfer, foltert diese auf brutalste Art und Weise, bis sie schließlich tot sind. Zusätzlich hinterlässt er immer einen Teil eines Gedichtes bei der Leiche, auf das sich Hunter zunächst keinen Reim machen kann. Doch quält er nicht nur seine Opfer, sondern auch die Angehörigen, indem kurz nach dem Mord eine Videobotschaft an diese sendet, deren Inhalt so grausam ist, dass es sie um den Verstand bringt. Zunächst ohne Spur, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, der dann in einem großen Showdown endet.

Robert Hunters 12. Fall ist blutig, grausam, fesselnd von Anfang bis Ende und definitiv nichts für schwache Nerven. So angewidert man von dem grausamen Vorgehen des Mörders auch sein mag, Carter schafft es mit seinem atmosphärische düsteren Schreibstil und einer wendungsreichen Handlung einen in seinen Bann zu ziehen, sodass man nicht aufhören kann zu lesen. Beim Lesen positiv aufgefallen ist mir auch, dass nicht nur auf die Morde eingegangen wird, sondern auch auf deren psychische Auswirkungen auf die Hinterbliebenen. Mit entsprechender Sensibilität werden hierbei Themen wie Trauer, Trauma und Selbstmord angesprochen und teils auch ausführlicher behandelt.

Leider passt jedoch die Grausamkeit des Mentors nicht ganz mit seinem Motiv hinter seinen Taten überein, meiner Meinung nach ist seine Reaktion zu extrem, wodurch die Glaubwürdigkeit der Handlung im Nachhinein etwas leidet. Nichtsdestotrotz ist „Blutige Stufen“ ein blutiger und fesselnder Psychothriller, bei dem Fans von Chris Carter definitiv auf ihre Kosten kommen.

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