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Lainybelle

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Veröffentlicht am 18.08.2017

Eine Heldin mit einer starken Erzählstimme und Jahrhunderten von Geheimnissen

Ein Kuss aus Sternenstaub
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Worum geht's?

Sie ist eine uralte Dschinny, die seit Ewigkeiten in ihrer Flasche gefangen in einem lange vergessenenen Juwelengarten wartet.
Er ist ein junger Dieb mit Namen Aladdin, den ein magischer ...

Worum geht's?

Sie ist eine uralte Dschinny, die seit Ewigkeiten in ihrer Flasche gefangen in einem lange vergessenenen Juwelengarten wartet.
Er ist ein junger Dieb mit Namen Aladdin, den ein magischer Ring zu ihr führt. Er wird ihr Gebieter und sie versucht, seine Wünsche zu nutzen, um einen Auftrag des mächtigsten Dschinn zu erfüllen und sich damit ihre Freiheit zu erkaufen. Dass ihr Gefühle für diesen jungen Mann dazwischen kommen, hätte sie nie für möglich gehalten - und doch passiert genau das ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Das Buch hatte ich schon lange auf meiner Hoffentlich-wird-es-übersetzt-Liste. Orientalisch angehauchte 1001-Nacht-Geschichten sind ja gerade wieder im Trend, und so hat dann auch "The Forbidden Wish" endlich seinen Platz im deutschen Buchmarkt gefunden.
Da der Klappentext inhaltlich nicht viel verrät, war ich sehr gespannt, welches Abenteuer die Dschinny und Aladdin gemeinsam zu bestehen haben würden.

Wie es mir gefallen hat:

Das Besondere an diesem Buch ist die Erzählstimme der Dschinny - Zahra, wie sie sich von Aladdin nennen lässt, obwohl ihr wahrer Name in der Sprache der Dschinn Krümmung-des-Tigerschwanzes, Rauch-im-Wind, Mädchen-das-die-Sterne-verschenkt bedeutet.
Sie hat schon viele Zeitalter erlebt, und nach und nach erfährt man, wie es dazu kam, dass ihr eigenes Volk sie in ihre Flasche verbannte. Wer sie war, bevor sie zur Dschinny wurde, bleibt lange ein Geheimnis. Diese Elemente um die Vorgeschichte der Protagonistin sind wunderbar umgesetzt, ihr Drang nach Freiheit wird sehr greifbar. Der Autorin ist es gelungen, sich wirklich konsequent in das Wesen ihrer Figur einzufühlen und dasselbe auch ihren Lesern zu ermöglichen.
Zusätzlich zur Ich-Erzählerin gibt es im Buch drei Ausschnitte aus einem Lied, das nach und nach mehr über Zahras Vergangenheit und ihre letzte Gebieterin enthüllt.

Das Buch ist unglaublich fantasievoll geschrieben und man verfolgt mit Spannung mit, wie Zahra Aladdins Wünsche zu erfüllen versucht und die beiden sich bei Hofe immer mehr in Schwierigkeiten bringen.
Mit Zahra kann Aladdin als Charakter allerdings nicht ganz mithalten und bleibt im Vergleich ein wenig austauschbar. Dafür gibt es mit der Prinzessin Caspida und ihren loyalen Gesellschafterinnen noch einige starke Nebenfiguren.

Die Liebesgeschichte hat mich nicht vollkommen überzeugen können; da die Geschichte aber nicht nur davon lebt, ist das nicht so tragisch. Grund dafür, dass ich hier nicht richtig mitfiebern konnte, war neben dem schon erwähnten eher oberflächlich gezeichneten Charakter Aladdins, dass die Gefühle sich über einen Zeitraum entwickeln, der gestrafft erzählt wird, sodass man als Leser nicht viele Szenen miterlebt, die die beiden als passendes Paar zeigen.

Schön ist die Abgeschlossenheit der Geschichte. Nach dem etwas chaotischen, halsbrecherischen Showdown klingt das Buch sehr rund und stimmig mit einem Wohlfühlende ab.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer schon Bücher wie "Zorn & Morgenröte" für ihre Stimmung geliebt hat oder allgemein die Atmospähre aus 1001-Nacht mit einer Prise Romantik und einem Hauch Action reizvoll findet, sollte "Ein Kuss aus Sternenstaub" lesen.
Für Mädchen ab 14 ist es ideal, auch mit Anfang 20 kann man noch wunderbar in der Welt des Buches versinken.

In einem Satz:

"Ein Kuss aus Sternenstaub" erzählt eine märchenhafte Geschichte voll Tragik, Magie und Liebe und lässt die faszinierende Welt einer Dschinny lebendig werden, die trotz jeglicher Verbote ein Herz für Menschen hat.

Veröffentlicht am 09.08.2017

Was es bedeutet, zu sich selbst zu stehen

Among the Stars
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Worum geht's?

"(...) Die Welt war für immer still, und ich konnte es kaum ertragen. Aber wenn ich schrieb, hörte ich all diese Stimmen in meinem Kopf, die mir Geschichten erzählten. Ich habe das Gefühl, ...

Worum geht's?

"(...) Die Welt war für immer still, und ich konnte es kaum ertragen. Aber wenn ich schrieb, hörte ich all diese Stimmen in meinem Kopf, die mir Geschichten erzählten. Ich habe das Gefühl, ich bin nur dann in der Lage, die Welt deutlich zu hören, wenn ich eine neue erschaffe." (S. 165)

Elise Jameson ist Bestsellerautorin - doch das weiß niemand außer ihren Eltern und ihrem besten Freund. Seit Elise durch einen schlimmen Unfall taub geworden ist und eine Narbe im Gesicht trägt, versteckt sie sich vor der Welt, und hat das Bild einer fremden Frau als Autorenfoto benutzt. Als ihre Bücher verfilmt werden sollen - sogar mit ihrem absoluten Lieblingsschauspieler Gavin Hartley -, taucht plötzlich die Frau von dem Bild auf und nimmt Elises Rolle ein. Elise ist schockiert, doch dann wittert sie ihre Chance: Denn sie hat eine Einladung, beim Dreh dabei zu sein, und als vermeintliche Assistentin könnte sie sich das gleich viel besser vorstellen ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Titel und Cover schreien hier eigentlich schon so sehr nach einer typischen Liebesschnulze, dass ich unter Umständen die Finger von dem Buch gelassen hätte - wäre da nicht der originelle Grundkonflikt gewesen: eine junge Autorin, die ihre Identität verbirgt und ein tragisches Geheimnis mit sich herumschleppt, soll plötzlich im Rampenlicht stehen, und engagiert eine andere Frau, sie zu sein. Damit hat das Buch mich dann doch gewinnen können und mir bewiesen, dass seine Gestaltung ihm in gewisser Weise unrecht tut.

Wie es mir gefallen hat:

Kurzweilig, witzig, romantisch, lebensklug - das wären einige Schlagworte, die ich in Bezug auf "Among the Stars" in jedem Fall nennen würde.

Die Protagonistin Elise ist stark (viel stärker, als sie denkt), und auch wenn sie an der einen oder anderen Stelle ein wenig naiv agiert, kann sie den Leser ingesamt erfolgreich an ihre Geschichte fesseln. Ihre Taubheit ist sehr gut in die Handlung eingebunden, und es gelingt, sich in ihre Situation einzufühlen. Ihre Entwicklung und das Ende sind authentisch und mit viel Gefühl gestaltet.

Gavin Hartley, der berühmte Schauspieler, der es Elise so angetan hat, konnte mich nicht zu hundert Prozent überzeugen. Sein tragisches Geheimnis, und dass er in Wahrheit überhaupt nicht abgehoben, eingebildet und außerdem praktischerweise nicht in einer Beziehung ist, waren für mich ein bisschen viel des Guten. Doch da das Genre solche Figuren ja eigentlich schon voraussetzt, darf dieses Buch sich das durchaus erlauben.

Die Nebencharaktere haben zwar mitunter große Bedeutung für Elise, sind aber teils nicht wirklich originell (z.B. Elises schwuler bester Freund Jin) oder werden in nicht unbedingt notwendige Handlungsstränge verwickelt (z.B. Clint, ein Typ, den Elise an der Uni kennenlernt). Da man als Leser aber ohnehin am meisten an dem Verlauf von Elises Misere interessiert ist, tut das dem Lesevergnügen nicht viel Abbruch.
Veronica, die Frau, die Elises Rolle einnimmt, finde ich interessant - im Englischen gibt es noch ein Companion, das ihre Geschichte behandelt, und ich bin gespannt, ob dieses es vielleicht auch auf den deutschen Markt schaffen wird. Da sie sich Elise gegenüber eher verschlossen zeigt, gäbe es noch viel über ihre Hinter- und Beweggründe zu erfahren.

Was noch etwas besser hätte umgesetzt werden können, ist das Geheimnis um Elises Unfall. Lange Zeit ist man gespannt, was denn nun wirklich passiert ist, und dann kommt die Wahrheit durch einen recht konstruierten Zufall ans Licht und wird dann etwas zu schnell abgehandelt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Jeder, den ein paar unvermeidliche Klischees - wie der perfekte, einfühlsame Star, der in Wahrheit nur missverstanden wird - am Rande nicht abschrecken, und der grundsätzlich für romantische Geschichten zu haben ist, kann bei diesem Buch auf seine Kosten kommen.
"Among the Stars" kann auf jeden Fall aus dem Einheitsbrei hervorstechen und bringt ein paar unverbrauchte Themen und Ideen mit.

In einem Satz:

"Among the Stars" ist eine erfrischende, humorvolle und doch tiefergehende Liebesgeschichte mit dem großen Thema, was es bedeutet, zu sich selbst zu stehen.


Herzlichen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars an den Verlag!

Veröffentlicht am 01.07.2017

Viereinhalb Sterne für einen starken Romantasyauftakt

Nemesis - Geliebter Feind
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Worum geht's?

Sepora hat ihren Tod vorgetäuscht und ist geflohen. Als einzige Schmiedin des wertvollen Elementes Spektorium in ihrem Reich ist sie für ihren Vater, den König, zu einer mächtigen Waffe ...

Worum geht's?

Sepora hat ihren Tod vorgetäuscht und ist geflohen. Als einzige Schmiedin des wertvollen Elementes Spektorium in ihrem Reich ist sie für ihren Vater, den König, zu einer mächtigen Waffe geworden, die sie ihm nur nehmen kann, indem sie verschwindet.
Ihr Plan, im benachbarten Theoria im Geheimen unter den Niedriggeborenen zu leben, scheitert, als sie gefangen genommen und von einem Prinzen an niemand geringeren verschenkt wird als an dessen Bruder Tarik - den Pharao von Theoria. Der junge Herrscher ist ganz anders als erwartet, doch kann sie ihm vertrauen? Oder ist sie nur von einer Falle in die nächste gestolpert?

Was mich neugierig gemacht hat:

Auch wenn ich noch nicht die ganze Reihe gelesen habe, ist mir der Auftakt zu der "Blue Secrets"-Reihe von Anna Banks positiv als unterhaltsam und humorvoll in Erinnerung geblieben, sodass ich bei ihrem Namen auf dieser Neuerscheinung gleich aufmerksam geworden bin.

Das deutsche Cover finde ich sehr gelungen, zumal es sich vorbildlich wirklich mal an die Beschreibungen der Protagonistin im Buch hält - bis hin zu ihrer Kleidung!

Auch die Geschichte bringt vieles mit, was sie für mich sofort zu einem Must-Read gemacht hat: fantastische Reiche, Königsfamilien und ihre Konflikte, eine Prinzessin, die ihre wahre Identität verbirgt und am Hof ihres Feindes landet, um sich gegen ihren Willen in ihn zu verlieben - eine vielversprechende Ausgangslage für ein geniales Buch!

Wie es mir gefallen hat:

Verschiedene Königreiche mit Eigenheiten und Hintergrundgeschichte, Flugschlangen, Wasserwesen, die menschenähnlich sind und doch eine ganz eigene Lebensweise haben, Pyramiden, fremde Elemente mit besonderen Kräften, eine mysteriöse Seuche und eine Heilerschule - das sind nur einige der besonderen Bestandteile von "Nemesis".
Je weiter ich gelesen habe, desto mehr konnten mich die vielen detailliert ausgearbeiteten Ideen der Autorin faszinieren, auch wenn ich zu Beginn ein wenig Zeit gebraucht habe, um den vielen Informationen folgen und in ihre Welt einordnen zu können.

Natürlich ist das Ganze garniert mit einer Liebesgeschichte, die ja schon in Titel und Klappentext stark als Aufhänger dient. Ich habe es als sehr angenehm empfunden, dass dieser romantische Aspekt hier durchaus gleichberechtigt mit den politischen und persönlichen Konflikten behandelt wird. Dennoch sind die Gefühle zwischen Sepora und Tarik für meinen Geschmack einen Hauch zu nüchtern dargestellt - immer wenn es zu entscheidenden Szenen zwischen den beiden kommt, werden kaum emotionale Reaktionen aufgegriffen.

Der Wechsel zwischen Sepora als Ich-Erzählerin und Tarik (3. Person Präsens) hat mir gut gefallen, auch wenn besonders die letzteres Erzählweise ein wenig ungewohnt ist.
Beide sind sehr interessante Figuren, und dass beide einander aufgrund ihrer Rollen immer wieder Wahrheiten vorenthalten müssen, hält die Spannung. Tariks Gabe, Lügen zu erkennen, steigert diese nur noch und ist ein weiteres gelungenes Puzzleteil im Gesamtbild.

Bis auf ein paar kleinere Fragen, die offen bleiben oder auf logische Lücken hindeuten (z.B warum das so fortschrittliche Theoria auf seinem Basar noch Menschenhandel duldet oder warum Sepora noch nicht enttarnt wird, als man sie mit Spektorium auffindet), verläuft die Handlung geradlinig und überzeugend.

(Für wen) Lohnt es sich?

Zu diesem Buch sollte man greifen, wenn man gern in fremde, exotische Fantasyreiche eintaucht und sich dort vor allem in der Oberschicht herumtreiben möchte.
Wer sich eine reine Romanze erhofft, wird enttäuscht werden, zumal die Hintergründe und die Konflikte zwischen den Reichen hier viel Raum einnehmen und mit Liebe zum Detail erzählt werden.

In einem Satz:

"Nemesis - Geliebter Feind" ist ein gut durchdachter, handlungsstarker und fantasievoller YA-Roman mit wenig Luft nach oben für den zweiten Band.

Veröffentlicht am 14.01.2024

Fantasievoll und so süß wie spannend – ein guter Reihenstart!

Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang
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Beim Illustrationsstil von Xavier Bonet war es für mich Liebe auf den ersten Blick. Die Figuren, die Farbgebung, die Stimmung – einfach schön!
Als Kind habe ich gern „Hexe Lilli" gelesen, und dieses Comicbuch ...

Beim Illustrationsstil von Xavier Bonet war es für mich Liebe auf den ersten Blick. Die Figuren, die Farbgebung, die Stimmung – einfach schön!
Als Kind habe ich gern „Hexe Lilli" gelesen, und dieses Comicbuch hat mich da ein bisschen nostalgisch gemacht.
Sicher hätte ich auch Lily Halbmond schon damals sehr gemocht und mich davon beim Spielen inspirieren lassen.

Das Einzige, womit ich nicht ganz warm geworden bin, ist die zum Teil recht sprunghafte Erzählweise. Aufgrund der geringen Textanteile werden zwangsläufig so einige Zwischenszenen und Fragen (wissen Lilys Eltern eigentlich über die Fähigkeiten ihrer Tochter Bescheid? Was wird aus dem normalen Unterricht vor Entdeckung der geheimen Zauberschule?, ...) ausgelassen. Andererseits kann ich mir vorstellen, dass man diese Lücken als Kind noch intuitiver mit der eigenen Fantasie füllt.

Die Handlung wird an ein paar Stellen, an denen neue Elemente vorkommen, von Lexikonseiten unterbrochen, z. B. um die sogenannten „Steine der Macht" näher vorzustellen oder das Rezept für einen Reinigungstrank zu zeigen. Das ist sehr cool gemacht, auch wenn es die Spannung ein wenig ausbremsen kann.

Der Showdown dieses Auftaktbuchs ist wunderbar gelungen: Altersgerecht gibt es eine durchaus ernst zu nehmende Bedrohung, die auf einer sehr süßen Idee bzw. Kreatur beruht, sodass es mitreißend, aber nicht zuuu gruselig wird. Mit vereinten Kräften und ganz besonders dank Heldin Lily kann die Lage natürlich gerettet werden. Doch am Ende erfährt man, dass eine den Charakteren noch unbekannte Gegnerin hinter der ganzen Sache steckt, die sicher guten Stoff für die nächsten Abenteuer liefern wird.

In einem Satz:

„Lily Halbmond" ist ein fantastisch illustriertes, hochwertiges Comicbuch für Kinder im Grundschulalter, das gut unterhält und genau das richtige Maß zwischen aufregend und niedlich findet.

Veröffentlicht am 17.12.2023

Turbulent-witziges Schulabenteuer mit spannender, nicht perfekt genutzter Grundidee

Club der Honks
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Betsy Uhrigs Debüt „Mehr Action, weniger Zucchini" hat mich damals so begeistert, dass ich mich auf „Club der Honks" sehr gefreut habe. Die Autorin schreibt unglaublich kurzweilig und augenzwinkernd. Diesmal ...

Betsy Uhrigs Debüt „Mehr Action, weniger Zucchini" hat mich damals so begeistert, dass ich mich auf „Club der Honks" sehr gefreut habe. Die Autorin schreibt unglaublich kurzweilig und augenzwinkernd. Diesmal zieht sie ihr Lesepublikum mitten hinein in Jasons Welt und die von ihm verfasste Chronik eines geheimnisvollen Schulclubs.

Zuerst hatte ich ein paar Schwierigkeiten, alle Kinder richtig zuzuordnen, aber die schöne Coverillustration hat geholfen. Die Story legt den Fokus generell mehr auf die turbulent-chaotischen Geschehnisse als auf die Charaktere, die sie erleben.
Die Handlung wirft bis zum Ende viele Fragen auf, sodass man dranbleibt. Die Idee, dass die Clubmitglieder Aufnahmen von sich selbst in der Zukunft sehen können, ist toll und das Ganze hält eine witzige Auflösung bereit. Dennoch hätte ich mir bei dem großen Potenzial des Themas mehr Tiefe gewünscht; erst gegen Ende kommen dazu einige wertvolle Botschaften. Die Dinge, die den Kindern an ihren zukünftigen Ichs nicht gefallen, sind überwiegend oberflächlich, z. B. Outfit- und Frisurentscheidungen, mit denen ihre gegenwärtigen Ichs nicht einverstanden sind.

Die Geschichte lebt sehr davon, dass vieles überspitzt wird. Obwohl das ein Stück weit charmant ist, habe ich es hier zum Teil als zu extrem empfunden. Es sorgt für unwesentliche und oft sehr konstruierte Details und Gedankengänge, die das Tempo ausbremsen, und zum Beispiel Jasons jüngere Schwester wird durch die schräge Charakterisierung zu einer ziemlich unerträglichen Figur. Für ein Kinderbuch ist es doch sehr fragwürdig, dass sie ihrem Bruder gegenüber die ganze Zeit beleidigend und abschätzig sein darf und die Eltern ihr das fast schon stolz durchgehen lassen.

Der Aufhänger, dass der Club angeblich zur Videoüberwachung der Schule gedacht sein soll, hat so seine Tücken. Mich selbst hat das nicht besonders gestört, aber im Grunde wird hier ein sehr heikles Fass aufgemacht: Was, wenn die Clubmitglieder Lehrergespräche mithören oder Mitschüler mit Details aus den Aufnahmen mobben oder erpressen würden etc.? Aus meiner Sicht hätte die Autorin hier mit ein paar Sätzen Regeln aufstellen sollen, die das Ganze etwas absichern. So wirken die Lehrkräfte an dieser Schule schon ziemlich fahrlässig.

Meine Lieblingsfiguren waren übrigens Jasons Onkel Luke und die nerdig-coole Shannon sowie Lara, mit der die Autorin ganz woanders hinwill, als ich anfangs gedacht hatte.

In einem Satz:

„Club der Honks" ist unterhaltsam und witzig, hätte aber locker noch tiefer schürfen können und schafft es für ein rein für Kinder geschriebenes Buch nicht ganz aus dem Erwachsenen-Denken heraus, für eine All-Age-Lektüre aber nicht genug in ein kluges Gesamtkonzept hinein.